13:30 Uhr
Methodische Aspekte und Datenschutz in der Versorgungsforschung
S. Pawils (Hamburg, DE)
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Autor:in:
S. Pawils (Hamburg, DE)
Psychosoziale Grundversorgung im Ambulanten Sektor
- Schnittstellen- und Datenschutzmangement in der psychosozialen Versorgungsforschung
Hintergrund
Das Innovationsfondprojekt „KID-PROTEKT“ untersucht, wie die systemübergreifende Zusammenarbeit von ambulanter Gynäkologie bzw. Pädiatrie mit der Kinder- und Jugendhilfe zur Umsetzung der gesetzlich geforderten Präventionsleistungen unter Effektivitäts- und Effizienzaspekten bestmöglich gelingen kann. Ziel ist die Förderung einer gesunden Kindesentwicklung trotz psychosozialer Belastungssituation in der Familie durch „Schnittstellenmanagement“ in der Arztpraxis. Die bestehende Regelversorgung zur Schwangerenvorsorge bzw. Früherkennung von Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen wird um eine systematische psychosoziale Belastungsanamnese erweitert und führt im Bedarfsfall zu einer Überleitung ins Jugendhilfesystem.
Fragestellung
Verschiedene Sozialrechtsbereiche (Gesundheits- und Jugendhilfesystem) müssen methodisch erfasst und in die Evaluation der Interventionen einbezogen werden unter der Berücksichtigung relevanter Datenschutzrichtlinien. Wie kann dies bei einem RCT-Forschungsdesign gelingen und gleichzeitig auch Aussagen der eigentlichen Zielgruppe einbezogen werden bzw. eine Nicht-Teilnehmer durchgeführt werden kann.
Methodik
In einem clusterrandomisierten Kontrollgruppenvergleich gegenüber „Treatment as usual“ (TAU) wird ein Verfahren, bei dem eine sozialpädagogische Fachkraft eine Sprechstunde in der Praxis durchführt und die Lotsenfunktion zu den Hilfsangeboten übernimmt („Supported Treatment“) mit einer Variante ohne Lotsin („Qualified Treatment“) verglichen.
Die teilnehmenden Frauen- und Kinder- und Jugendarztpraxen werden randomisiert den Bedingungen zugeordnet und der psychosoziale Unterstützungsbedarf der Patienten erhoben. Primäre Outcomes sind Effektivität und Effizienz im Vergleich zur aktuellen Versorgung. Dazu werden die Bedarfsquote im Verhältnis zur Belastungsquote, die Weiterleitungsquote im Verhältnis zur Bedarfsquote und die Häufigkeit der Inanspruchnahme gemessen. Als sekundäre Outcomes werden Akzeptanz und Machbarkeit mittels Patienten- und Praxenbefragung ermittelt und die Generalisierbarkeit u. a. durch Analyse regionaler Einflüsse geprüft. Eine Nicht-Teilnehmer-Analyse gibt Aufschluss über die Gründe der Teilnahmeverweigerung zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Versorgung.
Ergebnisse
Die Problematik der Evaluation des Schnittstellenmanagements wird erläutert und eine Lösung aufgezeigt. Das Datenschutzkonzept des Projekts wird dargestellt und die Besonderheiten zur Diskussion gestellt.
14:00 Uhr
DGSPJ-FV 07:
Kinder und Familien stärken für eine gesunde Gewichtsentwicklung: Stufenmodell Adipositas-Therapie im Kindes- und Jugendalter (STARKids)
K. Ziser (Tübingen, DE)
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Autor:innen:
K. Ziser (Tübingen, DE)
F. Stuber (Tübingen0)
S. Zipfel (Tübingen0)
S. Ehehalt (Tübingen0)
F. Junne (Tübingen0)
Hintergrund: Im Folgenden wird ein vom Innovationsfonds in der Förderlinie neue Versorgungsformen gefördertes Projekt vorgestellt. Die Zielsetzung dieses Projekts ist ein niederschwelliges, strukturiertes und bedarfsgerechtes transsektorales Versorgungsmodell für Kinder und Jugendliche mit Übergewicht und Adipositas zu entwickeln und zu evaluieren, das innovative E-health-Ressourcen integriert zur Verringerung von Übergewicht/Adipositas und der damit verbundenen Folgekrankheiten/Belastungen.
Fragestellung und Ziele: Die neue Versorgungsform wird in einer cluster-randomisierten, kontrollierten Interventionsstudie evaluiert. Die Hauptfragestellungen beziehen sich dabei auf die Verringerung des Gewichts (BMI-SDSLMS), Erhöhung der Lebensqualität, Verbesserung von Folgeerkrankungen von Adipositas, günstige Verläufe bzgl. psycho-bio-sozialer Determinanten und Folgen von Übergewicht und Adipositas (z.B. Motivation, Stigmatisierung, soziale Teilhabe), sowie eine vorteilhafte Kosten-Effektivitäts-Relation des Interventionsprogrammes.
