13:15 Uhr
P149:
Pflege für Pflegende: Empathie in der Care-Arbeit
A. Kocks (Bonn, DE)
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Autor:innen:
A. Kocks (Bonn, DE)
A. Kremer (Bonn, DE)
Einleitung
Ohne Empathie ist Gesundheitsversorgung nur schwer vorstellbar. Sie ist eine wichtige Voraussetzung für den Pflegeberuf, hat eine signifikante Auswirkung auf die empfundene beiderseitige Qualität, wird aber in Aus-, Fort- und Weiterbildungen kaum bis gar nicht thematisiert. Pflegekräfte sind im Alltag enormen psychischen Belastungen ausgesetzt. Dies hat Auswirkungen auf das Empathieverhalten gegenüber anderen wie zu sich selbst. Studien legen nahe, dass Empathie neben einer wohltuenden Wirkung auch belastend sein kann. So können der unreflektierte Umgang mit Empathie oder ein „Zuviel“ oder „Zuwenig“ an Empathie eng assoziiert sein mit klassischen Belastungsfolgen wie Berufsunzufriedenheit, Depressivität, Burn-Out, psychosomatischen Symptomen oder dem Wunsch den Beruf zu verlasen.
Methode
Das BMBF geförderte Verbundforschungsprojekt „Pflege für Pflegende: Entwicklung und Verankerung eines empathiebasierten Entlastungskonzepts in der Care-Arbeit“ (empCARE) hat die Entwicklung und Evaluierung eines empathiebasierten Entlastungskonzepts für Pflegekräfte zum Ziel. Das Konzept zielt präventiv auf den empathischen Prozess der Interaktion von Pflegenden untereinander bzw. mit Patienten und Angehörigen. Auf Basis nicht bewertender Wahrnehmung wird ein direkter kommunikativer Abgleich von Bedürfnissen aller Beteiligten ermöglicht. Hierzu kombiniert das Konzept kurz- und langfristige Coachingmaßnahmen zur Kompetenzentwicklung, um den Transfer in die Praxis zu sichern.
Ergebnisse
Der Vortrag stellt den Relevanzrahmen des Projektes, das entwickelte Konzept sowie erste Erfahrungen und Ergebnisse der summativen und formativen Evaluation aus der laufenden Umsetzung der Schulungen und Coachings vor.
Diskussion
Der empathische Umgang ist nicht nur im Umgang mit Patienten und Angehörigen relevant, sondern adressiert immer auch die Person selbst. Es stellt sich die Frage wie ein bewusster empathischer Umgang das Belastungserleben und die Berufszufriedenheit von Pflegenden positiv beeinflussen können.
Verbundpartner empCARE:
• Institut für Psychologie der Universität-Duisburg Essen (Verbundleitung: Univ.-Prof. Dr. Marcus Roth)
• Pflegedirektion und das Bildungszentrum des Uniklinikums Köln (Leitung: Vera Lux)
• Pflegedirektion des Universitätsklinikums Bonn (Leitung: Andreas Kocks, BScN, MScN)
• DIE MOBILE Intensivpflege Köln GmbH & Co. KG (Leitung: Daniela Roling, Dipl.-Medizinökonomin)
Angaben zur Person
Andreas Kocks: Krankenpfleger und Pflegewissenschaftler (BScN, MScN, in Promotion) am Universitätsklinikum Bonn Deutschland, Sprecher des Netzwerkes Pflegeforschung an Universitätskliniken des VPU, Standortprojektleiter im BMBF-Forschungsprojekt empCARE.
andreas.kocks@ukb.uni-bonn.de
13:20 Uhr
P150:
Herausforderungen und Chancen der Einarbeitung international angeworbener Pflegefachkräfte am Beispiel der Neonatologie am Universitätsklinikum Bonn
A. Kocks (Bonn, DE)
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Autor:innen:
A. Kremer (Bonn, DE)
S. Wilmes (Bonn, DE)
L. Horstkamp (Bonn, DE)
A. Kocks (Bonn, DE)
Hintergrund
Die gestiegene Anzahl der neonatologischen Fallzahlen, die Personalvorgaben des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und die nicht ausreichenden Bewerberzahlen national bringen die Herausforderung mit sich die Anwerbung im Pflegedienst auch für spezialisierte Bereiche wie die Neonatologie international auszurichten. Dies bringt besondere Herausforderungen in der Einarbeitung und der beruflichen wie auch sozialen Integration mit sich.
