Die Welt dreht sich schnell und immer schneller. In allen Lebensbereichen bereichern und verändern neue technische Möglichkeiten unseren Alltag. Kommunikation hat sich in den vergangenen Jahren in rasanter Geschwindigkeit hin zu digitalen Anwendungen verändert. War vor 10 Jahren noch das Telefonat zwischen 2 Personen zur schnellen Informationsübermittlung üblich, stehen heute Whatsapp und SMS dafür an erster Stelle. Rund um die Uhr sind Informationen via Internet zugänglich und unsere Patienten fordern maximale Versorgung 24 Stunden am Tag an 7 Tagen in der Woche. Die im privaten Leben und in vielen beruflichen Zweigen schon etablierten Informationswege werden auch für die Gesundheitsversorgung eingefordert.
Einen Schritt zur kooperativen Versorgung mittels telemedizinischer Möglichkeiten wird uns in diesem Symposium deswegen Sean Monks, Inhaber einer innovativen Medienfirma, vermitteln.
Unsere Praxen verändern sich. Mit dem Übergang einer Praxis von einem älteren an einen jüngeren Kollegen kommen neue Ideen auch die modernen Kommunikationswege betreffend zum Tragen. Diese können hilfreich sein für eine intensive ambulante Versorgung von Menschen in ihrem gewohnten Lebensumfeld. Unter Nutzung telemedizinischer Möglichkeiten können spezielle fachärztliche Leistungen, die bisher durch lange Wartezeiten bei Fachärzten nur mit Verzögerung zugänglich waren, schneller zum Patienten kommen. Für den hausärztlichen Bereich wird Dr. Ilka Aden ihre Wahrnehmung des Wandels berichten.
Für den ambulanten psychiatrischen Versorgungsbereich besteht zusätzlich die Neusortierung der Praxen, weil bei einer Übergabe einer nervenärztlichen Praxis in aller Regel eine Aufteilung in die Bereiche Neurologie und Psychiatrie erfolgt. Patientenversorgung teilt sich also hier und nur teilweise können Patienten des benachbarten Fachgebietes weiterhin mitversorgt werden. Dieser Umbruchsituation kann durch das Nutzen telemedizinischer Möglichkeiten genauso gestaltet werden, wie das rasche Zur-Verfügung-Stellen von Fachexpertise zwischen den Fachärzten wie zwischen Fach- und Hausarzt. Dr. Sabine Köhler berichtet vom Wandel der ambulanten psychiatrischen Versorgung.
Fachübergreifend soll die Idee des ZNS-Konsils als telemedizinische Anwendung dargestellt werden.
Der Gesetzgeber hat mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Versorgung und der Vergütung für psychiatrische und psychosomatische Leistungen (PsychVVG) den §39 Absatz 1 SGB V neu gefasst und das Wort „stationsäquivalent“ an einschlägigen Stellen ergänzt. Die stationsäquivalente psychiatrische Behandlung (StäB) ist eine Krankenhausbehandlung im häuslichen Umfeld durch mobile fachärztlich geleitete multiprofessionelle Behandlungsteams. Sie entspricht hinsichtlich der Inhalte, Flexibilität und Komplexität einer vollstationären Behandlung. Seit Januar 2018 kann StäB in Fachkrankenhäusern eingeführt werden. Die StäB kommt zum Einsatz, wenn auf diese Weise das Therapieziel am ehesten zu erreichen ist oder man Erkrankte erreicht, die sonst nicht in die Psychiatrie gekommen wären, weil vielleicht Kinder oder Haustiere zu versorgen sind. Auch stellen chronisch Erkrankte mit häufiger Hospitalisierung und gerontopsychiatrische Patientinnen und Patienten Zielgruppen dar, da sie für die Behandlung nicht aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen werden müssen. Nach erfolgreichen Verhandlungen mit der DKV stehen seit April dieses Jahres 19 Plätze in der LWL-Klinik Dortmund für STäB zur Verfügung. Im ZfP Südwürttemberg wurde bereits im Jahr 2017 eine Bedarfsanalyse durchgeführt. Aktuell können im ZfP an 4 Standorten insgesamt 15-28 Patient*innen in StäB behandelt werden. Seit Mitte des letzten Jahres behandelt ein multiprofessionelles Team bestehend aus Ärzten, Pflegefachkräften, Physiotherapeuten und Sozialarbeitern der Hochschulklinik Psychiatrie und Psychotherapie an der Immanuel Klinik Rüdersdorf Menschen in einer akuten psychischen Krise im häuslichen Umfeld. Am Helios Park-Klinikum Leipzig stehen primär psychisch schwer erkrankte ältere Menschen im Fokus des stationsäquivalenten Behandlungsangebotes. Im Rahmen des Symposiums stellen diese 4 Kliniken erste Erfahrungen mit diesem Versorgungsmodell vor.
Mit der Jahrtausendwende sind wir im Zeitalter der digitalen Informationstechnologie angekommen, was substantielle Auswirkungen darauf hat, wie wir Daten sammeln, speichern, teilen und analysieren können. Die Handhabbarkeit größerer und komplexerer Datensätze eröffnet auch aufregende neue Möglichkeiten für die Forschung im Bereich der Altersepidemiologie. Es sind nationale und internationale Initiativen entstanden, die Alterskohortendaten von Längsschnittstudien auf Individualebene zusammenführen, also poolen und harmonisieren. So kann es gelingen, Forschungsfragen zu beantworten, die auf Ebene einzelner Studien unklar bleiben: zum Beispiel weil Fallzahlen zu gering sind. Insbesondere Fragen zu regionalen und Länderunterschieden oder ethnischen und kulturellen Differenzen können durch internationale Kollaborationen überhaupt erst realisiert werden. Multikohortenanalysen bieten eine Reihe von Vorteilen, sind aber auch mit Herausforderungen verbunden. Sie sind vor allem methodisch komplex und zeitaufwändig. Unser Symposium stellt aktuelle Forschungsarbeiten aus vier verschiedenen nationalen (AgeDifferent.de) und internationalen (COSMIC, IASLA, HRS/SHARE/SAGE) Kollaborationen vor und zeigt auf, welche neuen Erkenntnisse wir dadurch für kognitives Altern und Demenzerkrankungen noch gewinnen können. Dabei halten wir Stärken und Limitationen solcher gepoolter Analysen im Blick.
Mit dem Bundesverfassungsgerichtsurteil 2011 zur Zwangsbehandlung wurden die Rahmenbedingungen zur medikamentösen (Zwangs-)Behandlung von nicht einwilligungsfähigen forensisch untergebrachten Patienten recht klar abgesteckt. Betont wurde dabei die Schwere des Grundrechtseingriffes, weil der Kern der Persönlichkeit betroffen sei. In der Anwendung geraten die für Anordnung und Durchführung Zuständigen immer häufiger in rechtliche bzw. fachliche Grauzonen, wenn sie Anwendungsbeschränkungen der Pharma-Hersteller und ethisch-ärztliche Anforderungen an die Vermeidung von Zwang gleichermaßen gerecht werden wollen.
In der Anwendung geraten die für Anordnung und Durchführung zuständigen ärztlichen Vollzugsleitungen sowie die in das Verfahren eingebundenen externen Sachverständigen und Richter immer häufiger in rechtliche bzw. fachliche Grauzonen, wenn sie Anwendungsbeschränkungen der Pharma-Hersteller und ethisch-ärztliche Anforderungen an die Vermeidung von Zwang gleichermaßen gerecht werden wollen.
Seit einem Rote-Hand-Brief der Fa. Janssen-Cilag aus dem Dezember 2017 ist die parenterale Injektion von Haloperidol für die Indikation „akute und chronische schizophrene Syndrome“ nicht mehr zulässig. Das betrifft aber den Großteil der im Maßregelvollzug zu beurteilenden Fälle. Für eine zwangsweise parenterale Gabe stehen somit nur noch sehr wenige, aus fachlich-pharmakologischer Sicht (vorsichtig gesagt) nicht überlegene Substanzen zur Verfügung.
Gleichzeitig entsteht der Eindruck, dass dieses Problem vielerorts verkannt oder bagatellisiert, im Bereich der Allgemeinpsychiatrie mit Hinweis auf die Möglichkeiten des off-label-uses auch negiert wird. Unklar bleibt indes, ob nicht gerade der hohe Anspruch des BVG den off-label-use verbieten müsste, weil das Verlassen des Indikationsbereiches die Risiken rasant ansteigen lässt.
Vorgestellt werden zudem erste Ergebnisse von ca. 50 Fällen einer Zwangsbehandlung aus der Forensik Niedersachsen.
Mit jährlich circa 10.000 Suiziden und circa 200.000 Suizidversuchen stellt suizidales Verhalten in Deutschland eine Herausforderung für die Gesundheits- und Versorgungssysteme und insbesondere die fachspezifische Versorgung dar. Gründe für den Stopp des Rückgangs der Suizidraten in Deutschland in den letzten 10 Jahren sowie Faktoren, die zu suizidalem Verhalten führen und die Lethalität dieser Handlungen beeinflussen, werden diskutiert. Prinzipien und konkrete Ratschläge im Umgang mit suizidgefährdeten Personen werden vorgestellt. Über ein Rollenspiel der Referenten mit exemplarischer Exploration der Suizidgefährdung und Diskussion des Spektrums daraus folgender suizidpräventiver Maßnahmen besteht die Möglichkeit, das eigene Vorgehen im Sinne eines Benchmarkings mit dem von Kollegen zu vergleichen.
Die Aus- und Weiterbildung in der Psychiatrie wird sich durch den Masterplan 2020 in den nächsten Jahren wesentlich verändern. Weg vom Frontalunterricht, hin zum Training praxisrelevanter Kompetenzen. Die Kompetenzen, die ein Studierender während seiner Ausbildung erlernen soll sind durch den nationalen kompetenzbasierten Lernzielkatalog inzwischen klar formuliert. Wir werden uns daher mit der Frage auseinandersetzen, wie kompetenzorientierte Lehre funktioniert, und ob sie wirklich besser ist als das, was wir kennen. Modellhaft werden wir zeigen wie diese Prinzipien auf einer Station und in einer Lehrpraxis umgesetzt werden. Bleibt die Frage offen, ob so auch die Fähigkeiten vermittelt werden können, die man benötigt, um ein Supershrink (Superpsychiater) zu werden.
Hintergrund
In den verschiedensten Bereichen der psychiatrischen Pflege entwickeln sich neue Karrieremodelle für hochspezialisierte und akademisierte Pflegepersonen. Sie werden als Pflegeexperten in verschiedenen Konzepten eingesetzt, dabei können die zugrunde gelegten Rollenbilder sowohl durch die Divergenz des Einsatzortes und des Arbeitsauftrages variieren. Zum einen sind sie in der Organisations- und Strukturentwicklung tätig, der Hauptaugenmerk ihrer Tätigkeit liegt aber auf der Begleitung und Betreuung der Patienten in ihrem klinischen Arbeitsfeld.
Auch hinsichtlich der Ausbildung von Pflegeexperten besteht in Deutschland keine Einigkeit, da diese Begrifflichkeit nicht rechtlich geschützt ist.
Im angloamerikanischen Raum und in der Schweiz werden unter dem Terminus „Advanced Practice Nursing“ (kurz APN) die oben beschriebenen Formalia geregelt und Zulassungsrichtlinien zur Tätigkeit als Pflegeexperte definiert.
Fragestellung
Wie werden Pflegeexperten in Deutschland eingesetzt?
Welche Konzepte, Kompetenzen, Qualifikationen und Rollenmodelle liegen ihrer praktischen Arbeit zugrunde?
Welche Hürden gab es bei der Implementierung der Pflegeexperten?
Methodik
In dem Symposium wird zu Beginn der berufspolitische und bildungsrelevante Hintergrund von ANP und Pflegeexperten durch einen Referenten erläutert.
Des Weiteren stellen drei Referenten ihre spezifischen Rollenkonzepte von Pflegeexperten in ihrem psychiatrischen Krankenhaus vor. Dies inkludiert die Beschreibung des Tätigkeitsfeldes, der zugrundegelegten beruflichen Qualifikation und des Arbeitsauftrages. Daneben kommen Berichte über ihre Erfahrungen und Ergebnisse bei der Umsetzung der Rollenkonzepte zum tragen.
Diskussion & Fazit
Durch die unterschiedlichen APN-Konzepte der Referenten erhält das Auditorium ein vertieften Einblick in die verschiedenen Profile der deutschen psychiatrischen Pflegeexperten. Dies ermöglicht einen direkten Vergleich und bietet Anregungen für die mögliche Implikation dieser Konzepte.
