Autor:innen:
Dr. med. Constanze Gottschalk | Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt | Germany
Dr. med. Claudia Kohlstock | Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt
Lutz Gräfe | Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt
Dr. med. Hanna Oppermann | Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt wird in den Erdgasfeldern der Altmark seit dem Jahr 1972 Erdgas gefördert. Die Untersuchung und der Rückbau der in diesem Zusammenhang entstandenen historischen Bohrschlammgruben (bergbaulichen Abfallentsorgungsanlagen) im Rahmen „Ökologisches Großprojekt Erdgasfelder Altmark“ obliegt im Bundesland der Landesanstalt für Altlastenfreistellung (LAF) als zuständige Bodenschutzbehörde. 226 Bohrschlammgruben wurden seit 1994 bis Ende 2017 saniert.
Gemäß Einlagerungsübersicht wurden in der Bohrschlammgrube Brüchau, seit vielen Jahren als „Bohrschlammdeponie“ bezeichnet, von 1977 bis 1990 flüssige und feste z.T. ölkontaminierte Schadstoffe und Flüssigkeiten mit Säure sowohl aus der Erdgasförderung als auch als Fremdeinlagerungen aus anderen Industriezweigen der DDR eingebracht. Während der weiteren Nutzung von 1991 bis 2012 erfolgte die Ablagerung z.B. von Spülungen, Bohrkellerschlämmen, kontaminiertem Erdreich, Restsäuren, Tensidwässern, Strahlsanden, Zementagerückständen, ölverschmutzten Sanden und Erdstoffen, abreagierten Säuren, quecksilberbelasteten Materialien aus Rückbaumaßnahmen, Glykolwassergemischen und Baugrubenwässern. 2012 wurde die Anlage geschlossen. Die Entscheidung über eine geeignete Sanierungsvariante steht noch aus.
Dem Fachbereich 2 des LAV wurde die Aufgabe übertragen, Berichten über das vermehrte Auftreten von Krebserkrankungen bei den Bewohnern der in der Nachbarschaft zu der Bohrschlammgrube Brüchau liegenden Orten nachzugehen. Da eine bereits vorliegende Auswertung von Krebsdaten auf Landkreisebene nicht ausreichend aussagekräftig war, erfolgte eine kleinräumigere Betrachtung des Geschehens auf Gemeindeebene im Zusammenwirken von LAV, dem Gesundheitsamt des Altmarkkreises Salzwedel, den Einwohnermeldeämtern der Gemeinden Kalbe und Klötze sowie dem Gemeinsamen Krebsregister (GKR) der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und der Freistaaten Sachsen und Thüringen.
Mittels statistischer Methoden konnte gezeigt werden, dass in den vier umliegenden Ortschaften zur Bohrschlammdeponie Brüchau keine signifikant erhöhte Zahl von Krebsneuerkrankungen innerhalb des zehnjährigen Untersuchungszeitraumes von 2005 bis 2014 nachzuweisen war.