Autor:innen:
C. Wieg (Aschaffenburg, DE)
O. Stangl (Aschaffenburg, DE)
K. Stuchlik (Aschaffenburg, DE)
X. Lei (Luzhou, Sichuan, CN)
Einleitung: Ein plötzlich auftretendes akutes pulmonales interstitielles Emphysem(PIE) bei sehr unreifen Frühgeborenen ist ein bekannter Notfall, der in der Surfactant-Ära und seit dem Bestreben der Vermeidung einer primären maschinellen Beatmung beim RDS seltener geworden ist. Berichte über ein einseitig auftretendes PIE unter CPAP gibt es bereits seit den 70er Jahren. Die Therapiemöglichkeiten umfassen eine einseitige Hauptbronchus-Intubation bis zu Lungenresektionen.
Wir berichten von einem nur durch eine einseitige Lagerung behandelten unilateralen PIE mit einer Restitutio ad Integrum unter nCPAP.
Fallbericht: Zwillings FG 28+1 SSW, GG 990g, Apgar 9-10-10, postnatal LISA in der 35. Lebensminute, radiologisch primär RDS ° (n.SF).Weitere Behandlung mit nCPAP (PEEP zwischen 5,5 und 6mbar) unter Spontanatmung und FiO2 0,21.
Bei Anstieg des FiO2 auf 0,28 radiologisch Nachweis eines unilateralen PIE links mit Mediastinalverdrängung am 5.Lebenstag
Bei stabilem Kreislauf strenge Lagerungstherapie auf die betroffene Seite in einem Cast, Umstellung von nCPAP auf Highflow-Therapie mit Absenkung des gerechneten PEEP auf 4mbar, Tolerierung eines FiO2 bis 0,4 und einer milden Hypercapnie (60 mmHg) für 96 Stunden.
Danach vollständige Restitution des PIE. Im Verlauf radiologisch bds. leichte Verdichtungen mit FiO2 Bedarf bis 0,28 für 2 Wochen. Ende jeglicher Atemhilfe mit FiO2 0,21 am 35. Lebenstag
Diskussion: Das grundlegende Prinzip bei der Behandlung des einseitigen PIE ist durch Absenken des Atemwegmitteldrucks in der betroffenen Region eine Resorption der interstitiellen Luft zu ermöglichen. Das gelingt z.B. durch eine Bronchusocclusion des Hauptbrochus der betroffenen Seite. Auch durch eine Low-Volume Hochfreuqenzoszillation (HFOV) kommt es in der gesamten Lunge zu einer gewollten alveolären Hypoventilation, sodass allerdings auch eine Hypercapnie und eine Oxygenierungsstörung in Kauf genommen werden müssen.
Durch eine strenge einseitige Lagerung eines Frühgeborenen kann durch den der Schwerkraft folgenden Druck des Mediastinums eine einseitige Kompression des unten liegenden Hemithorax erreicht werden, ohne dabei die nicht betroffene Lunge zu beeinträchtigen.
1988 berichtete die damalige Ulmer Arbeitsgruppe um Gortner und Pohlandt von einer Lagerungstherapie des unilateralen PIE unter HFOV mit beeindruckendem Erfolg, so dass auch in unserer Klinik vor einigen Jahren ein solches Verfahren zum Einsatz kam. Unter Beachtung des o.g Konzepts konnte bei dem jetzt vorgestellten Patienten ein vergleichbarer Effekt non-invasiv ohne maschinelle Beatmung erzielt werden.
Konklusion: Ein bedrohliches unilaterales PIE bei einem kleinen Frühgeborenen kann sich non-invasiv allein unter strenger Lagerung auf die betroffene Seite unter nicht invasiver Beatmung (High-Flow-Therapie) vollständig zurückbilden.