Alle psychiatrische Erkrankungen gehen mit Störungen sozialer Interaktionen einher. Je nach Erkrankungsbild können basale Prozesse der Wahrnehmung und Motorik oder höhere Funktionen wie verbaler Ausdruck oder die Interpretation sozialer Situationen beeinträchtigt sein. Störungen sozialer Interaktionen führen zu individuellem Leidensdruck, reduziertem Funktionsniveau und Exklusion; die Wiederherstellung sozialer Interaktionsfähigkeit wiederum stellt einen wichtigen Bestandteil therapeutischer Bemühungen dar. Daher ist das Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen sozialer Interaktion für die Psychiatrie und Psychotherapie von besonderer Bedeutung. Dieses Symposium wird eine Zusammenfassung relevanter Forschungsbereiche geben. Zwei Vorträge widmen sich der nonverbalen Kommunikation mittels Gesten bei Störungen des Schizophreniespektrums und affektiven Erkrankungen. Diese Patienten haben unter anderem Mühe, die übergeordnete metaphorische Bedeutung von Gesten richtig zu erfassen. Veränderte neuronale Kopplungsprozesse im Sprachsystem scheinen dafür verantwortlich zu sein. Auch die Nutzung von Handgesten durch Patienten mit Schizophrenie ist verändert, wobei gleichzeitig ein Defizit im zerebralen Praxisnetzwerk auftritt. Diese Defizite in Gestenproduktion und –verarbeitung sind durch nicht-invasive Hirnstimulationsmethoden veränderbar. Ein Vortrag fokussiert auf die Wechselseitigkeit von Bewegungen während sozialer Interaktionen, wodurch sich charakteristische Auffälligkeiten bei Störungen des Autismusspektrums messen lassen. Der vierte Beitrag thematisiert die Bewertung sozialer Situationen, z.B. wie die Meinung des Gegenübers soziale Interaktionen bei Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung moduliert. Dieses Symposium thematisiert somit die Grundlagen von Störungen der sozialen Interaktionen bei verschiedenen psychischen Erkrankungen und gibt Ausblicke hinsichtlich der klinischen Relevanz dieses Ansatzes.
Durch den politischen Wandel der Versorgungsansprüche psychisch erkrankter Menschen wird die stationäre Eingliederungshilfe kontroverser diskutiert. Dieser Prozess findet einen Höhepunkt im kommenden Jahr.
Entsprechend dringlicher wird die Umsetzung individuellerer Angebote, die Selbstbestimmung & Teilhabe stärker gerecht werden. Einen zentralen Aspekt stellen die Wohnform & verbundene Unterstützungsleistungen dar.
Es stellt sich die Frage, ob & in welchem Umfang Plätze der stationären Eingliederungshilfe nötig & sinnvoll sind & wie diese mit den Anforderungen vereinbar sind. Inzwischen existieren alternative Modellprojekte, eine flächendeckende Umsetzung fehlt jedoch.
Gleichzeitig wird im Diskurs der Nutzerperspektive noch zu wenig Platz eingeräumt. Aktuell existieren kaum Einblicke in individuell erlebte Versorgungs- und Gesellschaftsrealitäten Betroffener, ihren konkreten Bedürfnissen & Vorstellungen von hilfreicher Unterstützung.
Auch die ambulante Versorgung sieht sich stetig mit Herausforderungen konfrontiert & ist gefordert, flexibel auf individuelle Erfordernisse zu reagieren.
Im Bereich der Akutversorgung stellt sich die Situation, dass Patienten dauerhaft in Kliniken verweilen, da andernorts gegebene Möglichkeiten nicht ausreichen, adäquate Unterstützung zu leisten.
Basierend auf den politischen Forderungen benötigt es nun auch eine entsprechende inhaltliche & praktische Umgestaltung, um das System zukunftsfähig zu gestalten.
Folgende Aspekte werden thematisiert:
1) Aktuelle Situation psychiatrischer Heime in D - Herausforderungen für Anbieter & Leistungsträger - Ergebnisse einer bundesweiten Befragung (I. Steinhart)
2) Versorgungsrealität & individueller Bedarf aus der Nutzerperspektive – Was fehlt wann wo? (J. Krieger / I. Graef-Calliess
3) Unabhängiges Wohnen mit Unterstützung – Forschungsstand & Umsetzung in CH. (D. Richter)
4) Stationär Langzeit behandelte Patienten - exemplarische Daten, Ursachen & Perspektiven (M. Sieberer / I. Graef-Calliess)
Psychiatrische Behandlung, und insbesondere die stationäre Akutbehandlung in der regionalen Pflichtversorgung, steht seit jeher im hochkomplexen Spannungsfeld zwischen der Bindung an die Wünsche der Betroffenen und einer auch mit staatlicher Hoheitsmacht versehenen Pflicht, sie und andere vor Gefahren zu schützen. Hinzu kommen unterschiedliche medizinische und psychosozialen Perspektiven auf Behandlung sowie institutionelle Möglichkeiten und Beschränkungen. Die Befugnis zur Ausübung von Zwang und Gewalt bringt damit komplexe medizinische, sozialpsychiatrische sowie auch juristische und ethische Fragen mit sich.
Spätestens seit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) im Jahr 2009 drängen wichtige menschenrechtliche Impulse dazu, die bisherige Praxis auf den Prüfstand zu stellen und der Selbstbestimmung der Betroffenen größere Bedeutung zuzumessen. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts aus 2011 und 2018 hat Zwangsmaßnahmen wegen der damit verbundenen schwerwiegende Grundrechtseingriffe nicht nur unter strenge Voraussetzungen gestellt, sondern hat darüber hinaus weitreichende Implikationen: Damit Zwangsmaßnahmen als Mittel letzter Wahl („ultima ratio“) tatsächlich Ausnahmesituationen vorbehalten bleiben, müssen mit neuer Dringlichkeit Ansätze und Methoden entwickelt und eingesetzt werden, die auf Zwang verzichten. In der Entwicklung dieser sogenannten „milderen Mittel“ durch Betroffene und Professionelle liegen große Herausforderungen, aber auch große Chancen für die Zukunft der klinischen Psychiatrie.
Als „mildere Mittel“ lassen sich rechtlich dabei sowohl frühzeitige, ambulante Hilfen in der Gemeindepsychiatrie als auch Maßnahmen in einer akuten Krisensituation im klinischen Alltag zu verstehen, die auf Zwangsanwendung verzichten und dieser vorbeugen. Geregelt ist die Pflicht der Anwendung milderer Mittel bereits in den meisten PsychKG der Länder, dort bei der Regelung des Angebots von Hilfen sowie als konkrete Voraussetzung von Unterbringung, Zwangsbehandlung und sonstigen Zwangsmaßnahmen. Beispielsweise können Zwangsbehandlungen in Berlin „nur als letztes Mittel“ erfolgen und soweit „weniger eingreifende Maßnahmen (…) sich als erfolglos erwiesen (haben) oder (…) nicht vorgenommen werden (können)“ (§ 57 Abs. 2 PsychKG Berlin).
Den rechtlichen Begriff der „milderen Mittel“ wollen wir einleitend darstellen und dann aus trialogischer Perspektive mit Inhalt füllen. Dafür werden wir Kliniken aus Deutschland und den Niederlanden vorstellen, die zeigen, dass und wie psychiatrische Pflichtversorgung auch derzeit schon mit eklatant niedrigeren Zahlen von Zwangsmaßnahmen angeboten wird. EX-IN-Peers und aktive Angehörige stellen ihre Erkenntnisse dazu dar, wie alternative und zukunftsweisende Herangehensweisen aussehen können und müssen.
Die Früherkennung affektiver Störungen ist insbesondere im Hinblick auf die mit ihren potentiell einhergehenden schweren Beeinträchtigungen wichtig. Sie kann eine große Herausforderung darstellen, insbesondere in der Jugend, in der die Symptome einer affektiven Störung meist unspezifisch sind, wenn Patienten/innen selbst eine somatische Beschwerdeproblematik im Vordergrund sehen oder aus Scham die psychischen Beschwerden nicht benennen. Ein frühes Erkennen der Erkrankung ist allerdings für eine gewünschte Frühintervention essentiell. Da die meisten psychischen Störungen in der hausärztlichen Praxis erstmals auffallen und diagnostiziert werden, kommt der hausärztlichen Rolle eine zentrale Bedeutung zu.
In diesem Symposium werden unter besonderer Berücksichtigung der hausärztlichen Situation z.B. Frühsymptome der Depression beschrieben und Fragebögen vorgestellt (z.B. PHQ-9), die ein frühes Erkennen einer ersten Episode oder eines Rezidivs einer depressiven Störung erleichtern können. Außerdem wird auf Risikofaktoren für die Entstehung einer affektiven Störung eingegangen, auf die wichtige Abgrenzung des sog. Burnout-Syndroms zur Depression sowie der rezidivierenden depressiven Störung zur Bipolar II-Störung, da sich aus diesen Diagnosen unterschiedliche therapeutische Strategien ableiten. Zudem wird die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen in der Jugend und von Screening-Instrumenten dargestellt, die die Früherkennung affektiver Störungen im Jugendalter erleichtern.
Die hohe 12-Monats Prävalenz von Schlafstörungen, die gelegentlich auf über 30% geschätzt wird, aber auch bei konservativer Schätzung sicher über 10% liegt macht differenzierte und gestufte Versorgungskonzepte notwendig, die im wesentlichen im ambulanten Sektor verankert sind.
Im Bereich der nächtlichen Atmungsstörungen werden solche Konzepte seit Jahren erfolgreich angewendet, während sie sich für den Bereich der Ein- und Durchschlafstörungen gerade erst entwickeln. Deshalb möchten DGSM und DGPPN zwei aktuelle Projekte zu gestuften Konzepten der Diagnostik von Ein- und Durchschlafstörungen vorstellen und durch Beiträge zu technischen Fortschritten der Diagnostik und der besonderen Problematik erhöhter Tagesmüdigkeit ergänzen.
Aus Sicht eines Berufsanfängers aber auch erfahrenen Psychiaters gibt es so einige herausfordernde aber auch spannende Situationen im Berufsalltag. Im Rahmen dieses Symposiums werden drei dieser interessanten aber auch schwierigen Gegebenheiten anhand Fallszenarien aus der Praxis beleuchtet.
Vorgestellt werden praktische Beispiele aus dem Klinikalltag und der Einbindung wichtiger Bezugspersonen in die Therapie von jungen Erwachsenen mit emotional instabiler Persönlichkeitsstörung und/oder PTBS. Besonders herausfordernd ist es, wenn Betroffene ihr determinierendes Umfeld als Faktor zur Entstehung und Aufrechterhaltung ihrer Störung sehen und eine Vorgeschichte jahrelanger konfliktreicher Beziehungsgestaltung existiert.
Darf mein Patient trotz der psychiatrischen Erkrankung und Psychopharmakaeinnahme Auto fahren? Dieser spannenden Frage wird im zweiten Teil des Symposiums nachgegangen. Hierbei werden sowohl die rechtlichen Rahmenbedingungen aber auch die Fahreignung und Fahrsicherheit anhand von Fallbeispielen erläutert.
Wenn Menschen mit psychischen Erkrankungen Eltern werden - was bedeutet das für den Bindungsaufbau zu ihren Kleinstkindern? Viele Patient*innen sind in eigene ungelöste Bindungsthematiken verstrickt und oft nur schwer in der Lage, ihren Kindern ein responsives Beziehungsangebot zu machen – das bahnt die intergenerationale Weitergabe unsicherer Bindungsmuster mit den entsprechenden Folgen für die gesamte kindliche Entwicklung. Wie Therapeuten hier unterstützen können, soll im dritten Teil des Symposiums, auch mittels Fallvignetten, beleuchtet werden.
‘Just say no’ was the slogan of the US anti-drug campaign in the 1980s that still resonates with many people today. We now know that the ‘War on Drugs’ has failed, not at least because drug-addicted individuals simply cannot stop using, even if they want to, nor are they deterred from using by the devastating consequences of continued drug use. ‘Just say no’ places all responsibility on the individual without acknowledging the available neuroscientific evidence that points towards impairments in regulatory control in addiction. A panel of four European researchers will present latest neuroscientific advances in addiction research, elucidating the neurobiological underpinning of addictive behaviours and outlining the potential avenues for novel treatment approaches. Maartje Luijten will present data collected at the first time point of a longitudinal study in adolescent smokers to identify brain markers that predict the development of addiction and may help to define neurobiological vulnerability factors that characterise at-risk individuals. Karen Ersche will highlight in adults with cocaine addiction, how regular cocaine use interacts with vulnerability factors, thereby facilitating the breakdown of regulatory control, which makes cocaine addiction particularly difficult to treat. Anne Beck will examine neurobiological risk factors from a neurodevelopmental perspective, which lay the foundation for an increased susceptibility for the effects of alcohol, paving the way for later relapse during adulthood. Using computational modelling and neuroimaging, she aims to predict treatment outcome in alcohol-addicted adults. Sabine Vollstädt-Klein will report the role of stress in sustained alcohol drinking from pilot data acquired in a bar lab experiment after exposing patients to an acute psychosocial stress. Both stress- and alcohol cue-related physiological markers (cortisol, body-sensor measures and fMRI) and measures of craving were assessed.
