Am 10. März 2017 ist das „Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften“ in Kraft getreten, welches die Erstattungsfähigkeit Cannabis-haltiger Arzneimittel erweitert. Entsprechend groß ist der Wunsch vieler Patienten, eine Cannabis-Therapie zu erhalten. Das Symposium möchte die Wirkweise der Cannabinoide sowie deren klinische Wirksamkeit und Problematik beleuchten.
Ein wichtiger Aspekt in der Diskussion um Indikation und Kontraindikation, Wirkung und Nebenwirkungen von Cannabinoiden ist die Tatsache, dass das Endocannabinoid-System bei der Regulierung einer Vielzahl von Prozessen im Körper eine wichtige Rolle spielt. Dieses System beinhaltet endogene Cannabinoid-Rezeptoren und Endocannabinoide, die bei Bedarf synthetisiert und ausgeschüttet werden, um als retrograde Transmitter Erregungsabläufe zu kontrollieren. Cannabinoidrezeptoren sind im Zentralnervensystem, aber auch in vielen peripheren Geweben z.T. sehr dicht exprimiert und regulieren Nozizeption, neuroplastische Vorgänge, Angstverhalten, Spastik, Übelkeit, Nahrungsaufnahme und Vieles mehr. Eben das macht den klinischen Einsatz schwierig, da exogen zugeführte Cannabinoide in all diese Prozesse eingreifen und somit z.T. starke Nebenwirkungen wie Schwindel, Benommenheit, Steigerung der Sinneswahrnehmung, Panikattacken, psychotische Symptome, aber auch Störungen der Herz-Kreislauffunktion hervorrufen können.
Weiterhin ist die Studienlage hinsichtlich der Wirksamkeit von Cannabispräparaten in der Schmerztherapie uneinheitlich.
In der Behandlung von Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ist als Second-line Therapie zur Behandlung der Spastik Nabiximols als Cannabinoid-Präparat zugelassen. Für diese Indikation besteht eine positive Phase 3 Studie. Für viele andere Indikationen bestehen keine größeren randomisierten Studien, sondern nur zahlreiche Einzelberichte. Weitere Studien u.a. aufgrund eines sehr hohen Plazeboeffektes zeigten keinen positiven Benefit in der Behandlung neuropathischer Schmerzen bei MS. Ein weiteres Einsatzgebiet für Cannabinoide ist die Palliativmedizin u.a. zur Appetitsteigerung.
Laut Europäischem Drogenbericht 2017 konsumierten in der Europäischen Union nach Schätzungen ca. 23,5 Mio. der 15-64-Jährigen in den letzten 12 Monaten Cannabis. Auch in Deutschland ist dies die am weitesten verbreitete illegale Substanz und oft Anlass für eine erstmalige Therapie. Bis zu 50 % der täglichen Konsumenten entwickeln eine Abhängigkeit von dieser Droge. Woran lässt sich diese Abhängigkeit erkennen? Wie sind die Folgeschäden des regelmäßigen Substanzkonsums im Vergleich zu anderen illegalen Drogen zu beurteilen? Der Vortrag wird die aktuelle Studienlage zu den körperlichen, psychischen und sozialen Folgeschäden darstellen und diskutieren, inwieweit das Rauchen von nicht-ärztlich verordneten Cannabinoiden als harmlos anzusehen ist.
Neben medikamentösen und interventionellen Verfahren bestehen zur prophylaktischen Behandlung der Migräne nichtmedikamentöse Möglichkeiten, die großenteils der Verhaltenstherapie entstammen. Dabei kann aufgezeigt werden, das bereits eine ausführliche Beratung des Patienten zu positiven Effekten in der Migränehäufigkeit führen kann. Entspannung und verschiedene Arten von Biofeedback sind neben der Anwendung kognitiver Verhaltenstherapie in der Behandlung der Migräne sehr effektiv. Die Kombination der Behandlungsverfahren selbst und mit medikamentöser Therapie führt zu zusätzlichen positiven Effekten. Im Symposium wird die aktuelle Studienlage zur Behandlung der Migräne unter Berücksichtigung der drei wichtigsten Verfahren, nämlich Entspannung, kognitive Verhaltenstherapie und Biofeedback vorgestellt.
Im Rahmen der bisherigen Ausschreibungen des Innovationsfonds haben mehrere Projekte aus dem Bereich Schmerz eine Förderung erhalten, entweder im Bereich „Neue Versorgungsformen“ oder aber im Bereich „Versorgungsforschung“.
Ziel des Symposiums ist es, diese Projekte mit einem Kurzstatement vorzustellen und dabei Zielsetzung, Design, erste Umsetzungserfahrungen bzw. Zwischenergebnisse/Status und Evaluationskonzept zu skizzieren.
Das Symposium bietet einen state-of-the-art Überblick entsprechender Fragen der Versorgungsforschung. Zudem ist es eine exzellente Möglichkeit der Vernetzung untereinander und liefert inhaltliche und methodische Hinweise, die auch bei zukünftigen Anträgen Interessierter eine Erfolgsstrategie darstellen könnten.
-SCHMERZ-NETZ: Kinderschmerztherapie vernetzt: Sozialmedizinische Nachsorge für schwer chronifizierte pädiatrische Schmerzpatienten, Prof. Zernikow
-SMARTGEM: Schmartphone-gestützte Migränetherapie, Dr Neeb
-Chil*M*FIRST: Entwicklungsbezogene, multimodale, interdisziplinäre Frühintervention im Rahmen eines Strukturierten Therapiekonzeptes für Kinder mit Migräne, Prof. Kries
-Riese-uP – Rücken innovative Schmerztherapie mit e-Health für unsere Patienten, Prof. Tölle
-RütmuS: Rückentherapie mit multimodaler Schmerztherapie, Prof. Riedel
-PAIN 2020- PAIN 2020 Schmerz: Patientenorientiert.Abgestuft. Interdisziplinär.Netzwerk. Prof. Schmelz/Dr. Kaiser/Dr. Lindena
Zielgruppe: Allgemeinmediziner, Orthopäden, Schmerztherapeuten, Physiotherapeuten
Chronische Rückenschmerzen stellen trotz jahrzehntelanger Bemühungen immer noch eine große Herausforderung für die verschiedensten medizinischen Fachbereiche dar. Klinische Studien belegen eindrücklich den Wert von körperlicher Aktivität und den Bedarf an Aufklärung und Angstabbau. Wenn Ärzte und Physiotherapeuten bereits beim Erstkontakt den Schwerpunkt auf Funktion statt Pathologie legen, ist das eine enorme Starthilfe für die Therapie. Der bloße Rat ‚Bewegen Sie sich‘ reicht nicht aus und bewirkt mitunter eher eine Abwehrhaltung.
Die beiden Referenten arbeiten seit mehr als 25 Jahren mit Schmerzpatienten. Beide sind in mehreren Fachgesellschaften aktiv. Aktuell haben sie eine Studie zum Thema 'Hören Patienten, was Therapeuten sagen?' abgeschlossen und sind an einem Projekt zu 'Return to Activity für Rückenpatienten' beteiligt.
