08:30 Uhr
Schmerz lass nach! - Kompetenzentwicklung von Mitarbeitenden in Pflegeteams in der Altenhilfe
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Hintergrund
Schmerz ist ein unangenehmes Erlebnis, an dem viele ältere Menschen leiden. Um die Schmerzversorgung insbesondere in der Altenhilfe (teil-, vollstationär, ambulant) zu verbessern bedarf es daher fachlicher, methodischer und sozialer Kompetenzen zum Schmerzmanagement von allen Mitarbeitenden in den jeweiligen Pflegeteams, bei dem ein interdisziplinärer Ansatz berücksichtigt wird. Gezielte Schulungsmaßnahmen dienen der Förderung von Kompetenzen zum Schmerzmanagement, die auch das Einbringen von entscheidungsrelevanten Informationen für die schmerztherapeutische Versorgung beinhalten. Die Etablierung von „pflegerischen Schmerzexpert*innen“ und die Kompetenzentwicklung für teil-, nicht oder anders qualifizierte Mitarbeitende (z. B. Sozialer Dienst, Hauswirtschaft) in der Altenhilfe ist ein weitestgehend unerforschter Bereich [1]. Dem Aufruf „Pflege inklusive“ der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW folgend, wird über drei Jahre (2016-2018) in Kooperation von Pflegepraxis und Pflegewissenschaft die Kompetenzentwicklung von Mitarbeitenden in Pflegeteams untersucht.
Methodik
In der Untersuchung mit Prä-/Post Design werden alle Mitarbeitenden in Pflegeteams in Einrichtungen der Altenhilfe (Gelegenheitsstichprobe) mit validierten Fragebögen zu deren Kompetenzen zum pflegerischen Schmerzmanagement (10-er Skaliert) und der beruflichen Selbstwirksamkeit [2] befragt. Speziell für das Projekt ausgebildete "Pflegerische Schmerzexpert*innen" mit festgelegten Aufgaben- und Verantwortungsbereichen führen über 12 Monate (Juli 2017- Juni 2018) regelhaft Schulungen, angepasst auf die unterschiedlichen Berufsgruppen und Qualifikationsgrade durch. Die Auswertung der beiden Datenerhebungen erfolgt deskriptiv: a) zu 6 Kompetenzbereichen zum pflegerischen Schmerzmanagement, b) gebündelt zu Fach- Methoden- und Sozialkompetenz und c) zur erlebten Selbstwirksamkeit.
Ergebnisse
Die Ergebnisse werden auf dem Deutschen Schmerzkongress im Oktober 2018 erstmalig vorgestellt.
Ausblick
Die Untersuchung wird für die schmerztherapeutische Versorgung von Pflegebedürftigen im Alter relevante Erkenntnisse liefern. Neben der bereits empfohlenen Etablierung von pflegerischen Schmerzexpert*innen [3] wird die Untersuchung den Beitrag weiterer Akteure in Pflegeteams mit Fokus auf das Schmerzmanagement verdeutlichen. Die detaillierte Darstellung liefert Erkenntnisse zur Wahrnehmung und somit einen Beitrag für den Diskurs zur Ausrichtung von Kompetenzbereichen im pflegerischen Schmerzmanagement in der Altenhilfe.
Literatur
1. Royal College of Nursing. (2015). RCN Pain Knowledge and Skills Framework for the Nursing Team. https://www.rcn.org.uk/professional-development/publications/pub-004984
2. Schyns, B. & von Collani, G. (2014). Berufliche Selbstwirksamkeitserwartung. Zusammenstellung sozialwissenschaftlicher Items und Skalen. doi:10.6102/zis16
3. Deutsches Netzwerk zur Qualitätssicherung in der Pflege. (2015). Schmerzmanagement in der Pflege bei chronischen Schmerzen. Osnabrück: DNQP.
09:00 Uhr
Die Rolle der algesiologischen Fachassistenz in der onkologischen Tagesklinik
Martha Reuter | Nationales Zentrum für Tumorerkrankungen (NCT) | Germany
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Martha Reuter | Nationales Zentrum für Tumorerkrankungen (NCT) | Germany
Die onkologischen Tageskliniken am NCT in Heidelberg umfassen 60 Plätze mit etwa 100 Patientenbesuchen pro Tag. Die Patienten kommen zu onkologischen Therapien in unterschiedlichen Verlaufsstadien. Das heißt vom kurativen Ansatz bis zur hochpalliativen Tumorerkrankung. Der Beratungsbedarf ist deshalb sehr komplex und hoch. Die Beratung wird von Ärzten, Sozialdienst, Ernährungstherapie, Sportmedizin, Psychoonkologie und durch Pflegefachkräfte ausgeführt. Die Therapieintervalle liegen zwischen einer Woche bis zu drei Wochen. Das Pflegepersonal berät zu Port, Wunden, Palliativpflege, Naturheilkundliche Pflege und zu Schmerzen.
Die Algesiologische Fachassistenz hat hier ihre Aufgabe in der differenzierten Schmerzerfassung bei instabiler, schwieriger Schmerzsituation. Es erfolgt die Kommunikation und Diskussion der Ergebnisse mit Arzt und zuständiger Pflegefachkraft sowie bedarfsorientiert mit weiteren Berufsgruppen.
