12:00 Uhr
DGKCH-PO 01:
Differences in the treatment of children with severe burns in Germany between burn centers and non-centers
S. Wahler (Hamburg, DE)
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Autor:innen:
S. Wahler (Hamburg, DE)
P. Wahler (Hamburg0)
A. Mueller (München, AF)
In Germany exist 19 defined centers dedicated for the care of children with severe burns. However, the transfer to such a center is neither enforced nor regulated in Germany. Thus, many children are treated in the next hospital available. The German quality report system allows insights, how many and how severely burned children are treated in centers and non-centers and how the treatments differ.
We examined federal statistics data and individual quality reports for all German hospitals for 2014 and 2015. Burn children, degree of burns, location, patient age, and coverage materials were analyzed. Results for burn centers and non-burn centers were compared. Software used for analysis was Microsoft Access® 2016 and Excel® 2016.
In 2015 in Germany were 12,739 (2010: 11,604; 2005: 11,727) hospital stays reported with burn wounds on the body surface as primary diagnosis. Thereof were 4,335 (34.0%) children under 5 years (2010: 3,677 (31.7%); 2005: 3,605 (30.7%)). 51.3% of all burns were cared for in centers, 39.9% of degree 2a, 60.7% of degree 2b and 71.1% of third degree. Burn coverages in children were performed in 56.3% in centers. 40.6% of second degree and 61.9% of third degree burns of the hands were cared for in centers. Centers perform 82% of skin transplants.
Coverage material overall used in centers is xenogeneic 13%, alloplastic 32%, combinations 12%, hydrolytic absorbable membrane 42%. Specifically in children, the hydrolytic absorbable membrane is most common with 48% of all coverages in non-centers and 53% in centers.
Despite Germany offers specific burn centers for children, around 50% of the children with a higher degree burn are treated outside the centers. Around a fifth of all specialized wound coverages, such as skin transplant or coverage with skin substituting materials, are performed outside the centers. The treatment patterns differ largely between centers and non-centers, except hydrolytic absorbable membrane is the preferred coverage choice in children in and outside of centers.
12:05 Uhr
DGKCH-PO 02:
Vaginoplastiken bei jugendlichen Patientinnen mit weiblichen Genitalfehlbildungen
V. Ellerkamp (Tübingen, DE)
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Autor:innen:
V. Ellerkamp (Tübingen, DE)
K. Rall (Tübingen0)
S. Brucker (Tübingen0)
J. Fuchs (Tübingen0)
Einleitung
Operative Genitalkorrekturen bei komplexen weiblichen genitalen Fehlbildungen (Sinus urogenitalis, Kloakalfehlblidungen, Exstrophien) erfolgen meist innerhalb der ersten Lebensmonate-/jahre durch Kinderchirurgen oder Kinderurologen. In der Adoleszenz und z.T. auch erst im jungen Erwachsenenalter können gynäkologische Komplikationen, insbesondere Vaginalstenosen symptomatisch werden. Seit 2015 besteht eine enge kinderchirurgisch-gynäkologische Kooperation zum interdisziplinärenen operativen Management dieser Patientinnen.
Material und Methoden
Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der Patientendaten, die von 2015 bis 2017 interdisziplinär kinderchirurgisch-gynäkologisch behandelt wurden. Die Fälle wurden unterschieden in primäre und sekundäre Korrekturen und hinsichtlich operativer Technik, postoperativer Vaginalweiter, Dauer eventueller vaginaler Bougierungen und Komplikationen ausgewertet.
Ergebnisse
Im genannten Zeitraum erhielten 21 Patientinnen eine Vaginoplastik. Das mediane Alter betrug zum Zeitpunkt der Vaginoplastik 19 Jahre (10-31 Jahre). Bei 12 Patientinnen handelte es sich um sekundäre Vaginalkorrekturen nach im Median 4 vaginalen Voroperationen (range 1-7). 9 Patientinnen erhielten primäre Vaginoplastiken, davon 5 Patientinnen mit unkorrigiertem tiefem Uroginalsinus und 4 Patientinnen mit Vaginalatresie. Die Operationstechniken unterschieden sich wie folgt: partielle oder toatale urogenitale Mobilisation in Kombination mit einer Fortunoff-Plastik (14), laparoscopischer vaginaler Durchzug (3, Video Demonstration), Sigma vaginoplastik (2), modifizierte McIndoe-Vaginoplastik (2), Vecchieetti Vaginoplastik (1). Eine postoperative Dehnungstherapie über 12 Monate war bei 11/12 der Sekundärkorrekturen erforderlich und bei 5/9 der Primärkorrekturen. In einem medianen follow-up von 10 Monaten (8-34) besteht ein Fall mit Restenosierung, der aktuell noch mittels Bougierungstherapie handhabbar ist. Bei 20/21 Patientinnen besteht Kohabitationsfähigkeit bei physiologischen Vaginallängen und –weiten.
