Autor:innen:
Alexandra Hoffmann | Robert Koch-Institut | Germany
Marc Julian Schneider | Robert Koch-Institut
Marcel Feig | Robert Koch-Institut
Benedikt Zacher | Robert Koch-Institut
Ines Noll | Robert Koch-Institut
Karin Gröschner | Robert Koch-Institut
Amrei Krings | Robert Koch-Institut
Muna Abu Sin | Robert Koch-Institut
Dr. med. Tim Eckmanns | Robert Koch-Institut
Zunehmende Antibiotikaresistenzen erfordern entsprechend der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2020) einen Ausbau von Surveillance-Systemen zu Antibiotika-Resistenzen und –Verbrauch. Die Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS) und die Antibiotika-Verbrauchs-Surveillance (AVS) sind seit 2008 bzw. 2015 am Robert Koch-Institut etabliert. Krankenhäuser sind seit 2011 nach dem IfSG §23 Abs. 4 aufgefordert, Daten zu Antibiotika-Resistenz und –Verbrauch aufzuzeichnen, zu bewerten und auf Anfrage den Gesundheitsämtern zur Verfügung zu stellen. Zur Unterstützung der Krankenhäuser in ihren Antibiotic-Stewardship (ABS) -Programmen wurde eine standardisierte Auswertung der Daten aus ARS und AVS entwickelt.
Mit ARVIA ist ein Surveillance-Tool geschaffen, das die Daten aus ARS und AVS auf Krankenhausebene zusammenführt. Deskriptiv werden der Antibiotika-Verbrauch in DDD/100 Patiententage (PT) und RDD/100PT sowie zwei Resistenzparameter beschrieben. Neben dem Anteil der nicht-empfindlichen an allen getesteten Isolaten kann erstmals auch die Resistenzdichte als Anzahl der nicht-empfindlichen Isolate bezogen auf 1000PT bzw. 1000Fälle dargestellt werden. Mit Regressionsmodellen wird eine Assoziation von Antibiotika-Verbrauch und Antibiotika-Resistenz über die Zeit getestet. Für die statistische Auswertung werden der Verbrauch und die Resistenzen des gleichen Quartals in die Analyse eingeschlossen, sowie der Verbrauch ein und zwei Quartale vor der Resistenzerhebung. Aktuell stehen die Erreger Escherichia (E.) coli, Enterococcus faecium, Staphylococcus (S.) aureus, Streptococcus pneumoniae, Klebsiella (K.) pneumoniae, Pseudomonas (P.) aeruginosa, Acinetobacter baumannii complex und koagluase-negative Staphylokokken mit insgesamt 66 Kombinationen aus Erreger und Wirkstoffgruppe unter Surveillance. Die Ergebnisse werden den teilnehmenden Krankenhäusern in Reporten zur Verfügung gestellt, die über eine interaktive Datenbank von den Krankenhäusern abgerufen werden können.
ARVIA wurde 2018 in einer Pilotphase mit sechs Krankenhäusern getestet, von denen Daten über 2,75-3,5 Jahren ausgewertet wurden. In 5/6 Krankenhäuser liegt Evidenz für einen Zusammenhang von Antibiotika-Verbrauch und –Resistenz vor. Positive Assoziationen von Antibiotika-Verbrauch und –Resistenz fanden sich bei K. pneumoniae und Penicillinen (n=2), 2. und 3. Generations-Cephalosporinen (jeweils n=1), Fluorochinolonen (n=1), Carbapenemen (n=1), E. coli und Penicillinen (n=2), 2. Generations-Cephalosporinen (n=1) und Fluorochinolonen (n=1), sowie S. aureus und P. aeruginosa und Fluorochinolonen (jeweils n=2). Mit Ausnahme der Resistenz gegen Penicilline finden sich Assoziationen in Modellen, in denen der Antibiotika-Verbrauch 1-2 Quartale vor der Resistenzerfassung in die Analyse einfließt.
ARVIA ist ein neues Surveillance-Tool zur Bewertung von Antibiotika-Resistenzen in Abhängigkeit vom Antibiotika-Verbrauch, das Krankenhäuser in ihren ABS-Programmen unterstützen kann.