Hintergrund
Kinder sollen gemäß STIKO-Empfehlungen mit zwei Jahren über einen umfangreichen Impfschutz verfügen. Spätestens vor der Einschulung sollten fehlende Impfungen nachgeholt werden, z.B. bei der U9 Vorsorgeuntersuchung. Bei den Einschulungsuntersuchungen (ESU) in Nordrhein-Westfalen werden u.a. Impfausweise und Vorsorgehefte der Kinder vom Öffentlichen Gesundheitsdienst geprüft und für die Gesundheitsberichterstattung dokumentiert. Falls erforderlich wird eine Impfempfehlung ausgesprochen.
Material und Methoden
Die Daten der ESU 2016/2017 in NRW wurden hinsichtlich der Vollständigkeit des Impfschutzes, Teilnahme an der U9 und weiterer Faktoren analysiert. Der Impfschutz wurde als komplett definiert, wenn Impfungen gegen die von der STIKO empfohlenen Erkrankungen erfolgt waren (ohne Impfung gegen Hib und Pneumokokken, da diese im Einschulungsalter nicht mehr nachgeimpft werden). Die Impfquote wurde auf die Summe der Impfhefte bezogen.
Ergebnisse
Bei den ESU 2016/2017 lagen für 91 % der Kinder Impfausweise vor. Davon konnten 89 % der Kinder bei den ESU die Teilnahme an der U9 durch Vorlage des Früherkennungsheftes nachweisen. Rund 78 % der Kinder wiesen einen kompletten Impfschutz in Bezug auf die hier betrachteten Impfungen auf.
Von den Kindern, die an der U9 teilnahmen, hatten 81 % einen kompletten Impfschutz. Bei den Kindern, ohne nachgewiesene U9 waren es 58 %.
73 % der Kinder mit Migrationshintergrund wiesen einen kompletten Impfschutz auf. Dagegen waren es bei den Kindern ohne Migrationshintergrund 81 %. Kinder aus Familien mit mittlerem Bildungsstatus waren zu 83 % vollständig geimpft. Kinder aus Familien mit niedriger Bildung waren zu 81 % und Kinder aus Familien mit hoher Bildung zu 76 % komplett geimpft.
Bei Kindern mit Teilnahme an der U9 fielen die Impfquoten wie folgt aus: Kinder mit Migrationshintergrund 80 %, Kinder ohne Migrationshintergrund 81 %.
Kinder aus Familien mit niedriger und mittlerer Bildung waren je zu 84 % komplett geimpft, bei Kindern aus Familien mit hohem Bildungsstatus waren es lediglich 77 %.
Kinder, die keine U9 nachweisen konnten, zeigten folgende Impfquoten: Kinder mit Migrationshintergrund 42 %, Kinder ohne Migrationshintergrund 72 %, Kinder aus Familien mit niedriger Bildung 62 %, Kinder aus Familien mit mittlerer Bildung 71 % und Kinder aus Familie mit hoher Bildung 60 %.
Diskussion
Auch unter den Kindern, die an der U9 teilnahmen, gab es einen hohen Anteil nicht ausreichend geimpfter Kinder. Es konnten Gruppen identifiziert werden, die durch Impfangebote nicht erreicht wurden: Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder aus Familien mit hoher bzw. niedriger Bildung sowie Kinder, die trotz des in NRW implementierten Erinnerungssystems keine U9 nachweisen konnten. Die Analysen zeigen weiter, dass es auch bei den Kindern, die eine U9 nachweisen können, auffällige Unterschiede in Abhängigkeit vom Bildungsstand der Eltern gab. Die Möglichkeiten zur Komplettierung des Impfschutzes werden nicht ausreichend ausgeschöpft.
Literaturverzeichnis
Ständige Impfkommission: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (2018). Epid Bull 34: 335 – 382, 373
Hintergrund
Seit dem Jahr 2010 empfiehlt die Ständige Impfkommission allen nach 1970 geborenen Erwachsenen eine Masernimpfung, sofern sie in der Kindheit weniger als zwei Impfungen erhalten haben oder ihr Impfstatus unklar ist.
Fragestellung
Die Ziele der Arbeit sind die Bestimmung der jährlichen Inanspruchnahme der Masernimpfung durch Erwachsene in Deutschland (Impfinzidenz) für den Zeitraum 2009–2016 und die Berechnung des Anteils, der davon in pädiatrischen und bei Männern in gynäkologischen Praxen als fachgebietsfremde Leistungen verabreicht wird.
Methoden
In der KV-Impfsurveillance des Robert Koch-Instituts und der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) wurden aus den bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten die nach 1970 geborenen Erwachsenen (18 Jahre und älter), die im Beobachtungszeitraum Masern-Impfungen erhalten hatten, erfasst und auf die jährlichen Versichertenzahlen bezogen.