Lernziele:
Die Teilnehmer wissen, dass beim chronischen Rückenpatienten strukturdiagnostische Bemühungen nicht zielführend sind.Ihnen ist der hohe Anteil von falsch-positiven bildgebenden Befunden bewusst und sie kennen Strategien, um dies dem Patienten positiv zu kommunizieren.Die Teilnehmer wissen, welche Rahmenbedingungen für effektive Kommunikation Therapeut / Patient nötig sind und wie sie diese im klinischen Alltag schaffen können. Sie kennen das Potential einer funktionsorientierten Untersuchung und können diese bereits am nächsten Arbeitstag umsetzen.
Formaler Ablauf:
Impulsreferat zum Thema falsch-positive Bildbefunde und der Problematik des chronischen Rückenschmerzes. Interaktives Fallbeispiel. Vorstellung einer funktions- und angstabbauorientierten Untersuchung und praktisches Üben einer solchen. Anleitung zur Umsetzung der Erkenntnisse aus einer Studie der Autoren zum Thema ‚Kommunikation Therapeut / Patient‘. Interaktive Lernkontrolle.
Fast jeder von uns kennt Alltagstrancen: wenn Sie jemandem fasziniert zuhören und dabei das Gefühl haben, alles um sich herum zu vergessen. Wenn sich ein Fußballer beim Spiel verletzt, trotzdem weiterspielt und den Schmerz nicht wahrnimmt, befindet er sich in einem Trancezustand. Ein solcher geistig-körperlicher Zustand kann auch selbst induziert werden. Selbsthypnose ist eine selbst induzierte Erfahrung, die man macht, um das eigene unbewußte Potential zu utilisieren (Alman 2013). Auch Milton Erickson setzte Selbsthypnose zur Linderung eigener Schmerzen ein. Die Erfahrung selbst Einfluss auf ihre Beschwerden nehmen zu können ist für Pat. häufig mit einem Gefühl von Selbstkompetenz und Selbstwirksamkeit verbunden.
Es gibt eine Vielzahl von Methoden, um selbst in Trance zu gehen. Im Trancezustand können hilfreiche Suggestionen ins Unbewußte gelangen und auch von ihm gegeben werden. Selbsthypnose ist am ehesten erfolgreich, wenn die Suggestionen mit Wörtern, Symbolen und Bildern verwoben sind, die persönlich bedeutsam sind. Die entwickelten Vorstellungen können in Form von posthypnotischen Suggestionen dauerhaft Veränderungen bewirken. Das Ziel ist dabei die Symptomkontrolle: Im Sinne eines "Was stattdessen?" werden Empfindungen entwickelt, die besser wären als der Schmerz (z.B. ein leichter Druck statt ein spitzer Nadelstich, Pielsticker 2004).
Die Wirksamkeit klinischer Hypnose konnte inzwischen gut belegt werden. In vergleichenden Therapiestudien konnten durch Selbsthypnose Verringerungen der Schmerzstärke und des Medikamentenkonsums sowie Verbesserungen im Krankheitsverhalten und der Anwendung von Coping-Strategien belegt werden (Spinhoven u. ter Kuile 2000). Für die Aufrechterhaltung des Therapieerfolges scheint die Kontrollattribution (Attribution auf selbst durchgeführte Maßnahmen) eine entscheidende Bedeutung zu haben.
Auf der Basis der wissenschaftlichen Befunde werden im Rahmen des Workshops die Möglichkeiten der Selbsthypnose in der Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen aufgezeigt und durch Einzelfalldarstellungen und eine Demonstration anschaulich präsentiert.
Zielgruppe
Ärzte, Dipl.-Psychologen mit Schwerpunkt Schmerzpsychotherapie
Ziele
Kennenlernen von Anwendungsformen der Selbsthypnose
Literatur
Alman B, Lambrou PT. Selbsthypnose - Das Handbuch zur Selbsttherapie. Heidelberg: Carl-Auer; 2013
Pielsticker A Das Würfelexperiment - Die Behandlung eines Patienten mit atypischem Gesichtsschmerz. In: Ebell HJ, Schuckall H. Warum Hypnose? München: Pflaum; 2004
Pielsticker A. Hypnose. In: Nobis HG, Rolke R, Graf-Baumann T, Hrsg. Schmerz - eine Herausforderung. 2. Aufl Heidelberg: Springer; 2015
Pielsticker A Hypnotherapie. In: Fritsche G, Gaul C Multimodale Schmerztherapie bei chronischen Kopfschmerzen. Heidelberg: Thieme; 2013
Spinhoven P, ter Kuile MM. Treatment outcome expectancies and hypnotic susceptibility as moderators of pain reduction in patients with chronic tension-type headache. Int J Clin Exp Hypn 2000; 48: 290-305
Zielgruppe Kinderärzte, Schmerztherapeuten, Neurologen, Hausärzte, Kinder-und Jugendpsychiater, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sozialpädagogen, Kinderkrankenschwestern
Kopfschmerzen sind ein häufiges Gesundheitsproblem bei Kindern und Jugendlichen. Deutschlandweite Daten zeigen, dass mehr als zwei Drittel der Jugendlichen regelmäßig unter Kopfschmerzen leiden. Allerdings nehmen Jugendliche mit Kopfschmerzen nur selten professionelle Hilfe in Anspruch.
Der Workshop soll aktuelle medizinische Standards zu Diagnostik und Therapie von akuten und chronischen Kopfschmerzen junger Patienten darstellen.
Dabei werden Behandlungsmöglichkeiten im ambulanten Bereich, in der Spezialambulanz sowie die Arbeit in interdisziplinären Therapiegruppen vorgestellt. Insbesondere chronische Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter werden von biopsychosozialen Interaktionen wesentlich moderiert. Ambulante Therapieansätze können diese Faktoren begrenzt berücksichtigen. Interdisziplinäre Gruppentherapien mit Einbeziehung der Eltern können über verschiedene therapeutische Strategien kopfschmerzbedingte Einschränkungen im Alltag vermindern.
Das interdisziplinäre Team des Dresdner KinderkopfschmerzProgramms stellt die 8 Therapiemodule für Kinder/Jugendliche sowie 4 Module für Eltern vor.
Basierend auf dem biopsychosozialen Schmerzmodell erfahren Patienten und Eltern Edukation zum Kopfschmerz, Möglichkeiten der Streßbewältigung, Entspannungstechniken, körperliche Fitness, Klettertherapie, Kunsttherapie sowie sensorisches Training. Praktische Aspekte der Interaktion mit Patienten und Eltern, Aufnahmekriterien in das Programm, aktuelle Versorgungssituation junger Kopfschmerzpatienten werden vorgestellt und diskutiert.
