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DGSPJ-FV 06:
Stand der sozialräumlichen Hilfe- und Unterstützungsangebote in Bezug auf die Förderung der frühkindlichen Entwicklung von Kindern aus anregungsarmen Familien in Berlin
U. Fegeler (Oranienburg, DE)
E. Jäger-Roman (Berlin0)
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Autor:innen:
U. Fegeler (Oranienburg, DE)
E. Jäger-Roman (Berlin0)
Stand der sozialräumlichen Hilfe- und Unterstützungsangebote in Bezug auf die Förderung der früh-kindlichen Entwicklung von Kindern aus anregungsarmen Familien in Berlin
Abstract
Die Bedeutung einer guten frühkindlichen Entwicklung für das gesamte spätere Leben ist seit langem bekannt. Kinder aus Familien des unteren SES-Quartils haben schlechtere Entwicklungschancen und in Folge eine schlechtere Sozialprognose (Schul-, Ausbildungsabschlüsse, Arbeitslosigkeit, Delinquenz). Mit der Bundesinitiative „Frühe Hilfen“ (seit 2012) und seit 2018 der Bundesstiftung FH wurde deutschlandweit ein Netzwerk geschaffen, das durch das Vorhalten frühzeitiger, koordinierter und multiprofessioneller Angebote für werdende Eltern und in den ersten 3 Lebensjahren die Förderung der Entwicklung von Kindern zum Ziel hat. Bislang fehlen Untersuchungen dazu, wie viele Familien in belastenden Lebenslagen erreicht werden, ob die finanzielle und personelle Ausstattung der FH an-gemessen ist für die angenommenen 10% Familien eines Geburtsjahrganges mit psychosozialem Unterstützungsbedarf und ob sich die Entwicklung der Kinder aus diesen Familien allgemein verbessert.
Beispielhaft wird die Situation in Berlin dargestellt: 2018 kamen 43.670 Neugeborene zur Welt. 22,7 % Kinder im Alter bis 18 Jahren leben in armutsgefährdeten und meist bildungsfernen Familien, das sind ca. 9.900 Kinder des Jahrgangs 2018. Seit kurzem können alle Erstgeborenen Kinder durch den KJGD besucht werden, nicht jedoch die Nachgeborenen. 70 % aller Familien werden nach der Geburt durch Hebammen betreut. Im Rahmen der FH gibt es vielfältige Angebote des Gesundheitswesens (KJGD) und der Jugendhilfe wie aufsuchende Elternhilfen, 140 Familienzentren, Ehrenamtsprojekte und z.B. 75 Familienhebammen, die z.T. nicht in Vollzeit arbeiten, sie arbeiten berlinweit derzeit 580 Wochenstunden.
Aus den vielfältig erhobenen Daten zur Dokumentation der Arbeit der FH ist die Anzahl der unterstützten Familien nicht ableitbar, da eine Familie mehrere Angebote wahrnehmen kann (z.B. Familienhebamme plus Kurse im Familienzentrum plus Erstellung eines Sozialgutachtens durch den KJGD). Auch sind keine Zahlen bekannt, wie viele Familien Unterstützungsangebote nicht wahrnehmen wollen.
Die Berliner Schuleingangsuntersuchungen der letzten 10 Jahre lassen keine Verbesserungen im sprachlichen-, kognitiven und motorischen Bereich bei Kindern aus dem unteren SES-Quartil erkennen. 10 % der Jugendlichen schaffen den Abschluss der 10.Klasse nicht. Mögliche Ursachen werden diskutiert.