Für die Diagnose und das Therapiemonitoring von Rückenschmerzen werden in der Literatur viele klinische Funktionstests empfohlen, die sich jedoch durch oftmals geringe Spezifität und unzureichende Reliabilität auszeichnen. Ähnliches gilt auch für die bildgebende Diagnostik, deren pathologischen Befunde mit der subjektiven Beschwerdesymptomatik kaum korrelieren. Nicht-invasive Messsysteme gewinnen daher zunehmend an Bedeutung. Die meisten Systeme sind jedoch teilweise in ihrer Handhabbarkeit und ihren Ergebnissen stark limitiert, da sie beispielsweise nur Kurzzeitmessungen unter Laborbedingung zulassen. Demgegenüber erlaubt das Epionics SPINE System die Messung der Lendenlordose und der Orientierung des Beckens und deren Bewegungen und Geschwindigkeiten unter natürlichen Umständen ohne wesentliche Einschränkungen für den Patienten. Diese Art der Auswertung stellt ein neuen Ansatz dar, der sowohl für die Differentialdiagnostik funktioneller/struktureller Schäden Verwendung finden kann als auch zum Therapiemonitoring. In einem einleitenden Grundsatzreferat wird von Hendrik Schmidt dargestellt, inwieweit physiotherapeutische und ärztliche Funktionsmessungen von diagnostischem Wert sind, wieviel Bewegung und Belastung in der Wirbelsäule/ im Rücken im Alltag auftritt und welche Belastung für die Wirbelsäule/ den Rücken schädlich ist. Zudem zeigt er eine klare Abhängigkeit von Alter und Geschlecht auf diese funktionellen Parameter. Christoph Maier wird die Funktionsweise des Epionics-Systems erläutern, statistische Gütekriterien, wie Sensitivität, Spezifität und Reliabilität, diskutieren und aufzeigen, bei welchen unterschiedlichen mediznischen Störungsbildern mit diesem System therapeutisch relevante Informationen gewonnen werden können. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Frage sein ob bewusst vorgespielte Bewegungsstörungen mit diesem Assessment messbar sind. Im abschließenden Vortrag von Jörn Altenscheidt steht die Veränderungssensitivität dieses Verfahrens im Vordergrund. Dargestellt werden funktionell auftretende Veränderungen nach Physiotherapie. Er wird beispielsweise veranschaulichen, dass sich beim Opioidentzug zunächst die Bewegungsgeschwindigkeit verbessert, während mit einer Verbesserung des Beweglichkeitsausmaßes erst durch eine forcierte Physiotherapie mit einem längeren Therapieansatz oder mittels Quotentraining möglich ist.
Literatur
Schmidt H et al. How do we stand? Variations during repeated standing phases of asymptomatic subjects and low back pain patients. JBiomech. 2017.
Schmidt H, et a. What does the shape of our back tell us? Correlation between sacrum orientation and lumbar lordosis. Spine J. 2017.
Dreischarf et al. Age-related loss of lumbar spinal lordosis and mobility-a study of 323 asymptomatic volunteers. PLoS One. 2014 30;9:e116186.
Maier C et al.. Messung der lumbalen Rückenbeweglichkeit unter Alltagsbedingungen – Epionics SPINE Messsystem. OUP 2015;4:418-425