Lachen und Lächeln sind zentrale non-verbalen Kommunikationsformen des Menschen. Obwohl im Deutschen der Begriff 'Lächeln' der Wortherkunft nach gleichsam ein kleines Lachen nahelegt, sind auf der phänomenologischen und sozialästhetischen Ebene große Unterschiede zwischen Lachen und Lächeln festzumachen. Lachen kann man eigentlich nur lauter oder leiser, während das Lächeln mit mehr als 150 verschiedenen Arten als wesentlich facettenreicher erscheint. Darüber hinaus ist die Bedeutung des jeweiligen Lächelns immer auch kontextabhängig. Das echte, sogenannte Duchenne-Lächeln, das unmittelbarer Ausdruck erlebter Freude ist, fördert unsere Regeneration und wirkt somit gesundheitsförderlich. Das gekünstelte, grimassierende Lächeln, das ohne jedwede innere Freude zur Schau getragen werden muss, ist dagegen gesundheitsgefährdend. Da Menschen dabei etwas nach außen hin darstellen müssen, was sie in keiner Weise innerlich erleben, kann das, wie uns Erfahrungen aus Dienstleistungsberufen wie z.B. Flugbegleiterinnen oder Service-Personal im Gastgewerbe zeigen, sogar nicht selten in eine Burn-out-Problematik münden. Warmherziger Zugang zum Nächsten, der sich in warmherzigen Lächeln ausdrückt, spielt auch in der Medizin und in Gesundheitsberufen eine entscheidende Rolle, indem es Heilungsprozesse fördert. Freundlich aufrichtiges Lächeln vermittelt darüber hinaus dem Gegenüber auch Sicherheit und Geborgenheit und wird damit zur unabdingbaren Basis für eine gelingende Therapeuten-Patienten-Beziehung. Im vorliegenden Symposium wird, nachdem in phänomenologischen Analysen sozialästhetischen Analysen und Überlegungen das Wissen um das Wesen des Lächelns und seine Wirkungen auf den Menschen in seinem Miteinandersein mit Anderen im Allgemeinen zu vertiefen sein wird, auch konkret auf die klinisch-praktischen Aspekte des Lachens und Lächelns im diagnostischen und therapeutischen Prozess bei psychisch kranken Menschen im Besonderen einzugehen sein.
Depression is a stress-related disorder where, from a clinical perspective, genetic vulnerabilities and environmental factors interact to produce a stressed brain – manifesting as clinical depression. On the other hand, antidepressive interventions such as medication, biological therapies and psychotherapy induce plastic changes which counteract this stressed brain state. Neural plasticity and its positive and negative modulation might be a key element to understand how a brain gets depressed and how depression is relieved.
This symposium examines this concept using a translational approach ranging from molecular neurobiology to clinical trials.
Claus Normann (Freiburg) introduces the neuroplasticity hypothesis of depression and shows the bidirectional modulation of synaptic plasticity in brain slices and animal models of depression caused by stress, antidepressants and brain stimulation, its mechanisms and clinical implications. Igor Branchi (Rome) demonstrates how antidepressants increase neural plasticity. Increased neural plasticity, in turn, enhances the susceptibility to the environment. Therefore, treatment outcome is dependent on the drug by environment interaction. Christoph Nissen (Bern) goes into the assessment of plasticity in healthy and depressed humans and the role of sleep-specific brain activity in the modulation of plasticity. He shows how sleep-specific interventions such as sleep deprivation and non-invasive auditory closed-loop stimulation of slow oscillations in the sleep might be used to treat depression. Martin Walter (Tübingen) focuses on the rapid acting antidepressant ketamine and its effect on brain plasticity. Ketamine might be used to augment psychotherapy; and results from brain imaging will be used to assess this interaction.