Schlussfolgerung
Vaginalstenosen mit dem Problem der Dyspareunie können eine Spätkomplikation weiblicher genitaler Fehlbildungen nach weiblichen Genitalfehlbildungen sein. Das interdisziplinäre Management durch Kinderchirurgen und Gynäkologen ermöglicht eine optimale Behandlung der betroffenen Jugendlichen.
12:10 Uhr
DGKCH-PO 03:
STELLENWERT VERSCHIEDENER BILDGEBENDER VERFAHREN IN DER EVALUATION DES KURZDARMSYNDROMS BEI KINDERN
R. Khasanov (Mannheim, DE)
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Autor:innen:
R. Khasanov (Mannheim, DE)
M. Weis (Mannheim, DE)
K. Maurer (Mannheim, DE)
J. Felcht (Mannheim, DE)
L. Wessel (Mannheim0)
Fragestellung. Zur Evaluation des Gastrointestinaltraktes bei Kindern mit Kurzdarmsyndrom stehen verschiedene radiologische Techniken zu Verfügung: konventionelle Röntgendiagnostik zur Evaluation der Magen-Darm-Passage (MDP), MRT Sellink und Sonografie. Ziel dieser Arbeit ist der Vergleich dieser bildgebenden Techniken hinsichtlich der diagnostischen Güte zur Evaluation der Darmlänge (i), der Darmweite (ii) und der Detektion von Stenosen (iii).
Material und Methode. Es wurden retrospektiv die radiologischen und klinischen Daten von 8 Patienten evaluiert. Die Ergebnisse präoperativer radiologischer Diagnostik wurden hierfür mit intraoperativ erhobenen Befunden verglichen. Ausgewertet wurde die Vorhersagegenauigkeit einzelner Untersuchungsmodalitäten bezüglich verbliebener Darmlänge (i), der Darmweite (ii) und der Detektion von Stenosen (iii).
Ergebnisse. Die Darmlänge (i) konnte mit der Sonographie in 0% der Fälle korrekt vorhergesagt werden. In der MRT und in der MDP gelang die Vorhersage bei einer Darmlänge von < 30cm sehr genau, bei 30-70cm Darmlänge mit einer Fehlerquote von ±25cm und bei >70 cm unzureichend. Die Darmweite (ii) konnte sowohl im Ultraschall mit 88%, als auch in der MRT und der MDP 100% korrekt bestimmt werden.
Stenosen (iii) konnten im Ultraschall nicht dargestellt werden, in der MDP jedoch wurden 75% und in der MRT 100% der Stenosen detektiert.
Diskussion. Die Abdomensonografie stellt als kostengünstige Technik eine gute Screeningmethode für Kinder mit Kurzdarmsyndrom dar, um Veränderungen der Schlingenweite festzustellen. Zudem ist die Sonografie meist flächendeckend verfügbar. Jedoch ist hiermit lediglich eine orientierende Untersuchung möglich, auf die sich bei Verdacht auf Komplikationen weitere Diagnostik anschließen sollte. Die kontrastmittelgestütze, konventionelle Radiologie bietet unter Inkaufnahme der Röntgenstrahlung die Möglichkeit, Morphologie und Transportfunktion der Dünndarmschlingen gut darzustellen, stößt jedoch bei übereinanderprojizierenden Schlingen an ihre Grenzen. Die Magnetresonanztomografie (in Sellink-Technik) scheint die beste Methode zu sein, um die vorhandene Dünndarmsituation möglichst exakt abzubilden. Nachteile sind hier jedoch der relative hohe Zeitaufwand und eine für kleinere Kinder oft notwendige Anästhesie dar.
Schlussfolgerung. Bei Kindern mit Kurzdarmsyndrom sollte eine Stufendiagnostik erfolgen: Die Evaluation der Darmweite gelingt sicher mit der Sonografie. Eine MRT Sellink bietet die Möglichkeit die intestinale Situation präoperativ sicher abzubilden, ist jedoch nicht bei allen Kindern notwendig, da auch mit der MDP die Darmlänge und das Vorhandensein von Stenosen beurteilt werden kann.
12:15 Uhr
DGKCH-PO 04:
Anorektale Malformationen im Jugend- und Erwachsenenalter - Sind wir "Lost in Transition"?
