Autor:innen:
G. Pichler (Graz, AT)
N. Höller (Graz, DE)
N. Baik-Schneditz (Graz, DE)
B. Schwaberger (Graz, DE)
L. Mileder (Graz, DE)
B. Urlesberger (Graz, DE)
Hintergrund: Das frühzeitige Erkennen kardio-zirkulatorischer Einschränkungen stellt speziell bei Frühgeborenen mit Infektion einen wichtigen Eckpfeiler in deren Behandlung dar. Dabei gewinnen die mittels Nahinfrarot-Spektroskopie (NIRS) nichtinvasiv gemessenen zerebralen und peripher-muskulären Gewebsoxygenierungen sowie deren Verhältnis zunehmend an Interesse.
Fragestellung: In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob sich das Verhältnis der zerebralen und peripher-muskulären Gewebsoxygenierung bei Frühgeborenen mit und ohne Infektion innerhalb der ersten 24 Lebensstunden nach Geburt unterscheidet.
Material und Methoden: In dieser Beobachtungsstudie wurden sekundäre Outcome-Parameter einer randomisierten kontrollierten Studie („Avoiding Hypotension in Preterm Neonates“: ClinicalTrials.gov-Nummer NCT01910467) analysiert. Frühgeborene unter der 37. SSW mit einem Risiko, eine Infektion/Sepsis aufgrund eines vorzeitigen Blasensprungs bzw. eines mütterlichen Amnioninfektionssyndroms zu entwickeln, wurden eingeschlossen. Die inkludierten Frühgeborenen wurden in eine Gruppe mit Infektion (Nabelschnur IL-6 >100pg/ml und/oder >34000 Leukozyten/µl und/oder CRP >10mg/l am ersten bzw. zweiten Lebenstag) und in eine Vergleichsgruppe ohne Infektion aufgeteilt. In beiden Gruppen wurden, beginnend innerhalb der ersten sechs Lebensstunden, simultane und über 24 Stunden dauernde kontinuierliche Messungen der zerebralen (cTOI) und peripher-muskulären (pTOI) Oxygenierung mittels NIRO 200NX (Hamamatsu, Japan) durchgeführt. cTOI, pTOI und das Verhältnis von cTOI/pTOI wurden jeweils stündlich über 24 Stunden gemittelt und die Ergebnisse der beiden Gruppen miteinander verglichen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 98 Frühgeborene in diese Studie inkludiert. In die Infektionsgruppe wurden 11 (Gestationsalter 31,8±3,2 SSW; Geburtsgewicht 1643,5±624,5g) und in die Vergleichsgruppe 87 Frühgeborene (Gestationsalter 32,9±2,0 SSW, p=0,11; Geburtsgewicht 1859,9±488,0g, p=0,18) eingeschlossen.
cTOI betreffend gab es über 24 Stunden keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. In Hinblick auf pTOI konnte in den Stunden 5 (Infektionsgruppe 70,4±8,3% vs. Vergleichsgruppe 75,4±5,3%; p<0,05) , 7 (69,6±8,4% vs. 74,2±6,1%; p<0,05) und 25 (65,3±5,8% vs. 73,5±3,8%; p<0,05) ein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Das Verhältnis von cTOI/pTOI zeigte ebenfalls in Stunde 5 einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen (1,1±0,3 vs. 0,9±0,1; p<0,05).
Schlussfolgerung: Mit dieser Studie konnte gezeigt werden, dass bei Frühgeborenen mit Infektion innerhalb des ersten Lebenstages im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne Infektion signifikante Veränderungen der peripher-muskulären Gewebsoxygenierung auftreten und dies auch einen Unterschied zwischen den Gruppen im Verhältnis der zerebralen/peripheren Gewebsoxygenierung bewirkt.