09:00 Uhr
Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Gesundheits-und Kindesschutz bei den Frühen Hilfen durch verstärkte Einbindung des kommunalen Gesundheitsdienstes
A. Windorfer (Hannover, DE)
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Autor:in:
A. Windorfer (Hannover, DE)
Bei der aufsuchenden Hilfe und Betreuung von Kindern in Familien in psychosozial schwierigen Lebenssituationen durch Fachkräfte Frühe Hilfen (Familienhebammen und Familien-Gesundheits-und Kinderkrankenpflegerinnen) spielt der kommunale Gesundheitsdienst nur in wenigen Kommunen eine prägende Rolle. Dabei zeigt eine vor kurzem von der Stiftung EINE CHANCE FÜR KINDER bei niedersächsischen Fachkräften Frühe Hilfen durchgeführte Befragung, dass ein erhebliches Interesse dieser Fachkräfte an einer stärkeren Einbindung des kommunalen ÖGD besteht. Wichtig dabei können neben fachlichen auch formale Hilfen sein, wie z.B. eine stärkere Beteiligung bei Fragen der Qualitätssicherung.
Es gibt mehrere Möglichkeiten den Öffentlichen Gesundheitsdienst intensiver in die Frühen Hilfen miteinzubeziehen und damit die Zusammenarbeit zwischen Kindesschutz und Gesundheitsschutz zu stärken. Vor allem der Kinder- und Jugendärztliche Dienst kann eine wichtige Rolle spielen. Die Möglichkeiten, die sich dem kommunalen Gesundheitsdienst bieten
An drei Beispielen aus niedersächsischen Kommunen (Stadt Wilhelmshaven, LK Holminden und LK Aurich) kann gezeigt werden in welch unterschiedlicher, aber immer erfolgreicher Weise der jeweilige Fachdienst Gesundheit zu einer Verbesserung der Arbeit der Frühen Hilfen beitragen kann.
09:20 Uhr
Das Sozialpädiatrische Kita-Konzept - Ein Baustein der Frühen Hilfen – Frühen Chancen in der Region Hannover
A. Wünsch (Hannover, DE)
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Autor:innen:
A. Wünsch (Hannover, DE)
S. Bantel (Hannover, DE)
U. Koglin (Oldenburg, DE)
HINTERGRUND: Das Team Sozialpädiatrie und Jugendmedizin im Fachbereich Jugend der Region Hannover führt im Rahmen des Niedersächsischen Gesetzes über den öffentlichen Gesundheitsdienst §5 jährlich bei ca. 10.000 Kindern die Schuleingangsuntersuchung (SEU) durch. Die Auswertungen der SEU-Daten verweisen auf ein vermehrtes Vorkommen von frühkindlichen Entwicklungsverzögerungen bei Kindern aus bildungsfernen und sozial benachteiligten Familien. Die Datenauswertung zeigt außerdem, dass mit der Anzahl der besuchten Kindergartenjahre die Häufigkeit von Auffälligkeiten zurückgeht. Vor diesem Hintergrund wurde 2014 ein interdisziplinäres Konzept zur Entwicklungsförderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen entwickelt, das einen festen Baustein der Frühen Hilfen – Frühen Chancen der Region Hannover darstellt.
ZIEL: Das übergeordnete Ziel des sozialpädiatrischen Kita-Konzeptes ist es, Kinder mit Förderbedarfen frühzeitig zu identifizieren und durch Fachkräfte der Sozialpädiatrie, der Familien- und Erziehungsberatungsstellen, der individuellen Sprachförderung und durch Angebote des Netzwerks Früher Hilfen zu unterstützen. Ein weiteres Ziel ist die bessere Vernetzung der Fachkräfte sowohl vor Ort in den Kitas und in den lokalen Netzwerken der Frühen Hilfen als auch übergeordnet im Fachbereich Jugend der Region Hannover. Auf Ebene der Kindertageseinrichtungen soll das Kita-Konzept zur Kompetenzsteigerung der pädagogischen Fachkräfte beitragen.
METHODIK: Anhand der Daten der SEU und im Abgleich mit den Daten des Sozialberichts der Region Hannover wurden Kindertageseinrichtungen mit einem vermehrten Anteil von Kindern mit Förderbedarfen identifiziert. Diesen Kommunen bzw. Kitas wurde eine Teilnahme am sozialpädiatrischen Kita-Konzept angeboten. Zur Beurteilung der kindlichen Entwicklung wurden in den teilnehmenden Kitas alle pädagogischen Fachkräfte zur einheitlichen Entwicklungsbeobachtung und –dokumentation (EBD) geschult. Anhand dieses Verfahrens werden alle Kinder 2x jährlich in ihrer Entwicklung eingeschätzt. Bei Auffälligkeiten erfolgt ein differenziertes Entwicklungsscreening mit anschließender Beratung in den Dienststellen der Sozialpädiatrie. Die Fachkräfte der Sozialpädiatrie und der Familien- und Erziehungsberatungsstelle bieten regelmäßige Sprechstunden und Elternabende In den teilnehmenden Kitas vor Ort an. Eine Sprachförderung findet entweder im alltagsintegrierten oder individuellen Fördersetting statt.
FAZIT: Die Auswertungen der 2.224 EBD-Bögen zeigen mit 32% einen hohen Anteil auffälliger und grenzwertiger Sprachergebnisse und unterstreichen damit den besonderen Bedarf der berücksichtigten Kindertageseinrichtungen. Das Konzept zeigt außerdem, wie eine gute Vernetzung von Akteuren auf lokaler und übergeordneter Ebene und damit eine frühzeitige und individuelle Begleitung und Förderung von Kindern und ihren Familien gelingen kann.
