Autor:innen:
Minh Tam Huynh Nguyen | Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung | Germany
Dr. Brigitte Keller-Stanislawski | Paul-Ehrlich-Institut
Dr. Dirk Mentzer | Paul-Ehrlich-Institut
Monike Schlüter | Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Prof. Dr. Gérard Krause | Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Dr. Jördis J Ott | Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Hintergrund
Die Influenza-Impfung ist eine der in Deutschland am häufigsten eingesetzten Impfungen. Bislang erfasst das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) unerwünschte Wirkungen nach Impfung über ein passives Spontanmeldesystem via Post, Fax oder Webseite. Dies führt dazu, dass Meldungen vielfach nicht und unvollständig erfolgen, außerdem ist die Exposition nicht exakt bekannt. In einem wissenschaftlichen Projekt soll der Einsatz einer spezifisch konzipierten mobilen App zur aktiven Erfassung von unerwünschten Ereignissen nach Impfung evaluiert werden.
Fragestellung
In dieser prospektiven Pilotstudie sollte zunächst ermittelt werden, ob und wie lange eine App zur Meldung von unerwünschten Ereignissen nach Impfung genutzt wird und Determinanten der Nutzung/Nicht-Nutzung der App erfasst werden. Zudem sollten neue Evidenzen zu relativen Häufigkeiten von Verdachtsfällen von Influenza-Impfkomplikationen identifiziert werden.
Material und Methoden
Basierend auf einer Erhebung zu Nutzerpräferenzen wurde die App SafeVac programmiert. Während der jährlichen betriebsärztlichen Influenza-Impfung wurden Studienteilnehmende in drei Institutionen rekrutiert. Nach Einwilligung und Download wurden in der App folgende Variablen erfasst: Alter, Geschlecht, Größe, Gewicht, Schulbildung, Erkrankungen, Dauermedikation, Schwangerschaft, vorangehende Impfungen und Daten zum erhaltenden Impfstoff. Des Weiteren forderten App-Benachrichtigungen an 15 definierten Zeitpunkten über einen Zeitraum von 3 Monaten dazu auf, Vorhandensein oder Abwesenheit unerwünschter Wirkungen anzugeben. Die Daten wurden in die bestehende Datenbank für Nebenwirkungen des PEI integriert.
Vorläufige Ergebnisse (Stand Februar)
463 Personen willigten in die Studienteilnahme ein, 73 % (340/463) davon haben die App SafeVac heruntergeladen und Angaben zu auftretenden bzw. ausbleibenden Symptomen gemacht. Der Altersmedian ist 33 Jahre, 66 % (224/340) sind weiblich und 84 % (286/340) haben Abitur. Die bislang häufigsten angegebenen unerwünschten Ereignisse nach Impfung waren Schmerzen im Arm bzw. in der Einstichstelle, Kopfschmerzen und Schnupfen. Aktuell werden Determinanten bezüglich der App-Nutzung und des Auftretens unerwünschter Wirkungen analysiert.
Schlussfolgerung
Die App SafeVac ist für die prospektive und aktive Erfassung von unerwünschten Ereignissen nach Impfung für einen Zeitraum von 3 Monaten geeignet. Damit ermöglicht SafeVac erstmalig in Deutschland Häufigkeiten von unerwünschten Wirkungen nach Impfung in Bezug auf die tatsächlich durchgeführten Impfungen zu quantifizieren und dabei zusätzlich demographische Indikatoren und Vorerkrankungen zu berücksichtigen.