Autor:innen:
Dr. med. Miriam Reuschenbach | MSD SHARP & DOHME GmbH
Sarah Mihm | MSD SHARP & DOHME GmbH
Regine Wölle | MSD SHARP & DOHME GmbH
Kim Maren Kohlscheen | Germany
Tharmini Tharmarajah | Xcenda GmbH
Christian Jacob | Xcenda GmbH
Dr. Sebastian Braun | Xcenda GmbH
Prof. Dr. Wolfgang Greiner | Universität Bielefeld
Prof. Dr. Monika Hampl | Universitätsklinikum Düsseldorf
Hintergrund
Die meisten Menschen infizieren sich mindestens einmal im Leben mit humanen Papillomviren (HPV). Infektionen mit Niedrigrisiko-Typen können Genitalwarzen, mit Hochrisiko-Typen maligne Tumoren verursachen. 2007 wurde in Deutschland die erste HPV-Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) herausgegeben. Ziel dieser Studie ist die Bestimmung der Krankheitslast von HPV-assoziierten anogenitalen Erkrankungen bei Frauen auf Basis von Abrechnungsdaten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
Methoden
Es wurde eine retrospektive Analyse der Forschungsdatenbank des “Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin” (InGef) durchgeführt. Die Datenbank umfasst anonymisierte Abrechnungsdaten von etwa 4 Millionen Versicherten der GKV und ist hinsichtlich Alter und Geschlecht repräsentativ für die deutsche Bevölkerung. Im Zeitraum von 2012-2017 wurden alle Frauen der Geburtskohorten (GK) 1989-1992 identifiziert, die im Alter von 23-25 Jahren durchgängig versichert waren. Es wurden sowohl Frauen eingeschlossen, die entsprechend der STIKO- Empfehlung bei Einführung der Empfehlung zu alt (GK 1989) für die HPV- Impfung waren, als auch Frauen, die die HPV-Impfung erhalten haben könnten (GK 1990-1992). Aufgrund des Beobachtungszeitraums von 2012-2017 liegen keine Informationen zum HPV- Impfstatus vor. Anhand von ICD-10-GM-Diagnosen (gesicherte ambulante oder stationäre Haupt- oder Nebendiagnose) wurde die administrative Prävalenz (95 % Konfidenzniveau) von Genitalwarzen (A63.0) sowie anogenitalen Dysplasien Grad I (K62.8, N87.0, N89.0, N90.0), Grad II (N87.1, N89.1, N90.1) und Grad III (D01.3, D06.-, D06.0, D07.1, D07.2, N87.2, N89.2, N90.2) bestimmt.
Ergebnisse
Von 2012-2017 waren insgesamt 15.358 (GK 1989), 16.027 (GK 1990), 14.748 (GK 1991) und 14.862 (GK 1992) Frauen im Alter von 23-25 Jahren durchgängig versichert. Es wurde bei 5,52 % (5,16-5,89; GK 1989) bzw. 4,47 % (4,15-4,82; GK 1992) der Frauen mindestens eine der untersuchten ICD-10-GM-Diagnosen dokumentiert. Sowohl bei Genitalwarzen (1,30 % (1,12-1,49) GK 1989 vs. 0,94 % (0,79-1,10) GK 1992) als auch bei Dysplasien Grad III (1,09 % (0,93-1,26) GK 1989 vs. 0,71 % (0,58-0,86) GK 1992) lässt sich ein Abwärtstrend der administrativen Prävalenz erkennen. Für Dysplasien Grad III zeigt sich dies insbesondere bei schwerer zervikaler Dysplasie (N87.2) (0,91 % (0,76-1,07) GK 1989 vs. 0,60 % (0,48-0,74) GK 1992). Demgegenüber bleiben Dysplasien Grad I (1,41 % (1,23-1,61) GK 1989 vs. 1,31 % (1,14-1,51) GK 1992) und Grad II (0,61 % (0,49-0,75) GK 1989 vs. 0.52 % (0,42-0,65) GK 1992) relativ konstant.
Schlussfolgerung
Obwohl für die untersuchte Studienpopulation keine Informationen zum HPV-Impfstatus vorliegen, lässt sich anhand der GKV-Abrechnungsdaten ein Abwärtstrend der Krankheitslast, insbesondere bei Genitalwarzen und Dysplasien Grad III, zugunsten der jüngeren GK, welche nach STIKO Empfehlung die Möglichkeit der HPV Impfung hatten, erkennen. Es bleibt wichtig zu beobachten, ob sich der Trend bestätigt.