Bei Peer Support Interventionen unterstützen Menschen mit eigener Erfahrung psychischer Krisen und Genesung, andere Menschen in psychischen Krisen auf den Weg der Genesung. Peer Support ist eine international anerkannte Intervention, die sich in verschiedenen Kontexten als wirksam erwiesen und etabliert hat und auch zur Förderung von Recovery- und Nutzerorientierung in psychiatrischen Einrichtungen eingesetzt wird.
Einleitend wird ein systematisches Review zu bestehenden Ausbildungen zur Peer Begleitung vorgestellt. Daraufhin wird zum einem das UPSIDES Projekt vorgestellt, dass sich mit den globalen Gemeinsamkeiten von Genesungserfahrungen und Peer Support auseinandersetzt und auf dieser Basis eine globale Peer Intervention entwickelt. Das Training für die Peer Support Worker umfasst 10 Kernmodule und basiert auf den vorherigen Erfahrungen der Partner und Ergebnissen eines systematischen Literaturreviews zu Trainingsprogrammen für Peer Support Worker.
Zum anderen werden aktuelle Entwicklungen von Peer Rollen zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung thematisiert. Das Konzept der assistierte Entscheidungsfindung mit der Unterstützung durch Peer BegleiterInnen wird vorgestellt und anhand praktischer Erfahrungen diskutiert. Final wird eine Schulung für MitarbeiterInnen der Akutpsychiatrie vorgestellt, die gemeinsam mit MitarbeiterInnen und Menschen mit Erfahrung von Zwangsmaßnahmen entwickelt wurde. Es werden Ergebnisse der Pilotierung dieser Schulung an Kliniken in Deutschland und der Schweiz berichtet. Das Symposium wird gemeinsam von Wissenschaflerinnen und Peerbegleiterinnen gestaltet. Verschiedene Aspekte des Peer Support werden gemeinsam mit Peerbegleiterinnen diskutiert.
Until the mid-1990s, opioid use was rare in the post-Soviet countries of Eastern Europe and Central Asia. Opioid users now represent 80-90% of the registered drug users seeking medical care. In most of the Former Soviet Union countries, drug dependency treatment is government-funded. The treatment systems include inpatient and outpatient care facilities, data collection and administrative functions. Most centers focus their treatment efforts on total abstinence. Some centers also have harm reduction programs, including needle and syringe exchange programs and methadone substitution therapy. Over the last several years, HIV infection has been on the rise among injecting drug users in Eastern Europe and Central Asia. In 2005, the WHO added methadone and buprenorphine to the WHO Model List of Essential Medicines for opioid addiction treatment. In all the countries where opioid substitution therapy was introduced, program effectiveness evaluations were completed or are now underway. The most detailed study was in Lithuania and Ukraine under the WHO Collaborative Study on Substitution Therapy of Opioid Dependence and HIV/AIDS and ICAP Study in Kyrgyzstan, Kazachstan and Tadjikistan. The primary achievements of opioid substitution therapy programs have been obtaining government funding (Lithuania and Georgia), an opioid substitution therapy program launch in a prison system (Kyrgyzstan). The primary challenges encountered during the introduction and rollout of opioid substitution therapy involved complications in the paperwork required for methadone procurement and importation. Other problems encountered during opioid substitution therapy program implementation were poor levels of awareness among specialists and the general public at program start time, and negative reactions on the part of some law-enforcement authorities. There is a real shortage of Russian-language literature about opioid substitution therapy. The primary responses required to improve the opioid substitution therapy situation are to relax the opioid substitution therapy eligibility requirements, improve physician education and public awareness about opioid substitution therapy, make opioid substitution therapy available to general practitioners, incorporate opioid substitution therapy into undergraduate and postgraduate medical curricula, and campaign to de-stigmatize drug dependent patients.
The relevance of Training Needs Assessment among SUD specialists is connected with the increasing prevalence of substance use in Ukraine, HIV epidemic, the insufficient number of SUD doctors and the lack of accreditation of non-medical SUD specialists. The aim of the project was to study the current needs of SUD specialists in professional education on personal level (according to subjective opinion) for further provision of additional training support to specialists in various spheres, who provide addiction counseling, treatment or rehabilitation services. The survey “Training Needs Survey for SUD specialists”, provided by Substance Use Disorder Advisor SAMHSA, was used in the study. The survey was translated and adapted by the Ukrainian team of researchers and included the following sections: general information, work experience, frequency and ease of use of knowledge and skills, need for knowledge and skills, desired training mode. The survey was conducted among 1008 specialists. An assessment of the training needs among SUD specialists showed a strong interest in new knowledge and skills in SUD assessment and treatment. Existing training courses and programs often do not cover complex issues that are of interest to specialists and do not reflect multidisciplinary approach, and, therefore, require changes in accordance with modern concepts of addiction treatment.
With the ultimate goal of building a sustainable partnership focused on reducing the individual and societal impacts of HIV and substance use disorders in Ukraine consistent with the PEPFAR, SAMHSA and ATTC Network mission, the International ATTC-Ukraine is dedicated to building and supporting a well-trained, recovery-oriented, diverse workforce in order to improve outcomes of substance use disorders treatment and reduce substance-related problems in the country.
The primary mission of the International PEPFAR Addiction Technology Transfer Center – Ukraine
is to assist the government and people of Ukraine
in building competencies and capacities in responding to the HIV epidemic among people with substance use disorders and other key populations. For 1,5 years of operating ATTC Ukraine conducted 26 trainings, which involved more than 844 participants from allover Ukraine with different background and specialization. Training topics included current science on addictions and evidence-based treatment strategies, screening and brief intervention, motivation enhancement, multidisciplinary work with MAT clients, work with specific populations (HIV, LGBT). Training impact was assessed by repeated knowledge tests, attitude measurements, and skills evaluation during supervision. Also we had continued contacts with each organization, involved in trainings, regarding their perception of trainings and further support. Specialists demonstrated improvement in skills and knowledge in 1 and 3 months after the trainings and change in attitude towards people with HIV and SUDs. Due to follow up specialists found easier to talk with clients and work with doubting ones, also they noticed, screened and referred more cases of SUD and substance use. Majority of organizations found training useful with respect to their goals and half of them requested continuous technical assistance. According to prior results, ATTC Ukraine demonstrated its effectiveness in addiction workforce development in Ukraine, but further evaluation is needed.
This symposium will give an overview about the present status of opiod abuse in eastern Europe. Also the first experiences of the PEPFAR Addiction Technology Transfer Center in Ukraine will be demonstrated.
Wann kann und warum sollte man Antidepressiva (AD)und Antipsychotika (AP) überhaupt absetzen? Was passiert nach dem Absetzen und warum? Zu diesen Fragen existiert ein eklatanter Mangel an Wissen. Für ihre Beantwortung sind drei Aspekte relevant, die bis jetzt wenig Aufmerksamkeit in Klinik und Forschung erfahren haben. Erstens ist der Nutzen einer Rückfallprophylaxe über viele Jahre empirisch nur schwach belegt. Zweitens kann es nach Reduktion oder dem Absetzen von Antidepressiva zu Entzugssymptomen kommen, deren Verlauf kaum bekannt ist und die mit einem Rezidiv verwechselt werden können. Drittes gibt es Vermutungen, dass die langfristige Gabe von AD oder AP die Wahrscheinlichkeit erhöhen könnte, einen Rückfall zu erleiden.
Häufige Gründe für das Absetzen von AD und AP sind eine vollständige Besserung, eine ausbleibende Wirkung, nicht tolerabale (vorhandene oder potentielle) Nebenwirkungen, die Verfügbarkeit anderer, ähnlich wirksamerer, aber nebenwirkungsärmerer Therapien sowie der Wunsch vieler Patienten dauerhaft medikamentenfrei zu leben. In diesem Workshop wird das Wissen rund um das Thema Absetzen von AD und AP systematisch dargestellt und diskutiert. Dazu zählen u.a. die Belege für die Indikation zu Langzeittherapien, die Interpretation von Absetzstudien, das Wissen über Absetzphänomene und die Vorstellung einer neuen Klassifikation über Entzugssyndrome von Antidepressiva. Zudem soll die Studienlage bezüglich der oben umrissenen Themenbereiche zu den diesbezüglichen Inhalten der S3-Leitlinien der Behandlung depressiver Erkrankungen sowie der Schizophrenie in Beziehung gesetzt werden. Abschließend werden wir Vorschläge für das klinische Vorgehen rund um das Thema Absetzen machen.
Für psychisch kranke Frauen und für behandelnde Ärzte ist ein konkreter
Kinderwunsch ebenso wie eine Schwangerschaft während der Behandlung mit
Psychopharmaka eine besondere Herausforderung. Sorgen und Befürchtungen
kreisen häufig um teratogene und fetotoxische Einflüsse auf das Kind sowie um
mögliche Krankheitsrezidive während der Schwangerschaft oder postpartal.
Insbesondere wenn Absetzversuche anamnestisch zu Rezidiven geführt haben und
eine Schwangerschaft ohne Medikamente nicht möglich erscheint, suchen
Patientinnen Rat, erhalten aber oftmals unklare oder sich widersprechende
Informationen. Ein abruptes Absetzen oder Umstellen der Medikation im Fall einer
ungeplanten Schwangerschaft verunsichert die betroffenen Patientinnen oft ebenfalls
und führt nicht selten zu einer psychischen Destabilisierung. Insgesamt ist eine
engmaschige psychiatrische Betreuung der Patientinnen während und nach der
Schwangerschaft notwendig, um sie bei den anstehenden Entscheidungen zu
beraten und Krisen frühzeitig entgegenwirken zu können. Da in der Postpartalzeit die
Gefahr psychischer Störungen höher ist als in der Schwangerschaft, muss der
Rezidivprophylaxe beim peripartalen Management besonders viel Aufmerksamkeit
gewidmet werden.
Im Workshop werden die Prinzipien der Nutzen-Risiko-Abwägung für die Gabe von
Psychopharmaka und Beratungsstrategien für die Praxis vorgestellt sowie
Möglichkeiten der Rezidivprophylaxe im Rahmen des peripartalen Managements. Die
Risiken von Teratogenität und Fetotoxizität für einzelne Substanzen werden
diskutiert. Exemplarische Kasuistiken ergänzen die Darstellung der peripartalen
Betreuung.
Erfahrungshintergrund: Valenka Dorsch ist Co-Autorin verschiedener Publikationen
zum Thema, u.a. „Psychopharmakotherapie in Schwangerschaft und Stillzeit“
(Rohde, Dorsch, Schaefer, Neuauflage 2016) und „Psychisch krank und schwanger –
geht das? Ein Ratgeber zu Kinderwunsch, Schwangerschaft, Stillzeit und
Psychopharmaka“ (2015). Marlies Onken ist Mitarbeiterin des Pharmakovigilanz und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Charité und beschäftigt sich
wissenschaftlich vor allem mit der Arzneimittelsicherheit von Psychopharmaka in
Schwangerschaft und Stillzeit.
Die Schematherapie nach Jeffrey Young stellt eine moderne psychotherapeutische Methode zur Behandlung von Patienten mit chronischen, komplexen psychischen Erkrankungen dar. Die Verbreitung hat in den letzten Jahren nicht zuletzt wegen der guten Studienergebnisse in der Behandlung von Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen stark zugenommen. Die Schematherapie geht davon aus, dass Menschen bereits in der Kindheit überdauernde, dysfunktionale Konzepte (Schemata) von sich selbst, von anderen und der Welt entwickeln, wenn die Grundbedürfnisse von Kindern (z.B. Sicherheit, Liebe oder Akzeptanz) nicht erfüllt werden.
Während Schemata eher überdauernd und rigide sind („traits“), können Modi sehr schnell wechseln und beschreiben den aktuellen emotionalen Zustand („states“). Das Modusmodell stellt die zentralen Probleme der Patienten im Hier und Jetzt klar dar, wird schnell von den Patienten verstanden und ist das zentrale Element in der aktuellen schematherapeutischen Arbeit.
Dieser Workshop wird entsprechend der aktuellen Entwicklung der Schematherapie die Arbeit mit dem Modusmodell in den Vordergrund stellen. Neben der Vermittlung schematherapeutischer Grundkenntnisse (Schemata, Bewältigungsstile, Grundbedürfnisse, Gestaltung der therapeutischen Beziehung, Modusmodell, Fallkonzeptualisierung, etc.) soll exemplarisch die Anwendung einzelner schematherapeutischer Techniken demonstriert und trainiert werden.
Zielgruppe: Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter oder Pflegepersonal mit Interesse für Schematherapie. Vorkenntnisse in Bezug auf Schematherapie sind nicht erforderlich.
Methoden: Vortrag mit Powerpoint-Präsentation, Video- oder Livedemonstration, Arbeit mit Fallbeispielen mit Erarbeitung eines Moduskonzeptes, Einübung einzelner therapeutischen Techniken im Rollenspiel, Handout.
