Autor:innen:
E. Schock (Hannover, DE)
S. Idel (Hannover, DE)
J. Weidemann (Hannover, DE)
F. Guthmann (Hannover, DE)
Hintergrund
Die nekrotisierende Entercolitis (NEC) ist der häufigste gastrointestinale Notfall in der Neonatologie. Die Pneumatosis coli (PC) erfüllt das wesentliche, radiologische Kriterium einer NEC, unterscheidet sich aber durch einen benignen klinischen Verlauf mit kaum auffälligem Lokalbefund, meist unauffälligen Laborparametern und scheint bei Frühgeborenen jenseits der extremen Unreife aufzutreten. Die Entscheidung, ob und inwieweit eine Eskalation der Therapie notwendig ist, kann schwierig sein. Wir präsentieren fünf Fälle einer PC, von denen sich 2 (#4 und 5) 2016/17 in unserer Klinik ereigneten. Allen Fällen gemeinsam ist die radiologisch gesicherte, isolierte Pneumatosis coli.
Fall 1: 35 SSW, 2080 g, 8/9. Nach 48 h Lethargie, blutige, gallige Magenreste, Abwehrspannung. CrP 10 mg/dl, Thr 23.000/nl, Leukozyten normwertig, Blutkultur negativ. Beginn antibiotische Therapie (AB). Besserung nach weiteren 48 h, nach 16 d vollständig enterale Ernährung. Entlassung nach 42 d.
Fall 2: 30 SSW, 875 g, IUGR, 5/7/8. Nach 41 d Abwehrspannung, blutige Stühle mit Notwendigkeit der Intubation und Beatmung. CrP, Leukozyten und I:T normwertig. Keine Hinweise auf NEC oder Perforation (Laparotomie). Blutkultur und Abstriche der Bauchhöhle steril. Entlassung nach 79 d.
Fall 3: 32 SSW, 1635 g, nach 12 d Magenreste, blutige Stühle. CrP, Leukozyten, I:T normwertig. Blutkultur steril. Beginn AB und parenterale Ernährung. Entlassung nach 31 d.
Fall 4: 33 SSW, 1700 g, 7/8/9,nach 6 d blutige Stühle, kutaner Vasospasmus des rechten Oberschenkels. NIPPV-Beatmung. CrP 2,9 mg/dl, Leukozyten normwertig, I:T 0,61. Kein Nachweis freier Luft. Nahrungskarenz. AB für 3 d, Kostaufbau. Blutkultur und Stuhlmikrobiologie/-virologie unauffällig. Entlassung nach 44 d.
Fall 5: 33 SSW, 2750 g, 7/8/8,nach 10 d frischblutige Auflagerungen, Blutbeimengungen im Stuhl. Leukozyten 17,5/nl, CrP, I:T, Thr normwertig. Sonographisch Pneumatosis hepatis u. intestinalis. Nahrungskarenz, AB für 4 d. Kostaufbau. Blutkultur, Stuhlmikrobiologie/-virologie unauffällig. Entlassung nach 27 d.
Schlussfolgerung
Wir zeigen exemplarisch den Verlauf einer PC. Gemeinsam ist, dass negative oder nur geringfügig erhöhte laborchemische Entzündungsparameter vorlagen und die enterale Ernährung bei zügig gebessertem klinischen Befund schnell begonnen werden konnte. Ob es sich bei der PC um eine eigene Entität oder eine benigne Variante der NEC handelt, bleibt unklar. Die NEC ist pathophysiologisch u.a. durch eine ischämische Nekrose gekennzeichnet. Auch der PC liegt eine Ischämie im Wasserscheidenbereich zwischen A. mesenterica superior und inferior zugrunde. Im Gegensatz zur NEC, die mit einer transmuralen Nekrose der Darmwand einhergehen kann, tritt eine Gangrän im Falle einer Pneumatosis coli vermutlich bei Versagen der Riolan’schen Anastomose auf. Wir vermuten, dass die benigne PC häufiger vorkommt, als es die wenigen Kasuistiken vermuten lassen.