M. Malota (München, DE)
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Autor:innen:
M. Malota (München, DE)
S. Hosie (München, DE)
Die operative Korrektur von Anorektalen Malformation (ARM) und des Morbus Hirschsprung (HD) ist eine Domäne der Neugeborenenchirurgie. Sowohl der Primäreingriff, als auch die Nachsorge werden zumeist in spezialisierten Zentren durchgeführt, da diese jungen Patienten eine kind- und jugendgerechte Begleitung benötigen, die von Problemen des Wachstums, der hormonellen Umstellung in der Pubertät bis hin zu psychosozialen Faktoren reicht.
Mit dem Erreichen der Adoleszenz und der Volljährigkeit jedoch, werden die Patienten oft zu „Erwachsenen-Proktologen“ transitioniert, für die diese postoperativen Folgezustände ein ungewohntes Terrain darstellen. Daraus resultiert oftmals eine beidseitige Frustration für Arzt und Patient und damit die Einstellung der oft notwendigen Nachsorge. Der Patient ist „Lost in Transition“.
Über standardisierte Fragebögen wurden Patienten der Jahrgänge 1990-2004, die eine Operation bei ARM oder HD erhalten haben, zu Transition und Behandlung in der Erwachsenen-Proktologie befragt.
Von 36 angeschriebenen Patienten antworteten 75% (n=27). Fünfzehn Patienten hatten mehr als einmal den Proktologen gewechselt, weil sie unzufrieden mit der Behandlung waren, 6 davon mehr als zwei Mal. Neun Patienten gaben an, gar nicht mehr zum Proktologen zu einer Nachsorge zu gehen, davon litten 5 an behandlungsbedürftigen Strikturen im Analbereich.
ARM und HD sind Erkrankungen des Neugeborenen und erfordern größere operative Eingriffe im Kindes- und Jungendalter. Um auch nach der Volljährigkeit eine gute Nachsorge gewährleisten zu können, ist neben einer suffizienten Transition auch die Kenntnis der gängigen Operationstechniken von Vorteil. Zudem brauchen wir Kinderchirurgen ein gutes Netzwerk zur Weiterbehandlung dieser Patienten, die ansonsten unnötig an den postoperativen Folgezuständen leiden.
12:20 Uhr
DGKCH-PO 05:
Operationszeitpunkt Hodenhochstand – in trockenen Tüchern?
R. Tröbs (Duisburg, DE)
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Autor:innen:
R. Tröbs (Duisburg, DE)
M. Nissen (Witten, DE)
Der Hodenhochstand ist die häufigste urogenitale Entwicklungsstörung des Jungen. Untersuchungen zur Entwicklung des Samenepithels zeigen, dass bei Abwarten über das 2. Lebensjahr hinaus zur sekundären Schädigung führt, woraus sich die Forderung ergibt, die Hoden bereits vorher an Sollstelle zu bringen. Im Kontrast dazu ergab eine Göttinger Studie von 2005 (Zöller, Ringert. Dt Ärztebl 2005;102: A 1750-A1752), dass weniger als 1/5 der Jungen bis zum 2. Geburtstag operiert wurden!
Ziel der vorliegenden monoinstitutionellen Studie der Jahre 6/2015 bis 01/2018 ist eine aktuelle Überprüfung des Operationsalters.
Material und Methode: 134 Jungen wurden wegen eines Hodenhochstandes operiert und 129 Datensätze ausgewertet. Primärziel war das Alter zur Operation. Weiterhin erfassten wir Seitenverteilung, Höhe des Hodens sowie den chirurgischen Zugang. In Anlehnung an die Vor-Publikation bildeten wir drei Altersgruppen: Operation vor dem 2. Geburtstag, Alter 2 bis 4 Jahre; Alter 5 bis 16 Jahre.
Ergebnisse: Ein einseitiger Hochstand fand sich bei 76 (rechts 41 vs. links 35) und ein beidseitiger Hochstand bei 53 Jungen (41 %). 55 Knaben wurden vor dem zweiten Geburtstag (43%), 29 Jungen zwischen 2. und 4. Geburtstag (22%) , 42 im Alter von 5 bis 12 Jahren (33%) und 3 Jungen waren zwischen 12 und 16 Jahre alt (2%). Laparoskopie kam in 8 Fällen zum Einsatz (davon 5 laparoskopischer Fowler-Stephens), wobei diese Jungen signifikant jünger waren als primär offen operierte (p = 0,023).
Diskussion: Die Beurteilung der Hodenposition beim Säugling und Kleinkind ist eine schwierige klinische Untersuchung, die Erfahrung, Gedult und Kontrollen erfordert. Die Zahlen belegen, dass mehr als die Hälfte der Kinder zu spät operiert wurde. Selbst unter Kalkulation einer Rate von 10 % an sekundärem Hodenhochstand zeigt sich, dass die Problematik unterschätzt wird. Eine substantielle Verbesserung gegenüber den Göttinger Zahlen ist nicht zu erkennen.