Ergebnisse
Die Studienpopulation belief sich im Analysezeitraum auf jährlich rund 15–21 Mio. und stieg mit jedem Jahr um 4–5 % an. Bei 1.264.716 Personen wurden Masernimpfungen identifiziert. Im Jahr 2009 hatten 0,4 % aller nach 1970 geborenen Erwachsenen eine Masern-Impfung erhalten. Diese Impfinzidenz stieg ab dem Jahr 2013 auf jährlich ≥ 1,0 %. Im Jahr 2015 wurde sowohl bundesweit als auch jeweils in allen KV-Bereichen der Maximalwert beobachtet (bundesweit 1,5 %; Spannweite auf KV-Ebene: 1,0 %–3,6 %). Die Impfinzidenz war in den westlichen Bundesländern höher als in den östlichen (1,1 % vs. 0,7 %) und bei Frauen höher als bei Männern (1,4 % vs. 0,6 %). 6,8 % aller Impfungen wurden in pädiatrischen Praxen gegeben (Spannweite auf KV-Ebene: 3,9–11,9 %). Männer erhielten 2,6 % ihrer Impfungen in gynäkologischen Praxen (Spannweiten auf KV-Ebene: 1,0–4,2 %).
Diskussion und Schlussfolgerung
Die KV-Impfsurveillance zeigt eine seit Bestehen der Masern-Impfempfehlung für Erwachsene gestiegene Impfinanspruchnahme mit regionalen und geschlechtsspezifischen Unterschieden. Zu Zeiten hoher Masernfallzahlen in Deutschland, wie im Jahr 2015, wird die Empfehlung stärker umgesetzt. Mit ihren Ergebnissen liefert die KV-Impfsurveillance wichtige Daten zur Evaluation der Impfempfehlung. Analysen zum fachgebietsübergreifenden Impfen bieten einen Einblick in das Steigerungspotenzial von Masern-Impfquoten bei Erwachsenen.
Hintergrund
Daten zu epidemiologischen Trends von Erkrankungen und detaillierte Daten zur Inanspruchnahme von Impfungen in der Bevölkerung sind die Grundlage für die Bewertung von Impfprogrammen und Eliminationsstrategien. Die Daten bieten eine Basis für mögliche Anpassungen von Impfempfehlungen und für Strategien zu deren Kommunikation.
Methoden
Das Robert Koch-Institut (RKI) führt seit 2004 in einem Gemeinschaftsvorhaben mit allen 17 Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) die KV-Impfsurveillance durch. Die KVen erhalten quartalsweise Abrechnungsdaten zu Leistungen für Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung (~85 % der Bevölkerung in Deutschland). Von diesen werden die anonymisierten Daten zu Impfleistungen und ausgewählten Diagnosen in die zentrale Datenbank der KV-Impfsurveillance zu Auswertungszwecken importiert.
Ergebnisse
Die den nationalen Kommissionen für die Begleitung der Polio-Eradikation und der Masern- und Röteln-Elimination zur Verfügung gestellten Impfquoten aus Längs- und Querschnittanalysen belegen ausreichend hohe Werte für Polio und zeigen Nachholbedarf insbesondere für die 2. Masern-Impfung. In 2 von 6 Zielen des Nationalen Masernaktionsplans wird der Stand anhand der Analysen der KV-Impfsurveillance eingeschätzt. Kleinräumige Auswertungen von Impfquoten belegen hier Defizite bei der Impfinanspruchnahme und empfehlungsgerechten Gabe.
Die bundesweiten Ergebnisse aus Berechnungen von Impfquoten in verschiedenen Altersgruppen erfüllen Indikatorenanforderungen der internationalen Berichterstattung, die mit anderen Instrumenten bisher nicht bedient werden können. Seit 2012 werden diese Ergebnisse an die WHO und UNICEF berichtet.
Mit der Berechnung von Inzidenzen impfvermeidbarer Krankheiten wurde der Grad der Untererfassung der Masern- und Mumpsmeldungen geschätzt. Die KV-Impfsurveillance ermöglichte außerdem eine epidemiologische Bewertung nicht meldepflichtiger Erkrankungen wie Herpes zoster. Derzeit werden zudem Hintergrundinzidenzen für die Bewertung von potenziellen seltenen Impfnebenwirkungen eines neu verfügbaren Herpes-Zoster-Impfstoffs berechnet.
Impfleistungsdaten und Abrechnungsdiagnosen werden in großen Kohortenstudien auf Individualebene kombiniert. Dies erlaubte die Bestimmung der Wirksamkeit von Impfstoffen. Die Analysen belegten für die Varizellen-Impfung eine Effektivität von 93 % nach 2 Impfungen und bei Ungeimpften ein halbiertes Risiko für eine Varizelleninfektion in Regionen mit hohen Impfquoten.
Schlussfolgerung
Public Health-relevante Aspekte der Impfprävention werden am RKI im Rahmen des Impfmonitoring-Systems KV-Impfsurveillance erfolgreich untersucht. In den 15 Jahren ihres Bestehens hat sich die KV-Impfsurveillance zu einer anerkannten und unverzichtbaren Datenquelle für die Evaluation von Impfungen und Impfstrategien in Deutschland entwickelt. Darüber hinaus ist sie zu einem entscheidenden Instrument geworden, um Gesundheitsziele im globalen Kontext nachzuweisen und die Zielerreichung zu belegen.