Quantitative Sensorische Testung hat in den vergangenen Jahren national und international eine erhebliche reputation erhalten, insbesondere durch die Aktivitäten des Deutschen Forschungsnetzwerks Neuropathischer Schmerz (DFNS), aber auch den Einsatz in verschieden europäischen Netzwerken (Innovative Medicine Initiative, EuroPain, NeuroPain). Die auf dieser Technik basierenden Publikation gehören zu den meistgelesenen und meistzitierten des Schmerzbereichs. Die Europäische Zentral¬behörde zur Akkreditierung medizinischer Techniken (European Medicines Agency EMA) hat das QST in diesem Jahr offiziell als Technik der Charakterisierung von Patientenuntergruppen für klinische Studien in der Evaluation von Pharmaka zugelassen. Eine Vielzahl von Kollegen benutzt diese Technik für klinische Forschung, aber auch für die erweiterte klinische Diagnostik.
Der Workshop zielt nun auf die Vermittlung von Basiswissen zu dieser Diagnosetechnik. Es soll in knap-per Form dargestellt werden, warum QST gerade in der Form des DFNS eine sinnvolle Technik ist, wes-halb sie genau diese Parameter erhebt und weshalb sie international als Goldstandard gilt (Magerl).
Es soll gezeigt werde, dass QST die Standarddiagnostik der Neurologie beträchtlich erweitert, und wie sie sich eignet einen Patienten als Phänotyp zu erkennen, eine Kenntnis, die auch Einfluß auf die Therapie¬planung haben kann (Geber). Der Einsatz soll in diesem Kontext an zwei Patienten demonstriert werden, die unterschiedliche Schmerzphänotypen repräsentieren (dieser Teil im Kontext mit der Erläuterung der technischen Besonderheiten und Hands-On Demonstration).
Es soll den Teilnehmern in einer Hands-On Demonstration gezeigt werde, das der Wert des QST mit der standardisierten Durchführung steht (und fällt) (Schilder). In diesem Zusammenhang können die Teilnehmer die Ausführung am Patienten kennenlernen.
Über den Workshop hinaus soll die Möglichkeit bestehen für weitergehende Information und Hands-On Demonstration am Stand des DFNS auf dem Schmerzkongress
Geber und Magerl:
Beide langjährig Beteiligte am DFNS und an der Entwicklung des QST nach den Regeln des DFNS beteiligt. Beide Leiter der DFNS-Schulungseinheit (Geber, Mainz bis 2008); Magerl (aktuell, am CBTM Mannheim)
Schilder:
Schulungsleiter am CBTM Mannheim
Inhalte: Die „schmerztherapeutische Versorgung“, fünf Ziffern im EBM: Was soll man da schon falsch oder vielleicht sogar besser machen können?
Doch die Materie ist komplizierter und spannender, als es sich einem auf den ersten Blick erschließt.
Wo liegen Stolperfallen der Plausibilitätsprüfung? Gibt es Widersprüchlichkeiten zwischen EBM und QSV? Wie kann man es als Schmerztherapeut verhindern, an die Prüfzeitgrenzen zu stoßen? Wann darf eine Komplexziffer abgerechnet werden? Wie ist eine Komplexziffer überhaupt definiert? Wann sollte sie auf keinen Fall abgerechnet werden?
Was ist eine Praxisbesonderheit in der Honorarverteilung (wohlgemerkt nicht im Arznei- oder Heilmittelbudget) und kann man darüber seinen Gewinn steigern?
Ist es aus wirtschaftlicher Sicht eigentlich sinnvoll, eine möglicherweise von der KV zugestandene Fallzahl voll auszuschöpfen?
Führt eine extrabudgetäre Vergütung der schmerztherapeutischen Versorgung eigentlich dazu, dass alle Leistungen vollständig bezahlt werden?
Ziele: Am Ende des Workshops sollen die Teilnehmer mehr Klarheit darüber haben, ob sie ihre Leistung optimal vergütet bekommen, oder welche Maßnahmen sie ergreifen können, um ein besseres wirtschaftliches Ergebnis zu erreichen.
Zielgruppe: Ärztinnen und Ärzte oder deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die maßgeblich für die Abrechnung der Schmerztherapie im KV- System verantwortlich sind. Praxen und Ermächtigte, die bereits an der Qualitätssicherungsvereinbarung teilnehmen oder die darüber nachdenken, künftig daran teilzunehmen.
Was muss man wissen im Zusammenhang mit der EBM Abrechnung.
Zusammenfassung: Der Einfluss von Oxytocin auf das Sozialverhalten der Menschen ist gut bekannt. Darüber hinaus gibt es auch erste Versuche, die schmerzhemmende Wirkung von Oxytocin bei Patienten zu nutzen. Jüngere Studien zeigen nun, dass Oxytocin aus hypothalamischen Zellen nicht nur auf die Neurohypophyse über systemische Ausschüttung wirkt, sondern dass einige dieser Zellen aus dem Zwischenhirn eine direkte axonale Verbindung bis in das Hinterhorn des Thorakalmarks aufbauen. Dort inhibieren sie die sogenannten wide dynamic range (WDR) Neurone und hemmen so die Schmerzverarbeitung. Während also die klassische absteigende Hemmung aus einem komplexen Netzwerk mit einer Vielzahl von Umschaltungen besteht, bilden diese hemmenden oxytocinergen Neurone eher eine Direktverbindung, über die sich soziale Interaktion in Schmerzhemmung auswirken kann.
In diesem Symposium sollen einerseits die Möglichkeiten und Limitationen der grundlagenorientierten Tierversuche dargestellt werden. In-vivo Ableitungen von oxytocinergen Neuronen bei der Ratte erlauben dabei einen faszinierenden Einblick in den Zusammenhang von Sozialverhalten und Aktivierungsmuster. In einem zweiten Schritt sollen Versuche dargestellt werden, die die langfristigen Wirkungen von Oxytocin am Menschen zeigen und welche Verbindungen zur Schmerzhemmung existieren. Im letzten Schritte werden dann Untersuchungen am Patienten vorgestellt, die die Modulation der absteigenden Schmerzhemmung durch den Geburtsvorgang zeigen.
Forschungsunterstützung:
SFB 1158, DFG: Forschergruppe
Anlässlich des “Global Year for Excellence in Pain Education” der International Association for the Study of Pain (IASP): Positive Veränderungen in der schmerzmedizinischen Versorgung setzen ein realistisches Verständnis und Problembewusstsein von Schmerz, insbesondere von chronischem Schmerz als Krankheitsbild in der Öffentlichkeit voraus. Entsprechende Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit vermag auf Patientenseite eine zielgerichtetere Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen zu bewirken. Auch im Kontext von politischen Entscheidern, Lobbygruppen und Kostenträgern bedarf es einer kontinuierlichen und sachlichen Aufklärungsarbeit und Diskussion um entsprechende Versorgungsmodelle und sinnvolle Therapiemaßnahmen in den Fokus der Wahrnehmung zu bringen. Mehr als oftmals in der Vergangenheit rücken dabei auch besondere Anforderungen an Transparenz über mögliche Interessenverquickungen, entsprechende Empfehlungen oder aber der Umgang mit öffentlicher Wahrnehmung bzw. Kritik in den Fokus der Arbeit.
