Im Symposium der DG-Sucht werden aktuelle Entwicklungen in Suchtforschung und -therapie thematisiert.
Gemäß dem epidemiologischen Suchtsurvey 2015 weisen 2.65 Mio Personen in der deutschen Allgemeinbevölkerung einen klinisch auffälligen Konsum von abhängigkeitserzeugenden Medikamenten auf. Mit Unterstützung aus Mitteln der DGPPN und der DG-Sucht wird aktuell eine AWMF-S3 Behandlungsleitlinie zu Medikamentenbezogenen Störungen entwickelt. Die Leitliniengruppe setzt sich aus 44 Fachgesellschaften und Organisationen sowie Einzelpersonen zusammen. Insgesamt 12 Arbeitsgruppen sind mit der Abfassung der Einzelkapitel betraut. In eigenen Kapiteln werden Benzodiazepine, Opioide, Gabapentinoide und Psychostimulanzien abgehandelt. Weiterhin sind Cannabis-Präparate sowie Substanzen relevant, die zur Leistungssteigerung eingesetzt werden (NSAID, Hormone, Diuretika etc.). Herr Anil Batra wird die jüngst konsentierten Behandlungsempfehlungen zur Benzodiazepinabhängigkeit vorstellen und Frau Havemann-Reinecke die Empfehlungen zur Opioidabhängigkeit.
In den Jahren 2010–2014 wurden auf Initiative der DGPPN und der DG-Sucht AWMF-S3-Leitlinien zu alkohol- und tabakbezogenen Störungen erstellt, die nun aktualisiert werden. Arbeitsgruppen sollen bis Herbst 2019 die überarbeiteten Kapitel fertig stellen, Konsensus-Konferenzen der Delegierten der Fachgesellschaften sind für das Frühjahr 2020 unter Supervision der AWMF geplant. Im Beitrag von Falk Kiefer werden erste Ergebnisse zu den neuen Behandlungsempfehlungen der Alkoholabhängigkeit vorgestellt.
Im Zuge einer rasanten Entwicklung in der digitalen Welt ist die Nutzung des Internets zur Unterhaltung, zur Kommunikation und zur Informationsgewinnung nicht mehr wegzudenken. Besonders Jugendliche, die als digital natives von ihren ersten Lebensjahren an digitale Medien kennen, weisen eine besondere Affinität zu diesen Medien und dem Internet auf. Das bildet sich unter anderem in hohen Nutzungszeiten ab. Für die repräsentative Studie „Geld für Games“ wurden 1.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren befragt. Neben der Suchtgefahr wurden erstmals auch die Ausgaben für die Anschaffung von Computerspielen und Extras untersucht. Rainer Thomasius wird Ergebnisse dieser Studie vorstellen.
Am 11. August 2008 veröffentlichte die DGPPN in Zusammenfassung eines etwas ausführlicheren Positionspapiers des Referates „Psychische Störungen bei Menschen mit geistiger Behinderung“ ihre oft zitierte Stellungnahme Nr. 7 /2009 „Zielgruppenspezifische psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung von Erwachsenen mit geistiger Behinderung und zusätzlichen psychischen Störungen – Situation, Bedarf und Entwicklungsperspektiven“. Seither sind die fachlichen Erkenntnisse fortgeschritten, vor allem wurde 2009 die UN-BRK in Deutschland unmittelbar geltendes Recht. Es hat es mehrere Innovationen im Bereich der Versorgungsstrukturen gegeben. Es wurden die Medizinischen Behandlungszentren für Erwachsnen mit geistiger und schwerer Mehrfachbehinderung (MZEB), die Stationsäquivalenten Leistungen (StÄB) eingeführt und Konzepte des Hometreatments entwickelt. Die Psychotherapie-Richtlinien wurden durch den GBA für Menschen mit geistiger Behinderung angepasst. Ein neues Vergütungssystem der stationären Leistungen (PEPP-Entgeltkatalog) ist etabliert.
Diese Entwicklungen zwingen dazu, eine Bestandsaufnahme hinsichtlich der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung von Erwachsenen mit geistiger Behinderung vorzunehmen und zukunftsgerichtete Überlegungen zu neuen Erfordernissen und Herausforderungen anzustellen. Dazu wird, eingebettet in den DGPPN-Aktionsplan zur Umsetzung UN-BRK, das seinerzeitige Positionspapier im Referat „Psychische Störungen bei Menschen mit geistiger Behinderung“ überarbeitet. Das Diskussionsforum soll den erreichten Arbeitsstand darlegen und die erarbeiteten Positionen zur Diskussion stellen.
Das therapeutische Potential bei chronisch neurodegenerativen Demenzerkrankungen gilt bislang als nicht ausgeschöpft, weil eine präklinische Diagnostik bislang nicht etabliert werden konnte und frühe Erkrankungsstadien nicht erkannt werden. Eine systematische, von Biomarkern getragene Risikoabschätzung scheint analog zur Tumormedizin der konsequente nächste Schritt der nun durch die klinische Forschung vorangetrieben wird. Dieses Symposium berichtet auf dem Hintergrund gescheiterter Behandlungsstudien bei fortgeschrittener Neurodegeneration, von den Fortschritten in der Diagnostik und Behandlungsansätzen von Demenzerkrankungen im Frühstadium.
Für die seelischen Gesundheit von Ärztinnen und Ärzten ist das Erkennen verschiedener Mechanismen wichtig, die bei ihnen intrapsychisch Ablaufen und auf ihr Verhalten im Gesundheits- und Krankheitsfall eine Wirkung zeigen. So leben Ärztinnen und Ärzte und verhalten sich bewusst gesünder als ihre Patienten. Dieses Verhalten ist vereinbar mit ihrem Wissen über Krankheiten, Behandlung und Prävention und auch mit ihrer möglichen „Vorbildfunktion“ für ihre Patienten. Auf der anderen Seite meiden Ärztinnen und Ärzte im Allgemeinen eine Behandlung durch Kolleginnen und Kollegen, so zeigt sich, dass etwa nur jeder 5. einen Hausarzt hat. Werden Ärzte krank dann gibt es erst eine mehr oder minder längere Selbstbehandlungszeit mit Vermeidung von Konsultation eines Fachkollegen. Wird später der Fachkollege oder die Fachkollegin konsultiert, so wird ein Widerstand in der Annahme und Akzeptanz der Patientenrolle beobachtet. Dieses zeigt sich v.a. zu Beginn der Behandlung oft durch die Versuche die Behandlung mitzubestimmen und zu gestalten oder vereinbarte Behandlungsregel z.B. zu vernachlässigen. Dieses Verhalten weist auf die tiefe Betroffenheit der Ärzte von der Tatsache, selbst krank zu sein und in der anderen, für sie „ungewohnten“, Patientenrolle zu sein und auf Erschütterung des Selbstbildes Arzt zu sein. Möglicherweise hat dieses Verhalten auch Zusammenhang mit Schuld- und Schamgefühlen. Entsprechend muss die Behandlung, insbesondere bei psychischen Krankheiten und insbesondere bei Suchterkrankungen, gestaltet sein. Sie sollte das Wissen und die Kompetenzen, die Ärzte mitbringen, aber auch ihre persönliche Betroffenheit berücksichtigt und diese Elemente in der Behandlung auf Augenhöhe vereinbaren. Die Behandlung sollte, v.a. im Falle von psychischen Krankheiten, neben Ausarbeitung der krankmachenden Elemente auch Resilienz-Aspekte berücksichtigen, um diese im privaten und beruflichen Alltag zu etablieren.
Die Beschwerdenvalidierung bei der psychiatrischen Begutachtung ist schon immer eine zentrale Aufgabe des Gutachters. Klinische Kriterien, die eine Einschätzung der vorgebrachten Symptome gestatten, sind in der Literatur und in Handbüchern der Begutachtung beschrieben. Zentrale gutachtliche Aufgabe ist die Abgrenzung valider Symptome von Verdeutlichungstendenzen, Aggravation und Simulation. In den letzten Jahren wurde insbesondere von Seiten der Neuropsychologie der verstärkte Einsatz von Beschwerdenvalidierungstests (BVT)gefordert. Die DGPPN hat zum Einsatz dieser Testverfahren auch eine Stellungnahme verfasst. In der gutachtlichen Praxis und auch in der deutschen Rechtsprechung ist der Einsatz dieser Testverfahren immer wieder heftig umstritten. Im Rahmen dieses Symposium werden einerseits Studienergebnisse vorgestellt, die die Bedeutung aber auch die Grenzen dieser Testverfahren aufzeigen. Darüber hinaus werden in zwei Vorträgen aus Österreich und der Schweiz die Praxis und gutachtlichen Standards bei der Beschwerdenvalidierung in diesen Nachbarländern vorgestellt. Die Entwicklungen in der gutachtlichen Beschwerdenvalidierung in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind offensichtlich nicht gleichförmig, was den Einfluss vorgegebener sozialrechtlicher Strukturen auf die ärztliche Gutachtertätigkeit unterstreicht. Diese divergenten Entwicklungen sollen im Rahmen dieses Symposiums diskutiert werden.
Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen und Große Datensätze (Big Data) beherrschen die Schlagzeilen und gewinnen gerade rasante Bedeutung in der Psychiatrie. Große Stichproben, longitudinal, tief phänotypisierte Patienten verschiedener Diagnosen versprechen neue Typologisierungen und individuelle Verlaufsprädiktion. In diesem Symposium sollen die wichtigsten Ansätze allgemeinverständlich dargestellt und anhand von ersten Beispielen mögliche Einsatzgebiete aufgezeigt werden. Die Implikationen werden kritisch diskutiert.
Kerstin Ritter, Berlin, adressiert die - oft kritisierte - Intransparenz maschineller Lernverfahren und stellt neue Ergebnisse vor, wie Visualisierungstechniken dabei helfen können, die Entscheidungen von Deep Learning-Verfahren nachvollziehbar zu machen. Potentiale und Herausforderungen in der klinischen Nutzung werden unter philosophischen Gesichtspunkten diskutiert.
Tim Hahn, Münster, stellt neue Ansätze zur personalisierten Vorhersage aus dem Bereich des Deep Learning auf MRT Daten auf Basis minimaler Datensätze vor und gibt einen Überblick über technische und sicherheitsrelevante Herausforderungen im Bereich computer-gestützter klinischer Entscheidungssysteme.
Danilo Bzdok, Aachen, wird sich folgenden Themen widmen: i) wie die Entdeckung hervortretender Struktur in hochdimensionalen Daten direkt integriert werden kann, um genaue Vorhersagen auf der Individualebene zu erreichen; ii) wie solche individualisierten Vorhersagen möglicherweise mit statistisch signifikanten Gruppenunterschieden korrespondieren, die grundlegend für die evidenzbasierte Medizin sind; und iii) wie durch neue Erweiterungen der klassischen Analysemethoden Daten von verschiedenen Betrachtungsebenen her auszuwerten sind.
Nikos Koutsouleris, München, stellt neue Ergebnisse aus der PRONIA-Studie zur individualisierten Prädiktion der Verlaufs bei Patienten mit einem Hochrisiko-Stadium für psychotische Erkrankungen sowie Patienten mit einer depressiven Er
Psychische Erkrankungen sind in wesentlicher Hinsicht durch Störungen der sozialen Interaktion charakterisiert, welche Krankheitsverläufe bei verschiedenen diagnostischen Gruppen maßgeblich beeinflussen. In diesem Symposion sollen diese sozialen Interaktionsstörungen aus transdiagnostischer Perspektive beleuchtet werden, um störungsspezifische und störungsübergreifende Mechanismen zu charakterisieren, die soziale Beeinträchtigungen erklärbar machen. Weiterhin werden interaktionsbasierte, psychotherapeutische Ansätze und deren klinischer Einsatz bei verschiedenen Patientengruppen vorgestellt.
In einem ersten Vortrag berichtet Marie Bartholomäus vom Konzept und der Arbeit in der Ambulanz für Störungen der sozialen Interaktion am Max-Planck-Institut für Psychiatrie sowie Erfahrungen mit dem Einsatz einer Autismus-spezifischen Gruppenpsychotherapie. Weiterhin berichtet Felicitas Richter von Ergebnissen der klinischen Aktivitäten in der transdiagnostisch ausgerichteten Tagklinik für Störungen der sozialen Interaktion am Max-Planck-Institut für Psychiatrie, in der gezielt Personen mit sozialen Interaktionsstörungen aufgenommen und behandelt werden. Anschließend berichtet Martin Rein über die Relevanz von sozialen Interaktionsstörungen für die Konzeption der Schematherapie und stellt die OPTIMA-Studie vor, die am am Max-Planck-Institut für Psychiatrie zum Vergleich der Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie und Schematherapie in der Behandlung der Depression durchgeführt wird. Im letzten Vortrag präsentiert Elisabeth Schramm Ergebnisse einer randomisiert-kontrollierten Studie zum Vergleich von spezifischer und transdiagnostischer Psychotherapie bei chronisch depressiven Patienten mit frühen interpersonellen Traumatisierungen.
Seit 01.01.2018 können Psychiatrische Fachkrankenhäuser sowie Allgemeinkrankenhäuser mit psychiatrischen Fachabteilung die stationsäquivalente Behandlung (StäB) anbieten. Mittlerweile haben einige Einrichtungen das Angebot umgesetzt und Erfahrungen mit insgesamt rund 1000 Patient*innen gesammelt. In diesem Symposium wird ein Überblick über den Umsetzungsstand in Deutschland gegeben und die Umsetzung in der Praxis beispielhaft vorgestellt.
Dabei zeigt sich, wie heterogen die Ausgestaltung der Angebote ist. Die verschiedenen Krankenhausstrukturen in den einzelnen Bundesländern, unterschiedliche regionale Rahmenbedingungen, die verschiedenen Milieus (z.B. städtisch versus ländlich) und schließlich auch die Organisationsstruktur der Einrichtungen stellen ganz unterschiedliche Anforderungen an die Verantwortlichen, die StäB einführen.
Einige große Zentren bieten StäB mittlerweile seit mehr als einem Jahr an und können somit bereits von ihren Erfahrungen berichten. Darüber hinaus werden erste Forschungsprojekte geplant, um die Wirksamkeit und die Prozesse zu evaluieren. Welche Fragestellungen diskutiert werden und wie eine entsprechende Methodik aussehen könnte, ist ebenfalls Thema dieses Symposiums. Erste Ergebnisse aus den Routinedaten ermöglichen außerdem eine detailliertere Beschreibung der Zielgruppe, die bislang in StäB behandelt wurde.
Die Psychopathologie besitzt trotz aller Fortschritte in der Erforschung psychischer Erkrankungen bis heute in der Diagnostik und Klassifikation psychischer Störungen eine unverzichtbare Rolle. Die Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie (AMDP e.V.) und das von ihr ständig weiter entwickelte AMDP-System stellt im deutschsprachigen Raum einen wichtigen Standard für die Diagnostik und die Verlaufsbeurteilung dar. Das AMDP-System ist weit verbreitet und auch die DGPPN nimmt in ihrer App Bezug auf das AMDP-System.
Das Symposium verfolgt das Ziel, die Bedeutung der Psychopathologie für unser Fach herauszustellen, vor allem auch jüngere Kollegen/innen zu motivieren, sich mit der Psychopathologie als Kernkompetenz des Psychiaters und dem AMDP-System vertieft auseinanderzusetzen.
Der erste Vortrag zielt darauf ab, die bis heute in weiten Teilen der Psychiatrie vorhandene Bedeutung der Psychopathologie herauszustellen. M. Rösler (Homburg) wird sich in dem Vortrag mit der Notwendigkeit einer ebenso exakten wie differenzierten psychopathologischen Charakterisierung psychisch Kranker in der klinischen Versorgung und der psychiatrischen Forschung befassen. W. Retz (Mainz/Homburg) wird anschließend die deskriptive Psychopathologie mit dem AMDP-System vortellen. Auch die Anwendung des Systems und die Probleme in der Erfassung psychischer Phänomene - aber auch Wege zu deren Lösung - sollen erörtert werden. Im dritten Vortrag wird B.Kis (Göttingen) auf die Implementierung des AMDP-Systems in den klinschen Alltag eingehen. Das AMDP-System ist oft Bestandteil der klinischen Basisdokumentationen, aber auch in der internen klinischen Weiterbildung und für diagnostische und therapeutische Entscheidungen findetr es breite Anwendung. Im letzen Vortrag von R. Schwan (Nancy) soll auch ein Blick über die Grenze nach Frankreich auf die dort vertretenen psychopathologischen Schulen und die deskriptive Psychopathologie nach dem AMDP-System erfolgen.
Die Frage, ob psychische Störungen zunehmen, beschäftigt sowohl die Fachwelt als auch die Öffentlichkeit. Die Prävalenzraten psychischer Störungen in der Bevölkerung sind entsprechend den epidemiologischen Studien jedoch recht stabil geblieben. Die altersspezifische Neuerkrankungsrate von Demenzerkrankungen nimmt in den westlichen Industrienationen sogar nachweislich ab. Die wahrgenommenen Entwicklungen sind andere: So haben Arbeitsunfähigkeit und Erwerbsminderung wegen psychischer Störungen zweifellos zugenommen. Gleiches gilt für die Inanspruchnahmen von Versorgungsleistungen. Mehr Menschen kommen in Behandlung. Das Symposium will den verschiedenen Aspekten diese Phänomene in der Lebensspanne nachgehen und stellt neue Daten und Erklärungsmodelle vor. Robert Schlack (RKI Berlin) berichtet aktuelle Ergebnisse zur Häufigkeit psychischer Auffälligkeiten und Störungen aus dem Kinder- und Jugendbereich (KIGGS-Studie). Ulfert Hapke (RKI Berlin) stellt ausgewählte und für Deutschland repräsentative Daten Erwachsener für die Planung von Forschung, Prävention und Versorgung vor. Susanne Röhr (Universität Leipzig) zeigt in ihrem Vortrag, in dem sie Daten aus deutschen Kohortenstudien präsentiert, des die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter heute besser ist als sie noch vor Jahrzehnten war. Dirk Richter (Universität Bern) kontrastiert Prävalenzänderungen mit wahrgenommenen Entwicklungen in der Bevölkerung und stellt diese in den Kontext soziologischer Erklärungsmodelle.
Although clinical applications are still missing, there is growing evidence for an involvement of glutamatergic mechanisms in the pathophysiology of schizophrenia. In this symposium, leading experts in the field will present the current knowledge and discuss recent developments in psychiatric genetics, neuroimaging and neurophysiology. Dan Rujescu will present the recent largest genome wide association study of schizophrenia which has identified also glutamatergic genes. This talk will discuss the findings, and subsequent attempts to mine those findings for disease relevance. Andreas Meyer-Lindeberg will demonstrate translational neuroimaging of connectomic effects of glutamate antagonists. Combining methods from graph theory with pharmaco-fMRI in a translational (rats and humans) setting, it was found that dynamic network flexibility is altered in schizophrenia, related to genetic risk, and improved by NMDA receptor antagonism. Such drugs lead to less-integrated and more-segregated information processing that may underpin psychotogenic and antidepressant effects of NMDA antagonists. In his talk Christoph Mulert will present new empirical data demonstrating mechanistic insights about the role of neural oscillations in the gamma-band frequency range for normal auditory perception and the emergence of AVH in schizophrenia. Moreover, he will present new data how NMDA-receptor anatagonists influence these neurophysiological mechansims and are associated with alterations of auditory perception and the emergence of AVH. Jürgen Gallinat will present new evidence concerning glutamate-dopamine interaction using magnetic resonance spectroscopy (MRS) to measure absolute glutamate concentrations in prefrontal, striatal and hippocampal voxels and striatal presynaptic dopamine synthesis capacity using F-18-FDOPA PET. The current observations strengthen the view that therapeutic agents for schizophrenia should target the dopamine as well as the glutamate system.
Rund 10% der Männer über 40 Jahren leiden an Erektionsstörungen. Nach der Operation eines Prostatakarzinoms hat ein Großteil der Männer eine Erektionsstörung. 75% der Frauen sind auch ein Jahr nach der Geburt eines Kindes nicht zu einem Sexualleben wie vor der Geburt zurückgekehrt. Gynäkologische Krebserkrankungen verändern Sexualleben und den damit verbundenen Selbstwert der Frauen entscheidend. Sexuell übertragbare Krankheiten sind auf dem Vormarsch. Während Neuinfektionen von HIV weitgehend stabil bleiben, verzeichnen HPV und v.a. Chlamydieninfektionen steigende Zahlen. Nicht zuletzt sind bei vielen psychiatrischen Erkrankungen Störungen der Sexualität ein lebensqualität bestimmender Bestandteil des klinischen Syndroms. Störungen der Sexualität betreffen viele klinische Fächer und fordern zur Interdisziplinarität auf. Die neue MWBO wird nun erstmals eine Zusatzbezeichnung Sexualmedizin zum Erwerb für patientennah tätige Ärztinnen und Ärzte vorsehen. Das geplante Symposium wird die Sexualmedizin aus vier klinischen Blickwinkeln darstellen: Die Gynäkologische, urologische, dermatologische sowie die psychiatrische Perspektive. führende Experten Schliesslich sollen die Herausforderungen für die Etablierung der entsprechenden Curricula verdeutlicht und die bis zum Kongress existierenden Curricula und Weiterbildungsmöglichkeiten vorgestellt werden.
Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) ist eine wissenschaftlich anerkannte Methode im Rahmen von Einzelpsychotherapie bei Erwachsenen im Anwendungsbereich der Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS).
Das Symposium möchte den aktuellen Forschungsstand von Studien und Metaanalysen zu EMDR darstellen. In einem ersten Vortrag soll die evidenzbasierte Anwendung von EMDR im Rahmen der PTBS dargestellt werden. Ein zweiter Vortrag wird sich mit den neurobiologischen Grundlagen und den Wirkfaktoren von EMDR auseinandersetzen. Ein dritter Vortrag wird schließlich den Forschungsstand und das therapeutische Vorgehen von EMDR in der Depressionsbehandlung aufzeigen.
Die Einbeziehung von Peers, im weiteren Verlauf EX-IN-Genesungsbegleiter*innen genannt, in der psychiatrischen Landschaft ist weit vorangeschritten. Sie arbeiten in zahlreichen Institutionen, SGB übergreifend. Es wird deutlich, dass ein Bedarf nach neuen Methoden, anderen Behandlungsansätzen in der Praxis vorhanden ist. Die Selbsthilfe Bewegung ist dabei maßgeblich an der Entwicklung von alternativen Methoden und „Grundhaltungen“ beteiligt. Deren Bedürfnisse nach einer adäquaten Unterstützung spiegeln sich in den neuen Ansätzen. Der Mensch steht im Mittelpunkt der Behandlung. Es geht um den Prozess des persönlichen Wachstums und das Wiedererlangen von Handlungsautonomie. Dazu gehört eine neue Form der Beziehungsgestaltung, hin zu einer Begegnung auf Augenhöhe.
Diese neuen, auch aus gesundheitspolitischer Sicht, notwendigen Veränderungen werden derzeit u. A. durch EX-IN Genesungsbegleiter*innen transportiert. Themen wie Empowerment, Recovery, Teilhabe, und Partizipative Entscheidungsfindung werden in die psychosozialen Behandlungsansätze aufgenommen. Methoden, die diesen Ansprüchen an einen veränderten Focus gerecht werden, etablieren sich in der Praxis. In der überarbeiteten S3 Richtlinie „Psychosoziale Maßnahmen bei schweren psychischen Erkrankungen“, die im Herbst erscheinen wird, finden diese Themen Berücksichtigung. Deren Evidenz ist somit deutlich. Der Begriff des Experten aus Erfahrung, der sich in der Praxis etabliert hat, verdeutlicht ebenfalls den gestiegenen Stellenwert des Einsatzes von Peers mit Erfahrungswissen in der Versorgungslandschaft. Die Umsetzung dieser Konzepte erfordert eine gemeinsame Auseinandersetzung über vorhandene und zukünftige Haltungen. Es wird in der Zukunft darum gehen, die Form der therapeutischen Beziehung zu überdenken. Die Veränderung der Grundhaltung der therapeutischen Beziehung in Richtung einer professionellen Nähe, im Gegensatz zur professionellen Distanz, kann dabei nur eine gemeinsame Entwicklung sein.
Neben der Neugestaltung der therapeutischen Beziehungen, sollte eine Neubewertung / Ergänzung der Behandlungssysteme stattfinden. Diese kann ebenfalls nur eine gemeinsame Angelegenheit aller Beteiligten sein. Insbesondere die Betroffenen und Angehörigen Verbände sollten dabei einbezogen werden. Deren kritische Impulse können die Diskussion über Werte bereichern.
Derzeit gibt es zahlreiche Erfahrungswerte bezüglich der Umsetzung der „Neuen Konzepte“. Am Beispiel der Implementierung von EX-IN Genesungsbegleiter*innen können Fallstricke und Chancen der neuen Entwicklung verdeutlicht werden. Der Prozess der Integration von EX-IN-Genesungsbegleiter*innen in der Praxis stößt erfahrungsgemäß auch auf Grenzen bei der Umsetzbarkeit.
Die Schwierigkeiten im institutionellen Alltag, sind sowohl individuell als auch strukturell bedingt. Sie hängen in der Regel von der individuellen Einstellung der handelnden Personen ab. Es gibt derzeit wenig transparente Erfahrungen, die bei der Umsetzung des Konzeptes unterstützend genutzt werden könnten. In der bisherigen Praxis wird deutlich, dass die neuen Konzepte dann gut einzubinden sind, wenn die Umsetzung gemeinsam geplant wird. Wir werden in unserem Symposium die unterschiedlichen Bedarfe der EX-IN-Genesungsbegleiter*innen und der Institutionen beschreiben und Konfliktbereiche erörtern, die unterschiedlichen Erfahrungen reflektieren und somit Anstöße für die Umsetzung in der Praxis geben.
Klinische Krankheitsbilder frontotemporaler Demenzen (FTD bv, PPA nf, PPAsv PPA lp, FTD- ALS, CBS und PSP) stellendie zweithäufigste Demenzerkrankung unter 65 Jahren dar und treten in ca. 30% auch nach dem 65. Lebensjahr auf. Bezüglich der Ätiologie sind in den letzten Jahren wesentymposiumliche Fortschritte erzielt worden. So konnten neuropathologisch bei frontotemporalen Lobärdegenerationen Tau-Aggregate, TDP43-Ablagerungen und FUS-Ablagerungen identifiziert werden. Weiterhin wurden von genetischer Seite einige Risikogene beschrieben. Therapeutisch ist allerdings selbst die symptomatische Behandlung beimbei Erkrankungen des FTLD-Spektrums umstritten. Ein wesentliches Ziel klinischer FTD- Forschung ist es, Parameter zu entwickeln und zu evaluieren, die sowohl eine Frühdiagnose als auch eine Verlaufsbeobachtung von Patienten mit frontotemporaler Lobärdegeneration erlauben, um letztendlich effektive und objektive Zielgrößen für therapeutische Strategien zu entwickeln. Jedoch liegen den klinischen Phänotypen bei unauffälliger genetischer Untersuchung häufig diskrepante neuropathologische Befunde zugrunde. Zudem finden sich häufig komorbide Pathologien im Sinne einer Mischdemenz.