Fragestellung
Seit der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS-Basis, 2003-06) haben sich Rahmenbedingungen des Impfens in Deutschland verändert und es kamen neue Impfempfehlungen hinzu. Mit Daten von KiGGS-Basis und Welle 2 soll der aktuelle Impfstatus der 3- bis 17-Jährigen und seine Veränderung über die Zeit in den Geburtsjahrgängen 1985-2013 beurteilt werden.
Methode
KiGGS beinhaltet als Teil des Gesundheitsmonitorings am RKI u.a. wiederholt durchgeführte, für Deutschland repräsentative Querschnitterhebungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 17 Jahren. KiGGS-Basis und KiGGS Welle 2 (2014-2017) wurden als Untersuchungs- und Befragungssurvey durchgeführt. Impfstatusangaben wurden anhand vorgelegter eingescannter Impfdokumente mit Präparatname und Impfdatum erhoben. Außerdem wurden soziodemografische Angaben zu Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund und sozioökonomischem Status (SES) sowie Befragungsergebnisse für Gründe gegen Impfen erfasst.
Ergebnisse
Von insgesamt 15.023 Teilnehmenden in KiGGS Welle 2 hatten 3.238 3- bis 17-Jährige am Untersuchungsmodul teilgenommen und auswertbare Angaben zum Impfstatus (entweder durch Impfausweis oder mit Elternangabe „ungeimpft“). Es zeigte sich für die meisten Impfungen eine gute Durchimpfung für Mädchen wie für Jungen. Im Vergleich zu Gleichaltrigen vor 10 Jahren sind die Impfquoten angestiegen. Das gilt insbesondere für Impfungen, für die in KiGGS-Basis noch starke Defizite bestanden, wie z.B. die Hepatitis B- und 2. Masernimpfung in allen Altersgruppen, die Pertussis- (11- bis 17-Jährige) sowie die Auffrischimpfung gegen Tetanus bei den 7- bis 10-Jährigen. Wie in KiGGS-Basis zeigen sich Unterschiede beim Impfstatus in Abhängigkeit von soziodemografischen Faktoren. Während Kinder aus Familien mit mittlerem SES signifikant häufiger gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis und Polio grundimmunisiert werden als bei niedrigem SES, nehmen Familien mit niedrigem SES für ihre Kinder Masern-Mumps-Röteln-Varizellen-Impfungen tendenziell am häufigsten wahr. Trotz deutlicher Anstiege liegen auch bei den jüngsten Geburtskohorten die Impfquoten zum Ende des 2. Lebensjahres für alle Impfungen noch weit unter 95 Prozent (1. Masern: 88,6 %; 2. Masern: 64,4 %). Weniger als jedes zweite Kind ist vollständig gegen Hepatitis B geimpft (45,9 %), wenn Eltern Angst vor Nebenwirkungen oder eine impfskeptische Haltung als Gründe gegen Impfungen nennen.
Schlussfolgerung
Wiederholt durchgeführte Surveys vertiefen die Datenbasis zum Impfstatus von Kindern und Jugendlichen in Deutschland im Zusammenspiel mit den weiteren zur Verfügung stehenden Daten aus der KV-Surveillance und den Schuleingangsuntersuchungen. Die Verknüpfung der Impfdaten mit soziodemografischen Informationen zeigt, in welchen Gruppen noch weitere Bemühungen notwendig sind, um die Impfquoten um die verbleibenden letzten Prozentpunkte zu steigern und die zeitgerechte Gabe aller im Impfkalender aufgeführten Impfungen sowie die gesetzten Eliminationsziele zu erreichen.
Hintergrund
In Deutschland werden jährlich ~320 FSME-Erkrankungen nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) erfasst (Spanne: 195–583), ca. 85 % davon aus Bayern (BY) und Baden-Württemberg (BW). Die FSME verläuft häufig schwerwiegend; Kenntnisse zu Spätfolgen und Effekten auf die Lebensqualität fehlen. Die hohe Hospitalisierungsquote (75 %) bei Meldefällen mit nur allgemeinen Krankheitszeichen lässt vermuten, dass die Meldedaten den Schweregrad der Erkrankung unvollständig erfassen. Lokale Daten zu Risikofaktoren und zu Gründen für die niedrigen FSME-Impfquoten in Risikogebieten sind unerlässlich, um ggf. die Prävention bzw. die Kommunikation anzupassen. Zusammen mit den Landesstellen in BY und BW und im TBENAGER-Konsortium (One Health) führt das Robert Koch-Institut deshalb eine intensivierte Surveillance der FSME durch.
Fragestellungen
Was ist die akute und längerfristige Krankheitslast der FSME (Spätfolgen) in BY und BW? Welche medizinischen bzw. rehabilitativen Leistungen werden genutzt? Welchen Einfluss hat die FSME auf die akute und längerfristige Lebensqualität? Welche Rolle spielen Risikofaktoren wie z. B. Outdoor-Aktivitäten und Schutzmaßnahmen vor Zeckenstichen? Welche Landschaftsmerkmale gehen mit einem höheren Infektionsrisiko einher? Wie effektiv ist die FSME-Impfung? Aus welchen Gründen lassen sich in Risikogebieten wohnhafte Personen nicht gegen FSME impfen?