Antipsychotische Polypharmazie stellt bei der Behandlung psychotischer Störungen eine weltweit gängige Praxis dar. Unklar bleibt, welche Formen der Kombinationstherapie vor dem Hintergrund möglicher Interaktionen und Unverträglichkeiten eine gerechtfertigte Herangehensweise bei mangelndem Therapieansprechen bilden und wie rationale Ansätze der Behandlung in die klinische Praxis Eingang finden können. Die Einführung digitalisierter Verordnungsmodule bringt hierzu die Möglichkeit mit sich, flächendeckende Erhebungen der aktuellen Verordnungspraxis durchzuführen und dem Behandelnden neue Therapievorschläge zu unterbreiten.
Das Symposium stellt neueste Erkenntnisse zur Evidenz von Kombinationstherapien und Wechselstrategien vor und stellt diese aktuellen Daten aus der Versorgungsrealität gegenüber. Die Diskussion soll dazu beitragen, innovative Strategien bei der Implementierung leitliniengestützter Therapiealgorithmen zu entwickeln und den klinisch tätigen Behandelnden zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema antipsychotische Polypharmazie anregen.
Affektive und schizophrene Störungen (MDD, BD, SZ) sind komplexe und heterogene Phänotypen, bisher rein phänomenologisch charakterisiert. Das Symposium soll einen nosologisch übergreifenden Weg für eine neurobiologisch fundierte Konzeption zu Ätiologie und Verlauf affektiver und schizophrener Störungen aufzeigen. Es werden dabei der Stand der Literatur, eigene Vorarbeiten und Ergebnisse der DFG FOR 2107 anhand ausgewählter Projekte dargestellt. Das Symposium soll der Validierung von Hypothesen zu Gen, Umwelt und Gen x Umwelt Interaktionen auf Gehirnstruktur- und Funktion im longitudinalen Verlauf der endogenen Psychosen referieren. Ein besonderer Fokus des Symposiums liegt neben der strukturellen und funktionellen Bildgebung auf der Rolle der Genetik, Epigenetik, Immunologie und deren Umweltinteraktionen. Ziel ist weiterhin die Charakterisierung von „Biotypen“, jenseits der phänomenologischen Störungskategorisierung. Das Forschungsprogramm der neurobiologischen Untersuchung zur Ätiologie der endogenen Psychosen in der DFG FOR2107 soll den Weg für eine neurobiologisch fundierte, transdiagnostische Konzeption der Ätiologie und dem Verlauf der endogenen Psychosen ebnen.
Lithiumaugmentation (LA) genießt trotz stabiler Evidenzlage im Einsatz als Rezidivprophylaktikum sowie als Augmentativum bei Patienten und Ärzten einen kontroversen Ruf, was den klinischen Einsatz oftmals erschwert. Zudem gibt es bis heute keine ausreichend sicheren Prädiktoren für die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Lithium in der Behandlung affektiver Störungen. Hubertus Himmerich wird am Beispiel der Behandlung mit Lithium wesentliche Einflussfaktoren auf therapeutische Entscheidungen in der Therapie von Patienten mit depressiven Erkrankungen darstellen. Dabei erläutert er die Rolle von Störungs- und Behandlungscharakteristika, individuellen patienten- und behandlerbezogenen Faktoren sowie kontextuellen Parametern wie Setting, Behandlungsalgorithmen und pharmakoökonomische Aspekte. Roland Ricken stellt einen Gentest vor, der zur Vorhersage des Behandlungserfolges der LA bei unipolarer Depression eingesetzt werden kann. Aktuelle Befunde zeigen, dass die therapeutische Wirksamkeit bereits vor Behandlungsbeginn abgeschätzt werden kann. Auch das individuelle Nebenwirkungsrisiko könnte eine wertvolle Entscheidungshilfe im Rahmen einer personalisierten psychiatrischen Pharmakotherapie sein: Urs Heilbronner wird Einblick in die Möglichkeiten einer individuellen Vorhersage des Gewichtzunahme-Risikos unter Lithium-Therapie geben. Pichit Buspavanich berichtet aktuelle Daten zur Wirksamkeit und Nebenwirkung der LA bei geriatrischen im Vergleich zu nicht-geriatrischen Patienten mit therapieresistenter Depression. Diese Daten zeigen die LA als hochgradig effektiv bei älteren Patienten und weisen auf eine überlegene Wirksamkeit der LA bei geriatrischen Patienten hin. Er diskutiert das Ergebnis vor dem Hintergrund der beobachteten Nebenwirkungshäufigkeit. Das Symposium soll Im Kontext personalisierter Medizin dazu beitragen, Forschungsergebnisse in die Patientenversorgung zu übertragen und die Risiko-Nutzen-Abwägung bei der Indikationsstellung zur LA zu verbessern.