Auf Patientenebene sind entsprechende edukative Therapieelemente zur Erarbeitung eines realistischen Krankheitsverständnisses inzwischen im Kontext der multimodalen Therapie von Patienten mit chronischen Schmerzen in entsprechenden Programmen etabliert. Empfehlungen zur Patientenaufklärung und Edukation finden sich auch in Leitlinien. Edukative Ansätze und Angebote müssen in der meist somatisch orientierten Krankenhausmedizin jedoch zukünftig zunächst erarbeitet werden. Die regelmäßige Nutzung und Implementierung in die klinischen Versorgungsprozesse außerhalb der chronischen Schmerztherapie lässt bisher jedoch zu wünschen übrig, bietet jedoch große Chancen der Verbesserung der Behandlungsqualität. Auch in der Weiterbildung von Ärzten und Therapeuten gibt es nach wie vor einen erheblichen Bedarf an Angeboten, die suffiziente Kenntnisse zur zielgerichteten Diagnostik und evidenzbasierten Therapieansätzen vermitteln. Die technische Entwicklung macht auch im Bereich der schmerzmedizinischen Patientenversorgung neue elektronische und telemedizinische Instrumente der Patientenbildung und -behandlung verfügbar. Durch Verringerung von räumlichen oder aber zeitlichen Distanzen zwischen Patient und Behandler konnten Verbesserungen bei der Behandlung gezeigt werden.
Ziel sollte es sein, die von der IASP definierten Ebenen der „Pain Education“ aktiv in die Verbandsarbeit und Patientenversorgung aufzunehmen und kontinuierlich zu etablieren.
Sekundäre Kopfschmerzen sind in der Praxis ein relvante Problem. Als Schmerzterapeut ist die Kenntniss dieser anderen selteneren Kopfschmerzen, im Gegensatz zur häufigen Migräne, essentiell. Im Rahmen des Symposium werden drei wichtige Strukturen eine Rolle spielen. Am Anfang werden neueste Daten zum Komplex Mitochondrien und Kopfschmerzen dargestellt. Dabei stehen nicht nur die Frage nach der Relevanz von Kopfschmerzen bei Patienten mit Mitochondrialen Kopfschmerzen im Raum sondern auch eine mögliche Rolle im Rahmen der Pathophysiologie von Kopfschmerzen. Im zweiten Komplex werden die Rolle der hirnversorgenden Gefäße und das Auftreten von Kopfschmerzen beleuchtet. Am Ende werden aktuelle Daten zum Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und Liquorzirkulation stehen.
Qualitätssicherung in der Gesundheitsversorgung hat in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen. Damit verbunden ist die Hoffnung, Gesundheitsleistungen besser an den Bedarf der jeweiligen Patientengruppen anzupassen, aber auch, Transparenz in der Anwendung zu erhöhen. Wichtig für die Bestimmung von Qualität in der Versorgung sind breit konsentierte Indikatoren, die sowohl eine gute Versorgung darstellen (um z.B. Fragestellungen wie „sind wir gut genug“ beantworten“ zu können) als auch Defizite aufdecken mit dem Ziel diese nachhaltig verbessern zu können. Diese Indikatoren können sich sowohl auf Struktur- und Prozessebene, aber auch auf die Ergebnisebene beziehen.
In der Akutschmerztherapie werden ergebnisorientierte Kontrollen national und international zunehmend zur Qualitätssicherung angewendet. Vor allem die Schmerzintensität wird dabei am häufigsten als Ergebnisparameter in klinischen Studien eingesetzt, dient aber auch in einigen Ländern bereits als Qualitätsindikator (z.B. Niederlande). Parallel dazu entwickelten sich über die letzten Jahre Bedenken, ob Schmerzintensität tatsächlich geeignet ist, als Qualitätsparameter im Akutschmerzbereich zu dienen, oder ob andere Faktoren, wie z.B. funktionelle Aspekte oder schmerzbeeinträchtigende Faktoren nicht ebenfalls wichtige Ergebnisparameter darstellen. Nicht alle Ergebnisparameter haben möglicherweise für alle Patienten dieselbe Bedeutung. Allerdings fehlen bisher weitestgehend objektive und methodisch systematische Untersuchungen zur Bedeutung verschiedener schmerzassoziierter Parameter für Schmerz und Erholung von Patienten nach Operationen und deren Zusammenhänge sowie deren Bedeutung als Qualitätsindikator.
In den vergangen Jahren haben sich die drei hier vortragenden sehr intensiv mit Qualitätsindikatoren, Parametern zur Ergebnisqualität (u.a. mit sogenannten „patient-related outcome measures“ (PROMs)) und Qualitätsverfahren in der Schmerztherapie beschäftigt. In diesem Symposium möchten wir methodische Aspekte der Identifizierung von ergebnisorientierten Erhebungsparametern darstellen und aufführen, welche Prozesse hier von verschiedenen Initiativen empfohlen werden und sinnvoll sind (UK). Wir werden neue Daten aus QUIPS (WM), PainOut (EPZ) und weiteren Projekten einschließlich einem aktuellen EU-Projekt vorstellen, anhand derer wir die Problematik von Messinstrumenten und Variablen (Prozess-, Struktur- und Ergebnisqualität) in der Akutschmerztherapie in Bezug auf Qualitätsabbildung, Outcome und Erfolg von Schmerzmanagement darstellen und mögliche PROMs (über das Befragen von Schmerzintensität hinaus) identifizieren wollen die möglicherweise geeignet sind, als Qualitätsindikatoren zu dienen.
Kurzreferate
(Prof. Dr. Dr. Joachim Nadstawek, Dr. Andreas Böger, Dr. Jürgen Bachmann, Dr. Michael Schenk)
Podiumsdiskussion
Prof. Dr. Wolfgang Koppert (wird angefragt)
Leonie Sundmacher (wird angefragt)
Die Bedarfsplanung regelt den Zugang von Ärzten zum System der vertragsärztlichen Versorgung und ist für die vorhandenen Arztgruppen vorgesehen.
Die Schmerzmedizin ist ohne Facharzt keine dafür vorgesehene Arztgruppe.
Auch im stationären Bereich ist die Schmerzmedizin immer an eine Hauptabteilung gebunden und es ergeben sich dadurch Probleme für eigene Betten im Belegungsplan an Krankenhäusern.
Es gilt Lösungen im vorhandenen System für diese Problematik zu finden, da ein Facharzt für Schmerzmedizin in absehbarer Zeit nicht in Sicht ist.
Zielgruppe: Pflegende, Pflegewissenschftlerinnen und Pflegewissenschaftler, Schmerztherapeutinnen und Schmerztherapeuten, Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten
Die Versorgung von Menschen mit akuten und chronischem Schmerz findet zunehmend in allen Versorgungsbereichen statt. Die Fortführung des Behandlungsplans über die unterschiedlichen Einrichtungsgrenzen ist für die Sicherstellung einer für den Patienten positiven Schmerzsituation von Relevanz.