Material und Methoden
Fall-Kontroll-Studie mit FSME-Fällen, die 2018–2020 in BY oder BW gemeldet wurden sowie je 2 in Alter, Geschlecht und Region entsprechenden Kontrollpersonen. Fälle werden über die Gesundheitsämter zur Studie eingeladen, Kontrollpersonen über eine Telefonstichprobe. Zusätzliche Arztbefragung zur Datenergänzung und -validierung und Wiederbefragung der Fälle erfolgen nach 1,5 Jahren. Erhebungsinstrumente sind: Telefoninterviews, Infektionsortskarten, standardisierter Fragebogen zur Lebensqualität (Neuro-QoL), Arztfragebogen.
Ergebnisse
In diesem Beitrag werden vorrangig Studiendesign und Rekrutierungsstrategie präsentiert. Im ersten Studienjahr 2018 wurden in BY und BW insgesamt 495 Fälle gemeldet. Davon wurden 26 Fälle (5 %) aus der Studie ausgeschlossen, bei 35 (7 %) nahm das Gesundheitsamt nicht teil. Von den verbleibenden 434 Fällen nahmen 40 % teil (n = 175). Erste Ergebnisse der Auswertungen sind für 2019 zu erwarten.
Diskussion und Schlussfolgerung
Unsere Ergebnisse sollen eine Basis bilden für die Evaluation der FSME-Impfempfehlungen, die Definition von Risikogebieten in Deutschland, die mögliche Verbesserung der Patientenversorgung, der Kommunikation sowie die Entwicklung von Präventionsstrategien, um die FSME-Krankheitslast nachhaltig zu senken.
Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen 01KI1728B).
Background
Neisseria meningitidis serogroup B (MenB) invasive meningococcal disease (IMD) causes high case-fatality, may lead in 40-50 % of cases to sequelae, with quality of life (QoL) loss in patients and their families as well as high costs for treatment and forgone productivity. The objective is to present a comprehensive overview of the burden of disease (BoD) caused by MenB in Germany.
Methods
We accessed the “SurvStat” and GBE-Bund database for notifiable MenB-specific IMD cases from 2001 to 2018, to analyze the current epidemiology of MenB in Germany. We then conducted a complementary scoping review in 2018 and 2019 peer-reviewed publications to identify evidence on the BoD caused by MenB. If available, we preferably considered evidence on MenB from Germany.
Result
The number of MenB cases ranges from 405 in 2003 to 138 in 2017, with a mortality of 8-10 %. Evidence identified by the scoping review included a systematic literature review (SLR) on IMD-related sequelae in industrialized countries and published studies reporting the loss of quality-adjusted life years (QALYs) and cost of illness (CoI) caused by MenB in Germany. The CoI data was accounted via a micro-costing approach utilizing secondary data and published literature. The SLR reported that a high proportion of IMD survivors is affected by a broad range of sequelae leading to long-term reductions in QoL. Childhood IMD survivors had more sequelae with higher disease severity compared to adult survivors. QoL was not only affected in patients but also in their families, caregivers and their surrounding social network over the long term. A study on a hypothetical cohort reported a QALY loss in Germany corresponding to 4,318 years in perfect health, despite MenB being a rare disease. QALY loss per case was 12.58 with 51 % being attributable to sequelae and 21 % attributable to QALY loss beyond patient. QALY loss per case is high, compared with other diseases (e.g. Hepatitis C: 3,0 QALYs lost/case) indicating the severity of MenB disease, particularly among the youngest age groups. Regarding the CoI, total costs for the same hypothetical cohort from a societal perspective were €19.6 million (€57,100/IMD case) using the friction-cost approach and €59 million (€171,000/IMD case) using the human capital approach. Sequelae caused 81 % of direct costs/case.
Conclusions
Despite MenB-related IMD being an uncommon event, affected individuals may suffer from severe sequelae and a high QoL loss spilling over to family network. MenB may also cause costs (€57,100/case) higher than Influenza (€105/child case), seasonal Varicella (up to €1,300/case), Rotavirus infection (up to €2,100/case), and within the same magnitude as for human papillomavirus infections (up to €66,600/case). Especially, the BoD in infants is the highest and may be preventable by universal mass vaccination.
Hintergrund
In den vergangenen Jahren wurden diverse internationale Studien zur Quantifizierung der Auswirkungen von Impfungen auf die Krankheitslast impfpräventabler Erkrankungen veröffentlicht. In diesem Beitrag soll eine Systematisierung publizierter Ansätze vorgenommen werden, um eine Umsetzung für Deutschland zu beurteilen.
Methoden
Zunächst erfolgte eine PubMed-Recherche, um Studien zu identifizieren, die sich mit der Quantifizierung von Auswirkungen von Impfungen auf die Morbidität und Mortalität impfpräventabler Erkrankungen oder einem historischen Vergleich der Krankheitslast von Zeiträumen vor und nach der Einführung von Impfungen auseinandersetzen. Im nächsten Schritt wurden die Studien hinsichtlich der verwendeten Ansätze und des Datenbedarfs kategorisiert. Unter Berücksichtigung verfügbarer Datenquellen für Deutschland wurde geprüft, inwieweit eine Übertragung der Ansätze auf den deutschen Kontext möglich ist. Anschließend wurde ein ausgewählter Ansatz für zwei impfpräventable Erkrankungen umgesetzt.