09:40 Uhr
Kinderschutz im öffentlichen Gesundheitsdienst
A. Eulgem (Köln, DE)
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Autor:in:
A. Eulgem (Köln, DE)
Kinderschutz im öffentlichen Gesundheitsdienst
„Kinderschutz gehört grundsätzlich in den Verantwortungsbereich aller Institutionen und Fachpersonen, die beruflich mit Kindern zu tun haben. Er soll integrierter Bestandteil des Leistungsauftrages aller dort tätigen Disziplinen sein. Nach allen epidemiologischen Arbeiten ist Kindesmisshandlung zwar häufig, wird jedoch zu selten diagnostiziert…“
(aus: http://dakj.de/wp-content/uploads/2012/10/empfehlungen-kinderschutz-kliniken-1.6-2016.pdf )
Das Erkennen einer möglichen Kindeswohlgefährdung und der nachfolgende Schutz der betroffenen Kinder (z.B. durch Beratung und Hinwirkung auf Inanspruchnahme von Hilfen) setzen Aufmerksamkeit, Sensibilität und die Bereitschaft zu einem multiprofessionellen Handeln voraus. Hilfreich und entlastend ist in diesen Situationen das Vorliegen eines strukturierten und auf die jeweilige Institution abgestimmten Handlungsleitfadens.
(http://www.ag-kim.de/forschung/standard-bei-v-a-kindesmisshandlung )
Der Vortrag zeigt u.a. die Handlungsmöglichkeiten des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes in der täglichen Arbeit auf, wenn z.B. bei den Untersuchungen in Kindergärten und Schulen der Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung erhoben wird bzw. von Bezugs- bzw. Betreuungspersonen Verdachtsmomente geäußert werden. Mit Hilfe eines standardisierten Vorgehens im Rahmen der Befunderhebung, Dokumentation, Fallbesprechung und -beratung in einem multiprofessionellen Team und der Festlegung des weiteren Vorgehens, kann wirksamer Kinderschutz gelingen. Präventions- und Interventionsmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Bereichen (Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, zahnärztlicher Dienst und Frühe Hilfen) des ÖGDs werden aufgezeigt.
Die beiden Fachärztinnen und zertifizierten Kinderschutzmedizinerinnen (nach DG KiM) werden Ihnen zudem die Kinderschutzgruppe des Gesundheitsamtes der Stadt Köln vorstellen.
10:00 Uhr
Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst Türöffner zur Regelversorgung?
G. Ellsäßer (Zossen, DE)
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Autor:innen:
G. Ellsäßer (Zossen, DE)
S. Gottschalk (Zossen, DE)
Hintergrund: Die Einschulungsuntersuchung in den Bundesländern beinhaltet vier Schwerpunkte: individualmedizinische und sozialkompensatorische Aspekte, betriebsmedizinische Aufgaben (für Kita und Schule) und die Identifizierung von Handlungsbedarfen für eine gezielte Gesundheitsplanung (Daten für Taten). In diesem Beitrag werden die medizinischen Versorgungsbedarfe der Einschulungskinder im Spiegel ihrer sozialen Lage dargestellt und in welchem Ausmaß der KJGD die Kinder der medizinischen Versorgung zuführt.
Methodik: Datenquelle ist die Brandenburger Einschulungsuntersuchung 2016 (N=24.973, Jungen 13.258/ Mädchen 11.715). In der ärztlichen Dokumentation wird Kind bezögen erfasst, ob in den letzten 12 Monaten eine ärztliche Behandlung bestand und bei nicht ausreichender ärztlicher Versorgung eine Überweisungsempfehlung dokumentiert (wenn den Eltern empfohlen. Darüber hinaus wird die soziale Lage nach der Bildung und Erwerbstätigkeit für jedes Elternteil getrennt erfasst und daraus ein additiver Sozialindex gebildet (siehe www.gesundheitsplattform.brandenburg.de)
Ergebnis: Insgesamt wurde bei 68,3 % der untersuchten Jungen und 61,1 % der untersuchten Mädchen ein medizinischer Befund dokumentiert und dieser bei rund einem Fünftel erstmalig durch den KJGD festgestellt. Eine Überweisungsempfehlung(UE) zur fachärztlichen Diagnostik bzw. Behandlung erfolgte bei über einem Drittel der Kinder mit medizinischem Befund (Jungen 37%, Mädchen 35 %). Bezogen auf die soziale Lage der Kinder (niedriger vs. hoher Sozialstatus) wurden bei Kindern aus Familien mit niedrigem Sozialstatus dreimal so häufig medizinische Befunde festgestellt im Vergleich zu Kindern aus Familien mit hohem Sozialstatus (84 % vs. 28,6 %). Obwohl sie bereits häufiger in ärztlicher Behandlung waren, mussten mehr Überweisungsempfehlungen zur weiteren Diagnostik bzw. Behandlung gegeben werden (43% vs. 36 %). Analoge Unterschiede im Versorgungsbedarf zeigten sich bei Kindern mit chronischen Befunden (20 % vs. 14 % UE).
Schlussfolgerung: Die versorgungbezogenen Daten der Einschulungskindern zeigen, wie wichtig diese Untersuchung vor Schulbeginn ist, um nicht ausreichend versorgte Kinder dem medizinische Regelsystem zuzuführen und somit auch soziale Ungleichheiten in der gesundheitlichen Versorgung vor Schulbeginn auszugleichen.