Intervention
Im Rahmen einer gezielten internationalen Anwerbung sind sechs neonatologische Pflegefachkräfte mit Berufserfahrung aus Serbien für die Neonatologie am UKB angeworben worden. Es zeigte sich die Notwendigkeit, dass existierende Einarbeitungskonzept für die internationale angeworbene Pflegende anzupassen, zu individualisieren und zu erweitern ist. Das Poster wird das neue Einarbeitungskonzept mit gesonderten theoretischen und praktischen Schulungen, Praxisanleitungen sowie intensiven Sprachtraining vorstellen sowie Erfahrungen aus der Praxisumsetzung reflektieren..
13:25 Uhr
P151:
Der online Streamingdienst NICVIEW – eine gute Möglichkeit für Eltern, Geschwister und Verwandte, dem auf der Intensivstation liegenden Kind trotz räumlicher Entfernung nah zu sein.
A. Kremer (Bonn, DE)
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Autor:innen:
P. Winner (Bonn, DE)
A. Kremer (Bonn, DE)
A. Kocks (Bonn, DE)
T. Dresbach (Bonn, DE)
A. Müller (Bonn, DE)
Hintergrund: Kranke Neugeborene, vor allem aber frühgeborene Kinder mit einem Geburtsgewicht <1500 g, verbringen ihre ersten Lebenswochen oder gar Monate auf einer Neonatologischen Intensivstation. Diese Tatsache stellt viele Familien vor eine extreme psychische und organisatorische Belastungssituation.
Trotz der aufgehobenen Besuchszeiten für Eltern auf der NICU, ist es Ihnen oft nicht möglich, rund um die Uhr bei Ihrem stationären Kind zu sein. Nicht selten gibt es schon größere Geschwister, die ebenfalls Zuwendung und Aufmerksamkeit fordern.
Im November 2016 wurden 5 unserer Bettplätze mit einer Kamera ausgestattet, die den Angehörigen die Möglichkeit gibt, Ihr Kind via eines online Streamingdienstes zu beobachten. Oft reicht ein kurzer Blick aus der Ferne in den Brutkasten schon aus, um sich zu vergewissern, dass das Kind friedlich schläft und allen in Ordnung ist. Die so wichtige, frühe Eltern-Kind-Bindung, die durch einen längeren Krankenhausaufenthalt des Kindes auf eine harte Probe gestellt wird, kann durch diesen visuellen Zugang gefördert werden.
Fragestellung: Ein Jahr nach der Etablierung des NICVIEW Systems werden die Teammitglieder unserer Intensivstation nach ihrer persönlichen Erfahrung mit dem Streamingdienst befragt.
Methode & Ergebnis: Der Fragebogen beinhaltet 8 Fragen zum Umgang mit dem Kamerasystem , die anhand einer Likert-Skala beantwortet werden. Die 9. Frage bezieht sich auf das Feedback der Eltern und die eigenen Erfahrungen mit dem online Streamingdienst , ein freier Antworttext ist hier erwünscht.
Die Fragebögen werden ausgewertet und das Ergebnis wird im Poster präsentiert.
13:30 Uhr
P152:
Welche Frühchensignale sollten Eltern kennen? - Eine Expertenbefragung
J. Jahnke (Dresden, DE)
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Autor:innen:
J. Jahnke (Dresden, DE)
P. Neutzner (Dresden, DE)
M. Rüdiger (Dresden, DE)
J. Reichert (Dresden, DE)
Hintergrund
Im Rahmen eines Trainings sollen Eltern frühgeborener Kinder Expertenwissen zu Frühchensignalen erwerben. Dabei geht es vor allem um die Befähigung der Eltern, diese Signale zu erkennen und das Wissen im direkten Umgang mit ihrem Kind adäquat einzusetzen. Ob der Fülle an Signalen und der zeitlichen Beschränkung der geplanten Intervention kann den Eltern jedoch nur eine Auswahl an Signalen vermittelt werden.
Fragestellung
Welche Signale Frühgeborener sind laut Expertenurteil relevant, um Eltern zur Gestaltung eines adäquaten Umgangs mit ihrem frühgeborenen Kind zu befähigen.
Material/Methoden
Auf Grundlage des Assessment of Preterm Infant Behavior (dt. Fassung, Huppertz-Kessler et al., 2009) wurde ein Fragebogen für ein Expertenrating erstellt. Die Befragten sollten darin aus 52 Möglichkeiten 10 zwingend durch die Eltern zu erkennende Signale auswählen. Der Fragebogen wurde ÄrztInnen und Pflegenden von Level I Zentren in Deutschland zur Verfügung gestellt sowie während einer Fortbildungsveranstaltung für dieses Fachpersonal in Sachsen ausgegeben. Die Signale wurden im Anschluss auf ihre Häufigkeitsverteilung analysiert.