Schlussfolgerung: Nur bei einem geringen Anteil der Patienten dürfte es sich um einen sekundären Hochstand handeln. Es gilt, das Problem-Bewusstsein zu schärfen und den einschlägigen Wissenstand bei Kindermediziner der verschiedenen Fachrichtungen weiterhin zu verbessern.
12:25 Uhr
DGKCH-PO 06:
Therapie der komplizierten Appendizitis: Drainage ja oder nein, dass ist hier die Frage
Y. Schmidt (München0)
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Autor:innen:
Y. Schmidt (München0)
D. Wendling (München0)
D. von Schweinitz (München0)
J. Hubertus (München0)
M. Berger (München, DE)
Hintergrund: Die kosteneffektivste und schonendste Behandlung ist für die komplizierte Appendizitis beim Kindern noch immer ungeklärt. Insbesondere für die Verwendung von Drainagen gibt es aktuell nur unzureichende Literatur.
Fragestellung: Welchen Stellenwert hat die Verwendung einer intraoperativ eingelegten Drainage nach Appendektomie bei der komplizierten Appendizitis im Kindesalter.
Material und Methoden: Retrospektive Analyse eines einzelnen Zentrums bezüglich aller im Zeitraum von 2013 bis 2018 operierten komplizierten Appendizitiden (Alter < 18 Jahre). Hierfür wurde u. a. das präoperative Labor, der intraoperative Befund sowie die Histologie berücksichtigt. Für den intraoperativen Befund wurde jeweils zwischen gross spillage, minimal spillage, und no spillage unterschieden. Als Outcome-marker wurden die Komplikationsrate (Wundinfektionen, intraabdominelle Abszessbildung, u. a.) sowie die Krankenhausaufenthaltsdauer herangezogen.
Ergebnisse: Es wurden im genannten Zeitraum 59 Kinder mit komplizierter Appendizitis operiert. Hiervon wurden 7 Kinder offen (11,86%) und 49 laparoskopisch (83,05%) appendektomiert. Eine Konversion fand bei 2 Kindern (3,39%) statt. In einem Fall (1,7%) war die Operationstechnik unbekannt. Zwanzig Kinder (33,9%) hatten gross spillage, 16 Kinder (27,12%) minimal spillage, und 14 Kinder hatten no spillage (23,73%). Bei 7 (11,86%) konnte diese Information nicht exakt zugeordnet werden. In 2 Fällen (3,39%) war diese Information nicht vorhanden. Vierundzwanzig Kinder erhielten eine Drainage (40,68%) und 33 Kinder erhielten keine (55,93%). Bei 2 Kindern (3,39%) gab es diesbezüglich keine Information. Ob Kinder eine Drainage bekamen oder nicht korrelierte mit dem intraoperativen Befund. Kinder mit gross spillage bekamen in 65% der Fälle eine Drainage, bei minimal spillage 37,5% und bei no spillage nur 28,6%. In keiner der Gruppen korrelierte die Verwendung einer Drainage mit einer reduzierten Komplikationsrate oder Krankenhausaufenthaltsdauer.
Diskussion: In unserem Patientenkollektiv korreliert die Verwendung von Drainagen bei komplizierter Appendizitis nicht mit einer verminderten Komplikationsrate oder einer verringerten Krankenhausaufenthaltsdauer.
12:30 Uhr
DGKCH-PO 07:
Dieulafoy-Läsion als Ursache für eine schwere obere GI-Blutung des Neugeborenen
F. Schäfer (Nürnberg, DE)
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Autor:innen:
F. Schäfer (Nürnberg, DE)
C. Grillhösl (Nürnberg, DE)
A. Kaiser (Nürnberg0)
M. Stehr (Nürnberg0)
Einleitung:
Die obere gastrointestinale Blutung des Neugeborenen ist eine sehr seltene Entität, über deren Inzidenz keine Daten existieren. Als häufige Ursachen werden das Verschlucken von mütterlichem Blut (als nur scheinbare kindliche Blutung), eine Kuhmilchproteinunverträglicheit sowie – als iatrogener Auslöser – die Platzierung einer nasogastrischen Sonde genannt. Seltene Ursachen umfassen vaskuläre Malformationen, Koagulopathien bzw. Gastritiden oder Ösophagitiden.
