Autor:in:
J. Mohn (Dresden, DE)
Anamnese:
17-jähriger Junge mit seit 5 Tagen bestehendem Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und anfallsartigem Husten. Aktuell FSJ in Frankreich, dort Arbeit in einem Umweltprojekt. Einnahme von Aspirin, PCM und Ibuprofen.
Befund:
Reduzierter AZ, milde Tachypnoe, abgeschwächtes AG über rechtem Mittelfeld, Abdomen weich, keine Hepatosplenomegalie, neurologisch unauffälliger Befund.
Labor: CrP 108 mg/l, Procalcitonin 3,3, ng/ml, Thrombozyten 50 GPT/l, Myoglobin 136 µg/l, Kreatinin 197 µmol/l, Harnstoff 15,5 mmol/l, Natrium 127 mmol/l, Makrohämaturie, HK bis 0,23, ALAT 1,47 µmol/(s*l), ASAT 3,93 µmol/(s*l)
Normwerte für weiteres Diff. BB, Drogenscreening, Astrup, Gerinnung.
Serologie: Chlamydien/Mykoplasmen, Hantavirus negativ, Leptospiren-AK im Serum (1:640) BfR Berlin: Leptospira-IgG/IgM positiv (ELISA) und LipL32 PCR (Urin) positiv
Echo o.p.B, RöThorax: Pneumonie re, Hilusreaktion, im Verlauf Befundzunahme mit bipulmonaler Infiltration und Pleuraergüssen, Sono Abdomen: Nephropathie mit Nierenschwellung bds., Splenomegalie, Sono Thorax: Pleuraerguss max 1cm, Konsolidierung basaler Lungenabschnitte.
Klinischer Verlauf:
Sauerstoffbedarf bei Desaturationen bis min. 89%, arterielle Hypotension (Bedarf von Volumensubstitution und Katecholaminen), Oligurie bei Rhabdomyolyse im Sinne eines akuten Nierenversagens, Hämatokritabfall, Thrombozytopenie, antibiotische Anfangstherapie mit Ampicillin/Sulbactam und Doxycyclin, später unter Verdacht einer Sepsis Ceftriaxon, darunter Stabilisierung des Allgemeinzustandes.
Schlussfolgerung:
Die Leptospirose ist eine in Europa und vor allem bei Kindern- und Jugendlichen sehr seltene Erkrankung und führt häufig zum Multiorganversagen, welches dem klinischen Bild einer Sepsis entspricht. Der Fall zeigt, wie wegweisend eine ausführliche (Reise-)Anamnese ist! Eine mögliche Kontamination mit Leptospiren erfolgte wahrscheinlich bei der Reinigungsarbeit eines Flusses.