13:55 Uhr
DGKCH-FV 04:
Methoden der künstlichen Intelligenz bei der akuten Appendizitis im Kindesalter: Ein untersucherunabhängiger Ansatz
M. Reismann (Berlin, DE)
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Autor:innen:
M. Reismann (Berlin, DE)
A. Romualdi (Hennigsdorf0)
J. Kallarackal (Hennigsdorf0)
J. Reismann (Berlin0)
M. Minderjahn (Berlin0)
N. Kiss (Berlin0)
M. Schad (Hennigsdorf0)
Hintergrund:
Die Unterscheidung von unkomplizierter (histopathologisch phlegmonöser) und komplizierter (gangränöser/perforierender) Appendizitis ist insbesondere hinsichtlich konservativer Therapiestrategien bei der unkomplizierten Form von Bedeutung. Während der Wert der klinischen Untersuchung durch eine unzureichende Interobserver-Zuverlässigkeit limitiert ist, lassen Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) möglicherweise eine optimale Nutzung objektiver Parameter zur Differenzierung zu.
Fragestellung:
Lassen sich KI-Methoden auf Basis objektiver Parameter zur Diagnostik bei der Appendizitis im Kindesalter und insbesondere zur Differenzierung von unkomplizierter und komplizierter Appendizitis nutzen?
Material und Methoden:
Differentialblutbilder, C-reaktives Protein (CRP) und sonographisch gemessener Appendixdurchmesser von 937 Patienten im Alter von 0-17 Jahren mit histopathologisch nachgewiesener Appendizitis und von 240 Patienten mit histopathologisch negativem Befund wurden retrospektiv mit Algorithmen aus dem maschinellen Lernen (ML) und der KI analysiert. Es resultierten differenzierte Biomarker-Signaturen für die Diagnose der akuten Appendizitis und der komplizierten Entzündung.
Ergebnisse:
Die Accuracy der Biomarker-Signatur für die Diagnose einer Appendizitis betrug 90% (93% Sensitivität, 67% Spezifität), während die Accuracy für die korrekte Erkennung einer komplizierten Entzündung 70% betrug (76% Sensitivität, 67% Spezifität). Unsere Biomarker-Signaturen übertrafen damit die Vorhersagewerte für die einzelnen Laborwerte wie CRP, Leukozyten- und Neutrophilenzahlen.
Schlussfolgerung:
Die vorgestellte Methode hat das Potenzial, die diagnostischen Möglichkeiten bei der akuten Appendizitis zu erweitern, und demonstriert die Fähigkeit von Algorithmen aus KI und ML, die Diagnose auf der Grundlage objektiver diagnostischer Parameter erheblich zu verbessern.
14:05 Uhr
DGKCH-FV 05:
Der Wert von Labor- und sonographischer Diagnostik bei der Differenzierung von unkomplizierter und komplizierter Appendizitis
J. Reismann (Berlin, DE)
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Autor:innen:
J. Reismann (Berlin, DE)
T. Rawolle (Berlin0)
M. Minderjahn (Berlin, DE)
N. Kiss (Berlin0)
K. Rothe (Berlin0)
M. Reismann (Berlin, DE)
Hintergrund:
Immunologische und epidemiologische Studien weisen darauf hin, dass die klinisch unkomplizierte (histologisch phlegmonös) und die komplizierte Appendizitis (histologisch gangränös/perforierend) unabhängige Entitäten auf der Basis unterschiedlicher Pathophysiologien darstellen. Dies ist insbesondere für konservative Therapiestrategien für die unkomplizierte Form von Bedeutung.
Fragestellung:
Welche Parameter im Rahmen der Labor- und sonographischer Routinediagnostik können für die Unterscheidung von unkomplizierter und komplizierter Appendizitis genutzt werden?
Material und Methoden:
Die Daten aller Patienten im Alter von 0 bis 17 Jahren, die von Dezember 2006 bis September 2016 appendektomiert worden waren, wurden hinsichtlich epidemiologischer Parameter, der zeitlichen Verläufe (Symptombeginn bis Blutentnahme), der histopathologischen Beurteilung, der Differentialblutbilder, der CRP-Werte und definierter sonographischer Parameter ausgewertet. Das Signifikanzniveau wurde bei p > 0.01 festgelegt.