Material und Methoden:
Wir berichten über ein weibliches Neugeborenes der 38.+3. SSW. Die postnatale Adaptation nach primärer Sectio gestaltete sich unauffällig. Bei der neonatologischen Erstversorgung wurde eine enorale Absaugung vorgenommen. Im Lebensalter von 24 h erbrach das Kind frischblutiges Sekret in zunehmender Menge, was zu einem Abfall des Hämoglobins von 15 mg/dl auf 9 mg/dl innerhalb von 2 h führte. Es erfolgte die Transfusion eines Erythrozytenkonzentrates sowie eine diagnostische Ösophagogastroduodenoskopie, bei der sich eine große, den Magen weitgehend ausfüllende Raumforderung an der Magenhinterwand zeigte, die in den Ösophagus hineinragte. In der daraufhin durchgeführten Minilaparotomie mit Gastrotomie stellte sich diese als Blutkoagel heraus. Nach Entfernen des Blutkoagels zeigte sich ein punktförmiges Ulcus an der Magenhinterwand. Es wurde eine Biopsie entnommen und das Ulcus übernäht. In der Folge erholte sich das Kind rasch, es kam zu keiner weiteren Blutung unter Therapie mit Omeprazol.
Ergebnisse:
Die histologische Aufarbeitung der Biopsie zeigte das typische Bild einer Dieulafoy-Läsion des Magens mit einem oberflächlich im Ulcusgrund liegenden, starkkalibrigen und entzündlich alterierten Blutgefäß.
Diskussion:
Die Dieulafoy-Läsion ist eine seltene Gefäßanomalie im GI-Trakt, bei der eine kaliberstarke, geschlängelt verlaufende Arteriole oberflächlich in der dadurch ausgedünnten Mucosa liegt. Dadurch kommt es zu einer erhöhten Empfindlichkeit zur Ulcusbildung mit Blutungsneigung aufgrund einer Gefäßarrosion. Bei Kindern tritt dies jedoch sehr selten auf. Bislang sind ca. 30 Fallberichte publiziert, darunter nur zwei bei Neonaten in den ersten Lebenstagen/-stunden. In etwa der Hälfte der Fälle konnte die Blutungsquelle endoskopisch verifiziert und therapiert werden (Clipping, Epinephrininjektion), in den anderen Fällen wurde die Blutung, wie in unseren Fall, offen chirurgisch saniert. Eine grundsätzliche Empfehlung zur routinemäßigen Kontrollgastroskopie ist in diesen Fällen laut vorhandener Literatur nicht gegeben. In unserem Fall haben wir bislang bei beschwerdefreiem Kind darauf verzichtet.
Schlussfolgerung:
Bei einer oberen GI-Blutung im Säuglings- und Kindesalter sollte auch das Vorliegen einer Dieulafoy-Läsion als spezielle Ulcusform in die Reihe der seltenen Differentialdiagnosen aufgenommen werden.
12:35 Uhr
DGKCH-PO 08:
Chirurgische Versorgung einer Ösophagusatresie mit unterer tracheoösophagealer Fistel bei einem extremen Frühgeborenen (510g, 25+5 SSW)
R. Wagner (Leipzig, DE)
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Autor:innen:
R. Wagner (Leipzig, DE)
U. Thome (Leipzig0)
M. Lacher (Leipzig0)
Hintergrund: Die chirurgische Therapie einer Ösophagusatresie (ÖA) bei extremen Frühgeborenen (ELBW; < 1000g) stellt eine Herausforderung dar. Der Versuch einer direkten Anastomosierung ist in der Literatur mit einer extrem hohen Mortalität verbunden. Wir berichten über ein extremes Frühgeborenes (510g, 25+5 SSW) welches bei pränatal nicht bekannter ÖA und unterer tracheoösophagealer Fistel (TÖF; Typ Vogt IIIb) geboren wurde.
Verlauf: Nach intensivmedizinischer Stabilisierung und Intubation in der 1. Lebensstunde wurde die TÖF am 1.Lebenstag (LT) auf der Neonatologischen Intensivstation im Inkubator über einen extrapleuralen Zugang mittels Titan-Clip verschlossen (OP-Zeit 36 min). Um das operative Trauma in der initialen Neonatalperiode zu reduzieren (Extubation nach 6 Tagen) entschlossen wir uns, die Gastrostomie erst am 22. LT bei 725g Körpergewicht anzulegen. Nach stetiger Gewichtszunahme (2510g) erfolgte im Alter von 3 Monaten eine thorakoskopische Ösophagusanastomosierung (OP-Zeit 93 min). Im Verlauf musste die Anastomose insgesamt 8x endoskopisch dilatiert werden.
Ergebnis: Aktuell schluckt die Patientin im Alter von 2 Jahren problemlos und gedeiht gut (9,9 kg (P6); 80 cm (P2)). Problematisch sind 1 - 3 Atemwegsinfekte pro Jahr im Sinne einer pneumologischen Begleitmorbidität.