Weitere Aufgaben orientieren sich an der Schmerzsituation des Patienten.
Dazu gehören Beratung, Information und Schulung zu nicht-medikamentösen Pflegemaßnahmen zur Schmerzlinderung wie Einreibungen, Wärme- Kälteanwendungen, Wickel und Auflagen. Anleitung und Führen eines Schmerztagebuches. Organisation der Verlaufskontrolle.
Falls erforderlich Beratung der Patienten und ihren Angehörigen zur Einnahme und Umgang der verordneten medikamentösen Schmerzmedikation.
Außerhalb der patientenorientierten Versorgung, werden Fortbildungen für pflegerische und ärztliche Kollegen durchgeführt.
Die Pain Nurse steht dabei im Spannungsfeld zu Ihrer normalen Tätigkeit der Patientenversorgung und der Notwendigkeit der oben aufgeführten Aufgaben. Der Handlungsspielraum wird durch Zeitmangel, nicht kontinuierliche Evaluationsmöglichkeit, regelmäßige Rotation beim ärztlichen Dienst begrenzt. Das kann zu Stress und Frustration führen. Diese Herausforderung ist je nach Beratungsaufkommen, Personalbesetzung, Tagesablauf leichter oder schwerer zu bewältigen. Erleichtert wird die Aufgabe durch zwei weitere Pain Nurse und engagierten Kollegen/Innen im pflegerischen Team.
Durch Unterstützung der Pflegedienstleitung in Form von Sonderdiensten, Freistellung für externe und interne Fortbildungen, Besuch von Schmerzkongress ist die Aufgaben der Pain Nurse eine Herausforderung, aber auch eine interessante Tätigkeit zum Nutzen der Patienten.
09:30 Uhr
Patienten in einer besonderen Lebenssituation: Interne Hemipelvektomie - Verbesserung des Pflegeprozesses durch Zusammenarbeit der Pflegespezialisten Schmerz und Mobilität
Ruth Boche | Universitätsklinikum Münster | Germany
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Ruth Boche | Universitätsklinikum Münster | Germany
Hintergrund:
Die interne Hemipelvektomie ist eine Operation bei Patienten mit einem Osteo- oder Chondrosakrom des Beckens. Sie ist für die Patienten mit einer mehrwöchigen Bettruhe und erheblichen Einschränkung der Mobilität verbunden.
Für Pflegende bedeutet dies mit Hinblick auf instabile Schmerzsituationen Grenzerfahrungen des pflegerischen Handelns. Um diesem zu begegnen wurde in Zusammenarbeit der am UKM etablierten Pflegespezialisten Schmerzmanagement und Mobilität eine Intervention zur Verbesserung der Situation der Patienten und der Pflegenden entwickelt, welche im Rahmen dieses Praxisentwicklungsprojektes implementiert wurde.
Ziel:
Hauptziel dieses Projektes war, dass die Patienten durch ein verbessertes Pflegehandling weniger Schmerzen erfahren und regelmäßig bewegt werden können.
Methode:
Das Casemanagement informiert die Pflegespezialisten über die geplante Aufnahme des Patienten. Die Pflegespezialisten besuchen den Patienten einen Tag vor der Operation und informieren über das postoperative pflegerische Handling bezogen auf Schmerz und Mobilität/Positionierung.
Neben dem differenziertem Schmerzassessment, der regelmäßigen Erfassung von Ruhe- und Belastungsschmerz und der Verabreichung entsprechend angeordnete Analgetika, werden die Pflegenden der Abteilung in den Möglichkeiten der Positionierungstechniken und Anwendung von unterstützenden Hilfsmitteln, wie Gleitfolie und Antirutsch-Folie geschult. Zur Verfestigung des Geschulten wird in den ersten postoperativen Tagen die morgendliche Positionierung des Patienten gemeinsam mit den Pflegenden und den Pflegespezialisten durchgeführt. Zudem werden all diese Aspekte dokumentiert.
Ergebnisse:
Die Umsetzung durch den Austausch zwischen den Pflegespezialisten führte zu Ergebnissen für das gemeinsame Handeln, die Absprache der Planung und Durchführung fand bis auf wenige Ausnahmen über den gesamten Projektzeitraum gemeinsam statt. Insgesamt konnten 18 Patienten begleitet werden.
Die Rückmeldungen der Patienten für die Aktivität im Rahmen des Projektes waren sehr positiv. Es wurde ein besseres Körpergefühl, weniger Schmerzen, mehr Vertrauen in sich selber und Weiterentwicklung der Bewegungsfähigkeit angegeben. Positionen wie die A-Positionierung wurden im Verlauf durch die Patienten oder deren Angehörige sehr häufig angewendet oder nachgefragt.
Diskussion:
Die Zusammenarbeit spezialisierter und besonders fortgebildeter Pflegekräfte kann ein Modell für die weitere Verbesserung und Professionalisierung des Pflegehandelns sein. Während durch die Rückmeldungen der Patienten eine positive Wirkung der Intervention insbesondere durch die Pflegespezialisten sich zeigte, steht eine Betrachtung der Sicht der Pflegenden noch aus.