16:00 Uhr
DGKCH-FV 07:
Einseitige Epiphysenlösung des proximalen Femur rechts bei einem 2 Monate alten Säugling im Rahmen einer NAI - eine diagnostische und therapeutische Herausforderung.
B. Mack-Detlefsen (Köln, DE)
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Autor:innen:
B. Mack-Detlefsen (Köln, DE)
D. Merklein (Köln0)
M. Demian (Köln0)
T. Boemers (Köln0)
Anamnese:
Verlegung eines 2 Monate alten weiblichen Säuglings aus einer peripheren Kinderklinik mit unilateraler, anamnestisch atraumatischer massiver Schwellung des rechten Oberschenkels und Verdacht auf Kompartment zur weiteren kinderchirurgischen Versorgung.
Methodik:
In der Inspektion zeigte sich eine deutliche Umfangsvermehrung des rechten Oberschenkels ohne sichtbares Hämatom oder Weichteilverletzung mit ausgeprägtem Druckschmerz, zusätzlich lag eine Schonhaltung des rechten Beines vor in Außenrotation und Abduktion. Zum Ausschluß einer entzündlichen Genese wurden eine Blutuntersuchung und eine Sonographie des rechten Oberschenkels und der rechten Hüfte durchgeführt.
Ergebnisse:
In der Sonographie wurde der Verdacht auf eine corner fracture der Metaphyse des distalen Femurs rechts gestellt, zusätzlich zeigte sich die Muskulatur des rechten Oberschenkels massiv eingeblutet. Hinweise für eine Osteomyelitis fanden sich nicht. Die Röntgenuntersuchung bestätigte die corner fracture des Femurs rechts sowie eine weitere corner fracture der proximalen Tibia rechts. In der ergänzenden kontrastmittelgestützten MRT- Untersuchung beider Beine zeigte sich als Ursache der Schwellung und Fehlstellung eine Epiphysiolyse des proximalen Femurs rechts. Das Skelett-Screening zeigte zusätzlich eine Humerusschaftfraktur links, eine Fraktur der Costae 3-5 links und eine corner fracture der distalen Femurmetaphyse links. Im MRT des Schädels konnte ein bihemisphärisches Subduralhämatom nachgewiesen werden.
Eine Anamnese für das sicher mehrzeitige Trauma bestand seitens der Eltern nicht.
Die weitere Versorgung der Epiphysenlösung des proximalen Femur rechts stellte eine besondere Herausforderung dar. Nach ausführlicher Diskussion mit externen Kindertraumatologen und Kinderorthopäden wurde ein operatives Vorgehen favorisiert und eine Versorgung mittels K-Drähten durchgeführt.
Schlussfolgerung:
An diesem Fallbespiel können 2 besondere Aspekte im Bereich der Kinderchirurgie dargestellt werden. Auf der einen Seite, die Fragestellung der Versorgung der Epiphysenlösung des proximalen Femur rechts , ob hinsichtlich des sehr jungen Alters in jedem Fall eine K-Draht-Osteosynthese indiziert ist oder ob auch ein konservatives Vorgehen gerechtfertigt ist.
Zusätzlich der Aspekt der NAI mit der anfänglich ungewöhnlichen und unklaren Befundkonstellation, so dass erst nach umfassender Diagnostik das gesamte Ausmaß der Verletzungen dargestellt werden konnte und weitere Maßnahmen eingeleitet werden konnten.