Ergebnisse
Es konnten 50 von 52 Fragebögen ausgewertet werden. Die Mehrzahl der Befragten waren Gesundheits- und KinderkrankenpflegerInnen, gefolgt von ÄrztInnen und anderen medizin. Fachberufen. Die am häufigsten ausgewählten Signale waren Hautfarbe, Atemtätigkeit, Zuckungen des Köpers/der Extremitäten, Aufschrecken sowie Saug-Suchbewegungen. Am geringsten angekreuzt wurden hingegen Salutieren, Seufzen, Aufstoßen, Sprechbewegungen, Falten/Umfassen von Händen/Füßen sowie geöffnetes Gesicht und geschmeidige Bewegungen.
Diskussion und Schlussfolgerungen
Bei der Betrachtung der Ergebnisse fällt auf, dass Experten insbesondere Signale der Anspannung und Belastung ausgewählten, welche sich entwicklungsdynamisch in den Systemen der Physiologischen Stabilität und der Motorischen Organisation (Als, 1983, 1986) wiederfinden. Deutlich weniger präferiert wurden hingegen Signale der Aufmerksamkeit/Interaktion sowie der Selbstregulation. In der Entwicklung eines Elterntrainings erachten die befragten Experten demnach besonderes jene Signale als bedeutsam, die Stress auf den basalen Ebenen der kindlichen physiologischen und motorischen Regulation und ggf. sogar vitale Bedrohung indizieren. Augenscheinlich steht bei der Diskussion elterlicher Entwicklungsbegleitung des frühgeborenen Kindes die Stressvermeidung im Vordergrund ärztlicher und pflegerischer Beurteilung. Weniger im Vordergrund scheinen hingegen Signale zu stehen, die Eltern zu einer Interaktion mit ihrem Kind einladen würden.
Zusammenfassend regen die vorgestellten Ergebnisse eine Diskussion um die Rolle der Eltern im Prozess der Entwicklungsförderung ihres frühgeborenen Kindes noch während des Stationsaufenthalts sowie Umfang und Art ihrer Beteiligung an seiner Pflege und Versorgung an.
13:35 Uhr
P153:
Videobasierte Kontingenzanalyse zur Beurteilung der Eltern-Kind-Interaktion während der stationären Behandlung nach Frühgeburt – ViKo-Studie
E. Shahi (Dresden, DE)
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Autor:innen:
E. Shahi (Dresden, DE)
P. Neutzner (Dresden, DE)
J. Reichert (Dresden, DE)
M. Rüdiger (Dresden, DE)
Hintergrund
Der Eltern-Kind-Interaktion wird eine bedeutsame Rolle für eine gesunde kindliche Entwicklung zugeschrieben. Insbesondere im Kontext einer zu frühen Geburt stellt eine hohe Interaktionsqualität einen Resilienzfaktor für die Kinder dar. Die Qualität von Interaktionen kann über Kontingenzen zwischen kindlichem Verhalten und unmittelbarer entwicklungsförderlicher Reaktion der Eltern operationalisiert werden. Bisher ist wenig darüber bekannt, ob bereits zu einem frühen Zeitpunkt in der Entwicklung frühgeborener Kinder Kontingenzen in der Eltern-Kind-Interaktion auftreten.
Fragestellung
Sind bereits während der stationären Behandlung Verhaltenskontingenzen zwischen interaktionalen Verhaltensweisen frühgeborener Kinder und ihren Bezugspersonen feststellbar?
Material und Methoden
2-minütige Interaktionssequenzen zwischen N = 17 Bezugspersonen und ihren frühgeborenen Kindern wurden in einer standardisierten Versorgungssituation aufgenommen und mikroanalytisch ausgewertet. Eingeschlossen waren Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g. Ausschlusskriterien waren neurologische Beeinträchtigungen der Kinder (ICH bzw. IVH ≥ III, PVL, Hydrozephalus) und das Vorliegen einer psychischen Störung auf Seiten der Bezugspersonen. Für die Analyse wurde ein Beobachtungsinstrument auf Basis bestehender Theorien (Als, 1982; Papousek & Papousek, 1995) und Instrumente (CARE-Index, Crittenden, 2005; MBS-MKI-S, Esser & Scheven, 1989; MKK, Papousek, 1996) entwickelt und nach einem standardisierten Vorgehen angewendet. Dabei lag der Schwerpunkt auf in der Situation erfassbaren und objektiv beurteilbaren Verhaltensweisen, die bei Kindern bereits zu diesem Entwicklungszeitpunkt beobachtbar sind.