Literatur:
Zens, C. & Jacob., G. (2015). Poster Schematherapie. Das Modusmodell auf einen Blick. Weinheim: Beltz.
Fassbinder, E., Schweiger U., Jacob, G. (2011). Therapietools Schematherapie. Weinheim: Beltz.
Jacob, G. & Arntz, A. (2015). Schematherapie in der Praxis. Weinheim: Beltz.
Zens, C. & Jacob, G. (2015). Schwierige Situationen in der Schematherapie. Weinheim: Beltz Videolearning.
Zens, C. & Jacob, G. (2014). Schwierige Situationen in der Schematherapie. Weinheim: Beltz.
Young, J. E., Klosko, J. S. & Weishaar, M. E. (2008). Schematherapie – ein praxisorientiertes Handbuch. Paderborn: Junfermann.
Für die psychiatrische Notfallbehandlung sind bestimmte Grundfertigkeiten notwendig. Dazu zählen sowohl die Vorbereitung auf den ersten Dienst und Grundfertigkeiten der ärztlichen Gesprächsführung als auch das Wissen über die wichtigsten psychiatrischen Notfälle und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Alle diese Dinge werden in diesem Workshop in einem interaktiven Format vermittelt.
Aufbau
1. Allgemeine Fertigkeiten
1.1. Was muss ich vor meinem ersten Dienst wissen?
1.2. Gesprächsführung in Notfallsituationen
1.3. Konfliktdeeskalation
2. Akute Syndrome
2.1. Akute Erregung
2.2. Delir
2.3. Stupor
2.4. Suizidalität
2.5. Depressivität
2.6. Angst
2.7. Traumatisierung
2.8. Selbstverletzung
3. Psychopharmakologie für den Notfall
3.1. Wichtige Notfallmedikamente
3.2. Malignes Neuroleptisches Syndrom und Periniziöse Katatonie
4. Rechtliche Rahmenbedingungen (PsychKG, BGB, etc)
Weitere Infos und Handout: http://j.mp/ersterdienst
Zielgruppe: Psychiaterinnen und Psychiater in den ersten Berufsjahren; Studentinnen und Studenten im Praktischen Jahr.
Methode: Kurzer Vortrag, interaktive Erarbeitung von Algorithmen der Notfallbehandlung. Einübung von wichtigen Techniken im Rollenspiel. Als Grundlage können gerne Fallbeispiele der Teilnehmer dienen.
Literatur: (1) Klein, J.P. Willenborg, B. Klein, E.M. Mein Erster Dienst – psychiatrische Notfälle. Heidelberg: Springer, 2016 (2) Neu, P. Akutpsychiatrie. Das Notfall-Manual. Stuttgart: Schattauer, 2008.
Nach belastenden Erlebnissen entwickelt eine bedeutende Minderheit der Betroffenen anhaltende psychische Syndrome. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) ist die bedeutsamste und am besten untersuchte Traumafolgestörung.
Deren Diagnose ist im Alltag mitunter nicht leicht und fehlerhaft. Erschwerend kommt hinzu, dass die Klassifikationssysteme ICD und DSM unterschiedliche Wege gehen. Die Diagnostik der (komplexen) PTSD anhand der Klinik, wie auch von Selbst- und Fremdbewertungsverfahren wird vorgestellt.
Risikofaktoren, Eigenschaften des Traumas selbst, die initiale psychopathologische Symptomatik sowie Kognitionen tragen zur Entwicklung einer (komplexen) PTSD bei. Diese Grundlagen werden im Workshop dargestellt. Traumatisierungen erschüttern die Integrität des Menschen, sein Weltbild, seine Überzeugungen und Einstellungen. Die Bearbeitung der Kognitionen ist ein wichtiges Element der Therapie und wird in Grundzügen vermittelt. Die Symptomatik wird von den Patienten häufig nicht als Traumafolge verstanden bzw. kann nicht eingeordnet werden. Eine intensive Psychoedukation ist notwendig. Zur ersten Wiedergewinnung von Kontrolle haben sich Entspannungsverfahren und Atemtechniken bewährt. Zentral in der Verhaltenstherapie der PTSD ist die Konfrontationstherapie. Das von der Arbeitsgruppe von Edna Foa entwickelte Modell der Konfrontationstherapie wird im Workshop vorgestellt. Dies ist ein für Patienten wie Therapeuten belastendes Verfahren mit der Notwendigkeit, die bisher vermiedenen Emotionen und Kognitionen zu mobilisieren und mittels Habituation zu bewältigen. In den letzten beiden Jahrzehnten wurden weitere spezifische Therapiemethoden entwickelt und evaluiert, z.B. die EMDR, die kurz gezeigt wird. Psychopharmaka reduzieren in kontrollierten Studien erfolgreich die PTSD-Symptomatik. Detailliert wird die medikamentöse Vorgehensweise im akuten wie auch chronischen Fall behandelt. Die Form und Wirksamkeit von Frühinterventionen ist umstritten. Aufgezeigt wird der aktuelle Forschungsstand. Die Wirksamkeit der genannten Verfahren in Metaanalysen und Cochrane-Analysen wird vergleichend vorgestellt, ebenso die Empfehlungen der neuen AWMF-Leitlinie zur PTSD. Der Workshop hat einen verhaltenstherapeutischen Schwerpunkt mit den am besten evaluierten und wirksamen Verfahren bei Typ I Trauma. Jedoch ist auch die Diagnostik und Behandlung von Typ II -Traumata Gegenstand des Workshops.
Die Begutachtung von Traumafolgestörungen wird ebenfalls vorgestellt.
Zielgruppe:
Assistenten in fortgeschrittener Weiterbildung sowie Fachärzte
Didaktische Methoden:
Vortrag, Video, eingehende Diskussion
Literaturangaben:
Frommberger, U., Nyberg, E., Angenendt, J., Lieb, K., Berger, M. (2019) Posttraumatische Belastungsstörungen. In: Psychische Erkrankungen (M. Berger, Hrsg.), S. 501-524, 6. Auflage, Elsevier Urban & Fischer, München
Das Interesse der Erwachsenenpsychiatrie und –psychotherapie am Thema der Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) hat in der letzten Dekade deutlich zugenommen. Dies ist der Einsicht geschuldet, dass bei vielen erwachsenen Patientinnen und Patienten, die klinisch unter der Diagnose einer atypischen Depression, Zwangsstörung, Angsterkrankungen aber auch Persönlichkeitsstörungen oder atypischen schizophreniformen Störungen behandelt werden, ein Asperger Syndrom oder eine Autismus Spektrum Störung der Schlüssel zum Verständnis der oft bunten Symptomatik ist. Diese Symptomatik reicht von heftigen psychosozialen Konflikten in den Familien, den Beziehungen oder am Arbeitsplatz bis hin zu vielfältigen oft atypischen Symptomen wie Kommunikationsstörungen, Missverständnissen, dissoziativen Zuständen, Anspannungszustände und psychosenahen Erlebensweisen. Nach unserer Erfahrung unterscheiden sich PatientInnen mit ASS, die sich primär in der Erwachsenenpsychiatrie vorstellen, durchaus von solchen, die bereits im Kindes- oder Jugendalter diagnostiziert wurden.
In diesem Workshop sollen die Besonderheiten dieser großen Patientenuntergruppe in Hinblick auf Symptomatik, komorbide andere psychische Symptome, Diagnostik und Therapie thematisiert werden. Unter anderem sollen dabei das in Freiburg entwickelte Konzept einer ambulanten Gruppentherapie und erste Erfahrungen mit einem spezifischen stationären Therapieprogram für diese Patientengruppe vorgestellt werden.
Folgende Einzelthemen werden bearbeitet:
• Klinische Präsentation des Asperger-Syndroms und anderer hochfunktionaler Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) in der Erwachsenenpsychiatrie anhand von Kasuistiken und Videopräsentationen
• Standards der klinischen und psychometrischen Diagnostik der ASS
• Neurobiologie der ASS dysexekutive Hypothese gestörte Theory of Mind defizitäre zentrale Kohärenz
• Komorbiditäten und atypische Präsentationen (Kasuistiken & Videos)
• Psychotherapie der ASS Ambulante Gruppentherapie Einzeltherapie Stationäre psychotherapeutische Behandlungskonzepte
• Kasuistische Falldiskussionen
• Beiträge von betroffenen Menschen mit Autismus zur Lebenswirklichkeit und zur Berufssituation
Der Workshop richtet sich an all jene Kolleginnen und Kollegen, die kurz vor der Facharztprüfung stehen oder bereits Fachärztinnen oder Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie oder Doppelfachärzte für Neurologie und Psychiatrie/Psychotherapie sind. Wenn Sie nach einer Alternative zur Tätigkeit in der Klinik suchen, wenn Sie eine sehr frei gestaltbare und erfüllende Tätigkeit in unserem Fachgebiet anstreben, dann bietet dieser Workshop eine vertiefte Orientierungsmöglichkeit. In den alljährlichen Symposien „Frischer Facharzt, was nun?“ kamen und kommen von den Zuhörerinnen und Zuhörern die meisten Fragen zu dem Symposiumsvortrag zur vertragsärztlichen Tätigkeit. Diese oft sehr detailreichen Fragen zur Niederlassung und zum Tätigkeitsspektrum in der vertragsärztlichen Praxis werden in diesem Workshop intensiv bearbeitet werden.
Im ersten Teil werden die formalen Voraussetzungen vor der Aufnahme der vertragsärztlichen Tätigkeit vorgestellt. Die Aufgaben einer Neugründung sowie die verschiedenen Möglichkeiten des Einstiegs in eine bestehende Praxis, auch als möglicher Nachfolger, werden ausführlich vermittelt. Dabei werden sowohl die Möglichkeiten als angestellte Ärztin/angestellter Arzt als auch als Praxisinhaber freiberuflich einzusteigen ausgeführt.
Wenn es denn geschafft ist, man eine Zulassung hat, nun Praxisinhaber, Jobsharer oder Teilhaber einer Gemeinschaftspraxis ist, dann stellt sich die Frage, wie man inhaltlich arbeiten will. Prinzipiell ist eine freie Gestaltung der Arbeitszeit-Anteile in der psychiatrischen (und evtl. der neurologischen) und/oder Richtlinien-Psychotherapie-Tätigkeit möglich, je nach persönlichem Schwerpunkt.
Möglichkeiten der Heimversorgung, des Einsatzes von qualifiziertem Praxispersonal und der Konsiliartätigkeit am Krankenhaus werden vorgestellt.
Ein dritter Teil des Workshops beschäftigt sich mit einem Überblick über Abrechnungsfragen und den Grundsätzen des einheitlichen Bewertungsmassstabes EBM und der Gebührenordnung für Ärzte GOÄ.
Zuletzt wird die Tätigkeit als Psychiatrischer Gutachter für die Sozialversicherungsträger, Sozial- Familien- und Betreuungsgerichte, und als Forensischer Gutachter vorgestellt, die neben der vertragsärztlichen Tätigkeit freiberuflich ausgeübt werden kann.
PKP beinhaltet kurze psychiatrische und psychotherapeutische Strategien in Praxis und Klinik auch außerhalb der Richtlinien-Psychotherapie.
Die Arbeitsgruppe PKP wurde auf dem DGPPN Kongress 2009 in Berlin von einigen in psychiatrisch-psychotherapeutischer Klinik oder Praxis tätigen DÄVT- und DGPPN-Mitgliedern gegründet. Ihre Initiative entstand aus vielen Gedanken, wie die Vielfalt bekannter therapeutischer Maßnahmen konkreter im Routine-Alltag psychiatrischer Versorgungssysteme nutzbar gemacht werden kann, da kaum strukturierte psychotherapeutische Interventionen außerhalb der Richtlinien-PT stattfinden.
PKP verfolgt eine systematische Therapiestrategie mit Hilfe von aneinander gereihten Sprechstundenkarten (SSK) als Fortsetzungsserie von kurzen (10 bis 25-minütigen) psychiatrischen und psychotherapeutischen Interventionen. Konzeptuelle Basis ist das 3-Säulen-Modell der Strategischen Kurzzeittherapie: Symptomtherapie (psychiatrisch), Fertigkeitentraining (verhaltenstherapeutisch), Persönlichkeitsentwicklung (psychodynamisch). In diesem Workshop erfolgt die Einführung in die PKP-Sprechstundenkarten für das Störungsbild Depression. Ambulante und stationäre Anwendungen sind inhaltlich aufeinander abstimmbar und können sich ergänzen. Sie integrieren transparent mehrere Therapeuten des den Patienten behandelnden Teams ohne Verlust des Gesamtkonzepts. Die Sprechstundenkarten - für alle besteht eine Kopiererlaubnis - liegen durch beschriftete Reiter übersichtlich geordnet in Karteikästen und sind individuell erweiterbar. Sie geben einen Leitfaden für Patientenkontakte über mehrere Termine und bedienen gleichzeitig auch Leitlinien, Dokumentationsverpflichtungen, Supervision und Ausbildung durch Theorieausführungen auf den Rückseiten. Zu Therapie-Ende liegt je Patient ein PKP-Ordner in Papierform vor: für den Patienten als Selbsthilfebuch bzw. dem Therapeuten als Behandlungs- und Dokumentations-nachweis.
