Seit Mitte der 80er Jahren sind eine Vielzahl von genetischen Befunden sowohl zu klassischen Mendelischen Erkrankungen als auch zu komplexen Erkrankungen erhoben werden.
Beispiele für die ersteren und damit genetische Erkrankungen im engeren Sinne mit neuropsychiatrischer Symptomatik sind der Morbus Huntington und das Chromosom 22q11.2 Syndrom. Carsten Saft aus Bochum wird rechtliche und ethische Aspekte diagnostischer und prädiktiver Diagnostik am Beispiel des autosomal-dominanten Morbus Huntington erläutern und auf aktuelle Forschungsergebnisse einschliesslich genbasierter Therapieansätze eingehen. Marcel Romanos aus Würzburg wird die Notwendigkeit eines interdisziplinären Zentrumsansatzes unter Einbeziehung der Psychiatrie bei genetischen Syndromen am Beispiel des Chromosom 22q11.2 Deletions-Syndrom darlegen und aktuelle Forschungsergebnisse zur psychischen Symptomatik beim Chromosom 22q11.2 Deletions-Syndrom vorstellen. Beispiel für komplexe Erkrankungen sind Angsterkrankungen, die zu gleichen Teilen durch Veranlagung und Umwelt bedingt sind. Sandra Meier aus Halifax wird Befunde einer Genomweiten-Assoziationsuntersuchung zu Stress-und Angsterkrankungen anhand einer dänischen Registerkohorte präsentieren und an ihrem Beispiel auf deren Bedeutung für die Entwicklung neuer Therapien als auch auf Möglichkeiten und Grenzen von Polygenic Risk Scores eingehen. Die Bedeutung von Gen-Umwelt-Interaktionen und damit Grenzen genetischer Befunde einerseits aber auch die Relevanz epigenetischer Befunde andererseits wird abschliessend Angelika Erhardt aus München am Beispiel epigenetischer Befunde bei der Panikstörung darstellen.
Klassische Mendelische Erkrankungen mit psychischen Erkrankungen brauchen psychiatrische Kompetenz und sollten in Fort-und Weiterbildung in Zukunft mehr Raum einnehmen. Genetische und epigenetische Befunde zu komplexen Erkrankungen wie den Angsterkrankungen eröffnen Optionen für neue und individuelle Therapieansätze .
Für eine ganzheitliche Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen ist das Verständnis der komplexen Zusammenhänge zwischen den somatischen Komponenten sowie Umwelteinflüssen, Lebensereignissen- und Gewohnheiten wichtig. Die Herausforderung einer solchen Systemmedizin besteht darin, die Verknüpfungen so zu verstehen, dass die Ursachen für die einzelne Erkrankung festgestellt werden kann und eine zielgenaue Behandlung eingeleitet wird. Der Ansatz von Big Data, künstlicher Intelligenz und prädiktiven Modellen spielt eine sehr große Rolle, um diese Zusammenhänge besser zu verstehen und innovative Lösungsansätze in Diagnostik und Therapie für das Fach zu entwickeln. Die Grundlagen werden von Eickhoff dargestellt. Koutsouleris & Meisenzahl stellen prädiktive Modelle vor, mit denen sie den Verlauf von schizophrenen und affektiven Ersterkrankungen auf der Grundlage von klinischen und biologischen Datenbanken vorhersagen, um diese besser therapeutisch beeinflussen zu können. Winterer hat mit Kollegen ein innovatives Vorhersagemodell für das Risiko des postoperativ einsetzenden Delirs und die oft auftretenden chronischen kognitiven Defizite entwickelt, um diesen vorzubeugen. Zielasek und Mayfrank-Gouzoulis identifizierten anhand 5.765 Krankenakten Risikogruppen und klinische Konstellationen, die mit einem hohen Risiko für frei¬heitsentziehende Maßnahmen (FEM) assoziiert sind. Dies bietet die Möglichkeit klinische Handlungsstränge besser anzupassen, und freiheitsentziehenden Maßnahmen vorzubeugen.
Wahnhafte Störungen sind psychische Erkrankungen, deren klinisches Leitsymptom ein in der Regel monothematischer Wahn ist. Die Differenzialdiagnostik und die Behandlung dieser Störungen bleibt nach wie vor eine klinische Herausforderung. Die Pathomechanismen wahnhafter Störungen sind weitgehend unbekannt; rezente bildgebende Untersuchungen legen jedoch eine komplexe Dysfunktion „urteilsprüfender“ präfrontaler Regionen und neuronaler Systemen nahe, die mit dem Wahninhalt selbst assoziiert sind.
Dieses Symposium soll unter Berücksichtigung aktueller Evidenz einen breiten Überblick über klinische, neurobiologische und therapeutische Aspekte wahnhafter Störungen geben. Beginnend mit einer Übersicht über kognitive Modelle zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Wahn sollen rezente neurobiologische Befunde zu spezifischen monothematischen wahnhaften Störungen dargestellt werden. Dabei stehen neuronale Mechanismen der Wahnbildung im Fokus, wie auch erste Hinweise für inhaltsspezifische neuronale Signaturen, wie sie am Beispiel somatischer wahnhafter Störungen abgeleitet und von nicht-somatischem Wahn abgegrenzt werden können. Anhand seltener wahnhafter Störungen sollen Psychopathologie, Differenzialdiagnostik und Pharmakotherapie dargelegt werden. Schließlich werden Grundlagen und Evidenz von Psychotherapie bei wahnhaften Störungen vorgestellt und diskutiert. Das Symposium leistet damit einen interdisziplinären grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Beitrag zum pathophysiologischen Verständnis, zur Diagnostik und zur Therapie wahnhafter Störungen.
Psychische Erkrankungen sind mittlerweile die dritthäufigste Diagnosegruppe bei Arbeitsunfähigkeit, und die häufigste Ursache für Frühverrentungen. Auf der anderen Seite haben Arbeit und Berufstätigkeit einen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf psychisch Kranker. Akute psychische Krisen, die eine stationäre Krankenhausbehandlung erforderlich machen, reißen die Betroffenen teilweise über längere Zeiträume aus ihren Beschäftigungsverhältnissen. Um Jobverluste zu vermeiden benötigt diese Gruppe besondere Interventionen, die unter dem Begriff „berufliches Entlassmanagement“ zusammengefasst werden können. In unserem Symposium geben die Referentinnen zunächst einen Überblick über die internationale Literatur zu Thema (Daniela Blank). Der wichtige Aspekt des „disclosure“, also der Frage, was psychisch Erkrankte Arbeitnehmer wem am Arbeitsplatz über ihre Erkrankung bzw. über den Grund längerer Abwesenheiten berichten, wird von Anne Lang beleuchtet. Monika Kohl stellt die Entwicklung der Intervention der RETURN-Studie vor und Lina Riedl präsentiert erste Ergebnisse der im Rahmen des Innovationsfonds geförderten RETURN-Studie.
Abhängigkeitserkrankungen werden im Alter oft übersehen mit schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen. Alkohol und Sedativa gehören in der älteren Bevölkerung zu den am meisten konsumierten Substanzgruppen. Der Konsum dieser Substanzen nimmt im Alter zu, Alkohol eher bei Männern, Sedativa eher bei Frauen. Vor allem der chronisch risikoreiche Konsum nimmt bei über 65-Jährigen zu. Das Konsumverhalten kann zu Stürzen, Gedächtnisstörungen und somatischen Erkrankungen führen und die Unselbstständigkeit bei Multimorbidität verstärken. In diesem Symposium sollen verschiedene Aspekte der Abhängigkeitserkrankungen im Alter und deren Diagnostik und Therapie diskutiert werden.
Fetale Alkoholspektrumstörungen sind eine Gruppe von Entwicklungsstörungen die durch intrauterine Alkoholexposition verursacht sind. Konservative Schätzungen gehen für Deutschland von einer Prävalenz von einem Prozent aus. FASD geht über die gesamte Lebensspanne mit erheblichen neurokognitiven Funktionsbeeinträchtigungen sowie Defiziten im Sozialverhalten, der Impulsregulation und der Funktionsfähigkeit im Alltag einher. Der bisherige Forschungsstand legt zudem nah, dass die Prävalenz von Substanzkonsum, substanzbezogenen Störungen und weiteren komorbiden psychischen Störungen bei FASD-Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht ist. Sekundäre Probleme wie Schulabbrüche, Arbeits- und Obdachlosigkeit oder Konflikte mit dem Gesetz treten gehäuft auf. Obgleich FASD lebenslänglich besteht, sind störungsspezifische Angebote zur Diagnostik und Therapie im Erwachsenenalter rar. Auch die wissenschaftliche Evidenz zu FASD im Erwachsenenalter ist spärlich. Das Wissen um FASD im psychosozialen Hilfesystem für Erwachsene ist häufig lückenhaft. Menschen, die mit FASD leben, und ihre Bezugspersonen sind in Deutschland mit einer Versorgungslücke konfrontiert.
Das Symposium gibt zunächst einen einführenden Überblick über die Symptomatik von FASD über die Lebensspanne. Weiterhin wird ein Diagnostikinstrument zum Screening im Hinblick auf FASD für klinische Populationen vorgestellt. Ein weiterer Beitrag stellt die Ergebnisse neuropsychologischer Testverfahren bei Erwachsenen FASD-Patienten vor. Den Abschluss bilden Ergebnisse zu psychiatrischen Komorbiditäten, Substanzkonsum und Suizidalität.
Der Einsatz qualitativer Methoden in der psychiatrischen Forschung trägt auf mehreren Ebenen zur Entwicklung einer personenzentrierten Psychiatrie bei: Erstens ermöglichen sie einen empirischen Zugang zum intersubjektiven Sinn psychischer Störungen und generieren damit ein Wissen über psychische Phänomene jenseits standardisierter Diagnosekriterien. Qualitative Methoden eignen sich z.B. für die Erfassung der subjektiven Bedeutung des Lebens mit einer Depression und können so zur Analyse bidirektionaler Wechselwirkungen zwischen biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren beitragen. Zweitens können die subjektiven Perspektiven der Nutzenden wie auch der Professionellen zur Identifizierung von Schwachstellen und Zugangshürden bestehender Versorgungs- und Behandlungsangebote sowie und für die Entwicklung und Evaluation von personenzentrierten Angeboten genutzt werden. Dabei erlauben qualitative Methoden aufgrund der Offenheit die Identifikation von „blinden Flecken“ in der Versorgung, die in standardisierten Studien nicht erfasst werden. Drittens ergeben sich durch die explizite Berücksichtigung von Kontextfaktoren Hinweise darauf, welche (unerwarteten) Faktoren die Wirksamkeit bestimmter Interventionen beeinflussen können. Dieses Wissen ist unverzichtbar, um z.B. Befunde aus kontrollierten klinischen Studien hinsichtlich deren Übertragbarkeit in den Versorgungsalltag einordnen und bei der Implementierung neuer Versorgungskonzepte entsprechend berücksichtigen zu können. Während qualitative Methoden in der psychiatrischen Forschung eine zunehmende Rolle spielen, stellt deren Anwendung viele Forschende hinsichtlich der methodischen und ethischen Implikationen vor Herausforderungen. Die Vorträge thematisieren neben Gemeinsamkeiten und Besonderheiten qualitativer Verfahren im Kontext psychiatrischer Forschung auch ethische und methodische Schwierigkeiten und verdeutlichen exemplarisch den Gewinn qualitativer Verfahren für die psychiatrische Forschung und Praxis.
Die AGATE ist ein länderübergreifender Verbund aus Kliniken, Praxen und Apotheken, der sich der Förderung und Unterstützung einer rationalen und rationellen Pharmakotherapie verschrieben hat. Das Symposion stellt klinisch relevante Forschungs- und Entwicklungsdaten (F&E-Daten) vor, die exemplarisch demonstrieren, wie eine solche Kooperation für eine Abstimmung der Arzneimitteltherapie auf die individuellen Bedürfnisse eines einzelnen Patienten genutzt werden kann. In diesem Jahr wollen wir die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der AGATE durch einen Beitrag des Urologen Dr. Lars Lübke über die vegetative Innervation der Harnblase als Zielstruktur unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) demonstrieren. Die Beratung zu den Risiken von Medikamenten in der Schwangerschaft stellt der Gynäkologe und Geburtshelfer Dr. Wolfgang Paulus vom Beratungszentrum Reprotox an der Universitätsfrauenklinik Ulm am Beispiel der zunehmenden Zahlen von Schwangerschaften unter Therapie mit Methylphenidat bei ADHS vor. Psychisch Kranke leiden altersentsprechend auch an allen Krankheiten des psychisch gesunden Menschen. Die dabei auftretenden Fragen stellt Apothekerin Katharina Endres am Beispiel der Verordnungen von Antihypertensiva in der Psychiatrie vor. Als Werkzeug, das die AGATE zur Unterstützung einer rationalen und rationellen Arzneimitteltherapie zur Verfügung stellt, präsentiert Dr. Jan Bulla vom ZfP Reichenau, was eine Wirkstoffkonzentrationsbestimmung zur Bewertung der Therapietreue eines Patienten leisten kann.
Traumatisierungen in der Kindheit sind mit der Entwicklung von verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen im Erwachsenenalter wie Depression, Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörung, Schizophrenie oder kognitiven Einschränkungen assoziiert. Tierexperimente sowie Beobachtungsdaten beim Menschen legen den Schluss nahe, dass es als Antwort auf die Traumatisierung zu langanhaltenden biologischen Veränderungen kommt, bei denen die Aktivität von Genen verändert wird; man spricht in diesem Zusammenhang von Epigenetik. Diese langanhaltenden Effekte von Kindheitstraumata sind in der Lage, die Genexpression zu beeinflussen und stellen offenbar eine anhaltende biologische Adaption auf äußere Umweltfaktoren dar. Zu diesen epigenetischen Veränderungen zählen z. B. Änderungen der Gen-Methylierungen sowie das Zusammenspiel verschiedener mircoRNAs (miRNAs). Wir zeigen in verschiedenen Samples, dass es epigenetische Mechanismen gibt, die stressvulnerabel sind und die Ausprägung neuro-/psychiatrischer Phänotypen wie Depression, PTSD und Alzheimer beeinflussen.
Automated speech analysis enables a valid and reliable investigation of speech disturbances, which present as a common though challenging clinical problem, particularly in older age. Disrupting the ability to communicate affects a person’s interaction with the social environment, leading to alterations in emotional stability as well as quality of life. An early and accurate diagnosis of speech deficiencies is of clinical relevance, particularly when planning possible interventions and monitoring their outcome. To date, however, clinicians face insufficiently objective manual techniques when analysing tests of speech and language functions. Besides its lack of objectivity, manual annotation is time-consuming, less sensitive for subtle impairment, and not able to cover the emotional character of speech. This session will introduce a more feasible approach for the detection of cognitive and affective alterations in several clinical populations.
Niklas Linz will give an overview on how automated speech analysis works. Jessica Peter will present a more fine-grained analysis of naming errors through automated speech analysis in patients with mild cognitive impairment. Alexandra König will talk about detecting apathy with speech-based analyses in clinical samples of older adults. Finally, Caroline Kuhn (PhD) will present speech-based diagnostics of cognitive changes in patients with Multiple Sclerosis.
Es besteht weitgehender Konsens darüber, dass eine konsequente interkulturelle Öffnung des psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgungssystems maßgeblich von gelungener Sprach- und Kulturmittlung abhängt.
In der Praxis zeigt sich hier allerdings auf allen Ebenen noch ein erhebliches Defizit im Hinblick auf einen adäquaten Einsatz von professionellen Dolmetschern.
In diesem Symposium soll daher anhand aktueller wissenschaftlicher Konzepte und Diskurse, neuer Daten und best practice Beispielen der derzeitige Stand der Expertise aufgezeigt werden.
Beiträge aus den Perspektiven der Dolmetsch- bzw. Translationswissenschaft, der Ethnopsychoanalyse, der transkulturellen Psychiatrie sowie des Krankenhausmanagements möchten Möglichkeiten einer professionellen Annäherung an die Thematik zur Diskussion stellen.
Perspektivisch ist eine fachliche, berufspolitische, gesundheitspolitische und gesundheitsökonomische Lösung eines adäquaten Dolmetschereinsatzes im Gesundheitssystem wünschenswert und dringend geboten.
Dr. Sean Monks ist Biologe und betreibt in Zusammenarbeit mit vielen medizinischen Fachverbänden wissenschaftlich fundierte Internet-Patienteninformationsplattformen. Zudem ist er aktueller Innovations-Preisträger für telemedizinische Projekte. Er wird in seinem Vortrag die Veränderungen im Ablauf diagnostischer Prozesse beleuchten, die durch die ungefilterte Informationsflut, der Patienten bei Internetrecherchen ausgesetzt sind, getriggert werden. Des Weiteren wird er einen Ausblick auf Nutzungsmöglichkeiten und Gefahren, die in der künftig immer schneller und zielgerichteter ausführbaren Nutzung von sehr großen Datenmengen liegen, geben. Frau Dr. Sabine Köhler wird über den Selektivvertrag der KV Thüringen zum „Telekonsil Neurologie und Psychiatrie“ berichten. In diesem Versorgungsmodell kann innerhalb kürzester Zeit fachärztliche Expertise zu in hausärztlichen Praxen auftretenden diagnostischen oder therapeutischen Problemen des Neurologisch-psychiatrischen Fachgebietes eingeholt werden. So kommt fachärztliche Expertise schneller an den Patienten, es können so früher wesentliche diagnostische Entscheidungen getroffen und weiterversorgende Behandlungspfade eingeschlagen werden. Frau Dr. Hauth berichtet über die Erfahrungen, die durch telemedizinische Anwendungen bei verschiedenen Patientengruppen in einer großen Versorgungsklinik gesammelt wurden. Die abschließende Diskussion wird auch wesentliche ethische und juristische Aspekte in den Fokus nehmen.
Das Thema des Symposiums soll die Selbstwirksamkeitslosigkeit, sowie das von den AutorInnen angenommene gegenseitige Phänomen der Reflexivität, sein. Da das Phänomen der Selbstwirksamkeitslosigkeit im deutschsprachigen Raum noch nicht explizit definiert bzw. beschrieben ist, soll die Exploration in Bezug auf dieses Phänomen eine Innovation in der Forschung darstellen und wird als Hauptthematik des Symposiums angesehen. Um das Phänomen zu beschreiben wird anfangs ein Bezug zum Begriff Selbstwirksamkeit, der in der Forschung beschrieben wurde (Bandura, etc.) erstellt.
Selbstwirksamkeit bedeutet, dass das eigene Handeln und eigene Überzeugungen an dem Ausmaß der Wirkung auf Andere und auf eigene Bedeutsamkeit in der community ausgerichtet werden. Dadurch wird ein Platz in der Geschichte und der als eigen empfundenen und definierten Philosophie wiedergefunden. Sobald die Wirksamkeit durch das Agieren und durch den Einfluss auf andere empfunden werden kann, werden weitere Strategien und weitere Wirksamkeitsfelder erschaffen, um den Zustand zu erhalten und zu erweitern. Daraus entwickelt sich die Einstellung, dass die eigene Wirksamkeit, sprich Bedeutsamkeit, durch das Verhalten anderer definiert ist. Bleibt diese Wirkung aus, entwickelt sich ein komplexes Syndrom, das als die Selbstwirksamkeitslosigkeit beschrieben werden kann. Die Selbstwirksamkeitslosigkeit kann durch mehrere Symptome zu einem Syndrom zusammen gefügt und beschrieben werden (Zemann, 2017).
Eine Möglichkeit, dem Selbstwirksamkeitslosigkeitsyndrom entgegen zu wirken sehen die AutorInnen in der Entwicklung der selbst- und fremdreflexiven Haltung. Diese Entwicklung soll anhand eines Projektes, das in der Ausbildung zur psychiatrischen Pflege durchgeführt und analysiert wurde, dargestellt werden (Zemann, 2016).
Selbstwirksamkeit und deren Losigkeit werden anhand von Beispielen aus der Arbeit der psychiatrischen Pflege (intramural, extramural und in der Pflegepädagogik) dargestellt.
Die Auswahl der "richtigen" Psychopharmaka stellt in der klinischen Praxis eine große Herausforderung dar. Auch wenn die Anzahl neuer Psychopharmaka in den vergangenen Jahren recht überschaubar geblieben ist, gibt es immer wieder wichtige neue Erkenntnisse zu bereits bekannten Substanzen, insbesondere hinsichtlich unerwünschter Wirkungen und Wechselwirkungen. Dieser Workshop gibt einen aktuellen Überblick über Antidepressiva, Antipsychotika, Stimmungsstabilisatoren und Stimulanzien sowie über die Pharmakotherapie im Alter und bei Demenz und informiert über neue Erkenntnisse und Trends in der Psychopharmakologie. Dabei wird großer Wert auf den praxisnahen Einsatz gelegt, neben der patientenspezifischen Auswahl liegt der Schwerpunkt auf Kombinationsmöglichkeiten, Interaktionen und medikamentösen Strategien bei Therapieresistenz. In abschließenden Falldiskussionen können vorbereitete und eigene Fälle besprochen und Erfahrungen ausgetauscht werden.
