Autor:innen:
Anna Brandauer | Paracelsus Medizinische Privatuniversit | Austria
Patrick Kutschar | Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg
Stefanie Berger | Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg
Nicole Freywald | Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg
Ass.-Prof. Dr. Irmela Gnass | Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg
Denise Seidenspinner | Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg
Prof. Dr. Jürgen Osterbrink | Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg
Hintergrund
Der Messung der Lebensqualität kommt insbesondere im Altenheimsektor eine wachsende Bedeutung zu. Als zentraler Einflussfaktor auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität (LQ) von Altenheimbewohnern (AHB) kann unter anderem das Vorliegen von Schmerzen angenommen werden – ein nach wie vor weit verbreitetes Phänomen in Altenheimen.
Methode
Im Rahmen der Cluster-RCT-Studie „PIASMA“ (Projekt zur Implementierung eines adäquaten Schmerzmanagements in der Altenhilfe) wurden die Schmerzsituation (Brief Pain Inventory, BPI) und die LQ (Euroqol, EQ-5D-3L) von auskunftsfähigen AHB (MMSE > 9) in 20 Altenheimen in Bayern gemessen. Insgesamt wurden zu t0 354 AHB mit bis zu moderater kognitiver Beeinträchtigung untersucht. Für die Analysen der Phänomene Schmerz und LQ wurden Summenscores berechnet: LQ-Score aus den EQ-5D-3L-Items und die Skalen „Schmerzinterference“ und „Schmerzintensität“ aus den BPI-Items. Einflussfaktoren (Schmerzinterference, Schmerzintensität, Vorliegen depressiver Symptome (Geriatrische Depressionsskala, GDS), Bewohnercharakteristika) auf die LQ wurden mit einer multiplen linearen Regression (Methode: schrittweise) untersucht. Mittelwertunterschiede zwischen AHB mit und ohne Schmerzen sowie Unterschiede zwischen AHB mit keinen, akuten und chronischen Schmerzen wurden mittels Kovarianzanalysen um den Einfluss depressiver Symptome (GDS-Score) kontrolliert.
Fragestellungen
1. Welche (schmerzassoziierten) Faktoren nehmen Einfluss auf die LQ?
2. Treten signifikante Unterschiede in der LQ zwischen AHB mit und ohne Schmerzen auf?
3. Unterscheidet sich die LQ von AHB mit keinen, akuten und chronischen Schmerzen signifikant?
Ergebnisse
Mehr als die Hälfte der AHB berichtet lt. BPI von Schmerzen und beinahe jeder zweite lebt mit chronischen Schmerzen (Dauer > 3 Monate). Verglichen mit dem Referenzwert der deutschen Gesamtbevölkerung (> 60 Jahre) erreichen die AHB im Schnitt einen um 17,5 Punkte geringeren LQ-Score (85,4 vs. 67,9; 0-100). Als einflussreiche Faktoren (korr. R²=0,27) auf die LQ zeigen sich vor allem schmerzbedingte Beeinträchtigungen (β=-0,296; p < 0,05) und das Vorliegen depressiver Symptome (β=-0,336; p < 0,05). AHB mit Schmerzen weisen eine geringere LQ als jene ohne Schmerzen auf (F=17,06; p < 0,001; ɲ²=0,152). Darüber hinaus zeigt sich eine deutlich verringerte LQ bei AHB mit chronischen im Vergleich zu AHB mit keinen oder akuten Schmerzen (F=9,896; p < 0,001; ɲ²=0,175).
Diskussion
Die Ergebnisse zeigen, dass Schmerzen und vor allem die daraus hervorgehenden schmerzbedingten Beeinträchtigungen die LQ von AHB stark beeinflussen. Besonders AHB mit chronischen Schmerzen, die vermehrt von schmerzbedingten Einschränkungen im Alltag betroffen sind, zeigen signifikant niedrigere Werte. Ein effektives multiprofessionelles Schmerzmanagement mit Fokus auf Konsequenzen für alltägliche Aktivitäten der AHB ist somit nicht nur für die Linderung von Schmerzen essenziell, sondern auch für die Verbesserung der LQ höchst relevant.