Ergebnisse
Durch die Literaturrecherche konnten fünf relevante Publikationen identifiziert werden, die Ergebnisse für die USA, die Niederlande und Italien enthalten. Während sich vier der fünf Studien auf Basis von Zeitreihenanalysen auf die Abschätzung der kumulativ verhinderten Erkrankungs- bzw. Todesfälle seit der Einführung bestimmter Impfungen konzentrieren, verfolgt die fünfte Studie einen einfacheren Ansatz, bei dem die aktuellsten Zahlen zur Krankheitslast einer Erkrankung mit Durchschnittswerten vor Einführung der jeweiligen Impfung verglichen werden, um die Reduktion der jährlichen Fälle darzustellen. Wird der zuletzt genannte Ansatz auf Deutschland übertragen, so zeigt sich eine fast 100-prozentige Reduktion von Diphtherie-Erkrankungsfällen. Vor der breiten Anwendung der Diphtherie-Impfung zu Beginn der 1960er Jahre lag die Inzidenz in den 1950er Jahren in der BRD im Durchschnitt bei 31 Fällen je 100.000, wohingegen sie im Jahr 2018 bei 0,03 je 100.000 lag. Bei Anwendung der Inzidenzen auf die aktuelle Bevölkerung in Deutschland entspricht die Differenz ca. 26.000 Fällen pro Jahr. Die Differenz der Todesfälle aufgrund von Diphtherie liegt bei fast 450 pro Jahr. Die Differenz der Hospitalisierungen aufgrund von Varizellen zwischen dem Jahr 2016 und der Zeit vor der Impfempfehlung im Jahr 2004 bei den unter 10-jährigen Kindern beträgt 971 (-80 %).
Diskussion
Durch die Gegenüberstellung von Daten zur Krankheitslast vor und nach der Einführung bzw. breiten Anwendung von Impfungen kann eine Quantifizierung der Auswirkungen von Impfungen vorgenommen werden. Komplexere Analysen sind jedoch wünschenswert, um den Zusammenhang der Einführung von Impfungen mit epidemiologischen Entwicklungen näher zu untersuchen. Die Durchführung sinnvoller Zeitreihenanalysen wird allerdings durch Lücken in der Datenverfügbarkeit, der deutschen Historie, einer graduellen Zunahme der Durchimpfung und allgemeinen nicht-impfbezogenen Trends erschwert.
Hintergrund
Die Nationale Lenkungsgruppe Impfen (NaLI) ist ein Bund-Länder-Gremium, in dem sich bundesweit wichtige am Impfen beteiligte Akteure untereinander austauschen und nachhaltige Impfstrategien abstimmen. Das Impfwesen in Deutschland ist im Nationalen Impfplan (NIP) transparent dargestellt und gemeinsam avisierte Ziele mit dafür erforderlichen Maßnahmen sind darin benannt. Aufgabe der NaLI ist es, den NIP umzusetzen und weiterzuentwickeln. Dafür tauscht sie sich eng mit den Mitgliedern aus und bezieht weitere Akteure aus dem Impfbereich ein. Dabei wird großer Wert auf die völlige Unabhängigkeit von der Impfstoff herstellenden Industrie gelegt.
Fokussierte Schwerpunktsetzung
Aufgrund von aktuellen Krankheitsausbrüchen, noch nicht erreichten Impfzielen oder konkreten Fragestellungen rund um das Thema Impfen bildet die NaLI themenspezifische Arbeitsgruppen. Zurzeit gibt es die beiden NaLI-Arbeitsgruppen (NaLI-AGs) Masern/Röteln/HPV und Präventionsgesetz (PrävG).
Aktuelle Aktivitäten der NaLI-AGs
Mehrere Bevölkerungsgruppen weisen noch so große Impflücken auf, dass sich Masern immer wieder ausbreiten können. Die NaLI-AG Masern und Röteln hat als Zielgruppe für weitere Maßnahmen, die zu einer Verbesserung der Impfsituation beitragen können, u.a. das medinische Personal identifiziert. In einem Schreiben wurden die Leitungen von Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen auf die durch den §23a IfSG entstandenen Möglichkeiten hinsichtlich des Impfschutzes von medizinischem Personal als wichtige Maßnahme zum Patienten- und Eigenschutz hingewiesen. Zudem kommt der Ärzteschaft beim Impfen eine Schlüsselrolle zu. Deshalb arbeitet die NaLI bei der aktuellen Überarbeitung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM) mit und setzt sich dabei für eine stärkere Verankerung des Themas Impfen in Studium und Ausbildung der angehenden Ärztinnen und Ärzte ein. Ein weiterer Schwerpunkt war die Entwicklung eines standardisierten Ausbruchsmanagements für Masern und Röteln, welches in Form eines Leitfadens im Frühjahr 2019 durch die NaLI herausgegeben wurde. Aktuell wurde der Arbeitsauftrag an die AG um die Förderung der HPV-Impfung ergänzt.