In diesem Symposium wird diese Realität durch ausführlich dargestelle klinische Kasuistiken und letzlich qualitätssichernde, präzise neuropathologische Befunde dargestellt.
In den ambulanten, teil- und stationären Bereichen der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung werden immer wieder Menschen beschrieben, die aufgrund verschiedener Faktoren nicht oder nur unzureichend von den bestehenden Behandlungs- und Unterstützungsangeboten profitieren. Häufig zeichnen sich die Betroffenen durch multiple psychische Störungen und komplexe Hilfebedarfe aus. In der Literatur werden diese PatientInnen unter dem „Hard-to-reach-Begriff“ zusammengefasst. Das Symposium soll sich dieser besonderen Zielgruppe zuwenden, aktuelle Versorgungsproblematiken beschreiben und adäquate Handlungsstrategien aufzeigen. Lisa Große und Karsten Giertz geben einen Überblick zum Forschungsstand der „Systemsprenger-“, Heavy-user-Problematik sowie Wohnungslosenforschung und zeigen Konsequenzen für die psychosoziale und sozialpsychiatrische Praxis auf. Gunter Groen und Astrid Jörns-Presentati widmen sich der Gruppe der psychosozial belasteten Kinder und Jugendlichen. Sie präsentieren die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Grenzgänger“, das Schnittstellenprobleme und gelingende Kooperationsstrukturen zwischen Kinder- bzw. Jugendpsychiatrie und Kinder- bzw. Jugendhilfe in den Fokus nimmt. Barbara Bräutigam beschäftigt sich mit den Forschungsstand und den Zugangsbarrieren niedrigschwelliger psychosozialer Interventionen für geflüchtete Menschen. Ausgehend von qualitativ gewonnenen Erkenntnissen wird ein Einblick in die Themenvielfalt und das Erleben der Beratungsprozesse aus der Perspektive der KlientInnen gegeben. Anschließend werden gelingende bzw. misslingende Faktoren bei Beratungsprozessen dargestellt, mit dem Ziel, die Zugangsmöglichkeiten und die Qualität des Angebotes zu verbessern. Abschließend stellt Viola Balz erste Ergebnisse einer Studie zur psychischen Gesundheitskompetenz von Migrant_innen in Sachsen dar, skizziert Hilfevorstellungen der Zielgruppe und gibt einen kurzen Einblick in die Entwicklung eines kompetenzorientierten Peer-Schulungskonzeptes.
Schizophrenia is a severe mental disorder that carries a high personal and socioeconomic burden. Especially negative symptoms and cognitive impairments affect the long-term outcome and are the main contributors to disability. An often underestimated aspect of the disease are somatic comorbidities and the very high mortality rates of those with the disorder. The life expectancy is approximately 20 years below that of the general population and there is evidence that persons with schizophrenia may not have seen the same improvement in life expectancy as the general population during the past decades. Among others, lifestyle factors like sedentary behaviour, unhealthy diet, body weight and tobacco smoking are considered modifiable risk factors contributing to this excess mortality. Exercise interventions may be useful not only in attenuating symptoms of the disease but as well in help reducing risk factors for somatic comorbidities.
Die Versorgung psychisch kranker Menschen findet nach wie vor oft primär und vielfach hauptsächlich in der hausärztlichen Praxis statt. Der geringere Anteil der Patienten wird fachärztlich psychiatrisch oder ambulant psychotherapeutisch behandelt. Oft obliegt es Zufällen und nicht dem Behandlungsbedarf und Schweregrad der Erkrankung, wie die konkrete Behandlung und die Vernetzung der Behandlerinnen und Behandler verlaufen.
Zugleich prägen Forderungen nach Kooperation und Vernetzung seit Jahren die gesundheitspolitische Diskussion.
Für die betroffenen, psychisch kranken Menschen ist die Suche nach einer bedarfsgerechten und fachlich adäquaten Behandlung oft schwierig, für die Akteure der Versorgung immer wieder unbefriedigend. In manchen Fällen gelingt reale Versorgung jenseits des idealtypisch gedachten aber vielleicht auch besser als vermutet. Leider fehlen vielfach Informationen und nach wie vor ist über die reale Versorgungssituation oft wenig bekannt.
Es soll daher einmal aus hausärztlicher und einmal aus fachärztlicher Sicht der Frage nach Verbesserungsmöglichkeiten der Versorgungssituation nachgegangen werden. Bereits bestehende Modellprojekte und Versorgungsprojekte sollen vorgestellt, kritisch hinterfragt und neue Lösungsansätze aus einem interdisziplinären Austausch entwickelt und diskutiert werden. Das wechselseitige Verständnis haus- und fachärztlicher Versorgungswirklichkeit soll gefördert werden.
Der Anteil alterspsychiatrischer Patienten in der Praxis und stationären Arbeit wird in Zukunft deutlich zunehmen. Der Workshop richtet sich an ärztliche Kollegen mit Interesse an diesem besonderen Klientel, das einerseits durch Multimorbidität und Polymedikation eine hohe Neigung zu Komplikationen auf psychiatrischem und somatischem Gebiet aufweist, andererseits in vielen Bereichen ähnlich erfolgreich behandelt werden kann wie jüngere Menschen mit psychiatrischen Störungsbildern.
Es sollen anhand von Fallvorstellungen die typischen Themen gerontopsychiatrischer Arbeit wie Diagnostik und Therapie von Demenzen, Delir und Depressionen erörtert werden. Wichtige internistische Faktoren wie z.B. die Bedeutung der QTc-Zeit oder der Nierenfunktion und schwerwiegende Nebenwirkungen der Psychopharmakotherapie wie das anticholinerge Syndrom oder die Hypothermie werden vorgestellt. Zusätzlich sollen ausgewählte neurologische Erkrankungen wie das idiopathische bzw. symptomatische Parkinsonsyndrom und die Epilepsie, die gehäuft mit psychiatrischen Störungen assoziiert sind, berücksichtigt werden.
Es ist ausdrücklicher Wunsch der Referenten, dass ein reger Informationsaustausch mit den Kursteilnehmern, zu denen in den vorangegangenen Workshops Assistenzärzte in Ausbildung, aber auch niedergelassene und im Krankenhaus tätige Fachärzte gehörten, stattfindet. Gerne können auch eigene Fälle mitgebracht und gemeinsam diskutiert werden.
Man geht davon aus, dass Arzneimittelinteraktionen bei UAW-bedingten Krankenhausaufnahmen zu 25% und bei Aufnahmen auf Intensivstationen zu 50% mitverantwortlich sind (Hafner et al. Der Internist 2010;51: 359-370).
Die meisten unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die durch Wechselwirkungen bedingt sind, zählen zu den vermeidbaren Medikationsfehlern (Hiemke C, Eckermann G, Psychopharmakotherapie 2014; 21:269-279)
In diesem Workshop soll dargestellt werden, was die medikamentöse Kombinationstherapie an Risiken und Fallstricken bereithält. Und es sollen Signale erkannt werden, die auf die entsprechenden Risiken hinweisen.
Arzneimittelinteraktionen werden in pharmakodynamische und pharmakokinetische eingeteilt.
Pharmakodynamische Wechselwirkungen entstehen, wenn die kombinierten Substanzen an der gleichen Wirkstruktur oder an funktionell verbundenen Systemen gemeinsam angreifen. So können sich z.B. anticholinerge Wirkungen von Amitriptylin, Olanzapin und Tolterodin aufsummieren und zu einem anticholinergen „Hyperereignis“ führen, wie einer schweren Miktionsstörung.
Pharmakokinetische Interaktionen entstehen, wenn ein Medikament die Absorption, die Verteilung in den Kompartimenten, den Metabolismus oder die Exkretion eines anderen Medikaments verändert und damit dessen Konzentration am Wirkort erhöht oder senkt. Die meisten pharmakokinetischen Wechselwirkungen finden auf der Ebene der Metabolisierung statt und hier an Enzymen des Cytochrom-P450-Systems (CYP).
Substanzen, die nur unverändert renal eliminiert werden, sind in Bezug auf die metabolische Wechselwirkungsproblematik besonders geeignet, sie werden durch all die vielen Ereignisse, die an hochkomplexen, labyrinthischen Metabolisierungssystemen wie den Cytochromisoenzymen auftreten können, nicht beeinträchtigt.
Auch allgemeinmedizinische Medikamente wie die Antibiotika Ciprofloxacin, Clarithromycin oder das Antimykotikum Terbinafin oder das Antiarrhythmikum Amiodaron weisen starke Hemmeffekte auf und verändern die Bioverfügbarkeit der Komedikation u.U. erheblich! Das Rauchen senkt die Blutspiegel nicht nur von Duloxetin oder von Antipsychotika wie Clozapin oder Olanzapin, sondern z.B. auch von Antiparkinsonmedikamenten wie Rasagilin und Ropinirol klinisch bedeutsam.
In diesem Workshop wird auch das Wechselwirkungsgeschehen zwischen onkologischen Medikamenten wie z.B. Docetaxel, Vinblastin, Anastrazol und Letrozol und den ZNS-Medikamenten besprochen und an Fallbeispielen bearbeitet.
Außerdem wird das interessante Kapitel der sog. Prodrugs wie Tramadol und Tamoxifen aufgegriffen und es werden auch pharmakogenetischen Polymorphismen, sog. Poor bzw.
Ultra Rapid Metabolizer, diskutiert, solch ein Status kann erhebliche Behandlungsrisiken in sich bergen.
Und wir kümmern uns auch um die Probleme und Risiken der Selbstmedikation (häufig ein Hazard-Spiel), einige doch recht überraschende Ergebnisse werden vorgestellt.
Aktuelle elektronische Interaktionsdatenbanken vorgestellt: www.psiac.de. „PSIAC“ steht für „Interaktionscomputer in der Psychiatrie“. Die Datenbank bearbeitet die Interaktionen von psychiatrisch und neurologischen Medikamenten untereinander und auch Wechselwirkungen von ZNS-Medikamenten mit internistischer und allgemeinmedizinischer Komedikation. Ein analoges Programm, ist das schweizerische www.mediQ.ch
Wenn bei einer Kombination mit Wechselwirkungen zu rechnen ist, so muss dies nicht bedeuten, dass die Kombination vermieden werden sollte. Sie kann im Einzelfall sogar hilfreich sein. Durch Messung der Plasmakonzentrationen, durch das Therapeutische Drug Monitoring (TDM), ist es möglich, die Dosis individuell anzupassen.
Es geht natürlich in diesem Workshop auch um die Fälle der Teilnehmer, die diese diskutieren möchten. Alle teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen sind eingeladen, gern eigene Fälle mitzubringen, die sie als schwierig oder sehr komplex verstehen. Und dann bearbeiten wir diese Fälle gemeinsam nach dem Motto: „Was mache ich, wenn ...?“
Weiterführende Literatur
Benkert O, Pocket Guide Psychopharmaka von A bis Z, 5. Aufl. Springer Medizin 2019
Hiemke C, Eckermann G, Kombinationstherapie/Polypharmazie: Interaktionen von Psychopharmaka.
Psychopharmakotherapie 2014;21:269-279
Messer T, Schmauß M, Polypharmazie in der Behandlung psychischer Erkrankungen.
Springer Verlag Heidelberg, 3. Aufl. 2016
Wynn GH, Oesterheld JR, Cozza KL, Amstrong SC, Clinical Manual of Drug Interaction. Principles for medical practice, American Psychiatric Publishing, Washington DC (2009)
Die Schematherapie nach Jeffrey Young stellt eine moderne psychotherapeutische Methode zur Behandlung von Patienten mit chronischen, komplexen psychischen Erkrankungen dar. Die Verbreitung hat in den letzten Jahren nicht zuletzt wegen der guten Studienergebnisse in der Behandlung von Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen stark zugenommen. Die Schematherapie geht davon aus, dass Menschen bereits in der Kindheit überdauernde, dysfunktionale Konzepte (Schemata) von sich selbst, von anderen und der Welt entwickeln, wenn die Grundbedürfnisse von Kindern (z.B. Sicherheit, Liebe oder Akzeptanz) nicht erfüllt werden.
Während Schemata eher überdauernd und rigide sind („traits“), können Modi sehr schnell wechseln und beschreiben den aktuellen emotionalen Zustand („states“). Das Modusmodell stellt die zentralen Probleme der Patienten im Hier und Jetzt klar dar, wird schnell von den Patienten verstanden und ist das zentrale Element in der aktuellen schematherapeutischen Arbeit.
Dieser Workshop wird entsprechend der aktuellen Entwicklung der Schematherapie die Arbeit mit dem Modusmodell in den Vordergrund stellen. Neben der Vermittlung schematherapeutischer Grundkenntnisse (Schemata, Bewältigungsstile, Grundbedürfnisse, Gestaltung der therapeutischen Beziehung, Modusmodell, Fallkonzeptualisierung, etc.) soll exemplarisch die Anwendung einzelner schematherapeutischer Techniken demonstriert und trainiert werden.
Zielgruppe: Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter oder Pflegepersonal mit Interesse für Schematherapie. Vorkenntnisse in Bezug auf Schematherapie sind nicht erforderlich.
Methoden: Vortrag mit Powerpoint-Präsentation, Video- oder Livedemonstration, Arbeit mit Fallbeispielen mit Erarbeitung eines Moduskonzeptes, Einübung einzelner therapeutischen Techniken im Rollenspiel, Handout.
Literatur:
Zens, C. & Jacob., G. (2015). Poster Schematherapie. Das Modusmodell auf einen Blick. Weinheim: Beltz.
Fassbinder, E., Schweiger U., Jacob, G. (2011). Therapietools Schematherapie. Weinheim: Beltz.
Jacob, G. & Arntz, A. (2015). Schematherapie in der Praxis. Weinheim: Beltz.
Zens, C. & Jacob, G. (2015). Schwierige Situationen in der Schematherapie. Weinheim: Beltz Videolearning.
Zens, C. & Jacob, G. (2014). Schwierige Situationen in der Schematherapie. Weinheim: Beltz.
Young, J. E., Klosko, J. S. & Weishaar, M. E. (2008). Schematherapie – ein praxisorientiertes Handbuch. Paderborn: Junfermann.
Keine Wirkung ohne Nebenwirkung, so könnte man meinen. Während früher vor allem die Kontrolle von Zielsymptomen im Fokus einer Psychopharmakotherapie standen, so spielt heutzutage zusätzlich die Vermeidung von Nebenwirkungen, sogenannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen, UAW, eine zunehmend wichtigere Rolle. UAW unter Psychopharmakotherapie sind häufig und in ihrer Ausprägung vielfältig. Zur Sicherstellung einer hohen Lebensqualität und zur Verbesserung der Therapieadhärenz gewinnen Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten von UAWs eine immer stärkere Bedeutung.
Häufige Ursachen von UAWs sind Arzneimittelkombinationen. Diese sind häufig und meist auch notwendig im Alltag der Pharmakotherapie, um einen möglichst guten Behandlungserfolg zu erzielen. Mit steigender Anzahl an Arzneistoffen steigt allerdings das Risiko für UAWs und Arzneimittelwechselwirkungen. Der Workshop adressiert pharmakodynamische und pharmakokinetische Arzneimittelwechselwirkungen und zeigt, wie mit Hilfe von Therapeutischem Drug Monitoring unerwünschte Arzneimittelwirkungen kontrolliert werden können.
Pharmakodynamische Effekte, die sich beispielsweise auf eine QTc-Verlängerung auswirken, werden ebenso diskutiert wie pharmakokinetische Effekte, bei denen Interaktionen zu dramatischen Anstiegen von Wirkstoffkonzentrationen und damit zum Auftreten von Nebenwirkungen führen.
In höherer Dosierung verursachen viele Antipsychotika extrapyramidale motorische Störungen (EPS), deren Behandlung die Umstellung auf Antipsychotika mit niedrigerem EPS-Risiko, wie auch die kurzfristige Einnahme anticholinergischer Substanzen (z.B. Biperiden) einschließt. Während die meisten Nebenwirkungen mit Absetzen der Medikation sistieren, bleiben andere dauerhaft bestehen. Dies gilt insbesondere für Spätdyskinesien und metabolische Nebenwirkungen. Bei der Prävention und Behandlung bewegt man sich meist im (experimentellen) off-Label-Bereich.
Unter Langzeittherapie mit Psychopharmaka stellt die Gewichtszunahme ein häufiges Problem dar, was einerseits die Compliance mindert, uns andererseits mit weiteren internistischen Schwierigkeiten konfrontiert. Antipsychotika und Stimmungsstabilisatoren sind noch häufiger als Antidepressiva assoziiert mit Gewichtszunahme. Effiziente Behandlungsoptionen schließen Lifestyle-Interventionen, wie auch den Einsatz von Topiramat oder Metformin mit ein.
Der Workshop adressiert klinische Probleme einer «Real-Life-Psychiatrie», die jedem klinisch tätigen Arzt begegnen und deren Adressierung sowohl den Therapie-Outcome als auch die Patientencompliance erhöhen. Etablierte und experimentelle Strategien zum Nebenwirkungsmanagement werden fallbasiert adressiert und sollen hierdurch dem Kliniker Denkanstöße bieten, um die Behandlung psychiatrischer Patienten zu optimieren.
Nach belastenden Erlebnissen entwickelt eine bedeutende Minderheit der Betroffenen anhaltende psychische Syndrome. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) ist die bedeutsamste und am besten untersuchte Traumafolgestörung.
Deren Diagnose ist im Alltag mitunter nicht leicht und fehlerhaft. Erschwerend kommt hinzu, dass die Klassifikationssysteme ICD und DSM unterschiedliche Wege gehen. Die Diagnostik der (komplexen) PTSD anhand der Klinik, wie auch von Selbst- und Fremdbewertungsverfahren wird vorgestellt.
Risikofaktoren, Eigenschaften des Traumas selbst, die initiale psychopathologische Symptomatik sowie Kognitionen tragen zur Entwicklung einer (komplexen) PTSD bei. Diese Grundlagen werden im Workshop dargestellt. Traumatisierungen erschüttern die Integrität des Menschen, sein Weltbild, seine Überzeugungen und Einstellungen. Die Bearbeitung der Kognitionen ist ein wichtiges Element der Therapie und wird in Grundzügen vermittelt. Die Symptomatik wird von den Patienten häufig nicht als Traumafolge verstanden bzw. kann nicht eingeordnet werden. Eine intensive Psychoedukation ist notwendig. Zur ersten Wiedergewinnung von Kontrolle haben sich Entspannungsverfahren und Atemtechniken bewährt. Zentral in der Verhaltenstherapie der PTSD ist die Konfrontationstherapie. Das von der Arbeitsgruppe von Edna Foa entwickelte Modell der Konfrontationstherapie wird im Workshop vorgestellt. Dies ist ein für Patienten wie Therapeuten belastendes Verfahren mit der Notwendigkeit, die bisher vermiedenen Emotionen und Kognitionen zu mobilisieren und mittels Habituation zu bewältigen. In den letzten beiden Jahrzehnten wurden weitere spezifische Therapiemethoden entwickelt und evaluiert, z.B. die EMDR, die kurz gezeigt wird. Psychopharmaka reduzieren in kontrollierten Studien erfolgreich die PTSD-Symptomatik. Detailliert wird die medikamentöse Vorgehensweise im akuten wie auch chronischen Fall behandelt. Die Form und Wirksamkeit von Frühinterventionen ist umstritten. Aufgezeigt wird der aktuelle Forschungsstand. Die Wirksamkeit der genannten Verfahren in Metaanalysen und Cochrane-Analysen wird vergleichend vorgestellt, ebenso die Empfehlungen der neuen AWMF-Leitlinie zur PTSD. Der Workshop hat einen verhaltenstherapeutischen Schwerpunkt mit den am besten evaluierten und wirksamen Verfahren bei Typ I Trauma. Jedoch ist auch die Diagnostik und Behandlung von Typ II -Traumata Gegenstand des Workshops.
Die Begutachtung von Traumafolgestörungen wird ebenfalls vorgestellt.
Zielgruppe:
Assistenten in fortgeschrittener Weiterbildung sowie Fachärzte
Didaktische Methoden:
Vortrag, Video, eingehende Diskussion
Literaturangaben:
Frommberger, U., Nyberg, E., Angenendt, J., Lieb, K., Berger, M. (2019) Posttraumatische Belastungsstörungen. In: Psychische Erkrankungen (M. Berger, Hrsg.), S. 501-524, 6. Auflage, Elsevier Urban & Fischer, München
Das Interesse der Erwachsenenpsychiatrie und –psychotherapie am Thema der Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) hat in der letzten Dekade deutlich zugenommen. Dies ist der Einsicht geschuldet, dass bei vielen erwachsenen Patientinnen und Patienten, die klinisch unter der Diagnose einer atypischen Depression, Zwangsstörung, Angsterkrankungen aber auch Persönlichkeitsstörungen oder atypischen schizophreniformen Störungen behandelt werden, ein Asperger Syndrom oder eine Autismus Spektrum Störung der Schlüssel zum Verständnis der oft bunten Symptomatik ist. Diese Symptomatik reicht von heftigen psychosozialen Konflikten in den Familien, den Beziehungen oder am Arbeitsplatz bis hin zu vielfältigen oft atypischen Symptomen wie Kommunikationsstörungen, Missverständnissen, dissoziativen Zuständen, Anspannungszustände und psychosenahen Erlebensweisen. Nach unserer Erfahrung unterscheiden sich PatientInnen mit ASS, die sich primär in der Erwachsenenpsychiatrie vorstellen, durchaus von solchen, die bereits im Kindes- oder Jugendalter diagnostiziert wurden.
In diesem Workshop sollen die Besonderheiten dieser großen Patientenuntergruppe in Hinblick auf Symptomatik, komorbide andere psychische Symptome, Diagnostik und Therapie thematisiert werden. Unter anderem sollen dabei das in Freiburg entwickelte Konzept einer ambulanten Gruppentherapie und erste Erfahrungen mit einem spezifischen stationären Therapieprogram für diese Patientengruppe vorgestellt werden.
Folgende Einzelthemen werden bearbeitet:
• Klinische Präsentation des Asperger-Syndroms und anderer hochfunktionaler Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) in der Erwachsenenpsychiatrie anhand von Kasuistiken und Videopräsentationen
• Standards der klinischen und psychometrischen Diagnostik der ASS
• Neurobiologie der ASS dysexekutive Hypothese gestörte Theory of Mind defizitäre zentrale Kohärenz
• Komorbiditäten und atypische Präsentationen (Kasuistiken & Videos)
• Psychotherapie der ASS Ambulante Gruppentherapie Einzeltherapie Stationäre psychotherapeutische Behandlungskonzepte
• Kasuistische Falldiskussionen
• Beiträge von betroffenen Menschen mit Autismus zur Lebenswirklichkeit und zur Berufssituation
Partizipative und kollaborative Ansätze in der Evaluation und Forschung psychiatrischer Versorgungsfelder und Alternativen dazu werden in Deutschland bisher nur begrenzt eingesetzt. Dabei ist ihr Nutzen international beschrieben; sie führen zu veränderten Forschungsstrategien und neuen Wissensformen. Zugleich sind diese Ansätze herausfordernd, stellen in der Forschung hergebrachte Machtverteilungen und Rollendefinitionen in Frage und erfordern ein eigenes Vorgehen.
In dem Symposium werden die Ansätze, Methoden und Ergebnisse aus drei partizipativ und/ oder kollaborativ aufgestellten Forschungsprojekten vorgestellt und diskutiert. Diese Zusammenstellung soll einen Eindruck von der Vielfalt vermitteln, wie sich Projekte dieser Art umsetzen und entwickeln lassen. Kollaboration meint die Zusammenarbeit von Forschenden mit und ohne Psychiatrie- und Recovery-Erfahrungen innerhalb eines Forschungsteams, Partizipation die systematische Beteiligung von Akteursgruppen vor Ort.
Das erste Projekt setzte sich mit dem Thema der barrierefreien Arbeitsplätze für Menschen mit seelischen Behinderungen auseinander. Es zeigt, dass sich zahlreiche Elemente partizipativer und kollaborativer Forschungsansätze auch im Rahmen von Qualifikationsarbeiten umsetzen lassen.
Das zweite Projekt nutzt ein partizipatives und kollaboratives Design, um die Arbeitsansätze einer Anlaufstelle Psychiatrieerfahrener in Bochum zu untersuchen, in der sich Menschen seit 20 Jahren selbstorganisiert und gegenseitig unterstützen. Das Projekt zeigt, dass partizipative und kollaborative Ansätze in der Evaluation von Projek-ten der autonomen Selbsthilfe- und -vertretung unverzichtbar sind.
Das dritte Projekt nutzt einen kollaborativen Forschungsansatz, um das Erleben und die Bewertungen von Nutzenden psychiatrischer Modellvorhaben nach §64b SGB V zu untersuchen. Es verdeutlicht die Herausforderungen der Kollaboration im Rahmen eines multizentrischen, prospektiven und kontrollierten Versorgungsforschungsdesigns.
Das vierte Eingangsmerkmal des § 20 StGB umfasst in der gutachterlichen Praxis vor allem Persönlichkeitsstörungen und Störungen der sexuellen Präferenz. Allerdings finden sich in diesem Bereich der Schuldfähigkeitsprüfung die meisten unterschiedlichen gutachterlichen Bewertungen. Das Stellen einer psychiatrischen Diagnose ist nicht identisch mit der Bejahung des Kriteriums "schwere andere seelische Abartigkeit" und die Feststellung einer "schweren anderen seelischen Abartigkeit" sagt noch nichts über die Schuldfähigkeit aus. Wann erfüllt eine Persönlichkeitsstörung das Kriterium der sasA? Wann eine sexuelle Präferenzstörung? Das Seminar richtet sich an Kollegen, die sich in die strafrechtliche Begutachtung intensiver einarbeiten wollen (Anfänger/Fortgeschrittene).
Dieser Workshop hat zum Ziel, Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung auf die Neurologie-Rotation vorzubereiten.
Zumeist an typischen Fallbeispielen sollen diagnostische Pfade, differentialdiagnostische Überlegungen und therapeutische Optionen aufgezeigt werden. Hierfür erfolgt eine Unterteilung in die Themengebiete: vaskuläre Neurologie, Kopfschmerz/Schwindel, entzündliche Erkrankungen, Anfallserkrankungen, Bewegungsstörungen/degenerative Erkrankungen und periphere Neurologie.