Insbesondere für Menschen mit chronischen Schmerzen gilt es die Stabilität der chronischen Schmerzsituation zu erhalten oder wieder herbeizuführen.
Seit 2017 besteht eine gesetzliche Neuregelung zum Entlassungsmanagement für Krankenhäuser (SGB V §39), die das Schnittstellenmanagement verbessern soll. Vor dem Hintergrund von Untersuchungen zur Versorgung von Schmerzpatienten im extramuralen Raum sollen der Bedarf und die Möglichkeiten eines veränderten Entlassungsmanagements aufgezeigt und diskutiert werden.
Ergebnisse eines Surveys, in dem Pflegende zu den ihnen zur Verfügung stehenden Informationen zum chronischen Schmerz befragt wurden, werden thematisiert und deren Bedeutung für ein geregeltes Entlassungsmanagement aufgezeigt. Mögliche Informationsquellen der Pflegenden bei der Aufnahme von Patienten, Bewohner oder Gästen zur Sicherung einer stabilen Schmerzsituation sowie deren einflussnehmende Faktoren konnten identifiziert werden und Ableitungen förderlicher oder hemmender Prozessfaktoren an den Schnittstellen der Versorgung erfolgen.
Zur Optimierung möglicher Schnittstellen bedarf es eines systematischen Übergangsmanagements. Eine Möglichkeit bietet der Nationale Expertenstandard zum Entlassungsmanagement. Er bietet Hilfen für einen geregelten Übergang von Patienten aus der Klinik in den extramuralen Raum. Ein solches systematisches Vorgehen kann Auswirkungen für die stationäre Altenhilfe haben, die für Patienten mit chronischen Schmerzen abgeleitet werden kann.
Angst vor Schmerzen, körperlicher Aktivität und Schädigung bzw. Beeinträchtigung treten bei Schmerzpatienten häufig auf. Das Erleben von Angst spielt eine bedeutsame Rolle bei der schmerzbedingten Belastung, Behinderung und Schmerzchronifizierung. In diesem Zusammenhang haben sich v.a. der Denkstil des Katastrophisierens und das Angst-Vermeidungs-Verhalten (fear-avoidance) als wichtige schmerzpsychotherapeutische Ansatzpunkte erwiesen.
Überzeugungen über den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Rückenschmerzen, sog. Angst-Vermeidungs-Einstellungen (fear-avoidance-beliefs), führen zur angstmotivierten Vermeidung eines normalen Bewegungsverhaltens und stellen somit einen wesentlichen Risikofaktor für die Chronifizierung von Rückenschmerzen dar. Patienten mit hohen fear-avoidance-beliefs weisen eine stärkere schmerzbedingte funktionelle Beeinträchtigung auf. Die Reduzierung von fear-avoidance-beliefs ist ein guter Prädiktor für den Therapieerfolg.
Bei Kopfschmerzen können Erwartungsängste zu ungünstigen Verhaltensweisen (z.B. fortschreitende Vermeidung von Aktivitäten, übermäßige Medikamenteneinnahme) und im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung zur tatsächlichen Auslösung von Kopfschmerzen führen. Die oftmals noch propagierte Empfehlung einer generellen Vermeidung potentieller Trigger kann die Lebensqualität und den Handlungsspielraum der Betroffenen stark einschränken, eine zunehmende Reizsensibilisierung begünstigen sowie Erwartungsängste verstärken und aufrechterhalten. Stattdessen können spezifische Bewältigungsstrategien im Umgang mit Triggern vermittelt werden.
Bei der Behandlung von Schmerzpatienten ist daher die Exploration und hinreichende Berücksichtigung schmerzbezogener Ängste unerlässlich. Der Schwerpunkt des Workshops liegt auf der praxisnahen Vermittlung kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientierter Interventionen bei Rücken- und Kopfschmerzen. Anhand konkreter Fallbeispiele sollen das praktische Vorgehen veranschaulicht und Besonderheiten wie auch Schwierigkeiten bei der Durchführung diskutiert werden.
Beschreibung: Naturheilkundliche Therapieverfahren werden zunehmend von Schmerzpatienten
nachgefragt. Die Kenntnis von sinnvoll angewendeten Verfahren kann die Patientenbindung
verbessern und bei therapierefraktären Verläufen neue Optionen bieten.
Auch können Nebenwirkungen oder das Vorliegen von schweren Begleiterkrankungen
konsequente Umsetzung der konventionellen Verfahren beeinträchtigen. Insgesamt sind
naturheilkundliche Therapien bei chronischen Schmerzen wirksame, meist kostengünstige
und nebenwirkungsarme Therapieoptionen. Sie können oft schnell und effektiv
in den Praxisalltag integriert werden. In vielen Fällen kann durch die Kombination mit
nicht-medikamentösen naturheilkundlichen Verfahren eine Schmerzmittelreduktion
oder ein komplettes Absetzen der Schmerzmedikation bei gesteigerter Lebensqualität
erreicht werden. In diesem Workshop werden wesentlichen Behandlungsmodule für eine
erfolgreiche integrative, multimodale Schmerztherapie vorgestellt. Weiterhin werden
ausleitende Verfahren (Blutegeltherapie, Schröpfen und Co.) dargestellt. Im letzten Teil
des Workshops werden Selbsthilfestrategien für Schmerzpatienten praktisch präsentiert,
die sich lohnen, und die die Patienten nachhaltig nutzen.
Zielgruppe: Klinisch tätige Schmerztherapeuten
Ziele: Es werden
1. die Grundideen eines naturheilkundlichen Behandlungskonzeptes erklärt.
2. konkrete naturheilkundliche Strategien demonstriert, die Schmerztherpeuten
in Ihrer Praxis anwenden (lassen) können.