Material und Methoden: Die neue Versorgungsform gliedert sich in die folgenden Bereiche auf: (i) Entwicklung eines elektronischen Moduls zur strukturierten Anamnese und leitliniengerechten Diagnostik. (ii) Entwicklung eines computergestützten (Tablet-basierten) ambulanten Präsenz-Schulungsprogramms, das in der Kinder- und Jugendarztpraxis (KJAP) gemeinsam mit den betroffenen Familien auf strukturierte, leitlinienbasierte Art und Weise durchgeführt wird. (iii) Konzeption eines unabhängigen, angebotsübergreifenden Fallmanagements durch den öffentlichen Gesundheitsdienst für übergewichtige und adipöse Kinder und Jugendliche mit initial mäßigem/fehlendem Therapieerfolg zur weiterführenden Therapieplanung. (iv) Entwicklung einer Online-Ressource für die Vertiefung der Schulungsinhalte im häuslichen Umfeld mit spielerischer Vermittlung von relevanten Inhalten. Die Interventionsgruppe erhält das dargestellte Interventionsprogramm bestehend aus Präsenzschulungen und Zugriff auf die Online-Ressourcen zur Vertiefung und Reflektion der Inhalte. Die Kontrollgruppe erhält eine einmalige Basisberatung („Treatment as usual“). Beide Gruppen durchlaufen drei Hauptmesszeitpunkte: T0 = Baseline, T1 = T0 + 12 Monate und T2 = T1 + 6 Monate.
Ergebnisse und Diskussion: Die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht oder Adipositas soll mit diesem neuen Versorgungsansatz erstmals in einem flächendeckenden, strukturierten, niederschwelligen und nachhaltigen Ansatz ermöglicht werden. Die KJAP wird hierbei in ihrer Rolle als erste und für Familien häufig wichtigste Anlaufstelle in Gesundheitsfragen der Kinder und Jugendlichen gestärkt.
14:10 Uhr
DGSPJ-FV 08:
FetoNeonatPfad: Integrierte Versorgung von Schwangeren und Kindern mit dem Risiko einer fetalen Wachstumsrestriktion
L. Mense (Dresden, DE)
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Autor:innen:
L. Mense (Dresden, DE)
E. Schleußner (Jena, DE)
H. Proquitté (Jena, DE)
C. Birdir (Dresden, DE)
J. Reichert (Dresden0)
J. Schmitt (Dresden0)
M. Rüdiger (Dresden0)
Einleitung
In 5% aller Schwangerschaften ist die intrauterine Versorgung des Feten eingeschränkt und fetale Wachstumsrestriktion (FWR) eine mögliche Folge. Präeklampsie und arterielle Hypertonie sind mit FWR assoziiert und stellen ein hohes prä- und postpartales Risiko für die Mutter dar. Das Neugeborene ist durch das hohe Risiko der Frühgeburtlichkeit mit entsprechenden Morbiditäten betroffen. Unabhängig vom Geburtszeitpunkt haben FEW-Kinder ein erhöhtes Risiko späterer respiratorischer und neuro-kognitiver Probleme und entwickeln häufiger ein metabolisches Syndrom.
Sonographisch und laborchemisch können Hochrisiko-Schwangeren identifiziert werden.
In den Perinatalregionen Ost-Sachsen und Ost-Thüringen wird, beginnend ab Oktober 2019, gefördert durch den Innovationsfonds und gemeinsam mit der AOK Plus Sachsen/Thüringen und der Barmer, ein integriertes Versorgungsmodell betroffener Familien von der 10.Schwangerschaftswoche bis zum Ende des 1. Lebensjahres prospektiv evaluiert.
Methodik
Risiko-Schwangere werden anhand anamnestischer Angaben identifiziert und in den Pfad eingeschlossen. Ein Pränatalmediziner führt das kombinierte Präeklampsie-Screening (Fetal Medicine Foundation, London) durch. Ab der 20. Schwangerschaftswoche (SSW) finden risikoadaptiert vierwöchige Vorstellungen im Perinatalzentrum statt, die von interdisziplinären Fallkonferenzen, psychosozialen Interventionen und Gesprächen mit Neonatologen begleitet werden. Die Entbindung wird in einer dem Risiko angepassten Entbindungsklinik geplant und das Kind postnatal, unter besonderer Berücksichtigung der FWR, mit dem Ziel der Vermeidung von Folgeschäden betreut. Nach Entlassung werden die kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen U3-U6 vertieft durchgeführt.
Über den Förderzeitraum von 4 Jahren ist mit 30.500 Schwangeren in der Modellregion zu rechnen, von denen bei ca. 10.900 Schwangeren anamnestische Risiken vorliegen. Bei knapp 900 Schwangeren ist mit einem auffälligen Präeklampsie-Screening zu rechnen und ca. 500 Kinder werden im Pfad betreut, davon ca. 250 Kinder in einem Perinatalzentrum.
Evaluation
Primäres Outcome ist die geplante Entbindung in der adäquaten Entbindungsklinik und die Vermeidung von Todgeburten. Die integrierte Versorgung soll das Risiko von Frühgeburtlichkeit und die Folgen der FWR verringern, sodass eine Kostenersparnis trotz der Ausgaben für das frühe Präeklampsie-Screening und die intensivierte perinatologische Betreuung möglich ist.