Autor:innen:
F. Boek (Basel, CH)
J. Sachers (Basel, CH)
G. Kluger (Vogtareuth, DE)
E. Kluger (Vogtareuth, DE)
U. Blankenburg (Vogtareuth0)
M. Schaudeck (Vogtareuth0)
K. Hediger (Basel, CH)
Hintergrund: Ergänzend zum konventionellen Behandlungsalltag, wird seit 2004 am Fachzentrum für pädiatrische Neurologie, Neuro-Rehabilitation und Epileptologie in Vogtareuth hundegestützte Therapie (HGT) durchgeführt. Ziel der vorliegenden Studie war es, diese zu evaluieren, um das das Potential von HGT in der pädiatrischen Neurorehabilitation zu untersuchen.
Fragestellung: Welche Art von Patienten nahmen an der HGT teil, wie wurde die HGT durchgeführt und in welchem Ausmaß sind die angestrebten Ziele erreicht worden?
Material und Methoden: Mithilfe der Daten von 251 Patienten, die HGT erhalten hatten, wurde eine retrospektive, explorative Analyse durchgeführt. 196 Patienten konnten eingeschlossen werden. Nebst den Charakteristika der Patienten, wurden Merkmale der durchgeführten hundegestützten Sitzungen analysiert und die vor Beginn definierten Therapieziele kategorisiert. Anhand der semistrukturierten Dokumentationsbögen, welche nach jeder hundegestützten Sitzung ausgefüllt worden waren, wurde die Zielerreichung in der HGT für jedes individuell formulierte Ziel ausgewertet.
Ergebnisse: Die Patienten (N = 196) waren zwischen 0 und 20 Jahre alt (M = 6.48, SD = 4.55). 57.7% der Patienten waren männlich, 42.3% weiblich. Jedes Kind erhielt zwischen einer und 19 Sitzungen HGT (M = 4.3, SD = 3.2). 63.8% der Patienten hatten eine nach der Neonatalperiode erworbene Hirnschädigung, während 34.7% seit Geburt an einer neurologischen Erkrankung litten. 18.9% der Patienten erfüllten das Kriterium einer schweren Bewusstseinsstörung. 43% der Patienten hatten eine PEG-Sonde, 12.8% ein Tracheostoma und 7.6% eine Baclofenpumpe. 91% der 850 evaluierten Sitzungen dauerten zwischen 20 und 25 Minuten. Es wurde lediglich ein kritischer Vorfall dokumentiert, bei dem ein Kind einen der Hunde am Fell zog. Die Inhaltsanalyse der vorab definierten Therapieziele ergab 11 Funktionsbereiche, welche es bei den Kindern zu fördern galt. Am häufigsten bezogen sich diese auf: Kontakt und Kommunikation (N = 57), Aufmerksamkeit (N =56), Spaß (N = 51), Motorik (N = 50), Entspannung (N = 45) und soziale und emotionale Kompetenzen (N = 36). Die Analyse der Zielerreichung zeigte, dass insgesamt 63% der vordefinierten therapeutischen Ziele in der HGT erreicht wurden. Insbesondere Ziele im sozialen, emotionalen und psychischen Bereich wurden am häufigsten erreicht (durchschnittlich 83%), während funktionale Ziele weniger häufig umgesetzt werden konnten (durchschnittlich 39%).
Diskussion: Die Resultate zeigen, dass HGT mit neurologisch schwer kranken Kindern und auch mit prolongierten Bewusstseinsstörungen in der stationären Neurorehabilitation möglich ist. Sie kann ein effektiver Weg sein, besonders soziale und emotionale Kompetenzen zu fördern. Die Studie gibt somit erste Hinweise darauf, in welchen Funktionsbereichen hundegestützte Therapie als ergänzendes Behandlungsangebot für Kinder und Jugendliche mit schweren neurologischen Erkrankungen eingesetzt werden kann.