Autor:innen:
M. Zimmer (Offenbach, DE)
D. Czarniecki (Frankfurt, DE)
S. Sahm (Offenbach, DE)
Fragestellung: Kommunikation ist der Klebstoff der Teamarbeit. Unter dem Druck der Notfallmedizin kann sie der entscheidende Faktor im Überleben des Patienten sein. Doch wie ist es um die Selbstwahrnehmung im Bereich der Kommunikation im deutschen Rettungsdienst bestellt?
Methodik: Mitarbeiter im Rettungsdienst aus ganz Deutschland nahmen an der anonymen und freiwilligen Onlinebefragung teil.
Ergebnis: Die Teilnehmer (TN, w=17,7%, m=82,3%) waren Notärzte n=200, Rettungsassistenten n=380 und Notfallsanitäter n=131, im Mittel 35,9±10,5 Jahre alt und hatten 12,5±9,4 Jahre Berufserfahrung. 53,2% (KI 49,5-56,9) hatten großes Interesse am Thema Kommunikation.
Bei Übergaben vergessen 81,3% (KI 78,3-84,1) selten mitgeteilte Informationen und 78,9% (KI 75,8-81,9) selten Informationen zu übergeben. Bei übernommenen Aufgaben wiederholen 57% die Aufgabenstellung selten / nie laut. Bei erledigten Aufgaben sagen 26,6% dies selten / nie laut an. Stress sorgt bei den TN dafür, dass 5,4% (KI 3,8-7,3) oft etwas verwechseln, 8,9% (KI 6,9-11,2) sich oft verhören, sich 18,5% (KI 15,7-21,6) oft unpräzise ausdrücke, 28,0% (KI 24,8-31,5) oft weniger kommunizieren und sich 8,5% (KI 6,5-10,8) im Ton vergreifen.
Die Auswirkungen der Kommunikationsfehler führen bei 85,1% (KI 82,2-87,7) zu schlechten Gefühlen, 37,6% (KI 34,0-41,4) schämen sich, 31,3% (KI 27,8-34,9) haben Angst vor Sanktionen und für 11,4% (KI 9,1-14,0) ist es nicht schlimm. Scham besteht eher bei Unerfahrene als bei Erfahrene (51 vs. 31%). Sanktionen werden eher von Nicht-Ärzten als von Arzt befürchtet (35% vs. 18%).
Die Ursachen für schlechte professionelle Kommunikation sehen 83,0% (KI 80,0-85,7) in den Charakterzügen der Kollegen, 66,9% (KI 63,2-70,3) im Führungsverhalten, 56,9% (KI 53,2-60,6) in der Arbeitsorganisation, 56,1% (KI 52,3-59,8) mangelnde Fortbildungsmöglichkeiten und 49,7% (KI 46,0-53,5) in den Charakterzügen der eigenen Person. Tendenziell galt je älter der TN desto eher war Führungsverhalten ursächlich und eher Nicht-Ärzte sehen einen Mangel bei den Fortbildungsmöglichkeiten. Eine Kommunikation über vorgefallene Fehler findet bei 2,0% (KI 1,1-3,3) nicht, bei 45,9% (KI 42,1-49,6) mit Vorgesetzen, bei 90,2% (KI 87,7-92,2) mit Kollegen und bei 83,1% (KI 80,2-85,8) mit Freunde statt. 43,7% (KI 39,9-47,4) wünschen eine Supervision zur Kommunikation mit einem Mediator. 96,3% (KI 94,6-97,6) wünschen sich eine gemeinsame Fortbildung von Ärzten und Nicht-Ärzten.
Mit Standards möchten 43,0% (KI 39,4-46,8) bei der allg. Arbeit und 45,4% (KI 41,7-49,1) bei Übergaben arbeiten. 57,1% (KI 53,3-60,8) wünschen ein regelmäßiges Kommunikationstraining und für 79,7% (KI 76,6-82,7) sollte es Teil der Berufsausbildung sein.
Schlussfolgerung: In der Fort- und Ausbildung aller Personen im Rettungsdienst sollte die Kommunikation im Team und bei Übergaben einen größeren Raum einnehmen. Informationsübergaben sollten in einem geschützten Raum stattfinden. Der Umgang mit der Kommunikation sollte professionalisiert werden.