Die NaLI-AG PrävG analysiert die Möglichkeiten der Umsetzung von Impfthemen im 2015 in Kraft getretenen PrävG und berät über die Beseitigung struktureller Hindernisse und resultierende Maßnahmen. Im Fokus stehen Maßnahmen für ein niedrigschwelliges Impfangebot, wie fachübergreifendes Impfen, aufsuchende Impfangebote des Öffentlichen Gesundheitsdienstes oder Impfen durch Apotheker. Da die Regelung des §23a IfSG im Zuge des PrävG eingeführt wurde, sind dessen Umsetzung und die Ansatzpunkte für eine generelle Verbesserung des Impfschutzes für medizinisches Personal bei der AG ein zentrales Thema.
Ausblick
Ein ganz wesentliches Anliegen der NaLI ist die Transparenz beim Impfwesen und die entsprechende Öffentlichkeitsarbeit. Auf der neu konzipierten NaLI-Website werden daher u.a. die aktuellen und zukünftigen Aktionen der NaLI und ihrer AGs dargestellt (siehe:www.nali-impfen.de)
Hintergrund und Fragestellung
Bei der Schuleingangsuntersuchung (SEU) wird der Impfstatus von Vorschulkindern für die von der STIKO empfohlenen Standardimpfungen erhoben. Gemäß § 34 Abs. 11 IfSG werden die im Rahmen der SEU in allen Bundesländern ermittelten Impfquoten an das RKI zur bundesweiten Auswertung gemeldet. Für die begonnene und vollständige Grundimmunisierung der berücksichtigten Standardimpfungen existieren Definitionen vom RKI. Für die Bestimmung der Impfquoten nach RKI-Definition wird die Anzahl der im Impfausweis dokumentierten Impfungen auf Kinder mit vorgelegtem Impfausweis bezogen. In Bayern wird bei der SEU zusätzlich erfasst, ob alle Impfungen von den Eltern abgelehnt werden bzw. medizinisch kontraindiziert sind (da in diesen Fällen kein Impfausweis vorgelegt wird) und ob das Kind zum Zeitpunkt der SEU weniger als ein Jahr in Deutschland lebt (da in diesen Fällen Impfausweise meist neu ausgestellt und Aufenthalte in der erfassten Region nur vorübergehend sind).
Können diese zusätzlichen Informationen dazu beitragen, die Durchimpfung von Vorschulkindern besser abzubilden? Dies wird beispielhaft anhand der Masernimpfquoten untersucht.
Methodik
Die bayernweiten und regionalen Quoten für die 1. und 2. Masernimpfung werden gemäß RKI-Definition und unter Einbeziehung der zusätzlichen bayerischen Informationen („LGL-Variante“) bestimmt und verglichen. Bei den Impfquoten nach der LGL-Variante wird die Anzahl der Kinder mit 1. bzw. 2. Masernimpfung auf alle Kinder bezogen, die länger als ein Jahr in Deutschland leben und einen Impfausweis vorlegen oder deren Eltern angeben, dass alle Impfungen abgelehnt werden bzw. medizinisch kontraindiziert sind. Die Impfdaten stammen aus der SEU zum Schuljahr 2016/17.
Ergebnisse
Die bayernweite Impfquote liegt für die 1./2. Masernimpfung gemäß RKI-Definition im Vergleich zur LGL-Variante um 2,1/2,0 Prozentpunkte höher; auf regionaler Ebene liegt die maximale Differenz bei 6,8/5,5 Prozentpunkten.
Fazit
Die Masernimpfquoten unterscheiden sich in Abhängigkeit von der verwendeten Definition. Der Einbezug der zusätzlichen bayerischen Informationen führt zu niedrigeren Werten als nach RKI-Definition, bei der es sich um eine oberste Schätzung der Durchimpfung handelt. Hierbei bleiben vollständige Impfverweigerer unberücksichtigt und es wird angenommen, dass Kinder ohne Impfausweis vergleichbar geimpft sind zu Kindern mit Impfausweis. Die Werte der LGL-Variante sind etwas höher als bei unterster Schätzung, bei der die Anzahl an durchgeführten Impfungen auf alle untersuchten Kinder bezogen wird. Hierbei wird zugrunde gelegt, dass Kinder ohne Impfausweis nicht geimpft sind. Die tatsächliche Durchimpfung liegt zwischen der obersten und untersten Schätzung. Im Hinblick auf die angestrebte Elimination der Masern ist eine möglichst realistische Schätzung der Durchimpfung und damit der Immunität der Vorschulkinder gegen Masern wichtig. Der Einbezug aller zur Verfügung stehenden Informationen kann hierzu beitragen.
Hintergrund und Auftrag
Die Nationale Lenkungsgruppe Impfen (NaLI) hat die Aufgabe, durch enge Zusammenarbeit ihrer Mitglieder an der Umsetzung der im Nationalen Impfplan (NIP) festgelegten nationalen Impfziele mitzuwirken. Als wichtiger Auftrag der Gesundheitsministerkonferenz gehört dazu auch die Information der interessierten Öffentlichkeit über das komplexe Impfwesen in Deutschland mit den verschiedenen verantwortlichen Institutionen und Akteuren. Ergänzend zu den zahlreichen sehr guten fachlichen Internetseiten zum Thema Impfen wird diese Website auch einen Überblick über die individuellen Kampagnen und Regelungen in den Bundesländern geben, im Sinne einer Lotsenfunktion Verantwortlichkeiten darstellen und fachliche Websites und Ansprechpartner verlinken.