In dem Workshop wird die Intervention Safewards vorgestellt und Implementierung, Umsetzung und Herausforderungen anhand konkreter Beispiele diskutiert. Das in Großbritannien entwickelte und in die deutsche Sprache übersetzte Safewards-Modell bringt empirisch erhärtete Zusammenhänge zwischen Aggression, Fluchtverhalten, Eindämmungsmaßnahmen und weiteren relevanten Einflussfaktoren zusammen und legt zusätzlich neue Überlegungen zur Vermeidung von konflikthaften und gewalttätigen Situationen dar. Es zeichnet sich dabei insbesondere dadurch aus, dass es Konfliktverhaltensweisen und Eindämmungsmethoden in einem Zusammenhang darstellt und damit umfassender ist als Erklärungsmodelle, die diese Aspekte einzeln bzw. losgelöst voneinander betrachten. Durch diesen multiperspektivischen Ansatz gibt es vielfältige Ansatzpunkte, um das Entstehen von Konflikten und Gewalt in der Akutpsychiatrie zu beeinflussen. Das Safewards-Modell schlägt zehn konkrete Interventionen auf der Station vor, die Konflikte reduzieren und Partizipation, Wertschätzung, Hoffnung und Empowerment fördern sollen. Anhand konkreter Beispiele wird dargestellt, wie diese Interventionen als Teil einer Strategie zur Reduktion von Zwang und Förderung von Patientenorientierung auf psychiatrischen Akutstationen umgesetzt werden kann und welche Chancen und Herausforderungen sich hierfür ergeben. Außerdem werden Ergebnisse zu den Effekten der Safewards-Implementierung auf die Stationsatmosphäre und die Häufigkeit und Dauer von Zwangsmaßnahmen diskutiert und Möglichkeiten der Verankerung und Nachhaltigkeit besprochen. Zudem wird das Zusammenwirken mit weiteren Maßnahmen zur Reduktion von Zwang auf Akutstationen thematisiert.
Aus demographischen Gründen nimmt die Zahl hochaltriger und multimorbider Menschen, die im (teil)stationären und ambulanten Setting psychiatrisch behandelt werden, deutlich zu und wird in Zukunft noch weiter steigen. Neben verschiedensten Begleiterkrankungen, die u. U. mehrere Organsysteme betreffen sind viele Patienten auch durch sog. geriatrische Syndrome beeinträchtigt. Die komorbiden somatischen Störungen interagieren regelhaft in verschiedener, häufig komplexer Art und Weise mit den psychischen Störungen und deren Behandlung. Somatische Prozesse können zum einen ätiologisch relevant für psychische Störungen sein (z. B. Delir ausgelöst durch Exsikkose) und vice versa ebenso (z. B. Exsikkose/Malnutrition in Folge einer schweren Depression). Zum anderen schränken Komorbiditäten psychopharmakologische und psychotherapeutische Behandlungs-möglichkeiten ein. Geriatrische Syndrome wie Sturzkrankheit, Malnutrition, kognitive Defizite und sensorische sowie motorische Defizite erhöhen die Vulnerabilität der betroffenen Patienten beträchtlich und müssen wegen der assoziierten Risiken bei der Therapieplanung, Therapiezieldefinition und Behandlungsdauer berücksichtigt werden. Dabei ist der Wiedererlangung bzw. dem Erhalt eines möglichst hohen Funktionsniveaus besondere Beachtung zu schenken.
Inhaltliche Schwerpunkte: Assessment und multiprofessionelle Behandlung bei ausgewählten in der Gerontopsychiatrie besonders bedeutsamen geriatrischen Syndromen und Problembereichen, wie Delir, Stürze, Gebrechlichkeitssyndrom (Frailty), Schmerzen, Polypharmazie, Malnutrition, Inkontinenz. Das Management internistischer und neurologischer Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Parkinson-Syndrom) bei Alterspatienten wird in exemplarischer Form und unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen mit psychischen Störungen besprochen.
Zielgruppe: ÄrztInnen in Weiterbildung, FachärztInnen für Psychiatrie und Psychotherapie, ÄrztInnen anderer Fachrichtungen.
Lernziel: Vertiefung praxisrelevanter altersmedizinischer Kenntnisse, die insbesondere für die Behandlung hochaltriger Patienten mit psychischen Störungen bedeutsam sind.
Methode: Im Fokus stehen die für die Gerontopsychiatrie besonders wichtigen Inhalte. Die Themen werden anhand exemplarischer Fälle und mit Bezugnahme auf ausgewählte theoretische Grundlagen in interaktiver Form besprochen. Handouts werden zur Verfügung gestellt.
Es wird ein Überblick über die evidenzbasierte und leitlinienorientierte kognitive Verhaltenstherapie von Patienten mit Zwangsstörungen gegeben. Insbesondere wird auf den Aufbau einer Therapieplanung und die Umsetzung von Reizkonfrontationsverfahren, sowie dabei auftretende Schwierigkeiten eingegangen. Weiterhin soll auf die Besonderheiten in der Erkennung und Bewertung von Zwangsgedanken eingegangen werden und es werden spezielle Therapiestrategien vermittelt.
Inhalt:
Die kognitive Verhaltenstherapie stellt das empirisch am besten belegte Psychotherapieverfahren zur Behandlung von Patienten mit Zwangsstörungen dar. In zahlreichen Verlaufsstudien konnten sehr gute und anhaltende Therapieergebnisse selbst bei chronisch schwer kranken Zwangspatienten erzielt werden. Kernelement des therapeutischen Vorgehens ist die graduierte Reizkonfrontation mit Reaktionsmanagement. Etwa 30 % der Patienten sind therapieresistent, weshalb die Bedeutung und Ansätze neuerer verhaltenstherapeutischer Ansätze der sogenannten 3. Welle der Verhaltenstherapie dargestellt werden sollen. Weiterhin wird die Differentialindikation zur Kombinationsbehandlung von Verhaltenstherapie und Pharmakotherapie dargestellt. Schließlich gefährden nicht selten anhaltende Zwangsgedanken die auf der Handlungsebene erzielten Therapieerfolge und erfordern daher ein gesondertes Vorgehen. Kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze liefern klärende Krankheitsmodelle und bieten spezifische Therapiestrategien mit ihren verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten.
Methoden:
Video-Demonstration, Vortrag, Demonstration therapeutischer Strategien mit Hilfe von Rollenspielen, Einüben der therapeutischen Strategien, Fallbeispiele, Diskussion, Handouts
In wachsendem Maße liegen bei Patienten mit medikamentös behandlungsbedürftigen psychischen Störungen somatische Komorbiditäten vor. Diese beeinträchtigen nicht nur die Prognose und den Verlauf der psychischen Erkrankung, sondern stellen auch eine Herausforderung an die Psychopharmakatherapie dar. Zwar haben Psychopharmaka der „zweiten Generation“ wie moderne Antidepressiva und atypische Antipsychotika bei mindestens vergleichbarer Wirksamkeit und besserer Verträglichkeit die Behandlung in der Psychiatrie der vergangenen ca. 20 Jahre revolutioniert. Dennoch sind auch moderne Psychopharmaka mit Risiken behaftet, die in diesem Workshop eingehend behandelt werden sollen. Im Fokus stehen häufige Probleme wie Risiken beim Einsatz von Psychopharmaka im Alter, bei vorbestehenden Herz-Kreislauferkrankungen, bei Leber- und Nierenerkrankungen und Epilepsie. Weiterhin werden die wichtigsten Interaktionen von Psychopharmaka anhand ausgewählter Beispiele und das praktische Vorgehen zu deren weitgehender Vermeidung bzw. Minimierung anhand eines einfachen Algorithmus erläutert.
Zielgruppe: Psychiater, Neurologen und psychiatrisch interessierte Hausärzte
Didaktische Methoden: Power-Point-Vortrag, Fallbeispiele, Quiz
Die Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT) wird wie die Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) zu den Verfahren der dritten Welle der Verhaltenstherapie gezählt. Während ein wichtiges Ziel in der DBT ist Emotionen zu regulieren und Gedanken zu verändern, fokussiert ACT auf einen völlig anderen Schwerpunkt. Das systematische Erlernen von „Akzeptieren“. Grundlage für diesen Ansatz ist die Erkenntnis aus der praktischen Arbeit mit Patienten, dass es nicht immer möglich ist blockierende Gefühle zu regulieren oder sich von bestimmten Gedanken ausreichend zu distanzieren um ein lebenswertes Leben zu führen. Nicht selten wird ein solches Leben über lange Strecken als unerfüllt, voller Angst und verbittert empfunden.
ACT ist ein therapeutisches Konzept das sich nicht auf komplizierte kognitive Modelle, sondern an den Werten des Betroffenen orientiert. ACT setzt dabei auf den geschickten Einsatz von einfachen Metaphern. Die Methode ist leicht erlernbar und sofort einleuchtend. Die Therapieform arbeitet direkt emotionsaktivierend und ist für eine sehr breite Klientel direkt und nachhaltig in allen Psychotherapieformen (TP, VT, systemisch und humanistisch) einsetzbar. Wie die Schematherapie besitzt ACT einen störungsübergreifenden Ansatz und ist für die Behandlung verschiedener psychischer Erkrankungen als wirksam evaluiert. Wirksamkeitsnachweise bestehen unter anderem für Angsterkrankungen, Abhängigkeitserkrankung, Persönlichkeitsstörungen und Depression.
Das übergeordnete Ziel dieser Behandlungsform ist es Vermeidungsverhalten mit hohen Kosten aufzugeben und durch ein effektives, funktionales Verhalten zu ersetzen.
In diesem Workshop erhalten Sie neben einer sehr unterhaltsamen und verständlichen Einführung in ACT (Bezugsrahmentheorie und funktionalen Kontextualismus) einen praktischen Einblick in die sechs Dimensionen der ACT, das Hexaflex einschließlich Patientenskills:
• Akzeptanz
• Kognitive Defusion
• Selbst-als-Kontext
• Achtsamkeit
• Werte
• Engagiertes Handeln
Nach dem Workshop sind die Teilnehmer darin befähigt das Gelernte im Patientenkontakt unmittelbar und professionell einzusetzen.
Literatur zur Vorbereitung für diesen Workshop ist:
Eifert, G. (2011) Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT). Göttingen: Hogrefe Verlag
Forsyth, J.P.; Eifert, G., Harres, A. (2010) Mit Ängsten und Sorgen erfolgreich umgehen: Ein Ratgeber für den achtsamen Weg in ein erfülltes Leben mit Hilfe von ACT. Göttingen:
Hogrefe Verlag
Wengenroth, M. (2012) Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Weinheim: Beltz Verlag
Psychisch Erkrankte sind in besonderem Maße von beruflicher Überlastung, Arbeitsunfähigkeit und einem erhöhten Risiko zu Frühberentungen betroffen. Der Workshop gibt einen Überblick über aktuelle Daten beruflicher Belastung und Burnout (z.B. Stress-Monitor, Hillert 2016) sowie zentrale Konzepte, Indikationsstellung und die praktische Durchführung berufsbezogener Einzel- und Gruppentherapie (vgl. Koch 2014; 2015; Hillert 2017). Bewährte verhaltenstherapeutisch fundierten Interventionen zur Behandlung von chronischem beruflichem Stress und Burnout werden vorgestellt: Motivation und Fokussierung, Stressbewältigung, kognitive Interventionen, soziale Kompetenz am Arbeitsplatz, Erholung, sowie Zusatzmodule z.B. zum Thema berufliche Gratifikationskrisen. Berufsbezogene Interventionen sind zur Ergänzung störungsspezifischer Therapien konzipiert und dienen durch die gezielte Bearbeitung auslösender und die Symptomatik aufrechterhaltender beruflicher Belastungen der Transfersicherung und Rückfallprophylaxe.
Zielgruppe:
Ärzte, Psychologen, Sozialtherapeuten und verwandte Berufsgruppen mit Interesse an verhaltenstherapeutisch fundierten berufsbezogenen Interventionen
Didaktische Methode:
Workshop mit Präsentation, Demonstration zentraler Interventionen, Beispielmaterialien, Austausch in der Gruppe
Literatur:
Koch, S., Lehr, D. & Hillert, A. (2014). Berufsbezogene Psychotherapie. PsychUp2date, 325-339.
Koch, S., Lehr, D. & Hillert, A. (2015). Burnout und chronischer beruflicher Stress. Reihe Fortschritte der Psychotherapie (Band 60). Bern: Hogrefe.
In den letzten Jahren werden Psychiater und Psychotherapeuten zunehmend auch von onkologischen PatientInnen aufgesucht. Sie bringen dabei Fragestellungen und Problemkonstellationen mit, auf die die derzeitige Weiter-/Ausbildung nicht vorbereitet: Im Gegensatz zu körperlich gesunden Patienten mit Angsterkrankungen sind die Sorgen und Ängste von onkologischen PatientInnen meist gut begründet und realistisch. Einem Aufbau von positiven bzw. werte-orientierten Aktivitäten zur Behandlung depressiver Symptome stehen häufig Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit oder Verhaltensvorgaben der Onkologen entgegen. Und hinter einer gedanklichen Beschäftigung mit dem Tod kann nicht nur Suizidalität stehen, sondern auch funktionales Coping im Sinne von Akzeptanz, eine Identitätskrise bei neu aufgetretener Pflegebedürftigkeit oder vieles Andere mehr.
Dieser Workshop bietet eine Einführung in dieses spannende und bereichernde neue Betätigungsfeld für Psychiater und Psychotherapeuten. Nach einem kurzen Überblick über die Rahmenbedingungen und die bestehenden Versorgungsstrukturen in Deutschland werden häufige psychische Symptome bei onkologischen Patienten an Hand von Fallbeispielen präsentiert, und schließend ein Überblick über Behandlungsansätze und Interventionen gegeben. Es besteht auch die Möglichkeit, Fragen zu eigenen Fällen anzubringen. Der Workshop schließt ab mit Anregungen für weiteres Selbststudium und einem Ausblick auf die Zusatzqualifikation Psychoonkologie.
Der Workshop richtet sich hauptsächlich an klinisch tätige Ärzte und Psychologen während oder nach der Weiter-/Ausbildung. Medizinische Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Erste eigene Erfahrungen in der psychoonkologischen Arbeit wären hilfreich, sind aber keine Voraussetzung. Methodisch orientiert sich der Workshop an der Dritten Welle der Verhaltenstherapie, ohne jedoch dogmatisch zu sein. Die Workshopleiterin ist Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoonkologin und Palliativmedizinerin. Sie leitet die psychosomatischen Liaisondienste am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck.
Abhängigkeitserkrankungen sind keine Phänomene, die nur Einzelne am Rande der Gesellschaft betreffen. Viel mehr nimmt die Zahl der Betroffenen in allen Altersklassen in den letzten Jahren zu oder stagniert auf einem hohen Niveau. Mit einer steigenden Anzahl an Betroffenen rücken spezielle Aspekte der Behandlung dieser Störungen wie die Behandlung von Verhaltenssüchten, die Therapie der Medikamentenabhängigkeit und neue Behandlungsansätze zur Therapie der Alkoholabhängigkeit, wie z.B. Konzepte zu reduziertem Trinken in den Fokus des klinischen Handelns.
In diesem Workshop sollen anhand von Fallbeispielen praxisorientiert interaktiv mit den Teilnehmern Behandlungskonzepte bei Verhaltenssüchten, zur Therapie der Medikamentenabhängigkeit sowie spezifische Aspekte zur Diagnostik und Therapie der Alkoholabhängigkeit besprochen werden. Dies Seminar richtet sich an im ambulanten oder stationären Bereich tätige Psychiater, Neurologen und Hausärzte und deckt die Besonderheiten in der Behandlung dieser Patientengruppen in den verschiedenen klinischen Settings ab. Es werden neben medikamentösen Behandlungsstrategien auch spezifische psychotherapeutische Therapieansätze für die betroffenen Patienten dargestellt.
Zielgruppe:
Ambulant und stationär tätige Ärzte in der Weiterbildung zum FA für Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie, Allgemeinmedizin, sowie ambulant und stationär tätige FÄ für Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie, Allgemeinmedizin
Didaktische Methoden:
Interaktive Arbeit an Fallbeispielen und Impulsvorträge
Neurofeedback ist eine psychophysiologische Behandlungsmethode, die in den letzten Jahren für die Behandlung von Erwachsenen und Kindern mit verschiedenen Störungen entwickelt und evaluiert wurde. Erfolge in der Behandlung von Epilepsien und der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) konnten nachgewiesen werden. Auch andere Anwendungsbereiche wie z.B. Tinnitus, Tourette, Migräne, primäre Insomnie, Autismus oder Leistungssteigerung bei Gesunden werden zunehmend untersucht und/oder von Patienten nachgefragt. Damit ist in der Schnittmenge von Medizin und Psychologie eine Nachfrage entstanden, die weder Ärzte noch Psychologen in Ermangelung einschlägiger Ausbildung auch nur annähernd befriedigen.
Im Workshop werden die hirnphysiologischen und lerntheoretischen Grundlagen des Neurofeedbacks vorgestellt. Am Beispiel der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung werden Behandlungsprotokolle und ihre Einordnung in ein verhaltenstherapeutisches Vorgehen besprochen. Es werden Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit vorgestellt und ein Ausblick auf andere Anwendungen gegeben. Ein Schwerpunkt wird in der Einführung in die Technik liegen. Feedback-Geräte stehen zu Demonstrationszwecken und für eigenständige Übungen zur Verfügung.
Zielgruppe: Psychiater, Psychotherapeuten, Pädiater, Neuropädiater, Psychologen, EEG-Assistenten
Didaktische Methode: Vortrag, Demonstrationen und eigenständige Übungen am Feedback-Gerät
Der praxisnahe Workshop wendet sich sowohl an Neueinsteiger als auch an erfahrene Kollegen, die bereits psychiatrische Konsile durchführen oder sich gezielt in allen Bereichen der Akut- und Intensivmedizin darauf vorbereiten wollen.
Der Workshop vermittelt, wie Sie an ein Konsil herangehen, welche Vorinformationen nützlich sind und wie Sie ein Gespräch auch unter schwierigen Bedingungen und Zeitdruck aufbauen. Sie erhalten viele Tipps zur Bewältigung von Krisensituationen aus den langjährigen konsiliarpsychiatrischen Erfahrungen eines Maximalversorgers mit mehr als 1600 Betten. In kaum einem anderen Gebiet der Psychiatrie lässt sich in so kurzer Zeit ein so hoher Wissens- und Erfahrungszuwachs erzielen wie in der Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie. Der Schwerpunkt des Workshops liegt auf dem klassischen Konsultationsmodell.
Wir besprechen komplexe Konsilsituationen, in denen ein rascher Überblick, engagiertes Handeln und klare Entscheidungen erforderlich sind. Beispiele sind die Abklärung von Suizidalität auf einer Intensivstation, Gesprächsführung bei schwierigen oder aggressiven Patienten, Zusammenarbeit mit den Stationsteams, Umgang mit Kollegen beim Wunsch nach sofortigen Notfallkonsilen, Abklärung von Übernahmeindikationen in die Klinik für Psychiatrie und Management von psychiatrischen Akutsituationen im Umfeld einer somatischen Station. Die rechtlichen Themen betreffen u.a. das Betreuungsrecht, freiheitsentziehende Maßnahmen, Zwangsbehandlung nach §1906a auf einer somatischen Station, die Einwilligungsfähigkeit vor Eingriffen, bei plötzlichem Entlasswunsch oder bei Wunsch nach Behandlungsabbruch. Weitere Themen sind Sucht, Demenz, Delir, Depressionen und suizidale Äußerungen bei körperlich Kranken. Wir befassen uns intensiv mit den Grundlagen, Interaktionen und den häufigen Problemstellungen der Psychopharmakotherapie bei multimorbiden Patienten.
Der Kurs ist auf das DGPPN-Zertifikat "Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Konsiliar- und Liaisondienst" und als "Seminar Konsil- und Liaisonarbeit" entsprechend der WBO anrechenbar.
Gerne dürfen Sie eigene Fälle zur Diskussion mitbringen. Bitte laden Sie sich vor dem Workshop das Handout herunter.
Ziel des Workshops ist es, zu vermitteln, wie ein psychodynamischer Ansatz bei schweren Persönlichkeitsstörungen im ambulanten und stationären Setting und besonders auch in Krisensituationen eingesetzt werden kann.
Wir informieren über die Prinzipien der Diagnostik und Therapie, insbesondere über die Rahmenbedingungen mit Therapievertrag sowie über das therapeutische Vorgehen in der ambulanten und stationären Therapie.
Wir orientieren uns an der von Otto Kernberg entwickelten, auf der Objektbeziehungstheorie basierenden Methode der „Transference-Focused Psychotherapy (TFP)", einer störungsspezifischen, evidenzbasierten psychodynamischen Psychotherapie.