Je nach Teilnehmerzahl werden zusätzlich in Kleingruppen Befunde interpretiert und diskutiert, sowie wertvolle Hinweise durch speziellen Untersuchungstechniken vermittelt.
Die Motivierung von Patienten gehört zum täglichen Geschäft von Therapeuten und Ärzten. Patienten müssen motiviert werden, die Medikamentencompliance aufrecht zu erhalten, eine Therapiemaßnahme zu beginnen, Verhaltensänderungen aktiv vorzunehmen oder auch nur ein Krankheitsmodell zu akzeptieren. Die Motivierende Gesprächsführung ist eine für den Einsatz mit unmotivierten Patienten entwickelte, wissenschaftlich fundierte und elegante Motivierungsstrategie. Sie verhilft den Therapeuten, ihre Ziele zu erreichen, ohne starke Widerstände auf Seiten des Patienten zu provozieren, oder geschickt mit dem Widerstand umzugehen.
Zielgruppe: Ärzte, Psychologen, Psychotherapeuten, Pflegekräfte, Sozialarbeiter; therapeutisches Fachpersonal
Ziel des Workshops ist es, dass die Teilnehmer sich sicher fühlen im Umgang mit unmotivierten Patienten.
Didaktische Methoden: Präsentation der Theorie im Vortrag, Demonstration der Techniken anhand konkreter Beispiele im Plenum und durch Videobeispiele; Erarbeitung von Methoden in Kleingruppen; Rollenspiele; Diskussion
Anorexia und Bulimia nervosa stellen komplexe mit vielfältigen Folgen verbundene Krankheitsbilder dar, die oftmals hohe Anforderungen an alle Beteiligten stellen.
Einführend werden die Krankheitsbilder der Anorexie und Bulimie in ihren zentralen diagnostischen Kriterien sowie typischen Verlaufs- und Erscheinungsformen vorgestellt.
Von einem gemeinsam erarbeiteten Störungsmodell werden die zentralen Zielsetzungen einer Behandlung abgeleitet:
Förderung eines geregelten Basisessverhaltens sowie Reduktion von Essattacken und gewichtsregulatorischen Maßnahmen;
Bearbeitung der Körperbildstörung;
Bearbeitung relevanter zugrunde liegender Problembereiche, hier v.a.
Förderung einer verbesserten Emotionswahrnehmung und -regulation;
Stabilisierung des Selbstwerterlebens und Förderung interaktioneller Kompetenzen.
In einem zweiten Teil erfolgt die Vorstellung grundlegender Behandlungsansätze und konkreter therapeutischer Interventionen sowohl für das stationäre als auch ambulante Setting.
Dabei fokussiert wird angesichts der bei Essstörungen charakteristischen Motivationsprobleme auf Strategien der Motivationsförderung in Verbindung mit Interventionen des Ernährungsmanagements.
Abschließend erfolgt ein Überblick über selbstwertbezogene Interventionen und Möglichkeiten der Körperbildarbeit, hier v.a. Spiegelexpositionen.
Zielgruppe
Ärzte und Psychologen mit psychotherapeutischen Basiskenntnissen.
Didaktische Methoden
Methodisch umfasst die Fortbildung Elemente theoretischer Vermittlung (PowerPoint-Präsentation), Falldarstellungen (Videodemonstrationen) und je nach Verlauf kurze Übungselemente.
Literaturangabe:
Vocks, S. & Legenbauer, T. (2005)
Manual der kognitiven Verhaltenstherapie bei Anorexie und Bulimie. Springer
Fairburn, C. G. (2012)
Kognitive Verhaltenstherapie und Essstörungen. Stuttgart: Schattauer
Schweiger, U. & Sipos, V. (2012)
Therapie der Essstörung durch Emotionsregulation. Stuttgart: Kohlhammer
Bei der Angewandten Improvisation werden Prinzipien und Methoden aus dem Improvisationstheater gezielt auf andere Bereiche, hier den therapeutischen Kontext, übertragen. Improvisationstheater ist eine interaktive Theaterform, bei der die Schauspieler gemeinsam spontan aus dem Moment heraus und ohne Absprache Charaktere, Szenen und Geschichten entwickeln. Diese Theaterform bietet zahlreiche Techniken bzw. Übungen, u.a. um die Aufmerksamkeit für das Gegenüber zu stärken, Angebote von InteraktionspartnerInnen zu akzeptieren („Yes and…“-Prinzip) und einen flexiblen Umgang mit Ideen zu entwickeln.
Die Angewandte Improvisation bietet dabei ein großes Potential sowohl für die Arbeit mit PatientInnen als auch für die Reflexion der eigenen therapeutischen Haltung. Ziele der Angewandten Improvisation sind u.a. die Förderung der Wahrnehmungsgenauigkeit für eigene körperliche Haltungen und Impulse und die Impulse der Interaktionspartnerinnen, die Verbesserung der Mentalisierungsfähigkeit bzw. Empathie sowie die Förderung von annäherungsorientiertem (statt vermeidungsorientiertem) Verhalten. Darüber hinaus kann die Angewandte Improvisation spielerisch zur Flexibilisierung des Interaktionsverhaltens (i.S. von Cirkumplexmodellen wie dem Kiesler-Kreis) beitragen und neue positive Erfahrungen der Interaktion und Zusammenarbeit in Gruppen und Teams ermöglichen. Nicht zuletzt werden Spontaneität und Assoziationsfähigkeit trainiert. Auf der Seite der Therapeuten ermöglicht die Angewandte Improvisation zudem die Einübung des Arbeitens mit Brüchen in der therapeutischen Allianz als rupture-repair Prozess.
In dem Workshop werden erste Befunde und aktuelle Projekte zum Einsatz Angewandter Improvisation im klinischen Kontext vorgestellt. Der Fokus des Workshops liegt auf praktischen Übungen, bei denen die Teilnehmer spielerisch die eigene Haltung erleben, reflektieren und mit viel Spaß Neues ausprobieren können.
Für die individuelle Therapiegestaltung eröffnen moderne verhaltenstherapeutische Verfahren vielfältige Möglichkeiten. Gemeinsam ist ihnen, dass sie als Fertigkeitentraining angelegt sind. Die Fertigkeiten, die jeweils trainiert werden, sind jedoch sehr unterschiedlich. Konzentrieren sich die Akzeptanz und Commitmenttherapie (ACT) und die Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) vor allem auf intra- und extrapsychische Prozesse des Patienten, beschäftigt sich das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) schwerpunktmäßig mit dem interpersonellen Kontext.
Dieser Workshop vermittelt einen lebendigen Eindruck, wie einzelne Methoden aus der ACT, dem CBASP und der DBT geschickt eingesetzt werden können, um schwierige Therapiesitzungen zu meistern (z.B. Non-Compliance, schwierige Patienten-Therapeuten-Beziehung, Suizidalität, Selbstverletzung). Dabei werden diese Verfahren sowohl im Einzelnen vorgestellt als auch praxisnah demonstriert. Neben der Möglichkeit, konkrete Patientenfälle zu diskutieren, werden alle Teilnehmer*innen vielfältige Anregungen erhalten, wie sie ihre psychotherapeutische Arbeit zukünftig noch effektiver gestalten können.
Zielgruppe:
Ärztliche und psychologische Psychotherapeut*innen, Student*innen der entsprechenden Fachrichtungen, Psycholog*innen (Diplom/Master)
Methoden
• Kurzvorträge
• Gesprächsdemonstrationen
• interaktive Rollenspiele
• erlebnisorientierte Übungen
• Austausch und Reflexion
Ziel:
Selbsterleben und Erweiterung der eigenen Methodenvielfalt
Literatur
• Hayes SC & Lillis J (2014) Acceptance and commitment therapy processes. In G. VandenBos, E. Meidenbauer, & J. Frank-McNeil (Eds.) (2014). Psychotherapy theories and techniques: A reader (pp. 11-17). Washington, DC: American Psychological Association
• McCullough J.P (2000) Treatment for Chronic Depression. Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy. New York: Guilford Press
• Linehan M (2014) DBT Skills Training Manual. New York: Guilford Press
Die interpersonelle Psychotherapie gehört neben der Kognitiven Verhaltenstherapie zu den am besten untersuchten und evidenzbasierten Verfahren in der Depressionsbehandlung. Der Ansatz wurde ursprünglich speziell für die ambulante Behandlung depressiver Episoden entwickelt und sieht 12-20 Sitzungen von 50-minütiger Dauer vor. Eine daran anschließende Erhaltungs-IPT erwies sich in neueren Studien als sinnvoll.
Das schulenübergreifende Modell der IPT konzeptualisiert Depression als multifaktoriell bedingte Erkrankung, die jedoch stets in einem interpersonellen Kontext steht. Die therapeutische Arbeit setzt deswegen lebensnah an belastenden Beziehungen und sozialen Rollen an (z.B. Rollenwechsel, Partnerschaftskonflikt, Rollenüberforderung, Trauer, neu auch Arbeitsstress). Ziel ist neben der Bearbeitung der interpersonellen Probleme der Erwerb sozialer und kommunikativer Fertigkeiten und das Nutzen des sozialen Beziehungsnetzes zur Bewältigung der Probleme. Spezifische interpersonelle Techniken (z.B. Kommunikationsanalyse) wie auch Techniken anderer Therapieschulen (z.B. Gefühlsaktualisierung, Klärung, Rollenspiele) kommen gleichermaßen zum Einsatz.
Zielgruppe:
Da sich die IPT-Techniken für die Behandlung depressiver Patienten im ambulanten und stationären Rahmen bewährt haben, richtet sich der Workshop an Psychiater, Psychologen und Neurologen in Kliniken und Praxen
Didaktische Methode:
Nach einer kurzen Einführung werden im Workshop anhand zahlreicher Falldarstellungen, Demonstrationen, praktischer Übungen und Rollenspiele spezifische Techniken erprobt und eingeübt.
Was ist C/L Psychiatrie und Psychosomatik? Zur Epidemiologie psychiatrischer Störungen in der somatischen Versorgung, Modelle der konsiliarpsychiatrischen Versorgung.
Welche psychotherapeutischen Grundkenntnisse braucht der CL-Psychiater?
Spezieller Teil: Differentielle Diagnostik und Therapie häufiger Krankheitsbilder im psychiatrischen Konsiliardienst:
- Delir – ein biopsychosozialer Notfall. Was muss der CL-Psychiater wissen? Was kann der CL-Psychiater vom Internisten oder Chirurgen erwarten?
- Depressionsbehandlung bei körperlich Kranken
- Probleme bei der konsiliarischen Behandlung von Patienten mit komorbiden Sucht- und körperlichen Erkrankungen
- Verhaltensauffälligkeiten bei Menschen mit geistiger Behinderung und körperlichen Erkrankungen
- Arzneimittelinteraktionen von Psychopharmaka und internistischer Medikation
- Somatoforme Störungen
Zielgruppe:
Assistenzärzte in Weiterbildung und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie (anrechenbar für das DGPPN-Zertifikat Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Konsiliar- und Liaisondienst, vgl. http://www.dgppn.de/karriere/zertifizierungen/zertifikat-konsiliardienst.html)
Methode:
Mischung aus mediengestützten Schwerpunktreferaten, Falldarstellungen mit Videovorführung, Gruppendiskussion unter Einbeziehung der Teilnehmer, Kleingruppenarbeit, Handouts (wichtig: bitte von der DGPPN-Kongressseite herunterladen
Literatur:
1. Diefenbacher A, Burian R, Härter M: Konsiliar- und Liaisondienste für psychische Störungen. In: Berger M (Hrsg.) Psychische Erkrankungen Klinik und Therapie, Urban & Fischer München, 6. Auflage, 2018, S. 777-793
2. Diefenbacher A (2014) Psyche und Soma – was kann der Konsiliar- und Liaisonpsychiater beitragen? Neuropsychiatrie, Springer, DOI 10.1007/s40211-014-0126-6
3. Crossing the bridge - A prospective comparative study of the effect of communication between a hospital based consultation-liaison service and primary care on general practitioners' concordance with consultation-liaison psychiatrists' recommendations. Burian R, Franke M, Diefenbacher A, Journal of Psychosomatic Research (2016), 86, 53-59.
4. Establishing a nurse-based psychiatric CL service in the accident and emergency department of a general hospital in Germany.Burian R, Protheroe D, Grunow R et al. Nervenarzt (2014). 85 (9). 1217-25.
5. Prevention of postoperative delirium-A prospective nurse-led intervention on surgical wards in a
general hospital. T Kratz, A Diefenbacher. European Psychiatry (2016) 33, S.483
6. Dreher A, Burian R (2015) Konsiliardienst in der Notaufnahme - die hohe Kunst der zivilisierten
Zusammenarbeit. In: Elstner S, Schade C, Diefenbacher A (Hrsg): Starterkit Klinikalltag.
Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin. S. 84-97
Die Arbeit in Psychiatrischen Institutsambulanzen erfordert die Kooperation aller beteiligter Berufsgruppen mit ihren spezifischen Ausbildungsgängen und Kenntnissen sowie die Passung der jeweiligen Menschen im therapeutischen Team. Ziel ist eine flexible und personenzentrierte ambulante Behandlung mit den Mitteln des Krankenhauses für Menschen mit chronisch verlaufenden psychischen Störungen und/ oder in akuten psychischen Krisen. Die wertschätzende lösungsorienteire Haltung der Systemischen Therapie in Kombination mit den spezifischen Techniken in der Arbeit mit und in komplexen Systemen ermöglicht in diesem Umfeld Veränderungen und Entwicklungen für die Betroffenen, ihre Angehörigen und relevante Bezugspersonen, die so nur schwer oder gar nicht durch individualpsychologische Verfahren in die Wege geleitet und erzielt werden können. Im Workshop werden Grundlagen der Systemischen Therapie in der psychiatrisch institutsambulanten Arbeit für Mitarbeitende unterschiedlicher Berufsgruppen vermittelt. Aktuelle Themen aus der Alltagspraxis der Teilnehmer werden mit diesen methodischen Aspekten verknüpft und in einen erweiterten Kontext gestellt. Für die Zeit nach dem Kongress werden wir konkrete Handlungsschritte erarbeiten, die die Teilnehmer mit einfachen Mitteln umsetzen können. Zielgruppe: Mitarbeitende unterschiedlicher Berufsgruppen in multiprofessionellen PIA-Teams
Die Konfrontation mit existentiellen Fragen, Werten und Einstellungen hat vor dem Hintergrund unterschiedlicher soziokultureller Traditionen zu einem Einzug dieser Themen in die psychotherapeutische Praxis geführt. Eine zunehmend kultur-, religions- und migrationssensible Psychotherapie prägt den therapeutischen Alltag in Deutschland. Dieser vom Referat „Spiritualität und Religiosität in der Psychiatrie“ organisierte Workshop möchte existentielle Themen exemplarisch an Abschied, Trauer, Schuld und Einsamkeit, aber auch Hoffnung als besonderer Ressource in Bezug zu Psychiatrie und Psychotherapie aus literarisch-philosophischer, künstlerischer, religiöser (Islam, Judentum, Christentum, Buddhismus, Hinduismus, chinesische Religionen) sowie einer konfessionslos-atheistischen Perspektive vorstellen und gemeinsam mit den TeilnehmerInnen und ihren jeweiligen weltanschaulichen Hintergründen diskutieren. Die klinischen Erfahrungen der TherapeutInnen wie die existentiellen Schicksalsschläge von KlientInnen treffen hier aufeinander und wollen gewürdigt werden. Das Gespräch kann sich an folgenden 3 Leitfragen orientieren:
1. Wie beeinflusst die eigene religiöse Grundeinstellung den Umgang mit existentiellen Themen im spezifischen Kontakt des therapeutischen Settings?
2. Welche Hilfen bieten kulturell-religiöse Traditionen speziell für Geflüchtete im gruppentherapeutischen Behandlungssetting?
3. Welche Probleme können aus der Interaktion zwischen Therapeut und Klient bei unterschiedlichem weltanschaulichem Hintergrund im Gruppenprozess entstehen? Wie können jene professionell bewältigt werden?
Aufgrund der Ergebnisse religionswissenschaftlicher Forschung können Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Impulse und Perspektiven für die therapeutische Praxis u.a. unter den oben genannten 3 Leitfragen zur Sprache kommen. Die Referenten gehen davon aus, dass Wissen über den weltanschaulichen Hintergrund des Klienten die Kompetenz im Umgang mit diesen Themen im Rahmen der Psychotherapie gewinnbringend verbessern kann. Der Workshop möchte zudem den Dialog der TeilnehmerInnen bis hin zur Selbstreflexion über die eigene Wertorientierung, auch in religiös-kultureller Hinsicht anregen und als individuelle Ressource nutzbar machen. Werden Wissenswertes und Fallstricke im kultur- und religionssensiblen gruppentherapeutischen Umgang u.a. mit Geflüchteten in den Fokus gerückt, so kann eine Art „erweiterte Feldkompetenz“ für alltägliches therapeutisches Handeln speziell im Umgang mit existentiellen Themen in einer zunehmend globalisierten Welt mit diversen Weltanschauungen entstehen.
In diesem Workshop werden Grundlagen der Liquordiagnostik dargestellt. Indikation, Präanalytik von der Liquorpunktion bis zu Versand, Blutbeimengung etc. werden besprochen. Auf die Bedeutung der Multiparameteranalytik und methodische Aspekte wird hingewiesen. Ferner ist der integrierte Gesamtbefund mit technische und medizinischer Plausibilitätsprüfung und medizinischer Befundsbedeutung insbesondere für psychiatrische Patienten Teil des Kurses. Zum Abschluss werden Befundungsübungen mit den Teilnehmern durchgeführt.
Diese Veranstaltung findet im Rahmen des eMEN-Projektes statt und ist öffentlich zugänglich. Mehr Informationen zu Programm und Projekt finden Sie auf der DGPPN Kongresswebseite unter https://www.dgppn.de/schwerpunkte/e-mental-health/emen20191129.html und auf der eMEN-Projekt Website: www.nweurope.eu/emen
Nebenwirkungen der Psychotherapie können definiert werden als unerwünschte Ereignisse, die durch eine korrekt durchgeführte Psychotherapie verursacht werden. „Sich vom Therapeuten abhängig fühlen“ kann eine derartige Nebenwirkung sein, wobei Studien darauf hinweisen, dass diese vergleichsweise häufig vorkommt. In diesem Zusammenhang erscheint die Einteilung von Fäh (2018) hilfreich, der gutartige von maligner Abhängigkeit unterscheidet, da erstere vermutlich das Therapieergebnis nicht negativ beeinflusst, letztere jedoch zu Verlängerungen, Abbrüchen oder Verschlechterungen führen kann. Daher erscheint die Prävention der malignen sowie der Umgang mit der gutartigen Nebenwirkung relevant.
Das Symposium widmet sich praxisnah dem Umgang mit der vom Patienten gefühlten Abhängigkeit zum Therapeuten aus den folgenden vier verschiedenen Psychotherapieperspektiven: Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (E.L. Brakemeier), Schematherapie (E. Roediger), Mentalisierungsbasierte Therapie (S. Taubner) und Psychodynamische Psychotherapie (B. Strauß).
Die vier Referenten werden nach einer kurzen Einführung in ihre spezifische Therapieform jeweils an demselben Patientenbeispiel (Schauspielpatient: C. Banzhaf) durch Live-Rollenspiele verschiedene Umgangsweisen demonstrieren. Das Ziel besteht darin, dass das Publikum Handlungswissen darüber erhält, wie Therapeuten konstruktiv mit dieser Situation umgehen können.
Abschließend erfolgt eine Diskussion bezüglich Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu den verschiedenen Umgangsweisen mit dieser schwierigen Interaktionssituation, wobei das Publikum sowie der Schauspielpatient und die vier Referenten eingebunden werden.
Laut einer im November 2018 vom Bundeskriminalamt veröffentlichten Studie waren 2017 in Deutschland mehr als 138‘000 Personen von Gewalt in Paarbeziehungen betroffen. Dabei kam es zu 179 vollendeten Tötungsdelikten, die in ca. 60% Ehepartner betrafen.
Die Problematik ist für viele Bereiche der Psychiatrie (Kinder- und Jugendpsychiatrie, Allgemeinpsychiatrie und Forensische Psychiatrie) relevant: In den erstgenannten Bereichen geht es um die Behandlung von Opfern. Die Forensische Psychiatrie wiederum beschäftigt sich mit dem Risikopotential bestimmter Tätergruppen. Allen Disziplinen gemeinsam ist das Ziel, ähnliche Delikte durch adäquate Hilfsangebote zu verhindern. Für diese Präventionsarbeit ist insbesondere die Behandlung (kindlicher) Opfer relevant, denn diese tragen ein erhöhtes Risiko, im Erwachsenenalter ebenfalls häusliche Gewalt auszuüben.
Das Symposium wird die komplexe Problematik mit jeweils zwei Vorträgen, die sich mit den Tätern bzw. Opfern beschäftigen, ausloten:
Zunächst wird Elmar Habermeyer einen Überblick über kriminologische Daten, Tätermerkmale und Risikoerfassung geben. An-schliessend wird sich Thomas Gerber, der bei der Kantonspolizei Zürich als Brücken-bauer tätig ist, mit interkulturellen Aspekten der häuslichen Gewalt auseinandersetzen und Wege skizzieren, mit Tätern an der Korrektur ihrer zugehörigen Narrative zu arbeiten.
Anschliessend geht es um – auch langfristige - Auswirkungen häuslicher Gewalt, wobei Manuela Dudeck sich mit der Möglichkeit des Übergangs zu einer späteren Tä-terschaft beschäftigt. Sabine Herpertz setzt sich mit dem späteren Elternverhalten Be-troffener und Merkmalen der nachfolgenden Generation auseinander.
Ziel des Symposiums ist es, das Bewusstsein der Besucher aus allen Disziplinen für dieses wichtige Thema zu wecken bzw. durch wesentliche Informationen zu schärfen. Die Zuhörer werden darüber hinaus praxisrelevante Vorschläge zum Umgang mit Opfern und Tätern erhalten.
Dissoziative Symptome und Störungen werden trotz beachtlicher Prävalenzzahlen in der Praxis oft übersehen, nicht diagnostiziert und somit in der Behandlung nicht berücksichtigt. Mit Einschränkungen in kognitiven und emotionalen Bereichen, Veränderungen des Bewusstseins bis hin zu Störungen der Identität und der Körperkontrolle hat Dissoziation ein breites Spektrum an Auswirkungen auf das psychosoziale Funktionsniveau der Betroffenen und ihres Umfeldes.
Im ersten Teil des Vortrages geben wir einen Überblick über die wechselvolle Geschichte des Begriffes der Dissoziation und stellen die Klassifikation und Phänomenologie dissoziativer Symptome und Störungen dar. Im Anschluss werden Befunde zur Ätiologie und Neurobiologie der Dissoziation dargestellt. Im zweiten Teil des Vortrages wird zunächst ein Überblick zur Datenlage der psychotherapeutischen Behandlung gegeben. Abschließend werden spezifische Behandlungselemente beschrieben, die sich als hilfreich und wirksam in der Behandlung von Dissoziation erwiesen haben.
Es werden die psychopharmakologischen Behandlungsstrategien bei speziellen Patientengruppen dargestellt.
Hiemke beschäftigt sich mit der Pharmakotherapie bei Migranten. Patienten mit asiatischem oder afrikanischem Hintergrund scheinen niedrigere Dosen zu benötigen als Mitteleuropäer. Genetische Varianten von Arzneimittel metabolisierenden Enzymen der Cytochrom P450-Familie treten in diesen Patientengruppen gehäuft auf. Es wird empfohlen, bei Patienten mit Migrationshintergrund bei einer Pharmakotherapie die Wirkstoffkonzentrationen im Blut zu überprüfen.
Messer befasst sich mit der Psychopharmakotherapie psychischer Störungen bei urogenitalen Erkrankungen. Diese führen häufig auch zu psychiatrischen Symptomen. Für die Behandlung psychiatrischer Störungen bei diesen somatischen Erkrankungen ist eine Kenntnis der Pharmakologie sowohl von Psychopharmaka als auch Internistika notwendig. Es werden die wesentlichen Therapiestrategien der komorbiden psychischer Störungen bei Patienten mit urogenitalen Erkrankungen dargestellt.
Bergemann geht der Frage nach, welche Tranquilizer und Hypnotika bei Angst- und Schlafstörungen in der Schwangerschaft eingesetzt werden können. Schlafstörungen können insbesondere im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen eine Indikation für den Einsatz von Hypnotika darstellen. Es wird die aktuelle Datenlage v.a. des Einsatzes von Benzodiazepinen und Z-Drugs sowie weiterer Tranquilizer und Hypnotika in der Schwangerschaft dargestellt.
Schönknecht widmet sich der Pharmakotherapie von Wahnsyndromen im Alter. Sie haben ohne eine manifeste begleitende Demenz eine hohe phänotypische Spezifität. Paranoide Syndrome bei demenziellen Erkrankungen stehen hingegen in der differentialdiagnostischen Herausforderung von sekundärer Verhaltensstörung und Delirium. Ihre Therapie wird v.a. von der Primäraffektion des ZNS bestimmt. Vor dem Hintergrund der differentiellen Indikation wird die Psychopharmakotherapie von Wahnsyndromen im Alter diskutiert.
Die schnelle Wirksamkeit von Ketamin zur Depressionsbehandlung ruft ein enormes Interesse von Patienten, Grundlagenwissenschaftlern und Klinikern hervor. In kaum einem anderen Feld der Psychiatrie gibt es eine so dynamische Entwicklung im präklinischen und klinischen Bereich, aber auch so viele unrealistische Erwartungen und kommerziellen Wildwuchs. Es ist unbedingt notwendig, Kliniker besser über diese Behandlungsstrategie zu informieren und verlässliche Standards zu entwickeln. Ketamin bietet die Chance, aus der Innovationskrise der Monoaminhypothese herauszukommen und auch die Pathophysiologie der Depression besser zu verstehen. Auch in Deutschland wurden in den letzten Jahren umfangreiche Studien zu Ketamin durchgeführt; in diesem Symposium wird der Stand der Forschung zusammengefasst und die aktuellen Befunde der beteiligten Gruppen präsentiert.