Vorgehen
Die Geschäftsstelle der NaLI suchte über eine öffentliche Ausschreibung eine geeignete Webagentur mit den gewünschten fachlichen Kompetenzen. Dank des schlüssigen Konzepts auf Basis der NIP-Inhalte wurde mit einer im öffentlichen Gesundheitswesen bereits etablierten medizinisch-wissenschaftlichen Agentur ein Vertrag über Konzeption, Programmierung und Support dieser Website sowie die Entwicklung eines Corporate Designs (CD) inklusive eines Logos geschlossen. Bei der Abstimmung und Erstellung der Website werden die NaLI-Mitglieder intensiv beteiligt.
Konzipierung
Über ein Abstimmungsverfahren in der NaLI wurden zunächst das Logo, das CD und die ersten Konzepte zur Website beschlossen. Zusammen mit der Festlegung der Struktur und des Inhaltes wurde als Zielgruppe die informierte (Fach-)Öffentlichkeit sowie die interessierte Allgemeinheit definiert und die Zuordnung durch unterschiedlichen Farbhintergrund auf der Website kenntlich gemacht. Die grundlegenden Themen aus dem NIP wurden als Hauptnavigationsordner ausgewählt, über die ein möglichst genaues Bild des Impfwesens in Deutschland, der impfpräventablen Erkrankungen und der Arbeit der NaLI vermittelt wird. Neueste Meldungen und Pressemitteilungen sollen bereits auf der Startseite Aktualität garantieren und Interesse wecken. Verlinkungen zu Institutionen wie dem Robert Koch-Institut oder der BZgA garantieren umfassende und vertrauenswürdige Information. Veröffentlichungen der NaLI und allgemein zugängliche grundlegende Literatur wie der NIP können in einem Download-Bereich heruntergeladen werden. Ein Login-Bereich wird Mitgliedern der NaLI in Zukunft Zugriff auf Protokolle und interne Schriftstücke ermöglichen.
Fazit
Durch den Onlinegang der Website präsentiert sich die NaLI erstmalig der gesamten Öffentlichkeit als vertrauenswürdiger und etablierter Akteur des deutschen Impfwesens und erfüllt mit dieser von Bund und Ländern unterstützten Lotsenfunktion über das Impfwesen in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal. Über umfassende und unabhängige Informationen wird hier ein Statement für den Impfgedanken und die Gesundheit der Bürger abgegeben. Das gewählte Logo verbindet den Internetauftritt mit zukünftigen Entscheidungen der NaLI zur Erreichung höherer Impfquoten in Deutschland und fördert durch seine Signalwirkung die Identifikation mit diesem für das deutsche Impfwesen wichtigen Gremium.
Hintergrund
Angaben zum Immunstatus definierter Bevölkerungsgruppen helfen abzuschätzen, welche Gruppen empfänglich für bestimmte Erkrankungen sind (Nationaler Impfplan 2012 [1]). In Baden-Württemberg können Waldorf-Kindertageseinrichtungen (Waldorf-Kitas) eigene schulärztliche Untersuchungen beauftragen, wenn die Gleichwertigkeit der Untersuchungen gewährleistet ist.
Fragestellung
Ziel war eine Schätzung zu Impflücken in Waldorf-Kitas. Hierfür verglichen wir den Masern-Impfstatus bei Kindern, wie er bei Einschulungsuntersuchungen durch Ärztinnen und Ärzte im Auftrag von Waldorf-Kitas oder durch den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) ermittelt wurde.
Material und Methoden
Datenbasis waren anonyme Datensätze aus Einschulungsuntersuchungen in Baden-Württemberg zu insgesamt 362.906 Kindern im Alter von 4-5 Jahren, die in vier Untersuchungsperioden von 2014/15 bis 2017/18 im Auftrag von Waldorf-Kitas (n = 4.964) oder durch den ÖGD (n = 357.942) untersucht wurden. Die Auswertung wurde eingeschränkt auf 343.214 Kinder, zu denen entweder Impfbücher vorlagen (Vier-Jahres-Mittel und Bereich der Jahreswerte: Waldorf-Kitas 77,8 %, 76,5-80,3 %; ÖGD 92,5 %, 91,9-92,7 %) oder die gemäß einer schriftlichen Erklärung der Sorgeberechtigen ungeimpft waren (Waldorf-Kitas 1,6 %, 0,7-2,7 %; ÖGD 0,4 %, 0,3-0,6 %).
Ergebnisse
Unter den im Auftrag von Waldorf-Kitas untersuchten Kindern betrugen in den vier konsekutiven Untersuchungsjahren die Anteile der Ungeimpften 34,0 %/ 29,7 %/ 30,7 %/ 32,5 %; wenigstens einmal geimpft waren 66,0 %/ 70,3 %/ 69,3 %/ 67,5 % und wenigstens zweimal geimpft waren 55,1 %/
58,6 %/ 57,1 %/ 56,7 %. Unter den durch den ÖGD untersuchten Kindern waren gegen Masern ungeimpft 4,9 %/ 4,5 %/ 4,5 %/ 4,4 %; wenigstens einmal geimpft waren 95,1 %/ 95,5 %/ 95,5 %/
95,6 % und wenigstens zweimal geimpft waren 89,2 %/ 89,8 %/ 89,5 %/ 90,2 %.
