09:00 Uhr
„Sozialpsychiatrische Flüchtlingshilfe“ (SoFhi) Landkreis Marburg-Biedenkopf
Dr. Marion Heuer | Landkreis Marburg-Biedenkopf, Gesundheitsamt | Germany
Bianca Fiedler | Landkreis Marburg-Biedenkopf, Gesundheitsamt | Germany
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Autor:innen:
Dr. Marion Heuer | Landkreis Marburg-Biedenkopf, Gesundheitsamt | Germany
Bianca Fiedler | Landkreis Marburg-Biedenkopf, Gesundheitsamt | Germany
Mit dem Projekt „Sozialpsychiatrische Flüchtlingshilfe“ (SoFhi) Marburg-Biedenkopf als Teil des öffentlichen Gesundheitsdienstes und somit im Rahmen der kommunalen
Daseinsvorsorge wird ein effektiver Beitrag zur Herstellung gesundheitlicher
Chancengleichheit für geflüchtete Menschen geleistet. Hierdurch wird wiederum eine Teilhabe an der Gesellschaft und damit eine bessere Integration möglich.
Menschen mit Fluchterfahrungen, die psychisch krank sind, werden in zweifacher Hinsicht benachteiligt. Zum einen ist allgemein bekannt, dass Menschen mit Migrationshintergrund, wozu auch Personen mit Fluchterfahrungen gehören, zu wenig an den Möglichkeiten der Gesundheitsversorgung in Deutschland partizipieren. Zum anderen sind psychisch kranke Menschen im Allgemeinen von Stigmatisierung und Ausgrenzung betroffen.
Nachdem sich mit Beginn der Flüchtlingskrise Mitte 2015 eine überproportionale
Zunahme von Mitteilungen an den Sozialpsychiatrischen Dienst am Gesundheitsamt Marburg-Biedenkopf über psychisch auffällige geflüchtete Frauen und Männer zeigte, startete Anfang 2016, nach konzeptionellen Vorbereitungen, das Projekt „Sozialpsychiatrische Flüchtlingshilfe“ (SoFhi) am Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes Marburg-Biedenkopf in Form eines ganzheitlichen Angebots.
Das ganzheitliche Angebot umfasst die fachärztlich-therapeutische Behandlung in Kombination mit (psycho)sozialer Versorgung von psychisch kranken erwachsenen Menschen mit Fluchterfahrungen, die dem Landkreis Marburg-Biedenkopf zugewiesen wurden. Abgerundet wird dieses Angebot durch psychoedukative Gruppen.
Sämtliche Kontakte, Behandlungs- und Beratungsmaßnahmen sowie die Gruppenarbeit finden immer unter Einsatz qualifizierter Dolmetscher*innen statt.
Als weiteres Element des Projektes „Sozialpsychiatrische Flüchtlingshilfe“ (SoFhi)
Marburg-Biedenkopf besteht ein Beratungs- und Unterstützungsangebot für alle an der Flüchtlingshilfe beteiligten Akteure*innen. Schulungen zu psychischen Erkrankungen von geflüchteten Menschen und dem Umgang damit werden sowohl haupt- als auch ehrenamtlich tätigen Flüchtlingshelfer*innen angeboten.
Eine externe Supervision für die hauptamtlichen Mitarbeiter*innen im Bereich der Flüchtlingshilfe wurde installiert. Die Netzwerkarbeit wurde ausgebaut und ein Arbeitskreis „Versorgung psychisch kranker Flüchtlinge“ gegründet.
Im Vortrag werden neben der konzeptionellen Vorstellung auch Erfahrungsberichte aus der Praxis dargestellt, die unter anderem Fallzahlen, Zugangswege, Geschlechterverteilung und Diagnoseziffern beinhalten.
09:30 Uhr
Psychosoziale Versorgung von Flüchtlingen durch das Gesundheitsamt Lübeck
Ulrike Tietz | Germany
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Autor:innen:
Ulrike Tietz | Germany
Ivonne Ristow | Germany
Anforderungen an die psychiatrische und psychosoziale Versorgung von geflüchteten Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund am Beispiel der Hansestadt Lübeck: - „Herr Doktor, meine Leber brennt“ – Psychische Erkrankungen im Kontext von Migration
Beschreibung:
Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund scheinen im freiwilligen Kontext der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung deutlich unterrepräsentiert. Gesundheit als Teil gesellschaftlicher Teilhabe ist ein Grundbedürfnis, ein Grundrecht und ein Erfordernis der Solidarität.