Zunächst fasst Prof. Claus Normann (Freiburg) das aktuelle Wissen zu den Wirkmechanismen von Ketamin in Abgrenzung zu den klassischen Antidepressiva zusammen. Eine besondere Rolle dabei spielt die Beeinflussung der synaptischen Plastizität und des BDNF-Pathways, was er in eigenen Studien zeigen konnte. Prof. Malek Bajbouj (Berlin) geht in seinem Beitrag auf die klinische Studienlage zum Einsatz von Ketamin beim Menschen ein und geht insbesondere darauf ein, welche Patienten von Ketamin profitieren könnten. Im Folgenden spricht Prof. Martin Walter (Tübingen) zu den Nebenwirkungen der Therapie und geht der Frage nach, in wie weit periphere und zentrale Nebenwirkungen antidepressiver Ketamininfusionen prädiktive Marker für die Wirksamkeit der Substanz sein können und zeigt dazu Befunde aus Klinik und Bildgebung. Abschließend geht PD Dr. Maria Gilles (Mannheim) auf die praktische, klinische Anwendung von Ketamin bei depressiven Patienten ein. Sie wird die Indikationen und die mögliche klinische Standardisierung hinsichtlich Protokollen, Aufklärung, Durchführung und Überwachung vorstellen.
Unter Elektrokonvulsionstherapie (EKT) kommt es bei manchen Patienten zu vorübergehenden kognitiven Defiziten. Ihr Ausmaß, ihr zeitlicher Verlauf und Ihre Bedeutung im Alltag werden seit mehreren Jahrzehnten leidenschaftlich diskutiert.
Um die Thematik zu verdeutlichen, wird in unserem Symposium zunächst eine Betroffene berichten. Vor einigen Jahren wurde sie wegen einer therapieresistenten Depression erfolgreich mit EKT behandelt. Ihr Zustand hat sich seither erfreulich gut stabilisiert. Allerdings leidet sie auch heute noch unter Beeinträchtigungen des autobiographischen Gedächtnisses und fühlt sich damit nicht ausreichend ernst genommen.
Danach wird Alexander Sartorius die wissenschaftliche Evidenz zusammenfassen. Mit den heute bekannten Methoden lassen sich keine strukturellen Schäden des Gehirns finden. Im Gegenteil legen Befunde inzwischen eine Regeneration von Hirngewebe nahe, das im depressiven Krankheitsverlauf zuvor beeinträchtigt war. Neuropsychologische Untersuchungen konnten bisher trotz intensiver Bemühungen keine langanhaltenden Gedächtnisstörungen nach EKT nachweisen.
NNB wird die Sicht der Angehörigen auf die EKT darlegen. Deren Beobachtungen könnten den Behandlern Hinweise geben, wie sie den Patienten mit länger andauernden Gedächtnisbeschwerden besser gerecht werden können.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist der Umgang der Öffentlichkeit mit dem Thema EKT und Gedächtnisstörungen. Im Lauf der vergangenen Jahrzehnte haben sich in Film und Literatur skurrile Beispiele angesammelt, die verdeutlichen, wie stark das Thema die Phantasie anregt und Voyeur-artige Interessen weckt. Möglicherweise deshalb waren einige sehr erfolgreich wie der Film "Einer flog übers Kuckucksnest“ mit Jack Nicholson von 1975. Diesen Mythos haben EKT-Kritiker als Steilvorlage genutzt, um unrealistische Ängste zu wecken. Aus der Diskussion zum Symposium erhoffen wir uns einige Vorschläge im Umgang mit den Patienten und zu therapeutischen Möglichkeiten.
Regisseur Ernst Klee hat Anfang der 1990er Jahre die menschenverachtende Unterbringung geistig behinderter und psychisch kranker Patienten in der DDR offengelegt, die bis in die Nachwendezeit hineinreichte. Die Session startet mit einer historischen Einordnung. Nach dem Film stehen die Experten für eine Diskussion mit dem Publikum zur Verfügung.
Neuropsychiatric disorders, such as schizophrenia and autism, are highly heritable, polygenic diseases. Thus, delineating polygenic contributions that increase vulnerability and identifying their impact on the brain is a key requirement to understand the molecular mechanisms underlying psychiatric disorders. As copy number variations (CNVs) - large deletions or duplications of DNA - span over multiple genes and show high penetrance, they are ideal candidates to study these mechanisms. Our panel will present different approaches in this field that span rodent and human work.
Alessandro Gozzi will present mouse resting-state fMRI studies to deconstruct the heterogeneous expression of functional connectivity in autism spectrum disorders (ASD) by imaging multiple genetic models and by linking mechanistic pathways to specific connectional fingerprints in human populations. This work indicates that autism-related mutations alter brain-wide oscillatory fMRI network dynamics.
Andreas Meyer-Lindenberg will present profiles of brain connectivity and morphology alterations in 22q11.2, 15q13.3 and 1q21.1 CNV mouse lines and delineated systems-level brain changes, which could provide a translational endophenotype for understanding the pathophysiological mechanisms behind the liability to neuropsychiatric traits associated with these deletions..
Thomas Nickl-Jockschat will present results derived from novel approaches linking changes of brain structure and function to spatial gene expression patterns in different mouse models of CNVs associated with schizophrenia and autism. These tools allow to form data-driven hypotheses about molecular underpinnings that can be later tested in the wet lab.
Bogdan Draganski will present multi-parameter human MRI findings in 16p11 and 1q21 deletion and duplication carriers to show their impact on gradients of iron distribution and link these to behavioural phenotypes. This approach allows inference on microstructural changes in human carriers.
The onset, course and severity of bipolar disorder appear to be strongly modulated by regional light conditions and light-oriented behaviour. Seasonal variations in the incidence of depression, mania and suicidality have repeatedly been described. So far however, no sufficiently explanatory neurobiological model has been developed. The discovery of intrinsically photosensitive Retinal Ganglion Cells (ipRGC) containing the photopigment melanopsin, and their projections to many non-visual brain regions, has improved the understanding of the neuroanatomical links between light input, circadian rhythms, sleep, and mood.
Whereas the light therapy is well established as efficacious in seasonal affective disorder, the use of light therapy in bipolar depression remains more controversial.
Anna Wirz Justice will give a brief overview of circadian physiology and non-visual light effects, and summarise the evidence for the use of light therapy in bipolar depression. Michael Bauer will present new data on a large multinational sample (n=5536) of patients with bipolar-1 disorder linking age of onset and the incidence of suicide attempts to changes in regional light intensity (solar insolation). Exploring the potential neurophysiological mechanisms of non-visual light effects in patients, Philipp Ritter will present the results of two studies using narrow bandwidth blue light under laboratory conditions (n=90 & n=80) to evaluate melatonin suppression and phase shift in patients with bipolar-1 disorder. Finally, Francesco Benedetti will give a synopsis of chronotherapeutic combinations: light-therapy with antidepressant drugs, lithium or changes of the sleep wake cycle (sleep deprivation, sleep phase advance) for the treatment of depressive episodes and breakthrough suicidal ideation in bipolar disorder. His data suggest complex key mechanisms are involved in clinical response - rapid restoration of structural and functional cortico-limbic connectomics and synaptic homeostasis, together with monoaminergic potentiation and changes in glutamate neurotransmission.
Verzögert im Vergleich zu einigen anderen westlichen Ländern, beginnen auch in Deutschland unterschiedliche Initiativen, die bisherigen Objekte der Behandlung in die psychiatrische Praxis und Forschung als Wissensträger einzubeziehen. Diese Initiativen entstehen in den Zeiten der UN Behindertenrechtkonvention, welche ein grundsätzliches Umdenken im gesellschaftlichen Umgang mit den Menschen fördert, die in psychiatrische Behandlung kommen. Mit ihrem klaren menschenrechtlichen Diskurs und mit einer sozialen Betrachtungsweise, impliziert die Umsetzung der UN BRK nicht nur substanzielle Veränderungen innerhalb der Psychiatrie; vielmehr erfordert sie einen Zusammenschluss unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure, damit eine menschenwürdige und verantwortungsvolle Umgangsweise mit dem einsetzen kann, was üblicherweise als psychische Erkrankung bezeichnet wird. Um die Bestimmungen der BRK für Menschen mit psychiatrischen Diagnosen zur Realität werden zu lassen, ist eine Anerkennung und ein konsequenter Einbezug der distinktiven Sichtweisen und Wissensformen derjenigen Menschen, um deren Leben es in erster Linie geht, unabdingbar.
Bei den Versuchen, mit Psychiatriebetroffenen in diesem Sinne zusammenzuarbeiten, steht immer wieder der Wunsch nach übertragbaren Projektbespielen und sogenannten best practice Modellen im Vordergrund. Wesentlich seltener werden dabei die strukturellen Rahmenbedingungen berücksichtigt, die sich jedoch auf die Realisierung von Partnerschaften und Partizipation entscheidend auswirken.
Dieses Symposium nimmt sich dieser häufig vernachlässigten Fragen nach den Voraussetzungen für die Koproduktion des Wissens an. Von unterschiedlichen Standpunkten ausgehend und auf der Basis ihrer bisherigen Arbeitserfahrungen, stellen die vier Vortragenden ihre eigenen Sichtweisen auf dieses Thema dar. Die Referate sind als Anregung gedacht für alle, die neue Wege ausprobieren und zu den anstehenden Veränderungsprozessen beitragen möchten.
Mit dem Inkrafttreten des Bundesteilhabegesetzes in Deutschland zum 1.1.2017 wurde ein umfassendes Gesetzespaket auf den Weg gebracht, welches auch Menschen mit psychischen Behinderungen wesentliche Verbesserungen bringen soll. Knapp 3 Jahre später und kurz vor Inkrafttreten eines Herzstückes des BTHG - der reformierten Eingliederungshilfe- ziehen wichtige Akteure eine erste Zwischenbilanz und blicken auf die noch anstehenden Umsetzungsschritte. Die Bundesregierung, repräsentiert durch das BMAS, wird die dem BTHG zugrunde liegenden Grundsätze darstellen und über erste Erkenntnisse und weitere Schritte bei der Umsetzung des BTHG berichten. Von anderen Vertretern werden auch kritische Aspekte beleuchtet werden, die einige prominente Vertreter bereits im Vorfeld umfangreich angemahnt haben. Hierbei wird es u.a. um die Frage gehen, ob die Vorgabe, Menschen mit (psychischen) Behinderungen aus dem Fürsorgesystem herauszulösen, wirklich umgesetzt werden kann und wird. Das BTHG stellt vor allem die Träger der Eingliederungshilfe und die Leistungserbringer vor vielfältige Herausforderungen. Diese sind u.a. aufgefordert, ihre Organisationsstrukturen, Arbeitsprozesse und die Personalstruktur zu überdenken, um neben der Anwendung des neuen Rechts zur Leistungsgewährung auch den umfangreichen Koordinations-, Kooperations-, Beratungs- und Unterstützungsaufgaben gerecht zu werden. Vertreter eines regionalen und eines großen überregionalen Trägerverbundes in Deutschland berichten über Ihre Erfahrungen, Chancen und Barrieren im Umsetzungsprozess der Forderungen aus dem BTHG.
Die Stärkung der Patientenselbstbestimmung durch den Einsatz von Vorausverfügungen, z.B. Patientenverfügungen oder Behandlungsvereinbarungen, wird von vielen unterschiedlichen Akteuren regelmäßig gefordert. Auf der anderen Seite berichten Kliniker, dass es im klinischen Alltag trotz hohen Engagements eher selten zum Abschluss einer Vorausverfügung kommt und dass bisweilen erst in der Folge einer Vorausverfügung eine schwierige ethische Konfliktsituation in der psychiatrischen Praxis entsteht.
Das geplante interdisziplinäre Symposium verfolgt das Ziel, durch aktuelle Beiträge aus der Medizinethik und der psychiatrischen Versorgungsforschung Hindernisse für die Implementierung von Vorausverfügungen zu identifizieren und Lösungsansätze zu entwickeln. Aus medizinethischer Perspektive werden zum einen Herausforderungen durch die UN-Behindertenrechtskonvention diskutiert, zum anderen wird mit sog. Odysseus-Verfügungen ein innovativer Typ von Vorausverfügungen vorgestellt und im Kontext internationaler Erfahrungen analysiert. Aus der Sicht der psychiatrischen Versorgungsforschung werden in zwei empirischen Beiträgen vorläufige Ergebnisse einer multizentrischen Studie zu Behandlungsvereinbarungen bei Menschen mit Schizophrenie vorgestellt.
Wenn Menschen sich begegnen, dann geht es um die Resonanz zwischen den Beteiligten. Denn wenn etwas zwischen helfenden und unterstützungsbedürftigen Menschen ins Schwingen kommt, dann sind Begleitungsprozesse gelungen. In der Psychiatrie-Forschung von Morgen muss es darum gehen, die entscheidenden Momenten in der interkulturellen Begegnung aufzuspüren, in denen Beziehung gelungen ist. Unter anderem denken die Vortragenden über den Resonanz-Begriff Hartmut Rosas nach, nähern sich Phänomenen, die in der Begleitung immer wieder auftauchen. Mit Erfahrungen aus der Praxis und Ergebnissen aus der Forschung wird überlegt, wie aus einer Entfremdungserfahrung mit der eigenen Seele Verortungen in der Fremde werden können. Aus der Verletzlichkeit des Einzelnen sind Erfahrungen des Starkwerdens zu unterstützen.
Digital assistive technology devices (ATD) usable at point of care (i.e., patients’ resident homes) have three potential key applications for older people with manifest or prodromal stages of dementia:
1. Continuous monitoring of the cognitive and functional status in everyday environment to identify early signs of pathological change in long-term prevention clinical studies.
2. Real world evidence on the effect of treatments on cognitive and functional abilities in intervention clinical trials.
3. Assisted living systems supporting seniors with cognitive decline to maintain everyday function and socially salient activities.
The symposium will cover concrete examples of user centered development of digital ATDs.
Jessica Janson will present a new ATD embedded in a lifestyle detection and counseling system. The system is being developed in the framework of the H2020 ITN Marie S. Curie project “BBDiag” in close cooperation with seniors with cognitive deficits, caregivers and other stakeholders.
Alexandra König will present a novel ATD for automatic speech analysis which can usefully be employed for monitoring social interaction and speech production during everyday activities To improve adherence, it is currently explored as a potential remote pre-screening and monitoring tool of patients in clinical trials.
Doreen Görß will present the development of a new ATD to help family caregivers to cope with challenging behavior of people with dementia. This system incorporates nursing care knowledge and automated detection of behavioral features in a digital expert system.
Themis Exarchos will present an outlook on digital ATD implementation in society and markets, related to ongoing and future developments of digital and computational biomarkers for early diagnosis and prognosis.
In summary, the symposium will present chances and challenges of digital ATDs for dementia care and research with a strong focus on user centered design and stakeholder involvement.
Ausgangslage
Nachdem in der Psychiatrie in den letzten Jahrzehnten viele Lebens- und Lernbereiche zu einem (psycho-) therapeutischen Gegenstand gemacht worden sind (z.B. Tiergestützte Therapie, Bibliotherapie oder Psychoedukation), ist jetzt eine Gegenbewegung erkennbar: Im Rahmen der Weiterentwicklung des Recovery-Ansatzes erfährt der Bildungsgedanke eine Renaissance. Dieser wirkt sich auf das Setting und die Rollen der Beteiligten aus. So werden gemeindenahe Schulungsräume eingerichtet, in denen gemeinsames Lernen, um Themen rund um die psychische Gesundheit ermöglicht wird. Diese Schulungsangebote richten sich an Personen mit eigenen Krankheitserfahrungen, Angehörige, Fachpersonen und an der Thematik interessierte Personen.
In diesen als „Recovery College“ bezeichneten Angebote kommt der Ansatz der „Co-Production“ eine zentrale Bedeutung zu: Die Lerninhalte werden gemeinsam von Fachpersonen und Expertinnen und Experten aus Erfahrung entwickelt und vermittelt. Auch wird das gemeinsame Lernen der Teilnehmenden gefördert. Neben der Integration von Fachwissen und Erfahrungswissen geht es dabei, um das etablieren des Ansatzes der Co-Production als eine Form der direkten, gleichberechtigten Zusammenarbeit innerhalb der Kurse und darüber hinaus.
Zielsetzung des Symposiums
Die Teilnehmenden des Symposiums erhalten Information zu verschiedene Aspekten dieser international schon verbreiteten aber im deutschsprachigen Raum noch relativ neuen Entwicklung. Zudem erhalten sie vertieftes Wissen und Hinweise auf erste Erfahrungen bezüglich konzeptueller Ausrichtungen und Umsetzungen von Recovery-Colleges und zu den Hintergründen und Grundsätzen des Ansatzes „Co-Production“ sowie Wissen und Erkenntnisse aus der Evaluation eines solchen Bildungsangebotes.
Wir Psychiater sind ziemlich gut darin, uns um Andere zu kümmern. Nur wir selbst bleiben dabei manchmal auf der Strecke. Arbeitsverdichtung, Gewinnerwartung, Personalmangel – wir laufen Gefahr, uns zu überarbeiten. Die Arbeitsgesetze sollen uns davor schützen, aber die meisten von uns kennen sich damit nicht aus. Genau hier setzt dieser Workshop für angestellte Ärzte an: Nach wie vielen Stunden muss endgültig Feierabend sein? Müssen wir auch gegen unseren Willen Überstunden machen? Und haben wir dann wenigstens einen Anspruch auf Ausbezahlung oder Freizeitausgleich? Können wir eine objektive Arbeitszeiterfassung verlangen? Wenn wir wegen Krankheit keine Bereitschaftsdienste machen können, verdienen wir dann auch weniger? Und wenn der Kollege krank wird, müssen wir dann automatisch unsere Wochenendpläne kippen?
Herr Twardy wird zunächst einen Überblick über die aktuelle Rechtslage in diesen Themengebieten geben und im Anschluss für Fragen und Diskussion zur Verfügung stehen. Es ist unser gutes Recht!
Der 90-jährige Autor berichtet über das
Psychosenverständnis, das sich ihm in seiner
lebenslangen persönlichen, wissenschaftlichen und
psychosentherapeutischen Auseinandersetzung mit
dem Rätsel der Schizophrenie ergeben hat: Von
frühester Jugend an als Sohn einer psychisch kranken
Mutter, später als Psychiater, Kliniker und
psychoanalytisch-systemisch orientierter
Psychosenpsychotherapeut, ausserdem als
Erforscher des Langzeitverlaufs und der
Rehabilitations- und Heilungschancen dieser
seltsamen Affektion, und schliesslich, ausgehend von
seinem Konzept der Affektlogik, als Sozialpsychiater und
Begründer der therapeutischen Wohngemeinschaft
Soteria Bern zur Behandlung von Menschen mit akut
psychotischen Störungen.
Abschliessend geht er der Frage nach, ob die
Schizophrenie überhaupt als Krankheit im
medizinischen Sinn, oder besser vielleicht als eine
spezielle Form des Menschseins unter besonders
widrigen Umständen zu verstehen sei.
Stalking, a problem behaviour and a form of violent crime, can lead to devastating consequences for stalking victims and for perpetrators themselves. Legal measures prove in most cases not sufficient, as the issues underlying stalking are not being resolved. Timely psychological and psychotherapeutic intervention for both sides can lead to stalking termination and prevent further damage. Interdisciplinary approaches to stalking require that the clinicians move beyond a narrow focus of psychopathology to wider perspectives involving developmental, social, psychological and situational roots of stalking and coping with its consequences. Practice shows that these approaches offer nourishing grounds for successful interventions and positive outcomes.
This symposium will focus on special treatment challenges specific to stalking and practicable solutions arising from the interdisciplinary paradigm. The first presentation (Hundahl) will deal with methodological considerations in connection with therapeutic treatment for both the offenders, with focus on strengthening mentalisation and affect regulation, and victims, with focus on remedying PTSD symptoms and enhancing the functional performance of the patients. The second speaker (Lühr) will highlight how scheme therapy as evolution of CBT can offer efficient tools in treatment of stalking victims. The last speakers (Ortiz-Müller, Olga Siepelmeyer) will concentrate on the therapeutic dialectics between the process oriented work and confrontation with the problem behaviour in psychotherapeutic counselling of stalking offenders. They will also present the results of the evaluation of the counselling outcomes.
Macht, Machtlosigkeit und Machtmissbrauch sind Phänomene, die im Gesundheitswesen und vor allem in der Betreuung pflegebedürftiger Personen immer wieder zu beobachten sind. Gerade im psychiatrischen Versorgungskontext spielen die Aspekte Macht, Ohnmacht, Machtlosigkeit sowie inadäquate Machtanwendung bzw. Machtmissbrauch historisch bedingt eine besondere Rolle. Auch wenn die Beziehungen zwischen Patienten und Behandlern bzw. Pflegekraft als asymmetrische Beziehungen bezeichnet werden können, darf Machtmissbrauch bzw. inadäquate Machtanwendung kein Bestandteil einer professionellen psychiatrischen Behandlung und Pflege sein. Im Gegenteil: es muss versucht werden, die an der Behandlung beteiligten Personen hinsichtlich dieser Themen zu sensibilisieren, um zukünftig Situationen des Machtmissbrauchs zu vermeiden bzw. adäquat damit umzugehen.
Zielsetzung und Vorgehensweise: Ziel des Workshops ist es, mögliche Aspekte des Machtbegriffs sowie theoretische Hintergründe und mögliche Facetten der Machtanwendung im psychiatrischen Kontext zu (er-)klären und zu diskutieren, um abschließend mögliche präventive Maßnahmen im Zusammenhang mit Machtmissbrauch im psychiatrischen Behandlungssetting aufzuzeigen. Hierbei wird neben der direkten Vermittlung von Wissensinhalten großer Wert auf die Diskussion der theoretischen Inhalte vor dem Hintergrund der praktischen Erfahrungen der Teilnehmenden gelegt.
Die Dynamik psychischer Erkrankungen setzt Angehörige psychisch erkrankter Menschen unter permanenten Stress. Psychiatrisch Tätige sind neben ihrer Sorge um die PatientInnen in ihrer Arbeit auch aufgefordert die Belastung der Angehörigen wahrzunehmen und Modell für selbstfürsorglichen Umgang mit sich selbst zu sein. Nicht selten finden sich Fachleute im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach Unterstützung der Angehörigen und dem Gebundensein an die Schweigepflicht wieder. Abweisen von Angehörigen ist eine ebenso unbefriedigende Lösung, wie der Einbezug der Angehörigen gegen den Willen der Betroffenen möglich ist. Unabhängig von individuellen Fragestellungen haben sich jedoch ressourcenorientierte Interventionen für die Gruppen- und Einzelarbeit mit Angehörigen bewährt, in denen der Fokus auf der Förderung von Selbstfürsorge und Achtsamkeit liegt.
Anknüpfend an das Trainingsprogramm STEPPS (Blum et al. 2009) – in dem auf den Einbezug der Angehörigen besonderer Wert gelegt wird – wurde von Fachleuten und Angehörigen gemeinsam ein Modul entwickelt, in dem Möglichkeiten der Selbstfürsorge speziell für Angehörige ausgearbeitet wurden.
Zielgruppe
Pflegefachpersonen, psychiatrisches Fachpersonal, Erfahrene, Angehörige,
Ziele und Ablauf
Im Rahmen des Workshops wird mit Hilfe ausgewählter Methoden und Übungen demonstriert, wie Elemente der Selbstfürsorge für Angehörige aussehen können und was sich für Fachleute in der Arbeit mit der Zielgruppe als hilfreich erwiesen hat, um die Arbeitsbeziehung positiv zu gestalten.
Literatur
Blum, N. S., Bartels, N. E., St. John, D. & Pfohl, B. M. (2009). Stepps-das Trainingsprogramm bei Borderline: emotionale Krisen bewältigen, Probleme lösen, Alltag gestalten, Beziehungen aufbauen; Trainer-Handbuch. Psychiatrie-Verlag.
Nebenwirkungen der Psychotherapie können definiert werden als unerwünschte Ereignisse, die durch eine korrekt durchgeführte Psychotherapie verursacht werden. Therapeuten sind gesetzlich verpflichtet, ihre Patienten über mögliche Risiken und Nebenwirkungen aufzuklären, weshalb sie auch entsprechende Strategien zum therapeutischen Umgang in ihrem Repertoire haben sollten. Daher widmet sich das Symposium einer der häufigsten Nebenwirkung: der Verschlechterung der Symptomatik. Ist diese Verschlechterung nur von kurzfristiger Dauer (also eine passagere Verschlechterung), kann die Nebenwirkung als benigne bezeichnet werden; hält sie jedoch langfristig an und führt zur Non-Response, wäre es eine chronische Verschlimmerung und damit schwerwiegende Nebenwirkung. Um den letzten Zustand zu vermeiden, ist ein therapeutisch hilfreicher Umgang mit der Verschlechterung entscheidend.
In dem Symposium werden daher nach einer kurzen wissenschaftlichen Einführung in die Thematik „Nebenwirkungen der Psychotherapie“ verschiedene Umgangsweisen anhand eines konkreten Patientenbeispiels durch Live-Rollenspiele mit dem Schauspiel-Patienten C. Banzhaf demonstriert. Hierfür wurden vier verschiedene Psychotherapien ausgewählt. Die Anfangssituation ist bei allen gleich: Der verschlechterte Patient erscheint zur Therapie extrem verschlossen und spricht nicht mit dem Therapeuten. Der Umgang mit dieser Situation wird nach einer jeweils kurzen Einführung in die entsprechende Psychotherapie aus Perspektive der psychodynamischen Psychotherapie (durch B. Strauß), der Mentalisierungsbasierten Therapie (durch S. Taubner), dem Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (durch E-L. Brakemeier) und der Schematherapie (durch E. Roediger) demonstriert.
Abschließend erfolgt eine Diskussion zu den verschiedenen Umgangsweisen bzgl. Verschlechterung mit dem Schauspielpatienten sowie allen vier Referenten und dem Publikum.
Die Prädiktive Psychiatrie hat zum Ziel, erstens, die Entwicklung psychiatrischer Erkrankungen durch Einsatz präventiver Therapiemaßnahmen bereits in einem präsymptomatischen Stadium zu unterbinden und, zweitens, die Vorhersage der Wirksamkeit von Behandlungsverfahren vor ihrer Anwendung zu ermöglichen. Die Voraussetzung für das Erreichen dieser Ziele ist die Entwicklung von klinisch routinemäßig einsetzbaren diagnostischen Prädiktionsbiomarkern, die die sichere Diagnose der jeweiligen Erkrankungen im präsymptomatischen Stadium bzw. die Prädiktion der Effektivität einer bestimmten Behandlungsmethode bei einem bestimmten Individuum erlauben. Weltweit wird bis dato keiner der in zahlreichen Forschungsarbeiten identifizierten potentiellen Prädiktionsbiomarker für psychische Erkrankungen in der klinischen Routine eingesetzt.