Diskussion
Unter Kindern in Waldorf-Kitas stagniert der Anteil der nicht gegen Masern Geimpften auf hohem Niveau; etwa jedes dritte Kind hatte zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung noch keine Impfung gegen Masern erhalten. Während rund 90 Prozent der vom ÖGD untersuchten Kinder in Übereinstimmung mit der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) bereits zweimal geimpft waren, lag dieser Anteil bei Kindern aus Waldorf-Kitas um mehr als 30 Prozentpunkte niedriger. In einem Merkblatt zur Masern-Impfung benannte die Gesellschaft Anthroposophischer Ärztinnen und Ärzte in Deutschland im Januar 2016 als ersten unter den fünf wichtigsten Punkten für eine Impfentscheidung „Falls ein Kind nicht bereits nach Empfehlung der STIKO im zweiten Lebensjahr gegen Masern geimpft wird, muss in jedem neuen Lebensabschnitt des Kindes über die Impfung nachgedacht werden.“ [2] Unsere Daten weisen auf fortbestehende Impflücken und eine erhöhte Empfänglichkeit für Masern-Ausbrüche in Waldorf-Kindertageseinrichtungen hin. Bei jeder Impfberatung sollte auf die Empfehlung der STIKO für zwei Gaben MMR-Impfstoff vor Vollendung des 2. Lebensjahres Bezug genommen werden.
1.) Nationaler Impfplan (2012). [online] http://nationale-impfkonferenz.de/wp-content/uploads/sites/10/2014/10/Nationaler-Impfplan.pdf [15.03.2019]
2.) Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland e.V. (Hrsg). Merkblatt Masern. 6. Auflage. Stand Januar 20
Hintergrund
Im bundesweiten Vergleich der Impfraten von Vorschülern rangiert Bayern häufig unter dem Bundesdurchschnitt. Der Anteil von Vorschulkindern in Bayern, deren Eltern alle Impfungen ablehnen, liegt durchschnittlich bei ca. 2 %. Aus diesen Gründen wurde beschlossen, die Impfeinstellung der Eltern von Vorschulkindern in Anlehnung an eine Elternbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) zum „Impfen im Kindesalter“ in Bayern abzufragen. Dazu wurde in sechs Regionen der sogenannten Gesundheits-Monitoring-Einheiten (GME) bei der Schuleingangsuntersuchung eine zusätzliche Elternbefragung durchgeführt.
Die Daten aus der GME-Befragung in Kombination mit den Ergebnissen der Schuleingangsuntersuchung, bei der auch der Impfstatus über den Impfpass erfasst wird, ermöglichen einen detaillierteren Einblick auf die gesundheitliche Situation 5- bis 6-jähriger Kinder in Bayern und hier insbesondere auf die Impfeinstellung und das Wissen rund um das Thema Impfen von Eltern. So können wichtige Einflussfaktoren, wie beispielsweise der soziale Status der Familien, der Migrationshintergrund und eben die Einstellung zum Impfen bzw. Impfhindernisse auf den Impfstatus der Kinder ermittelt werden, was mit der regulären Schuleingangsuntersuchung in Bayern alleine nicht möglich ist.
Fragestellung
Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Impfeinstellung von Eltern und dem Impfstatus ihrer Kinder im Vorschulalter? Lassen sich Maßnahmen für Untergruppen ableiten, um die Impfraten der Kinder zu verbessern?
Material und Methoden
In drei Stadt- und drei Landkreisen Bayerns erhielten Eltern von Vorschulkindern einen Papierfragebogen im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung ausgehändigt. Das Ausfüllen des Fragebogens war freiwillig. Die Fragen bezogen sich, wie in der BZgA-Studie, auf die Bereiche Impfungen bei ihrem Kind und bei sich selbst, Einschätzung der Schwere von impfpräventablen Erkrankungen, das Wissen rund um Impfen und Impfhindernisse. Die Daten der Befragung wurden mit den Daten aus der Schuleingangsuntersuchung zusammengeführt und lagen in pseudonymisierter Form vor. Die Datenerhebung fand von September 2014 bis Juli 2015 statt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung
Erste Auswertungen zeigen, dass in den GME-Regionen der Anteil der Kinder, deren Eltern alle Impfungen ablehnen, im Vergleich zum bayernweiten Anteil geringer ist und die Durchimpfungsraten besser als der bayerische Durchschnitt sind. In Bezug auf die Ergebnisse der BZgA-Befragung ist der Anteil der Eltern mit Vorbehalten gegenüber dem Impfen in der bayerischen Befragung deutlich niedriger. Die Hintergründe hierfür werden derzeit analysiert. Die Ergebnisse der detaillierten Auswertungen und mögliche Konsequenzen sollen auf der Konferenz präsentiert werden.