09:00 Uhr
Kinder zwischen Schule, chronischer Erkrankung/Behinderung, Sport und Inklusion
S. Taraks (Osnabrück, DE)
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S. Taraks (Osnabrück, DE)
Kinder zwischen Schule, chronischer Erkrankung/Behinderung, Sport und Inklusion
Kinder mit chronischen Erkrankungen oder Behinderung stehen auch in der Schule immer wieder vor der Frage, ob und wie sie am alltäglichen Schul- und Sport-Leben teilhaben können. Wohlmöglich werden sie dauerhaft vom Sportunterricht befreit oder können an einer sportorientierten Klassenreise nicht im vollen Umfang oder auch gar nicht teilnehmen.
In der UN-Kinderrechtskonvention ist festgeschrieben, dass auch ein behindertes Kind ein Recht auf aktive Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft hat. Auch diese Kinder haben ein Recht auf Bildung, zu der auch die Teilhabe am Sportunterricht und an anderen schulischen Aktivitäten wie Schulveranstaltungen, Bundesjugendspielen, sportorientieren Klassenreisen u.v.m zählen. Gerade weil Sport und Bewegung andere kognitive und soziale Entwicklungen positiv verstärken, ist die Sportförderung keine lästige Pflicht, sondern ein zentraler Punkt der Teilhabe an Bildung.
Viele langjährige Projekte haben gezeigt, dass chronischen Krankheiten oder Behinderungen eine aktive Teilhabe am Sport nicht ausschließen. Jedoch zeigen sie, dass personelle, sachliche, medizinische, organisatorische und pädagogische Maßnahmen hierfür notwendig und sinnvoll sind.
In Münster haben sich aus der Kinderonkologie heraus seit mehr als 20 Jahren Wintersportfreizeiten etabliert, welche es heute Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet ermöglichen, trotz oder gerade wegen einer Behinderung oder chronischen Erkrankung am Schneesport aktiv teilzunehmen. Hinzu gekommen ist ein ähnliches Projekt im Bereich Wassersport. Außerdem wird z.B. nach einer längeren Erkrankung die Wiedereingliederung in Schulsport und die Teilhabe an sportbezogenen Klassenreisen unterstützt.
Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst steht im Gefüge zwischen Kind und Familie, Schule/Schulsport sowie den behandelnden Ärzten und Therapeuten. Sowohl die medizinisch-therapeutischen Aspekte als auch der Aspekt der Teilhabe und Eingliederungshilfe sollten in Gutachten Berücksichtigung finden. Nach §59 SGB XII gehört es zu den Aufgaben des Gesundheitsamtes, Menschen mit Behinderungen zu den Maßnahmen der Eingliederungshilfe zu beraten. Die Hilfe zu einer angemessenen Schulbildung zählt zu den originären Aufgaben der Eingliederungshilfe. Daher gehört es zu den Aufgaben des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes, Kinder und Jugendliche mit Behinderungen auch in Bezug auf Sport und Bewegung zu beraten und gemeinsam mit der betreuenden Schule Konzepte für eine Inklusion in allen Teilbereichen des Schulalltags einschließlich Schulsport, Schulveranstaltungen und Klassenreisen zu entwickeln.
09:40 Uhr
Die Seiteinsteigendenuntersuchung am Gesundheitsamt der Stadt Köln – Probleme, Herausforderungen, Lösungsansätze
S. Feddern (Köln, DE)
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S. Feddern (Köln, DE)
Aufgrund der rasch ansteigenden Zahl der zugereisten Geflüchteten in den Jahren 2015/2016, stieg in der Stadt Köln ebenso der Bedarf an Seiteinsteigendenuntersuchungen schulpflichtiger Kinder und Jugendlicher, die durch die Mitarbeiter/innen des Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des Gesundheitsamtes durchgeführt wurden.
Zahl der Seiteinsteigendenuntersuchung: 2015: 1.777 2016: 3.051 2017: 835 (Stand 29.09.2017)
Herausforderungen:
• Bewältigung des hohen Aufkommens an Seiteinsteigendenuntersuchungen zusätzlich zu den Pflichtaufgaben
• Sprachbarriere, häufig inadäquate Übersetzung durch Laiendolmetscher (Familienmitglieder, Bekannte)
• Strukturunkenntnis der Geflüchteten in Bezug auf das deutsche Schul- und Gesundheitssystem
• Überführung der Seiteinsteigenden in das medizinische Regelsystem bei auffälligen medizinischen Befunden und zum Schließen von Impflücken
Antworten:
• Umverteilung personeller Ressourcen innerhalb des Gesundheitsamtes und Rückstellung anderer Aufgaben
• Einsatz eines Videodolmetschers. Schnelle Verfügbarkeit und hohes Maß an Mobilität, daher keine örtliche Bindung
• Aufklärung über das Gesundheitssystem per Videodolmetscher Weiterleitung in das Gesundheitssystem bei auffälligen medizinischen Befunden
• Einrichtung einer aufsuchenden Impfsprechstunde in Notunterkünfte und Erweiterung der Seiteinsteigendenuntersuchung um ein Impfangebot (Masern-Mumps-Röteln, Windpocken; im Verlauf auch Angebot einer Grundimmunisierung und saisonale Impfungen)
Erfolge:
• Rasche Überführung der Seiteinsteigenden in das Bildungssystem sowie Weiterleitung in das medizinische Regelsystem bei auffälligen medizinischen Befunden
• Hohe Akzeptanz des Videodolmetscher und adäquate Vermittlung aller medizinischen Inhalte der Untersuchung
• Hohe Akzeptanz des Impfangebotes, Schließung von Impflücken und konsekutiv Vermeidung von Ausbrüchen aerogen übertragbarer Erkrankungen
Fazit:
Die hohe Anzahl von Seiteinsteigendenuntersuchungen, die Sprachbarriere, die Strukturunkenntnis des Bildungs- und Gesundheitssystemes sowie die Überführung der Geflüchteten in das medizinische Regelsystem stellen Herausforderungen bei der Untersuchung von Seiteneinsteigenden durch die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes der Stadt Köln dar. Durch die Umverteilung personeller Ressourcen, den Einsatz eines Videodolmetschers sowie der Einrichtung einer Impfsprechstunde, konnte diesen Herausforderungen begegnet werden. Eine hohe Akzeptanz des Videodolmetschers führte zu einer besseren medizinischen Beurteilbarkeit der Kinder und Jugendlichen durch die Schulärztinnen/Schulärzte des Gesundheitsamtes Köln sowie zu einer schnelleren Überführung der Schülerinnen und Schüler in das Bildungs- und Gesundheitssystem. Die ebenfalls hohe Akzeptanz der Impfangebote führte zum Schließen von Impflücken sowie zur Vermeidung von Ausbrüchen aerogen übertragbarer Krankheiten.
10:00 Uhr
Erfahrungen zum zweizeitigen Vorgehen bei der Untersuchung von Seiteneinsteigenden
K. Kubini (Aachen, DE)