13:30 Uhr
Diagnose MIH - und was dann?
Dr. Maria Giraki | Goethe-Universität Frankfurt | Germany
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Dr. Maria Giraki | Goethe-Universität Frankfurt | Germany
Bevölkerungsrepräsentative Daten aus der letzten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) zeigen, dass aktuell etwa 30 % der 12-Jährigen an einer Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH), einem entwicklungsbedingten qualitativen Zahnhartsubstanzdefekt, der mindestens einen ersten bleibenden Molaren und optional auch Inzisiven betrifft, leiden. Die DGZMK warnt bereits vor einer neuen Volkskrankheit. Die Ätiologie der Erkrankung bleibt bisher unklar.
Eine frühzeitige Diagnostik der MIH anhand eindeutig definierter Kriterien ist möglich und notwendig. Sie erlaubt, abhängig vom Schwere- und Ausprägungsgrad der Erkrankung und der subjektiven Symptomatik der Patienten, die Erstellung eines individuellen Behandlungskonzeptes.
Im Zusammenhang mit MIH und der damit verbundenen minderwertigen Schmelzqualität der betroffenen Zähne stehen klinisch vor allem folgende Probleme im Vordergrund: Hypersensibilitäten auf thermische und mechanische Reize, posteruptive Schmelzfrakturen, schnell voranschreitende Karies, vor allem im Molarenbereich, sowie ästhetische Beeinträchtigungen im Frontzahnbereich.
Für die Therapie der MIH stehen dem Behandler heute eine Reihe von Optionen zur Verfügung. Hierbei können prophylaktische, restaurative und/oder chirurgische Maßnahmen zum Einsatz kommen.
Als Entscheidungshilfe sind Behandlungskonzepte entwickelt worden, die Zahnärzte dabei unterstützen, defekt- und symptomabhängig die passenden Behandlungsoptionen zu wählen.
Diese sollen, unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die meisten Therapieansätze bisher nur bedingt durch klinische Studie belegt sind, im Vortrag beleuchtet und beispielhaft indikationsbezogen dargestellt werden.
14:00 Uhr
Betriebliche zahnmedizinische Prävention - Wie könnte sie aussehen?
Prof. Dr. med. dent. Stefan Zimmer | Universität Witten-Herdecke | Germany
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Prof. Dr. med. dent. Stefan Zimmer | Universität Witten-Herdecke | Germany
Die Zahngesundheit in Deutschland hat sich in den letzten 20 Jahren erheblich verbessert und bei den 12jährigen internationales Spitzenniveau erreicht. Allerdings kann nicht damit gerechnet werden, dass diese Erfolge mit der Zeit automatisch in höheren Altersgruppen ankommen, denn zahnmedizinische Prävention kann die Haupterkrankungen Karies und Parodontitis nur kontrollieren, nicht aber im Sinne einer Impfung dauerhaft ausschalten. Deshalb müssen die präventiven Maßnahmen ein Leben lang wirksam sein. Das wiederum bedeutet, dass Präventionslücken identifiziert und geschlossen werden müssen. Eine dieser Lücken beginnt nach dem 18. Lebensjahr. Bis dahin greifen die Gruppenprophylaxe in Kitas und Schulen sowie von den gesetzlichen Krankenversicherungen finanzierte Präventionsprogramme in den Praxen. Auch für die Altersgruppe danach werden in den Zahnarztpraxen umfangreiche Präventionsprogramme angeboten. Diese sind jedoch weitgehend privat zu finanzieren und werden nur von einem Teil der Bevölkerung in Anspruch genommen. Dem entsprechend ist das orale Krankheitsniveau der Erwachsenen in Deutschland zwar auch signifikant gesunken, aber immer noch zu hoch. Eine Möglichkeit der Verbesserung der Mundgesundheit der Erwachsenen und älteren Menschen könnte die bislang in Deutschland überhaupt nicht genutzte zahnmedizinische betriebliche Prävention sein. Die dort angebotenen Maßnahmen müssen jedoch niedrigschwellig und wenig zeitintensiv sein, denn sie dürfen betriebliche Arbeitsprozesse nicht unangemessen behindern. In Frage kommen neben Informationsveranstaltungen zur Oralprophylaxe, die in Gruppen oder für eine ganze Belegschaft abgehalten werden können, zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen, die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz in der Gemeinschaftsverpflegung sowie die kostenlose Ausgabe von zuckerfreiem Kaugummi und Mundspüllösungen. Für alle genannten präventiven Maßnahmen gibt es wissenschaftliche Evidenz auf hohem Niveau. Die Herausforderung besteht vor allem in der Integration in betriebliche Abläufe. Aktuell wird die Wirksamkeit eines solchen Programmes im Rahmen eines Pilotprojektes untersucht.