Primäre Therapieziele sind Reduzierung von Angst, Depression und Suizidalität, von gestörter Emotionsregulation, von aggressivem und selbstdestruktivem Verhalten und von Therapieabbrüchen.
Langfristige strategische Therapieziele sind Förderung der Reflektions-, Bindungs- und Integrationsfähigkeit und der Empathie sowie die Stabilisierung in interpersonellen Beziehungen, in Ausbildung und Arbeit unter besonderer Berücksichtigung von komorbiden Störungen.
Ein spezifischer therapeutischer Fokus liegt auf den in der Interaktion reaktivierten heftigen Emotionen, auf den dysfunktionellen und verzerrten Selbst- und Objektbeziehungen, den Identitätsstörungen der Patienten und insbesondere auf den Übertragungs- und Gegenübertragungsreaktionen in der Kommunikation zwischen Patient und Therapeuten.
Wir vermitteln die Grundzüge der Behandlungstechnik mit der Darstellung von Fallbeispielen, Videoaufzeichnungen von ambulanten und stationären Therapiesitzungen und Kriseninterventionen und üben die typischen Interaktionsprobleme im Rollenspiel auch anhand von Fallbeispielen der TeilnehmerInnen.
Zielgruppe:
Ärzte und Psychologen mit Erfahrungen in der ambulanten und stationären Behandlung von Patienten mit Persönlichkeitsstörungen.
Methode:
Impulsreferate mit Diskussionen, Videoaufzeichnungen, Diagnostik, Behandlungstechnik, Interventionstraining mit Rollenspiel.
Literatur:
J.F. Clarkin, F.E. Yeomans, O.F. Kemberg (2001,2008, 2017) Psychotherapie der Borderline Persönlichkeit. Manual zur Psychodynamischen Psychotherapie, Schattauer, Stuttgart.
Doering S, Hörz S, Rentrop M, Fischer-Kern M, Schuster P, Benecke C, Buchheim A, Martius P, Buchheim P. Transference-focused psychotherapy v. treatment by community psychotherapists for borderline personality disorder: randomised controlled trial. Br J Psychiatry 2010; 196: 389–95.
Entsprechend der von der IASP (International Association for the Study of Pain) empfohlenen und inzwischen allgemein anerkannten Sichtweise ist chronischer Schmerz - unabhängig vom jeweiligen Krankheitsbild - als ein multidimensionales Phänomen zu betrachten. Die Erkrankung beschränkt sich nicht nur auf das Erleben des zum Teil langjährigen Schmerzes selbst, sondern wirkt sich im Verlauf der Chronifizierung insbesondere auf das Verhalten, Stimmung und Gefühle, auf Gedanken, Erwartungen und Überzeugungen aus. Infolge chronischer Schmerzen verändert sich nicht selten auch die soziale und wirtschaftliche Situation der Patienten. Chronische Schmerzerkrankungen sind somit ein komplexes Phänomen, an dessen Entstehung und insbesondere an dessen Aufrechterhaltung neben physiologischen v.a. psychische (d.h. emotionale, kognitive und verhaltensmäßige) Komponenten beteiligt sind. Die psychischen Anteile bestimmen in erheblichem Ausmaß die Perspektiven und die Beeinträchtigung des Patienten und damit seine Therapiebedürftigkeit.
Nach einem theoretischen Überblick über die wichtigsten psychologischen Aspekte der Schmerzchronifizierung sowie den damit für Patienten verbundenen Folgen, werden die zentralen Wirkfaktoren psychologischer Schmerztherapie vorgestellt. Es folgt eine kurze Darstellung psychologisch-diagnostischer Ansätze (Schmerzanamnese bzw. Exploration; Schmerz-Psychometrie), aus deren Befunden sich die entsprechenden Ziele der Behandlung sowie die Interventionsansätze ableiten lassen. An einem komplexen Fallbeispiel werden schließlich die verhaltenstherapeutisch orientierten Interventionsmodule vorgestellt und auf Wunsch im Rollenspiel demonstriert.
Zielgruppe: ärztliche und psychologische Psychotherapeuten/innen
Didaktische Methoden: Power-Point-Präsentation, Rollenspiele, Videopräsentationen
Literaturempfehlung zur Vorbereitung:
Kröner-Herwig, B. (2014). Chronischer Schmerz: Psychologische Behandlungsansätze und Stand der Evidenz. Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin; 35: 57-75.
Literaturempfehlung zur Nachbereitung:
Fritsche, G. & Gaul, C. (Hrsg.) 2013. Multimodale Schmerztherapie bei chronischen Kopfschmerzen. Stuttgart: Thieme.
Kröner-Herwig, B., Frettlöh, J., Klinger, R. & Nilges, P. (Hrsg.) 2017. Schmerzpsycho-therapie (8. Auflage). Berlin: Springer-Verlag.
Prolonged Exposure gehört zu den am besten evaluiertesten Trauma-Therapieverfahren. Viele unabhängige Forschergruppen weltweit konnten seine Wirksamkeit nachweisen. Basierend auf Elementen der kognitiven Verhaltenstherapie zeigt das Verfahren in Studien mit traumatisierten Menschen und einer Posttraumatischen Belastungsstörung sehr gute Ergebnisse. Darüberhinaus zeigt es auch bei Komorbiditäten wie schwerer Alkoholabhängigkeit, emotional-instabiler Persönlichkeitsstörung, Psychose oder komplexer PTBS seine Effektivität. Zusätzlich lässt sich das Verfahren auch in der gedolmetschten Therapie von Migranten/Flüchtlingen klinisch einfach anwenden.
Zielgruppe
• Ärztliche Psychotherapeuten
• Psychiater
• Psychologische Psychotherapeuten
• Sozialarbeiter
• Gesundheits- und Krankenpfleger
Didaktische Methoden
• Power Point – Präsentation
• Video Demonstration
• Praktische Übungen
• Handout
Psychoedukation ist ein Behandlungsmodul, das in der Psychiatrie hoch geschätzt und in den Therapieleitlinien eingefordert wird. Wie eine Umfrage von Rummel-Kluge (2013) an den psychiatrischen Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigte, werden allerdings noch viel zu wenige psychoedukative Gruppen für Patienten bzw. Angehörige angeboten.
Im Workshop sollen die Standards der Psychoedukation gemäß der Deutschen Gesellschaft für Psychoedukation (DGPE) vermittelt und gängige Manuale zu den verschiedenen psychiatrischen Krankheitsbildern vorgestellt werden. Die konkrete Umsetzung soll am Beispiel der an der Technischen Universität München entwickelten psychoedukativen Programme („Arbeitsbuch PsychoEdukation Schizophrenie“ von Bäuml et al. 2010; „Psychoedukation Depression“ von Pitschel-Walz et al. 2018) demonstriert werden. Es wird sowohl auf die einzelnen Informationsinhalte, auf deren didaktische Vermittlung als auch auf die relevanten emotionalen Themen der jeweils acht psychoedukativen Gruppensitzungen – getrennt für Patienten und Angehörige – eingegangen. Die interaktive Arbeitsweise wird in live-inszenierten Gruppensequenzen veranschaulicht. Durch Rollenspielübungen und gezielten Erfahrungsaustausch der Workshopteilnehmer können Lösungsansätze für mögliche problematische Gruppensituationen entwickelt werden.
Die Teilnehmer erhalten so das notwenige Know-how, um möglichst rasch mit eigenen Gruppen starten zu können.
Der Workshop soll eine vertiefte Einführung in die Compassion Focused Therapy (CFT) von Prof. Paul Gilbert geben. Dabei soll insbesondere auf die transdiagnostische Anwendung der CFT für verschiedene psychische Probleme fokussiert werden. Bisherige Studien belegen Wirksamkeit insbesondere für PatientInnen mit ausgeprägter Selbst-Kritik, niedrigem Selbstwert und hohem Schamerleben.
Der Workshop gibt eine Einführung in die zentralen theoretischen Konzepte der CFT sowie des Compassionate Mind Trainings. Neben des zentralen evolutionspsychologischen Rahmenmodells und des Affekt-Regulations-Modells (3-circle-modell) werden zentrale therapeutische Interventionen wie soothing rhythm breathing, Imagery Übungen (Mitfühlender Begleiter, Mitfühlendes Selbst etc.) sowie die gezielte Arbeit mit hoher Selbstkritik vorgestellt und mit den TeilnehmerInnen praktisch angewendet. Die TeilnehmerInnen sollen so einen vertieften Einblick in die CFT und deren Möglichkeiten für die tägliche therapeutische Arbeit erhalten. Neben individuellen Reflexionen werden die TeilnehmerInnen auch in Kleingruppen und im Plenum arbeiten.
Dauer : 480 Minuten
Der Overflow-Bereich für die Kongresseröffnung befindet sich im Saal A3 und Saal A4
Dauer : 105 Minuten
Der Overflow-Bereich für die Lecture: L-01 Siri Hustvedt befindet sich in den Sälen A1. A3, A8
Dauer : 60 Minuten
Es könnten die besten Jahre sein, doch die Depressionen haben Hanna, Kati, Martin, Popey und Sascha aus der Bahn geworfen. Der Film gibt realistische, berührende Einblicke in das Leben der Protagonisten, die den Zuschauern Mut machen und Vorurteile ausräumen.
Für Menschen in Krisensituationen bieten psychiatrische Aufnahmestationen niederschwellige und hilfreiche Dienstleistungen und sind innerhalb des gesamten psychiatrischen Angebots nach wie vor von zentraler Bedeutung. Die darin tätigen Fachpersonen verfügen über Wissen und Erfahrungen in der Begleitung von Menschen in akuten psychiatrischen Krisensituationen und stellen eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung sicher. Die therapeutischen Beziehungen zwischen den Patienten und den Fachpersonen sind in diesen Settings intensiv aber auch zeitlich begrenzt und finden meistens in einer relativ unruhigen Umgebung statt. Das hektische Milieu steht oftmals im Widerspruch zu den Bedürfnissen der Patienten in akuten Krisen. Ansprechender wäre vielfach eine ruhige Atmosphäre mit passenden Rückzugsmöglichkeiten.
Zuversicht, Hoffnung und Optimismus sind für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen zentrale Elemente auf dem Weg der Genesung. Diese Wege erstrecken sich meist über viele Jahre und können durch zahlreiche Faktoren unterstützt aber auch behindert werden (Schulz & Zuaboni, 2014). Obwohl psychiatrische Aufnahmestationen im Verlaufe eines Recovery-Weges nur für kurze Phasen Unterstützung anbieten, prägen sie den Prozess wesentlich: In einem positiven Sinne, können sie den Recovery-Prozess einer betroffenen Person aktiv unterstützen. Das gelingt dann am Besten wenn auf der Aufnahmestation eine Kultur der Zuversicht und des Optimismus vorherrscht und die Fachpersonen von den Möglichkeiten der Patienten zu genesen überzeugt sind. Aber genau das scheint im hektischen Alltag der psychiatrischen Aufnahmestationen eine grosse Herausforderung zu sein. Vergleiche zu rehabilitativen, ambulanten Settings haben gezeigt, dass Mitarbeitende in akuten Settings geringere Erwartungen an die Möglichkeiten der Patientinnen und Patienten haben, sich eher skeptisch bis pessimistisch zeigen, was sich wiederum negativ auf die Gestaltung der therapeutischen Beziehungen auswirken kann (Hansson, Jormfeldt, Svedberg, & Svensson, 2013; Martensson, Jacobsson, & Engstrom, 2014; Tsai & Salyers, 2010).
Einleitung
Fachpersonen auf psychiatrischen Aufnahmestationen müssen über eine zuversichtliche und optimistische Grundhaltung verfügen, um den Recovery-Prozess von Patientinnen und Patienten hilfreich zu unterstützen. In einem hektischen und auf medizinische und psychopatholgische Defizite fokusiertem Arbeitsumfeld, kann eine entsprechende Arbeitseinstellung schnell unter Druck geraten. Der Workshop bietet die Möglichkeit sich mit der Thematik auseinanderzusetzten.
Thema
Recovery-orientierte Intervention
Ziele
• Thematische Auseinandersetzung
• Vorgehen zur Entwicklung und Etablierung einer zuversichtlichen Arbeitseinstellung und Arbeitsweise
Ablauf
Mittels Referate erfolgt eine Einführung aus unterschiedlichen Perspektiven (Betroffene, Angehörige und Fachperson) ins Thema. Danach werden die Teilnehmenden eingeladen eigene Erfahrungen und Positionen im Plenum auszutauschen. Gemeinsam wird ein Strategie entwickelt, um in den jeweiligen Arbeitssettings eine entsprechende Grundhaltung zu entwickeln und / oder sicherzustellen.
Gestaltung
Die theoretischen Inhalte werden anhand eines Inputreferats vermittelt. Die in der Diskussionsrunde gewonnenen Erkenntnisse der Teilnehmenden werden auf Flipchart visualisiert.
Lernziele
• Zusammenhang zwischen einer zuversichtlichen Grundhaltung und der Förderung des Recovery-Prozesses erkennen
• Sich aus verschiedenen Perspektiven mit der Bedeutung von Zuversicht und Hoffnung auseinandersetzen
• Reflektion der eigenen Arbeitsweise, respektive der eigenen Grundhaltung
• Praktische Strategien für den Transfer in die eigene Praxis entwickeln
Zielgruppe: Pflegefachpersonen, psychiatrisches Fachpersonal, Erfahrene, Angehörige, Interessenten
Literatur
Hansson, L., Jormfeldt, H., Svedberg, P., & Svensson, B. (2013). Mental health professionals' attitudes towards people with mental illness: do they differ from attitudes held by people with mental illness? International Journal of Social Psychiatry, 59(1), 48-54. doi:10.1177/0020764011423176
Martensson, G., Jacobsson, J. W., & Engstrom, M. (2014). Mental health nursing staff's attitudes towards mental illness: an analysis of related factors. Journal of Psychiatric and Mental Health Nursing. doi:10.1111/jpm.12145
Schulz, M., & Zuaboni, G. (Eds.). (2014). Die Hoffnung trägt: Balance Verlag.
Tsai, J., & Salyers, M. P. (2010). Recovery orientation in hospital and community settings. Journal of Behavioral Health Services and Research, 37(3), 385-399. doi:10.1007/s11414-008-9158-7
In der psychiatrischen Pflege wird davon ausgegangen, dass die Beziehung zu den Patientinnen und Patienten von zentraler Bedeutung ist. In der Gestaltung dieser Beziehung wiederum ist die Kommunikation, sowohl nonverbal wie verbal, das zentrale Medium.
Allerdings haben wir es in der Pflege nicht nur mit Patientinnen/Patienten und deren Nächsten zu tun, sondern auch mit anderen Fachpersonen, mit Kostenträgern und gelegentlich auch mit der breiten Öffentlichkeit.
Und schliesslich gilt eine eigene, spezifische Fachsprache auch als Kennzeichen einer sich zunehmend professionalisierenden, heterogenen Berufsgruppe wie die der Pflegenden.
Problemstellung
Um dem Anspruch an eine „gelingende Kommunikation“ mit den unterschiedlichsten Kommunikationspartnerinnen/partnern gerecht zu werden, müssen Pflegende viele adressatengerechte Sprachen (und hier sind nicht Fremdsprachen gemeint) sprechen. Dazu gehört die Entscheidung, was genau eine adressatengerechte Sprache ist. So empfiehlt z.B. Barker (xxxxx) mit den Patientinnen und Patienten in deren Alltagssprache und Wortwahl zu sprechen. Für die Pflegedokumentation aber ist dies sicherlich nicht die geeignete Sprache.
Dieser Herausforderung an die unterschiedlichen Ebenen und Aspekte von Sprache wird in dem Workshop nachgegangen.
Methode
Nach einer Einführung in das Thema „Sprache“ werden anhand von Beispielen aus der Praxis die unterschiedlichen Aspekte und Wirkungen unterschiedlicher Sprachen auf den Kommunikationspartner diskutiert und erörtert. Beispiele werden sowohl von WS-Leitung mitgebracht, sind aber auch von Teilnehmenden erwünscht.
Zielsetzung
Die Teilnehmenden können unterschiedliche adressatengerechte Sprachen benennen und sind sensibilisiert für die Wirkung von Sprache. Sie verstehen die Übersetzung als Aufgabe in ihrer beruflichen Praxis.
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) wurde von Prof. Marsha Linehan in den 80er Jahren zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) entwickelt. Dabei handelt es sich um eine Therapiemethode voller Herzlichkeit, Wohlwollen und Mitgefühl bei gleichzeitig hoher Strukturiertheit, Konfrontation und gelegentlicher Provokation. Ziel in der DBT ist das zunehmende Blockieren dysfunktionaler Verhaltensweisen wie z.B. Suizidversuche oder schweres selbstverletzendes Verhalten bei gleichzeitigem Aufbau funktionaler Verhaltensweisen wie z.B. der Einsatz von Fertigkeiten zur Spannungsregulation oder von Fertigkeiten zur Emotionsregulation.
Im Zentrum der Borderline Erkrankung steht die Störung der Emotionsregulation. Diese beeinflusst unter anderem auch das Sozialverhalten, sowohl im Beruflichem als auch im Privatem Kontext der Patienten erheblich.
Die DBT bietet hier, nicht nur für Menschen mit einer Störung der Emotionsregulation, verschiedene Fertigkeiten (Skills) an, um mit diesen Problemen besser umzugehen. Diese Skills werden in der Skillstrainingsgruppe theoretisch, unterstützt durch kleine Rollenspiele, vermittelt Die Ergotherapie bietet durch den Einsatz der Interaktionellen Methode die Möglichkeit diese Fertigkeiten „in Vivo“ zu üben. Dabei bieten die Gruppen trotzdem einen geschützten Rahmen. In diesem Workshop werden die Besonderheiten in der sozialen Interaktion von Borderline Patienten erläutert und die Skills aus dem Modul „zwischenmenschliche Fertigkeiten“ der DBT vorgestellt. Die für die Ergotherapie entwickelten Arbeitsblätter werden vorgestellt und praktisch erprobt Außerdem wird die Rolle des Ergotherapeuten praxisnah erklärt und eine Gruppenarbeit zur Festigung des erlernten durchgeführt. Ziel des Workshops ist es den Teilnehmern die neu entwickelten Arbeitsblätter vorzustellen und Ideen zur Umsetzung der Skills aus dem Bereich „zwischenmenschliche Fertigkeiten“ unter Einbezug der interaktionellen Methode der Ergotherapie zu vermitteln.
In diesem Symposium sollen mehrere Ansätze für die Entwicklung von Prädiktoren für die Behandlung mit Antidepressiva vorgestellt werden. Klaus Lieb aus Mainz präsentiert Ergebnisse der Mainzer Early Medication Change (EMC) Studie mit 889 PatientInnen. Diese zeigt, dass der stärkste Prädiktor für eine Therapieresponse eine mindestens 20%ige Verbesserung nach 2 Wochen Behandlung mit Antidepressiva ist. Dieser kann durch andere klinische und neurobiologische Prädiktoren ergänzt werden. Die europäische multizentrische Predict-Studie mit 913 PatientInnen nutzt das sogenannte Harmer-Paradigma des impliziten Erkennens emotionaler Gesichter in Verbindung mit einem Maschinenlernen-Algorithmus (ePro) nach einer und zwei Wochen zur Steuerung der antidepressiven Therapie. Cornelia Ploeger aus Frankfurt präsentiert Ergebnisse einer qualitativen Erhebung, die für eine grundsätzliche Akzeptanz des Einsatzes von ePro bei Behandlern und Patienten sprechen. Ein Großteil beider Gruppen beschreibt das Verfahren als hilfreich. Andreas Menke aus Würzburg wird die Ergebnisse zur Therapieresponse mit ePro nach 8 Wochen vorstellen. Sowohl im TAU-Arm als auch im Verum-Arm war die Therapieresponse mit 67,6% versus 70% sehr hoch. Entsprechend war die mit QIDS gemessene Therapieresponserate im Verum-Arm nicht signifikant höher als im TAU-Arm. Signifikant besser war die Angst-Reduktion gemessen mit GAD-7 im Verum-Arm in Vergleich zum TAU-Arm. Daniel Müller aus Toronto wird ein Update zu Studien und Empfehlungen zum Einsatz von pharmakogenetischen Markern für die Steuerung der Therapie mit Antidepressiva geben. Während erste RCTs eine Überlegenheit Pharmakogenetik-basierter Therapien suggerieren, gibt es zwischenzeitlich Empfehlungen zum Einsatz genetischer Marker der Pharmakokinetik zur Erhöhung des Therapieansprechen und Therapiesicherheit. Zusammenfassend liefert die aktuelle Forschung zu Prädiktoren wertvolle Hinweise für die Steuerung einer Therapie mit Antidepressiva.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sind nach Daten des Arzneiverordnungsreports 2018 die am häufigsten verordneten Antidepressiva. SSRI werden Leitlinien-gerecht u.a. bei Major Depression, Angst- und Zwangsstörungen eingesetzt, und darüber hinaus bei affektiven Störungen im Kontext von somatischen Erkrankungen empfohlen.