Es gibt alternativ eine digitale PDF- Datei-Fassung als Kopiervorlage; das angestrebte Ziel der digitalen Nutzung ist die direkte Beschriftung auf dem PC/Pad und das platzsparende Speichern der bearbeiteten SSK auf einem externen Speicher-Medium (z. B. USB-Stick). Beide Techniken werden im Kurs demonstriert. Die Anwendung im Einzelsetting bei depressiven Patienten erfolgt erfolgversprechend seit über 8 Jahren in mehreren Praxen und Kliniken. In einigen Kliniken starteten Anwendungen im Gruppensetting auf der Station bzw. in Tageskliniken. Im Workshop werden Einzel- und Gruppenkonzepte der "PKP der Depression" theoretisch vorgestellt und zugleich in der praktischen Durchführung trainiert. Die einfache Handhabung der Sprechstundenkarten mit Visualisierungshilfen hilft auch bei Sprachbarrieren im therapeutischen Kontakt. PKP-Depression ist als Handbuch in der deutschen, englischen, türkischen und russischen Sprache veröffentlicht. Weitere Übersetzungen in andere Sprachen sind in Bearbeitung.
Die Motivierung von Patienten gehört zum täglichen Geschäft von Therapeuten und Ärzten. Patienten müssen motiviert werden, die Medikamentencompliance aufrecht zu erhalten, eine Therapiemaßnahme zu beginnen, Verhaltensänderungen aktiv vorzunehmen oder auch nur ein Krankheitsmodell zu akzeptieren. Die Motivierende Gesprächsführung ist eine für den Einsatz mit unmotivierten Patienten entwickelte, wissenschaftlich fundierte und elegante Motivierungsstrategie. Sie verhilft den Therapeuten, ihre Ziele zu erreichen, ohne starke Widerstände auf Seiten des Patienten zu provozieren, oder geschickt mit dem Widerstand umzugehen.
Zielgruppe: Ärzte, Psychologen, Psychotherapeuten, Pflegekräfte, Sozialarbeiter; therapeutisches Fachpersonal
Ziel des Workshops ist es, dass die Teilnehmer sich sicher fühlen im Umgang mit unmotivierten Patienten.
Didaktische Methoden: Präsentation der Theorie im Vortrag, Demonstration der Techniken anhand konkreter Beispiele im Plenum und durch Videobeispiele; Erarbeitung von Methoden in Kleingruppen; Rollenspiele; Diskussion
Bislang gibt es ein deutliches Defizit an verhaltenstherapeutischen Konzepten zur Therapie von Patienten mit einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung bzw. -akzentuierung. In der Praxis hat man es aber sehr häufig mit diesen Patienten zu tun, welche oftmals eine brüchige Therapiemotivation aufweisen und bezüglich der Beziehungsgestaltung eine große Herausforderung für den Therapeuten darstellen. Nicht zuletzt aufgrund der häufig schwach ausgeprägten Krankheitseinsicht und den narzisstischen Abwehrstrategien stellt sich für den Therapeuten die Frage, woran und in welcher Form er effizient arbeiten kann. In diesem Workshop soll ein verhaltenstherapeutisch orientierter Ansatz zur Therapie narzisstisch gestörter Patienten vorgestellt werden, welcher über die bekannten Strategien und Interventionen der kognitiven Verhaltenstherapie hinausgeht.
Referat, Fallbeispiele des Referenten, Videodemonstration, Übungen mit Rollenspielen durch den Dozenten und der Teilnehmer, Analysen eigener patientenbezogener Erfahrungen der Teilnehmer, Hand-Out.
In diesem Kurs soll eine Übersicht über die Grundlagen und Techniken eines integrativen Therapieansatzes zur Behandlung von Patienten mit einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung bzw. –akzentuierung vermittelt werden. Hierzu gehören wesentlich (1) der Aufbau der Therapie, (2) die therapeutische Beziehungsgestaltung, (3) Schemaklärung und -bearbeitung und (4) praktische Verhaltensfertigkeiten sowie prosoziale Übungen.
Literatur: 1. Lammers CH (2014). Psychotherapie narzisstisch gestörter Patienten
Schwierigkeiten in Beziehungen oder Einsamkeit sind zentrale Probleme verschiedener Störungsbilder. Dies trifft nicht nur auf Persönlichkeitsstörungen, sondern auch auf Depressionen, Ängste oder Suchterkrankungen zu. Die Interpersonale Theorie betrachtet rigides, nicht an die Situation angepasstes, oder extremes Verhalten, das sich in einem unangemessen starken Verhaltensausdruck zeigt, als Ursachen für Einsamkeit und Beziehungskonflikte, die sekundär zur Entstehung und Aufrechterhaltung von psychischen Störungen führen.
Um den Patienten die Auswirkungen dieser zwischenmenschlichen Verhaltensweisen zu verdeutlichen, integrierte James McCullough, der Begründer des Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP), das Kiesler-Kreis Modell aus der Interpersonalen Theorie als wichtiges Element zur Behandlung der chronischen Depression. Neben der chronischen Depression erweist sich der Kiesler Kreis zur Diagnostik, Entstehung und Aufrechterhaltung von zwischenmenschlichen Problemen jedoch auch für andere Störungsbilder als geeignet.
Mit dem transdiagnostischen Kiesler-Kreis-Training (KKT; Guhn, Köhler & Brakemeier, 2019) steht nun eine manualisierte Form verschiedener Übungen zur Verbesserung zwischenmenschlicher Fertigkeiten in der Einzel- und Gruppentherapie zur Verfügung. Das übergeordnete Ziel des KKT besteht in der Überwindung von rigiden und extremen zwischenmenschlichen Verhaltensweisen. Dabei soll eine interpersonelle Flexibilität erzielt werden, die es unter Berücksichtigung der jeweiligen Erfordernisse der Situation ermöglicht, verschiedene Kiesler-Kreis-Positionen einnehmen zu können. Das KKT besteht aus den fünf Modulen 1) Kennenlernen des Kiesler-Kreises, 2) Nonverbale Kommunikation, 3) Verbale Kommunikation, 4) Konflikttraining sowie 5) Empathie und korrigierende Beziehungserfahrungen. Zum Einsatz kommen psychoedukative und spielerische Übungen sowie Rollenspiele, wobei Arbeitsblätter und Materialien die einfache und flexible Umsetzung unterstützen.
Der Workshop richtet sich an alle psychotherapeutisch tätigen Berufsgruppen. Neben dem Kennenlernen und Einüben der KKT-Module durch Demonstrationen und Kleingruppenübungen, wird auch für den Umgang mit schwierigen Therapiesituationen sensibilisiert. Workshop-Teilnehmer lernen, den Kiesler-Kreis sicher und gezielt einzusetzen, um damit die Einzel- oder Gruppentherapie bei Patienten mit interpersonellen Problemen augmentieren zu können.
Die interpersonelle Psychotherapie gehört neben der Kognitiven Verhaltenstherapie zu den am besten untersuchten und evidenzbasierten Verfahren in der Depressionsbehandlung. Der Ansatz wurde ursprünglich speziell für die ambulante Behandlung depressiver Episoden entwickelt und sieht 12-20 Sitzungen von 50-minütiger Dauer vor. Eine daran anschließende Erhaltungs-IPT erwies sich in neueren Studien als sinnvoll.
Das schulenübergreifende Modell der IPT konzeptualisiert Depression als multifaktoriell bedingte Erkrankung, die jedoch stets in einem interpersonellen Kontext steht. Die therapeutische Arbeit setzt deswegen lebensnah an belastenden Beziehungen und sozialen Rollen an (z.B. Rollenwechsel, Partnerschaftskonflikt, Rollenüberforderung, Trauer, neu auch Arbeitsstress). Ziel ist neben der Bearbeitung der interpersonellen Probleme der Erwerb sozialer und kommunikativer Fertigkeiten und das Nutzen des sozialen Beziehungsnetzes zur Bewältigung der Probleme. Spezifische interpersonelle Techniken (z.B. Kommunikationsanalyse) wie auch Techniken anderer Therapieschulen (z.B. Gefühlsaktualisierung, Klärung, Rollenspiele) kommen gleichermaßen zum Einsatz.
Zielgruppe:
Da sich die IPT-Techniken für die Behandlung depressiver Patienten im ambulanten und stationären Rahmen bewährt haben, richtet sich der Workshop an Psychiater, Psychologen und Neurologen in Kliniken und Praxen
Didaktische Methode:
Nach einer kurzen Einführung werden im Workshop anhand zahlreicher Falldarstellungen, Demonstrationen, praktischer Übungen und Rollenspiele spezifische Techniken erprobt und eingeübt.
Was ist C/L Psychiatrie und Psychosomatik? Zur Epidemiologie psychiatrischer Störungen in der somatischen Versorgung, Modelle der konsiliarpsychiatrischen Versorgung.
Welche psychotherapeutischen Grundkenntnisse braucht der CL-Psychiater?
Spezieller Teil: Differentielle Diagnostik und Therapie häufiger Krankheitsbilder im psychiatrischen Konsiliardienst:
- Delir – ein biopsychosozialer Notfall. Was muss der CL-Psychiater wissen? Was kann der CL-Psychiater vom Internisten oder Chirurgen erwarten?
- Depressionsbehandlung bei körperlich Kranken
- Probleme bei der konsiliarischen Behandlung von Patienten mit komorbiden Sucht- und körperlichen Erkrankungen
- Verhaltensauffälligkeiten bei Menschen mit geistiger Behinderung und körperlichen Erkrankungen
- Arzneimittelinteraktionen von Psychopharmaka und internistischer Medikation
- Somatoforme Störungen
Zielgruppe:
Assistenzärzte in Weiterbildung und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie (anrechenbar für das DGPPN-Zertifikat Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Konsiliar- und Liaisondienst, vgl. http://www.dgppn.de/karriere/zertifizierungen/zertifikat-konsiliardienst.html)
Methode:
Mischung aus mediengestützten Schwerpunktreferaten, Falldarstellungen mit Videovorführung, Gruppendiskussion unter Einbeziehung der Teilnehmer, Kleingruppenarbeit, Handouts (wichtig: bitte von der DGPPN-Kongressseite herunterladen
Literatur:
1. Diefenbacher A, Burian R, Härter M: Konsiliar- und Liaisondienste für psychische Störungen. In: Berger M (Hrsg.) Psychische Erkrankungen Klinik und Therapie, Urban & Fischer München, 6. Auflage, 2018, S. 777-793
2. Diefenbacher A (2014) Psyche und Soma – was kann der Konsiliar- und Liaisonpsychiater beitragen? Neuropsychiatrie, Springer, DOI 10.1007/s40211-014-0126-6
3. Crossing the bridge - A prospective comparative study of the effect of communication between a hospital based consultation-liaison service and primary care on general practitioners' concordance with consultation-liaison psychiatrists' recommendations. Burian R, Franke M, Diefenbacher A, Journal of Psychosomatic Research (2016), 86, 53-59.
4. Establishing a nurse-based psychiatric CL service in the accident and emergency department of a general hospital in Germany.Burian R, Protheroe D, Grunow R et al. Nervenarzt (2014). 85 (9). 1217-25.
5. Prevention of postoperative delirium-A prospective nurse-led intervention on surgical wards in a
general hospital. T Kratz, A Diefenbacher. European Psychiatry (2016) 33, S.483
6. Dreher A, Burian R (2015) Konsiliardienst in der Notaufnahme - die hohe Kunst der zivilisierten
Zusammenarbeit. In: Elstner S, Schade C, Diefenbacher A (Hrsg): Starterkit Klinikalltag.
Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin. S. 84-97
Viele somatische Prozesse sind für psychische Störungen ätiologisch relevant. So können psychischen Störungen durch Primärfaktoren, z.B. Strukturveränderungen des Gehirns, oder auch durch Sekundärfaktoren, wie somatischen Erkrankungen, verursacht werden. Vor allem im Konsiliardienst wird man häufig mit komplexen Befundkonstellationen konfrontiert. Für die Diagnosestellung und entsprechende Behandlung sind sowohl eine psychiatrische Expertise als auch fundierte Kentnisse über mögliche somatische Ursachen erforderlich.
Zielgruppe: Der praxisnahe Workshop wendet sich sowohl an Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung als auch an erfahrene Kolleginnen und Kollegen, die gezielt ihre Kenntnisse auf dem Gebiet organische Ursachen psychischer Störungen stärken wollen.
Lernziel: Vertiefung praxisrelevanter Kenntnisse hinsichtlich der engen Verflechtung somatischer und psychischer Aspekte mit dem Schwerpunkt Diagnostik und Therapie organisch bedingter psychischer Störungen.