3. Selbsthilfestrategien vermittelt, die der Patient eigenständig durchführen kann.
Zur Anwendung von Fragebögen und Skalen in der Schmerzdiagnostik bemerkt Williams: „Die Verwendung zuverlässiger, valider und sinnvoller Verfahren ist keineswegs schwieriger als die Anwendung uninterpretierbarer oder ungeeigneter Methoden“ [5, S. 55]. Die Erfassung von Schmerzmerkmalen wie Intensität, Dauer, Maximum, Minimum und Qualität ist inzwischen weitgehend diagnostischer Standard. Die verwendeten Skalenformen, -formate und Instruktionen variieren dagegen noch immer erheblich. Themen des Workshops sind Grundlagen, Auswahl und Anwendung der Verfahren im klinischen Alltag. Kriterien für „gute“ und „schlechte“ Verfahren werden diskutiert. Besprochen und praxisnah vermittelt werden die derzeit üblicherweise verwendeten Verfahren zur Schmerzmessung (VAS, NRS, Schmerztagebücher, Fragebögen zur Schmerzqualität) Verfahren zur Bestimmung der Chronifizierung (MPSS, Graduierung nach von Korff) sowie bereichsspezifische Instrumente zur Erfassung psychischer Belastungen (depressive Symptome, Angst, Stress). Die Auswertung und Interpretation werden praxisgerecht erarbeitet. Dabei werden häufige Fehlerquellen, Probleme (z. B. Auswertung bei fehlenden Werten) und Entscheidungen für oder gegen bestimmte Formate sowie die Anwendungsmöglichkeiten und -grenzen beim Einsatz von Fragebögen bei Patienten mit körperlichen Beschwerden erläutert. Vorgestellt werden Verfahren im Schmerzfragebogen der Deutschen Schmerzgesellschaft und die neu eingeführten bzw. erweiterten Verfahren. Mit 21 Items ist die Depressions-, Angst- und Stress-Skala (DASS; Nilges & Essau, 2015) ein reliabler, valider und gleichzeitig ökonomischer Fragebogen für Patienten mit chronischen Schmerzen. Besonderen Stellenwert hat in diesem Workshop das Gespräch mit Patienten: Bei der Einführung der Verfahren, der Beantwortung von Fragen und Zweifeln und bei der Vermittlung der Ergebnisse. Literatur
1. Gerbershagen HU (1995) Quality of life research in pain patients. In: Guggenmoos-Holzmann I, Bloomfield K, Brenner H, Flick U (eds) Quality of life and health, 1st ed.Blackwell, Berlin, pp 107–124
2. Nicholas MK, Asghari A, Blyth FM (2008) What do the numbers mean? Normative data in chronic pain measures. Pain 134:158–173
3. Nilges P, Essau C (2015) Die Depressions-Angst-Stress-Skalen. Der DASS – ein Screening-verfahren nicht nur für Schmerzpatienten. Schmerz 649–657
4. Williams AC, Craig KD (2016) Updating the definition of pain. Pain 157:2420–2423
5. Williams AC (1995) Pain measurement in chronic pain management. Pain Reviews 2:39–63
6. Von Korff M, Dworkin SF, LeResche L (1990) Graded chronic pain status: An epidemiological evaluation. Pain 40:279
Apps in der Kopfschmerztherapie - Ist das smart?
Für eine Vielzahl verschiedener Erkrankungen werden Gesundheits-Apps für das Smartphone oder das Tablet angeboten. Auch für Patienten mit Kopfschmerzen gibt es unterschiedliche Apps und das Interesse sie als Baustein einer Behandlung zu verwenden steigt sowohl bei Patienten als auch bei Ärzten an. Viele der Kopfschmerz-Apps dienen als “Tagebuch“ zur Dokumentation der Kopfschmerzcharakteristika und -frequenz. Sie können dazu beitragen, den Kopfschmerz zu klassifizieren und das Ausmaß der Erkrankung sowie den Behandlungserfolg zu monitoren. Erweiterte Funktionen ermöglichen durch die regelmäßige Dokumentation der Attacken die Identifikation von Kopfschmerz-Triggern und hierdurch eventuell auch das zukünftige Vermeiden von Anfällen. Einige der im Google Play Store oder in Apples App Store erhältlichen Apps bieten auch Therapiemodule, mit denen sie mittels Edukation, Motivation zum Ausdauersport und / oder Anleitung zu kognitiv-verhaltenstherapeutischen Übungen insbesondere die nicht-medikamentöse Therapie unterstützen. Erste Apps bieten sogar schon die Möglichkeit mit Hilfe von separat erhältlichen Messfühlern Biofeedback-Verfahren auf dem Smartphone durchzuführen. So können diese Apps den Arzt bzw. den Therapeuten nicht ersetzen, aber den Behandlungsprozess unterstützen und ggfs. verbessern.
Eine einheitliche Qualitätskontrolle für Gesundheits-Apps gibt es allerdings bisher nicht. Jeder Entwickler kann eine App unabhängig von dem vorhandenen medizinischen Wissen programmieren und zum Download anbieten. Echte Kooperationen zwischen App-Entwicklern, Ärzten, Therapeuten und Patienten finden sich selten. Nur wenige kontrollierte Studien haben bisher untersucht, ob solche Gesundheit-Apps zu einer besseren bzw. effektiveren Behandlung beitragen und wie hoch ihr Nutzen für den Patienten wirklich ist. Umgekehrt ist auch denkbar, dass die ständige Beschäftigung der Patienten mit einer solchen App und damit auch ihrer Erkrankung zu einer Verschlechterung führen kann. Weiterhin ist bei vielen Apps nicht eindeutig ersichtlich was mit den aufgezeichneten, teilweise sensiblen Daten passiert und wofür diese verwendet werden. Welche Konsequenzen ein nicht ausreichender Datenschutz haben kann, ist vielen Anwendern nicht bewusst.
In der Sitzung soll das Pro- und Kontra für den Einsatz von Apps in der Kopfschmerzbehandlung anhand konkreter Beispiele bereits existierender Smartphone Anwendungen und möglicher zukünftiger Perspektiven diskutiert werden.
CRPS – streicheln oder treten? - Mobilisation in der Therapie des CRPS
In den letzten Jahren sind vermehrt Studien publiziert worden, die eine forcierte Mobilisation beim CRPS auch über die Schmerzgrenze hinweg fordern. In diesem PRO- und CONTRA-Symposium sollen diese verschiedenen Ansätze der Bewegungstherapie des CRPS unter Berücksichtigung pathophysiologischer Mechanismen des CRPS (Sensibilisierung vs sekundärer Komplikationen durch mangelnde Mobilisation) und klinischer Erfahrung dargestellt und diskutiert werden.
Das Symposium richtet sich vor allem an Kliniker, die Anregungen für eine Optimierung ihrer CRPS-Therapie bekommen möchten, aber auch an Wissenschaftler, die sich näher mit dem Einfluß der Bewegungstherapie auf den Therapieeffekt beim CRPS beschäftigen möchten.
