Autor:innen:
E. Müller-Godeffroy (Lübeck, DE)
K. Mönkemöller (Köln, DE)
E. Lilienthal (Bochum0)
B. Heidtmann (Hamburg, DE)
M. Becker (Wiesbaden, DE)
L. Feldhahn (Böblingen, DE)
M. Freff (Darmstadt0)
D. Hilgard (Herdecke0)
B. Krone (Bremen0)
M. Papsch (Gelsenkirchen0)
A. Schumacher (Göppingen0)
K. Schwab (Freiburg0)
H. Schweiger (Fürth0)
J. Wolf (Paderborn0)
R. Holl (Ulm, DE)
E. Bollow (Ulm, DE)
Fragestellung:
Es wurde die Assoziation zwischen Sozialstatus (socioeconomic status, SES) und diabetesbezogenen Outcomes bei Kindern mit Typ- 1 Diabetes in Deutschland untersucht.
Material und Methode:
1829 Kinder und Jugendliche mit Typ-1 Diabetes mellitus unter 18 Jahren aus 13 deutschen Diabeteszentren wurden zwischen Juni 2013 und Juni 2014 in die DIAS-Studie eingeschlossen. Die Daten wurden im Rahmen des DPV-Registers (Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation) erfasst. Der Sozialstatus wurde in Anlehnung an den Winkler-Index gemessen, der auf Angaben zum schulischen und beruflichen Bildungsniveau, zur beruflichen Stellung und zur Einkommenssituation basiert. Die Assoziationen zwischen Sozialstatus und den Diabetesoutcomes wurden mittels multivariater Regressionsmodelle analysiert, wobei für Alter, Geschlecht, Diabetesdauer und Migrationsstaus adjustiert wurde.
Ergebnisse:
Ein niedriger SES war mit schlechteren diabetesbezogenen Outcomes assoziiert: mit höherem HbA1c (64.4 mmol/mol), weniger häufiger Nutzung von Insulinpumpentherapie (42.9 %), weniger täglichen Blutzuckerselbstmessungen (self- monitoring of blood glucose, SMBG) (5.7), häufigeren Krankenhaustagen pro Patientenjahr (5.8) im Vergleich zu mittlerem/ höherem SES (HbA1c: 61.3 mmol/mol, p < 0.001/ 59.8 mmol/mol, p < 0.0001; Anteil an Pumpentherapie: 54.5%, p < 0.01/ 54.9%, p < 0.01; SMBG: 6.0, p < 0.01/ 6.1, p < 0.01; Krankenhaustage: 4.5, p < 0.0001/3.4, p < 0.0001). Die Berücksichtigung des Migrationshintergrundes hatte dabei nur einen geringen Einfluss auf die Ergebnisse.
Diskussion:
Ein niedriger Sozialstatus ist bei Kindern mit Diabetes Typ 1 auch in Deutschland mit ungünstiger Stoffwechsellage, geringerem Zugang zu fortgeschrittenen Therapien und häufigerer Inanspruchnahme stationärer Versorgung assoziiert. Ähnliches gilt vermutlich auch für andere chronische Erkrankungen im Kindesalter. Eine routinemäßige Erhebung des SES durch geeignete Indikatoren in den Gesundheitsregistern erscheint wünschenswert, da sie für die Versorgungsforschung und Qualitätssicherung wichtigen Daten liefern und zu einer besseren Gestaltung der Versorgung von Risikogruppen wie beitragen kann.
Schlussfolgerung:
Der Sozialstatus ist neben anderen Sozialvariablen wie Migrationshintergrund und Familienstand ein bedeutsamer Prädiktor für Gesundheitsoutcomes, der in der Qualitätssicherung, der Gesundheitsstatistik und Versorgungsforschung mehr Berücksichtigung erfahren sollte.
Die Ergebnisse wurden publiziert in Pediatr Diabetes. 2019;1–8. https://doi.org/
10.1111/pedi.12847.