13:15 Uhr
P118:
Verspätet diagnostizierte CMV-Infektion mit ZNS-Beteiligung
C. Penker (Bamberg, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
C. Penker (Bamberg, DE)
I. Schöffl (Bamberg, DE)
M. Schatz (Bamberg, DE)
E. Robel-Tillig (Bamberg, DE)
Hintergrund
Das Zytomegalievirus (CMV) besitzt eine hohe Seroprävalenz bei Frauen im gebärfähigen Alter und ist weltweit der häufigste Erreger einer konnatalen Infektion. Im Rahmen einer ZNS-Beteiligung ist die geistige Entwicklung des Kindes oft stark beeinträchtigt. Insbesondere kann es zu einer bleibenden Hörschädigung kommen.
Material und Methoden
Berichtet wird über ein männliches Neugeborenes (SSW 39+5, GG 3190g, APGAR 6/9/10) mit pränatal bekannter beidseitiger Ventrikulomegalie, welches in der 37+4 SSW das erste Mal in der gynäkologischen Abteilung sonographisch untersucht wurde. Hierbei ergab sich der Verdacht auf einen Hydrocephalus internus bei Aquäduktstenose. Eine TORCH-Serologie der Mutter wurde durch die Gynäkologie als negativ bestätigt. Nach Sectio bei Geburtsstillstand erfolgte die kinderklinische Aufnahme zur weiteren Diagnostik.
Ergebnisse
Bei klinisch auffälligem Kind, erhöhten Entzündungswerten und kulturellem B-Streptokokken-Nachweis erfolgte eine antibiotische Therapie.
Sonographisch und in der cMRT ergaben sich ein Hydrocephalus internus, lentikulo-striatale Vaskulopathien sowie zwei mittelgroße Keimlagerzysten. Eine pränatal vermutete Aquäduktstenose konnte nicht bestätigt werden. Der Kopfumfang war mit 36cm (64. Perzentile) normal.
Die augenärztliche Untersuchung der Retina und die Hörprüfung (BERA) ergaben unauffällige Befunde. Die Entlassung erfolgte bei Hydrocephalus internus unklarer Ursache unter engmaschigen neurologischen und sonographischen Kontrollen.
Im Rahmen einer erweiterten Ursachenabklärung ergab sich eine positive CMV-PCR im Urin des Kindes (>900.000 IU/ml). Eine Therapie wurde nach Abwägen von Nutzen und Risiken bei verzögerter Diagnosestellung (zweieinhalb Monate postnatal) nicht in die Wege geleitet.
In der Aufarbeitung des Falles ergab sich nach Anforderung der mütterlichen Untersuchungsbefunde, dass im Rahmen der TORCH-Serologie kein CMV-Status erhoben wurde.
Aktuell zeigt der Säugling eine deutliche muskuläre Hypotonie und reduziertes Trinkverhalten. Weitere neurologische Auffälligkeiten bestehen nicht. Der Kopfumfang wächst perzentilengerecht.
Schlussfolgerung
Bei Untersuchungsergebnissen mit hoher Sensitivität für eine konnatale CMV-Infektion (im beschriebenen Fall die lentikulo-striatale Vaskulopathie) sollte beim Kind eine CMV-Abklärung, unabhängig vom Status der Mutter, erfolgen. In Fällen einer zerebralen Beteiligung kann so durch eine frühzeitige Therapie einer Befundverschlechterung entgegen gewirkt werden.
13:20 Uhr
P119:
Etablierung eines PCR-basiertes Screenings auf Serratia marcescens bei Früh- und Reifgeborenen
C. Dame (Berlin, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
L. Sciesielski (Berlin, DE)
N. Dinse (Berlin, DE)
A. Kola (Berlin, DE)
C. Dame (Berlin, DE)
Einleitung: Für sehr unreife Frühgeborene (<1.500 g) und kranke Neugeborene können normale Darmkeime wie Serratia marcescens auch ohne Antibiotika-Resistenz besonders gefährlich sein. Serratia marcescens verursacht häufig schwere (invasive) Infektionen mit hoher Mortalität (15-40 %) und Langzeit-Morbidität. Auf der Neugeborenen-Intensivstation (NICU) ist Serratia marcescens wegen eines hohen Risikos für horizontale Transmission oder Ausbruchsgeschehen gefürchtet. Für das Management der NICU ist eine möglichst rasche und sensitive Diagnostik auf Sm deshalb dringend gewünscht.