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14:30 Uhr
Dentalhygiene – ein Konzept für Entwicklungsländer in Asien
Ha Thu Tra Nguyen | Germany
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Ha Thu Tra Nguyen | Germany
In diesem Projekt wurde die Mundhygiene von 6-11-jährigen Kindern in der nördlichen armen Bergregion von Vietnam untersucht. Dazu wurde die Grundschule der Gemeinde Lang Thip gewählt. Die Schule hat insgesamt 736 Schüler. Davon stammen 218 aus den zerstreut umliegenden Siedlungen und bleiben internatsmäßig im Schulheim von Montag bis Freitag.
Die Untersuchungsziele waren: (1) Ermittlung der gegenwärtigen Situation der Mundhygiene; (2) Testung eines neuen dentalhygienischen Evaluationskonzeptes unter Feldbedingungen; und (3) Untersuchung von KAP (Wissen, Einstellung & Handeln) hinsichtlich der Mundgesundheitssituation.
Dazu wurden (1) Auswahl von 87 Schüler (11,8% von der gesamten Schulpopulation, repräsentativ für alle Schulstufen) nach dem Kriterium: gute Leistungsbereitschaft & Multiplikatoreffekt; es wurde auch ein Vergleich zwischen den verschiedenen herkunftsbedingten Gruppen vorgenommen: Gruppe A mit 52 Schüler von Kinh, Dao, u.a. und Gruppe B 35 Hmong Kinder. Gruppe A hatte als besser empfundene Ausgangsbedinungen und Lebensverhältnisse als Gruppe B; (2) Direkte Befragung zur Anamnese und Ermittlung von KAP; (3) erste zahnärztliche Untersuchung auf Karies, Bisssituation und gingivale Entzündung; (4) die Schüler wurden aufgefordert, Zahnputzbewegungen mit neuen dafür eigens mitgebrachten Zahnbürsten gemäß ihrer täglichen Gewohnheit über etwa 2 Minuten ohne Wasser und Zahnpasta auszuführen; für die Untersuchung der durch die Putzbewegungen provozierten Blutungsneigung wurde ein innovativer Index benutzt, der von Code 0 = keine Blutspur an den Zahnbürstenborsten über Code 1 = geringe Blutspur färbt die Zahnbürstenborsten zu Code 2 = deutliche Blutspur haftet an 2/3 der Länge der Zahnbürstenborsten bishin zu Code 3 = Blutspur haftet über die gesamte Zahnbürstenborstenlänge rangiert. (5) Anschließend wurde die Blutungsneigung klinisch analog zu der Skalierung im innovativen Index bewertet von Code 0 bis 3.
Die Innovation dieser Untersuchung liegt in der erstmaligen Anwendung eines Blutungscodes, der die Verwendung unter Feldbedingungen ermöglicht, den logistischen Aufwand reduziert und dafür sorgt, dass die Studienteilnehmer über neue Zahnbürsten verfügen. Die Idee hinter dem innovativen Blutungscode ist darin zu sehen, dass, wenn beim Zähneputzen Blut an der Zahnbürste hängen bleibt, dies ein Anzeichen für eine Gingivitis ist. Aus diesem Beispiel wurden wichtige Konzeptinhalte der Dentalhygiene für asiatische Entwicklungsländer abgeleitet.
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