Über die längerfristigen Wirkungen und Nebenwirkungen einer Therapie mit SSRI ist vergleichsweise wenig bekannt. In der neueren Literatur wurden sowohl positive Zusatzeffekte, beispielsweise eine „antidementive“ Wirkung, als auch negative Effekte, beispielsweise eine erhöhte Mortalitätsrate bei mit SSRI behandelten Tumorpatienten berichtet. Diese Daten können zur Verunsicherung von Patienten und Verordnern beitragen. Im Symposium werden daher wichtige, über die antidepressive Wirksamkeit hinausgehende Effekte von SSRI systematisch aufgearbeitet, unter anderem das Risiko von SSRI auf die Entwicklung von Demenz, Tumorerkrankungen, Osteoporose und sexuellen Dysfunktionen.
In dem Symposium werden wir die von der DGPPN im Dezember 2018 verabschiedete Implementierungsstrategie und die bisherigen Schritte auf dem Weg zur Umsetzung vorstellen. Eine Multicenter-Studie (RCT) beim G-BA wurde beantragt; ob eine Finanzierung erfolgt, wird bis dahin bekannt sein. Tilman Steinert wird die Transformation der Leitlinie in Implementierungsempfehlungen vorstellen und über die Konzeption der DGPPN-Pilotstudie berichten. Das 12-Punkte-Programm für psychiatrische Stationen steht dabei im Mittelpunkt. Lieselotte Mahler wird beispielhaft den Punkt „Nachbesprechung von Zwangsmaßnahmen“ mit Ergebnissen ihres Forschungsprojekts und dem daraus entwickelten Leitfaden vorstellen, ferner noch die Punkte „Peer-Arbeit“ und „Weddinger Modell“ streifen. Michael Löhr wird die Implementierungsempfehlung „Einführung von Safewards“ vorstellen. Andreas Bechdolf wird Erfahrungen und erste Ergebnisse der DGPPN-Pilotstudie vorstellen.
Telemedizinische Ansätze sind für eine Personenzentrierte Psychiatrie und Psychotherapie von großem Interesse. So können Patienten individuell und abgestimmt auch zwischen den Behandlungsterminen in den Praxen und Ambulanzen mit psychoedukativen oder psychotherapeutischen Elementen ergänzend behandelt werden . Darüber hinaus können sie Termine vereinbaren, Rezepte bestellen und mittels online Psychometrie und Notfall-/Rückfallmeldesystem viel engmaschiger und für beide Seiten einfacher als bisher mit ihrem Behandler „in Kontakt und Austausch bleiben“. Insbesondere in ländlichen Gebieten mit geringer Therapeutendichte und weiten Wegen könnte die Bedeutung der Telepsychiatrie künftig steigen.
Es werden erste Ergebnisse mit verschiedenen psychiatrischen Krankheitsbildern und Settings vorgestellt und diskutiert. Beleuchtet werden die Chancen für eine bessere Patientenversorgung, aber auch die Risiken und die neuen Herausforderungen in Form von Schaffung von online-Arbeitsplätzen und ihrer Besetzung, und nicht zuletzt auch das evtl. einsetzende „Mengenproblem“ von zu viel Kontaktwünschen und -notwendigkeiten. Emons und Juckel stellen das vom Land NRW geförderte TellUs-Projekt vor, welches neben vielen Möglichkeiten des Kontaktes und Austausches auch die Möglichkeit von online Einzel- und Gruppenpsychotherapien beinhaltet. Sprick und Köhne von ersten Daten ihrer online Psychotherapie-Studie berichten u.a., dass online-Therapie ähnlich wirksam war wie klassische VT, aber auch eine ähnliche Akzeptanz bei den Patienten fand. Löbner präsentiert neuere Daten zu MoodGYM, einem gut evaluierten, frei zugänglichen online-Selbsthilfeprogramm für Menschen mit depressiven Störungen. Im Fokus der Präsentation steht die Beziehung von Dosis und Wirksamkeit. Reinhardt und Zielasek bearbeiten die Frage, ob und unter welchen Bedingungen telemedizinische Ansätze auch für die psychiatrische Notfallversorgung nutzbar gemacht werden können.
Die Komorbidität von Depression und Demenz ist im Alter eine sowohl differentialdiagnostische als auch therapeutische Herausforderung. Das Symposium widmet sich diesem Thema auf der Ebene aktueller Studien zu Diagnostik, Versorgung und Therapie und stellt hier innovative wissenschaftliche Befunde zur Effektivität und Validität unterschiedlicher Ansätze vor. Zunächst berichten Thyrian und Esser Ergebnisse zur Morbidität in der alternden Bevölkerung vor und zeigen weiterhin Verlaufsdaten bei Demenz und komorbider Depression aus der Delphi Studie in Mecklenburg-Vorpommern. Peters zeigt neueste Befunde zur biomarkergestützten Differentialdiagnostik zwischen Demenz und Depression und diskutiert deren Validität und Anwendbarkeit. Die Effektivität eines kurzzeitigen aufsuchenden psychotherapeutischen Angebots bei Pflegebedürftigen Patienten mit Depression durch gerontologisch qualifizierte Psychologische Psychotherapeuten im Behandlungsteam mit Hausärzten und Pflegenden berichtet Kessler. Schließlich stellt Regen neuere neurobiologisch fundierte Therapieverfahren bei Demenzpatienten mit komorbider Depression vor. Die erhobenen Befunde werden im Hinblick auf drängende weiterführende Fragen der klinischen Demenzforschung und zur Versorgungspraxis diskutiert.
Herr Prof. Dr. med. Dr. h.c. Walter Zieglgänsberger (Max-Planck-Institut für Psychiatrie) trägt vor zum Thema „Cannabis in der Therapie chronischer Schmerzen–mehr als ein Hype?“. Er ist eine Koryphäe in der Wissenschaft zum Thema chronischer Schmerz. Er berichtet im Sinne der translational Forschung über neue Wirkprinzipien. Angststörungen sowie affektive Störungen können heute als stressinduzierte Erkrankungen gesehen werden. Durch eine positive Gestimmtheit werden Lernvorgänge gefördert und eine Extinktion (Re-Learning) wird effektiver. Dies kann pharmakologisch beeinflusst werden.
Herr PD Dr. Carsten Wotjak ist Arbeitsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München und befasst sich mit der Rolle verschiedener endogener Systeme bei der Überwindung von Furcht- und Angstzuständen. Bei seinen verhaltenspharmakologischen Untersuchungen setzt er modernste Methoden wie Invivo-Bildgebung, Optogenetik und Pharmakogenetik ein. Er zählt international zu den derzeit führenden Verhaltensbiologen. Besonders widmet er sich der Entkopplung von narrativen aversiven Gedächtnisinhalten und implizit verknüpften Furchtreaktionen. Er steht in regem Erfahrungsaustausch mit Klinikern und trägt vor zum Thema „Molekularbiologische Untersuchungen zu expositionsbasierten Therapien bei chronischem Schmerz“.
Herr Prof. Dr. Winfried Rief (Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Marburg) spricht über das Thema „Relevante neue Entwicklungen zur Therapie und Prävention bei chronischen Schmerzsyndromen“. Er spricht aus klinisch-psychologischer Sicht über die Möglichkeiten der Fazilitierung der Überschreibung alter Gedächtnisinhalte durch neue im Schmerzgedächtnis. Er geht dabei auch auf neue Entwicklungen im Psychotherapiebereich ein sowie auf klinisch-psychologische Parallelen zur Extinktion und Exposition bei Angststörungen. Konkrete Behandlungsempfehlungen werden gegeben und Fallstricke der Patient-Therapeut-Interaktion dargestellt.
Trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit von Psychotherapie bei psychischen Störungen fallen die individuellen Ansprechraten auf evidenzbasierte Psychotherapien sehr unterschiedlich aus, wobei ca. 1/3 der PatientInnen nicht ansprechen, einen Rückfall erleiden oder die Behandlung vorzeitig abbrechen. Um Psychotherapien für diese PatientInnen zu optimieren, gilt die Anpassung von psychologischen Interventionen an patientenspezifische Charakteristika als neue Herausforderung, was auch unter den Begriffen Precision Mental Health, Personalized Therapy oder Tailoring Treatments international diskutiert wird.
In diesem Kontext eröffnet E.L. Brakemeier das Symposium durch die Vorstellung einer Studie über die Wirksamkeit der stationären Routineversorgung bei depressiven PatientInnen (N=23.000). In dieser naturalistischen Studie werden maschinelle Lernansätze (Bayesian Network Analysis) zur Identifikation eines Modells zur Vorhersage von Veränderungsmechanismen angewendet.
W. Lutz stellt anschließend ein computergestütztes individualisiertes Feedback-, Entscheidungs- und Problemlösetool für die klinische Praxis zur Diskussion, welches durch moderne statistische Methoden (Machine Learning) anhand einer Stichprobe von 1.234 PatientInnen mit Angst- und affektiven Störungen entwickelt wurde.
Julia Glombiewski wird anhand der Ergebnisse randomiserter, kontrollierter Studien, experimenteller single-case Designs und Prozessanalysen zu Expositionstherapie und anderer kognitiv-behavioraler Ansätze bei chronischen Schmerzen die aktuelle Evidenz zu patientenzentrierten Psychotherapie in der Verhaltensmedizin vorstellen.
Abschließend widmet sich C. Flückiger der Frage, inwieweit die Allianz von Therapeut und Patient die Symptomreduktion Sitzung für Sitzung hervorsagt und/oder umkehrt. Basierend auf einer internationalen Kooperation mit 18 inkludierten Primärdatensätzen werden die Resultate einer Cross-Level Time-Series Meta-Analyse vorgestellt und potentielle Moderatoren diskutiert.
Eine der einflussreichsten Theorien zur Pathophysiologie von Psychosen nimmt als zentralen Pathomechanismus eine Störung der funktionellen Balance exzitatorischer und inhibitorischer Netzwerke (E/I-Balance) an. Der E/I-Balance kommt eine Schlüsselrolle in der kortikalen Informationsverarbeitung zu. Entscheidend ist dabei das Zusammenspiel zwischen exzitatorischer glutamaterger Neurotransmission über N-methyl-D-Aspartat-Rezeptoren (NMDAR) und inhibitorischen GABAergen Einflüssen. Darüber hinaus unterliegt die E/I-Balance katecholaminerger und cholinerger Modulation. Neue Entwicklungen in Neuroimaging und computationalen Neurowissenschaften haben in den letzten Jahren entscheidende Erkenntnisse darüber ermöglicht, wie das komplexe Zusammenspiel verschiedener Neurotransmittersysteme mit Veränderungen der neuronalen Informationsverabeitung bei Psychosen zusammenhängt. In diesem interdisziplinären Symposium wird der aktuelle State-of-the-Art der klinisch orientierten Grundlagenforschung zur Rolle der E/I-Balance bei Psychosen diskutiert. Es werden neue Ergebnisse aus Neuroimagingstudien mit funktioneller Magnetresonanztomographie, Magnetenzephalographie und Magnetresonanzspektroskopie vorgestellt, die Marker veränderter E/I-Balance bei Psychosen untersucht haben. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Veränderungen der E/I-Balance über den Verlauf psychotischer Störungen, vom erhöhten Psychoserisiko bis hin zu chronisch erkrankten Patienten mit Schizophrenie. Um spezifisch die Rolle gestörter NMDAR-Funktion zu beleuchten, werden hirnfunktionelle Veränderungen bei Patienten mit anti-NMDAR-Enzephalitis und bei Gesunden unter pharmakologischer Intervention mit NMDAR-Antagonisten präsentiert. Weiterhin werden aktuelle Ergebnisse pharmakologische MEG-Studien zur Modulation der E/I-Balance durch Katecholamine und Acetylcholin dargestellt. Schließlich wird die Relevanz veränderter E/I-Balance im Zusammenhang mit computationalen Modellen hierarchischer Inferenz diskutiert.
Inflammatory pathomechanisms as possible causes not only for psychosis but also for other psychiatric disorders like depression or dementia play an increasing role not only in basic and clinical research but also in the media. Therefore doctors and specialists are increasingly confronted with patients asking for immunological investigations or immune therapy. The present symposium focusses on this issue. The first contribution will show the results of single-cell immune phenotyping in neuropsychiatric disorders. The second talk will present evidence from clinical research that points to an involvement of inflammation in schizophrenia and affective disorders. A third presentation will tackle the problem of rare but possible causes where seemingly primary idiopathic psychiatric disorders camouflage vasculitic disease. In a final contribution the enigma of Hashimoto’s encephalopathy – a concept of unresolved validity – and it’s implications for clinical psychiatry will be discussed.
Seit 2009 gilt die UN-Behindertenrechtskonvention (Nationen 2006) in der Bundesrepublik Deutschland als bindendes Recht. Der deutsche Staat auf allen Ebenen (Bund, Ländern, Landkreis, Kommunen usw.) ist somit verpflichtet, deren Forderungen umfassend umzusetzen sowie die Zivilgesellschaft an der Umsetzung und an der kritischen Bewertung des Umsetzungsstandes zu beteiligen.
Die DGPPN als Teil der Zivilgesellschaft steuert eigene Beiträge zu diesem Prozess bei, entspricht es doch ihrem Selbstverständnis, sich für die Belange von Menschen mit seelischen Behinderungen und chronischen psychischen Erkrankungen, aber auch für Menschen mit anderen Beeinträchtigungen (geistigen, Körper- und Sinnesbeeinträchtigungen), die an einer psychischen Erkrankung leiden, einzusetzen. Die DGPPN hat sich deshalb wie andere Organisationen einen eigenen Aktionsplan (https://www.dgppn.de/schwerpunkte/menschenrechte/aktionsplan-un-brk.html) gegeben. Der Aktionsplan formuliert die Ziele und die darauf bezogenen Maßnahmen, mit denen die DGPPN sich selbst hinsichtlich ihrer Beiträge zur Umsetzung der UN-BRK in die Pflicht nimmt. Der Aktionsplan legt demgemäß fest, was die Gremien und die Mitglieder der DGPPN durch eigene Aktivitäten in Versorgung, Forschung, Lehre, wissenschaftlichem Austausch, Aus-, Fort- und Weiterbildung tun wollen, was sie sich selbst abverlangen.
Wenn die bindende Wirkung der UN-BRK seit nunmehr zehn Jahren den deutschen Staat und die deutsche Zivilgesellschaft in die Pflicht nimmt, ist es angemessen und notwendig, im Hinblick auf Menschen mit psychischen Krankheiten und Behinderungen und auf psychisch kranke Menschen mit Beeinträchtigungen verschiedener Formen den erreichten Stand der Umsetzung einerseits, die Herausforderungen der Zukunft andererseits darzulegen und kritisch zu diskutieren.
Das Symposium wird den Umsetzungsstand der UN-BRK in Deutschland kritisch beleuchten und die zukünftigen Herausforderungen gegliedert nach Themenfeldern erörtern. Dabei werden auch neue Aufgaben für die DGPPN erkennbar werden.
Zum vierten Mal in Folge präsentiert ein deutsches Netzwerk bestehend aus Psychotherapeuten und Psychiatern auf dem DGPPN Kongress wissenschaftliche Daten und daraus resultierende Behandlungsempfehlungen zur Behandlung psychischer Erkrankungen bei gleichzeitiger Hörminderung. Aktuelle Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (2012) gehen von weltweit 360 Millionen Menschen aus, die unter einer Form des Hörverlustes leiden. Schulze & Zahnert (201) gehen jedoch von einer Erhöhung dieser Anzahl der Betroffenen auf Grund von Lärmexposition und demographischem Wandel aus. So wird Akzeptanz und Umgang mit der Hörminderung einerseits selbst ein Thema psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlung, während die Hörminderung andererseits auch eine Kommunikationseinschränkung bei der Behandlung anderer psychischer Erkrankungen darstellt. Auf diese spezifischen inhaltlichen Anforderungen sowie kontextabhängigen Bedürfnisse der Betroffenen muss daher gezielt eingegangen werden, um Behandlungserfolge zu erzielen.
Neben Untersuchungen an hörgeminderten Kindern und Jugendlichen werden in diesem Symposium des weiteren Ergebnisse einer Studie zur Behandlung traumatisierter Erwachsener mit Hörminderung vorgestellt. Praktische Empfehlungen aus psychotherapeutischer Behandlung sowie rehabilitativen Maßnahmen bei der Versorgung von Erwachsenen mit Hörminderung werden präsentiert.
Ziel des Symposiums ist, die gegenwärtige wissenschaftliche Befundlage zu spezifischen psychischen Merkmalen hörgeminderter Menschen zu kommunizieren, Behandlungsempfehlungen zu psychischen Erkrankungen bei Hörminderung zur Verfügung zu stellen sowie die Vernetzung von Betroffenen und Behandlern zu fördern.
Empfehlung: Schriftdolmetscher und / oder Gebärdensprachdolmetscher
In den letzten Jahren hat Deutschland mehr als 1,7 Millionen Geflüchtete aufgenommen. Es handelt sich dabei um Menschen, die vor der Flucht, während der Flucht und auch nach der Flucht vielfältige traumatisierende Ereignisse durchleben mussten. Zahlreiche Studien belegen, dass die psychische Symptomlast gerade bei ihnen besonders hoch ist. Dabei ist die PTBS eine mögliche Reaktionsform auf psychische Traumatisierung; d.h. depressive Störungen, somatoforme Störungen, dissoziative Störungen, psychotische Reaktionstypen gehören zu den so genannten möglichen Psychotraumafolgestörungen. Sprachgebundene therapeutische Maßnahmen wie Psychotherapie, insbesondere die interkulturelle traumazentrierte Psychotherapie, bilden optimale Behandlungsformen. Non-verbale, sprach-ungebundene, therapeutische Behandlungsmaßnahmen wie z. B. Ergo-, Kunst- und Soziotherapie sowie Musik- und Arbeitstherapie können diese flankieren und dadurch zu einem besseren Outcome beitragen. Diese therapeutischen Maßnahmen können aber auch für sich genommen maßgeblich z. B. über Ressourcenaktivierung, Stärkung der Resilienz und soziale Unterstützung zu einer Reduktion der psychischen Symptomlast führen. In diesem Symposien sollen multiprofessionelle Therapien von traumatisierten Menschen mit Fluchterfahrungen vorgestellt und mit dem Plenum diskutiert werden.
Die Berücksichtigung der Anforderung der Evidenzbasierten Medizin hat zu einer signifikanten Zunahme der Psychotherapie-Forschung in Form von störungsspezifischen randomisierten kontrollierten Studien (RCT) geführt.
Die Ergebnisse haben Eingang in eine Vielzahl von S3-Leitlinien gefunden.
Inzwischen ist aber das Problem der Orientierung an evidenzbasierten, störungsspezifischen Psychotherapien deutlich geworden: Erstens kann es nicht für über 100 ICD-10 Diagnosen evidenzbasierte, störungsspezifische Psychotherapien geben und zweitens leiden die meisten, insbesondere stationär behandelten Patienten an verschiedenen Komorbiditäten. Darüber hinaus ist mit dem Bemühen um die Einführung einer personalisierten Medizin der Anspruch auf eine Individualisierung von Behandlungen auch bei psychischen Erkrankungen gekoppelt.
In dem Symposium soll auf dieses Spannungsfeld zwischen Evidenzbasierter Medizin und Individualisierung und mögliche wissenschaftliche und klinische Lösungswege eingegangen werden.
Was wäre, wenn wir Krankheiten behandeln würden, bevor erste Symptome entstehen und so verhindern könnten, dass sie überhaupt ausbrechen? Dank immer tieferer Einsichten in die biologischen Prozesse und neuer digitaler Technologien kann man heute bereits individuelle Veränderungen im menschlichen Körper nachweisen, bevor sich die Erkrankung in klinischen Symptomen manifestiert. Eine besondere Rolle kommt Biomarkern zu, die Vorstufen von krankmachenden Veränderungen anzeigen. Großunternehmen der forschenden Pharmaindustrie wie die Fa. Janssen glauben inzwischen an einen solchen Paradigmenwechsel in der Behandlung schwerer Krankheiten und nennen diesen Paradigmenwechsel „Disease Interception“. Prognose und Intervention sollen an die Stelle von Diagnose und Behandlung treten und dafür sind 3 Phasen vorgesehen:
1. Identifizierung von Menschen mit sehr hohem Erkrankungsrisiko
2. Aufnahme in ein individuelles medizinisches Monitoring
3. Initiierung einer gezielten Intervention zum richtigen Zeitpunkt („Interception Window“)
Das Symposium greift diese hochaktuelle industrielle Perspektive auf und beschäftigt sich mit ihren Anwendungsmöglichkeiten in der Psychiatrie.
Im ersten Beitrag wird deutlich gemacht, was „Disease Interception“ der Strategie „Indizierter Prävention“ entspricht, die auch in die Psychiatrie bereits Eingang gefunden hat und am weitesten auf den beiden Gebieten der Psychosen- und der Demenzforschung vorangeschritten ist.
