Autor:innen:
B. Steif (Erlangen, DE)
P. Morhart (Erlangen, DE)
J. Moosmann (Erlangen, DE)
M. Glöckler (Erlangen, DE)
C. Weiß (Mannheim, DE)
H. Müller (Erlangen, DE)
Hintergrund: Ein Prozent aller Kinder kommt mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt, von denen ein Viertel zu den zyanotischen Herzvitien zählt. Eine Ductus-abhängige Lungenperfusion bedingt postnatal eine Therapie mit Alprostadil bis zur operativen Versorgung. Diese Therapie kann bei Frühgeborenen länger erfolgen, wenn das Risiko der Operation durch die Frühgeburtlichkeit hoch ist.
Fragestellung: Es soll untersucht werden, welchen Einfluss die Therapie mit Alprostadil bei Frühgeborenen auf den klinischen Verlauf im Rahmen der neonatologischen/kinderkardiologischen Betreuung haben kann.
Patienten und Methoden: Die klinischen Verläufe von neun Frühgeborenen (30,0 – 36,0 SSW) mit Ductus-abhängigem Vitium wurden mit neun der Schwangerschaftswoche und dem Geburtsgewicht entsprechenden Frühgeborenen ohne Herzfehler retrospektiv verglichen (Matched-Pairs-Analyse). Ausgewertet wurden die Beatmungsdauer (invasiv und nicht invasiv), die Tage mit parenteraler Ernährung sowie die Häufigkeit einer nekrotisierenden Enterokolitis (NEC). Zum Vergleich der beiden Gruppen wurde ein t-Test, U-Test von Mann und Whitney oder Fishers exakter Test verwendet.
Ergebnisse: Die Gruppe der Frühgeborenen mit zyanotischem Vitium und die entsprechende Vergleichsgruppe von Frühgeborenen ohne Vitium hatten ein vergleichbares Geburtsgewicht und Gestationsalter (Mittelwert ± SD (Range)): 1738 ± 235 g (1320 – 2060 g) versus 1743 ± 220 g (1460 – 2040 g), p = 0,9594, und 33,8 ± 2,1 SSW (30,0 – 36,0 SSW) versus 33,7 ± 1,9 SSW (30,9 – 35,9 SSW), p = 0,9210. Die mediane Therapiedauer mit Alprostadil betrug bei den Herzkindern 46 Tage (22 – 94 Tage). Die Dauer der invasiven Beatmung war bei den Kindern mit Vitium signifikant länger (Median 336 h (6 – 1360 h) versus 0 h (0 – 216 h), p = 0,0013). Analoges gilt für die Dauer der nicht-invasiven Beatmung (Mediane 373 h (23 – 1149 h) versus 0 h (0 – 561 h), p = 0,0322). Zudem waren die Kindern mit Vitium länger parenteral ernährt: Median 31 d (0 – 65 d) versus 7 d (2 – 32 d), p = 0,0170. Bemerkenswert ist, dass 3 der 9 Kinder eine NEC entwickelten (bei 2 Kindern unter der Alprostadil-Therapie mit 8 bzw. 10 ng/kg/min), während eine NEC in der Vergleichsgruppe nicht auftrat. Dieser Unterschied ist jedoch nicht signifikant (p = 0,2059). Bei 2 dieser Kinder trat die NEC unter der Alprostadil-Therapie auf (Dosis: 8 bzw. 10 ng/kg/min), während sie bei einem Kind nach kardiochirurgischer Korrektur (Shunt) zu beobachten war.
Schlussfolgerung: Die Betreuung von Frühgeborenen mit zyanotischem Vitium und Alprostadil-manipuliertem persistierenden Ductus arteriosus ist geprägt von einer längeren Beatmungszeit und durch eine längere parenterale Ernährung. Zudem ist dieses Kollektiv extrem gefährdet eine NEC zu entwickeln. Es sollte daher auf frühe Hinweise engmaschig geachtet werden. Unklar bleibt in der Wertung der Einfluss des Vitiums per se mit dessen Komorbidität, die Medikamentennebenwirkung und des unkalkulierbaren Steal-Phänomens bei PDA.