Autor:innen:
A. Anagnostou (Frankfurt am Main, DE)
L. Schrod (Frankfurt am Main, DE)
J. Jochim (Offenbach, DE)
J. Enenkel (Offenbach, DE)
W. Krill (Hanau, DE)
R. Schlößer (Frankfurt am Main, DE)
Hintergrund: Gesunde Neugeborene verbringen immer kürzere Zeiten zusammen mit ihren Müttern in einer Geburtsklinik. Da die Neonatalzeit jedoch mit vielerlei medizinischen und sozialen Problemen verbunden sein kann, ist eine engmaschige Versorgung durch Kinderärzte und Hebammen vorgesehen. Wenig bekannt ist, welche Erkrankungen in dieser Zeit zu einer Aufnahme in eine Kinderklinik führen und wie deren Verlauf ist.
Fragestellung: Ziel der Studie ist es, die Diagnosen von Neugeborenen zu erfassen, die von zu Hause in eine Kinderklinik aufgenommen werden müssen. Es sollen prädiktive Parameter für Erkrankungen identifiziert werden und ein möglicher Trend über die Jahre untersucht werden.
Material und Methode: Retrospektiv wurde der Krankheitsverlauf von Neugeborenen, die vom 01.01.2004 bis 31.12.2013 in eine Kinderklinik im Rhein-Main Gebiet (Universitätsklinikum Frankfurt, Klinikum Hanau, Klinikum Offenbach, Klinikum Höchst) aufgenommen wurden, anhand ihrer Patientenunterlagen analysiert. Das Gebiet hat ca. 3 Millionen Einwohnern und die von den Kinderkliniken versorgten Geburtskliniken hatten im Untersuchungszeitraum 181.993 Geburten.
Ergebnisse: Insgesamt wurden die Daten von 2.851 Neugeborenen erfasst. 72 % der Patienten waren spontan zur Welt gekommen. Im untersuchten Zeitraum gab es über die Jahre eine gewisse Schwankung aber keinen signifikanten Trend in der Anzahl der Aufnahmen pro Jahr (p = 0,062). Der Ikterus war mit 27 % die häufigste Hauptdiagnose, gefolgt von der Neugeboreneninfektion (12,4 %) und Ernährungsproblemen (12,3 %). Der Anteil der Kinder mit Ikterusdiagnose war zwischen Oktober und März größer als zwischen April und September (29,0 % vs. 24,5 %, p < 0,001). „ALTE“, Apnoe, Zyanose war mit 7,9 % die sechsthäufigste Diagnose. Kinder, die ausschließlich gestillt wurden, hatten weniger Ernährungsprobleme als Kinder, die eine Mischnahrung oder reine Formulanahrung bekamen (p < 0,001).
Diskussion und Schlussfolgerung: In der vorliegenden Studie konnte keine Zunahme der Krankenhauseinweisungen über die Jahre beobachtet werden. Die häufigsten Gründe für eine Klinikeinweisung in der Neonatalzeit sind der Ikterus (im Winter häufiger als im Sommer) und die Neugeboreneninfektion. Leider kann man aufgrund des retrospektiven Charakters der Studie keine sichere Aussage darüber machen, ob Krankenhausaufenthalte durch intensivere präventive Maßnahmen vermieden werden können. Dazu ist eine prospektive Untersuchung geplant.