Der zweite Beitrag stellt die 3 Phasen der „Disease Interception“ auf klinischer Ebene für die Psychosen dar und wird durch den dritten Beitrag hinsichtlich der Optimierungsmöglichkeiten der Risikoidentifikation durch Biomarker ergänzt.
Daran anschließend zeigt der vierte Beitrag die Anwendungsmöglichkeiten des Interception-Konzepts auf die Alzheimer Demenz mit ihrem heutigen Entwicklungsstand auf.
Die psychobiologischen Grundlagen der Angststörungen und insbesondere von Psychotherapieeffekten sind bisher erst wenig untersucht. In dem Symposium integrieren wir versorgungsrelevante, neurofunktionale und psychophysiologische Untersuchungsebenen, um dysfunktionale Prozesse im Rahmen der Panikstörung und anderen psychischen Erkrankungen abzubilden. Dazu geben wir sowohl einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand und referieren eigene Ergebnisse aus den weltweit größten, randomisierten klinischen Studien zu diesem Thema (PANIK-Netz I, II & PROTECT-AD). Alle Referenten kombinieren in ihren Vorträgen verschiedene Untersuchungsebenen. Herr Wittchen beginnt mit einer allgemeineren Einführung bezüglich der Public Health Benefits einer "intensivierten Psychotherapie" bei Angsterkrankungen. Darauf aufbauend werden Möglichkeiten der "Augmentation" von KVT von Herrn Ströhle diskutiert. Dabei geht er vor allem auf den Einsatz von D-Cycloserin und Sport ein. Aufbauend auf diesen eher klinischen Vorträgen widmen sich die weiteren Redner den neurowissenschaftlichen Erkenntnissen zu den Mechanismen der Furchtverarbeitung, Defensivreaktionen und Effekten von Psychotherapie. Herr Yang (Marburg) stellt Ergebnisse von fMRI Untersuchungen vor und nach KVT aus PANIK-I und II vor. Herr Richter (Greifswald) diskutiert die methodischen Herausforderungen der translationalen Forschung im Spannungsfeld der Klinischen Neurowissenschaften. Er referiert Ergebnisse von rund 500 Patienten aus PANIK-I und II, bei denen verschiedene psychophysiologische Kennwerte defensiver Reaktivität in einem Verhaltenstest untersucht wurden. Darüber hinaus werden erste Pilotdaten und Zwischenstände aus PROTECT-AD vorgestellt, wo gezielt Extinktionsprozesse im Kontext von KVT diagnoseübergreifend untersucht werden. Es zeigt sich, dass die Kombination verschiedener neurobiologsicher und klinischer Untersuchungsebenen einen großen Gewinn für die Erforschung der Behandlung von Angsterkrankungen darstellt.
Die große Bedeutung von Psychoedukation in Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik ist heutzutage unumstritten, was sich auch in den Empfehlungen der Therapieleitlinien ausdrückt. Die Psychoedukation erhielt in den 2019 erschienenen S3-Leitlinien für „Psychosoziale Therapien“ wie auch „Schizophrenie“ den Empfehlungsgrad A, was bedeutet, dass genügend Studien vorliegen, die die Wirksamkeit belegen. Neuere Forschungen zur Psychoedukation in Deutschland beziehen sich daher auf andere Krankheitsbilder, spezielle Subgruppen sowie auf Implementierungs- und Präventionsstrategien. Da trotz hohem Empfehlungsgrads die Angehörigen nach wie vor nicht ausreichend in die Behandlung mit einbezogen werden und kaum psychoedukative Gruppen erhalten, ist es notwendig, die Angehörigenperspektive in Forschung und Praxis immer wieder zum Thema zu machen.
Josef Bäuml stellt die Ergebnisse einer Befragung von Angehörigen (n=400) zur Behandlung der Schizophrenie und anderer Erkrankungen ihrer eigenen Rolle im Umgang mit der Erkrankung und dem Erkrankten vor und vergleicht diese mit den Ergebnissen einer ebenfalls Fragebogen gestützten Untersuchung mit einem analogen Frageset bei psychiatrisch Tätigen (n=1430).
Ursula Berninger berichtet erste Ergebnisse einer Fokusgruppenuntersuchung zur Gestaltung und Implementierung elternschaftsbezogener, psychoedukativer Interventionen in die klinisch-psychiatrische Routineversorgung der Erwachsenenpsychiatrie im Rahmen der PEDE-Studie.
Gabriele Pitschel-Walz stellt Konzept und erste Ergebnisse einer Pilotstudie zur Peer-to-peer Psychoedukation bei Angststörungen vor, die in Kooperation mit der Münchener Angst Selbsthilfe (MASH) durchgeführt wird.
Matthias Bender stellt dar, wie in Vitos Kurhessen alle psychoedukativen Interventionen im KIS für alle Stationen und Tageskliniken erfasst und mit outcome-Parametern im Rahmen der Qualitätsindikatoren ausgewertet werden und präsentiert die Auswertung eines 1-Jahres-Zeitraumes.
Acht Frauen und ein Mann erzählen, wie es ihnen mit einer Essstörung ging, und geben ehrliche Antworten auf die Frage: Kann man es aus einer Essstörung herausschaffen? Ganz bewusst zeigen sie sich mit einer Erkrankung, um anderen Mut zu machen.
Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa 3,8 Millionen Kinder mit einem Elternteil mit einer psychischen Erkrankung leben. Etwa die Hälfte der Kinder und Jugendlichen psychisch erkrankter Menschen sind selbst psychisch auffällig oder im Grenzbereich. Es kann von ca. 175.000 Kindern ausgegangen werden, die im Verlauf eines Jahres die Erfahrung machen, dass ein Elternteil stationär psychiatrisch behandelt wird.
Die Kinder werden im Klinikalltag jedoch zu selten adäquat einbezogen. Die fehlende Einbeziehung der Kinder beruht unter anderem auf Defiziten in der Ausbildung der Erwachsenenbehandler. Eine Refinanzierung einbeziehender therapeutischer Aktivitäten fehlt in unserem Gesundheitssystem fast vollständig. Dadurch bleiben Chancen ungenutzt, die ohnehin hohe Belastung dieser Kinder zu verringern. Kinder werden mit ihren Fragen, Sorgen und Ängsten alleingelassen. Zum Teil trägt das nur für Erwachsene angelegte Behandlungssetting noch zu Belastungen bei, weil ungewollt Schuld- und Schamgefühle gefördert werden. Dieses kann schwerwiegende negative Folgen haben, das Risiko für die Entwicklung eigener psychischer Erkrankungen steigt.
Handlungsempfehlungen für den Umgang mit und die Einbeziehung von Kindern werden vorgestellt und mit Hilfe von dokumentarischen Filmausschnitten verdeutlicht. Das Symposium ermutigt zu einem offenen und dabei angemessenen und stärkenden Umgang mit Kindern von psychisch erkrankten Eltern.
Stoffgebundene Abhängigkeiten stellen eine enorme Herausforderung dar und sind mit hohen Rückfallquoten nach der Entgiftung assoziiert. Umso nachvollziehbarer ist das Bestreben, durch ein besseres Verständnis der neurobiologischen Grundlagen, innovative und bisher nicht zugelassene therapeutische Optionen auf potentiellen Nutzen zu prüfen.
Das geplante Symposium soll unter Berücksichtigung neuerer Erkenntnisse zur Pathophysiologie von Abhängigkeitserkrankungen therapeutische Ansätze jenseits der Regelversorgung darstellen.
In diesem Kontext legen Bildgebungsstudien nahe, dass Appetenz- und Suchtverhalten nach Drogen, kalorienreichem Essen und Glücksspiel durch überlappende neuronale Netzwerke verarbeitet werden. Hamid Noori wird eine umfassende Meta-Analyse von publizierten Studien (n=5573) vorstellen, die den Grad der Überschneidung dieser Netzwerke identifiziert. Die Resultate zeigen, welche Gehirnregionen spezifisch auf Drogenreize u.a. Alkohol, Nikotin, Heroin, Kokain und Methamphetamin reagieren und können dazu beitragen, akkurate Ziele für die Suchtreduktion zu definieren.
Hieran anknüpfend wird Peter Kirsch darstellen, wie sich über direktes Neurofeedback Symptomdomänen der Abhängigkeit bei alkoholabhängigen Patienten beeinflussen lassen und so womöglich zu einem längerfristigen Therapieerfolg beitragen können.
Auf psychopharmakologischer Ebene wird Tom Bschor den von vielen Patienten positiv bewerteten Ansatz, Baclofen zur Abstinenzunterstützung einzusetzen, bezüglich seiner wissenschaftlichen Rationale und insbesondere seiner Evidenzbasierung hinterfragen.
Abschließen wird ein Vortrag zum potentiellen Nutzen der tiefen Hirnstimulation des Nucleus accumbens bei stoffgebundenen Abhängigkeiten. Basierend auf positiven Fallberichten und ersten Tiermodellarbeiten wurden kleine humane Studien aufgesetzt, die jedoch mit Rekrutierungsschwierigkeiten zu kämpfen hatten. Jens Kuhn stellt bisher gewonnene Daten vor und diskutiert Perspektiven und Herausforderungen.
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen empfiehlt im Gutachten von 2009 den Wechsel von einem traditionellen Anbieter- und sektorenorientierten in ein populationsorientiertes und sektorenübergreifendes Versorgungssystem.
Von einem solchen Paradigmenwechsel würden insbesondere psychisch kranke Menschen profitieren. Die Koordination der Angebote erfolgt in der Versorgungsregion, die Patientenbedarfe stehen im Mittelpunkt, die Leistungserbringer verpflichten sich zur Gewährleistung der Hilfen, die Akteure der psychosozialen Versorgung übernehmen die Verantwortung.
Regionale Verantwortung heißt, präventive, therapeutische und rehabilitative Maßnahmen vorzuhalten. Psychische, soziale und somatische Patientenbedarfe werden gleichermaßen berücksichtigt, rehabilitative Konzepte und präventive Ansätze werden gefördert. Die Übernahme der regionalen Verantwortung setzt ein kooperatives Finanzierungssystem mit Anreizen zu einer Überwindung sektoraler Begrenzung voraus.
Zu Recht fordern Psychiatrieerfahrene und Angehörige umfassende, flexible Hilfen aus einer Hand. Gemeindepsychiatrische Verbünde sind Ansätze, um Koordination und Steuerung verbindlich zu organisieren. Modellvorhaben nach § 64b SGB V ermöglichen eine flexiblere Nutzung der Ressourcen, i.V.-Verträge fördern eine sektorenübergreifende Behandlung, das Bundesteilhabegesetz eröffnet Möglichkeiten außerklinische Hilfen neu zu organisieren und das Wahl- und Entscheidungsrecht der Patienten zu stärken.
Ziel des Symposiums ist, das Paradigma der regionalen Verantwortung aus diesen unterschiedlichen Perspektiven darzustellen. Inwieweit regionale Verantwortung ein abstraktes Konzept ist oder zu einem pragmatischen Versorgungsgrundsatz führen kann, wird zur Diskussion gestellt. Krankenhausvertreter außerklinische Akteure und Psychiatrieerfahrene stellen die Notwendigkeit der Übernahme regionaler Verantwortung dar, Forderungen, die den Paradigmenwechsel unterstützen, werden abgeleitet.
Mehrere psychiatrische Einrichtungen im deutschsprachigen Raum sind dem European Community Mental health Service Providers - EUCOMS beigetreten.
In einem Konsensusdokument beschreibt EUCOMS 6 Prinzipien der gemeindenahen psychosozialen Versorgung:
1. Ethikperspektive: Die Fokussierung auf Menschenrechte ist ein grundlegendes Prinzip der psychosozialen Versorgung in der Gesellschaft
2. Perspektive der gemeindenahen psychosozialen Versorgung: Die psychiatrischen Dienste setzen sich für die Gesundheit aller Bürger in ihrem Einzugsgebiet ein.
3. Recovery- oder Wiederherstellungsperspektive: Recovery ist die Reise des Klienten, die Aufgabe der Fachleute ist es, diese Reise zu unterstützen.
4. Effektivitätsperspektive: Evidenzbasierte Medizin und die Recovery-Perspektive unterscheiden sich nicht voneinander und können mit Öl und Essig verglichen werden: Zwei Ansätze, die sehr gut kombiniert werden können und zusammen eine schmackhafte Vinaigrette ergeben.
5. Gemeinschafts- und Netzwerkperspektive: Ein gemeinschaftlich getragener Dienst für psychische Gesundheit ist ein Netzwerk innerhalb eines breiteren Netzwerks aus Selbsthilfe, Familie, Freunden und anderen informellen Ressourcen sowie allgemeinen gesellschaftlichen Diensten. Dies erfordert eine interdisziplinäre und branchenübergreifende Zusammenarbeit.
6. Peer-Expertise-Perspektive : Patienten und Leistungserbringer sind gleichermaßen Partner bei der Konzeption, Bereitstellung, Steuerung und Bewertung eines Service. "Nichts über uns- ohne uns."
Ein Manuskript zu diesen Prinzipien wurde von BMC Psychiatry akzeptiert. In diesem Symposium beschreiben wir in drei Regionen in Deutschland, der Schweiz und Luxemburg, wie die psychiatrischen Leistungserbringer beabsichtigen, ihre Dienste von einer Institution zu einem Gesundheitsservice für psychisch Erkrankte auf gemeinschaftlicher Basis zu reformieren.
Das Konsensdokument von EUCOMS dient als Grundlage für die regional organisierten Modelle des Gesundheitswesens. Wir wollen voneinander lernen.
Die interdisziplinäre Zentrale Notaufnahme in Allgemeinkrankenhäusern hat sich in den letzten 10 Jahren zunehmend zu einer eigenständigen Versorgungseinheit entwickelt. Diese stellt die Schnittstelle zwischen der präklinischen und der stationären Versorgung dar. Trotz der ca. 20 Millionen Patientenkontakte in den deutschen Notaufnahmen jährlich, gibt es bisher kaum Studien, die sich mit dem psychiatrischen Patienten, insbesondere mit dem Patienten mit niedriger Dringlichkeitsstufe auseinandersetzen. Obwohl die psychiatrischen Notfallkontakte häufig an dritter oder vierter Stelle des Diagnosespektrums in dieser Versorgungseinheit zu finden sind. In diesem Zusammenhang werden noch einmal Faktoren, die möglicherweise das Inanspruchnahmeverhalten der Zentralen Notaufnahme beeinflussen dargelegt ( sog. „Pull- und Pushfaktoren“). Abseits des alkoholassoziierten Patientenkontaktes finden sich jedoch in der aktuellen deutschsprachigen Literatur nur wenige Studien, die sich mit der gesamten Charakteristik von psychiatrischen Patienten in einer Zentralen Notaufnahme wissenschaftlich auseinandersetzen. Die wenigen Publikationen zum psychiatrischen Patienten in der Notaufnahme beleuchten häufig den Aspekt des psychiatrischen Notfalls oder die alkoholbedingte ZNA-Vorstellung. Vor diesem Hintergrund werden in dieser Präsentation erste eigene Studienergebnisse zum sog. psychiatrischen „Walk-in-Patienten“ mit niedriger Dringlichkeitsstufe in einer interdisziplinären ZNA in einem Allgemeinkrankenhaus vorgestellt. Was macht diese Patientengruppe aus und welche möglichen Rückschlüsse können für den klinischen Alltag hieraus gezogen werden.
Psychisch kranke Eltern haben oft psychisch kranke Kinder und umgekehrt. Das Symposium widmet sich den Mechanismen der Weitergabe psychischer Störungen über die Interaktion zwischen Eltern und Kindern, die neben (epi-)genetischen Faktoren einen wichtigen Übertragungsweg darstellt. S. Diop, L. Turmes et al. untersuchen soziale Kognition, Metakognition, Affektwahrnehmung und -regulation als mögliche Faktoren einer gestörten Mutter-Kind-Interaktion bei Patientinnen mit einer postpartalen Depression mit standardisiertem Video-Interview. Gestörte Affektwahrnehmung und -regulation beeinträchtigen die Interaktion J. Petzold präsentiert Ergebnisse einer Teilstichprobe (N=107 Mutter-Vater-Kind-Triaden) der prospektiv-längsschnittlichen MARI-Studie bzgl. des psychischen Befindens von Müttern und Vätern von exzessiv schreienden Babys, der Partnerschaftsqualität sowie der weiteren sozialen Unterstützung. Die Bedeutung von Vätern als wichtige Unterstützung von psychisch belasteten Müttern sowie als alternative Bezugsperson für (exzessiv) schreiende Babys wird aufgezeigt. E. Möhler und F. Resch zeigen anhand von Daten aus zwei longitudinaler Kohortenstudien an großen Stichproben über 10-15 Jahre, dass Early Life Stress während Schwangerschaft und früher Kindheit sowohl Risikoverhalten als auch Psychopathologie der Kinder im Alter von 10 und 14 Jahren negativ beeinflusst. Daher sind dringend therapeutische Ansätze erforderlich, die frühzeitig Eltern-Kind-Interaktion in den Fokus nehmen und Bindung verbessern. Als Beispiel hierfür wird von R. Oelkers-Ax und E. Wild das bindungsorientierte Behandlungsmodul „FaTZ-Borderline“, das für die tagesklinische integrierte familienpsychiatrische Therapie von Eltern mit BPS und ihren Kindern mit oder (noch) ohne psychische Störung entwickelt wurde, vorgestellt und evaluiert.
Increasing evidence coming from neuroimaging and post-mortem studies support the notion that GABAergic neurons, and oligodendrocytes play a key role in the pathogenesis of schizophrenia and mood disorders. Moreover, neuroinflammation might contribute to the pathology of neurons and oligodendroglia in these disorders. N. Uranova will present the results of post-mortem ultrastructural morphometric studies. Volume fraction and number of mitochondria were significantly decreased, while volume fraction of vacuoles of endoplasmic reticulum and lipofuscin granules were significantly increased in oligodendrocytes adjacent to either microglia or myelin in schizophrenia and in patients displaying predominantly positive symptoms. Lymphocyte infiltration in the brain in psychiatric disorders is indicative of an impairment or altered state of the blood-brain barrier and supports the role of the immune system in a relevant subgroup of patients. K. Schlaaff assessed regional densities of T and B lymphocytes and subsets in post-mortem brains of patients with schizophrenia and major depression. Using automated high-resolution image acquisition and a data-driven approach on data, he identified a subgroup of patient with lymphocyte infiltration. Conventional drugs may increase GABA interneuron transmission and thus can be used to treat some of the neuropsychiatric disorders. A. Gos will summarize previous post-mortem studies on this topic. Moreover, she will provide a first glance on ongoing histological studies on the role of GABAergic interneurons in the modulation of the reward system of opioid-addicted patients. F. Raabe will talk about the promise and limitations of human induced pluripotent stem cells (hiPSCs) with the generation of neuronal and glial cells to dissect cell-type specific contributions in schizophrenia. iPSC-based technology might reveal so far hidden molecular principles of the pathogenesis and could pave the way towards new treatment options.
Chronischer Stress ist beteiligt an der Entstehung weit verbreiteter neuropsychiatrischer Erkrankungen wie der Depression und Angststörungen. Die Auswirkungen auf verschiedene Hirnfunktion auf affektiver, kognitiver und neuroendokriner Ebene werden daher intensiv in Mensch und Nagermodellen untersucht. Das Symposium gibt einen Überblick über aktuelle translationale Entwicklungen in diesem Bereich von molekularen Mechanismen bis hin zu den Auswirkungen auf neuronale Netzwerke und ihre Signalwege in verschiedenen Modellsystemen. So blicken die Redner*innen einerseits auf die Vorgänge an der Postsynapse, die durch Stress verändert werden mit bedeutsamen Folgen für die Kognition. Auch Störungen der funktionellen und strukturellen Plastizität in gewöhnlich weniger mit Stressfolgen assoziierten Hirnbereichen wie dem Motorkortex werden aufgezeigt und die Rolle von Stresssuszeptibilität und Resilienz diskutiert. Der Frage nach Mechanismen der stressbedingten Veränderungen wird in einem Vortrag über die Rolle des Endocannabinoidsystems für Stressantwort und Neuroinflammation nachgegangen sowie zum Abschluss die hochrelevante Rolle des Glukokortikoidrezeptors für die Wirksamkeit pharmakologischer Therapien für stressassoziierte Erkrankungen in Mensch und Tier beleuchtet.
Genesungsbegleitung (engl. = peer support) als anerkannter innovativer Bestandteil der psychiatrischen Versorgung wird von der S3-Leitlinie der DGPPN als Versorgungsangebot für die Routinebehandlung empfohlen. Die Einstellung und Integration von Genesungsbegleiter*innen ist jedoch häufig eine Herausforderung und mit vielfältigen Veränderungen verbunden. In der psychiatrischen Akutversorgung sind Genesungsbegleiter*innen bislang kaum vorhanden. Ebenso liegen bislang keine empirischen Daten zur Wirksamkeit von Genesungsbegleitung in diesem Versorgungssetting vor. Das Gleiche trifft auf peer-gestützte Mitarbeiterschulungen, bspw. zur Reduktion von Zwangsmaßnahmen, zu.
