Autor:innen:
Clarissa Zimmermann | Friedrich-Schiller-Universität Jena | Germany
Maria Richter | Universitätsklinikum Jena | Germany
Prof. Dr. med. Winfried Meißner | Universitätsklinikum Jena | Germany
Prof. Dr. Thomas Weiß | Friedrich-Schiller-Universität Jena | Germany
Dipl.-Psych. Philipp Baumbach | Universitätsklinikum Jena | Germany
Einleitung: Während eine Reihe von Studien die Effektivität multimodaler Therapieprogramme bei Patienten mit chronischen Schmerzen belegt, ist der Einfluss möglicher Prädiktoren auf die Behandlungseffekte weit weniger erforscht. Die Berücksichtigung prädiktiver Faktoren in der Behandlung könnte jedoch die Effektivität von Programmen weiter erhöhen. In der vorliegenden Arbeit wurden daher zunächst die Behandlungseffekte zwischen Screening (T0) und 6-Monats-Katamnese (T4) berechnet. Anschließend wurde der Einfluss soziodemographischer und schmerzbezogener Prädiktoren auf diese Behandlungseffekte untersucht.
Methode: Die o.g. Tagesklinik bietet ein teilstationäres 4-wöchiges multimodales Behandlungsprogramm für Patienten mit chronischen Schmerzen. Zwischen Juni 2013 und November 2016 wurden 270 Patienten in 110 - 115h und einer Gruppengröße ≤ 9 behandelt. Für die Evaluation der Behandlungseffekte wurden die durchschnittliche schmerzbedingte Beeinträchtigung (DSB, mittels Chronic Pain Grade Questionnaire), die Schmerzintensität (SI, Mittelwert aus drei Items zur momentanen, durchschnittlichen und maximalen Schmerzintensität) sowie die gesundheitsbezogene psychische und physische Lebensqualität (SF-12) zu T0 und T4 analysiert. Der Einfluss soziodemographischer Prädiktoren (Geschlecht, Alter und Bildungsgrad zu T0) und schmerzbezogener Prädiktoren (Chronifizierungsgrad nach von Korff, Schmerzdauer und Opioid-Einnahme zu T0) wurden mithilfe einfacher und multipler linearer Regressionsmodelle untersucht.
Ergebnisse: In die vorliegende Analyse wurden 95 Patienten mit vollständigen Angaben zu T0 und T4 einbezogen. Zwischen T0 und T4 zeigten sich signifikante und hohe Therapieeffekte in DSB (p < 0,01, r = 0,57), SI (p < 0,01, r = 0,63) und der physischen Skala des SF-12 (p < 0,01, r = 0,47). Ein niedriger Chronifizierungsgrad (Grad: ≤ 2, B = 13,18, p = 0,03) sagte eine geringere Reduktion der DSB vorher, während eine Opioid-Einnahme (B = -13,12, p = 0,05) eine stärkere Reduktion der DSB vorhersagte. Eine Schmerzdauer > 5 Jahre war mit einer stärkeren Reduktion der SI (B = -10,92, p = 0,01) sowie einem höheren Anstieg der physischen Lebensqualität (B = 5,30, p = 0,01) assoziiert.
Schlussfolgerung: Die Evaluation der Behandlungseffekte deutet auf die mittel- bis langfristige Effektivität der Therapie hin. Von den untersuchten Prädiktoren schienen vor allem der Chronifizierungsgrad sowie die Schmerzdauer einen Einfluss auf die Behandlungseffekte zu nehmen. Das könnte andeuten, dass die Therapie unabhängig von den übrigen untersuchten Einflussvariablen wirkt. Unter Berücksichtigung der geringen Varianzaufklärung besteht allerdings weiterhin dringender Forschungsbedarf bezüglich potentieller Prädiktoren für die Behandlungseffekte einer multimodalen Schmerztherapie.