Methode: Der interdisziplinäre, praxisorientierte Workshop vermittelt das differentialdiagnostische Spektrum von den primär bzw. sekundär organisch verursachen psychiatrischen Symptomen, medikamenteninduzierten psychischen Störungen bis hin zu psychischen Störungen mit somatischen Komorbiditäten. Die Themen werden anhand exemplarischer Fälle aus der interdisziplinären Zusammenarbeit, mit Bezugnahme auf ausgewählte theoretische Grundlagen und Krankheitsbilder, in interaktiver Form dargestellt. Handouts werden zur Verfügung gestellt.
Inhalt: Die Bedeutung von interdisziplinärer Zusammenarbeit in der Psychiatrie wird erläutert. Auf der Grundlage von Fallbeispielen im Einzelnen werden folgende Themen bearbeitet:
(1) ZNS-Veränderungen als Ursache von psychischen Störungen: a) Primäre hirneigene Veränderungen (z.B. neurodegenerative Erkrankungen); b) sekundäre Veränderungen (z.B. Delirien);
(3) Medikamentenbedingte psychische Störungen (z.B. delirogene Medikamente);
(4) Psychische Störungen als Reaktion auf eine somatische Erkrankung;
(5) Psychische Störungen als Risikofaktor für somatischen Erkrankungen.
Dabei wird den Teilnehmern differentialdiagnostische Hilfestellungen bei komplexen Krankheitsbildern sowohl aus psychiatrischer als auch aus internistischer Sicht geboten.
Dauer : 300 Minuten
Körperliche Erkrankungen sind in einem hohen Maß mit psychischen Störungen assoziiert. Die interdisziplinäre Diagnostik und Therapie und Langzeitprobleme von Komorbiditäten stellen immer noch eine große Herausforderung dar. Menschen mit chronisch verlaufenden psychischen Erkrankungen haben eine um viele Jahre reduzierte Lebenserwartung, was u.a. an der später gestellten Diagnose und einer insgesamt schlechteren Behandlung der körperlichen Erkrankungen liegt. Umso wichtiger ist es für die Psychiater, auch Funktionen im Bereich Gesundheitsmanagement für den psychiatrischen Patienten zu übernehmen. Das Symposium möchte sich aktuellen Erkenntnissen der Schnittstellenproblematik und den wechselseitigen Beziehungen zwischen somatischen und psychischen Erkrankungen widmen. Zunächst soll anhand lehrreicher Fälle aus interdisziplinären Notaufnahmen der Link zwischen der Notwendigkeit der ersten Differentialdiagnostik und möglicher Fallstricke hergestellt werden. In diesem Zusammenhang erfolgt die Vorstellung der nationalen und internationalen Datenlage mit den wichtigsten Empfehlungen für die psychiatrische Notfalldiagnostik und Behandlung der „American Association for Emergency Psychiatry Task Force on Medical Clearance of Adult Psychiatric Patients“. Im Weiteren werden Daten zu dermatologischen Problemen und psychischen Störungen aus der Zusammenarbeit einer großen universitären Hautklinik mit der Psychiatrie vorgestellt. In den letzten Jahren häufen sich Erkenntnisse, dass akute oder chronische Infektionserkrankungen mit Depressionen bis hin zu plötzlichen Suizidversuchen assoziiert sind. Akute und langfristige psychische Folgen bei Entzündungsprozessen im Körper mit pathophysiologischen Modellen und Therapieansätzen werden diskutiert. In einem vierten Vortrag über somatische Erkrankungen bei Menschen mit dementiellen Syndromen sollen diagnostische Probleme sowie wichtige wechselseitige Einflüsse auf psychische und kognitive Funktionen dargestellt werden.
Angsterkrankungen gehören zu den häufigsten seelischen Störungen. In den letzten Jahren konnten durch zahlreiche Projektförderungen im Themenbereich Angst spannende neue Entwicklungen vorangetrieben werden. Das Symposion beschäftigt sich insbesondere mit neuen Trends in der Behandlung von Angststörungen sowie mit der Optimierung von Therapieerfolgen durch personalisierte Therapie. Unter anderem werden an neuen Therapieansätzen virtuelle Realität sowie ein neuer Modus einer aufsuchenden Behandlung für Patienten mit Panikstörung vorgestellt. Die Behandlung von Angst bei Patienten mit Migrationshintergrund stellt ebenso eine große Herausforderung dar. Die Responseprädiktion durch Biomarker-geschützte personalisierte Therapie bildet den Abschluss des Symposions.
Das Symposion wird einreicht durch die Gesellschaft für Angstforschung (GAF), Kooperierende Fachgesellschaft der DGPPN. Die Referenten sind zum größten Teil Mitglieder des Transregio SFB-TRR-58 Furcht-Angst-Angsterkrankungen.
Die Herausforderungen für die klinische Psychiatrieforschung von morgen bestehen nicht nur in der Integration von Forschungsansätzen wie der Genetik, Stressforschung, Neurophysiologie und Bildgebung sondern auch in der Entwicklung von neuen Mess- und Analyseverfahren.
In dem Symposium werden integrative Forschungsansätze vorgestellt. Es werden dabei Überblicke über den derzeitigen Stand in der Depressions-, Emotions- und Stressforschung gegeben, und auch neue Mess- und Forschungsmethoden dargestellt. Gerade auch die Anwendung der Analysemethoden wie "Deep Learning", artifizielle Intelligenz und mathematischer Modellierung wird dabei verdeutlicht. Der Zuhörer soll damit einen Einblick erhalten, was ggf. in den nächsten Jahren Einzug in die klinische Anwendung erhalten könnte.
Die Häufigkeit psychiatrischer Notfallsituationen und Krisen wird oftmals unterschätzt, obwohl es Hinweise dafür gibt, dass sie in den letzten Jahren zugenommen haben. Die wichtigste diagnostische Maßnahme besteht darin, einen psychiatrischen Notfall in Erwägung zu ziehen und ihn zuverlässig zu erkennen. Die Therapieoptionen bei einem psychiatrischen Notfall am Einsatzort orientieren sich an der Leitsymptomatik, den Möglichkeiten für eine zielführende Diagnostik sowie allgemeine und spezifische therapeutische Maßnahmen. Allgemeine Maßnahmen umfassen u.a. eine adäquate Kontaktaufnahme, den Versuch, eine tragfähige und vertrauensvolle Beziehung herzustellen sowie eine syndromgeleitete Psychopharmakotherapie. Spezifische Maßnahmen orientieren sich an den speziellen psychiatrischen Krankheitsbildern. Im hier angemeldeten Fort- und Weiterbildungssymposium werden in Anlehnung an die neue S2k-Leitline "Notfallpsychiatrie" allgemeine Grundsätze zu psychiatrischen Notfällen vermittelt, nicht-pharmakologische und pharmakologische Therapiemöglichkeiten bei psychiatrischen Notfällen am Einsatzort vorgestellt sowie juristische Überlegungen diskutiert.
Dem Oxytocin-System wird große Bedeutung für die Äthiopathogenese und Behandlungsansätze verschiedenster psychischer Erkrankungen zugeschrieben. Gleichzeitig besteht weiterhin Forschungsbedarf, was die zugrundeliegenden Mechanismen und die Beeinflussung von sozialer Interaktion angeht. In diesem Symposion werden neueste, grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse des Oxytocin-Systems und seine pharmakologische Beeinflussung bei gesunden Kontrollpersonen präsentiert sowie Befunde bei unterschiedlichen Gruppen von Personen mit psychischen Erkrankungen, um die Relevanz des Oxytocin-Systems für die psychische Gesundheit und Krankheit zu illustrieren.
Rene Hurlemann referiert im ersten Vortrag High-Field Imaging Befunde, die zeigen, dass die anxiolytischen Effekte von Oxytocin beim Mann Dosis-abhängig sind, durch autistische Züge moderiert werden und sich in der centromedialen Amygdala abbilden, die u.a. mit dem präfrontalen Kortex bei der Regulation von Furchtverhalten kommuniziert. Dirk Scheele stellt eine Imaging-basierte Dosis-Wirkungsstudie vor, die zeigt, dass bei Frauen unabhängig von der Oxytocin-Dosis eine Hochregulation der Amygdala in Reaktion auf Furchtgesichter erfolgt, dass sich aber im Trauma-Modell auch sekundär anxiolytische Wirkungen nachweisen lassen. Frank Padberg beleuchtet die Relevanz von Oxytocin für die soziale Interaktion und insbesondere den Einsatz im Rahmen von psychotherapeutischen Interventionen bei chronischer Depression. Laura Albantakis stellt abschliessend Ergebnisse der Oxytocin-Studie des Max-Planck-Institutes für Psychiatrie vor, in der die Responsivität des Oxytocin-Systems bei Erwachsenen mit hochfunktionalem Autismus untersucht wurde und in Beziehung gesetzt wurde mit neurogenetischen und behavioralen Markern der sozialen Interaktionsfähigkeit.
2019 ist die aktualisierte Auflage der S3-Leitlinie „Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen“, herausgegeben durch die DGPPN, erschienen. Die Leitlinie umfasst 33 Empfehlungen und 12 Statements zur Behandlung von Menschen mit schweren und chronischen psychischen Erkrankungen mit psychosozialen Therapien. Neben medikamentöser Behandlung und Psychotherapie stellen psychosoziale Interventionen eine dritte wichtige Säule in der Behandlung schwer psychisch kranker Menschen dar. Die Erstellung der Leitlinie allein bewirkt jedoch kaum eine verbesserte Behandlung. Insgesamt wissen wir bisher wenig über die Versorgungspraxis mit psychosozialen Therapien. Die Umsetzung von Empfehlungen in die Praxis stößt insbesondere im Bereich psychosozialer Therapien auf strukturelle Barrieren, da diese in verschiedenen Gesetzbüchern geregelt sind. Im Symposium werden der aktuelle Stand in Zusammenhang mit der aktualisierten S3-Leitlinie „Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Störungen“ und verschiedene Perspektiven zur Verbreitung und Implementierung der Empfehlungen in die Praxis vorgestellt.
Dr. Uta Gühne gibt einen Überblick zur aktualisierten Leitlinie, stellt neue Aspekte heraus und verweist auf aktuelle Initiativen zu deren Verbreitung. Dr. Michael Konrad, Referent im Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg zeigt die Chancen des Bundesteilhabegesetzes bei der Umsetzung der S3-Leitlinien auf. PD Dr. Markus Kösters geht der Frage nach, wie Leitlinien-Wissen am besten in die Praxis kommt. Er hat eine multizentrische Implementierungsstudie initiiert, zu deren ersten Ergebnissen auf dem Kongress berichtet wird. Fanny Schoeler-Rädke wird das Symposium durch die Perspektive des IQTiG bereichern.
Der Torwart – schizophren –, der Außenstürmer – psychotisch –, der Abwehrspieler – depressiv. Ein außergewöhnlicher Fußballfilm, ein bemerkenswertes Werk über das Leben mit psychischen Problemen, eine stille Reflexion über die Grenze zwischen Normalität und Krankheit.
In den letzten Jahren werden Psychotherapeuten zunehmend auch zu somatisch kranken PatientInnen gerufen, deren Leben am Enden ist. Auf die damit verbundenen Fragestellungen und Problemkonstellationen bereitet die derzeitige psychotherapeutische Weiter-/Ausbildung jedoch nicht vor: Im Gegensatz zu körperlich gesunden Patienten mit Angsterkrankungen sind die Sorgen und Ängste von PatientInnen am Lebensende meist gut begründet und realistisch, die Patienten leiden unter der realistischen Simulation ihrer Zukunft. Auch können am Lebensende psychische Symptome auftreten, die wir von der Arbeit mit körperlich Gesunden gar nicht kennen, z.B. Verlust von Würde oder Sinn, oder Demoralisierung. Und hinter einer gedanklichen Beschäftigung mit dem Tod kann nicht nur Suizidalität als psychopathologisches Konzept stehen, sondern auch funktionales Coping im Sinne von Akzeptanz, eine Identitätskrise bei neu aufgetretener Pflegebedürftigkeit und vieles andere mehr. Dieses Symposium stellt verschiedene moderne psychotherapeutische Interventionen vor, welche bei PatientInnen am Lebensende gewinnbringend angewendet werden können.
Digitale Technologien haben in allen Lebensbereichen Einzug gehalten und finden auch in Psychiatrie und Psychotherapie zunehmend Nutzung. Das Symposium zeigt die heutige Anwendung, die zukünftigen Möglichkeiten, ihre Grenzen und ihre Risiken auf. Hierbei spannt es den Bogen von der Diagnostik und Befunderhebung (B. Ochs) über Smartphone-gestütztes Monitoring und Selbsthilfe (M. Goering) und professionelle Therapie (P. Schäfer) zur direkten Interaktion von Gehirn und Maschine (S. Soekadar). Jeweils soll der Blick von der Gegenwart auf die kommenden zehn Jahre geworfen werden.
