Neuropathische Schmerzen sind häufig und führen zu einer relevanten Einschränkung der Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit betroffener Patienten. Die Ursachen sind mannigfaltig und die Pathophysiologie noch unvollständig verstanden. Ein wesentliches Hindernis bei der Erforschung der Schmerzmechanismen ist, dass neuronales Gewebe von Patienten praktisch nicht zugänglich ist und dass sich das Phänomen Schmerz in reduzierten Systemen in vitro kaum untersuchen lässt. So wurden insbesondere Nagermodelle zur tierexperimentellen Generierung von neuropathischen Schmerzen entwickelt und u.a. zur Gewebeanalyse auf der Suche nach den zugrundeliegenden Mechanismen verwendet. Die Erkenntnisse aus diesen Modellen haben geholfen, viele Fragen zur Pathophysiologie neuropathischer Schmerzen zu beantworten. Die nur eingeschränkte Übertragbarkeit der im Tiermodell erhobenen Daten auf den Menschen beflügelte dabei parallel die Weiterentwicklung neuer grundlagenwissenschaftlicher in vitro Methoden schließlich bis hin zur Generierung von Patienten-eigenen neuronalen Zellen aus Patienten-eigenen somatischen Zellen. Die Etablierung induzierter pluripotenter Stammzellen (iPSC) und die aus ihnen generierten Neurone markieren einen Meilenstein in der Schmerzforschung und eröffnen bislang ungeahnte Möglichkeiten für individualisierte Diagnostik, Therapie und Prognose. Es wird nun darauf ankommen, die Möglichkeiten und Grenzen dieser sich rasant entwickelnden tierexperimentellen in vivo und human-experimentellen in vitro Methoden realistisch einzuschätzen und ihre Vorteile als Einzelmethoden und in Kombination optimal zu nutzen. In unserem klinisch und experimentell ausgerichteten Symposium möchten wir dem Auditorium spannende aktuelle Erkenntnisse aus genau dieser translationalen Forschungskreuzung präsentieren. Anhand von genetisch determinierten Schmerzsyndromen wie Ionenkanalerkrankungen und solche, bei denen eine hereditäre Störung des Sphingolipid bzw. Glykoproteinmetabolismus vorliegt, werden neue Wege aufgezeigt, die das pathophysiologische Verständnis um die Nozizeptorde- und regeneration und –sensibilisierung als grundlegende Phänomene von neuropathischem Schmerz entscheidend verändern können.