Methodik: Etablierung und Validierung einer Duplex TaqMan-PCR Diagnostik auf Serratia marcescens, bei der Lactobacillus spp als interne Kontrolle dient. Die Validierung erfolgte gegen 13 Serratia spp und 18 weitere Bakterienspezies aus dem typischen Mikrobiom des Neugeborenen. Alle seit 2008 bei Ausbruchsgeschehen auf NICUs in Deutschland isolierten Stämme von Serratia marcescens ssp. (S. marcescens, sakuensis und nova) lassen sich mit dieser Methode detektieren. Klinische Proben wurden bzgl. Korrelation zum mikrobiologischen Befund, Eignung von Rachen- und Rektalabstrichen sowie Gründen für Inhibition bzw. Nicht-Amplifikation der internen Kontrolle analysiert.
Ergebnisse: Die Amplifikation des 16S rRNA Gens von Serratia marcescens war zu 100 % spezifisch. Ferner konnte mittels Verdünnungsreihe eine Sensitivität von einer Genkopie bestimmt werden. In allen mittels Bakterienkultur positiv getesteten Proben wurde Serratia marcescens mittels PCR bereits innerhalb einer Schicht (8 h) nachgewiesen. Im Gegensatz zur mikrobiologischer Kultur ließen mittels PCR genomische Fragmente von Serratia marcescens in longitudinalen Fallserien häufiger nachweisen. Methodische Einschränkungen für die Amplifikation der internen Kontrolle ergaben sich selten durch PCR-Inhibition, jedoch häufiger durch Fehlen von Lactobacillus spp. im Abstrichmaterial, z.B. bei fehlender Darmbesiedlung kurz nach Geburt, parenterale Ernährung oder unter gegen Lactobacillus spp. wirksamer Antibiotika-Behandlung.
Diskussion: Mittels Duplex TaqMan-PCR konnte ein rasches und hochsensitives Screening auf Serratia marcescens bei Früh- und Neugeborenen etabliert werden. Damit kann eine Forderung aus der KRINKO-Empfehlung (Epidemiol Bull 2013; 42:421-433) erfüllt werden. Die bislang mono-zentrisch durchgeführten Kohorten-Analysen sollen ausgeweitet werden, um den Stellenwert dieser Diagnostik für das Management einer Intensivstation (Einzel- oder Kohortenpflege) und eine Verringerung des Risikos für Besiedlungen und Infektionen mit Serratia marcescens zu klären.
13:25 Uhr
P120:
Staphylococcus aureus im Kolonisationsscreening bei VLBW-Frühgeborenen
K. Dawczynski (jena, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
K. Dawczynski (jena, DE)
T. Götz (Jena, DE)
H. Hoyer (Jena, DE)
J. Rödel (jena, DE)
H. Proquitté (jena, DE)
Einleitung: Der Staphylococcus aureus (Staph. aureus) gilt als relevanter Erreger für Patienten der NICU. Während der Methicillin-sensible Staph. aureus (MSSA) bei Erwachsenen in ca. 20 bis 30% vorkommt, ist die Kolonisation mit Staph. aureus bei VLBW-Frühgeborenen (FG) während der postnatalen Hospitalisierung bisher nicht bekannt.
Patienten und Methoden: Das bakteriologisches Kolonisationscreening wurde bei 173 FG durchgeführt. Das Geburtsgewicht [Median (Min.-Max.)] lag bei 994g (360-1495). Die Hospitalisierungszeit [Mittelwert (± SD)] betrug 59 Tage (± 34). Die Surveillance wurde von der Geburt bis zur Entlassung im wöchentlichen Abstand durchgeführt. Die Speziesidentifizierung erfolgte mithilfe des MALDI-TOF Vitek MS (bioMérieux, Nürtingen, Deutschland). Alle identifizierten Staph. aureus Isolate wurden in der Auswertung eingeschlossen. Epidemiologischen Kenngrößen wie Prävalenz, Inzidenz, Inzidenzdichte wurden in der statistischen Analyse berücksichtigt. Zur Exploration potentieller Risikofaktoren für die Erstbesiedelung wurde eine Cox-Regressionsanalyse durchgeführt.