Mit dem Ziel, die Schließung dieser translationalen Lücke voranzutreiben, werden in diesem Symposium zunächst eine vielversprechende und rezent hochrangig publizierte Analysemethode zur Identifikation von Prädiktionsmarkern und – modellen für psychiatrische Erkrankungen vorgestellt (Machine Learning) und danach sehr vielversprechende und potentiell für den klinischen Einsatz geeignete blutbasierte Prädiktionsbiomarker für zwei ausgewählte psychiatrische Erkrankungen, nämlich für die Alzheimer-Demenz und die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) vorgestellt. Das Symposium schließt mit der Präsentation eines ebenfalls kürzlich veröffentlichten neuen potentiellen Biomarkers zur Differentialdiagnose neurodegenerativer Erkrankungen, Glial Fibrillary Acidic Protein (GFAP), und der Diskussion, ob sich dieser Diagnosebiomarker auch als Prädiktionsbiomarker eignen könnte.
Zunächst stellt E. Deisenhammer in seinem Beitrag vor, wie sich dies auf die Frage nach dem Ende bzw. der Beendigung des Lebens bei somatischen wie psychischen Krankheiten ausgewirkt hat. Inwieweit die Entwicklungen zu mehr Freiheit des Individuums oder im Gegenteil einen negativen Einfluss auf das gemeingesellschaftliche Werterleben hervorgebracht haben wird kritisch diskutiert. „Die psychosoziale Situation von Angehörigen bei Wunsch nach assistiertem Suizid“ ist in weiterer Folge Thema des Beitrags von R. Lindner et al. Vorgestellt wird eine qualitative Inhaltsanalyse, die das Erleben von Angehörigen bei und nach einem assistierten Suizid beschreiben. Diskutiert werden psychotherapeutische, beratende und Selbsthilfe-Optionen. Unter dem Titel „Assistierter Suizid – die Schweizer Perspektive“ stellt E. Minder Aspekte der Thematik aus der Schweiz vor. Gerade in der Alterspsychiatrie sind Ärzte zunehmend mit dieser Frage nach Beihilfe zum Suizid konfrontiert. Vor dem Hintergrund, dass >65 jährige Männer die höchste Suizidrate aufweisen, der Suizid immer noch am häufigsten aufgrund einer psychischen Erkrankung erfolgt und die Depression im Alter immer noch unterdiagnostiziert ist, liegt der Konflikt auf der Hand. Abschliessend umreisst M. Wolfersdorf unter dem Thema „Suizid und Suizidbeihilfe aus psychiatrisch-psychotherapeutischer Sicht“ die Gesamtsituation: Medizinisches Handeln steht in Bezug zu Krankheiten bzw. Menschen. Das reicht von der Vorsorgeuntersuchung bis hin zur Palliativmedizin als Erleichterung des Sterbens an einer Erkrankung. Nun hat der Krankheitsbegriff verschiedene Bedeutungsaspekte, als biologische Störung, als subjektives Leid, als soziale Situation, als „Zustand mit besonderem moralischem Status“ (Stoecker 2011): Wann ist jemand krank und wie ist damit umzugehen? Diese Fragen werden kritisch diskutiert.
Auf dem Gebiet der Arzneimittelsicherheit gibt es ständig Neuerungen. Mit einem Wandel der Anwendungspraxis gehen auch Veränderungen im Spektrum der unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) einher. Durch wissenschaftliche Projekte und Bundesbehörden werden diese Änderungen stetig untersucht und überwacht.
Aktuelle Ergebnisse aus dem Projekt „Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie“ AMSP und vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aus der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA ergeben ein Update zu diesem klinisch-relevanten Thema.
Unter anderem werden aktuelle Daten sowohl zu Leberwerterhöhungen als unerwünschte Wirkung von Antipsychotika als auch zu schwerem Parkinsonoid unter Antipsychotika sowie zur Gewichtszunahme als unerwünschte Wirkung von Antipsychotika aus dem klinischen Blickwinkel bezüglich der Risiken im Behandlungsalltag dargestellt.
This symposium focuses on the key approaches that yield detailed characterisation of brain disorders and modelling of this information for patient stratification and generating innovative treatment options.
Physiological, behavioural and environmental data collected via digital portable/wearable devices can provide a rich source of phenotypic information. In synergy with other “omics”, it promises to empower diagnostic interpretation and prediction. Personalized brain modelling can provide a basis for large-scale trials needed to strengthen the clinical evidence regarding such predictions. Identification of symptom groups based on fine-grained observations over large time spans and shared neural underlying may yield neurobehavioural constructs that can guide patient stratification and drug discovery. Human Brain Project workflows facilitate the registration of a wide range of data categories to reference schemes and atlases of the brain. This approach enables understanding the multi-scale organization of the brain and its pathologies.
Four pioneering projects combining multimodal data in large samples with computational approaches will be presented by the leading experts.
Moderne Bildgebungsmethoden des Gehirns (MRT, PET) sind aus Forschung und Klinik der Psychiatrie nicht mehr weg zu denken. Im ersten Symposium des neu gegründeten DGPPN-Referats für Bildgebung und systemische Neurowissenschaften sollen die Möglichkeiten und Grenzen neuer Methoden diskutiert werden.
Oliver Gruber wird vorstellen, wie die neurofunktionelle Konnektivitätsbildgebung innovative klinische Anwendungen eröffnet, sowohl in der neurowissenschaftlich basierten Differentialdiagnostik psychischer Störungen als auch in der stratifizierten Therapieauswahl.
Martin Walter wird auf die Möglichkeiten des "funktionellen Konnektoms“ eingehen, welches ohne aktive Mitarbeit von Patienten und theoretisch analog zu strukturellen Messungen bereits im Rahmen von Routinemessungen durchgeführt werden kann. Hierbei werden die besonderen Möglichkeiten und Grenzen, sogenannte Biotypen abzubilden und diese für individuelle Diagnostik und die Vorhersage von Therapieerfolg anzuwenden, erläutert.
Stefan Teipel wird modellgetriebene Untersuchungen zum Zusammenhang regionaler Genexpression mit der regionalen Ausprägung von pathologischen Veränderungen der Alzheimer Krankheit und Daten zur Korrelation autoptischer Befunde mit ante-mortem Atrophie/Metabolismus innerhalb des Alzheimer Spektrums und deren Bedeutung für eine individualisierte Diagnostik vorstellen.
Gerhard Gründer wird zeigen, welche besonderen Möglichkeiten die simultane PET/MR in den Neurowissenschaften bietet. Erlaubt die PET die Quantifizierung nanomolarer Stoffemengen in vivo, so ermöglichen MRT-Verfahren Aussagen zu Hirnstruktur und –funktion mit großer räumlicher und zeitlicher Präzision. Aber erst intelligente Untersuchungsprotokolle erlauben den Nutzen der simultanen Datenakquisition, der über jene der seriellen hinausgeht. Auch Probleme der neuen Technologie, z.B. die noch nicht perfekt gelöste Schwächungskorrektur, werden diskutiert.
Früherkennung und Intervention von Psychosen umfassen Diagnostik, Präventions- und Therapiestrategien für Risikopersonen sowie Erst- und Früherkrankte. Der Psychosebegriff umfasst neben der Schizophrenie auch affektive, substanzinduzierte und Psychosen im Rahmen von schweren Persönlichkeitsstörungen. Ziel ist es junge Menschen mit hohem Risiko für schwere chronische psychische Erkrankungen frühzeitig identifizieren und wirksame Behandlungsstrategien etablieren zu können um gesundheitliche und soziale Behinderungen zu verhindern oder zumindest zu minimieren. Bei den bisher etablierten Risikokriterien bestehen zwar relativ niedrige Übergangsraten in Psychosen von unter 40 % (Fusar-Poli et al. 2013), aber auch mit 68% (Lin et al. 2015) hohe Raten an manifesten anderen psychischen Erkrankungen. Dieses Dilemma aufgreifend werden Ergebnisse zum Staging präsentiert, basierend auf klinischen Symptomnetzwerken im Psychosespektrum, sowie zur klinischen Prädiktion des Outcomes bei Psychorisiko aus der PRONIA-Studie. Des weiteren werden Risikokriterien und Assessments für ein breites Risikosyndrom schwerer psychischer Erkrankungen und erste Ergebnisse zu Interventionen bei dieser Population vorgestellt und diskutiert. Außerdem werden Studiendaten zum Einfluss von spezialisierter multimodaler Frühintervention auf das Risiko der Hospitalisierung und auf andere klinische Outcomes über 5 Jahre aus der RAISE- Studie vorgestellt. Aus der PRELAPSE-Studie werden Ergebnisse zur Behandlung von frühen Phasen der Schizophrenie mit langwirksamen Antipsychotika gezeigt. Ebenso werden die Effekte spezialisierter stationärer Komplexbehandlung bei frühen Psychosen über ein bis zwei Jahre präsentiert und Zusammenhänge zwischen Adhärenz, Dauer der unbehandelten Psychose, Substanzkonsum und Funktionsniveau diskutiert.
Im Dokudrama kämpfen drei Jugendliche den einsamen und gefühlsbetonten Kampf gegen die Depression. Den dokumentarisch-kinematischen Stil untermalen Experten aus Deutschlands renommiertesten Kliniken sowie Therapeuten und Helfer.
Bei dringenden Hinweisen, dass ein/e Beschuldigte/r eine rechtswidrige Tat
im Zustand der Schuldunfähigkeit oder verminderten Schuldfähigkeit
begangen hat und dass eine Unterbringung in einem psychiatrischen
Krankenhaus oder einer Entziehungsanstalt angeordnet werden wird, kann
der/die Betreffende vorläufig in einer solchen Klinik untergebracht werden (§
126 a StPO). Häufig werden diese Beschuldigten von ÄrztInnen aus
derselben Klinik begutachtet und ggf. später in derselben Klinik langfristig
behandelt bzw. gesichert (gemäß §§ 63, 64 StGB). Daraus können sich
unterschiedliche Interessenskonflikte für den/die GutachterIn ergeben:
1. Sie/er kann durch wirtschaftliche Interessen der Klinikbetreiber (häufig
private Krankenhauskonzerne) beeinflusst werden, z.B. Ausschöpfung
vorhandener oder Ausbau neuer Behandlungsplätze (Stichwort:
„Hineinbegutachtung“)
2. Sie/er kann schwierige bzw. nicht-erwünschte Beschuldigte von der Klinik
fernhalten und als Alternative zur Klinikunterbringung den Weg in den
Strafvollzug bahnen (Stichwort: „Hinausbegutachtung“).
Vier ausgewiesene Experten beziehen hierzu in kurzen Statements ihre
Position und diskutieren diese Interessenskonflikte und Möglichkeiten, diese –
ggf. durch Gesetzesänderungen - zu vermeiden.
Hintergrund:
Psychotherapie ist ein essenzieller Bestandteil in der Behandlung psychisch kranker Menschen, bleibt allerdings im Bereich der stationären psychiatrischen Behandlung hinter dem Bedarf zurück. Im Rahmen des ärztlichen Gesamtbehandlungsplans ist die Anwendung psychotherapeutischer Interventionen durch andere Berufsgruppen in Deutschland nicht regelhaft üblich. Fragestellung Welche Implikationen für die psychiatrische Pflege lassen sich aus internationalen Forschungsdaten zur Verbesserung der psychotherapeutischen Behandlung ableiten? Anhand einer Literaturrecherche werden internationale Entwicklungen analysiert und als Modell für ein deutsches Ausbildungscurriculum genutzt. Ergebnis Ein 18 Monate dauerndes Ausbildungsprogramm für Pflegefachpersonen wird vorgestellt. Dieses Curriculum vermittelt neben störungsspezifischen Kompetenzen auch störungsübergreifende psychotherapeutische Interventionen. Schlussfolgerung Die Zusammenarbeit unterschiedlicher Gesundheitsberufe hat sich als wirksam und hilfreich in der Behandlung psychisch kranker Menschen erwiesen. Um den wachsenden Bedarf an Psychotherapie in der stationären Behandlung besser abdecken zu können, sollten Pflegefachpersonen zukünftig stärker einbezogen werden.
Problemstellung:
Psychotherapie durch Psychiatrisch Pflegende ist in Deutschland im expliziten Sinne nicht möglich. Implizit sind Psychiatrisch Pflegende in diesem Bereich der psychosozialen Intervention tätig. Innerhalb des Symposiums wird die klinische Notwendigkeit und ein Curriculum zur Ausbildung von Psychiatrisch Pflegenden vorgestellt, das berufsgruppenübergreifend entwickelt wurde.
Ziele:
Ziel des Symposium ist es den Teilnehmer_innen darzustellen, wie das Thema Psychotherapie durch psychiatrisch Pflegende berufsgruppenübergreifend diskutiert wird und wie ein Ausbildungscurriculum für Psychiatrisch Pflegende aussehen kann.
Die Wohnsituation von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist eng verknüpft mit der jeweiligen Lebensqualität, dem Krankheitsverlauf und der individuellen Lebensgestaltung. Hierbei sehen sich Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen häufiger mit einem möglichen Wohnungsverlust konfrontiert oder leben in therapeutischen Einrichtungen oder anderen Institutionen, wie Heimeinrichtungen, Pflegeheimen oder anderen betreuten Wohnformen. In einer eigenen Wohnung leben nur etwa 60% der Menschen, die sich in stationär-psychiatrischer Behandlung befinden.
Mit der Einführung des BTHG soll in Deutschland nun das Recht auf Teilhabe, festgelegt durch die UN-Behindertenrechtskonvention, umgesetzt werden. Inwieweit ein möglichst selbstbestimmtes Wohnen für Menschen mit seelischen Erkrankungen in Deutschland gegenwärtig Realität ist, möchten wir in diesem Symposium näher beleuchten und diskutieren. Dabei wollen wir auf Risikogruppen wie Menschen in Wohnungslosigkeit, aber auch Menschen in Heimen eingehen.
Joseph Bäuml wird in seinem Vortrag über die Seewolf-Studie referieren und dabei über die Lebenssituation von wohnungslosen Menschen im Großraum München berichten. Stefanie Schreiter wird auf die Wohnsituation von psychisch erkrankten Menschen in stationär-psychiatrischer Behandlung in Berlin eingehen und Daten der Wohin-Studie vorstellen. Ingmar Steinhardt beleuchtet die Versorgungsrealität von Menschen in Heimen. Ingmar Steinhart wird über die Bedeutung von Institutionen und Möglichkeiten der De-Institutionalisierung sprechen. Hans-Joachim Salize spricht über die Schwierigkeiten zentral gesteuerter Lösungsansätze im Umgang mit Wohnungslosigkeit und die Vorteile von Sektorisierung.
Terroristische Anschläge, Amokläufe und auch andere Unglücksfälle, die einen Massenanfall an Verletzten (MANV) zur Folge haben, stellen Krankenhäuser vor große Herausforderungen. Dabei zählt die Versorgung von Notfällen zu den größten Herausforderungen im Krankenhaus. In den Rettungsstellen wiederum zählt die Versorgung von akut traumatisierten Unfallopfern zu den schwierigsten Aufgaben. Die Trauma-Versorgung konzentrierte sich lange auf die somatische Seite der Versorgung. Die leidvollen Erfahrungen der letzten Jahre mit terroristischen Anschlägen und größeren Unglücksfällen stärkte die Erkenntnis, dass die psychosoziale Seite der Versorgung von Terror- und Unfallopfern für die langfristige Genesung von großer Bedeutung ist. Dabei kann der Umgang des Krankenhauspersonals mit akut traumatisierten Patienten und Angehörigen darüber entscheiden, ob Traumafolgestörungen verhindert werden können. Eine systematische Vorbereitung auf den Umgang mit akut Traumatisierten - Massenanfall an Verletzten (MANV) nach Großschadenereignissen und Katastrophen, der auch die seelischen Folgen eines traumatischen Erlebnisses adressiert, gibt es in deutschen Notaufnahmen aber nur in Einzelfällen. Genau hier setzt das vorgelegte Symposium an. Die erste Referentin wird auf „Psychologische Hilfe in der Katastrophenhilfe“ fokussieren, der zweite Referent wird das Thema „Vorbild oder Sorgenkind? Psychosoziale Notfallversorgung in Krankenhäusern in Deutschland“ beleuchten, während die dritte Referentin über „Wenn die Welt aus einander fällt: Wie lassen sich Traumafolgestörungen verhindern?" präsentieren und die letzte Referentin wird "Psychosoziale Notfall- und Frühversorgung von akut traumatisierten Personen - Ergebnisse einer Pilotstudie mit Experten aus Israel – Praktische Handlungsempfehlungen" vorstellen. Alle Vorträge werden mit dem Plenum diskutiert.
Zeitkonflikt bei Frau Nahla Saimeh mit 28473 ist Ordnung!
Lockerungen während des Vollzugs sind ein wichtiger Bestandteil in der Behandlung psychisch kranker Rechtsbrecher. Sie müssen in Deutschland immer dann gewährt werden, wenn die Gefahr eines Missbrauchs oder einer Flucht negiert werden kann.
Diese Vorgaben implizieren gleichzeitig, dass die Einschätzung der deliktbezogenen Rückfallgefahr des Patienten nicht das einzige Kriterium für die Gewährung einer Lockerung sein kann. Wäre eine Rückfallgefahr nämlich zu negieren, dann stünde nicht die Lockerung, sondern eher die Entlassung aus der Klinik zur Entscheidung an.
Im Alltag einer Forensischen Klinik muss deshalb zwischen der Gefahr eines Lockerungsmissbrauchs und der deliktbezogenen Rückfallgefahr eines Patienten unterschieden werden.
Während die forensischen Wissenschaften bei der Prognose von deliktbezogenen Rückfällen in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erreichen konnten, fehlt es im Bereich der Vorhersage von Lockerungsmissbräuchen an begleitender Forschung.
Das ist erstaunlich, weil insbesondere Lockerungen „vor den Zaun“ häufig mit vielerlei Ängsten auf Seiten der Verantwortlichen verbunden sind und ein Missbrauch der gewährten Lockerung zu gravierenden Konsequenzen auf verschiedensten Ebenen führen kann.
Die Klinik Nette-Gut hat sich, nachdem dort Anfang der 90er Jahre ein mehrfacher Frauenmörder entwichen war, schon früh mit Fragen der Lockerungsprognostik beschäftigt und versucht, entsprechende Kriterien zu erfassen. Dabei wird davon ausgegangen, dass Lockerungsmissbräuche eher „aus der Situation“ heraus motiviert und vielfach durch normalpsychologische Faktoren erklärbar sind.
Nach zwei medienwirksamen Entweichungen im Jahre 2018 wurde das bestehende Lockerungskonzept einer kritischen Analyse unterzogen und eine umfangreiche Fehleranalyse betrieben. Zudem verfügt die Klinik über jahrelange Erfahrungen im Umgang mit der regionalen und überregionalen Presse
Leistungssport erfordert eine Fokussierung mentaler und somatischer Ressourcen auf ein übergeordnetes Wettkampfziel. Grundlegende individuelle basale Bedürfnisse nach geistiger und körperlicher Gesundheit und Unversehrtheit treten oftmals in den Hintergrund. Folgen können psychische Störungsbilder und Traumatisierungen sein. Die Arbeitsgruppe um Malte Claussen konnte durch systematische Arbeit und zentralisierte Strukturen in der Schweiz sportspezifische Störungsmuster identifizieren, individualisierte Behandlungspfade entwickeln und den Wissenstransfer in die universitäre Lehre einleiten. Die lokalen Erfahrungen können einen Modellcharakter für Versorgungsstrukturen in Deutschland darstellen. Auch 10 Jahre nach dem Suizid des Fußballnationaltorwarts Robert Enke sind psychische Erkrankungen bei Leistungssportlern ein aktuelles und mit Stigmatisierungen behaftetes Thema. Der frühere Fußballprofi Martin Amedick schildert aus eigener Erfahrung über den Umgang mit psychischen Erkrankungen im Sport, seinen Weg aus der Krise und Verbesserungsmöglichkeiten in der Versorgung. Aggressivität gehört zu den Grundtugenden und Skills im Wettkampfsport. Die Grenzen zur Gewalt sind oft fließend und partiell akzeptiert. Ebenso ist sexualisierte Gewalt im Sport ein unterschätztes Thema. Ute Habel beleuchtet anhand eigener Forschung zu Motivationen und Kontrollmechanismen von Aggressivität sportspezifische Aspekte, auch unter einer Genderperspektive. Fehl- und Mangelernährung, kurz- und langfristige körperliche Schädigungen, Erschütterungen des Gehirns, Folgen leistungssteigernder Pharmaka und Doping sowie psychische Traumatisierungen werden in Kauf genommen, um kurzfristige Hochleistungen zu erreichen. Welche individuellen Motivationen, Erwartungen und Folgen finden sich bei Athleten? Bis zu welchem Ausmaß kann die Gesellschaft diese Auswüchse im Sport akzeptieren? Thomas Wenzel stellt ethische Betrachtungen unter Berücksichtigung eigener wissenschaftlicher Arbeiten vor.
Die DGPPN hat 2013 die evidenzbasierte S3-Leitlinie „Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen“ herausgegeben. 2019 wurde die Leitlinie in einem umfassenden standardisierten Prozess der Evidenzrecherche und -bewertung und der strukturierten und alle Beteiligten umfassenden Konsensusbildung grundlegend überarbeitet. Damit hat sie eine hohe Akzeptanz. Sie ist eine der wenigen diagnoseübergreifenden Leitlinien. Durch die Leitlinie erfuhren psychosoziale Interventionen eine wissenschaftliche Aufwertung. Dennoch ist ein Großteil der Leitlinienempfehlungen mit dem höchsten oder zweithöchsten Evidenzgrad in vielen Regionen immer noch nicht umgesetzt. Gründe hierfür werden in diesem Symposium diskutiert. Beispielsweise scheiterte die Umsetzung einer Zuhause-Behandlung durch gemeindepsychiatrische Teams bis vor Kurzem an der unzureichenden Vergütung der Hausbesuche. Die geringe Flexibilität des Versorgungssystem mit der organisatorischen und finanziellen Trennung von ambulant und stationär hat sich immer wieder als Hindernis für die Umsetzung der Leitlinie erwiesen. Aber auch andere Formen integrierter Versorgung, innovative Arbeitsrehabilitation (beispielsweise durch Supported Employment), die Integration von Genesungsbegleitern, Gesundheitsförderung und Recovery-Orientierung und unterstütztes Wohnen sind nur unzureichend vorhanden. Insbesondere die Umsetzung von System-Interventionen bedarf teilweise weitreichender organisatorischer und finanzieller Anstrengungen im deutschsprachigen Sozialsystemen. Dass diese Herausforderungen in der Umsetzung der zentralen Leitlinienempfehlungen bewältigbar sind, zeigen regionale Beispiele. Ob primär Versorgungsstrukturen geschaffen und Anreize für evidenzbasierte psychosoziale Therapien gesetzt oder vor allem eine Haltungs- und Paradigmenveränderung in der Psychiatrie insgesamt notwendig ist, um Kernempfehlungen der Leitlinie umzusetzen, wird aus der Sicht verschiedener an der Versorgung Beteiligter diskutiert.
Neue Erkenntnisse zu den neurobiologischen Grundlagen von Alkoholproblemen wurden vor allem im Bereich der Neuropsychologie und der akuten und chronischen Alkoholwirkungen auf die relevanten Neurotransmittersysteme gewonnen. Sie begründen ein vertieftes Verständnis der Krankheitsentstehung und des Krankheitsverlaufs. Die Behandlung besteht in einer individuell konzipierten Kombination ambulanter, teilstationärer oder stationärer Maßnahmen. Sie reichen vom ärztlichen Ratschlag über die „Qualifizierte Entzugsbehandlung“ zur pharmakologischen und psychotherapeutischen Rückfallprophylaxe und der stationären Langzeit-Rehabilitationsbehandlung. Hierzu liegen inzwischen umfangreiche S3 Leitlinien vor. Unter den aktuellen Therapiebedingungen lassen sich Abstinenzquoten von 50 - 60% über ein Jahr erzielen. Allerdings stellt sich aufgrund neuer Befunde die Frage, ob Abstinenz immer das einzige Therapieziel sein muss. Eine Reduktion wurde bereits früher mittels verhaltenstherapeutischer Verfahren beschrieben und kann auch pharmakologisch unterstützt werden.
Das Diagnostische und Statistische Manual (DSM-5) der amerikanischen Psychiatriegesellschaft hat die Diagnosen im Bereich der Sucht wesentlich verändert: Die Begriffe Abhängigkeit und Abusus bzw. schädlicher Gebrauch werden aufgegeben; die neue Diagnose „Alkoholbezogene Störungen“, umfasst beides in einem dimensionalen Ansatz. Über die Anzahl der diagnostischen Kriterien wird eine Schweregradeinteilung möglich..
Zusammengefasst bilden die genannten Fortschritte die Grundlage für ein intensiviertes Engagement der in die Suchtbehandlung einbezogenen Therapeuten. Gegenstand des Symposiums sind die neurobiologischen Grundlagen und die neuen praktischen Aspekte für die Umsetzung aktueller Erkenntnisse.
Im Verlauf von pharmaklologischen Intervention zur Behandlung einer psychischen Erkrankung kann eine Umstellung, Reduktion, oder das Absetzen der Medikamente indiziert sein, beispielsweise falls die betroffene Person dies wünscht, beim Auftreten von Nebenwirkungen, Abklingen der Symptomatik oder anderen Gründe.
Eine genaue Kenntnis darüber kann sich für die Behandlung als vorteilhaft erweisen, beispielsweise bei medikamentösen Umstellungen bei der sich Absetzsymptome und Nebenwirkungen von Präparaten, aber auch Symptome eines beginnenden Rezidivs symptomatisch überschneiden können.
In unserem Symposium möchten wir über physiologische Grundlage von Absetzsymptomen, sowie über spezifische Symptome nach Absetzen von Antipsychotika, Antidepressiva und Antikonvulsiva referieren.
Die mit Unterstützung der DGPPN 2018 veröffentlichten S3-Leitlinien ADHS spiegeln den derzeitigen Wissens- und Erfahrungsstand über die Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter wider. Das Spektrum pharmakologischer und nicht-pharmakologischer Behandlungsoptionen der ADHS wird jedoch ständig erweitert. In dem Symposium werden einige innovative, derzeit in Erprobung befindliche Behandlungsansätze vorgestellt und die Entwicklungen in der Behandlung von erwachsenen ADHS-Patienten aufgezeigt.