Ergebnisse
Die Kinder wiesen ein durchschnittliches Geburtsgewicht von Md = 1305 g (Q.25-Q.75 = 1145.5-1430.0 g) und ein durchschnittliches postmenstruelles Alter von M = 214 Tagen (SD = 17) bei Geburt und von M = 244 Tagen (SD = 16) bei Videographie auf. Bei den Kindern war bereits interaktives Verhalten beobachtbar, dieses überwog zeitlich jedoch nicht. Eltern Frühgeborener zeigten überwiegend interaktionsrelevante Verhaltensweisen. Als kontingente Reaktion erfolgte am häufigsten das elterliche Sprechen auf das Lautieren und das Augenöffnen der Kinder. Die Feststellung von Kontingenzen gelang insgesamt in geringem Umfang und für wenige Verhaltenspaare.
Diskussion und Schlussfolgerung
Ursachen für die vorliegenden Ergebnisse könnten unter Anderem in einem Mangel an deutlichen, interaktiven Verhaltenszeichen der Kinder oder in einem erschwerten Zugriff der Eltern auf ihre intuitiven elterlichen Kompetenzen liegen. Auf Basis dieser Ergebnisse macht die Studie Vorschläge für eine veränderte Version des Instrumentes, die in zukünftigen Studien Anwendung finden sollte.
13:40 Uhr
P154:
Wiegenlieder für die Kleinsten – Ein Benefizbuchprojekt von und für Eltern frühgeborener Kinder für Partizipation und Empowerment in der Neonatologie
F. Haslbeck (Zürich, CH)
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Autor:innen:
F. Haslbeck (Zürich, CH)
M. Nelle (Bern, CH)
Wie erste Meta-analysen aufzeigen, kann Musiktherapie die Atemfrequenz Frühgeborener stabilisieren sowie Stress und Ängste der Mütter reduzieren, insbesondere wenn die Mütter selber begonnen haben, live für ihr Kind bspw. beim Känguruen zu summen. Ziel sollte entsprechend sein, Eltern zum eigenen Summen/Singen für ihr Kind zu motivieren und dadurch nicht nur die Kinder sondern insbesondere ihre Eltern zu empowern und die Eltern-Kind-Beziehung zu stärken. Daher wurde in den letzten Jahren ein Wiegenliederbuch mit internationalen Liedern von und für Eltern Frühgeborener entwickelt, das vorgestellt, diskutiert und verteilt werden soll.
Das Buch basiert auf einem partizipativen Ansatz, der auf drei Elemente setzt, die beim Empowerment wichtig sind: 1. Wissensvermittlung, 2. Entscheidungsfindung und 3. Motivation. Expert/innen und Peers – also selbst von einer Frühgeburt betroffene, ehemalige Eltern – vermitteln im Vor- und Nachwort Wissen zur Bedeutung des Singens für Frühgeborene und regen zur Entscheidungsfindung und zum eigenen Singen an. Peer-Erfahrungen werden zur Motivation genutzt, indem nur Lieder für das Buch ausgewählt wurden, die von selbst betroffenen Eltern gesungen und ausgesucht wurden. Die Lieder sind von einem persönlichen Text der Eltern begleitet, die von ihren positiven Erfahrungen mit dem Singen auf Station berichten und zum Nachahmen anregen sollen. Fotografien der Kinder und persönliche Illustrationen rahmen das gesamte Buch.
Das Buch ist ein gesponsortes Benefizprojekt, das den Eltern zur Geburt ihres Kindes auf der Neonatologie als Geschenk überreicht werden kann. Demnächst werden 5000 Stück an deutsch-sprachige Neonatologiezentren gesendet. Das Buch soll als Medium und Katalysator für das Empowerment zu «frühgewordener» Eltern eingesetzt werden, sei es durch ärztliches oder pflegerisches Personal, Musiktherapeuten sowie andere Mitglieder des therapeutischen Teams in der Neonatologie. Eine weitere Dissemination des Buches wird auf der Webseite des Bundesverbandes „Das Frühgeborene Kind“ e.V. erfolgen, um den Druck weiterer Bücher zu tragen.
Neben der Vorstellung des Buches werden Anregungen zur optimalen Verteilung des Buches und Unterstützung der Eltern durch das Neo-Team gegeben sowie weitere Fragen rund um die Verwendung von Musik in der Neonatologie zur Diskussion gestellt.