Autor:innen:
A. Saffari (Heidelberg, DE)
I. Brösse (Heidelberg, DE)
A. Wiemer-Kruel (Kehl-Kork, DE)
B. Wilken (Kassel, DE)
P. Kreuzaler (Gießen, DE)
A. Hahn (Gießen, DE)
M. Bernhard (Leipzig, DE)
C. van Tilburg (Heidelberg, DE)
G. Hoffmann (Heidelberg, DE)
M. Gorenflo (Heidelberg, DE)
S. Hethey (Hannover, DE)
O. Kaiser (Essen, DE)
S. Kölker (Heidelberg, DE)
R. Wagner (Leipzig, DE)
O. Witt (Heidelberg, DE)
A. Merkenschlager (Leipzig, DE)
A. Möckel (Borna, DE)
T. Roser (München, DE)
J. Schlump (Oberhausen, DE)
A. Serfling (Borna, DE)
J. Spiegler (Lübeck, DE)
T. Milde (Heidelberg, DE)
A. Ziegler (Heidelberg, DE)
S. Syrbe (Heidelberg, DE)
Fragestellung: Die Tuberöse Sklerose (TSC) ist eine Multisystemerkrankung mit prominenten neurologischen Manifestationen wie Epilepsie, kognitive Beeinträchtigungen und Autismus-Spektrumstörungen. mTOR-Inhibitoren wurden erfolgreich zur Behandlung TSC-assoziierter Manifestationen bei älteren Kindern und Erwachsenen eingesetzt. Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit bei Säuglingen und Kleinkindern sind noch unzureichend. Ziel dieser Studie ist es, den Nutzen und die Sicherheit einer Behandlung mit mTOR-Inhibitoren bei Kindern mit TSC unter 2 Jahren zu untersuchen.
Material und Methode: Patienten aus 12 verschiedenen TSC-Kliniken wurden in die Studie eingeschlossen. Einschlusskriterien waren die definitive Diagnose einer TSC gemäß der 2012 International TSC Consensus Conference Kriterien und der Behandlungsbeginn mit einem mTOR-Inhibitor innerhalb der ersten 2 Lebensjahre. Klinische, radiologische und entwicklungsneurologische Daten, sowie Therapieinformationen wurden in die Auswertung einbezogen.
Ergebnisse: Insgesamt 17 Kinder (medianes Alter bei Studieneinschluss 2,4 Jahre (0-6); 12 männlich, 5 weiblich) mit einer TSC, die eine frühe mTOR-Inhibitor-Therapie erhielten, wurden untersucht. Die mTOR-Inhibitor-Therapie wurde mit einem medianen Alter von 5 Monaten (0-19) begonnen. Behandlungsindikationen waren kardiale Rhabdomyome (6 Fälle), subependymale Riesenzellastrozytome (SEGA, 5 Fälle), die Kombination von kardialen Rhabdomyomen und SEGA (1 Fall), refraktäre Epilepsien (4 Fälle) und ein kongenitales fokales Lymphödem (1 Fall). In allen Fällen wurde Everolimus verwendet. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) wurden gemäß der Common Terminology Criteria of Adverse Events (CTCAE, Version 5.0) klassifiziert. UAW des Grades 1-2 traten bei 12 Patienten auf und beinhalteten milde dermatologische Veränderungen, Laborwertveränderungen ohne klinische Relevanz und rezidivierende Infekte. Schwerwiegende UAWs (Grad 3-4) wurden nicht berichtet. Die Behandlung wird derzeit bei 13/17 Patienten fortgesetzt. Positive Effekte wurden bei 14/17 Patienten beobachtet und umfassten die Volumenreduktion der kardialen Rhabdomyome und der SEGA, Besserung kardialer Herzrhythmusstörungen, die Reduktion der Anfallsfrequenz und die Abnahme des kongenitalen fokalen Lymphödems und assoziierter Beschwerden. Die Everolimus-Therapie konnte bei 2 Patienten keine Besserung der therapierefraktären Epilepsie erreichen und 1/5 SEGA zeigte kein radiologisches Ansprechen im Sinne einer Volumenreduktion.
Diskussion: Diese retrospektive multizentrische Studie liefert Hinweise auf eine gute Verträglichkeit einer mTOR-Inhibitor-Behandlung mit Everolimus bei TSC-Patienten unter 2 Jahren und bestätigt positive Effekte auf kardiale Manifestationen, Riesenzellastrozytome und frühe Epilepsien.
Schlussfolgerung: mTOR-Inhibitoren sind eine sinnvolle Therapieoption mit vertretbaren Nebenwirkungen auch für sehr junge Patienten mit TSC.