Der psychiatrische Befundomat ist ein aus der täglichen psychiatrischen Praxis heraus entwickeltes, frei zugängliches Online-Programm zur voll automatisierten Erstellung eines hoch-differenzierten psychopathologischen Befundes. Eine Evaluationsstudie mit Vergleich zu konventionell erstellten psychopathologischen Befunden wird von B. Ochs präsentiert. Auf den mit Abstand größten Anwender-Datensatz kann die von M. Goering entwickelte Smartphone-App Moodpath zurückgreifen (> 1 Mio. Downloads). Er wird die Studienergebnisse seiner Forschungskooperationen (FU Berlin, Columbia University) vorstellen und über die Bedeutung von Personalisierung für die Wirksamkeit von e-Mental Health-Angeboten sprechen. Der Einsatz von virtueller Realität zur Behandlung von Angsterkrankungen ist viel versprechend, aber noch nicht in der ambulanten Versorgungspraxis angekommen. Die aktuellen technischen Entwicklungen neuester Simulationssysteme und deren Potenzial für die zukünftige Anwendung werden von P. Schäfer erläutert. S. Soekadar beleuchtet abschließend das enorme Potenzial von Gehirn-Computer-Schnittstellen in der Therapie psychischer Erkrankungen.
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) hat mit ihren nach ICD-10 definierten Kernsymptomen „Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und emotionale Instabilität“ aufgrund ihrer hohen Prävalenz eine große klinische Relevanz. Klinisch-epidemiologische Erfahrungen und Studien zeigen darüber hinaus, dass bei ADHS-Patienten häufig komorbide Störungen wie Angststörungen, Depression und Suchterkrankungen vorliegen. Dies hat einerseits große Bedeutung für den differenzialdiagnostischen Prozess und die sich daraus ergebenden Therapieoptionen andererseits aber auch generell für die Versorgungssituation der betroffenen Patienten. Insbesondere bei Patienten mit Suchterkrankungen wird die ADHS oft übersehen. So liegt die Prävalenz der ADHS bei Suchtpatienten bei ca. 15-20%, im klinischen Alltag wird die Diagnose außerhalb spezialisierter Zentren jedoch nur selten gestellt. Auch ist die (medikamentöse) Behandlung der ADHS bei komorbider Suchterkrankung nicht immer einfach.“ Allgemeinmediziner haben hier als „Gesundheitskoordinatoren“ und Weiterbehandler eine besonders wichtige Rolle. Das Symposium beschäftigt sich mit der Schnittstelle zwischen Allgemeinmedizin und Psychiatrie und soll hier Besonderheiten und spezifischen Anforderungen hinsichtlich einer sachgerechten Behandlung der ADHS-Betroffenen aufzeigen. Besonderheiten der hausärztlichen Arbeitsweise werden in Hinblick auf die Diagnostik, Intervention und Zusammenarbeit mit Spezialisten in Einführung auf die folgende Diskussion erörtert.
Die Ableitung elektrophysiologischer Zeitreihen des Elektroenzephalogramms (EEGs) und Elektrokardiogramms (EKG) unter Ruhebedingungen ist erneut in den Fokus der Biomarker Forschung gerückt. Neben potentiellen Markern für psychiatrische Erkrankungen zeigt sich auch ein möglicher Nutzen zur Prädiktion des Behandlungserfolgs. Insbesondere mit Analysetechniken wie “Deep Learning” zeigt sich die Stärke dieser Zeitreihenanalyse. S. Olbrich gibt einen Überblick über den Stand der aktuellen elektrophysiologischen Biomarker-Forschung zur Prädiktion bei depressiven Störungen. Neueste Analysemethoden werden aufgezeigt, die unter Verwendung neuronaler Netze wertvolle Informationen zur Prädiktion liefern. U. Hegerl wird den EEG-basierten Algorithmus “Vigilance Algorithm Leipzig” vorstellen sowie seine Anwendung bei Depression und ADHS. Es kann gezeigt werden, dass (a) Depression mit Hypervigilanz und (b) ADHS mit einer instabilen Arousal-Regulation einhergehen. Zusätzlich bestehen Prädiktionsmöglichkeiten: eine Hypervigilanz bei Baseline sagt ein Ansprechen auf Antidepressiva, eine instabile Regulierung bei ADHS eine Response auf Psychostimulatoren voraus. M. Pawlowski zeigt, dass die Schlafforschung nicht nur auf zahlreiche elektrophysiologische Parameter zugreifen kann, sondern diese auch für die Erkennung der Depression mit hoher Effektstärke nutzen kann. Die Herzratenvariabilität (HRV) zeigt wesentliche Unterschiede vom unmedizierten zum mit Antidepressiva medizierten Zustand auf, der auch zwischen Respondern und Non-Respondern unterscheiden lässt. Schliesslich referiert T. Mikoteit über die Zusammenhänge zwischen Schlafstörungen und Hyperarousal. Die Diagnose Insomnie beruht ausschliesslich auf der subjektiven Wahrnehmung unzureichender Schlafqualität. Andererseits sind objektive Parameter bei der Insomnie oft unauffällig. Die HRV kann als objektive Schlafvariabel mit großer Effektstärke zwischen Insomnie und normalem Schlaf unterscheiden - passend zur Hyperarousaltheorie.
This course will provide practical training on the use of the Clinical Descriptions and Diagnostic Guidelines for ICD-11 Mental, Behavioural or Neurodevelopmental Disorders (CDDG).
The ICD-11 has been approved by the World Health Assembly in May, 2019 and, following a transitional period, will become the new global standard for the reporting of health information.
The CDDG is the diagnostic manual for ICD-11 Mental, Behavioural, or Neurodevelopmental Disorders designed for use by mental health professionals in clinical settings, produced by the WHO Department of Mental Health and Substance Abuse.
The course will be primarily geared towards psychiatrists in clinical practice. The main features of the new ICD-11 guidelines and changes from ICD-10 will be described by leading global experts who have been integrally involved in the development of the ICD-11. The course will emphasize active participation through application of the new guidelines to clinical vignettes based on real cases and discussion of diagnostic dilemmas. The course will cover two of the areas of most central concern to psychiatric practice and that account for a great proportion of mental health service utilization: 1) Schizophrenia or Other Primary Psychotic Disorders; 2) Mood Disorders (including Bipolar Disorders and Depressive Disorders).
Methods and materials
Case studies, vignettes, slides, handouts
Educational intentions
After the course the participants will be able to ...
... describe the major changes in the structure and content of diagnostic categories of ICD-11 mental disorders compared to ICD-10.
… be prepared to use the new classification for Psychotic Disorders and Mood Disorders in daily clinical practice.
… support the implementation of ICD-11 among psychiatric services and by members of national psychiatric associations.
Prerequisite knowledge
Participants should be familiar with psychiatric classification, preferentially ICD-10 or DSM-5. They should be either psychiatrists, including early career psychiatrists, or clinical psychologists with professional experience in mental healthcare settings.
List of recommended readings
ICD-11 CDDG
International Advisory Group for the Revision of ICD-10 Mental and Behavioural Disorders.
(2011). A conceptual framework for the revision of the ICD-10 classification of mental and behavioural disorders. World Psychiatry, 10, 86–92. doi: 10.1002/j.2051-5545.2011.tb00022.x
Reed, G. M. (2010). Toward ICD-11: Improving the clinical utility of WHO's international classification of mental disorders. Professional Psychology: Research and Practice, 41, 457-464. doi: 10.1037/a0021701
Gaebel, W. (2012). Status of psychotic disorders in ICD-11. Schizophrenia Bulletin, 38, 895-898. doi: 10.1093/schbul/sbs104
Maercker, A., Brewin, C. R., Bryant, R.A., Cloitre, M., van Ommeren, M., Jones, L. M., Humayan, A., Kagee, A., Llosa, A. E., Rousseau, C., Somasundaram, D. J., Souza, R., Suzuki, Y., Weissbecker, I., Wessley, S. C., First, M. B., & Reed, G. M. (2013). Diagnosis and classification of disorders specifically associated with stress: Proposals for ICD-11. World Psychiatry, 12, 198-206. doi: 10.1002/wps.20057
Maj, M., & Reed, G. M. (2012). The development of the ICD-11 classification of mood and
anxiety disorders. World Psychiatry, 11 (Suppl. 1), 3-5.
Reed, G. M., Sharan, P., Rebello, T. J., Keeley, J. W., Medina-Mora, M. E., Gureje, O., Ayuso-Mateos, J. L., Kanba, S., Khoury, B., Kogan, C.S., Krasnov, V. N., Maj, M., Mari, J. de J., Stein, D. S., Zhao, M., Akiyama, T., Andrews, H. F., Asevedo, E., Cheour, M., Domínguez-Martínez, T., El-Khoury, J., Fiorillo, A., Grenier, J., Gupta, N., Kola, L., Kulygina, M., Leal-Leturia, I., Luciano, M., Lusu, B., Martínez-López, J. N. I., Matsumoto, C., Onofa, L. U., Paterniti, S., Purnima, S., Robles, R., Sahu, M. K., Sibeko, G., Zhong, N., First, M. B., Gaebel, W., Lovell, A. M., Maruta, T., Roberts, M. C., & Pike, K. M. (2018). The ICD-11 developmental field study of reliability of diagnoses of high-burden mental disorders: Results among adult patients in mental health settings of 13 countries. World Psychiatry, 17, 174-186. doi: 10.1002/wps.20524
Die Psychiatrieenquete wird als eine der nachhaltigsten und erfolgreichsten Sozialreformen der letzten Jahrzehnte in Deutschland gesehen. Dennoch sind einige wesentliche Forderungen nicht umgesetzt worden bzw. müssen aktuell Tendenzen ausgemacht werden, die den ursprünglichen Reformgedanken entgegenstehen. Pragmatisch und orientiert an Mindeststandards für die psychiatrische Versorgung schwer psychisch erkrankter Menschen haben Ingmar Steinhart und Günther Wienberg 2016 ein Modell vorgelegt, welches sich an wesentlichen (psychiatrisch-psychotherapeutisch fokussierten) Funktionen orientiert, die in allen Versorgungsregionen sichergestellt werden müssen. In jüngster Zeit werden daran orientiert, im Wesentlichen modellhaft und mit Pilotcharakter Versorgungsstrukturen hinterfragt, analysiert und neu definiert. Einige innovative Prozesse aus unterschiedlichen Regionen und Settings in Deutschland werden vor- und zur (kritischen) Diskussion gestellt.
Die medizinische Hypnose führt, obwohl sie auch in den Weiterbildungsordnungen der Psychotherapie-Fächer verankert ist, ein randständiges Dasein. Eine gute Studienlage gibt es für Indikationen wie z.B. bei chronischen Schmerzerkrankungen, zur Entspannung oder zur Impulskontrolle (z.B. bei Essstörungen oder der Tabakentwöhnung). Neue Daten gibt es zur Depressionsbehandlung und zur Stressbewältigung mit Hypnose; im zweiten Teil die neben der Trance weitere wichtige Komponente der Hypnose, die Suggestion bzw. die Suggestibilität auf den Prüfstand gestellt. Erste Ergebnisse einer großen multizentrischen Studie zur intra- und postoperativen Reduktion von Sedativa und Schmerzmedikamenten durch intraoperative Audio-Suggestionen werden präsentiert und über die Entwicklung eines neuen - kurzen Selbsteinschätzungsbogens zur Suggestibilität, der nur 1 Minute in Anspruch nimmt berichtet, denn die üblichen Testverfahren sind sehr aufwändig (bis zu 45 min).
2017 trat die Novellierung des Rechts der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus in Kraft. Mit der Betonung der Verhältnismäßigkeit der Unterbringung, der Steigerung der Frequenz externer Begutachtung und der Bindung der Unterbringung an die zu erwartende Gefährlichkeit wurden wichtige Akzente gesetzt, deren Konsequenzen für die Praxis beleuchtet werden sollen.
Psychiatrisch Tätige und auch psychiatrisch Pflegende haben in ihrer Tätigkeit immer wieder herausfordernde oder auch schwierige Situationen zu bewältigen. Damit dies gut gelingen kann, ist neben Formaten wie der Supervision oder der Balintgruppe auch der gezielte und bewußte Austausch mit Kolleginnen und Kollegen wichtig. Vor diesem Hintergrund geht es in dem Workshop darum, die „kollegialen Beratung“ als eine „systematische Methode der gegenseitigen Unterstützung“ kennenzulernen und selbst auszuprobieren bzw. erste Erfahrungen in der Anwendung zu sammeln. Der Leiter des Workshops, Anderas Kocks von der Uniklinik in Bonn, ist u. a. Autor des vor kurzem im Springer Verlag erschienenen Buches „Kollegiale Beratung im Pflegeteam“.