Im ersten Vortrag von A. Philipsen (Bonn) wird ein Selbstmanagement-Programm vorgestellt, das durch eine App technisch unterstützt wird. Erfahrungen aus dem AWARE-Programm und erste Ergebnisse zur Akzeptanz und Behandlungseffekten werden zur Diskussion gestellt. Der zweite Vortrag von W. Retz (Homburg) behandelt die sich in den letzten Jahren durch die Zulassung verschiedener Medikamente im Erwachsenenbereich erweiterten Behandlungsmöglichkeiten der ADHS. Es wird auch auf Substanzen eingegangen, die derzeit in klinischen Studien erprobt werden und zur Frage Stellung genommen, ob sich innovative pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten abzeichnen. A. Fallgatter (Tübingen) stellt einige Studien vor, in denen die Behandlungseffekte einer NIRS-basierten Neurofeedback-Behandlung bei Erwachsenen mit ADHS untersucht wurden. Vor- und Nachteile dieser Variante des Neurofeedback werden diskutiert. Im letzten Vortrag des Symposiums wird S. Kittel-Schneider (Frankfurt) die Möglichkeiten aufzeigen, durch stressreduzierende Maßnahmen und Stressmanagement auf die ADHS-Symptomatik und Komplikationen bzw. komorbide Störungen der ADHS Einfluss zu nehmen. Anhand von Studienergebnissen wird unter anderem gezeigt, wie bei ADHS-Patienten stressbedingte Veränderungen des Cortisol-Spiegels mit dem Risiko für Unfallereignisse zusammenhängen. Hieraus ergeben sich praktischge Konsequenzen für die die Behandlung von ADHS-Patienten.
Wenn es um unangenehme Gefühle geht, schaut man gerne weg. Hier aber darf und soll man hinsehen! Anhand von Gemälden und Skulpturen, Fotographien und Installationen bekannter Künstler wie Francisco de Goya, Wilhelm Busch, Paul Klee, Arnulf Rainer, Damien Hirst oder Louise Bourgeois nähern sich Frau Prof. Dr. Dr. Domschke, M.A. (USA), Ärztliche Direktorin der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Freiburg, und Frau Dr. Martina Padberg, M.A., Kunsthistorikerin an der Universität Bonn, der Angst. Entlang der Bild- und Formensprache der Kunst werden verschiedene Aspekte von Angst und Angsterkrankungen aus dem Blickwinkel der Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie sowie der Kunstgeschichte vorgestellt – begleitet von Ausflügen in die Soziologie, Politik, Literatur, Musik, Philosophie und Theologie.
Dass psychotische und schizophreniforme Störungen auch durch organische Hirnerkrankungen verursacht sein können, ist keine neue Erkenntnis. Dieser Einsicht folgend wird etwa im ICD-10 gefordert, dass bei eindeutiger Gehirnerkrankung keine Schizophrenie diagnostiziert werden soll. Manche Autoren unterscheiden zwischen primären oder auch idiopathischen und sekundären oder auch symptomatischen psychotischen bzw. schizophreniformen Störungen. Wo aber im klinischen Alltag die genaue Grenze gezogen werden soll und wie weit etwa die organische Abklärung oder kausale Therapieversuche bei vermuteten sekundären oder symptomatischen Psychosen gehen sollen, ist noch weitgehend unklar.
Seit einigen Jahren mehren sich in diesem Zusammenhang in der Literatur Berichte darüber, dass meist akut bis subakut verlaufende mehr oder weniger atypische schizophreniforme Syndrome Folge von antikörpervermittelten, limbischen Encephalitiden sein können. Es gibt aber auch Berichte von Einzelfällen, in denen auch klassische schizophreniforme Störungsbilder sich im Verlauf als Ausdruck einer möglichen autoimmun-vermittelten Encephalopathie herausstellen. Letztere Konstellationen werden oft im Kontext des Konzepts der „steroid-responsiven Enzephalopathie bei Autoantikörpern gegen die Schilddrüse“ (Thyreoidea, auch kurz SREAT) diskutiert. Dabei handelt es sich allerdings um ein theoretisch schlecht abgegrenztes Konstrukt unklarer Validität. Klinisch können die klar antikörpervermittelten Encephalitiden zwar initial wie eine primärpsychiatrische Störung präsentieren, im Verlauf entwickelt sich allerdings meist ein klassisch neuropsychiatrisches Bild. Im Gegensatz dazu können sich die Steroid-responsiven psychotischen Syndrome in Einzelfällen auch langfristig wie eine klassische Schizophrenie präsentieren. In diesem Zusammenhang sind differentialdiagnostisch auch organische psychotische Störungen bei rheumatologischen Erkrankungen zu erwägen, z.B. neuropsychiatrische Symptome beim Lupus erythematodes.
Schließlich mehren sich Fallberichte über primär anmutende Schizophrenien, die sich im Verlauf als Ausdruck von Speichererkrankungen wie etwa der Niemann-Pick-Typ C Krankheit, der hereditären Leukodystrophie mit axonalen Spheroiden oder als Folge paraepileptischer Pathomechanismen erweisen.
All diese Beobachtungen stellen die behandelnden Kliniker vor weitreichende Probleme und Fragen: Wie weit sollen im Einzelfall die diagnostischen Bemühungen getrieben werden? Sollte immer eine Lumbalpunktion erfolgen? Wie weitreichend sollte die EEG-Diagnostik sein? Wann genau sollten Gen-Tests bei Verdacht auf hereditäre Speicherkrankheiten durchgeführt werden? Wann genau sollten therapeutische Interventionen etwa in Form einer Kortison-Stoßtherapie erwogen werden und wie weit sollten solche immunmodulierenden Interventionen reichen? Wann ist die Einrichtung einer Betreuung zur Durchführung der Immuntherapie gerechtfertigt?
Auch wenn die meisten dieser Fragen aktuell noch nicht aufgrund kontrollierter, randomisierter Studien mit hohem Evidenzgrad beantwortet werden können, müssen sich die Kliniker im Alltag gegenüber ihren Patienten konkret dazu verhalten und die notwendige Diagnostik veranlassen. Daher wird in diesem State-of-the-Art-Symposium das aktuelle Wissen zu dieser Thematik in Hinblick auf die für die klinische Psychiatrie und Neuropsychiatrie alltagsrelevanten organischen Hirnerkrankungen zusammenfassend vorgetragen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den immunologischen Encephalitiden.
Seit einiger Zeit ist die Aufarbeitung der NS-Geschichte, insbesondere der Beteiligung der Vorgänger-Fachgesellschaft an der Zwangssterilisation und an den Patientenmorden ein zentrales Anliegen des Vorstands ebenso wie des Referats für Geschichte der Psychiatrie der DGPPN. Dieses Interesse hat sich in der öffentlich stark wahrgenommenen DGPPN-Wanderausstellung „Erfasst – verfolgt – vernichtet“ und in Hans-Walter Schmuhls Buch zur Geschichte der Fachgesellschaft im Nationalsozialismus ebenso gezeigt wie in zahlreichen Veranstaltungen auf den Kongressen der letzten Jahre. Ausstellung, Publikationen und Veranstaltungen waren der detaillierten historischen Information verpflichtet, verstanden sich aber auch stets als einen Beitrag zur Erinnerungskultur im Fach Psychiatrie wie in der breiteren Gesellschaft. In jüngster Zeit stellt sich zunehmend die Frage, wie sich die Erinnerungskultur jenseits ritualisierten Gedenkens lebendig und kritisch erhalten und damit dem von Aleida Assmann konstatierten „Unbehagen an der Gedenkkultur“ entgehen kann. Insbesondere gilt es dabei, Konzepte zu entwickeln, mit denen auch folgende Generationen einer pluralistischen Gesellschaft Zugang zu dieser gesamtgesellschaftlich, insbesondere aber für die Psychiatrie bedeutsamen Thematik finden können – es geht um die „Zukunft der Erinnerung“. Das Spektrum des Symposiums reicht von einer kulturwissenschaftlichen Reflexion der Erinnerungskultur über eine Darstellung der aktuellen pädagogischen Ansätze in den Gedenkstätten zu einigen konkreten Ideen für mögliche zukünftige Formen des Gedenkens.
Krankhafte Veränderungen von Exzitabilität und Plastizität verschiedener Nervenzellgruppen und die sich daraus ergebenden Störungen funktionaler Kreisläufe stellen eine fundamentale Charakteristik der Pathophysiologie der Depression dar. Ein solcher funktionaler Kreislauf zwischen kortikalen und subkortikalen Hirnregionen ist auch von zentraler Bedeutung für die Regulation von Wachheit und Schlaf. An diesem Beispiel werden Möglichkeiten zur Beeinflussung von Exzitabilität und Plastizität vorgestellt. Anschließend wird ausgeführt, wie invasive Hirnstimulationsverfahren wie die Tiefe Hirnstimulation oder die Vagusnervstimulation durch eine „bottom-up“ Stimulation tiefer Hirnregionen mit konsekutiver Beeinflussung kortikaler Strukturen Depressionen behandeln können. Nicht-invasive Hirnstimulationsverfahren wie die transkranielle Gleichstromstimulation verfolgen dagegen eine „top-down“ Strategie um direkt kortikale Netzwerke zu modulieren, was wiederum Einfluss auf tiefer gelegene Hirnstrukturen haben könnte. Beide Strategien werden in Studien und teilweise bereits klinisch zur Behandlung der Depression angewendet. Das Symposium stellt hierzu den aktuellen Stand mit Blick auf die Wiederherstellung gestörter Plastizität dar.
Inspiriert durch die Diskussion der Transition in der Psychiatrie entstand 2016 am ZI-Mannheim ein Adoleszentenzentrum, in dem seither ein neues Behandlungskonzept erforscht wird. Einer der angebotenen Behandlungseinheiten beinhaltet eine störungsspezifische PTBS-Therapie bei adoleszenten BPS-Patienten. Ziel des Vortrags von S. Cornelisse wird es sein, einen kurzen Überblick über die Therapie zu geben und Verlaufsdaten zu Suizidalität, Hochrisikoverhalten, Selbstverletzungen und emotionaler Instabilität zu präsentieren. Anhand theoretischer Überlegungen, der Sichtung evidenzbasierter Programme sowie einer Expertenbefragung wurde im Rahmen des Projekts „Netzwerk für Suizidprävention in Dresden“ ein edukatives Suizidpräventionsprogramm für Jugendliche erstellt. Das Programm wird aktuell in einer randomisierten Warte-Kontroll-Studie mit einer repräsentativen Stichprobe Dresdner SchülerInnen (N=950) evaluiert. L. Grosselli stellt die durch die Expertenbefragung sowie die bisherige Evaluation des Programms gewonnen Erkenntnisse zu schulbasierter Suizidprävention vor. A. Bürger wird über einen weiteren Ansatz der Prävention referieren: „covered prevention programs“, welche durch eine Stärkung protektiver Verhaltensweisen, Risikofaktoren abschwächen und dadurch suizidale Gedanken und Verhaltensweisen vermindern, ohne dabei psychische Störungen oder Suizidalität selbst zu thematisieren. Im Rahmen dieser Hypothese wird in Würzburg ein Programm zur Emotionsregulation (PrEmo) entwickelt, welches an 1.200 Schülerinnen und Schülern durch ein dreiarmiges randomisiert kontrolliertes Design auf seine Wirksamkeit hin überprüft werden sollen. Im abschließenden Übersichtsvortrag von U. Lewitzka werden die derzeitigen Forschungserkenntnisse im Bereich neuroendokrinologischer, (epi)genetischer und immunologischer Einflussgrößen dargestellt und die Ergebnisse aus Langzeitstudien einer Hochrisikogruppe von Kindern mit Eltern, die an einer bipolaren Störung leiden, diskutiert.
Als Vera an einer schweren Depression erkrankte, musste ich feststellen, wie hilflos ich als ihre gute Freundin ihrer Erkrankung mit dem Diagnosekürzel F32.2 gegenüberstand. Der Film ist der gemeinsame Versuch, Veras Gefühlen in der Depression auf den Grund zu gehen.
In der aktuellen Diskussion um Patientenautonomie und Menschenrechte in der Psychiatrie nimmt der Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen (FeM) einen großen Raum ein. Aus gesellschaftlich-ethischer und aus medizi¬nischer Sicht besteht Konsens, dass FeM äußerst restriktiv und nur als Ultima Ratio eingesetzt werden dürfen. Bei der Verfolgung dieses Ziels ist es wichtig besonders gefährdete Patientengruppen, aber auch institutions- und versorgungssystembezogene Faktoren zu identifizieren, die mit einem hohen Risiko für FeM assoziiert sind. Darüber hinaus kann die Identifikation besonderer Hochrisikokonstellationen im Sinne einer Interaktion verschiedener Risikofaktoren der Entwicklung gezielter Präventionsmaßnahmen dienen.
G. Juckel präsentiert Ergebnisse aus drei empirischen Studien zu Risikofaktoren für Zwangsaufnahmen und weitere FeM mit NRW-weiter und bundesweiter Datenerhebung. E. Gouzoulis-Mayfrank stellt Ergebnisse aus zwei empirischen Studien zu Risikofaktoren für Zwangsaufnahmen mit Datererhebung in der Großtadt Köln und in zwei weniger stark urbanen Regionen von NRW vor. Dabei wird ein komplexes statistisches Verfahren der Entscheidungsbaumanalyse zur Erfassung der relativen Bedeutung einzelner Risikofaktoren und Detektion möglicher Interaktionen eingesetzt. T. Steinert präsentiert Analysen zu Prädiktoren von Zwangsmaßnahmen aus dem baden-württembergischen Fallregister. T. Bock und C. Mahlke stellen aktuelle Ergebnisse von Befragungen Betroffener, Angehöriger und Professioneller zum Thema Erleben von und Alternativen zu Zwang vor. Die Daten stammen aus dem Forschungsverbund ZVP („Vermeidung von Zwangsmaßnahmen im psychiatrischen Hilfesystem“).
Die vier Beiträge zeigen mehrere mögliche Ansätze zur Verbesserung der Versorgungsstruktur für Risikogruppen auf. Teilweise liegt für präventive Maßnahmen bereits eine umfangreiche Evidenzbasis vor, so dass sich vielmehr Fragen der personellen Absicherung, Finanzierung und flächendeckenden Implementierung stellen.
Die Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung zu einem regional verfügbaren, niederschwelligen und patientennahen Angebot hat der Gesetzgeber im PsychVVG vorgesehen und wird aktuell von Krankenhausverbänden und Fachgesellschaften unterstützt. Mit der stationsäquivalenten Behandlung (StäB) hat ein neuer Bereich der Krankenhausbehandlung in das SGB V und damit in die Regelversorgung Eingang gefunden Dabei ergeben sich neue Möglichkeiten, die stationäre an das Bett gebundene Behandlung durch den StäB-Ansatz mit mobilen multiprofessionellen Teams zu ergänzen. Zudem kann StäB auch ein wichtiger Impulsgeber für sektorübergreifende Versorgungsansätze mit unterschiedlicher Ausgestaltung in den Versorgungsregionen sein. Zudem zeigen die Erfahrungen aus den Modellvorhaben nach § 64b SGB V interessante Möglichkeiten einer flexiblen Ressourcennutzung und patientenzentrierten Behandlung. Während die inhaltlichen Vor- und Nachteile vielfältig diskutiert werden und Eingang in die fachliche Diskussion gefunden haben, stehen die organisatorischen, personellen, strukturellen und qualitativen Voraussetzungen in der Debatte oft im Hintergrund. In diesem Symposium referieren und diskutieren Mitglieder des Arbeitskreises der Chefärztinnen und Chefärzte der Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie an Allgemeinkrankenhäusern in Deutschland (ackpa) die Voraussetzungen und die Erfahrungen mit unterschiedlichen psychiatrischen Versorgungsformen. Die Zielgruppen und Behandlungsschwerpunkte in den unterschiedlichen Settings werden dargestellt. Die sehr unterschiedlichen Bedingungen zwischen urbanen und ländlichen Regionen werden zur Diskussion gestellt.
Die geplante Aufnahme der „Gaming Disorder“ als Diagnose in die ICD-11 wird durchaus kontrovers diskutiert. Gleichzeitig ist der abhängige Gebrauch der “neuen“ Medien ein gesellschaftlich omnipräsentes, aber bislang in Fachkreisen wenig beachtetes Randthema. So auch in den zurückliegenden Jahren im Rahmen dieses Kongresses. Ein Umstand, den wir mit ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet ändern wollen. Zu wichtig erscheint uns der Stellenwert der Diagnose in Kenntnis des tagtäglich von unterschiedlichen Quellen an uns heran getragenen enormen Therapie- und Aufklärungsbedarfs. Nicht nur in Hinblick auf die Entwicklung psychiatrischer Komorbiditäten Betroffener, sowie der chronischen Gefährdung von Kindern, Jugendlichen und junger Erwachsener durch Schulabstinenz und Brüchen im Lebensweg: die Aufnahme der Diagnose „Gaming Disorder“ bietet bei durchaus angeratener Skepsis gewaltige Möglichkeiten. Diese würden wir gerne interessierten KollegInnen vorstellen und untereinander diskutieren.
Überblick Störungsbild, Therapieansätze (Daniel Illy): Umfassender Überblick über die Symptomatik der Gaming Disorder, u.a. die Symptome nach DSM-V und Unterschiede zur ICD-11, Diagnostik und praktische Therapieansätze. Auch Themen wie der Kulturanspruch der sogenannten „Serious Games”, das Phänomen der „Let’s plays”, „E-Sports”, die Gefahr von „Free2Play“ und „YouTube” werden beleuchtet.
Die Psychotherapie von Internetbezogenen Störungen - eine Wirksamkeitsüberprüfung (Klaus Wölfling): Ergebnisse zur Wirksamkeit und Effektivität einer ambulanten Intervention (Uniklinik Mainz) sowie über die Stabilität der erreichten Behandlungserfolge nach 6 Monaten (10x höhere Wahrscheinlichkeit abstinent zu sein als die Wartekontrollgruppe).
Ambulante Beratung, Angehörige (Lisa Kehler): Verzweifelt stehen Angehörige Fortnite & Co. gegenüber. Interventionsstrategien, Beratungsinhalte und Medienerziehung werden vorgestellt.
Offene Diskussion Pro/Contra ICD-11 Aufnahme mit TeilnehmerInnen.
Seit dem 2009 erschienenen ersten Positionspapier der European Psychiatric Association (EPA) zu kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetes bei schweren psychischen Störungen wurde der Zusammenhang zwischen psychischen und körperlichen Erkrankungen weiter erhärtet. Mittlerweile ist es akzeptiert, dass kardiometabolische Erkrankungen einen überwiegenden Anteil an der frühen Mortalität von Patienten mit schweren psychischen Störungen haben. Ein früh auftretender Risikofaktor für kardiometabolische Erkrankungen ist das metabolische Syndrom. Dieses ist multifaktoriell bedingt, unter anderem sind genetische, epigenetische, und Lebensstilfaktoren an der Genese beteiligt. Ebenso können Nebenwirkungen einer psychopharmakologischen Therapie die Entwicklung eines metabolischen Syndroms auslösen und verstärken. Das Symposium widmet sich deshalb den Ursachen, der Diagnostik, und den therapeutischen Konsequenzen des Metabolischen Syndroms bei schweren psychischen Erkrankungen. Ein Beitrag wird die 2018 von der European Psychiatric Association publizierte Handlungsleitlinie zu Sport bei schweren psychischen Störungen vorstellen.
Im Übergang von den 1960er zu den 1970er Jahren rückte die Kritik der psychiatrischen Versorgung auch in der Bundesrepublik ins öffentliche Interesse und in den Fokus zivilgesellschaftlichen Engagements. Die Skandalisierung der Anstalt als „totaler Institution“ wurde von einer Bildproduktion (Film und Foto) begleitet, die einerseits die „Unmenschlichkeit“ und Rückständigkeit der Psychiatrie vermitteln, andererseits auch zeitgenössische Reform- und „Befreiungs“-Diskurse sowie Transformationsprozesse darstellen wollte.
Fotodokumentarisch verstandene Darstellungen wie „Schlangengruben in unserem Land“, so der Titel eines bekannten „ZEIT“-Magazins zu den Verhältnissen in den Alsterdorfer Anstalten 1979, dienten im Unterschied zu überkommenen/traditionellen Patientenfotografien oder Klinikbroschüren nicht der visuellen (Selbst-)Vergewisserung des fachpsychiatrischen Blicks oder der Darstellung „moderner“ Behandlungsmethoden. Vielmehr sollten die Fotografien der Erschütterung einer überkommenen Psychiatrie dienen und so die „Grabesstille der Mauern“ (Antonio Slavich) durchbrechen – in Deutschland, in Italien und anderen Ländern. Dabei knüpfte die öffentlichkeitswirksame visuelle Psychiatriekritik teilweise auch an Strategien an, die zuvor schon bei internen Auseinandersetzungen zwischen Klinikleitern und -trägern über den Reformstau in den alten großen Landeskrankenhäusern eine Rolle gespielt hatten.
Das Symposium möchte in die „Visual History“ der deutschen und internationalen Psychiatriekritik einführen und dabei den Schwerpunkt vor allem auf das Medium Foto legen. Gleichzeitig soll anhand ausgewählter und bislang weitgehend unbekannter regionaler/lokaler Beispiele gezeigt werden, wie erkenntnisreich und spannend sich dieses Forschungsfeld am Schnittpunkt moderner Medizin-, Medien- und Kulturgeschichte darstellt.
In the current context of globalisation and growing crises around the world, an increasing number of people with a migrant background need psychotherapeutic treatment, intercultural psychotherapy may well become the rule rather than the exception. Therefore, Psychotherapists are challenged to adapt to such a context. Intercultural psychotherapy refers here to the therapeutic work between psychotherapists and patients stemming from different cultural contexts, meaning that language- and culture-based understanding is often hampered considerably. Overcoming these barriers requires certain competencies such as working with a qualified interpreter. In this symposium, international experts from the field of intercultural psychotherapies will provide insights into the theory and practice of intercultural work with patients suffering from mental disorders. Within this context, interdisciplinary specialists describe their work, share relevant experiences and formulate recommendations. The first speaker Dinesh Bhugra will focus on “Challenges in intercultural therapies“, the second speaker Sofie Bäärnhielm will talk on “Adopting an intercultural perspective in mental healthcare”, while the third speaker Marianne Kastrup will talk on “Gender-specific aspects of intercultural psychotherapy for traumatised female refugees” and the last speaker Meryam Schouler-Ocak will complete the symposium with a presentation on “The role of interpreters in intercultural psychotherapy”. All presentations will be discussed with the plenum.
Der weitaus grösste Teil der jüngeren Studien zum Wohnen für Menschen mit psychischen Störungen stammt aus Nordamerika und betrifft Obdachlose. Ein in diesem Zusammenhang vielversprechendes Konzept nennt sich «Housing First», es hat sich in multizentrischen Studien in den USA und in Kanada als vorteilhaft für die Wohnstabilität, die soziale Integration und die Lebensqualität der Betroffenen erwiesen. Sowohl in Westeuropa als auch für nicht-obdachlose Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen existieren bislang kaum grössere Untersuchungen zu überzeugenden Konzepten der Wohnrehabilitation.
In Deutschland und der Schweiz wurden in den letzten Jahren an verschiedenen Orten Versorgungsformen nach dem Paradigma «First place, then train» (Unabhängiges Wohnen mit flexibler Unterstützung, Wohn-Coaching, intensiv ambulant betreutes Wohnen) eingeführt. In eng aufeinander abgestimmten Studiendesigns werden die Angebote in Westfalen, Bielefeld, Südwürttemberg, Bern und Zürich nun evaluiert. In diesem Symposium werden die Versorgungsangebote, die Studiendesigns und erste Ergebnisse präsentiert.
Die Arzneimitteltherapie in der Psychiatrie wird zunehmend komplexer. Neben den
Kontraindikationen für Arzneimittel, rote Hand Briefen und Warnhinweisen, gilt es aber auch
andere Faktoren bei der Wirkstoffauswahl zu berücksichtigen. Vor allem im Hinblick auf die
demographische Entwicklung mit zunehmend alternder Gesellschaft werden wir mit
zahlreichen multimorbiden, polypharmazeutisch behandelten Patienten konfrontiert.
Unbeachtete oder nicht bekannte Wechselwirkungen können zu einer Vielzahl von
Komplikationen führen, die nicht nur die Gesundheit des Patienten gefährden, sondern auch
volkswirtschaftlich von Relevanz sein können. Hier ist im Sinne der
Arzneimitteltherapiesicherheit nicht nur die detaillierte Kenntnis über Indikationen und
Zulassungen, sondern auch eine besonders sorgfältige Auswahl ggf. unter Einbeziehung
genetischer Faktoren eines geeigneten Medikamentes mit geringem
Wechselwirkungspotential erforderlich. Wo liegen aber die Unterschiede der Wirkstoffe, wie
kann man durch geeignetes Monitoring die Arzneimitteltherapiesicherheit erhöhen? Wie
wähle ich interaktionsfreie Kombinationen? Sowohl pharmakodynamische als auch
pharmakokinetische Eigenschaften der Wirkstoffe sollen dabei am Beispiel der
Antidepressiva und Antipsychotika vergleichend dargestellt werden. Des Weiteren werden
die Indikationsgebiete, der durch randomisierte placebokontrollierte Studien nachgewiesenen
positiven Effekte von off- label- use in begründeten Fällen besprochen. An Fallbeispielen soll
dieses Wissen vertieft werden. Aber auch hinsichtlich Wirksamkeit sollen die Arzneimittel bei
verschiedenen Indikationen vergleichend dargestellt werden: evidenzbasierte
Pharmakotherapie und pharmakogenetische Befunde um das Outcome des Patienten zu
verbessern. Auch dies soll an Fallbeispielen geübt werden. Es dürfen dazu eigene Fälle
mitgebracht werden.
Nicht zuletzt soll der Workshop auch darstellen, wie Ärzte und Apotheker interdisziplinär
nach dem „Eichberger Modell“ zusammenarbeiten können, um die
Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen.
Der Workshop soll einen Überblick über Psychopharmaka, deren Indikationsgebiete, Wirk- und
Nebenwirkungsspektren sowie Interaktionen und Pharmakogenetik bieten und den
Teilnehmern mehr Sicherheit bei der Auswahl und dem Einsatz der Medikamente für den
individuellen Patienten vermitteln.
Zielgruppe: Assistenzärzte, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie
Didaktische Methode: interaktiver Workshop mit Vortrag und Bearbeitung von Fallbeispielen
in der Gruppe
Psychische Erkrankungen gehen grundsätzlich mit Veränderungen des Selbst- und Umwelterlebens einher. Sie sind geprägt durch den Verlust des Selbstverständlichen der Existenz. Der psychisch erkrankte Mensch ist die aus seiner Selbstvergessenheit herausgefallene Existenz. Menschen die etwa an einer schweren affektiven Störung, Demenz oder einer Schizophrenie erkrankt sind befinden sich in einer Auflösung aus dem selbstvergessenen Mitsein mit dem Anderen. Hierdurch wird der Kommunikationsprozess auch in der Patient-Arzt-Beziehung nachhaltig beeinflusst, da sich die wechselseitigen Bedeutungszuschreibungen und Erwartungshorizonte nicht mehr selbstverständlich einem dialogischen Rückkopplungsprozess als flexibel und anschlussfähig erweisen (Schweitzer und Schlippe 2013).
