Autor:innen:
V. Hoffmann (Berlin, DE)
M. Karsten (Berlin0)
S. Märzheuser (Berlin0)
Einleitung
Der beste Zeitpunkt für eine operative Korrektur der Leistenhernie bei Frühgeborenen wird in der Literatur kontrovers diskutiert – hier gilt es, die Risiken einer frühen Operation (postoperative Nachbeatmung, Infektion und Sepsis, intraoperative Bradykardien und anspruchsvoller Situs) gegenüber dem Inkarzerationsrisiko der Hernie bei späterer Operation abzuwägen.
Methoden
In einer retrospektiven Studie wurde der Operationszeitpunkt der Leistenhernien von 66 Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht von < 1500 g in einem Patientenkollektiv der der Charité Universitätsmedizin Berlin, die zwischen dem 01.01.2010 und dem 31.10.2016 operiert wurden, untersucht.
Als früher Zeitpunkt der operativen Korrektur wurde die Operation während des ersten stationären Aufenthalts definiert. Kinder, die spät operiert wurden, verließen das Krankenhaus zunächst und wurden zur Operation elektiv erneut aufgenommen.
Für die Auswertung wurde eine Unterteilung in zwei Gruppen vorgenommen. Eine Gruppe umfasste Patienten ohne perioperative Komplikation (Gruppe A, n = 69), eine weitere Gruppe bestand aus Patienten mit perioperativer Komplikation (Gruppe B, n = 17).
Die Unterschiede bei den Komorbiditäten, dem Geburtsgewicht, dem Gestationsalter oder dem CRIB-Score wurden analysiert. Der Operationszeitpunkt wurde verglichen, außerdem wurde ein Zusammenhang mit perioperativen Komplikationen geprüft.
Ergebnisse
Es wurden 86 Operationen bei 66 Patienten mit einem Geburtsgewicht von < 1500 g und einem Leistenbruch analysiert. 19,8 % der Frühgeborenen erlitten während oder nach der Hernienoperation Komplikation wie Wundinfektion, stimulationspflichtige Bradykardien, postoperative Nachbeatmung, Bluttransfusion, Hernienrezidiv und Sauerstoffsättigungsabfall.
Beide Gruppen waren im Hinblick auf ihre Vorerkrankungen gleich verteilt. Frühchen in der Komplikationsgruppe hatten ein signifikant geringeres Gestationsalter, ein geringeres Geburtsgewicht und wurden früher operiert. Diese Aspekte stellten damit in unserer Arbeit die größten Risikofaktoren für eine Komplikation bei der Leistenhernienoperation dar. Kinder, bei denen eine Komplikation auftrat, wurden zu 95 % früh operiert, von den spät operierten Kindern hingegen erlitten nur 6 % eine Komplikation. Aus diesen Daten berechneten wir ein relatives Risiko. Kinder, die früher operiert wurden, hatten ein 7,3-faches, signifikant höheres Risiko, eine perioperative Komplikation zu entwickeln, als die Kinder, die zu einem späteren Zeitpunkt elektiv operiert wurden. Das Risiko einer Inkarzeration lag im gesamten Kollektiv bei 3,5 % der Patienten
Schlussfolgerung
In unserer Untersuchung waren die größten Risikofaktoren einer perioperativen Komplikation ein geringes Geburtsgewicht, ein geringes Gestationsalter und ein früher Operationszeitpunkt. Damit liefert diese Arbeit weitere Evidenz für einen späten Operationszeitpunkt, da das Inkarzerationsrisiko unseres Erachtens nicht die Risiken einer frühen Operation aufwiegt.