1988 erschien die erste Publikation zu einem Akutschmerzdienst (ADS), nachdem zuvor in Deutschland und in den USA anästhesiebasierten Schmerzdienste eingerichtet wurden, zunächst vor allem für die Versorgung postoperativer Patienten mit kontinuierlichen Verfahren der Regionalanalgesie und einer i.v. PCA. Die Etablierung von ASDs hatte einen pragmatischen Hintergrund, galt aber zunächst als Bruch mit geltenden Regeln und Gewohnheiten. Pioniere der ersten Stunde hatten mit erheblichen Bedenken und Widerständen zu kämpfen. Mittlerweile sind ASDs in vielen Krankenhäusern etabliert, ohne dass es klare Vorgaben zur personellen Ausstattung oder der Finanzierung gibt. Was sind die aktuelle Probleme und wie sieht die Zukunft aus?
Qualitätskriterien in der medizinischen Versorgung sind immer mehr in den Fokus gerückt. So haben Projekte wie z.B. das „schmerzfreies Krankenhaus“ nachweislich einen weltweit vermutlich einmaligen Qualitätsstandard geschaffen. Mit einer guten Organisation, inhaltlicher Kompetenz bei Sicherstellung der Edukation kann die Mehrzahl aller Patienten ausreichend versorgt werden.
„Make pain visible“ das war über Jahrzehnte die Devise der Akutschmerzdienste; die Erfassung der Schmerzintensität anhand einer NRS oder VAS das Credo, um bei zu hohen Scores Analgetika zu applizieren. Nur hat das Sichtbarmachen der Schmerzen die Analgesie an sich nicht überall verbessert. So entspricht die an einen Cut-off gebundene Gabe von Analgetika oftmals nicht den individuellen Bedürfnissen eines Patienten. Immer häufiger gibt es Patienten, die nach einer Operation langfristig Opioide einnehmen wegen „zu starker“ Schmerzen. Sind Schmerzscores vielleicht kein gutes Instrument zur Beurteilung? Sind sie jetzt OUT? Was könnte geeigneter sein, um die (Schmerz)-Situation eines Patienten zu erfassen. In dem Vortrag werden Alternativen diskutiert und die Schmerzerfassung anhand von Scores hinterfragt.
Die ökonomischen und rechtlichen Rahmenbedingungen machen es notwendig, personelle Versorgungsmodelle für die Zukunft der ASDs zu entwerfen. Fachkräftemangel und zunemende Ökonomisierung gehen mit neuen Herausforderungen einher. Dabei sind gerade Akutschmerzdienste, die keine direkten Erlöse erwirtschaften, von Einsparungsbemühungen betroffen. Mehr denn je müssen Versorgungsformen, wie ein Arzt- und ein pflegebasiertes Akutschmerzdienst, auch ökonomischen Anforderungen genügen. Der ASD steht noch heute für ein Umdenken in der innerklinischen Versorgung sowie der Intensivierung der interprofessionellen und interdisziplinären Zusammenarbeit im Krankenhaus. Neue, (invasive) Analgesieverfahren müssen etabliert, neue medizinische und organisatorische Herausforderungen bewältigt werden. Ein ASD bietet die Chance, Behandlungsprozesse innerhalb einer Kliniken noch enger zu verknüpfen, Schnittstellen zu reduzieren und eine bessere Versorgungsqualität effektiver zu gestalten.