Schlussfolgerung: Unser Fall zeigt, dass eine limitierte Operation direkt nach Geburt mit ausschließlichem Fistelverschluss via Thorakotomie, sekundärer Gastrostomie und Anastomosierung im Verlauf (Gewicht > 2,5 kg) eine gute Alternative bei ÖA mit TEF bei extremen Frühgeborenen sein kann.
12:40 Uhr
DGKCH-PO 09:
Fetal Growth of Infants with Esophageal Atresia
R. Tröbs (Duisburg0)
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Autor:innen:
R. Tröbs (Duisburg0)
U. Witzel (Bochum0)
A. Lipphaus (Bochum0)
In the majority of cases with esophageal atresia (EA) the esophagus ends blindly. In addition, a tracheoesophageal fistula (TEF) of the lower part of the esophagus is present. In affected fetuses swallowing of amniotic fluid is interrupted and polyhydramnios results.The aim of the presented analysis is to compare the prenatal growth of infants with EA and TEF with a control group. We tested the hypothesis, that intrauterine gain of weight (growth) of fetuses with EA and TEF is impaired in comparison with neonates with a normal gastrointestinal tract.
Method. Birth weights (BW) of 52 newborns with EA and TEF (29 male) were compared with a control group of 193 infants (140 male) operated on for inguinal hernia (Hernia). Regression analysis was applied to describe growth curves.
Results. Comparison of birth weights generally did not reveal any significant differences. Multivariate regression analysis revealed a relevant difference between both groups (-2,83, p = 0,005, < 0,001). The regression coefficient was –195.27.
Discussion. Infants with EA showed a slight but statistical relevant growth retardation. We found a mean difference of BW of 195 g. It is well known, that fetuses are ”breathing” (without gas exchange) during REM sleep. It can be hypothesized, that intrauterine breathing (aspiration) of amniotic fluid (AF) leads to a passage of AF via TEF. Conclusion. The trophic effect of AF might compensate the negative influence of impaired esophageal passage during fetal life.
12:45 Uhr
DGKCH-PO 10:
Präpartal Verdacht auf Zwerchfellhernie links – postpartal Serpentine-like-Syndrom, eine besondere neonatologische und kinderchirurgische Herausforderung
B. Mack-Detlefsen (Köln, DE)
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Autor:innen:
B. Mack-Detlefsen (Köln, DE)
L. Gindner (Köln0)
T. Klein (Köln0)
T. Boemers (Köln0)
Falldarstellung eines weiblichen Neugeborenes der 38. SSW mit präpartal diagnostiziertem Polyhydramnion und V.a. Zwerchfellhernie links. Da die postpartale Bildgebung keinen eindeutigen Befund ergab wurde die Indikation zur medianen Oberbauchlaparotomie gestellt. Intraoperativ zeigt sich ein Brachyösophagus mit ins Mediastinum prolabiertem Magen, Dünn- und Dickdarm sowie eine Asplenie. In Zusammenschau dieser Befunde und dem Nachweis einer Rachischisis im MRT der HWS wurde die Diagnose eines „Serpentine like“- Syndroms gestellt. Der weitere Verlauf gestaltete sich sehr kompliziert. Aufgrund der ausgeprägten Enge des Spinalkanals erfolgte eine neurochirurgische Laminektomie mit Dekompression des zervikalen Myelons am 17. Lebenstag. Im weiteren intensivmedizinischen Verlauf entwickelte die Patientin eine ausgeprägte Magenentleerungsstörung, die zwei Relaparotomien erforderlich machte. Zunächst erfolgte eine Seit-zu-Seit- Duodenojejunoastomie, 14 Tage später eine Y-Roux-Anastomose mit Jejunostomaanlage. Aktuell ist die Patientin nach einem fast 5-monatigen Krankenhausaufenthalt mit zuletzt erneuter Relaparotomie mit einem Re-Verschluss des Zwerchfelldefektes mittels Goretex-Patch und Anlage einer Gastrojejunostomie nachhause entlassen. Die Ernährung erfolgt über das Jejunostoma, der Magensondenrückstau, der zum Teil resondiert wird, beträgt bis zu 200ml pro Tag.
Falldiskussion
Weltweit sind einschließlich unserer Patientin 9 Fälle mit „Serpentine-like“ Syndrom bekannt. Keiner der Patienten hat bisher das Vorschulalter erreicht. Die Prognose unserer Patientin bleibt ebenso unklar sowie das weitere Management. Allerdings ist der bisherige Verlauf unserer Patientin im Hinblick auf dieses extrem seltene Syndrom relativ erfreulich. Anzumerken bleibt noch, dass im Rahmen der Pränataldiagnostik einmalig der V.a. ein „Serpentine- like“ Syndrom geäußert wurde, jedoch nicht weiter verfolgt wurde. Sicherlich für die Eltern keine ganz unwichtige Information.
