Autor:innen:
Dr. med. Benedikt Reutersberg | Klinikum rechts der Isar und Münchner Aorten Centrum (MAC) der Technischen Universität München | Germany
Michael Salvermoser | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
PD Dr. med. habil. Matthias Trenner | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Dr. med. Sarah Geisbüsch | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Prof. Dr. med. Alexander Zimmermann | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Prof. Dr. med. Hans-Henning Eckstein | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
PD Dr. Andreas Kühnl | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Einleitung:Aktuell gibt es keine Daten zur Krankenhaus (KH)-Inzidenz und KH-Mortalität von Aortendissektionen (AD) in Deutschland. Daher wurde eine sekundäre Datenanalyse aller operativ behandelten Typ A (TAAD) und Typ B (TBAD) AD durchgeführt.
Patienten und Methoden:Anhand der DRG Statistiken des Statistischen Bundesamtes erfolgte eine retrospektive Analyse aller zwischen 2006 und 2014 operativ behandelten AD. Alle stationären Fälle wurden anhand der ICD-10-Codes I71.00–I71.07 in Kombination mit den spezifischen OPS Ziffern für offene, endovaskuläre oder Hybrid-Verfahren identifiziert. Hierdurch war eine Unterscheidung zwischen TAAD und TBAD möglich.
Die standardisierte KH-Inzidenz wurde nach Geschlecht und Alter adjustiert. Für die KH-Mortalität erfolgte zusätzlich eine Risiko-Adjustierung mittels Elixhauser Komorbiditäts-Score. Zur Identifikation von Risikofaktoren die mit der KH-Mortalität assoziiert waren, wurde ein multilevel-multivariables Regressionsmodell angewandt.
Ergebnisse: Über den 9-jährigen Beobachtungszeitraum wurden in Deutschland 20.533 Fälle (medianes Alter 65 Jahre, Q1–Q3 53-73 Jahre) aufgrund einer AD operativ behandelt. 14.911 davon waren TAAD (72,6%, Median 64 Jahre, Q1–Q3 53-73 Jahre) und 5.622 TBAD (27,4%, Median 66 Jahre, Q1–Q3 56-74 Jahre). Die standardisierte KH-Inzidenz aller chirurgisch behandelten AD betrug 2,7/100.000/Jahr, welche sich aus 2,0/100.000/Jahr TAAD und 0,7/100.000/Jahr TBAD zusammensetzt. Die KH-Inzidenz beider AD-Typen nahm von 2006 an signifikant zu (1,6 auf 2,4/100.000/Jahr bei TAAD; 0,5 auf 1,1/100.000/Jahr bei TBAD, je p < 0,001).
TAAD wurden in 94,3% der Fälle offen operiert und in 5,7% mittels Hybrid-OP. TBAD wurden in 92,3%, endovaskulär, in 6,4% offen und in 1,3% mittels Hybrid-OP behandelt. Dabei konnte ein signifikanter Anstieg der endovaskulären Therapie (TEVAR und Hybrid) von 88,5% auf 96,9% (p < 0,001) beobachtet werden.
Die KH-Mortalität betrug für die TAAD 19,5% und 9,3% für die TBAD. Über die Jahre konnte ein leichter Anstieg der Mortalität der TAAD (18,2% auf 20,4% p=0,031) und der TBAD festgestellt werden (8,6% bis 10,1%, p=0,241).
In der multivariablen Analyse zeigte sich, dass das Lebensalter (pro 5-Jahres-Schritt, OR 1,14, 95%CI, 1,11-1,16; p < 0,001) und der Elixhauser Komorbiditäts-Score bei der TAAD (pro Punkt, OR 1,03, 95%CI 1,02-1,04, p < 0,001) mit einem höheren Mortalitätsrisiko assoziiert waren. Bei der TBAD galt dies nur für den Elixhauser Komorbiditäts-Score (OR 1,08, 95%CI 1,07-1,10, p < 0,001). Das Geschlecht war bei beiden AD-Typen nicht signifikant mit der KH-Mortalität assoziiert.
Schlussfolgerungen:Dies ist die erste bundesweite Analyse der KH-Inzidenz und -Mortalität von allen chirurgisch behandelten TAAD und TBAD. Insgesamt nahm die KH-Inzidenz und Mortalität beider AD-Typen über die Jahre zu. Die Mortalität war dabei abhängig von der Komorbiditätslast (gemessen mit dem Elixhauser-Score). Bei TAAD war die Mortalität im Krankenhaus zusätzlich vom Alter abhängig.