Autor:innen:
M. Promm (Klinik für Kinderurologie in Kooperation mit der Universität Regensburg, Klinik St. Hedwig, Regensburg, DE)
A. Dittrich (Klinik für Kinderurologie in Kooperation mit der Universität Regensburg, Klinik St. Hedwig, Regensburg0)
S. Brandstetter (Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO-Kliniken), Regensburg0)
M. Kabesch (Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO-Kliniken), Regensburg0)
M. Melter (Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO-Kliniken), Regensburg0)
B. Seelbach-Göbel (Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Klinik St. Hedwig, Krankenhaus Barmherzige Brüder, Lehrstuhl für Geburtshilfe der Universität Regensburg, Regensburg0)
C. Apfelbacher (Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie, Universität Regensburg, Regensburg0)
W. Rösch (Klinik für Kinderurologie in Kooperation mit der Universität Regensburg, Klinik St. Hedwig, Regensburg0)
Fragestellung
Der Hodenhochstand gehört mit einer Prävalenz von etwa 3-5% zu den häufigsten Fehlbildungen bei Jungen. Die Hodenlagekontrolle ist ein fester Bestandteil der U2-Früherkennungsuntersuchung, dadurch soll eine rechtzeitige Therapieeinleitung gewährleistet sein, um Folgeschäden zu verhindern. Inwieweit sich die Untersuchungsergebnisse der U2 in einer kinderurologischen Diagnostik bestätigen lassen, ist nicht bekannt. In dieser prospektiven Studie wurden Jungen mit dem auffälligen Untersuchungsbefund eines Hodenhochstands in der Kinderurologie vorgestellt.
Material und Methode
Im Zeitraum von Juni 2015 bis Juni 2018 wurden alle Jungen, die an der KUNO-Kids Gesundheitsstudie teilnahmen und für die Daten aus der U2 vorliegen, in diese Untersuchung aufgenommen. Die Knaben, die im Rahmen der U2 hinsichtlich der Hodenlage auffällig waren, wurden innerhalb von einem Tag in der Kinderurologie zur erneuten klinischen Untersuchung inkl. Ultraschall vorgestellt. Männliche Neugeborene, die eine mit Hodenhochstand assoziierte Diagnose sowie Pendelhoden hatten, wurden ausgeschlossen. Alle Daten wurden in einem elektronischen Dateneingabesystem erfasst. Die Auswertung erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse
Von insgesamt 861 Jungen wurde bei 50 (5,8%) in der U2 ein Hodenhochstand festgestellt. 30 dieser Kinder konnten in der Kinderurologie erneut untersucht werden. Dabei konnte bei 13 (43,3%) Patienten die Diagnose verifiziert werden, bei 17 (56,7%) Jungen zeigte sich eine korrekte Lage beider Hoden im Skrotum. Eine zusätzlich durchgeführte Ultraschalluntersuchung der Hoden bestätigte in allen Fällen die jeweilige Diagnose.
Diskussion
Bei 57% der Kinder, die mit einem Hodenhochstand vorgestellt wurden, konnte die Diagnose in der Kinderurologie nicht verifiziert werden. Auch eine Studie aus den USA (Snodgrass et al. Pediatrics 2011) hatte gezeigt, dass bei 43% der Kinder, die mit der Verdachtsdiagnose „Hodenhochstand“ zur spezialisierten Diagnostik weitergeleitet wurden, kein Hodenhochstand vorlag. Der hohe Anteil falsch positiver Befunde in der U2 mag der ärztlichen Haltung geschuldet sein, im Zweifelsfall keine Diagnose übersehen zu wollen. Trotzdem sind falsch positive Befunde mit weiteren Untersuchungen und evtl. Verunsicherung der Eltern verbunden.
Schlussfolgerung
Im Rahmen der U2 wurde der Befund eines Hodenhochstands in über 50% der Fälle falsch positiv gestellt. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um mögliche Einflussfaktoren auf die Diagnosestellung zu eruieren und die Qualität zu verbessern.