Für jedes ärztliche Tun gilt es einerseits, den erkrankten Menschen in seiner Krankheit zu erfassen, und somit als Fall einer Komplexitätsreduktion zu unterziehen und sich ihn andererseits zugleich in seinem Kranksein verstehend anzunähern, ihn somit als Person und nicht als Fall zu behandeln (Gadamer 1996).
Allein diese beiden Überlegungen haben für die Gestaltung der Patient-Arzt Beziehung und der damit einhergehenden kommunikativen Prozesse bestimmende Auswirkungen, da es eben nicht allein darum geht freundlich und zugewandt im Kontakt zu dem psychisch erkrankten Menschen zu sein. Vielmehr geht es darum, eine verstehende Annäherung an die motivationalen Bedingungen des Patienten und Konstruktion einer gemeinsamen und anschlussfähigen Wirklichkeit im Rahmen der Gesprächsführung zu ermöglichen. Dies findet sich u.a. in dem Konzept der motivorientierten und komplementären Beziehungsgestaltung wieder. Die Gestaltung der Kommunikation und der therapeutischen Beziehung berücksichtigt hierbei, dass der Patient Orientierung und Kontrolle, Freude und Wohlbefinden, gelungene Bindung und Selbstwerterhöhung erfahren kann (Caspar 2007).
Faktoren der therapeutischen Beziehungsgestaltung wie Empathie, Allianz, Kongruenz und Zielkonsens nehmen auf das Therapieergebnis größeren Einfluss als störungsspezifische Interventionen oder Aspekte der Methodenadhärenz (Wambold und Serlin 2014; Munder et al. 2013).
Der Workshop wendet sich konkreten Interventionen zu, die geeignet sind, den Aufbau der therapeutischen Beziehung im akutpsychiatrischen Kontext zu befördern. Hierzu werden anhand von Situationen aus dem klinischen Alltag Modelle und Interventionen demonstriert und mit den Teilnehmern geübt. Die Teilnehmer des Workshops sind eingeladen, konkrete Situationen aus dem eigenen klinischen Alltag in den Workshop mit einzubringen.
Didaktische Methoden: Präsentation, Kleingruppenarbeit, Diskurs, Demonstrationen, Übungen und Handout
Literatur:
Caspar (2007) Motivorientierte Beziehungsgestaltung. Konzept, Voraussetzungen bei den Patienten und Auswirkungen auf Prozess und Ergebnisse. In: Hermer, M Röhrle, B (Hrsg.) Handbuch der therapeutischen Beziehung. Dgvt, Tübingen
Gadamer, HG (1996) Über die Verborgenheit der Gesundheit, 4. Auflage Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
Munder et al. (2013) Researcher allegiance in psychotherapy outcome research: a overview of reviews. Clinical psychological Review 33 (4), 501-511
Schweitzer J, Schlippe Av (2013) Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung I. Das Grundlagenwissen, 2nd edn. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
Wambold B.E. & Serlin R.C. (2014) Meta analytic methods to test relative efficacy. Quality and Quantity 48, 755-765
Schlafstörungen weisen hohe Prävalenzen von bis zu 30% auf 1 und treten komorbid mit einer Reihe von somatischen (z.B. Schmerz) und psychiatrischen Beschwerden auf (z.B. Depression).2 Grundkenntnisse in der schlafmedizinischen Differenzialdiagnostik sind deswegen von großer klinischer Bedeutung.
Methode:
Teil 1 – Diagnostik: Orientiert an den Leitsymptomen Ein- und Durchschlafstörung, gestörte nächtliche Motorik und gestörte nächtliche Atmung wird ein Überblick über die gezielte Anamneseerhebung und Differenzialdiagnostik gegeben. Hierbei werden die wesentlichen neurologischen, psychiatrischen und internistischen Erkrankungen berücksichtigt. Abklärungsempfehlungen werden anhand von Fallvignetten erarbeitet.
Teil 2 – Therapie: Kognitiv-behaviorale Therapieverfahren haben in den letzten 15 Jahren bei den häufig vorkommenden Insomnie- Formen eine gute Wirksamkeit gezeigt. Ambulant durchführbare Therapieoptionen werden aus Sicht des niedergelassenen Behandlers vorgestellt,3 das Vorgehen bei stationärer kognitiv-behavioraler Insomnie-Therapie aus der Sicht des Klinikers.4
Darüber hinaus werden die Therapieoptionen bei Restless-Legs-Syndrom,5 Störung der zirkadianen Rhythmik6 und Hypersomnie7 anhand von klinischen Fällen diskutiert.
Ergebnisse: Der 1-Tages-Workshop soll einen Überblick über die wesentlichen zur Verfügung stehenden Abklärungsschritte bei Schlafstörungen geben und zu einer an aktuellen therapeutischen Erkenntnissen orientierten Basisversorgung befähigen.
References
1 Ohayon MM. Epidemiological Overview of sleep Disorders in the General Population. Sleep Med Res 2011; 2: 1–9. doi:10.17241/smr.2011.2.1.1.
2 Ohayon MM. Epidemiology of insomnia: what we know and what we still need to learn. Sleep Med Rev 2002; 6: 97–111.
3 Perlis ML, Aloia M, Kuhn BR. Behavioral treatments for sleep disorders. A comprehensive primer of behavioral sleep medicine interventions. Amsterdam, Boston: Academic, 2011.
4 Crönlein T. Primäre Insomnie: ein Gruppentherapieprogramm für den stationären Bereich: Hogrefe Verlag, 2013.
5 Trenkwalder C, Benes H, Hornyak M. Restless Legs Syndrom (RLS) and Periodic Limb Movement Disorder (PLMD), Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie 2012.
6 Cajochen C. Chronobiologie: Licht-und Wachtherapie bei psychiatrischen Erkrankungen. Lege artis-Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2013; 3.
7 Morgenthaler TI, Kapur VK, Brown T, et al. Practice parameters for the treatment of narcolepsy and other hypersomnias of central origin. Sleep 2007; 30: 1705–11.
Hypnotherapie wirkt als wissenschaftlich anerkanntes Verfahren nicht nur bei der Raucherentwöhnung oder in der Schmerztherapie, sondern lässt sich auch vielseitig in den Stationsalltag einer psychiatrischen Allgemeinstation oder in die ambulante Patientenversorgung integrieren.
Zusätzlich zu den Techniken der klassischen Hypnose arbeitet die Erickson‘sche Hypnotherapie auch mit Therapieprinzipien, die auf den ersten Blick nur wenig mit „Hypnose“ zu tun zu haben scheinen. Kenntnisse dieser Prinzipien können im normalen Patientengespräch wie auch gerade in Krisensituationen den entscheidenden Unterschied machen und insbesondere die Arbeit mit „schwierigen“ Patienten erleichtern. Und wenn Sie bereits mit imaginativen Techniken arbeiten, sei es bei der Imagination eines sicheren Ortes oder den imaginativen Techniken der Schematherapie, dann kann ein solides Grundwissen zur Hypnotherapie Ihnen zu einem vertieften Verständnis verhelfen, wenn die Therapie mal nicht so läuft wie geplant.
In diesem Kurs möchte ich mit Ihnen wichtige Grundprinzipien der klassischen wie auch der Erickson’schen Hypnotherapie erarbeiten, demonstrieren und üben.
Dabei werden Sie Therapieprinzipien kennenlernen werden, die man bereits als „Einsteiger“ gut in den Arbeitsalltag integrieren kann.
Zielgruppe:
Der Workshop ist offen für alle Interessierten, die therapeutisch mit Patienten arbeiten.
Methodik:
Interaktiver Vortrag, Demonstration, Übungen.
Eine wirksame und verträgliche Psychopharmakotherapie ist wesentlicher Bestandteil einer guten psychiatrischen Behandlung.
Eine besondere Herausforderung stellt dabei immer wieder der Umgang mit unerwünschten Arzneimittelwirkungen dar, woran sie zu erkennen sind, wie sie vermieden werden können und wie im Falle eines Auftretens am besten reagiert werden sollte.
Das multizentrische Projekt Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie (AMSP) e.V. beschäftigt sich bereits seit 1993 mit der Erfassung, Einordnung und Auswertung von UAW und der Anwendungspraxis von Psychopharmaka unter naturalistischen klinischen Bedingungen.
Im Workshop sollen Auswertungen aus dem Projekt zu aktuellen arzneimittelsicherheitsrelevanten Themen - z.B. zu Anwendungsspezifika bei schizoprhenen Patienten, zu schweren motorischen UAW und zu pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Interaktionen – sowie besonders eindrückliche und klinisch relevante Fälle vorgestellt werden.
Diese Impulse sollen als Grundlage für eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik dienen, und mit allen Teilnehmern eine aktive Diskussion initiieren, welche gerne auch durch eigene Fragen und Berichte erweitert werden kann.
Zielgruppe:
An praktischer Psychopharmakotherapie interessierte Kollegen
Methode:
Kurze Impulsvorträge, Fallvorstellungen, gemeinsame Diskussion
Die Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) bzw. Multiplen Persönlichkeitsstörung gilt als Traumafolgestörung aufgrund schwerer Kindesmisshandlung. Mit Prävalenzschätzungen von 0,5 - 1% in der Bevölkerung und 5 % in psychiatrischen Populationen ist sie zudem eine häufige Erkrankung. Inzwischen liegen gute Behandlungsmöglichkeiten vor, wodurch der frühzeitigen Diagnostik der DIS eine besondere Bedeutung zukommt. Da diese Diagnose jedoch bislang nur zögerlich gestellt wird, hat dies Nicht- oder Fehlbehandlung zur Folge. Der State-of-the-Art-Workshop will für das Störungsbild der DIS sensibilisieren und aktuelle Diagnose-und Behandlungsmöglichkeiten vorstellen.
Im Workshop werden Kriterien vorgestellt, anhand derer eine größere Sicherheit in der Diagnosestellung der DIS und der anderen Dissoziativen Störungen erreicht werden kann. Darüber hinaus werden Faktoren dargestellt, welche das Erkennen der Erkrankung erschweren. Neben störungsimmanenten Aspekten (mangelndes Vertrauen in Beziehungen, fehlendes Bewusstsein für die eigene Symptomatik) wird beschrieben, dass auch Fehlvorstellungen und professionelle Skepsis die Diagnose erschweren, zumal viele Therapeuten von einem floriden und dramatischen Erscheinungsbild ausgehen. Es wird gezeigt, dass es sich viel häufiger um ein eher diskretes dissoziatives Symptomspektrum handelt, dass von einer polysymptomatischen Mischung aus komorbiden PTBS - und nicht Trauma bezogenen Symptomen überlagert wird.
Zudem wird ein Überblick über das phasenorientiere Vorgehen gegeben, dass sich an den sonstigen Standards zur Behandlung komplexer PTBS orientiert. Darüber hinaus werden störungsspezifische Interventionstechniken vorgestellt, die darauf abzielen, die dissoziativen Symptome zu überwinden. Insbesondere wird gezeigt, wie die aktive Einbeziehung dissoziierter Persönlichkeitsanteile genutzt werden kann, um spezifische und oft gravierende Einschränkungen (wie z.B. Suizidalität, schwere Angstsymptome, Selbstverletzungen) zu überwinden.
Arbeitsgrundlage des Workshops sind die Expertenempfehlung für die Behandlung der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) bei Erwachsenen der International Society for the Study of Trauma and Dissociation (Chu et al. 2011; Gast und Wirtz (Hrsg.) 2016)
Ziel des Workshops ist es, anhand klinischer Beispiele und anhand der Expertenempfehlung in das Konzept der dissoziativen Identitätsstörung einzuführen, ein strukturiertes diagnostisches Vorgehen zu erarbeiten und Behandlungsmöglichkeiten und –standards vorzustellen.
Zielgruppe:
Alle Berufsgruppen, die mit traumatisierten Patienten arbeiten und/oder mit psychoseähnlichen und dissoziativen Symptomen konfrontiert sind. So vor allem Psychiater/innen, ärztliche und psychologischen Psychotherapeut/innen, Sozialarbeiter/innen und Pflegekräfte
Didaktische Methode:
Einsatz von Power Point Präsentationen zu Themen des diagnostischen und therapeutischen Vorgehens.
Fallbeispiele (Fallvignetten und Videobeispiele)
Diskussion von Fallbeispielen der Teilnehmer, auch anhand von Rollenspielen
Ethische Fragen können entstehen, wenn jemand nicht genau weiß, wonach er seine Entscheidung ausrichten und verantworten soll. Jeder kennt diese Fragen:
Wie verhalte ich mich, wenn ich gegen den Willen eines Patienten handeln soll?
Was kann ich tun, wenn ich Zweifel an einer Entscheidung habe?
Eine ethische Fallberatung kann helfen, eine Entscheidung auch in einer ausweglos erscheinenden Situation besser treffen und begründen zu können.
Im Workshop wird das Lengericher Modell LeMo von ethischen Fallbesprechungen im Tandem Modell vorgestellt. Dabei wird aufgezeigt, wie das formale und inhaltliche Verfahren einer konkreten ethischen Einzelfallberatung verläuft. Folgende Aspekt werden thematisiert:
- Antragstellung und Erstgespräch
- Organisation der Fallbesprechung
- Anforderung an die Moderation
- Modell der Entscheidungsfindung
- Umgang mit Konsens vs. Dissens
- Abwägen und begründen
- Dokumentation und Kommunikation der Empfehlung
Ferner wird auch die zusätzliche Beobachtungsperspektive durch die Methode des Reflecting Team präsentiert. Gerne können die Teilnehmer des Workshops einen eigenen Fall vorstellen, der gemeinsam bearbeitet und beraten werden kann.
Auftrag der Forensischen Psychiatrie ist die Besserung und Sicherung psychisch kranker Straftäter, die infolge einer psychischen Erkrankung oder schweren psychischen Störung Straftaten im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit oder Schuldunfähigkeit begangen haben. Neben der psychiatrischen und psychotherapeutischen bzw. kriminaltherapeutischen Behandlung spielt auch die Sachverständigentätigkeit für Forensische Psychiater eine große Rolle. Zum Einen benötigt das erkennende Gericht für eine Einweisung eines Delinquenten in die Forensische Psychiatrie ein psychiatrisches oder psychologisches Gutachten zur Schuldfähigkeit, zum Anderen sind forensische Psychiater und Psychologen mit der Erstellung von sog. Prognosegutachten befasst, also mit Gutachten, die der Frage nachgehen, ob ein Patient in der Forensik oder ein Straftäter im Justizvollzug bei Lockerungen oder Entlassung noch Straftaten begehen wird, wenn ja welche und wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist. Sexualstraftaten sind jedoch keine "Krankheit", sondern ein Normenverstoß. "Sexualstraftäter" ist auch keine Diagnose. Welchen Blick hat die Forensische Psychiatrie auf diesen Deliktbereich, wie unterscheiden sich die Täter, welche Besonderheiten entscheiden über volle oder eingeschränkte Schuldfähigkeit und was ist wichtig bei der Erstellung eines legalprognostischen Profils?
Chronische Depressionen beginnen häufig vor dem 21. Lebensjahr und sind oftmals Folge von traumatischen zwischenmenschlichen Erfahrungen. Infolge dieser Erfahrungen zeigen Patienten mit chronischer Depression ein tiefgreifendes Muster von Vermeidung zwischenmenschlicher Beziehungen. Ihr Denken dreht sich um sie selbst und ihre eigene Sicht der Welt (Wahrnehmungsentkoppelung). Die Verhaltenstherapie chronischer Depressionen erfordert daher interpersonelle Strategien, die im Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) auf innovative Art mit verhaltenstherapeutischen Techniken kombiniert werden. Mittlerweile belegen mehrere kontrollierte Studien die Wirksamkeit des CBASP. In diesem Kurs wird ausgehend von den eigenen Erfahrungen der Teilnehmer mit ihren chronisch depressiven Patienten das Krankheitsmodell der chronischen Depression interaktiv erarbeitet. Der Fokus der darauffolgenden Rollenspiele liegt auf der persönlichen Gestaltung der therapeutischen Beziehung (disciplined personal involvement – DPI). Diese CBASP-Technik ist von besonderer Bedeutung zu Beginn der Behandlung und in schwierigen Situationen im Laufe der Therapie. Die Teilnehmer des Workshops lernen, wie die Beziehungsgestaltung in diesen Situationen genutzt werden kann, um den Patienten aus dem Kreis, in dem sie gefangen sind, zu befreien. Auf diese Weise werden sie in die Lage versetzt, therapeutische Fortschritte mit anderen Techniken des CBASP (vor allem der Situationsanalyse) zu machen.
Zielgruppe: Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten mit Erfahrungen in der Verhaltenstherapie chronischer Depression.
Methode: kurzer interaktiver Vortrag, Demonstration sowie Einübung der CBASP-Techniken zur diszipliniert persönlichen Gestaltung der therapeutischen Beziehung in Rollenspielen. Als Grundlage für die Rollenspiele können gerne eigene Fallbeispiel der Teilnehmer dienen.
Handout: http://j.mp/CBASP
Literatur: (1) McCullough, J. P. (2011). Therapeutische Beziehung und die Behandlung chronischer Depressionen. Heidelberg: Springer. (2) Klein, JP and Belz, M. Psychotherapie Chronischer Depression. Praxisleitfaden CBASP. Göttingen: Hogrefe, 2014
Die Bewertung der Risikofaktoren einer psychopharmakologischen Therapie ist von unverändert großer Bedeutung bei der Behandlung psychiatrischer Patienten. Aus einem Jahrzehnte langen Erfahrungsgrund (AMSP Projekt) mit jeweils neuester wissenschaftlicher Begleitung werden hier die wichtigsten Risiken der einzelnen Psychopharmakagruppen aus der Sicht der täglichen klinisch-praktischen Anwendung vorgestellt. Die Risiken bei Kombinationen der Psychopharmaka untereinander als auch mit anderen Arzneimitteln - sowohl im Hinblick auf pharmakokinetische als auch pharmakodynamische Effekte - werden anhand von Übersichten und an Fallbeispielen dargestellt und gemeinsam bearbeitet. Sowohl Antidepressiva als auch Antipsychotika, mood stabilizer und andere in der Psychiatrie angewandte Pharmaka werden einbezogen. Besonderer Wert wird auf Aspekte der individuellen Risikoanalyse gelegt. Erwünscht sind Fallbeispiele aus dem Auditorium.
Zielgruppe: Nervenärzte, Psychiater, Psychotherapeuten, Internisten, Allgemeinärzte, Psychologen
Methode: Information im Vortrag, Fallbeispiele, Interaktion und Diskussion
Vor dem Hintergrund des Wandels der Arbeitswelt wurde in den letzten Jahren eine Zunahme depressiver Erkrankungen am Arbeitsplatz festgestellt. Arbeitsbezogene Belastungen werden von den Betroffenen als die Hauptursache für depressive Störungen genannt. Dabei spielen insbesondere eine hohe Arbeitsbelastung, geringe soziale Unterstützung, Konflikte am Arbeitsplatz, geringer Entscheidungsspielraum und Gratifikationskrisen eine Rolle. Ausgehend von der Tatsache, dass Arbeit üblicherweise in einem interpersonellen Kontext stattfindet, wurde im Rahmen des Konzeptes der Interpersonellen Psychotherapie (IPT) ein spezifisches arbeitsstress-bezogenes Gruppenprogramm entwickelt und evaluiert.
Das Programm fokussiert auf belastende Veränderungen (z.B. Chefwechsel), zwischen-menschliche Konflikte (z.B. Mobbing) und sozialen Rollenstress (z.B. Kollege und Vorgesetzter in einer Person) im Arbeitsbereich, aber auch auf die Reduzierung der äußeren stressbehafteten Arbeitsbedingungen. Im Rahmen der Therapie werden die individuellen Arbeitsbelastungsfaktoren erarbeitet sowie persönliche Dysbalancen (z.B. Arbeitseinsatz und Wertschätzung in der Arbeit) ermittelt und mit Hilfe verbesserter interpersoneller Kompetenzen verändert. Gemeinsam sollen in der Gruppe Strategien erworben werden, um mehr Balance zwischen Alltag und der Arbeit zu finden und eine werteorientierte Lebensweise am Arbeitsplatz zu verfolgen.
Die IPT bewährte sich zur Behandlung arbeitsstress-bedingter depressiver Störungen in ersten Untersuchungen als eine geeignete Methode. Der Workshop ist ausschließlich praxisbezogen (Video- und Falldemonstrationen, Übungen, Rollenspiele) und ermöglicht den sofortigen Einsatz einzelner Elemente.
Sogenannte Verhaltensauffälligkeiten sind der häufigste Grund für eine psychiatrische Vorstellung von Menschen mit geistiger Behinderung (MmgB). Eine psychiatrische Exploration gestaltet sich dabei aufgrund der eingeschränkten sprachlichen Fertigkeiten meist schwierig. Nicht selten präsentieren sich psychische Störungen auch in atypischer Manier. Und obwohl in ihrer Prävalenz gegenüber der Normalbevölkerung erhöht, sind psychische Störungen im engeren Sinne bei MmgB oft gar nicht die Ursache von Verhaltensauffälligkeiten. Diese können auch in autistischen Störungen, genetischen Syndromen, einem niedrigen sozio-emotionalen Entwicklungsniveau (SEO) oder schlicht körperlichen Beschwerden begründet sein.
Dieser Workshop soll die Teilnehmer anhand nachvollziehbarer Algorithmen und im klinischen Alltag anwendbarer Assessments in die Differentialdiagnostik von Verhaltensauffälligkeiten und psychischen Störungen bei MmgB einführen. Auch die Besonderheiten der Therapie bei MmgB sollen dargestellt werden.
Psychotherapie gewinnt bei der Behandlung von Menschen mit Psychosen zunehmende
Bedeutung und wird mittlerweile auch durch die Behandlungsrichtlinien der DGPPN
empfohlen. Das von unserer Arbeitsgruppe entwickelte Metakognitive Training für Patienten
mit Schizophrenie (MKT) findet sich ebenfalls in den Behandlungsempfehlungen von
Fachgesellschaften wie der DGPs für die Behandlung der Schizophrenie. Ziel des MKT ist es,
Denkverzerrungen zu reflektieren (Meta-Ebene), die bei Patienten mit Schizophrenie mit der
Entstehung und Aufrechterhaltung von Wahn in Verbindung gebracht wurden (z.B. voreiliges
Schlussfolgern, Überkonfidenz, Unkorrigierbarkeit und Schwierigkeiten beim Einfühlen).
Ziel des aus zehn Modulen bestehenden MKT ist es, das Bewusstsein für die kognitiven und
metakognitiven Auffälligkeiten bei den Betroffenen zu schärfen. Den Patienten werden die
vielfältigen negativen Folgen der kognitiven Tendenzen durch spielerische Aufgaben
erfahrbar gemacht und deren mögliche Konsequenzen für die Entstehung und
Aufrechterhaltung der Symptomatik verdeutlicht. Darüber hinaus werden auch die Themen
Depression und Selbstwert mit typischen Denkverzerrungen thematisiert, da viele Patienten
hier einen klaren Behandlungswunsch äußern und affektive Störungen bei Psychose sehr
prävalent sind. Das MKT ist niedrigschwellig, leicht zu implementieren und verfolgt über die
Behandlung von Denkverzerrungen einen „Hintertüransatz“. Herr Prof. Moritz wurde 2010
für das MKT mit dem Psychotherapiepreis der DGPPN ausgezeichnet.
Als Weiterentwicklung aus dem Gruppentraining entstand das individualisierte Metakognitive
Therapieprogramm für Menschen mit Psychose (MKT+), welches zusätzlich Techniken der
kognitiven Verhaltenstherapie aufgreift und eine Behandlung individueller Probleme und
Wahnüberzeugungen erlaubt.
Zwei aktuelle Meta-Analysen zeigen (Eichner & Berna, 2016, Schizophrenia Bulletin; Liu et
al., 2018, Worldviews on Evidence-Based Nursing), dass das Training signifikante Effekte auf
Wahn und Positivsymptomatik allgemein ausübt. Die Akzeptanz des Trainings bei den
Patienten erreicht sogar eine hohe Effektstärke. Neuere Studien lassen darauf schließen, dass
der Ansatz auch über den Interventionszeitraum hinaus psychotische Symptome reduziert.
Der 1-tägige Workshop gibt eine praxisnahe Einführung in das Metakognitive
Gruppentraining und MKT+, die es Ihnen ermöglicht, dass Training selbst durchzuführen.
Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Der Workshop wird Ihnen eine Übersicht über alle wesentlichen Aspekte des Therapieverfahrens vermitteln.
Zentrale Themen werden sein: Historie, internationale Aspekte der Methode, Aufklärung, Indikation, Durchführung, Sicherheits- und Nebenwirkungsprofil, besondere Patientengruppen, Kombination mit anderen Therapieverfahren, rechtliche Grundlagen. Gerne können Sie uns im Vorhinein ergänzende Themenwünsche zusenden. Neben unserem Unterrichtsplan legen wir großen Wert auf Interaktivität und beantworten gerne Fragen der Teilnehmer. Bei der Darstellung der Durchführung stützen wir uns auf ein Video. Ergänzend werden wir auf Möglichkeiten eingehen, auch über den Workshop hinaus Unterstützung bei Problemen zu erhalten, die sich in der Praxis ergeben. Wir freuen uns auf einen lebendigen Austausch.
Wissenschaftliches Programmieren ist im Laufe der letzten Jahre zu einer der wichtigsten Fähigkeiten im Bereich der Neuro-/Kognitionswissenschaften und darüber hinaus geworden. Von der Bildgebung über die Genetik und molekularen Verfahren bis hin zur klinischer Prädiktionsforschung (vor allem im Bereich von „Big Data“) ist das wissenschaftliche Programmieren eine Grundvoraussetzung der Datenanalyse geworden. Gleichzeitig gibt es für Mediziner im Grunde keine entsprechende Ausbildung in den aktuellen Curricula und entsprechend bestehen Berührungsängste bzgl. des Erlernens einer Programmiersprache. Dies führt zu einem entscheidenden Wettbewerbsnachteil gegenüber jungen Wissenschaftlern mit einem Hintergrund in Ingenieurswissenschaften, Bioinformatik, Physik, aber auch Psychologie.
Dieser 4-stündige Einführungsworkshop dient der Vermittlung der Wichtigkeit dieser Fähigkeit und soll gleichzeitig vermitteln, dass das Erlernen grundlegender Programmierfähigkeiten in einem relativ kurzen Zeitraum möglich ist. Der erste Teil des Workshops wird aus einem Vortrag über die Einsatzgebiete, den Stellenwert und den Möglichkeiten des wissenschaftlichen Programmierens bestehen sowie aus einer Einführung in grundlegende Prinzipien (Variablen Definition, Laden von Datensätzen, „for“ Schleifen, etc.). Ebenfalls soll ein kurzer Überblick über verschiedene Programmiersprachen gegeben werden. Daran schließt ein einfacher praktischer Teil an, während welcher die Teilnehmer am Beispiel der Programmiersprache Matlab (Mathworks) das Gelernte in einfacher Weise umsetzen können. Der praktische Teil soll vor allem dem Abbau von Berührungsängsten und der Erfahrung dienen, dass Programmieren kein Hexenwerk ist.