Durch die Einstellung Genesungsbegleiter*innen sowie deren Einbezug in die Aus- und Weiterbildung von Klinikmitarbeiter*innen soll eine neue Qualität der lebensnahen, lebensorientierten, nicht-stigmatisierenden Unterstützung in die psychiatrische Versorgung eingebracht werden. Diese soll auf Patientenebene u.a. zu höherer Recovery-Orientierung, höherer Selbstwirksamkeit und weniger Zwangsmaßnahmen beitragen. Auf Ebene der Klinikmitarbeiter*innen werden wird u.a. eine Verbesserung des Stationsklimas und eine Erhöhung der Arbeitszufriedenheit angestrebt.
Das Symposium wird in enger Zusammenarbeit mit einer Genesungsbegleiterin des Vivantes Klinikum Am Urban realisiert. Ein peer-gestützter Beitrag wird die Implementierung von Genesungsbegleitung auf einer geschützten Akutstation beschreiben sowie die dabei gemachten Erfahrungen diskutieren. Der 2. Beitrag berichtet von der peer-gestützten Zusammenarbeit im Rahmen des Weddinger Modells. In einem 3. Beitrag wird die Entwicklung einer peer-gestützten Mitarbeiterschulung zur Reduktion von Zwangsmaßnahmen vorgestellt. Der 4. Beitrag wird die Evaluierung der Implementierung von Genesungsbegleitung auf einer geschützten Akutstation im Rahmen einer prospektiven kontrollierten Mixed-Methods-Studie (DRKS-ID: DRKS00015494) vorstellen und erste Ergebnisse berichten.
Die Erarbeitung klinischer Leitlinien in der Psychiatrie und Psychotherapie ist ressourcenaufwendig und zeitintensiv. Dieser hohe Aufwand ist durch eine Verbesserung der Versorgungsqualität bei Einhaltung der Leitlinien gerechtfertigt. In der klinischen Praxis gibt es jedoch zahlreiche Barrieren, die zu einer Lücke zwischen den Leitlinieninhalten und der praktischen Umsetzung führen. Hierbei spielen Faktoren auf Seiten der Behandler (z.B. fehlende Kenntniss der Leitlinieninhalte, Behandlungspräferenzen), der Patienten und deren Angehörigen (z.B. Ablehnung einer Änderung der Behandlung) sowie lokale und nationale Rahmenbedingungen eine Rolle. Zur Überwindung dieser Barrieren wurden eine Reihe von Implementierungsverfahren entwickelt, zu denen die Erstellung zielgruppengerechter Materialien, die Einbeziehung lokaler Experten als Multiplikatoren, Reminder und interaktive Trainings zählen (Fischer et al., 2016). Da die Implementierung klinischer Leitlinien in der Psychiatrie und Psychotherapie besonders herausfordernd ist (Girlanda et al., 2017), stellt dieses Symposium aktuelle Befunde, Trends und innovative Verfahren in der Leitlinienimplementierung vor. Ina Kopp eröffnet das Symposium mit einem Überblick über aktuelle Konzepte, Methoden und Ergebnisse der Implementierung klinischer Leitlien. Darauf aufbauend referiert Peter Falkai zu den spezifischen Fazilitoren und Barrieren in der Implementierung psychiatrisch-psychotherapeutischer Leitlinien. Es folgt eine Vorstellung innovativer digitaler Techniken in der Implementierungsforschung durch Alkomiet Hasan. Den Abschluss des Symposiums bildet Wolfgang Gaebel mit einem Einblick in die geplante Leitlinienimplementierung am Beispiel der neuen S3-Leitlinie Schizophrenie.
Fischer , F., Lange, K., Klose, K., Greiner, W., & Kraemer, A. Healthcare 2016, 4: 1-16.
Girlanda F., Fiedler, I., Becker, T., Barbui, C., & Koesters, M. The British Journal of Psychiatry 2017, 210(1): 24-30.
Chronisch bzw. persistierend depressive Patienten können für PsychotherapeutInnen oder ein stationäres Behandlungsteam aufgrund der Schwierigkeit, mit ihnen in eine offene, vertrauensvolle, konstruktive Beziehung zu treten, eine große Herausforderung darstellen. Diese Patienten erscheinen im therapeutischen Kontakt häufig besonders verschlossen, zurückhaltend, ängstlich, misstrauisch bis hin zu passiv-aggressiv bzw. feindselig. Durch die Kenntnis ihrer frühen traumatisierenden Beziehungserfahrungen sind diese Verhaltensweisen oft erklärbar, jedoch behindern sie den Aufbau der Beziehung, Therapiefortschritt und lösen in Psychotherapeuten nicht selten negative Emotionen aus.
Das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) von James McCullough wurde spezifisch für diese Patientengruppe entwickelt. Ausgehend von der Psychopathologie dieser Patienten werden in CBASP schulenübergreifend behaviorale, kognitive, psychodynamisch/analytische und interpersonelle Strategien integriert. Als besonders innovativ und hilfreich wird die Beziehungsgestaltung durch umsichtige Selbstöffnung des Therapeuten betrachtet.
Im Workshop wird zunächst die spezifische Psychopathologie der chronischen Depression herausgearbeitet, die durch frühe traumatisierende Beziehungserfahrungen, eine Wahrnehmungsentkopplung von der Umwelt sowie interpersonelle Probleme gekennzeichnet ist. Im weiteren Verlauf wird praxisnah unterstützt durch Videobeispiele, Demonstrationen und Übungen gezeigt, wie die spezifischen CBASP-Strategien (Liste prägender Bezugspersonen, Übertragungshypothese, Interpersonelle Diskriminationsübung, Kiesler Kreis, Situationsanalyse, Diszipliniertes Persönliches Einlassen) direkt an dieser Psychopathologie ansetzen. Abschließend wird kurz die aktuelle Studienlage zur Wirksamkeit als ambulante und stationäre Therapie vorgestellt, wobei Möglichkeiten, Grenzen und Weiterentwicklungen diskutiert werden.
Didaktische Methoden: Kurze Einführung in die spezifische Psychopathologie der chronischen Depression und in CBASP; praxisnahe Vorstellung sämtlicher CBASP-Strategien unterstützt durch Videobeispiele, Live- Demonstrationen und Kleingruppen-Übungen mit Coaching; lebendige Diskussion mit TeilnehmerInnen über Indikation, Nebenwirkungen, Wirkungen, Möglichkeiten und Grenzen dieses Ansatzes
Literaturempfehlung
Brakemeier EL & Normann C (2012). Praxisbuch CBASP. Behandlung chronischer Depression. Weinheim: Beltz Verlag.
Brakemeier EL & Buchholz A (2013). Die Mauer überwinden. Wege aus der chronischen Depression. Weinheim: Beltz Verlag.
Brakemeier EL, Köhler S, Sterzer P (2013). Therapie der chronischen Depression mit CBASP. Themenheft: Depression. Psychotherapie im Dialog, 2, 34–38.
Brakemeier, E.L., Knoop., R., Spies, J. (2017). Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP). In: E.L. Brakemeier & F. Jacobi (Eds.), Verhaltenstherapie in der Praxis (S. 689–700). Weinheim: Beltz.
EMDR hat sich in zahlreichen Studien als wirkungsvolle Intervention erwiesen und erhielt 2006 die wissenschaftliche Anerkennung für einzelne Anwendungsbereiche vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP) in Deutschland. 2015 erfolgte die Zulassung als Richtlinienverfahren zur Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) bei Erwachsenen in Deutschland. In den USA ist EMDR bereits seit 1998 anerkannt (APA) und in Großbritannien seit 2001 (UK Dept. of Health). EMDR gilt als effektiver Weg in der Therapie der PTBS auch in schweren und chronifizierten Fällen sowohl im ambulanten als auch im stationären Rahmen.
Der Einführungskurs verfolgt das Ziel, anhand praktischer Fallbeispiele erste Kompetenzen zur Durchführung von EMDR in der Therapie der PTBS aufzubauen und einzuüben. Neben Indikationen und Kontraindikationen, werden vor allem die acht Phasen der EMDR-Behandlung (EMDR-Standard-Protokoll) ausführlich vorgestellt.
Die praktische Anwendung steht im Mittelpunkt. Im Workshop werden hierzu Therapievideos gezeigt, Rollenspiele durchgeführt und die Theorie anschaulich vermittelt. Zudem wird auf typische Probleme in der Therapieplanung einer posttraumatischen Behandlungsstörung eingegangen.
Wenn Kinder und Jugendliche mit ADHS älter werden, persistieren bei dem überwiegenden Teil der Betroffenen die Symptome der Störung in unterschiedlicher Ausprägung. Darüber hinaus bestehen häufig komorbide psychische Erkrankungen, vor allem Angst, Depression und Abhängigkeitserkrankungen. Das diagnostische und therapeutische Vorgehen im Kindes- und Jugendalter lässt sich allerdings nicht 1:1 auf die Situation in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter übertragen. Vielmehr stehen in jeder Altersstufe andere Probleme und Lebenssituationen im Vordergrund, die ein altersadaptiertes Vorgehen nach sich ziehen. Ziel des Workshops ist es daher, neben den störungsspezifischen Grundlagen die spezifischen diagnostischen und therapeutischen Besonderheiten der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter zu vermitteln.
Der Workshop gliedert sich in einen Grundlagenteil, in dem die Aspekte Epidemiologie, Ätiologie, Diagnostik und Verlauf über alle Altersstufen behandelt werden. Im zweiten Teil werden die spezielle Diagnostik, Therapie und Therapieprobleme in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter dargestellt.
Neben der altersadaptierten medikamentösen Therapie liegt ein Schwerpunkt auf der Vermittlung von Psychotherapie und Coachingmethoden.
Zielgruppe:
Der Workshop richtet sich an Psychiater, ärztliche und psychologische Psychotherapeuten und an andere Berufsgruppen, die in ihrem Alltag mit ADHS- Patienten zu tun haben.
Methode:
Impulsreferate mit Diskussion, Videodemonstration, Vorstellung von praxisnahen Fallbeispielen, praktische Übungen in Gruppen, Erlernen psychotherapeutischer Techniken.
Literaturempfehlung:
Kahl KG, Puls J, Schmid G, Spiegler J: Praxishandbuch ADHS - Diagnostik und Therapie für alle Altersstufen; 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Georg Thieme Verlag KG 2012
Zu den neueren Entwicklungen der Verhaltenstherapie zählt die Metakognitive Therapie (MCT), die von Prof. A. Wells entwickelt worden ist. Sie wird zur Behandlung von Menschen mit affektiven Störungen, sowie Zwangs- und Angststörungen angewandt und geht davon aus, dass es nicht die Inhalte von Kognitionen, sondern dysfunktionale und für den Patienten schwer zu kontrollierende Muster des Denkens und der Aufmerksamkeitslenkung sind, die diese psychischen Störungen aufrechterhalten. Diese charakteristischen Muster werden auch als kognitives Aufmerksamkeitssyndrom (CAS) bezeichnet. Das CAS besteht aus einem exzessiven Grübeln und Sich-Sorgen-machen, Gedankenkontrollstrategien sowie einer ausgeprägten Lenkung der Aufmerksamkeit auf potentielle Gefahren. Den Hintergrund für den Einsatz dieser Strategien stellen positive metakognitive Überzeugungen dar, die ihren Nutzen für den Patienten betonen (z.B.: „Grübeln hilft mir, eine Lösung für meine Probleme zu finden.“). Über die Zeit bilden sich jedoch auch negative metakognitive Überzeugungen hinsichtlich der Unkontrollierbarkeit dieser Prozesse und ihrer Gefährlichkeit (z.B.: „Ich kann mein Sorgen-machen nicht kontrollieren!“). Sie tragen zu einer Aufrechterhaltung der obigen Strategien und dem Einsatz weiterer dysfunktionaler Bewältigungsstrategien bei (z.B. Vermeidung von Situationen, Substanzkonsum, etc.). Diese führen zu einer weiteren Verschlechterung der Symptomatik im Sinne eines Teufelskreises. Die metakognitive Therapie zielt auf eine Steigerung des metakognitiven Bewusstseins des Patienten und die Wiedererlangung der flexiblen Kontrolle über kognitive Prozesse und Prozesse der Aufmerksamkeitslenkung. Das CAS und dysfunktionale Bewältigungsstrategien werden abgebaut, die ihnen zugrundeliegenden metakognitiven Überzeugungen verändert und alternative Pläne der kognitiven Verarbeitung generiert. Aktuelle empirische Daten weisen darauf hin, dass ein großer Teil der Patienten auf diese Art der Behandlung respondiert und eine nachhaltige und klinisch bedeutsame Verbesserung der Symptomatik erreicht.
Als Hauptfaktoren die zu der großen Variabilität bei Arzneimittelwirkungen beitragen gelten Alter, spezifische Krankeitsmerkmale, Wecselwirkungen mit anderen Substanzen und genetisch bedingte Eigenschaften. Die genetischen Faktoren spielen dabei in der Entwicklung einer personalisierten Therapie eine immer größere klinische Rolle. Durch den stetigen Wissenszuwachs, äußern bereits heute sowohl Therapeuten als auch Patienten zunehmend Fragen wie zum Beispiel: „Wie kann eine medikamentöse Behandlung besser auf individuelle Faktoren zugeschnitten werden?“ - "Wie nützlich sind genetische Tests in der pharmakologischen Behandlung?“ und „Wie lassen sich Wechselwirkungen in der täglichen Praxis und in Konsilen vermeiden“?
Im Workshop werden alle relevanten Grundlagen zu derzeit gängigen genetischen Testverfahren präsentiert und mittels Fallbeispielen wird aufgezeigt, wie in schwierigen Behandlugsfällen genetische Untersuchungen gewinnbringend eingesetzt werden können (Drs. Müller und Brandl).
Ergänzend wird Dr. Eckermann zahlreiche und höchst lehrreiche Fallbeispiele detailliert diskutieren, bei denen die Bedeutsamkeit von CYP-Enzymaktivitäten und Arzneimittelinteraktionen intensiv verdeutlicht werden.
Zusammenfassend werden in diesem Workshop die folgenden Lernziele angestrebt: 1) Grundlagen vermitteln, die bei Nebenwirkungen und Interaktionen von Arzneimittel hochgrdig relevant sind; 2) Grundlagen genetischer Variabilität und personalisierter Medizin; 3) Präsentation von Fallbeispielen mit problematischen Arzneimittel-Nebenwirkungen/Wechselwirkungen und wie diese zu vermeiden sind; 3) Vorteile in der Anwendung von pharmakogenetischen Untersuchungen mit Fallbeispielen (insbesondere CYP2D6 und CYP2C19); 4) Einblick in die Zukunftsperspektiven pharmakogenetischer Forschung und der genomichen Medizin.
Zielgruppe:
Klinisch tätige Ärzte im ambulanten und stationären Bereich, wie auch interessierte Wissenschaftler aus Unikliniken und Industrie zu den Themen Psychopharmakologie, Wecheselwirkungen und Pharmakogenetik.
Didaktische Methode:
Ca. 75% Strukturierte Präsentationen, mit dem Ziel komplexes Wissen über die Ursachen der Variabilität von Psychopharmaka-(Neben-)Wirkungen zu vermitteln. Dazu werden zahlreiche Fallbeispiele und der Vorteil von angewandten pharmakogenetischen Untersuchungen erörtert.
Ca. 25% Interaktve Gestaltung mit Diskussion und Beantwortung von Fragen zu den Präsentationen sowie Einladung über eigene Fallbeispiele zu berichten und zu diskutieren.
Die stationsäquivalente Behandlung (StäB) ist eine neuartige, aufsuchende Behandlungsform und als solche kaum mit bisherigen Angeboten vergleichbar. International gibt es zwar eine gute Evidenz für die Akutbehandlung psychischer Störungen zu Hause, in Deutschland gab es nur wenige Modellprojekte, die sich damit befasst haben. StäB bietet einerseits die Chance, psychisch kranke Menschen zu erreichen, die bislang noch nicht den Weg in das psychiatrische Hilfesystem gefunden haben, andererseits wird es bei einer flächendeckenden Umsetzung mittel- bis langfristig zu einem Abbau stationärer Strukturen kommen.
Der Umstieg vom vollstationären Setting auf die häusliche Behandlung stellt Kliniken und Mitarbeiter vor große personelle und logistische Herausforderungen. Die Einführung dieses Behandlungsangebots erfordert daher eine entsprechend umfassende Vorbereitung und Planung.
In diesem Workshop möchten wir deshalb erläutern, wie die Einführung der stationsäquivalenten Behandlung gelingen kann. Dabei werden die nötigen Teilschritte vorgestellt: von der Ermittlung der gesetzlichen und zu erfüllenden Anforderungen über eine Zielgruppenanalyse, bis hin zur Ermittlung des Personalbedarfs und der entsprechenden organisatorischen Ausgestaltung der Teams. Dazu gehören Aspekte wie Gestaltung der Wochenenddienste, Krisenpläne, Personalgewinnung aber auch technische Anforderungen wie die flexible Dokumentation in die elektronische Krankenakte. Ergänzend berichten Mitarbeitende aus einem StäB-Team von ihren Erfahrungen nach mehr als eineinhalb Jahren Regelbehandlung und gehen dabei auch auf alltägliche Aufgaben und Herausforderungen wie die regelmäßige Tourenplanung ein.
Dabei kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Grundlegende Informationen und Hinweise werden in kurzen Vorträgen vermittelt, konkrete Umsetzungsschritte kurz skizziert und in Gruppenarbeit vertieft, in einer abschließenden Gesprächsrunde werden wichtige Fragen gemeinsam diskutiert und beantwortet. Ziel ist, interessierten Einrichtungen die Werkzeuge für einen eigenen strukturierten Maßnahmenplan und somit eine gelingende Einführung von StäB mit zu geben.
Die Bearbeitung von Gutachtenaufträgen beinhaltet eine Reihe von Tücken. Zum einen gilt es, den Inhalt der Gesetze und der Rechtsprechung zu verstehen, die im Rahmen der Begutachtung seelischer Erkrankungen von Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang ist es für den Psychiater oftmals schwierig, das normative Denken der Juristen zu verstehen und dieses Beurteilungsraster mit dem in den psychiatrisch-psychologischen Wissenschaften üblichen Denken in Kontinuitäten in eine sinnvolle Übereinstimmung zu bringen. Weiter gilt es, die Sprache (und damit das Denken) der Psychiatrie so zu übersetzen, dass auch medizinische Laien verstehen, was gemeint ist. Der Workshop soll sich deshalb mit einigen ausgewählten Aspekten befassen, die bei der Begutachtung psychisch Kranker unabdingbar sind.
Lernziele des Workshops sind: Grundkenntnisse der juristischen und forensisch-psychiatrischen Rahmenbedingungen; die Durchführung der klinisch-psychiatrischen sowie der testpsychologischen Untersuchung sowie der Zusatzuntersuchungen im Rahmen der strukturierten professionellen Urteilsbildung; formaler und inhaltlicher Aufbau des Gutachtens; Kriterien zur Beurteilung der Schuldfähigkeit.
Zielgruppe: Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung. Fachärztinnen und –ärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychologinnen und Psychologen mit forensisch-psychiatrischer Erfahrung
Methode: In dem Workshop werden zunächst die forensisch-psychiatrischen Grundlagen der Begutachtung vermittelt. Im Einzelnen die rechtlichen Voraussetzungen und die klinisch-psychiatrische Vorgehensweise bei der Beurteilung der Schuldfähigkeit, des Hangs und der Prognose. Die Grundkenntnisse werden anhand von einzelnen Kasuistiken vertieft erörtert. Hierzu werden Übungsgutachten vorgelegt, deren Beurteilung in Kleingruppen erarbeitet und im Plenum gemeinsam erörtert wird. Den Teilnehmern steht es frei, eigene Gutachten einzubringen und vorzustellen.
In dem Workshop sollen zunächst die Voraussetzungen für die erfolgreiche Durchführung von anliegenorientierten Verhaltenstherapeutischen Therapiegruppen vorgestellt und bewährte Methoden zur Etablierung der instrumentellen Gruppenbedingungen demonstriert werden. Der Schwerpunkt des Workshops liegt jedoch in der Vermittlung von Heuristiken, wie die von den Gruppenteilnehmern eingebrachte Anliegen (bzw. Themen) soweit aktualisiert und fokussiert werden können, dass die Auswahl einer für deren Bearbeitung geeigneten Methode im Sinne einer adaptiven Indikationsstellung ermöglicht wird. Zu diesem Zweck werden auch typische Interventionen wie die Durchführung von Rollenspielen, köperbezogene Übungen und Skulpturtechniken in praxisnaher Weise demonstriert und eingeübt. Das Ziel des Workshops besteht darin, den Teilnehmern sowohl theoretische als auch praktische Fertigkeiten zu vermitteln, wie Zieloffene Gruppen effektiv angeleitet und (auch) komplexe Anliegen von Patienten durch den Einsatz bewährter (und Therapieschulen übergreifender) Methoden sinnvoll bearbeitet werden können.
