13:35 Uhr
Impulsvortrag - Workshop 3
Prof. Dr. med. Dirk-Matthias Rose | Universitätsmedizin Mainz | Germany
Dr. med. Anne Marcic | Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie und Senioren Schleswig-Holstein | Germany
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Autor:innen:
Prof. Dr. med. Dirk-Matthias Rose | Universitätsmedizin Mainz | Germany
Dr. med. Anne Marcic | Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie und Senioren Schleswig-Holstein | Germany
Impfungen des medizinischen Personals sind neben dem individuellen Schutz eine Maßnahme des Patientenschutzes zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen und impfpräventablen Ausbruchsgeschehen. Impfschutz ist als ein Bestandteil des Hygienemanagements in medizinischen Einrichtungen umzusetzen.
Niedrigschwellige Impfangebote, die den Arbeitszeiten sowohl des pflegerischen Personals als auch des ärztlichen Personals gerecht werden, sind mit der besten Inanspruchnahme verbunden und damit ein wesentlicher Baustein bei der Verbesserung des Impfschutzes von Personal in medizinischen Einrichtungen. Eine Durchführung dieser Impfungen durch den Betriebsarzt ist naheliegend. Bei der Umsetzung eines breiten Impfangebotes zum Patientenschutz ist zu berücksichtigen, dass der Auftrag zur Durchführung der Impfungen in diesem Fall über den des Arbeitsschutzes hinausgeht und sich nicht ausschließlich an der Gefährdungsbeurteilung orientieren soll. Es muss klargestellt werden, welche Impfungen mit welchem Ziel durchgeführt werden sollen. Die Tätigkeiten des Personal in bestimmten Bereichen bestimmen das Infektions- und Übertragungsrisiko. Hieran orientieren sich die Impferfordernisse und die Festlegungen zu Impfangeboten durch den Arbeitgeber.
In dem Workshop werden zentrale Punkte der STIKO-KRINKO-Handlungshinweise zu Impfungen von Personal in medizinischen Einrichtungen dargestellt.
Außerdem wird am Beispiel des Landes Schleswig-Holstein erläutert, welche Maßnahmen zur Verbesserung des Impfschutzes bei medizinischem Personal beitragen können. Die Maßnahmen beinhalten Information, rechtliche Regelungen und Unterstützung bei Impfangeboten in den Krankenhäusern durch den öffentlichen Gesundheitsdienst. Zur Unterstützung der Motivation des Personals in den medizinischen Einrichtungen findet sich im Internetauftritt des Landes Schleswig-Holstein zum Impfen ein umfangreiches Informationsangebot für die Fachöffentlichkeit.
Unter dem Logo „Impfen ist wie Händedesinfektion – nur machen schützt“ werden Impfaktivitäten in den Krankenhäusern z.B. durch den ÖGD unterstützt, um
• ein möglichst niedrigschwelliges und breitflächiges Impfangebot zu erreichen
• durch Impfung des Personals den Patientenschutz und die Ausbruchsprävention zu fördern
Impfangebote für medizinisches Personal sind in der Landesverordnung über die Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen (MedIpVO)/ „Krankenhaushygiene-Verordnung“ Schleswig-Holstein unter Aufgaben der Hygienekommission berücksichtigt. So wird verdeutlicht, dass ein Impfangebot für das Personal zum Drittschutz Bestandteil der geeigneten Maßnahmen zur Verhütung von Krankenhausinfektionen ist.
Das Impfangebot für das medizinische Personal ist Gegenstand der routinemäßigen infektionshygienischen Überwachung durch den ÖGD und entsprechend im Erlass des Landes zur infektionshygienischen Überwachung berücksichtigt.
Im Rahmen des Workshops sollen dann weitere Umsetzungs-Beispiele benannt und konkrete Lösungswege zur Verbesserung des Impfschutzes erarbeitet werden.
13:45 Uhr
Impulsvortrag - Workshop 4
Asst. Prof. Dr. Philipp Schmid | University of Erfurt | Germany
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Autor:in:
Asst. Prof. Dr. Philipp Schmid | University of Erfurt | Germany
Impfungen schützen jährlich Millionen Menschenleben weltweit und dennoch stellt Impfmüdigkeit ein zunehmendes Problem dar. Geringe Impfquoten sind dabei nicht nur ein individuelles und gesellschaftliches Sicherheitsrisiko, sondern belasten durch Behandlungskosten und Fehltage auch wirtschaftliche Kapazitäten von Gesundheitssystemen und einzelnen Betrieben. Laut Weltgesundheitsorganisation ist Impfmüdigkeit eines der zehn größten Gesundheitsbedrohungen, mit denen die Welt im Jahr 2019 konfrontiert ist. Deutschland ist dabei keine Ausnahme. Laut einer repräsentativen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben etwa 18 Prozent der Bevölkerung zumindest teilweise Vorbehalte gegenüber dem Impfen. Ein Grund von Impfmüdigkeit ist die Verunsicherung des Entscheiders durch Falschinformationen, sogenannte fake news. Im Bereich des Impfens ist die Auseinandersetzung mit fake news ein bekanntes Problem. Fake news von Impfgegnern, wie die angebliche Verbindung von MMR-Impfungen und Autismus, halten sich hartnäckig und werden durch neue Medien oder Multiplikatoren einer breiten Bevölkerungsgruppe zugänglich. Der Glaube an solche fake news ist mit negativen Einstellungen gegenüber Impfungen und steigender Impfverweigerung assoziiert.
Im Jahr 2016 hat die Weltgesundheitsorganisation auf Anfrage der Mitgliedsländer den Ratgeber „How to respond to vocal vaccine deniers in public“ für Fürsprecher von Impfungen veröffentlicht. Kern des Ratgebers ist ein neuer psychologischer Ansatz zum Umgang mit fake news zum Impfen in öffentlichen Debatten. Der Ansatz ermöglicht eine Analyse von fake news von Impfgegnern in Bezug auf den Inhalt und die verwendete rhetorische Technik. Im Sinne psychologischer Persuasionstheorien stellen Gegenargumente so den Inhalt korrekt dar und widerlegen gleichzeitig das Argument des Impfgegners, indem die verwendete rhetorischen Technik aufgezeigt wird. In öffentlichen Debatten handelt es sich oftmals um dieselben fünf rhetorischen Techniken: Es werden falsche Schlüsse gezogen (Falsche Logik), es wird Unmögliches von der Wissenschaft erwartet (Unmögliche Erwartung), es wird eine geheime Verschwörungen von Industrie und Gesundheitsorganisationen unterstellt (Verschwörungstheorie), es werden Einzelfälle aus der Gesamtheit der vorhandenen Evidenz ausgewählt (Selektivität) und es werden Personen als Experten bemüht, die nicht als Experten für Impfstoffsicherheit und Effektivität gelten (Falsche Experten). Die Weltgesundheitsorganisation führt auf Basis des Ratgebers mehrtägige Schulungen zum Umgang mit fake news in öffentlichen Debatten durch. Der Workshop gibt einen Einblick in die Inhalte der Schulungen und vermittelt Grundlagen um rhetorische Fallen in öffentlichen Debatten zu erkennen und selber zu vermeiden.