Vor diesem Hintergrund möchten wir Ihnen Strukturen der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung und das Inanspruchnahmeverhalten von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund in der Hansestadt Lübeck darstellen.
Wir möchten Ihnen über Möglichkeiten und Grenzen des Versorgungssystems berichten und aus einer transkulturellen Sicht darstellen, wie Zugangsbarrieren zu den professionellen Hilfen abgebaut werden könnten und jedem Erkrankten, unabhängig von seiner Herkunft ein angemessenes Angebot eröffnet werden könnte.
Vortrag: Ulrike Tietz – Ärztin und komm. Leitung und Ivonne Ristow – Sozialarbeiterin mit dem Schwerpunkt für geflüchtete Menschen des Sozialpsychiatrischen Dienstes des Gesundheitsamtes der Hansestadt Lübeck
10:00 Uhr
Versorgung von geflüchteten Menschen mit psychischen Störungen: vom wirrwarr zum machbar – Erfahrungen in der Metropole Berlin
Dr. med. Detlev E. Gagel | Gesundheitsamt Berlin Pankow | Germany
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Autor:in:
Dr. med. Detlev E. Gagel | Gesundheitsamt Berlin Pankow | Germany
Schätzungen über die Häufigkeiten von psychischen Störungen bei geflüchteten Menschen gehen von 20-70% aus. Die Gründe sind mannigfaltig: Traumatisierende Erfahrungen entstehen im Herkunftsland, auf der Flucht und bei der Ankunft. Drei von vier Menschen geben unterschiedliche Formen von widerfahrener Gewalt an. Depressionen, Angst- und posttraumatische Belastungsstörungen sind neben den körperlichen Erkrankungen die Folge. Ursachen sind überwiegend Kriegserfahrungen, Angriffe durch Militär sowie verlorene Angehörige, Das entsprechende therapeutische Angebot ist unzureichend, die gesundheitliche Versorgung bei psychischen Störungen schlecht. So stellt die Gesundheit von geflüchteten Menschen eine der größten gesundheitspolitischen Herausforderungen dar. Es fehlt an geeigneten Therapeutinnen, Sprachmittlern, finanziellen Mitteln und der Organisation. Verschärft stellt sich die Situation bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen dar. Sie sind in ihrer Persönlichkeitsentwicklung oft noch nicht so gestärkt und leiden in besonderem Maße unter den Einwirkungen und Folgen von Gewalterfahrungen.
Berlin war zwischen 2015 und 2017 besonders von der sog. Flüchtlingswelle betroffen. Der Senat hatte schnellstmöglich ein Rahmenkonzept zur psychiatrischen Versorgung entwickelt. Dabei war von Anfang an die Frage in der Diskussion, ob die Sozialpsychiatrischen Dienste an der Umsetzung beteiligt werden sollten. Schließlich wurden landesweit 24 Stellen für psychosoziale Versorgung von geflüchteten Menschen bewilligt und bei Kontakt- und Beratungsstellen platziert. Mittlerweile konnten sie mit qualifiziertem Personal besetzt werden. Nach wie vor sind die langen Asylverfahren, die hohen Belegungsdichten der Unterkünfte sowie Hürden zur Aufnahme von Arbeit und Beschäftigung ungünstig für die Verarbeitung von traumatisierenden Erfahrungen im Heimatland oder auf der Flucht. Dies verschärft das Risiko von psychischen Störungsbildern und riskantem Suchtmittelkonsum. Dem Bericht des Landespsychiatriebeauftragten zufolge ergaben sich zwei Schwerpunkt-Aufgaben: Information, Kooperation und Vernetzung in den jeweiligen Bezirken sowie aufsuchende Betreuung
Laut Einschätzung der professionellen Helferinnen bestehen die Schwierigkeiten in der Versorgung derzeit vor allem darin, adäquate Angebote für spezifische Versorgungsprobleme zu finden. Die ursprünglich anvisierte Einflechtung der Betroffenen in das Regelsystem hat sich bislang nicht erfüllen lassen.
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