Neuropathische Schmerzen sind häufig und führen zu einer relevanten Einschränkung der Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit betroffener Patienten. Die Ursachen sind mannigfaltig und die Pathophysiologie noch unvollständig verstanden. Ein wesentliches Hindernis bei der Erforschung der Schmerzmechanismen ist, dass neuronales Gewebe von Patienten praktisch nicht zugänglich ist und dass sich das Phänomen Schmerz in reduzierten Systemen in vitro kaum untersuchen lässt. So wurden insbesondere Nagermodelle zur tierexperimentellen Generierung von neuropathischen Schmerzen entwickelt und u.a. zur Gewebeanalyse auf der Suche nach den zugrundeliegenden Mechanismen verwendet. Die Erkenntnisse aus diesen Modellen haben geholfen, viele Fragen zur Pathophysiologie neuropathischer Schmerzen zu beantworten. Die nur eingeschränkte Übertragbarkeit der im Tiermodell erhobenen Daten auf den Menschen beflügelte dabei parallel die Weiterentwicklung neuer grundlagenwissenschaftlicher in vitro Methoden schließlich bis hin zur Generierung von Patienten-eigenen neuronalen Zellen aus Patienten-eigenen somatischen Zellen. Die Etablierung induzierter pluripotenter Stammzellen (iPSC) und die aus ihnen generierten Neurone markieren einen Meilenstein in der Schmerzforschung und eröffnen bislang ungeahnte Möglichkeiten für individualisierte Diagnostik, Therapie und Prognose. Es wird nun darauf ankommen, die Möglichkeiten und Grenzen dieser sich rasant entwickelnden tierexperimentellen in vivo und human-experimentellen in vitro Methoden realistisch einzuschätzen und ihre Vorteile als Einzelmethoden und in Kombination optimal zu nutzen. In unserem klinisch und experimentell ausgerichteten Symposium möchten wir dem Auditorium spannende aktuelle Erkenntnisse aus genau dieser translationalen Forschungskreuzung präsentieren. Anhand von genetisch determinierten Schmerzsyndromen wie Ionenkanalerkrankungen und solche, bei denen eine hereditäre Störung des Sphingolipid bzw. Glykoproteinmetabolismus vorliegt, werden neue Wege aufgezeigt, die das pathophysiologische Verständnis um die Nozizeptorde- und regeneration und –sensibilisierung als grundlegende Phänomene von neuropathischem Schmerz entscheidend verändern können.
Die Entwicklung von ehealth-Lösungen schreitet rasant voran. Längst sind einzelne Programme und Apps auch Angebote von gesetzlichen Krankenversicherung, die auch Fitness-Tracker und Smart-Watches gezielt subventionieren. Und auch einzelne Bestandteile des ehealth-Gesetzes wie Telekonsultationen stehen mittlerweile zur Verfügung. Insbesondereim Bereich der Psychotherapie kann man schon auf etwas Erfahrung auch international zurückblicken.
Allerdings gibt es im Bereich der Schmerzmedizin noch nicht allzu viele Lösungen, aber gleichzeitig viele Chancen und großes Interesse. Erste Erfahrungen liegen vor und viele Entwicklungen sind „in der Pipeline“.
Dieses Symposium soll daher den Status Quo darstellen und aufzeigen, welche Lösungen es bereits gibt. Es soll aber auch diskutiert werden, welche Lücke noch bestehen. Wo besteht Notwendigkeit, wo Interesse? Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?
Da im Bereich psychotherapeutische Anwendungen die meiste Erfahrung besteht, kann hier schon eine Übersicht zur Evidenz schmerzbezogene Programme gegeben werden.
Und in den letzten Jahren haben wir alle genug über Multimodalität diskutiert um zu wissen, dass die Entwicklung einzelner Programme und elektronischer Lösungen die Notwendigkeit dieses interdisziplinären und multimodalen Ansatzes nicht in Frage stellen kann. Somit stellt sich die Frage, wie können Lösungen aus ehealth und mhealth in diese Multimodalität integriert werden? Besteht eine Perspektive im Rahmen der ambulanten multimodalen Schmerztherapie?
Die Entwicklung elektronischer Gesundheitslösungen stellt sicherlich eine der größten Innovationen der letzten Jahre da, die die Zukunft der Therapie nachhaltig verändern wird. Auch vor diesem Hintergrund ist eine Diskussion im Rahmen des Symposiums ausdrücklich gewünscht.
Zur Diagnostik, Klassifikation und Behandlung von Trigeminusneuralgien und neuropathischen Gesichtsschmerzen ergeben sich aktuell zahlreiche neue Entwicklungen. Die klassische in Deutschland übliche Unterscheidung zwischen Neuralgien und Neuropathien aufgrund des klinischen Bildes wurde in der Internationalen Kopfschmerzklassifikation (ICD-3, 2018) verlassen. Die Bildgebung wurde in ihrer Bedeutung aufgewertete, der Gefäß-Nerven-Kontakt alleine als Ursache der Trigeminusneuralgie wurde zugunsten eines Konzeptes bei dem in hochauflösender Technik Verlagerung des Trigeminusnerven und Atrophie nachgewiesen werden sollen, verlassen. Dies hat auf die Indikationsstellung zur Mikrovaskulären Dekompression erhebliche Auswirkungen. Zur Therapie stehen neben den in den Leitlinien primär empfohlenen Substanzen Carbamazepin/Oxcarbazepin und Baclofen, Gabapentin sowie Pregabalin weitere Substanzen zur Verfügung oder sind in der klinischen Erprobung. Publiziert wurden Daten zur Wirksamkeit des selektiven Nav1.7 Blocker BIIB074 sowie zur topischen Anwendung des Nav1.8 Blocker Ambroxol.
Referenzen:
Maarbjerg S, Wolfram F, Gozalov A, Olesen J, Bendtsen L. Significance of neurovascular contact in classical trigeminal neuralgia. Brain 2015;138:311-9
ICHD-3. Cephalalgia 2018 in press
Zakrzewska JM, Palmer J, Morisset V, Giblin GM, Obermann M, Ettlin DA, Cruccu G, Bendtsen L, Estacion M, Derjean D, Waxman SG, Layton G, Gunn K, Tate S; study investigators. Safety and efficacy of a Nav1.7 selective sodium channel blocker in patients with trigeminal neuralgia: a double-blind, placebo-controlled, randomised withdrawal phase 2a trial. Lancet Neurol 2017;16:291-300
Kern K-U, Schwickert-Nieswandt M, Maihöfner C, Gaul C.Topical ambroxol 20% for the treatment of classical trigeminal neuralgia and trigeminal neuropathy - a new option? Cephalagia subm.
Zielgruppe: Medizinalpersonen aller Fachrichtungen (keine Vorkenntnisse notwendig)
Ziele: 1. Sie kennen die Symptomvielfalt von Gesichtsschmerzen und die Zusammenhängemit
begleitenden Kopfschmerzen. 2. Sie verstehen die multifaktorielle Schmerzätiologie
im Rahmen eines bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells und die multimodalen Therapieansätze.
3.Sie können die klinische Untersuchung zur Abgrenzung von myogenen,
arthrogenenund neurogenen Schmerzen durchführen. 4.Sie kennen die Indikationen und
Anwendung von Biofeedback als Entspannungstechnik.
Vorträge / Beschreibung: Stressbelastungen können zu (unbewusster) Erhöhung des
Muskeltonus der Kaumuskulatur im Sinne von Zähnepressen/-knirschen führen. Im Fachjargon
wird dafür der Begriff “Parafunktion” bzw. “Bruxismus” verwendet. Im Zeitverlauf
können bei Betroffenen Kopf-, Gesichts- und Kieferschmerzen resultieren. Diese Symptome
können umgekehrt als Stressbelastung erlebt werden und zu Verunsicherung und
erhöhter Anspannung führen. Insbesondere das bedrohliche Erleben von Beschwerden
führt oft zu einer Fokussierung auf zuvor unwesentliche Merkmale (z.B. Zahnstellung) im
Sinne einer überhöhten Körperempfindung (sog. „Hypervigilanz“). Damit gehen angstbesetze
Gedanken und Befürchtungen einher. Z.B. werden Schmerzen als Zeichen einer
bösartigen Erkrankung oder harmlose Kiefergelenkgeräusche als bedrohliche Gelenkschädigung
interpretiert. Diese Symptomatik wird verstärkt, wenn von therapeutischer
Seite ein inadäquates Krankheitsmodell vermittelt wird oder gar unnötige, vermeintlich
therapeutische Eingriffe vorgeschlagen werden.
