Autor:innen:
N. Rosenkötter (Bielefeld, DE)
R. Annuß (Bielefeld, DE)
K. Simon (Bielefeld, DE)
B. Borrmann (Bielefeld, DE)
Einleitung
Sozioökonomische Faktoren beeinflussen die gesundheitliche Lage der Bevölkerung. Viele Statistiken, die in der Gesundheitsberichterstattung (GBE) genutzt werden, beinhalten jedoch keine sozioökonomischen Merkmale. Ein Monitoring der Entwicklung der Bevölkerungsgesundheit vor dem Hintergrund räumlicher sozioökonomischer Unterschiede war bislang nur auf Basis von Einzelindikatoren oder landesspezifischen Lösungen, wie der Clusteranalyse in Nordrhein-Westfalen (NRW), möglich. Mit dem vom Robert Koch-Institut entwickelten und frei verfügbaren German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) steht ein neues Instrument zur Analyse gesundheitlicher Unterschiede auf Ebene der Gebietszugehörigkeit (Regierungsbezirk, Kreis, Stadt/Gemeinde) zur Verfügung. Dieser Index beinhaltet Indikatoren aus den Bereichen Bildung, Berufsstatus und Einkommen. Für NRW soll geprüft werden, ob sich der GISD, neben einer bundesweiten Anwendung, auch für die Landes- und kommunale GBE eignet.
Methode
Auf Basis des GISD 1998, 2003, 2008 und 2012 wurden Quintile für NRW berechnet (GISD NRW) und die Verteilung und Konstanz der Quintilzugehörigkeit der Kreise und kreisfreien Städte in NRW geprüft.
Der GISD 2012, der auf Ebene der Städte und Gemeinden zur Verfügung steht (GISD GKZ), wurde ebenfalls zur Bildung von NRW Quintilen (GISD GKZ NRW) genutzt. Es wurde ermittelt, in wie vielen Kreisen intrakommunale Unterschiede zu beobachten sind.
Ergebnisse
Auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte zeigt der GISD NRW größtenteils ein zu erwartendes Muster. Besonders die Kreise und kreisfreien Städte im Ruhrgebiet sind in den höheren Deprivationsquintilen verortet. Ein Vergleich der Quintilzugehörigkeit von 1998 bis 2012 zeigt, dass 45% der Kreise und kreisfreien Städte im gleichen Quintil verbleiben, 17% wechseln im Zeitverlauf in ein niedrigeres Quintil, erreichen also einen geringeren Deprivationsgrad und bei 21% nimmt die Deprivation zu. In 17% der Kreise und kreisfreien Städte ist kein eindeutiger Trend erkennbar.
Der GISD GKZ NRW (2012) zeigt für 84% der Kreise in NRW (ohne kreisfreie Städte) intrakommunale Unterschiede des Deprivationsgrads. Mehrheitlich lassen sich innerhalb der Kreise Städte und Gemeinden finden, die zwei Quintilen zugeordnet sind (55%) und damit eine eher geringe Deprivationsvarianz aufweisen. Bei 26% der Kreise gehören die kreiszugehörigen Städte und Gemeinden drei Quintilen an und in einem Kreis (3%) verteilen sich die Städte und Gemeinden auf vier Quintile.
Diskussion
Die Analyse hat gezeigt, dass der GISD auch für die GBE auf Landes- und kommunaler Ebene verwendet werden kann. Er bildet sozioökonomische Landesspezifika ab und ist im Rahmen der Landes- und kommunalen GBE für interkommunale Vergleiche anwendbar. Intrakommunale Vergleiche sind in Kreisen auf Ebene der Städte und Gemeinden durchführbar, aber nicht in kreisfreien Städten.