Das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsnetz zu psychischen Erkrankungen (www.fzpe.de) umfasst neuen überregionale Verbünde sowie drei bundesweite Querschnittprojekte. Neben krankheitsbezogenen oder therapieorientierten Verbünden sollen insbesondere die übergreifenden Querschnittprojekte zu Bildgebung (PING), Phänotypisierung (PD-CAN) und Biobanking (Net-Biomics) die Zusammenarbeit in der Erforschung psychischer Erkrankungen stärken.
An vier ausgewählten Beispielen aus diesem Netzwerk sollen erste Ergebnisse mit translationaler Relevanz gezeigt werden.
Das Symposium beschäftigt sich mit Risikofaktoren und Bewältigungsstrategien bei
psychischen Belastungen von Einsatzkräften.
Michael untersucht Risiko- und Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit von Einsatzkräften. Sie stellt eine Studie an medizinischem Personal (n=223), Polizisten (n=257) und Feuerwehrleuten (n=100) vor. Kohärenzgefühl, Resilienz und interne Kontrollüberzeugung korrelierten negativ mit allgemeinen psychischen Belastungen, posttraumatischem Stress und Burnout. In allen Berufsgruppen zeigte sich Kohärenzgefühl als wichtigster gesundheitsförderlicher Faktor.
Arndt und Beerlage setzten sich mit arbeitsbezogenen Extremereignissen und Alltagsstress im Polizeidienst auseinander. Einsatzkräfte der Polizei sind im hohen Maße gefährdet, psychische Traumafolgestörungen zu entwickeln, und gehören zu den Risikogruppen für alltagsbezogene Fehlbeanspruchungsfolgen und Stressfolgeerkrankungen. Anhand einer Querschnittschnittstudie mit 3.655 Polizisten und einer Längsschnittuntersuchung mit einer Teilstichprobe von 637 Polizisten konnte der enge Zusammenhang zwischen Alltagsstress, traumatisierenden beruflichen Ereignissen und psychischen Folgen gezeigt werden.
Roberto Rojas stellt die Ergebnisse einer Studie zu psychischen Belastungen und Bewältigungsstrategien von DRK Rettungsdienstmitarbeitern (RDM) vor. In einer Stichprobe von 115 RDM konnte identifiziert werden, welche situativen Aspekte von Rettungseinsätzen mit hoher Wahrscheinlichkeit als traumatisierend erlebt werden. Bei RDM mit stärkeren Belastungssymptomen fanden sich Tendenzen zur verstärkten Nutzung der Emotionsregulationsstrategien Grübeln, Unterdrücken von Gefühlen und Vermeiden von Gedanken sowie eine Tendenz zu weniger emotionaler Akzeptanz und ein geringerer Kohärenzsinn. Darüber hinaus könnten RDM, die Missbrauch und Vernachlässigung in ihrer Kindheit erlebten, wesentlich anfälliger für die Belastungen der Rettungstätigkeit sein.
Wesemann et al. berichten über Katamnese-Untersuchungen von Einsatzkräften nach einem Terroranschlag. An zwei Messzeitpunkten evaluierte das Psychotraumazentrum der Bundeswehr Einsatzkräfte der Feuerwehr, Polizei und zivilen Hilfsorganisationen 3-4 Monate nach einem terroristischen Anschlag und 15-18 Monate nach der ersten Erhebung. Erfasst wurden Stress, Lebensqualität und aktuelle Befindlichkeit. Es werden Prävention- und Nachsorgemaßnahmen diskutiert.
The longstanding conflicts in disrupted societies in the Middle East and eastern Africa have forced millions of civilians to flee their countries leading to the largest migration wave since world war II. According to the UNHCR, in the year 2018, more than 68.5 million people live in external or internal situation of displacement, the highest number since recording begun in 1951. Refugees flee their home countries due to war, internal conflict, threat to their lives and those of their families, experiences of violence and inability to provide food and shelter to themselves and their families. The reasons for leaving one’s country are different and complex, including political, logistic, economic and social factors. This decision is often taxing and frequently seen as unavoidable, thus, representing a major life event for all affected. In this symposium we will focus on mental health care of refugees and asylum seekers. The first speaker Rafi Youngmann (Israel) will talk about “Refugees and asylum seekers over the world: psychosocial context and mental health”, the second speaker Hasanen Al-Taiar (UK) will talk about “Mental health of refugees and asylum seekers: an update”, the third speaker Hans Rohlof (Netherlands) will focus on „Therapy-patient relationship in a cross-cultural setting“ and the last speaker Sofie Bäärnhielm (Sweden) will speak about „Training of health professionals to cope with mental ill health among refugees and asylum seekers. Experiences from Sweden“. All presentations will be discussed with the plenum.
Die Prävention psychischer Erkrankungen erhält seit Inkrafttreten des Präventionsgesetzes in Deutschland zunehmende Aufmerksamkeit. Als Konzept der Gesundheitsförderung stellt die Erforschung von Resilienz, d.h. die Aufrechterhaltung oder rasche Rückgewinnung psychischer Gesundheit während oder nach Stressoren, und ihrer zugrundeliegenden Mechanismen einen übergeordneten Ansatz dar, der sowohl krankheitsspezifische Prävention als auch Maßnahmen zur Gesundheitsförderung integriert.
Das Symposium liefert ein Update zur aktuellen Resilienzforschung und Prävention psychischer Störungen in Deutschland. Dazu wird Prof. Dr. Oliver Tüscher zunächst das Resilienz-Konzept erläutern und auf neurobiologische Mechanismen von Resilienz eingehen. Im Anschluss stellt Angela Kunzler am Beispiel der Zielgruppe informeller Pflegepersonen die Ergebnisse eines systematischen Cochrane-Reviews mit Metaanalyse zu psychologischen Interventionen zur Resilienzförderung vor. Im dritten Beitrag des Symposiums präsentiert Prof. Dr. Joseph Kambeitz aktuelle Daten (z. B. PRONIA Studie), in denen Machine-Learning Verfahren sowie klassische statistische Ansätze zur Prädiktion des Psychoserisikos und des Erkrankungsverlaufs auf Einzelfallebene genutzt wurden. Der Beitrag behandelt sowohl klinische Prädiktoren als auch Signaturen auf neurobiologischer Ebene. Abschließend fokussiert der Vortrag von Prof. Dr. Andrea Pfennig die Prävention affektiver Störungen. Neben der Vorstellung evidenzbasierter Daten zu potenziellen Risikofaktoren für die Entwicklung bipolar-affektiver Störungen befasst sich der Beitrag mit (v.a. psychotherapeutischen) Frühinterventionsmöglichkeiten bei Risikopersonen.
Die Teilnehmer des Symposiums werden am Ende in der Lage sein, die aktuelle Forschung zu Resilienz und Interventionen der Resilienzförderung besser einzuschätzen. Zudem gewinnen sie neue Erkenntnisse zu Maßnahmen der Früherkennung und krankheitsspezifischen Prävention im Bereich von Psychosen und affektiven Störungen.
Leichte kognitive Störungen in der ambulanten haus- und fachärztlichen Versorgung - gegenwärtige und zukünftige Versorgungsperspektiven
Die Versorgung von Patienten mit Demenzen steht vor großen Herausforderungen. Zukünftig werden frühe Krankheitsstadien im Fokus der Versorgung stehen. Insbesondere wird die Einbeziehung von Patienten mit leichten kognitiven Störungen und der darin enthaltenen Gruppe der durch Biomarker objektivierten prodromalen Alzheimer Krankheit die Zahl der zu versorgenden Patienten mehr als verdoppeln. Die Demenz-Prävalenz in Deutschland wird auf etwa 1,7 Millionen Patienten geschätzt. Eine aktuelle Prävalenz-Schätzung der leichten kognitiven Störung geht für 2019 von 3,7 Mio. Patienten aus. Die Versorgung dieser Patienten wird unterschätzt. Meist werden diese Patienten nur in universitätsklinischen Ambulanzen versorgt. In den vergangenen 10 Jahren finden diese Patienten aber auch in der Routineversorgung Beachtung. Ein Diagnose- und Therapie-Leitfaden fehlt aktuell.
Das Symposium widmet sich dem Thema aus vier Perspektiven.
1. Wie sieht die aktuelle Versorgung von Patienten mit MCI aus?
J. Bohlken (Berlin) berichtet über die Versorgung von MCI-Patienten mit Daten aus Haus- und Facharztpraxen. Offene Fragen zur Versorgungspraxis sollen überleiten zu den folgenden Referaten.
2. Wie komplex ist das Erscheinungsbild und was sind die Ursachen der MCI?
S.Teipel (Rostock) stellt Ausprägungstypen der MCI und Beziehungen zu Ausprägungen von Biomarkern sowie internistisch/psychiatrischer Komorbidität vor.
3. Was ist aus einem Demenz-Präventionsprogramm für die MCI-Behandlung übertragbar?
S. Riedel-Heller (Leipzig) stellt das für Hausarztpraxen entwickelte Demenz-Präventionsprogramm AGEWELL vor. Dabei wird die Übertragbarkeit der Interventionsbausteine auf die MCI-Behandlung diskutiert.
4. M. Rapp (Potsdam): Welche nicht-medikamentöse Strategien gibt es für Patienten mit MCI und wie lassen sich diese in die Versorgungspraxis umsetzen?
In der Diagnostik und Therapie von Belastungsreaktionen ist es unverzichtbar, zwischen verschiedenen Typen und Entstehungskontexten zu differenzieren. Es gibt kurzfristige wie überdauernde Angstzustände nach Bedrohungserlebnissen, Trennungsgefühle nach Verlusten oder Erschöpfungserleben nach Überforderung. Epidemiologisch wie klinisch von besonderer Bedeutung sind soziale Stressoren im Sinne von Ungerechtigkeit, Herabwürdigung oder Vertrauensverlust, die typischerweise zu Verbitterungsreaktionen führen. Verbitterung ist eine jedem Menschen geläufige komplexe Emotion, die mit Herabgestimmtheit, Hilflosigkeit, Aggressivität, sozialem Rückzug oder phobischen Reaktionen gepaart ist und bei größerer Intensität und Dauer für die Betroffenen wie ihre Umwelt mit erheblichem Leiden einhergeht. Ungerechtigkeitserleben kann auf der Basis von individuellen zwischenmenschlichen Ereignissen entstehen, jedoch auch durch gesellschaftliche Bedingungen hervorgerufen werden, wie beispielsweise Auseinandersetzungen mit juristischen, sozialrechtlichen, beruflichen oder politischen Gegebenheiten. In dem geplanten Symposium sollen Verbitterungsreaktionen im Kontext gesellschaftlicher Rahmenbedingungen diskutiert werden, wie sie beispielsweise vorkommen können bei der Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen, Migration, betrieblichen Reorganisationen oder Rentenverfahren. Es sollen die individuellen und gesellschaftlichen Folgen, wie auch Resilienzfaktoren diskutiert werden.
In den letzten Jahrzehnten hat sich in Deutschland sowohl die ambulante als auch die stationäre Versorgung differenziert weiterentwickelt. Sie ist aber in Folge der unterschiedlichen sozialrechtlichen Grundlagen stark sektoriell gegliedert, mit jeweils verschiedenen Leistungsanbietern und Kostenträgern. Die stark gestiegene Nachfrage nach Behandlungs- und Hilfeleistungen stellt das System heute vor große Herausforderungen. Dabei sind Kooperationen, Vernetzung und Steuerung Schlüsselfaktoren, um auch in Zukunft eine patientenzentrierte, bedarfsgerechte Versorgung gewährleisten zu können. Im Symposium werden die Optionen der Weiterentwicklung aus ambulanter, stationärer und Fachgesellschaftsperspektive dargestellt.
In der Session sollen vier theoretische und anwendungsorientierte Beiträge referiert werden. Sie sind single- case studies. Es wird – je nach Möglichkeit – eine zufallskritische Überprüfung der jeweiligen Effekte angestrebt.
Der erste Beitrag heißt „Eine sprachanalytische Perspektive Integration des Identitätskonzeptes in die Verhaltenstherapie“. Er beinhaltet sprach- und contentanalytische Merkmale bei der Analyse autobiographischer Erinnerungen und bei der Analyse des therapeutischen Dialoges.
Der zweite Beitrag ist ein case – Report. Er heißt „autobiographische Entscheidungskonflikte“. Er ist eine theoriegeleitete therapeutische Anwendung linguistischer Merkmale, um intraindividuelle und interindividuelle Inkonsistenzen zu erkennen und in Prioritäten überzuführen.
Der dritte Beitrag ist ein case – Report. Er heißt „Merkmale der Kohärenz vs. Inkohärenz der Identität“. Er ist eine Protokollanalyse über therapeutische Gespräche und intendiert die Erkennung intraindividueller und interindividueller Diskrepanzen und deren Oszillationen.
Der vierte Beitrag ist eine single-Case study. Der Beitrag heißt „Neurofeedback und sprachliche Attribute der Kohärenz“. Er verdeutlicht die Wechselwirkung von sprachlichen Merkmalen und EEG-Merkmalen bei zwei Personen mit einer Negativsymptomatik der Schizophrenie.