Ergebnisse:
Es konnten 1041 Patienten in die Studie eingeschlossen werden. Die Auswertung der Laborwerte über die Zeit ergab insbesondere für CRP und Leukozyten ein signifikant differenziertes Bild. Die phlegmonöse Entzündung war durch eine zeitlich stabile Eosinophilie gekennzeichnet (p < 0.01). Eine Analyse mittels Receiver-Operating-Characteristic-Kurve zeigte in Bezug auf alle Laborparameter eine grundsätzliche Unterscheidbarkeit; klinisch sinnvolle Cut-off-Werte ließen sich jedoch nicht festlegen. Sonographisch zeigte der Appendixdurchmesser von >6mm eine Sensitivität von 98% für die Differenzierung der komplizierten Appendizitis. Das Vorhandensein eines Appendicolithen war mit einer Spezifität von 98% assoziiert. Hinweisgebend war insbesondere die Einschätzung des Kinderradiologen, ob eine Perforation vorlag (p < 0.001).
Schlussfolgerung:
In der Analyse der Laborparameter lassen sich deutliche Hinweise darauf finden, dass unkomplizierte und komplizierte Appendizitis unabhängige pathophysiologische Entitäten darstellen, auch wenn der klinische Nutzen zur Unterscheidung derzeit noch limitiert ist. Die Sonographie hat einen großen klinischen Nutzen bei der Unterscheidung der Entitäten.
14:15 Uhr
DGKCH-FV 06:
Perforierte Appendizitis: Single Center Erfahrung mit >200 Patienten
R. Pohle (DE)
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Autor:innen:
T. Klein (Köln, DE)
D. Diesbach (Köln, DE)
T. Boemers (Köln, DE)
R. Pohle (DE)
Einleitung:
Trotz einer flächendeckenden medizinischen Versorgung und der modernen diagnostischen Methoden kommt es heutzutage weiterhin bei rund 1/5 Patienten mit einer Appendizitis zu einer Perforation.
Fragestellung:
Ziel der retrospektiven Datenanalyse ist die Evaluation der Patienten mit perforierter Appendizitis hinsichtlich des operativen Vorgehens (Single Port Appendektomie, laparoskopische oder offene Appendektomie, Konversionsrate) sowie des postoperativen Verlaufs (Dauer der Antibiotika-Therapie, Krankenhausverweildauer, Komplikationsrate). Zudem sollen die Ergebnisse der intraoperativen mikrobiologischen Abstriche hinsichtlich des Erregernachweises und des Antibiogramms analysiert werden.
Material und Methoden:
Es erfolgte eine retrospektive Datenanalyse aller Patienten unter 18 Jahren, bei denen aufgrund des V.a. Appendizitis eine Appendektomie zwischen dem 01.01.2006 und dem 31.12.2016 in der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße durchgeführt wurde und bei denen sich intraoperativ eine perforierte Appendizitis zeigte. Ausgewertet wurden epidemiologische Daten, Operationsmethoden und -dauer, Konversionsraten, intraoperativer und histopathologischer Befund, postoperative Komplikationen sowie Krankenhausverweildauer. Des Weiteren wurden die intraoperativen mikrobiologischen Abstriche hinsichtlich des Erregerspektrums und der Antibiotikaresistenzlage analysiert.
Ergebnisse:
Insgesamt wurden 225 Patienten mit einer perforierten Appendizitis in die Studie eingeschlossen. Mit > 70% war die Single-Port-Appendektomie die häufigste durchgeführte Operationsmethode. Die Gesamtkomplikationsrate lag bei knapp über 20%, wobei es sich Größtenteils um minor Komplikationen handelte. Die häufigsten Komplikationen waren Wundheilungsstörungen und Abszesse mit knapp 10 %. Eine Re-Operation war in unter 3% der Fälle notwendig. Im Rahmen des Vortrags soll insbesondere differenzierter auf die mikrobiologische Situation bei einer perforierten Appendizitis eingegangen werden.
Schlussfolgerung:
Trotz der verbesserten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen ist die perforierte Appendizitis weiterhin mit einer hohen Komplikationsrate vergesellschaftet. Eine entscheidende Maßnahme zur Reduktion der Morbidität ist die frühzeitige Diagnosestellung der akuten Appendizitis bevor es zu einer Perforation derselben kommt.