Der Workshop richtet sich an Assistenzärzte in Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, die sich in Gruppentherapie weiterbilden wollen sowie an Psychotherapeuten in Ausbildung.
Trotz aller Fortschritte in der Behandlung auch neuerer atypischer Antipsychotika schizophrener Störungen weisen auch heute noch 20-25% der Betroffenen persistierende Wahnsymptomatik auf und/oder hören chronisch Stimmen. Für Patienten, Angehörige und Therapeuten oft ein Grund zu resignieren. Dabei wurden in der jüngsten Vergangenheit eine ganze Reihe interessanter kognitiv-verhaltenstherapeutischer Ansätze entwickelt, die erfolgreich zur Behandlung eingesetzt werden können. Eine Vielzahl guter Studien und systematischer Reviews zeigen, dass sie neben der Optimierung antipsychotischen Medikation in diesem Indikationsbereich als evidenzbasierter Ansatz moderner Psychiatrie zur Verfügung stehen.
Aber welche Techniken wendet man wie an und wie baut man auch systematisch erfolgreiche Therapie auf? Anhand eigener und vorgestellter Fallbeispiele und Videos lernen Sie Praxisrelevantes für ambulante und stationäre Therapie. Dabei erfahren Sie auch wie man den Patienten überhaupt in verhaltens- und pharmakotherapeutische Behandlung bekommt und hält (engagement and disengagement, Compliance), d.h. moderne motivationspsychologische Verfahren gehören ebenfalls zum Interventionspaket effizienter Behandlung chronischen Wahns und persistierender Halluzinationen.
Literaturverzeichnis
Lencer, R. H., M.S.H.;Weiden, P.; Stieglitz, R-D;Vauth, R.: (Ed.). (2011). When psychopharmacology is not enough: Using cognitive behavioral therapy techniques for persons with persistent psychosis. Göttingen: Hogrefe International.
Vauth, R. (2012). Wirksame Konzepte in der multimodalen Verhaltenstherapie bei schizophrenen Störungen: Ziele und Strategien Psychodynamische Psychotherapie, 11, 51-62.
Vauth, R. (Ed.). (2007). Die umfassende Behandlung schizophrener Störungen als klinische Herausforderung. Göttingen: Hogrefe.
Vauth, R., & Stieglitz, R. D. (2007). Chronisches Stimmenhören und persistierender Wahn. Fortschritte der Psychotherapie. Göttingen: Hogrefe.
Vauth,R. &Stieglitz (2017). Behandlungsbereitschaft bei Menschen mit schizophrenen Störungen nachhaltig aufbauen. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie 65(2): 73-82.
In den letzten 30 Jahren konnten die Neurowissenschaften die Modelle zur Hirnfunktion deutlich verfeinern. Grundlegende Erkenntnisse zur neuronalen Plastizität als biologische Basis des Veränderungsprozesses im Rahmen der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung wurden gewonnen. Auch neuronale Mechanismen, die mit der subjektiven Erfahrung von beispielsweise Angst, Sozialverhalten oder kognitiven Fehlfunktionen assoziiert sind, sind auf unterschiedlichen Untersuchungsebenen der Hirnforschung zugänglich. Darüber wird der bessere Zugang zur Pathophysiologie für die komplexen neuro-psychiatrischen Erkrankungsgruppen geebnet. Die Vielfalt der Verfahren schafft so Brücken zwischen Erleben, Verhalten, Genen, Immunologie und Gehirn, und unterstützt den Weg zur Präzisionsmedizin, auch in der Psychiatrie. Im Rahmen des Vortrags sollen aktuelle Daten aus der neurowissenschaftlichen Forschung referiert und diskutiert werden. Neben klinischen Bezügen besteht die Möglichkeit, Grundlagen zur Genetik und Genomik, Hirnentwicklung, Neuanatomie und Neuroplastizität zu reaktivieren und zu vertiefen.
Die anhaltende Trauerstörung (ATS) wird voraussichtlich in ICD 11 aufgenommen werden und ist gekennzeichnet durch intensive Sehnsucht nach der verstorbenen Person und Trennungsschmerz sowie weitere behaviorale, emotionale und kognitive Symptome. Der Workshop stellt verhaltenstherapeutische Methoden zur Behandlung der ATS vor. Neben der allgemeinen Psychoedukation und der Entwicklung eines individuellen Störungsmodells wird in der ersten Phase der Behandlung ein Schwerpunkt auf den Motivations- und Beziehungsaufbau sowie das „Kennenlernen der verstorbenen Person“ gelegt. Daran schließen spezifische Interventionstechniken zur Bearbeitung dysfunktionaler Kognitionen (z.B. Schuldgefühle) oder zum Abbau trauerspezifischen Vermeidungsverhaltens (Exposition) an. Die Verarbeitung der schlimmsten Momente des Verlusts wird therapeutisch unterstützt. Die abschließende Therapiephase fokussiert, wie in Zukunft das Andenken der verstorbenen Person und die Trauer in das Leben der PatientInnen integriert werden können. Der Workshop ermöglicht den TeilnehmerInnen, ihr Wissen und ihre Erkenntnis über Trauer zu vertiefen, die Grundlagen einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Einzeltherapie zu erlernen und einzelne Interventionen davon zu intensivieren. Die einzelnen Behandlungsphasen werden Schritt für Schritt erörtert und die entsprechenden therapeutischen Techniken anhand von Beispielen vorgestellt.
Zielgruppe:
Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie; Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie; Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten; Psychologen; Ärzte und Psychologen in der Weiterbildung
Didaktische Methoden: Präsentation; Fallbeispiele; Rollenspiele; Diskussion
Als Psychiater und Nervenärzte behandeln wir häufig Personen mit neurologischen Erkrankungen. Im Rahmen dieser Erkrankungen kann es zu organischen psychischen und Verhaltensstörungen wie Depressionen, Angst, Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Reizbarkeit, Apathie und Wesensänderungen kommen. Die Diagnostik und Therapie dieser neuropsychiatrischen Erkrankungen können herausfordernd sein. In unserem Workshop wollen wir mit Hilfe von Fallbeispielen einen Einblick in das Gebiet der Neuropsychiatrie geben. Dabei sollen Demenzen, Delir, Bewegungsstörungen, immunologische vermittelte Hirnfunktionsstörungen und funktionelle Störungen diskutiert werden. Der Workshop soll Antworten auf die für Ihre Praxis relevanten Fragen liefern und auch helfen, Ihr neuropsychiatrisches Wissen zu aktualisieren.
Die Methoden und Techniken der kognitiven Umstrukturierung zählen seit der "kognitiven Wende in der Verhaltenstherapie" evidenzbasiert zu den effektivsten psychotherapeutischen Interventionen für ein breites Spektrum von psychischen Störungen. Neue Impulse für die Praxis ergeben sich aber auch aus aktuellen neurobiologischen und kognitionswissenschaftlichen Forschungsergebnissen, die zu einer Fortentwicklung und weiteren Fundierung beitragen. Sie liefern den Schlüssel dafür, dass kognitive Umstrukturierungen besonders effektiv sind, wenn die implizite und explizite Informationsverarbeitung bei psychischen Störungen simultan berücksichtigt wird.
Auf der Basis der einschlägigen Konzepte kognitiver Verhaltenstherapie (z.B. nach Ellis, Beck, Meichenbaum und Kanfer) wird den Teilnehmern zunächst ein grundlegender Überblick zu den drei wesentlichen Therapieschritten der kognitiven Umstrukturierung gegeben: I. Psychoedukation (Vermittlung des Ansatzes), II. Exploration (Aufdecken dysfunktionaler Gedanken in typischen Problemsituationen) und III. Intervention (Veränderung der dysfunktionalen Gedanken). Für jeden dieser Therapieschritte werden solche Methoden und Techniken der kognitiven Umstrukturierung vorgestellt und eingeübt, die sich in Praxis und Klinik besonders bewährt haben.
Vertiefend wird für einen längerfristigen Prozess der Intervention (Schritt III) ein modulares Konzept mit vier Stufen vorgestellt, das der impliziten und expliziten Informationsverarbeitung Rechnung trägt: 1. Kognitive Umstrukturierung bei der störungsspezifischen und biographischen Klärungsarbeit; 2. Neubenennung der Kognitionen durch aktive Problembewältigung; 3. Umstrukturierung der negativen Selbstreferenz; 4. Kognitive Umstrukturierung im Kontext von Selbstmanagement und Selbstkontrolle.
Am Ende des Workshops wird der/die Teilnehmer(in) einen praxisorientierten Leitfaden zur kognitiven Umstrukturierung in den Händen halten, der auch darüber informiert, in welcher Therapiephase welche Methode der kognitiven Umstrukturierung zur Anwendung kommt. Der Leitfaden wird den Teilnehmern und Teilnehmerinnen als Handout zur Verfügung gestellt und ist zusätzlich mit Materialien angereichert, die für die Arbeit mit den Patienten erfolgreich benutzt werden können.
An zwei Tagen werden Grundzüge der Psychiatriegeschichte, auch im Hinblick auf die Facharztprüfung, systematisch vermittelt und mit Hilfe von historischen Quellen anschaulich dargestellt.
Kernthema 1) Kompaktwissen Höhepunkte und Irrwege in der Geschichte der Psychiatrie. Schwerpunkte: von der Aufklärung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts; Tendenzen der Psychiatrie im 20. Jahrhundert; Psychiatrie im Nationalsozialismus; Psychiatrie in der DDR.
Kernthema 2) Ausgewählte Quellen: Texte und Kontexte. Kleingruppenarbeit, strukturierte Diskussionen, Raum für Fragen und Kommentare.
Kernthema 3) Was weiß ich? Eponym-Quiz
Zielgruppe: Kolleginnen und Kollegen in der Vorbereitung zur Facharztprüfung; alle in der Psychiatrie Tätigen, die historisch interessiert sind, ebenso aus psychiatrienahen Berufen.
Didaktische Methoden: PowerPoint-unterstützte Vorträge und Diskussionen (Tag 1); Kleingruppenarbeit, Textlektüre und Videos (Tag 2)
Der Workshop richtet sich vorwiegend an beruflich Tätige in der Erwachsenenpsychiatrie/-psychotherapie, welche an Schnittstellen arbeiten bzw. Interesse am Fachgebiet KJP haben. Eine wichtige Aufgabe des Faches liegt in der Prävention der Erstmanifestation bzw. Chronifizierung von psychiatrischen Erkrankungen und der Identifikation und Beeinflussung von Risikofaktoren für Entwicklungsstörungen. Besonderheiten in der Diagnostik und Therapie von psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind vor allem der Einbezug der entwicklungspsychologischen Aspekte und der familiären Struktur. Zudem spielen die schulische bzw. Ausbildungssituation und die gelingende Integration in eine Gruppe Gleichaltriger eine wesentliche Rolle. Die Arbeit in einem multiprofessionellen Team mit explizit pädagogischen Anteilen sowie die Vernetzung mit Dritten (Jugendhilfe, Familiengericht, Rehabilitation, Sozialhilfe, Schulen etc.) hat eine besondere Bedeutung.
Herausforderungen stellen z. B. der Umgang mit Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung von Kindern, Kinder psychisch kranker Eltern, (unbegleitete) minderjährige Flüchtlinge, Umgang mit Suizidalität und selbstverletzendem Verhalten, aber auch Schulabsentismus und Delinquenz dar. Diverse psychische Erkrankungen treten nahezu ausschließlich im Kindes- und Jugendalter auf bzw. werden hier teilweise erstmalig diagnostiziert (Ausscheidungsstörungen, Autismus-Spektrum-Störungen, Ticstörungen bzw. Tourette-Syndrom, ADHS etc.).
Im Workshop werden die Besonderheiten des Faches erläutert, es wird auf den Entwicklungsverlauf von (kinder-)psychiatrischen Symptomen bzw. Diagnosen eingegangen und es werden die zum Erwachsenenalter differenten Rechtsgrundlagen bzgl. psychiatrischer und pädagogischer Unterbringung gegen den Willen des Kindes und weiteren Zwangsmaßnahmen dargelegt. Auch Maßnahmen bei Kindeswohlgefährdung werden erläutert. Unterschiede bzgl. des Settings der Behandlung und der psychotherapeutischen sowie psychopharmakologischen Behandlung („off-label-use“, alters- und entwicklungstypische Besonderheiten bzgl. Pharmakokinetik und –dynamik) werden erläutert. Einige typischerweise in der KJP anzutreffende psychiatrische Erkrankungen werden exemplarisch mit ihren altersspezifischen Besonderheiten dargestellt.
Durch den leichten Zugang von Pornographie, Cybersex und sexuelle Kontaktforen im Internet suchen in den letzten Jahren Patienten (vorwiegend Männer) mit sexuell süchtigen, exzessiven Verhaltensweisen verstärkt Hilfe bei Psychiatern und Psychotherapeuten. In der ICD-10 ist die Einordnung als „gesteigertes sexuelles Verlangen“ oder „sonstige Störung der Sexualpräferenz“ möglich, für die ICD-11 ist die Diagnose „Compulsive Sexual Behaviour Disorder“ operationalisiert worden, während die „Hypersexuelle Störung“ letztlich nicht in das DSM 5 aufgenommen wurde. Ätiologisch sind wahrscheinlich biologische Vulnerabilität, Bindungsstörungen, Störungen der Affektregulation (Bewältigung von Depression, aber auch Aggression) und der Kontrolle sexueller Erregbarkeit bedeutsam. Therapeutische Strategien umfassen neben Psychotherapie und Selbsthilfegruppen auch medikamentöse Behandlung (insbes. Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer).
Im Workshop sollen nach einem Überblick über den derzeitigen Wissensstand eine Sexualanamnese (als wichtigster Teil der Diagnostik) und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten (psychotherapeutisch und medikamentös) auch mithilfe von Fallbeispielen (Videoaufnahmen) erörtert und in Rollenspielen geübt werden. Die TeilnehmerInnen werden gebeten eigene Fallvignetten mitzubringen.
Zielgruppe:
Psychiater und Psychotherapeuten
Didaktische Methode:
Wechsel von Input durch den Dozenten (Powerpoint-Präsentation, Video/Tonaufnahmen), Diskussion mit TeilnehmerInnen, auch anhand eigener Fallbeispiele, und Einübung von praktischen Fähigkeiten in Rollenspielen (z. B. Sexualanamnese)
In diesem Intensivkurs sollen zunächst die wesentlichen pharmakologischen Grundprinzipien der Psychopharmakotherapie vorgestellt werden, bevor sodann die wichtigsten in der psychiatrischen Pharmakotherapie gebräuchlichen Substanzgruppen und ihre klinische Anwendung besprochen werden.
Zielgruppe: Assistenzärztinnen und –ärzte; Fachärztinnen und –ärzte, die ihr Wissen auffrischen wollen; Psychologinnen und Psychologen, die sich ein vertieftes psychopharmakologisches Wissen verschaffen wollen.
Didaktische Methode: Kurzvorträge und interaktive Diskussion von Fallbeispielen, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eigene Problemlösungen erarbeiten sollen.
Angsterkrankungen zählen mit einer 12-Monatsprävalenz von 14% und ca. 61,5 Millionen Betroffenen in der Europäischen Union zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und gehen mit einer hohen sozioökonomischen Belastung einher.
Im diesjährigen State-of-the-Art Symposium „Angststörungen“ werden aktuelle Daten zu Epidemiologie, somatischen Begleiterkrankungen, Neurobiologie sowie psychotherapeutischen/pharmakotherapeutischen Empfehlungen und Entwicklungen bei Angsterkrankungen vorgestellt.
Radikalisierung auf vielen Gebieten und in zahlreichen Formen ist zu einem beherrschenden Thema in der Gegenwart geworden. Neben politischen, religiösen und sozialen Aspekten der Problematik geht es in der in der öffentlichen Wahrnehmung häufig auch um die Bedeutung von psychischen Störungen und die Funktion der Psychiatrie. Möglichkeiten und Grenzen unseres Faches bei der Beschäftigung mit Phänomenen der Radikalisierung sollen im Symposion aus unterschiedlichen Perspektiven erörtert werden.
Im letzten Jahr haben Cipriani und Kollegen in Lancet eine Netzwerkmetaanalyse zur vergleichenden Wirksamkeit und Verträglichkeit der wichtigsten Antidepressiva neuerer und älterer Generation durchgeführt. Diese Arbeit ist eine der wichtigsten zur Wirksamkeit von Antidepressiva in den letzten Jahren und die größte Metaanalyse, die jemals zu Antidepressiva durchgeführt wurde. Die Diskussion der Frage, welche Konsequenzen sich für die therapeutische Arbeit ergeben, ist immer noch hoch aktuell.
In diesem Symposium soll der Frage nachgegangen werden, welche Konsequenzen aus der Analyse für die praktische Arbeit mit depressiven Patienten gezogen werden können. Dazu wird Prof. Dr. Klaus Lieb (UM Mainz) die Ergebnisse der vergleichenden Analyse vorstellen und in den Kontext anderer Arbeiten stellen und interpretieren. Im Anschluss daran wird Prof. Dr. Tom Bschor (Schlosspark-Klinik Berlin) die Ergebnisse in aktuelle praktische Empfehlungen zur rationalen Therapie mit Antidepressiva einordnen und Empfehlungen zur Therapie von Depressionen mit Antidepressiva geben. Im dritten Beitrag des Symposiums wird Frau Prof. Dr. Elisabeth Schramm (Universitätsklinik Freiburg) darauf eingehen, bei welchen Patientengruppen und unter welchen Bedingungen alleinige Psychotherapie als Behandlungsalternative depressiver Störungen indiziert ist. Darüber hinaus wird sie diskutieren, wann es additive Effekte unter der Kombination mit Antidepressiva gibt, wie lange diese Effekte anhalten und wie sich eine sequentielle Behandlung oder Augmentierung auswirkt. Die Teilnehmer des Symposiums werden am Ende des Symposiums in der Lage sein, die Bedeutung einer medikamentösen Therapie bei Depression gegenüber einer Psychotherapie einzuschätzen und aus der Vielzahl der verfügbaren Antidepressiva eine rationale Auswahl auf der Basis von Wirksamkeit und Verträglichkeit zu treffen.
Die Weltgesundheitsorganisation benennt Depression als bedeutendsten Einzelfaktor für psychische Gesundheitsprobleme.Nach Schätzungen sind weltweit über 300 Millionen, in Deutschland über 4 Millionen Menschen daran erkrankt. Gleichzeitig scheint die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen trotz einiger Aufklärungskampagnen in Deutschland zuzunehmen. Das Merkmal „Depression“ wird z.B. häufig im Zusammenhang mit negativen Bewertungen genannt. So seien an Depression erkrankte Personen „schwach“, „unberechenbar“, „gefährlich“ und „selbst schuld“ an ihrer Situation. Solche negativen Meinungen der Allgemeinbevölkerung (Stereotypen), Zustimmung zu diesen Meinungen (Vorurteile) und entsprechende Verhaltensreaktionen auf diese Vorurteile (Diskriminierung) werden unter dem Konzept öffentlicher Stigmatisierung zusammengefasst. Aber auch bei anderen psychischen Störungen wie z.B. Schizophrenie und ADHS ist Stigmatisierung ein Problem. Im Symposium wird die Thematik an Hand von vier Vorträgen, in denen aktuelle empirischen Studien vorgestellt werden diskutiert. Der erste Vortrag stellt Ergebnisse eines repräsentativen Surveys zu Stigmatisierung bei ADHS vor. Im zweiten Vortrag wird eine prospektive Studie zu Auswirkungen eines psychiatrischen Krankenhausaufenthaltes auf Selbstbild du Stigma präsentiert. Im dritten und vierten Vortag werden Ergebnisse einer experimentellen Studie zu Selbstigmatisierungsprozessen und deren Auswirkungen bei depressiven Patienten vorgestellt.
Durch den demographischen Wandel steigt der Bedarf an Frühdiagnostik, aber auch an medizinischer Forschung im Bereich der Demenz. In diesem Zuge gewinnt die Beurteilung der Einwilligungsfähigkeit in sowohl diagnostische Maßnahmen als auch in Forschungsvorhaben in der Versorgung und der Forschung als auch im öffentlichen Diskurs an Bedeutung. In diesem Symposium wird diese Thematik durch konzeptuelle Vorträge und empirische Studien vorgestellt und eröffnet den Raum für weiterführende Diskussionen.