Anhand von Videobeispielen aus der Klinik werden biopsychosoziale Konzepte vorgestellt.
Im praktischen Teil üben Teilnehmende die klinische Untersuchung und erlernen
die Anwendung von Biofeedback.
Der Workshop gliedert sich in drei Teile:
Beschreibung: Da sich in der Versorgung chronischer Schmerzpatienten einseitig
somatisch orientierte Behandlungsansätze als unzureichend erwiesen haben, sind bei
der Therapie entsprechend den bio-psycho-sozialen Krankheitsanteilen interdisziplinäre
Behandlungsansätze gefragt. Neben der medikamentösen Schmerztherapie und körperlicher
Aktivierung spielt dabei die Psychotherapie eine entscheidende Rolle. Zwei Ansätze
erscheinen dabei widersprüchlich: Einerseits gegen die Schmerzen ankämpfen, sie kontrollieren,
ignorieren oder bewältigen und andererseits auf sie zugehen, die Schmerzen
akzeptieren. Wann macht was Sinn? Die beiden Ansätz werden dargestellt, entsprechende
Erklärungsmodelle für Patienten gezeigt und strategische Unterschiede im therapeutischen
Vorgehen unter Berücksichtigung verschiedener Störungsbilder wie chronisches
Schmerzsyndrom nach Gewebsschädigung, funktionelle Schmerzerkrankungen und
Fibromyalgiesyndrom werden herausgearbeitet.
Zielgruppe: Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten und Pflegekräfte
Ziele:
1. Schmerzpsychotherapeutische Zugangswege und Behandlungsfoki unterscheiden
2. Kennenlernen unterschiedlicher psychotherapeutischer Strategien
3. differenzierte Anwendung entsprechend dem Störungsbild (Schmerzmechanismus) und
dem Zeitpunkt im Therapieprozess
4. konkrete Therapeutische Interventionen erlernen
5. aktive Teilnahme erwünscht
Die Akupunktur besitzt aufgrund nachgewiesener Effektivität (Vickers und Linde,
JAMA, 2014; Berman et al., NEJM, 2013, cochrane reviews aus 2015 und 2016) einen
festen Stellenwert in der Behandlung chronischer Schmerzen. Das Spektrum der
Techniken und der Anwendungen ist breit. Dazu gehört die TCM-Differenzierung bei
komplexen Erkrankungen, aber auch die unkompliziert anzuwendende Mikrosystemakupunktur,
die mit ihren immer wieder überraschenden Soforteffekten den Patienten
motiviert und in jeder Situation dem Arzt die Möglichkeit gibt zu handeln. Bei der
Behandlung von Erkrankungen des Bewegungssystems ist die Nadelung myofaszialer
Triggerpunkte essentiell. Physiologisch begründete segmentale Punktauswahl mit
Aktivierung absteigender und segmentaler Schmerzinhibition kann akute Schmerzen
lindern und desensibilisieren. Elektrostimulations- und Laserakupunktur bieten
erfahrungsgemäß eine optimierte Behandlung für spezielle Indikationen.
Ziele:
Dieser Workshop bietet:
- einen schnellen Überblick über den aktuellen Stand der Akupunktur
- zeigt den Unterschied zwischen (leider häufig) schlecht praktizierter
und guter Akupunktur auf
- diskutiert die Gefahr einer passiv-empfangenden Therapie vs.
aktivierender Stimulation
- demonstriert pragmatische Ansätze, die unmittelbar umgesetzt werden können
- lehrt einfache Punkte und Punktkombinationen, die auch in Neuraltherapie,
Therapeutischer Lokalanästhesie, Akupressur, TENS und andere Stimulationsarten
übernommen werden können
- gibt Tipps und Tricks für den Schmerztherapeuten
Zielgruppe:
Es sind keine Vorkenntnisse nötig, der praktizierende Akupunkteur
wird stimuliert werden.
Chronische Schmerzen des Bewegungssystems, insbesondere Rücken- und Nackenschmerzen gehören zum Praxisalltag von Schmerzmedizinern.
Zur Evaluation von Schmerzsyndromen des Bewegungssystems, zur Einleitung weiterer Diagnostik und von Therapiemaßnahmen sowie zur Verlaufsbeurteilung unter und nach der Therapie gehört die Beurteilung der körperlichen Befunde.
Wesentliche Fragen, die durch die klinische Untersuchung beantwortet werden soll sind:
• Benötige ich noch eine weitere, z.B. bildgebende Diagnostik
• Wie bewerte ich die vorliegenden Befunde (z.B. MRT, Neurographie)
• In wie weit passen die klinischen Befunde zur beschriebenen Symptomatik oder ergeben sich Hinweise für:
o Schmerzchronifizierung
o Somatisierung
o Aggravation
o Einfluss anderer Faktoren
• Für ein morphologisches Korrelat der Schmerzen (z.B. Rückenschmerzen bei einer bisher übersehenden Coxarthrose)? Sollten entsprechende therapeutische Maßnahmen durchgeführt (z.B. Hüft-TEP) werden oder gibt es keine Indikation (z.B. im Rahmen von Zweitmeinungsverfahren)
• Kann der Schmerz durch funktionelle Einflussfaktoren (Funktionsstörungen des Bewegungssystems) zumindest teilweise erklärt werden – Indikationsstellung für Funktionsbehandlungen (z.B. Physiotherapie, Trainingstherapie, Ergotherapie)
• Des Weiteren ist die funktionelle Untersuchung Bestandteil der multimodalen interdisziplinären Diagnostik und dient der Indikationsstellung zur multimodalen Komplexbehandlung.
In diesem workshop sollten die wesentlichen theoretischen Ansätze der klinischen Untersuchung, ihrer Zielsetzung und Durchführung besprochen werden. Anhand einer praktischen klinischen Untersuchung sollten die Teilnehmer einen grundsätzlichen Untersuchungsablauf und die sich ergebenen Konsequenzen (für die weitere Diagnostik und Therapie) vermittelt werden.
Wesentliche Lernziele sind:
• Theoretische Grundlagen Schmerzerkrankungen des Bewegungssystems
• Wesentliche morphologische Befunde im klinischen Erscheinungsbild – Differentialdiagnostik und Erkennung red flags
• Funktionsstörungen des Bewegungssystems, Diagnostik und therapeutische Konsequenzen
• Erarbeitung eines Klinischen neuroorthopädischen Untersuchungsga