Für den praktischen Teil sind Online-Übungen vorgesehen, bei denen online auf das Matlab interface zugegriffen wird.
Technische Voraussetzungen: Die Teilnehmer werden gebeten, ihre eigenen Laptops mitzubringen
Notwendige Vorkenntnisse: Keine.
Zielgruppe: Medizinstudenten, Assistenzärzte, aber auch fortgeschrittene wissenschaftlich tätige Kollegen, die einen Einblick in das wissenschaftliche Programmieren erhalten möchten.
Achtsamkeitsbasierte Psychotherapieformen haben sich in den letzten Jahren
sehr erfolgreich in verschiedenen Kontexten entwickelt. Dabei werden introspektive, meditative und auch imaginative Verfahren angewandt, die den Anspruch haben,
geistige Prozesse zu beeinflussen und positive Geisteszustände zu kultivieren.
Achtsamkeit ist im Rahmen der buddhistischen Lehre ein zentraler Begriff, dem wir uns im
Seminar annähern wollen. Dabei soll die Bedeutung im Rahmen der buddhistischen Heilslehre von der säkularen Anwendung im klinischen Kontext differenziert werden.
Methode:
Im Seminar wird ein Überblick über die Grundlagen der buddhistischen
Lehre vermittelt und einfache Meditationstechniken praktisch erprobt
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist bei erwachsenen Patienten mit stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen sehr häufig (ca. 15-20%). Dabei stellen Diagnostik und Behandlung der komorbiden ADHS im suchttherapeutischen Setting oft eine Herausforderung dar. Das gilt insbesondere, da die Patienten meist nicht wegen ihrer ADHS in Behandlung kommen, sondern wegen der Probleme durch den Substanzkonsum.
Die Aufgabe, eine mögliche ADHS zu erkennen und gleichzeitig die Symptome von Substanzkonsum und Entzug davon abzugrenzen, liegt dann beim individuellen Therapeuten.
Ist die ADHS erkannt und diagnostiziert, stellt sich die Frage nach der Behandlung: Laut S3-Leitlinie ADHS und internationalen Experten-Empfehlungen können langwirksame Stimulanzien auch bei Suchtpatienten eingesetzt werden, allerdings muss hier das Risiko für Missbrauch und Weitergabe berücksichtigt werden.
Die S3-Leitlinie ADHS empfiehlt auch aus diesem Grund die Behandlung der Komorbidität ADHS und Abhängigkeit durch einen Spezialisten für beide Erkrankungen. Dieser Workshop soll den Teilnehmern u.a. anhand von Fallbeispielen das entsprechende Wissen vermitteln, um den vielfältigen Herausforderungen dieser Komorbidität sicher zu begegnen.
Inhalt
1) ADHS und Substanzkonsum - Neurobiologie, Entwicklung.
2) ADHS bei Abhängigkeitserkrankungen erkennen und diagnostizieren.
3) Die Therapie-Optionen (Stimulanzien, Nicht-Stimulanzien, Psychotherapie) kennen und individuelle Therapie-Entscheidungen treffen
Die Ursachenforschung deckt heute zunehmend mehr genetische und umweltbedingte Risikofaktoren für die Entwicklung großer psychischer Volkserkrankungen auf. Wenn diese Ergebnisse zukünftig für die Betroffenen nutzbar gemacht werden sollen, muss es gelingen, Erkrankungsrisiken früh zu erkennen und unter Kontrolle zu bringen.
Diese Perspektive sollen die Beiträge des vorgeschlagenen Symposiums im Hinblick auf drei der derzeit am meisten beachteten Entwicklungsfelder verdeutlichen.
Der erste Vortrag soll vorbereitend darlegen, dass es eine Präventionsprogrammatik speziell für psychische Störungen gibt und wie sie mit den heute in der Grundlagenforschung verfolgten Konzepten der Krankheitsentwicklung in Verbindung steht. Die Strategien der universalen, selektiven und indizierten Primärprävention bieten ein Instrumentarium, um differenziert und erfolgsversprechend auf die von Risikofaktoren in der Lebensgeschichte angestoßenen Entwicklungspfade von psychischen Störungen einzugehen.
Der zweite Vortrag greift einen dieser Entwicklungspfade auf und beschäftigt sich mit dem Aufwachsen und Leben in Großstädten. Dabei soll deutlich werden, ob und ggf. wie die Aufklärung der dabei wirksamen psychosozialen, psychischen und neurobiologischen Risikomechanismen Ansatzpunkte für primärpräventive Maßnahmen bieten kann.
Der dritte Vortrag wendet sich dem komplexen Entwicklungspfad zu, der von aversiven Kindheitserfahrungen ausgehen und zur Entstehung substantieller psychischer Störungen im Erwachsenenalter beitragen kann. Die Aufklärung dieses großen Risikopotentials schreitet voran und sollte sich in der Zukunft für universale und selektive Präventionsmaßnahmen nutzen lassen.
Der vierte Vortrag nimmt auf den Alterungsprozess Bezug, indem es ebenfalls eine Reihe verschiedener, heute immer besser durchschauter Konstellationen von Risiko- und Schutzfaktoren zu beachten gilt. Auch hieraus ergeben Konsequenzen, die primärpräventiv für die Zielsetzung gesunden Alters zu nutzen sind.
Das Fach Psychiatrie und Psychotherapie ist in seinen Behandlungsstrategien durch die Entwicklung von ausdifferenzierter Psychotherapie und komplexer Psychopharmakologie sehr erfolgreich, wie andere medizinische Disziplinen. Über die Art der Ausrichtung von psychiatrischer Gesundheitsversorgung gibt es gleichwohl seit langem von Ideologien geprägte Debatten. Die Schlüsselfrage bleibt, welches differenzierte Gleichgewicht zwischen Krankenhaus-basierter und kommunaler ambulanter Versorgung zur bestmöglichen Behandlung der Patienten mit einer psychiatrischen Erkrankungen führen kann. Es besteht daher die Notwendigkeit, die unterschiedlichen Ausrichtungen von psychiatrischen Versorgungssystemen hinsichtlich positiver und kritischer Aspekte besser zu verstehen und tatsächlich zu vergleichen. Hierzu stellen die Kollegen aus England und Italien ihre Versorgungsstrukturen mit den medizinischen Herausforderungen und auch kritischen Aspekten dar. Ein neu entwickeltes Versorgungskonzept in Deutschland, Hamburg zeigt das Modell der gestuften Versorgung. Schließlich wird anhand des Modells der ausgewogenen Versorgung (balanced care model) ein adaptiertes, nach den Notwendigkeiten der Patienten ausgerichtetes Versorgungsmodell zwischen Krankenhaus und kommunaler ambulanter Versorgung diskutiert.
Vor 30 Jahren initiierten Dorothea Buck und Thomas Bock in Hamburg das erste Psychoseseminar; daraus wurde eine Bewegung, die mit dem Trialog von Erfahrenen, Angehörigen und Profis Auswirkungen auf viele Ebenen hatte: Es gibt trialogische Tagungen, Schriften/ Bücher, Verbände, trialogische Lehre und inzwischen auch Forschung, regionale Projekte und Bürgerinitiativen gegen Stigma und Vorurteile, für Sensibilität und Toleranz. Der „annähernd gewaltfreie Diskurs“ von ExpertInnen (durch Erfahrung und durch Beruf) sollte auch den Psychiatrischen Alltag verändern helfen. Behandlungsvereinbarungen, Beschwerdestellen, EXPerienced-INvolvement-Ausbildung zeugen davon. Mit Hoffnungen und Enttäuschungen, Möglichkeiten und Grenzen ....
Für Dorothea Buck ging es nach Ihrer Erfahrung mit der sprachlosen und tödlichen Psychiatrie darum, der Psychiatrie das Sprechen (und Zuhören!) beizubringen, bis heute (im 102. Lebensjahr) ihre Lebensaufgabe. Thomas Bock sah die Chance, die pathologische Sicht zu öffnen und „anthropologisch“ zu erweitern. Beide wollten die Beziehungskultur verändern, die Verantwortung zurückgeben – im Trialog. Wie weit sind wir gekommen? Ist der Trialog schon abgelegte Geschichte oder noch herausfordernde Utopie? Die Einbeziehung des historischen Films soll den Blick nach vorne öffnen.
18.15 Uhr Film: „Abschied von Babylon – Verständigung über Grenzen in der Psychiatrie“
auf ca. 25 Minuten konzentrierte Dokumentation des internationalen Weltkongresses 1994 in Hamburg von Nilola Bock. Dieser Kongress war der erste in Deutschland nach den Verbrechen der Nazi-Psychiatrie, zum ersten Mal trialogisch gestaltet und verantwortet. „Abschied von Babylon“ steht symbolisch für die Notwendigkeit, Größenwahn und Sprachverwirrung in der Psychiatrie zu überwinden - mit Diskussion
Mit dem diesjährigen Referatssymposium möchten wir die Erfahrungen dreier speziell für junge Menschen mit beginnenden psychischen Störungen konzipierter Versorgungsangebote vorstellen und diskutieren.
Für das Angebot niedrigschwelliger, diagnoseübergreifender Früherkennungszentren werden Daten von über 900 jungen Menschen zwischen 15 und 35 Jahren vorgestellt, die sich seit der Gründung 2009 hilfesuchend an das Früherkennungszentrum für psychische Störungen der Universitätsklinik Dresden (ddfrühdran) gewandt haben.
Als Beispiel für ein niedrigschwelliges institutionsübergreifendes Beratungs- und Behandlungsangebot, welches eine städtische Beratungsstelle mit der Früherkennungsambulanz einer Klinik verbindet, wird „Soulspace“ aus Berlin vorgestellt und über die ersten Erfahrungen berichtet.
Das Heidelberger Frühbehandlungszentrum als kooperative Transitions-Einrichtung der Erwachsenen- und Kinder- und Jugendpsychiatrie für junge Menschen zwischen 12 und 28 Jahren kann auf mittlerweile über 15 Jahre gemeinsame Arbeit zurückblicken. Die Langzeiterfahrungen bieten spannende Ausblicke für die zukünftige Gestaltung weiterer Transitionsangebote in der Psychiatrie.
Das Thema Stalking ist in der Allgemeinpsychiatrie und der Forensischen Psychiatrie mittlerweile fest verankert. Diagnostik und Therapie von Stalkingopfern sowie die Begutachtung und Risikoeinschätzung von Stalkern sind wichtige Themen geworden. Der einschlägige Straftatbestand wurde erst kürzlich deutlich überarbeitet. In diesem Symposium werden Ergebnisse einer aktuellen Bevölkerungsstudie zur Prävalenz von Stalking in Deutschland vorgestellt. Die Studie nutzte das gleiche Instrumentarium, das schon bei der ersten Stalkingstudie in Deutschland im Jahre 2005 verwendet wurde, so dass Aussagen darüber getroffen werden können, ob sich die Prävalenz in den letzten 15 Jahren verändert hat und welche Rolle den sozialen Medien dabei zukommt. In weiteren Vorträgen werden Erkenntnisse zu Stalking und Bedrohungsmanagement in unseren Nachbarländern Schweiz und Österreich präsentiert.
Dieses Symposium behandelt besondere Aspekte der Therapie mit Psychopharmaka in der Hausarztpraxis. Olaf Reddemann wird als Vertreter der Hausärzte eine Übersicht über Möglichkeiten, Grenzen und Probleme der Pharmakotherapie in der Hausarztpraxis geben und Perspektiven der besseren interdisziplinären Kooperation zwischen Hausärzten und Psychiatern diskutieren. Christoph Hiemke wird die besondere Problematik der Polypharmazie in der Hausarztpraxis, die besonders Patienten mit somatischer und psychiatrischer Komorbidität betrifft, besprechen. Wichtige und in der Praxis häufige Arzneimittelinteraktionen werden besonders hervorgehoben. Die Dauertherapie mit Psychopharmaka ist auch in der Hausarztpraxis häufig, und das Absetzen einer solchen Medikation stellt immer wieder eine besondere Herausforderung dar. Gerhard Gründer wird die Problematik anhand der wichtigsten Psychopharmaka-Gruppen (Antidepressiva, Antipsychotika, Tranquilizer und Hypnotika) besprechen.
Depressionen gehören neben kognitiven Störungen zu den häufigsten psychischen Störungen im höheren Lebensalter mit einem deutlichen Anstieg des Suizidrisikos insbesondere bei Männern. Die Behandlung der Altersdepression stellt insbesondere hinsichtlich der Multimorbidität vieler Patienten eine besondere Herausforderung im klinischen Alltag da. Neben Pharmakotherapie und Psychotherapie stehen Hirnstimulationsverfahren zur Behandlung zur Verfügung, die in diesem Symposium vorgestellt werden. Die Wirksamkeit der transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) in der Unterstützung adaptiver neuroplastischer Prozesse mit potentiellem Nutzen für die Depressionsbehandlung ist vielfach belegt. Die Kombination von tDCS und dem gezielten Training kognitiver Kontrolle bei älteren Menschen mit subjektiver kognitiver Beeinträchtigung führt zu einer anhaltenden Reduktion dieser Beeinträchtigung. Die Wirksamkeit der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) bei älteren Patienten wird kontrovers diskutiert. In zahlreichen Studien konnte die akute Wirksamkeit der hochfrequenten rTMS des linken dorsolateralen präfrontalen Kortex nachgewiesen werden. Dabei wurde auf die Notwendigkeit insbesondere höherer Stimulationsintensitäten hingewiesen. Ältere Patienten profitieren von einer Behandlung mit Elektrokonvulsionstherapie (EKT) deutlicher und schneller als jüngere. Dies gilt insbesondere für wahnhafte Depressionen. Altersübergreifend ist die EKT hinsichtlich der Wirksamkeit der Pharmakotherapie überlegen. Kognitive Nebenwirkungen treten jedoch häufiger auf. Die Magnetkonvulsionstherapie (MKT), ist ein innovatives, konvulsives Stimulationsverfahren. Wie bei der EKT wird unter Kurznarkose ein Krampfanfall ausgelöst, jedoch mit starken magnetischen Feldern. Bisherige Ergebnisse zeigen wenig kognitive Nebenwirkungen bei guter antidepressiver Wirksamkeit, so dass weiter gehende Untersuchungen insbesondere bei älteren Patienten mit kognitiven Defiziten durchgeführt werden sollten.
Nachdem 2011 die Maßregel der Sicherungsverwahrung und 2017 das Recht der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus nach §63 StGB grundlegend reformiert wurden, wird nun auch eine grundlegende Änderung des Rechts der Unterbringung in einer Entziehungsanstalt nach §64 StGB diskutiert. Während weitreichende Übereinstimmung über die Notwendigkeit einer Reformierung besteht, sind die Vorschläge zur konkreten Ausgestaltung und den zielführenden Veränderungen indes heterogen. Im Folgenden sollen einzelne inhaltliche Positionen vorgestellt und zur Diskussion gestellt werden.
Die Epidemiologie und Erkennung psychischer Komorbiditäten, z.B. von Suchterkrankungen, in der somatischen Versorgung, war in den letzten Jahren vielfach Thema von Präventionsprogrammen und diverser Publikationen.
Das vorliegende Symposium, möchte nun den Fokus auf die Versorgung somatischer Komorbiditäten bei Menschen mit psychischen Störungen legen. Besonders Betroffene mit komplexer Symptomatik und hohem Hilfebedarf sind häufig nicht in der Lage dies ausreichend selbst zu organisieren. Teils lehnen sie die Behandlung auch ab oder somatische Behandler sehen sich außer Stande diese schwierigen Patienten ausreichend zu begleiten.
Das DGPPN-Referat Gemeindepsychiatrie hat sich daher im Aktionsplan der DGPPN zur Umsetzung der UN-BRK dem Artikel 25, der Teilhabe und Zugang im Gesundheitsbereich beschreibt, angenommen und gemeinsam mit dem Referat für Psychische Störungen in der hausärztlichen Versorgung dieses Symposium konzipiert.
Die vier Vorträge geben einen Überblick über die Epidemiologie somatischer Komorbiditäten bei Menschen mit psychischen Störungen, die Möglichkeiten diese (Mit-)zubehandeln, die Notwendigkeit der Vernetzung und eines berufsgruppenübergreifenden Monitorings leitender Symptome, z.B. ein metabolisches Syndrom betreffend.
Menschen mit Demenz sind in der Regel multimorbide und leiden neben der Demenz durchschnittlich an 4-6 weiteren Grunderkrankungen; sie sind folglich angewiesen auf medizinische Maßnahmen und werden regelmäßig mit Entscheidungen zur medizinischen Diagnostik und/oder Behandlung konfrontiert. Da die Einwilligungsfähigkeit der Betroffenen dabei häufig in Frage gestellt wird, werden regelmäßig stellvertretende Entscheidungen getroffen. Um beurteilen zu können, ob eine rechtlich wirksame Einwilligung vorliegt, bedarf es der Beurteilung der Einwilligungsfähigkeit. Für dieses Vorgehen besteht der dringende Bedarf an Kriterien und Prozeduren, um eine Beurteilung der Einwilligungsfähigkeit von Menschen mit Demenz zu optimieren. Hilfestellung soll an dieser Stelle die AWMF-Leitlinie „Einwilligung von Menschen mit Demenz in medizinische Maßnahmen“ schaffen. Sie soll strukturierte Empfehlungen zur Sicherung der Handlungsfähigkeit von Menschen mit Demenz (insbesondere im Sinne der Selbstbestimmung) bei Entscheidungen über medizinische Maßnahmen (Diagnostik, ärztliche Heilbehandlung, palliativmedizinische Maßnahmen) zur Verfügung stellen.
Im Rahmen des Symposiums sollen verschiedenen Aspekte dieser Leitlinie auch im Hinblick auf Anwendbarkeit und Akzeptanz vorgestellt werden.
Wie geht man als junge Ärztin/junger Arzt mit der Herausforderung um, Patienten zu behandeln, die deutlich mehr Erfahrung mit ihrer Erkrankung haben? Was können Assistenzärztinnen und –ärzte von Angehörigen und Betroffenen lernen? Wie gelingt eine Behandlung auf Augenhöhe trotz Altersunterschied? Am Beispiel der Alkoholabhängigkeit lädt die Generation PSY zu einem Trialog, einer offenen Diskussion mit erfahrenen Behandlern aus der Suchtmedizin, mit Betroffenen von Alkoholabhängigkeit und ihren Angehörigen. Wir tauschen Erfahrungen aus und betrachten die Herausforderungen für junge Psychiaterinnen und Psychiater aus dem Blickwinkel aller drei Gruppen, gerne unterstützt durch eigene Fragen und Anregungen des Publikums.
Etwa 30% der Insassen in Haftanstalten sind opiatabhängig. Grundsätzlich haben Häftlinge Anspruch auf eine Gesundheitsversorgung, die derjenigen entspricht, die die Betroffenen zu den Bedingungen der gesetzlichen Krankenkassen außerhalb der Haft hätten (Äquivalenzprinzip). Goldstandard der Behandlung Opiatabhängiger ist die Substitutionsbehandlung, deren Wirkung auch unter Haftbedingungen belegt ist. Leider ist die Substitutionsbehandlung in vielen Ländern, so auch in Deutschland, noch nicht flächendeckend in Haftanstalten etabliert.
Vor diesem Hintergrund wird ein Symposium zum Thema vorgeschlagen (Vorsitz: Prof. Dr. N. Scherbaum, Fr. Prof. Dr. U. Havemann-Reinecke). Das Symposium soll folgende Vorträge umfassen:
Die psychiatrische Versorgung hat sich Dank kritischer Diskurse zu den Themen „Zwang und Gewalt“, „sektorenübergreifende Versorgung“, „Evidenz und Erkenntnis“, „Partizipation und Trialog“ sowie „Multiprofessionalität“ vielerorts aus der Praixs heraus in den letzten Jahren nachhaltig verändert, ohne dass diese Veränderungen schon in eine einheitliche Theorie überführt worden wären. Das Symposium will zu der Überwindung dieses Defizits einen Beitrag leisten. Ziel ist, neue Versorgungskonzepte darzustellen und zu reflektieren. Urs Hepp (Winterthur – CH) hat in den letzten Jahren nicht nur neue Versorgungsmodelle entwickelt und umgesetzt, sondern sie auch konsequent gemäß den Kriterien der Evidenzbasierten Medizin beforscht. Er fasst solche Ergebnisse zusammen, u.a. aus seinem RCT zu Home Treatment (publiziert im Br J Psychiatry), aber auch zu einem RCT zur Wirksamkeit von Case Management. Matthias Jäger (Liestal – CH) wird sich mit einem, Peer Begleiter in dem Beitrag Ansätzen der Versorgungsorganisation widmen, die dazu beitragen können, dass die subjektive Perspektive und Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten konsequent in den Vordergrund gestellt werden und Behandlungen gegen den Willen weitestreichend vermieden werden können. Nicolay Marstrander (Fürstenfeldbruck) hat in den letzten 3 Jahren eine Klinik aufgebaut, die konsequent sektorenübergreifend behandelt (stationär/teilstationär/intensiv ambulant/ambulant). Er stellt Ergebnisse und Konsequenzen dar. Ina Jarchov-Jadi (Berlin) stellt als Pflegedirektorin am Beispiel des Weddinger Modells die Bedeutung der Multiprofessionalität für eine nachhaltige positive Entwicklung von Versorgungskonzepten dar.
Mit der Methode des Individual Placement and Support (IPS) liegt ein evidenzbasierter, in den S3 Leitlinien mit A empfohlener und international realisierter Ansatz zur beruflichen Integration für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen vor. In Deutschland ist IPS bisher wenig umgesetzt. Anhand von vier Referaten werden aktuelle Studien- und Evaluationsergebnisse von IPS-nahen Interventionen aus der (klinischen) Routineversorgung städtischer und ländlicher Regionen in Deutschland präsentiert. Die Wirksamkeit von IPS unterliegt Veränderungen über die Zeit wie Richter et al. in ihrer Analyse zeigen konnten, die Gegenstand des fünften Vortrags im Symposium ist.
Die „sichere Bindung“ eines Kindes zu seinen primären Bezugspersonen gilt langfristig als wichtiger Faktor gelingender Entwicklung und psychischer Gesundheit. Bindung und Interaktion können jedoch von der Empfängnis an durch verschiedene Faktoren gestört werden, was bis hin zur Ablehnung des Kindes, Abbruch der Bindung oder Bindungsstörungen führen kann. Psychische Erkrankungen der Eltern können Bindungsschwierigkeiten verursachen oder verstärken.
In diesem Symposium werden Entstehungsbedingungen von Bindungsschwierigkeiten ab der Schwangerschaft bis zum Jugendalter dargestellt und mit ihren Implikationen und möglichen Handlungsansätzen diskutiert.
F. Lehnig untersuchte den Einfluss von mütterlichen Misshandlungs- oder Vernachlässigungserfahrungen auf die postpartale Mutter-Kind-Bindung an 752 Mutter-Kind-Paaren, ihre Ergebnisse betonen den deutlich negativen Einfluss v.a. von emotionaler Vernachlässigung.
F. Hanschmidt untersucht den Zusammenhang zwischen Stigmatisierung, Trauer, Trauma und Depression bei Schwangerschaftsabbruch an 184 Frauen, deren Schwangerschaftsabbruch aufgrund einer fetalen Anomalie ein bis sieben Jahre zurücklag.
F. Caby erörtert die Frage, ob Kinder in Pflege- und oder Adoptivkonstellationen während des Bindungsprozesses in der neuen Familie mit ihren leiblichen Eltern Kontakt haben sollten und diskutiert den Einfluss von psychischer Erkrankung der leiblichen Eltern auf die Bindungsprozesse unter Berücksichtigung kinder- und jugendpsychiatrischer, bindungstheoretischer und systemisch-familientherapeutischer Aspekte .
R. Oelkers-Ax stellt aus der klinischen Arbeit einer familienpsychiatrischen Eltern-Kind-Tagesklinik familienpsychiatrische Fallkonstellationen (d.h. Komorbiditäten von Elternteil und Kind), die typischerweise mit erschwerter oder gestörter Bindung einhergehen, hinsichtlich ihrer Entstehungs- und Interaktionsmuster dar und diskutiert therapeutische Ansätze.
Kooperationssymposium mit der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF)
Nach Jahrzehnten der klinischen Diagnose der Demenz bei wahrscheinlicher Alzheimer-Krankheit (AK) und der Behandlung der Neurotransmitterdefizite steht eine Ära der auf der Pathophysiologie basierten Diagnostik der AK bereits in prä-dementiellen Stadien bevor. Eine Reihe unterschiedlicher Therapieverfahren, die verlangsamend in die pathophysiologische Kaskade der AK eingreifen sollen, werden in klinischen Phase II- und III-Studien erprobt. Die zugrundeliegende Amyloid-Theorie, die bisher am besten untersuchte Hypothese zur Entstehung der AK, beschriebt ein Ungleichgewicht zwischen Produktion und Abbau des β-Amyloid 1-42 (Aβ42) als ein frühes Ereignis im Krankheitsprozess. Während eine Überproduktion nur für einen geringen Teil der Erkrankten verantwortlich scheint, mehren sich die Hinweise auf Beeinträchtigungen in der Amyloid-Clearance. Im Weiteren stoßen die Aβ- Ablagerungen weitere pathologische Veränderungen wie die Hyperphosphorylierung von Tau, den Verlust von Synapsen und schließlich den Neuronen-Verlust an. Die Hypothese, dass Aβ Teil einer anti-infektiösen Reaktion sein könnte, ist Gegenstand der Forschung.
Seit kurzem sind Radiopharmaka zur Darstellung von Amyloid mittels PET bei Betroffenen flächendeckend kommerziell verfügbar, erste Generationen von Radiopharmaka zur Darstellung von Tau werden wissenschaftlich untersucht. Dies ermöglicht die Diagnostik der AK unabhängig von den klinischen Syndromen. Darüber hinaus können sie die Differentialdiagnostik dementieller Syndrome unterstützen.
Erstmals in der Geschichte der Behandlung der AK richten sich neue Verfahren gegen die Pathophysiologie. Diese zielen darauf ab, das Ausmaß von Aβ42 zu verringern oder die Ausbreitung der Tau-Pathologie zu verhindern. In den vergangenen Monaten wurden vielversprechende Studien gegen Aβ vorzeitig gestoppt, weil mit hoher Wahrscheinlichkeit der Nachweis einer sehr deutlichen Verlangsamung des Krankheitsprozesses innerhalb der Studiendauer nicht gelungen wäre.