Hierzu wird Tanja Müller das Thema der interdisziplinären Beurteilung der Einwilligungsfähigkeit bei Demenz und die sich ableitenden ethischen Herausforderungen adressieren. Astrid Gieselmann schließt sich mit einem Projekt über die ethischen und praktischen Herausforderungen bei Forschungsvorausverfügungen für Menschen mit Demenz an. Ayda Rostamzadeh wird Ergebnisse aus der europäischen PreDADQoL-Studie vorstellen, bei dem die Auswirkungen der Alzheimer-Früherkennung bei MCI-Patienten auf die Lebensqualität untersucht werden. Scott Gossendanner berichte über ethische und praktische Aspekte der Demenzprädiktion für Ausbildung und Beratung. Mit diesem Programm richtet sich das Symposium sowohl an Klinikerinnen und Kliniker, die im diagnostischen Kontext mit Patienten mit einer Alzheimer Krankheit arbeiten, als auch an Forscherinnen und Forscher in diesem Gebiet.
Die Psychotraumatologie hat sich zu einem immer weiter ausdifferenzierten Forschungs- und Versorgungsbereich mit entwickelt. Für wichtige Bereiche wie die Behandlung nach akuten Traumatisierungen, die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit chronischen und komplexen Traumafolgestörungen sowie die Begutachtung von Traumafolgen liegen inzwischen jeweils eigene evidenzbasierte Standards vor. Im Symposium werden Fortschritte im Bereich der Psychotraumatologie anhand der aktuellen Aktivitäten zu solchen Diagnose- und Behandlungsstandards vorgestellt. Dazu gibt Prof. Dr. Dr. Jürgen Bengel, Freiburg, einen Überblick über die neue S2k-Leitlinie zur Behandlung von akuten Traumatisierungen. Dr. Ferdinand Haenel, Berlin, geht auf Aspekte der neuen AWMF Leitlinie „Begutachtung bei Kausalitätsfragen im Sozial-, Zivil- und Verwaltungsrecht“ ein, die für die Begutachtung traumatisierter Patientinnen und Patienten von Bedeutung sind. Prof. Dr. Ingo Schäfer, Hamburg, gibt einen Überblick über die neue S3-Leitlinie zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung, die unter Federführung der DeGPT und mit maßgeblicher Beteiligung der DGPPN erarbeitet wurde. Schließlich gibt Matthias Knefel, Wien, anhand von aktuellen Studienbefunden einen Überblick über die Diagnostik und Klassifikation der neuen ICD-11-Diagnose der „Komplexen PTBS“.
Die Architektur psychiatrischer Kliniken muss ein breites Spektrum an Aufgaben übernehmen: Sie soll beschützen, beruhigen, die Therapie und den Genesungsprozess unterstützen. In vielen Einrichtungen wird das Potential der gebauten Umwelt nicht annähernd ausgenutzt. Immer noch versterben jährlich rund 700 Menschen durch Suizid in stationären psychiatrischen Einrichtungen. Die Milieugestaltung wird häufig vernachlässigt.
Die Methodenrestriktion zählt zu den am besten belegten Prinzipien der Suizidprävention. Sie wird anhand von Beispielen aus dem Klinikbetrieb vorgestellt. Weiterhin wird dargelegt, dass Suizidprävention keinesfalls auf restriktive Ansätze beschränkt ist. Gerade die atmosphärischen Kriterien sind von besonderer Bedeutung, so dass erhebliche Schnittmengen zur Schaffung therapeutischer Umwelten bestehen. Am Beispiel der Umgestaltung einer Eingangszone wird erläutert, wie Architektur zu einer offenen und positiven Stationsatmosphäre beitragen kann. Bedeutsam ist ebenso, dass restriktive Maßnahmen nicht im Widerspruch zu Patientenzufriedenheit oder Pflegebedürfnissen stehen müssen und dürfen.
Aufgrund zunehmender personeller und finanzieller Ressourcenknappheit profitieren Einrichtungen daher in vielerlei Hinsicht von ganzheitlichen Architekturkonzepten. Unterstützung von Orientierung, Steigerung des Wohlbefindens, Aggressionsminderung, Stressreduktion für Patienten und Mitarbeiter oder Unterstützung der Genesung sind nur einige von vielen Nebeneffekten baulicher Suizidprävention. Der Neubau der Psychiatrie in Neuss ist dafür ein positives Beispiel.
Schlaf und Wachheit sind im EEG durch typische, meist oszillierende Muster charakterisiert. Diese stehen in Zusammenhang mit definierten Bewusstseinszuständen und hiervon abhängigen Hirnfunktionen. Ein häufig untersuchtes Beispiel ist die Bedeutung von langsamen Oszillationen des Schlafs für schlafabhängige Gedächtniskonsolidierung. Die Ausbreitung der Oszillationen über den Kortex hängt dabei von der Frequenz der Schwingung, aber auch vom Zustand des Netzwerks ab. Eine Beeinflussung von außen mittels Hirnstimulation kann daher entweder versuchen, eine Oszillation in der gewünschten Frequenz von außen auf den Kortex zu übertragen, oder die Erregbarkeit desselben zu verändern, damit sich körpereigene Schwingungen besser ausbreiten können.
Diese Art der Modulation von Schlaf ist einerseits mit Ängsten verbunden. Die Sorge vor einer negativen Beeinflussung durch elektromagnetische Felder wie Mobilfunk oder WLAN ist weit verbreitet. Andererseits ermöglichen nicht-invasive elektrische oder akustische Stimulationsverfahren neue Behandlungsmöglichkeiten für Schlafstörungen. Die Beeinflussung des „Resonanzraumes“ wird anhand der nicht-invasiven Gleichstromstimulation, die der Schwingung selbst durch oszillierende elektrische und akustische Stimulation vorgestellt.
Das Symposion beschäftigt sich mit unterschiedlichen Aspekten weiblicher Gewalterfahrungen und spezifischen Unterstützungsmöglichkeiten. Der 1. Vortrag (Prof. Dr. med. M. Schouler-Ocak, Berlin: Menschenhandel und Frauen) gibt zunächst einen Überblick über die Situationen von Frauen im Menschenhandel. Ein Schwerpunkt liegt auf den Anzeichen und den möglichen psychischen Folgestörungen of „Human Trafficking“. Darüber hinaus werden spezifische Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Im 2. Vortrag wird das Thema Gewalterfahrungen von Frauen am Beispiel geflüchteter Frauen spezifiziert (Dr. C. Kurmeyer, Berlin: Erfahrungen von Krieg, Gewalt und Flucht beeinträchtigen die Lebensqualität geflüchteter Frauen auch noch langfristig nach der Ankunft in Deutschland). Seit 2015 werden durch Institutionen der Charitè geflüchtete Frauen in besonderen Gesprächskreisen betreut und wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse zeigen, dass weibliche Geflüchtete andere Formen der Unterstützung bei der Bewältigung traumatischer Ereignisse benötigen als Männer in vergleichbarer Lage.
Geschlechtsrollen bei Posttraumatischen Belastungsstörungen stehen im Fokus des 3. Vortrages (Prof Dr. med. A. Kersting, Leipzig: Gibt es eine geschlechtsspezifische Verarbeitung traumatischer Erfahrungen?). Eine systematische Literatursuche identifizierte 23 Studien. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die männliche Rolleneinstellung, jedoch nicht die weibliche Einstellung, mit einem erhöhten Risiko für PTSD einhergeht. Individuelle Faktoren moderieren die Zusammenhänge zwischen den Geschlechtsrollen und der Ausprägung der PTSD.
Im letzten Vortrag des Symposions (Dr. J. Schellong, Dresden: häusliche Gewalt – hilflose Helfer) werden die Ergebnisse einer Befragung aller Ärzte in Sachsen dargestellt. Befragt wurden die Ärzte zum Helfernetzwerk häuslicher Gewalt. An der Befragung nahmen 1.346 Ärzte teil, die eine geringe Kontakthäufigkeit angaben und Unsicherheiten, welche Hilfe sie anbieten könnten.
Zwangsstörungen gehören mit einer Lebenszeitprävalenz von 3 % zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und gehen meist mit einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität einher.
Das geplante Symposium setzt den Fokus auf therapeutische Herausforderungen bei Patienten mit schwer ausgeprägten Zwangsstörungen.
Differentialdiagnostisch sind Zwangserkrankungen mitunter schwer abgrenzbar von psychotischen Störungen. Hinsichtlich der therapeutischen Strategie ist diese Unterscheidung jedoch von entscheidender Relevanz. Mathias Zink wird in seinem Vortrag auf die Differentialdiagnose zwischen psychotischen und obsessiv-kompulsiven Syndromen eingehen. Ferner stellt er aktuelle pathogenetische Konzepte für eine Komorbidität von Zwang bei Psychose dar und leitet daraus Konsequenzen für die Psycho- und Pharmakotherapie ab.
Ulrich Voderholzer thematisiert das klinisch hoch relevante Thema der Pseudo-Therapieresistenz, wobei er Daten aus mehreren großen Versorgungsbefragungen sowie einer aktuellen Erhebung (n=400) berichten wird. Dabei zeigte sich, dass die Anwendung von SSRIs inzwischen stärker verbreitet ist, die empfohlene Expositionsbehandlung aber überwiegend nicht Leitlinien-gerecht durchgeführt wird. Er wird erläutern, welche praktischen Implikationen dies sowohl für ambulante und stationäre Settings hat. Darüber hinaus wird er Behandlungs- und Katamnese-Ergebnisse stationärer Therapien bei therapieresistenten Patienten berichten.
Bestätigt sich die Resistenz gegenüber psychotherapeutischen und pharmakologischen Behandlungen, kann die tiefe Hirnstimulation eine Option darstellen. In der Uni Köln wurden seit 2003 über 40 Patienten mittels tiefer Hirnstimulation im Nucleus accumbens bei therapieresistenter Zwangsstörung behandelt. Daniel Huys wird über die Erfahrung in der Beratung und Behandlung von Zwangspatienten mittels Neuromodulation berichten und die Ergebnisse einer aktuellen, 20 Patienten umfassenden Studie mit einer Responder-Rate von 40%, vorstellen.
Seit 01.01.2018 ermöglicht der § 115d SGB V die stationsäquivalente psychiatrische Behandlung in der Lebenswelt der Patienten, die Vereinbarung zwischen dem GKV-Spitzenverband und der Deutschen Krankenhausgesellschaft präzisiert die Umsetzung dieser Behandlungsform. Unabhängig davon haben sich verschiedene Arbeitsgruppen in Deutschland schon in den Jahren davor auf den Weg gemacht, Menschen mit psychischen Erkrankungen eine Behandlung zu ermöglichen, die näher an ihrer Lebenswelt ist und deren soziales Netzwerk in die Behandlung einbezieht.
4 Referenten stellen unterschiedliche Modelle aufsuchender Behandlung vor. Prof. Bechdolf aus Berlin berichtet über die ersten praktischen Erfahrungen mit StäB in der Großstadt. Neben den Herausforderungen der Implementierung geht er auf erste Behandlungsergebnisse ein. PD Dr. Frasch referiert über das Home Treatment, welches seit vielen Jahren im Donauwörth-Kreis durchgeführt wird. Interessant ist die Darstellung der klinischen Wirksamkeit und der Kosteneffektivität im Vergleich zur vollstationären Behandlung. Dr. Koch-Stoecker aus der Arbeitsgruppe von Prof. Driessen stellt die ambulante Intensivbehandlung im Rahmen der Psychiatrischen Institutsambulanz, die ebenfalls seit Jahren durch die Mitarbeiter*innen angeboten wird und sehr erfreuliche Behandlungsergebnisse zeigt. Abschließend berichtet Dr. Claus über die Integrative Versorgung von Menschen mit Psychosen im Rahmen des IV-Vertrags stattkrankenhaus®. Dieser Ansatz entspricht am ehesten den Kriterien des Assertive Community Treatment.
Mit diesem von ackpa und BDK gemeinsam veranstalteten Symposium soll verdeutlicht werden, dass neben der aktuell viel diskutierten Stationsäquivalenten Behandlung vielfältige andere Modelle erfolgreich umgesetzt werden, die Patienten aufsuchend mit multiprofessionellen Teams im häuslichen Umfeld behandeln. Verschiedene Ansätze werden vorgestellt und konkrete Erfahrungen aus den unterschiedlichen regionalen Kontexten zur Diskussion gestellt.
Menschen mit geistiger Behinderung bilden einen erheblichen Anteil der Population forensischer Kliniken, dabei differieren die Zahlen in den verschiedenen Bundesländern erheblich (2-25% der untergebrachten). Weiterhin sind die Unterbringungszeiten überdurchschnittlich lang. Vor diesem Hintergrund erstaunt es, dass es nur wenige spezialisierte Angebote zur Behandlung dieser Patientengruppe gibt. Sowohl in Diagnostik (Epidemiologie, Verhaltensstörungen, Verhaltensphänptypen, spezifische Störfaktoren u.a.) als auch in der Therapie (spezielle Psychotherapie, Prinzip des sozio-emotionalen Ansatzes, Psychopharmakologie bei häufigen somatischen Komorbiditäten) von Menschen mit geistiger Behinderung ergeben sich viele Besonderheiten, welche letztendlich auch Einfluss auf den Begutachtungsprozeß haben sollten. In diesem Symposium geben die ReferentInnen einen Überblick auf alle forensischen Aspekte in Zusammenhang mit Menschen mit geistiger Behinderung, sowohl zur Begutachtung, zur Behandlung und zur Prognose. Auch sozialrechtliche Aspekte werden Erwähnung finden. Grundlage sollen auch Fallbeispiele sein, die gerne auch von den Teilnehmern vorher den Referenten als Diskussionsgrundlage übermittelt werden können.
Cannabis consumption around puberty has long been discussed as an inducer drug of schizophrenia or, alternatively, as desperate self-medication during psychotic episodes or during the disease prodrome. Nowadays, it is quite safe to say that despite some truth to both views, cannabis can induce schizophrenia in predisposed individuals, dose-dependently lead to earlier disease onset, and act as trigger of psychotic relapses. But it can also result in amotivational behavior, social withdrawal or cognitive deficits upon peripubertal use. Here, a specific and highly relevant responsibility of psychiatry arises, and awareness among essentially all clinicians and in the general public needs to grow. Legalizing cannabis may not send the right message to the public.
Robin Murray, a leading pioneer in this field, will give us an update on the long-term relationship between cannabis and psychoses. Beat Lutz will motivate the audience to understand the basics of the brain cannabinoid system. Hannelore Ehrenreich will speak about juvenile cannabis consumption as risk factor of behavioural abnormalities and mental illness. Delineating an important and urgent task for psychiatry, bill Honer will talk about cannabis use and its consequences after its legal release in Canada.
Eine neuronale Entwicklungsstörung wird bei einer Vielzahl psychischer Erkrankungen postuliert, jedoch konnten bislang belastbare in-vivo Nachweise für eine Störung der zerebralen Reifung nur unzureichend erbracht werden. Neuere methodische Entwicklungen in der hochauflösenden Bildgebung des Gehirns und fortgeschrittene Datenanalyseverfahren erlauben jedoch zunehmend auch Aussagen über neuronale Entwicklungs- und Reifeprozesse von der Kindheit bis ins junge Erwachsenenalter. Dieses Symposium soll den Brückenschlag vom entwicklungsneurobiologisch geprägten pathogenetischen Modellen zur Klinik und Diagnostik fördern. Es werden neueste Befunde der strukturellen und funktionellen Bildgebung im Kontext kortikaler Entwicklungsstörungen präsentiert und in einen klinischen Kontext eingebettet. Neben Befunden zur Bedeutung kortikaler Entwicklungsstörungen bei Erkrankungen aus dem Autismus-Spektrum werden neue Daten zur polygenetischen Modulation der kortikalen Faltung bei schizophrenen Störungen vorgestellt. Ergänzt werden diese Befunde durch eine dimensionale Betrachtung des motorischen Systems und der Charakterisierung eines neuen „motorischen intermediären Phänotyps“ bei Schizophrenie-Spektrumsstörungen. Auf dem Gebiet der affektiven Erkrankungen wird anhand rezenter Daten die kortikale Faltung als Vulnerabilitätsmarker und potenziell verlaufsprägendes Merkmal dargestellt. Darüber hinaus soll die transdiagnostische Relevanz kortikaler Faltungsparameter bei Störungen mit prominentem Affektregulationsdefizit diskutiert werden.
Sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten von Menschen stehen weltweit immer wieder im Zentrum religiöser, gesellschaftlicher, politischer und somit auch medizinischer Diskurse. Die gesellschaftliche und religiöse Anerkennung der Vielfalt von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität sowie die rechtliche Gleichstellung hat einen positiven Effekt auf die seelische Gesundheit von LGBT (lesbian,gay,bisexual und trans-)Menschen (u.a.Hatzenbuehler 2013, Kealy-Bateman 2015), während Diskriminierung und Ausgrenzung zu einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen bei diesen Minderheiten führt (u.a.Meyer 2003, Plöder 2015). In diesem Symposium sollen aus den unterschiedlichen Bereichen Medizin, Religion und Pädagogik Beispiele diskutiert werden welche Auswirkungen auf die Resilienz oder Vulnerabilität von LGBT-Menschen haben.
Lieselotte Mahler wird im ihren Vortrag über die Gefahren und Risiken sprechen welche Religionen im diesen Zusammenhang spielen. Insbesondere wird sie auf die Risiken sogenannter „Konversionstherapien“ zu sprechen kommen, über deren Verbot gerade in der Bundesrepublik diskutiert wird. Bertold Höcker, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreis Berlin Mitte wird über die Wichtigkeit der Integration und Akzeptant der Vielfalt sexueller Orientierungen in Religionen sprechen. Stefanie Nordt und Thomas Kugler werden eine Broschüre zur sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt als Themen frühkindliche Inklusionspädagogik des Berliner Senats vorstellen. Es ist die erste im deutschsprachigen Raum und stellt eine Handhabung für Pädagogen*inne und Erzieher*innen dar um die Vielfaltsdimensionen von Geschlecht, Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung Kindern zu vermitteln.
Die überarbeitete Leitlinie besteht zukünftig aus drei Teilen. In einem ersten Abschnitt werden die gemeinsamen methodischen und rechtlichen Aspekte der Leitlinie erläutert. Im 2. Teil wird die Dimension der Begutachtung der beruflichen Leistungsfähigkeit dargelegt und im dritten Teil die Kausalitätsbegutachtung. In der Arbeitsgruppe bestanden erhebliche Diskussionen in der Erhebung von etwaigen Aggravations- und Dissimulationstendenzen.
Im folgenden werden Erfahrungen mit der Anwendung der Leitlinie sowie aus der Praxis der Begutachtung vorgestellt.
Wegen psychischer Krankheiten scheiden inzwischen mehr Menschen vorzeitig aus dem Erwerbsleben aus als wegen Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und orthopädischen Leiden zusammen. Auch für die private Berufsunfähigkeitsrente werden sie zunehmend relevant. Hinzu kommen Begutachtungen zu Kausalitätsfragen. Entsprechend steigt der Bedarf an qualifizierten Gutachten. In der Vergangenheit gab es Kritik, Gutachten im Psych-Bereich seien nicht valide, da sie sich nicht auf „objektiv“ messbare Fakten stützen. Dem wurde mit der nun aktualisierten S2-Leitlinie im Sinne eines Standardisierungsprozesses entgegengewirkt.
Neuropsychologische und Eignungsdiagnostische Begutachtungen stellen für Gutachter*innen häufig eine Herausforderung dar. In vielen Fällen handelt es sich bei psychologischen Gutachten um eine Unterfrage eines medizinischen Gutachtens. Der Vortrag geht auf Probleme ein, beispielsweiseob eine psychologisch zu beantwortende Fragestellung vorliegt oder nach welchen Kriterien die berufliche Eignung festgestellt wird.
Im letzten Gutachtenabschnitt, der Beurteilung, ist eine Konsistenzanalyse durchzuführen. Widersprüche und Unsicherheiten sind offen zu benennen und die Schlussfolgerung nachvollziehbar zu begründen. Die Bedeutung der Konsistenzanalyse wird anhand von Praxisbeispielen veranschaulicht.
Zeitlicher Konflikt von Frau Oddo-Sommerfeldt ist in Ordnung!
Die aktuelle Studienlage belegt den Nutzen von körperlicher Aktivität und Sport-/Bewegungstherapie in der Behandlung von psychischen Erkrankungen. Körper- und bewegungsorientierte Interventionen wirken über neurobiologische und neuroendokrinologische Effekte durch Anpassung des Körpers an körperliche Aktivität/Trainingsreize und über die spezifischen und unspezifischen Wirkfaktoren der Behandlung von psychischen Erkrankungen. Forschungsarbeiten zur Wirksamkeit liegen aus der Sportwissenschaft, der Psychiatrie und Sportmedizin, sowie der Tanztherapie vor. Für eine weitere Etablierung von körper- und bewegungsorientierten Interventionen zur Versorgung von Patienten mit psychischen Erkrankungen ist eine Zusammenarbeit der Referate Sportpsychiatrie und Gesundheitsfachberufe zielführend. Gleichzeitig soll im Symposium die Versorgungslage mit Sport-/Bewegungstherapie anhand von aktuellen Daten aus der Psychosomatik und der Psychiatrie diskutiert werden. Die Anpassung der Versorgung an wissenschaftlich begründete Empfehlungen stellt eine Herausforderung für das Gesundheitswesen dar.