Ergebnisse: Bei 71 bzw. 76 von 173 Kindern war im Rachen bzw. im Rektalbereich erstmalig MSSA nachweisbar. Die Inzidenz wurde für den Rachen mit 41% (95% CI 34.0-48.5) sowie für den Rektalbereich mit 44% (95% CI 36,7-51,4) ermittelt. Bezogen auf die Gesamtverweildauer der Kohorte (Erstbesiedelung) stellt sich eine allgemeine Inzidenzdichte (ID) von 6,9 bzw. 7,4 pro 1000 Patiententagen dar. Das Risiko für eine erstmalige Kolonisation mit MSSA stieg während des stationären Aufenthaltes stetig an. In der 5. Lebenswoche lag die Wahrscheinlichkeit bei ca. 1/4 [Rachen: 28% (95% CI 21-36) und Rektum: 25% (95% CI 19-33)]. Ab der 10. Wochen waren mehr als 50% der Patienten kolonisiert. Die Cox-Regressionsanalyse zeigte für die Parameter: Gestationsalter, Geburtsgewicht, Geburtsmodus, postnatale Antibiotikaapplikation, Verweildauer der Mutter keinen signifikanten Unterschied. 5 von 173 Kindern (2,9%) waren mit der Methicillin resistenten Form- (MRSA) besiedelt.
Schlussfolgerung: Mehr als 40% der VLBW sind postnatal während der Hospitalisierung mit MSSA besiedelt. Mit zunehmender Verweildauer steigt die Kolonisationswahrscheinlichkeit an ohne dass potentielle Risikofaktoren identifiziert wurden. Obwohl alle Staph. aureus-Isolate potentiell Infektionen hervorrufen können, liegen im wesentlichen „stumme“ Kolonisationen vor. Weiterführende Analysen zur Einschätzung eines möglichen Infektionsrisikos erscheinen sinnvoll.
13:30 Uhr
P121:
Mütterliche Immunsuppression als Risiko für eine konnatale Cytomegalieinfektion (CMV)
A. Schaper (Berlin, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
A. Schaper (Berlin, DE)
C. Bührer (Berlin, DE)
Hintergrund
Weltweit stellt CMV die häufigste konnatale Infektion dar. Obwohl initial nur 10% der Fälle symptomatisch verlaufen, sind gravierende Spätfolgen wie Schwerhörigkeit und eine globale psychomotorische Entwicklungsverzögerung auch bei asymptomatischen Verläufen zu befürchten. Es werden zwei Varianten der Transmission unterschieden: Die maternale CMV-Primärinfektion während der Schwangerschaft (Transmissionsrisiko ca. 30%) sowie eine Transmission durch Reaktivierung einer bereits durchgemachten CMV-Infektion (Transmissionsrisiko ca. 1%) (1,2). In Studien mit HIV-positiven Müttern wurden höhere Raten konnataler CMV-Infektionen nachgewiesen (3).
Fallvorstellung
Wir berichten über einen eutrophes Frühgeborenes (Gestationsalter 27 Wochen) mit konnataler CMV-Infektion. Auf Grund eines systemischen Lupus erythematodes war die Mutter auch während der Schwangerschaft mit Prednisolon und Hydroxychloroquin immunsuppressiv behandelt worden. Mittels PCR wurden im Urin am dritten Lebenstag CMV-Viren (3,37 Mio. Kopien/nl) nachgewiesen. Wir begannen eine antivirale Therapie zunächst mit Ganciclovir i.v., dann mit Valganciclovir p.o. Darunter kam es zu einem starken Rückgang der CMV-Ausscheidung im Urin. Bis dato zeigt das Kind bei sinkender Viruslast einen asymptomatischen Verlauf der konnatalen CMV-Infektion. Die nachweisbaren mütterlichen CMV IgG Antikörper sprechen in diesem Fall für eine CMV-Transmission durch Reaktivierung einer bereits durchgemachten CMV-Infektion unter immunsuppressiver Therapie.
Schlussfolgerung
Eine maternale Immunsuppression während der Schwangerschaft kann ein Risikofaktor für eine konnatale CMV-Infektion durch Reaktivierung einer bereits durchgemachten Infektion sein. Da in der Schwangerschaft kein mütterliches CMV-Screening durchgeführt wird, sollte eine solche mütterliche Anamnese ein CMV-Screening auch des asymptomatischen Neonaten nach sich ziehen.
Literatur
1. Arora N, Novak Z, Fowler KB, Boppana SB, Ross SA. Cytomegalovirus viruria and DNAemia in healthy seropositive women. J Infect Dis. 2010; 202(12):1800-3
2. Stagno S, Pass RF, Dworsky ME, Henderson RE, Moore EG, Walton PD, Alford CA. Congenital cytomegalovirus infection: The relative importance of primary and recurrent maternal infection N Engl J Med. 1982;306(16):945-9
3. Duryea EL, Sanchez PJ, Sheffield JS, Jackson GL, Wendel GD, McElwee BS, Boney LF, Mallory MM, Owen KE, Stehel EK. Maternal human immunodeficiency virus infection and congenital transmission of cytomegalovirus. Pediatr. Infect. 2010. Dis. J. 29:915–8