12:50 Uhr
DGKCH-PO 11:
Merkoniumtransportstörung des sehr kleinen Frühgeborenen als interdisziplinäres Problem - präventive Strategie zur Mekoniummobilisation
K. Rothe (Berlin, DE)
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Autor:innen:
K. Rothe (Berlin, DE)
J. Schröder (Berlin, DE)
L. Garten (Berlin, DE)
Eine verzögerte Entleerung von Mekonium tritt häufig bei ELBW- und hypotrophen VLBW-Frühgeborenen auf und ist mit einem hohen Risiko für gastrointestinale Komplikationen vergesellschaftet [1, 2].
Durch die frühe und konsequente Mobilisation des eingedickten Mekoniums kann oftmals eine chirurgische Intervention vermieden werden [3–5].
Zielstellung :
Entwicklung einer SOP zum standardisierten Vorgehen zur Vermeidung einer manifesten Mekoniumobstruktion / Mekoniumileus mit Notwendigkeit einer operativen Entfernung des intraenteralen Mekoniums bei ELBW- und hypotrophen Frühgeborenen (GG < 3. Perzentile) mit einem Gewicht zwischen 1000 und 1499g.
Ergebnisse:
Stufe 1 – RAUS-Manöver
Start 1. Lebenstag.
Versuch der Mobilisation von eingedicktem Mekonium durch " Rektales Anspülen unter Sonographiekontrolle _ RAUS "
Filmsequenz-dokumentation mittels Loop-Funktion
Zum Anspülen wird verwendet: aufgewärmte NaCl 0,9% Lösung (5-10-20ml) + ein halbes Babylax® (=0,25mg Glycerol).
Angespült wird entweder mit einem kurzem Darmrohr [Rectal tube 10 cm Size 5mm, Ref. 431100 (Fa. Rüsch-Teleflex)] oder mittels dünnem "weichen" Blasenkatheter [Soft rubber, Size 2,0mm/CH6 Ref. 404300 (Fa. Rüsch-Teleflex)].
Frequenz des Anspülens: 8-12 stdl. Dokumentation in Copra
Hinweis: Das RAUS-Manöver wird bei ELBW-Frühgeborenen unter 750 g Geburtsgewicht nur von einem Facharzt durchgeführt.
Stufe 2
zusätzlich ab 4. Lebenstag bei unzureichender Mekoniumentleerung trotz RAUS-Manöver.
Polyethylengykol (Movicol® aromafrei JUNIOR) per Magensonde
Ein Beutel Movicol® aromafrei enthält 6,9g Pulver, dies wird in 62,5ml Aqua dest. aufgelöst (fertige Lösung enthält dann 0,11g/ml).
Dosierung: 2 x 0,5-1,0g/kg/d p.o.; Gabe erfolgt zwischen den Mahlzeiten.
Stufe 3
Zusätzlich zu erwägen ab ca. 7. Lebenstag
Kontrastmittel (z.B. Accupaque 300® oder Imeron 300®) per Magensonde 1-2 ml/kg KG
Erfolgt auf obligat oberärztliche Anordnung in Rücksprache mit der Kinderradiologie und Kinderchirurgie.
Ziel: therapeutische (abführende) Wirkung und Diagnostik (Stenose? Perforation? )
Ergebnisse und Diskussion:
Seit Einführung der SOP ist ein deutlicher Rückgang an chirurgischen Interventionen bei ELBW- und hypotrophen VLBW Frühgeborenen nachweisbar. Ärzte und Pflegende fühlen sich gegenseitig gestärkt und ernst genommen in der Verantwortung durch nichtinvasive konservative Maßnahmen zur Patientensicherheit und Qualitätsverbesserung beizutragen.
12:55 Uhr
DGKCH-PO 12:
Diagnosewandel des akuten Abdomens beim VLBW-Frühgeborenen von 1995 bis heute
T. Schröder (Berlin, DE)
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Autor:innen:
T. Schröder (Berlin, DE)
J. Buttenberg (Berlin0)
K. Rothe (Berlin0)
Hintergrund
Das akute Abdomen beim VLBW-Frühgeborenen ist eine gefürchtete Komplikation, welche mit einer hohen Morbidität und Mortalität einher geht.
Fragestellung
Ergibt sich ein Wandel in den Diagnosen und im outcome bei den VLBW-Frühgeborenen dadurch, dass das Gestationsalter und das damit verbundene Geburtsgewicht immer weiter sinkt?
Material und Methoden
In unsere Untersuchung wurden alle VLBW-Frühgeborenen eingeschlossen, die im Zeitraum vom 1.1.1995 bis 31.12.2017 in der Klinik für Neonatologie der Charite- Universitätsmedizin Berlin aufgrund eines akuten Abdomens operiert werden mussten. Ausgeschlossen wurden Kinder mit angeborenen Fehlbildungen des Gatrointestinaltraktes, wobei Kinder mit einer Rotationsstörung des Darmes eingeschlossen wurden. .
