Autor:innen:
I. Körber (Vogtareuth, DE)
M. Kudernatsch (Vogtareuth, DE)
T. Hartlieb (Vogtareuth, DE)
C. Kirschner (Augsburg, DE)
R. Coras (Erlangen, DE)
I. Blümcke (Erlangen, DE)
P. Winkler (Vogtareuth, DE)
M. Staudt (Vogtareuth, DE)
S. Berweck (Vogtareuth, DE)
G. Kluger (Vogtareuth, DE)
Fragestellung
COL4A1/COL4A2 Mutationen wurden im Zusammenhang mit neurologischen, renalen und ophthalmologischen Erkrankungen beschrieben. Ziel dieser Studie war es, anhand der klinischen, radiologischen und histologischen Befunde den Phänotyp bei refraktärer COL4A1/COL4A2 assoziierter Epilepsie zu beschreiben sowie Hypothesen bezüglich der Pathogenese zu generieren. Zudem war Ziel der Studie, das Outcome nach epilepsiechirurgischer Therapie in COL4A1/COL4A2 Patienten zu evaluieren.
Material und Methoden
Retrospektive Analyse von Patientendaten bei refraktärer COL4A1/COL4A2 assoziierter Epilepsie (Pat1-3 mind. 6 Monate nach epilepsiechirurgischem Eingriff, Pat4-9 mit konservativer Therapie) im Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche Vogtareuth.
Ergebnisse
9/9 Patienten zeigten eine Mikrozephalie und eine schwere Entwicklungsverzögerung. Bei 2/9 war die COL4A1 Mutation mütterlich vererbt, bei 4/9 entstand die COL4A1 oder -2 Mutation de novo, bei 3/9 war keine genetische Untersuchung der Eltern möglich.
In der cMRT-Bildgebung wurden bei 9/9 Ventrikulomegalie, periventrikuläre Veränderungen der weißen Substanz und kortikale Veränderungen, bei 3/9 Hinweise auf vergangene Mikroblutungen beobachtet.
Nach einem zweischrittigen operativen Vorgehen (Resektion links t-p-o; Hemisphärotomie) wurde ein Engel 3a Outcome (Pat1) erzielt, nach einem multilobären Eingriff (Pat2) und einer Hemisphärotomie (Pat3) ein 3a bzw. ein Ia Outcome.
Bei unterschiedlichen Resektatsausmaßen je nach operativem Vorgehen zeigte die histologische Beurteilung eine FCD IIID mit gliotischer Narbe (Pat1), eine mMCD II (Pat2) und eine Grau-Weiß Differenzierungsstörung (Pat3).
Diskussion
Die Veränderungen an zerebralen Gefäßen, die eine erhöhte Fragilität zur Folge haben, wurden in der Literatur für das Auftreten zerebraler Infarkte und Blutungen bei COL4A1 Mutationen verantwortlich gemacht. Die gliotische Narbe (Pat1), sowie die radiologischen Befunde der Kohorte belegen zugrundeliegende Hirnläsionen. Zerebrale Infarkte oder Mikroblutungen während der Hirnentwicklung können zu kortikalen Malformationen als mögliche Ursache einer COL4A1/COL4A2 assoziierten Epilepsie führen.
Bisher wurden drei COL4A1 Patienten mit einem epilepsiechirurgischen Eingriff in der Literatur beschrieben. In einem COL4A2 Patient unserer Kohorte resultierte nach dem Eingriff Anfallsfreiheit (Pat3), in Pat1 (COL4A1 Mut.) und in Pat2 (COL4A2 Mut.) konnten neuropsychologische Verbesserungen verzeichnet werden.
Schlussfolgerung
Der klinische Verlauf bei COL4A1/COL4A2 assoziierter Epilepsie der Pat1-9 war schwerwiegend und von einer schweren Entwicklungsstörung begleitet.
Die Bildgebung wies auf vergangene zerebrale Läsionen hin. Je nach Zeitpunkt und Lokalisation der Hirnläsion sind verschiedene klinische Verläufe zu erwarten.
Eine epilepsiechirurgische Therapie bei COL4A1/COL4A2 Patienten kann bei schwerer, therapierefraktärer fokaler Epilepsie in kurativer oder non kurativer Absicht erwogen werden.