Ergebnisse
Bei den in unserem Patientenkollektiv aufgetretenen Erkrankungen handelt es sich um NEC, FIP, Mekoniumileus, Volvulus und Milk Curd sowie sonstige Ursachen eines Ileus.
Insgesamt wurden in die Untersuchung 172 Kinder eingeschlossen. Es zeigt sich, dass die Anzahl der operierten Kinder im Zeitraum von 1995- 2004 im Vergleich zu den Folgejahren 2005-2017 höher war. Die Kinder waren im Beobachtungszeitraum von 2005 -2017 erwartungsgemäß deutlich unreifer und leichter als im dem Zeitraum von 1995-2004. Trotzdem veränderte sich die Verteilung der Diagnosen statistisch nicht signifikant.
Die häufigste Erkrankung war die NEC mit 43% (1995-2004), bzw.48% (2005-2017).
Es zeigte sich dass obwohl die Kinder immer unreifer wurden, die Letalität konstant blieb mit 26% im Zeitraum von 1995-2004 im Vergleich zu 25% im Zeitraum von 2005-2017. Jedoch stieg die Anzahl der komplizierten Verläufe mit der Indikation zur Revision von 24% auf 41%.
Diskussion/ Schlussfolgerung
Aufgrund der Fortschritte in der Medizin ist ein Überleben von immer unreiferen Kindern möglich geworden. Das akute Abdomen ist und bleibt eine gefürchtete Komplikation. Insgesamt scheint in unserer Klinik die Inzidenz des operationsbedürftigen akuten Abdomens zu sinken, bei konstanter Mortalität in dieser Patientengruppe über die Jahre scheint aber die prozentuale Morbidität zu steigen.
Die Vermeidung des akuten Abdomens ist eine wichtige Voraussetzung zur Verbesserung des outcome des VLBW-Frühgeborenen.
13:00 Uhr
DGKCH-PO13:
Preterms, Newborns and Infants with Inguinal Hernia might benefit from Prolongation of Time of Operation - a Single Center Experience
S. Schröpf (München0)
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Autor:innen:
S. Schröpf (München0)
P. Mayle (München, DE)
O. Genzel-Boroviczeny (München, DE)
J. Hubertus (München, DE)
Introduction
Inguinal hernias are common in preterm infants and newborns. The prevalence is reciprocal to gestational age. In recent literature, a delay of time of operation is discussed since these children might benefit from a later operation. Aim of our study was to analyze our patients in regard of parameters affecting the outcome.
Methods
Medical charts and operative parameters were analyzed retrospectively for patients < 1 year of age who underwent inguinal hernia repair at our institution between 2009 and 2016. Besides demographic data, parameters such as duration of anesthesia, need for transfusion, postoperative time at respirator, and others, were collected and analyzed. Patients were divided in subgroups such as preterm vs. full-term neonates or patients with bronchopulmonary dysplasia (BPD) vs. healthy neonates.
Results
A total of 503 children have met the inclusion criteria of which 289 (58%) were preterm. These preterm infants were operated at a median day 90 of life, full-terms at day 96 (p < 0.001). Extremely low birth weight and Very low birth weight (ELBW, VLBW) preterm infants were operated at day 95, but compared to the other preterm infants at an earlier gestational age (median 41 weeks vs. 46 weeks, p < 0.001). Duration of anesthesia was significantly longer in preterm infant (107 min) compared to full-terms (90 min) (p < 0.001). According to the BÄK criteria for transfusion of infants 16 (5.5%) preterm infants required perioperative blood transfusion. None of the full-terms needed such a transfusion (p < 0.001). Respirator time of > 6 hours was necessary in 22 (7.6%) preterm infants and in only 1 (0.05%) full-term infant (p < 0.001). Risk for prolonged ventilation is 3.4 times higher in preterm infants with bronchopulmonary dysplasia (BPD) compared to the preterm infants without diagnosis of BPD. Apnea-bradycardia syndrome (ABS) was seen in preterm infants only. Risk for ABS was 8 times higher in ELBW and VLBW infants compared to the others. No preterm infant, who underwent inguinal hernia repair after 44 weeks of gestational age presented with postoperative ABS.
Discussion
In our study we have shown that preterm have longer time of anesthesia, a higher need for prolonged stay at respirator, and for perioperative transfusions. The subgroups of VLBW preterm infants and those with BPD have even worse results.
Conclusion
These findings support the current trend to postpone the operation in this special cohort. But further prospective studies are needed to answer this question.