Unter der Federführung der DGPPN und der DG-Sucht wird aktuell eine AWMF S3-Leitlinie zu Medikamentenbezogenen Störungen entwickelt (Leitung Ursula Havemann-Reinecke und Anil Batra). Die Umsetzung erfolgt in Kooperation mit dem Ärztlichen Zentrum für Qualitätssicherung, (ÄZQ, Katrin Krüger und Corinna Schaefer). 42 Fachgesellschaften und zusätzlich 3 Fachexperten einschließlich Patientenvertretern beteiligen sich an der Erstellung der Leitlinie. Es wurden 12 verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, in denen Schlüsselfragen teils auch mit Delphi-Verfahren ermittelt wurden und werden, deren Beantwortung anhand der durchgeführten Literaturrecherchen bearbeitet werden. Vielfach mangelt es an belastbarer Literatur und Fragen müssen im Expertenkonsens beantwortet werden. In dem Symposium werden erste Ergebnisse und erste Schlüsselempfehlungen aus vier Arbeitsgruppen vorgestellt: 1. A. Batra wird über die Benzodiazepine in Deutschland sprechen und hierbei besonders über therapeutische Möglichkeiten bei schädlichem Konsum, Abhängigkeit und Entzug von Benzodiazepinen (ICD 10 F13.1., 13. 2. und 13.3) und psychiatrischer Komorbidität. 2. M. Schulz wird zur Problematik, Behandlung und Prävention von Schädlichem Gebrauch ohne Abhängigkeit von nichtopioiden Analgetika (ICD 10 F 55) berichten. 3. U. Havemann-Reinecke stellt die Situation der Opioide und der opioidbedingten Störungen in Deutschland im Vergleich zu der in den USA und Kanada anhand von epidemiologischen Daten dar und spricht über Aspekte der Diagnostik und Therapie von schädlichem Konsum, Abhängigkeit von Opioiden (ICD 10 F11.1. und 2.) und Entzug (ICD 10 F11.3) sowie psychiatrische Komorbidität. 4. E. Hoch beleuchtet das Abhängigkeitsrisiko von medizinischem Cannabis und erste Schlüsselempfehlungen zu Schädlichem Konsum, Abhängigkeit und Entzug von medizinischem Cannabis (ICD 10 F 12.1, 12.2 und 12.3) sowie psychiatrischer Komorbidität.
Dieses Symposium wird neue Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen der Schizophrenieforschung vorstellen, die dabei helfen die komplexen Wirkmechanismen von Antipsychotika besser zu verstehen und gleichzeitig Implikationen für die Antipsychotika-Therapien aufzeigen. Im Fokus stehen dabei mögliche Veränderungen der Hirnfunktion die durch Antipsychotika modeliiert werden sowie Strategien zur Therapieprädiktion und Behandlungen in Risikosituationen wie der Peripartalzeit.
Nina Kraguljac aus Birmingham (USA) präsentiert neue Ergebnisse von Diffusions-Tensor Bildgebungsstudien in unbehandelten Patienten mit Erstpsychosen im Vergleich zu Kontrollprobanden und Veränderungen nach Therapie mit Risperidon. Darüber hinaus wird der Einfluss von Integrität der weißen Substanz in nicht-medizierten Patienten auf den anschließenden Behandlungseffekt untersucht.
Sebastian Walther aus Bern wird über Bewegungsstörungen bei Psychosepatienten berichten und die komplexen Interaktionen zwischen spontanen und Antipsychotika-assoziierten Bewegungsstörungen beleuchten. Veränderungen der Bewegungen und des motorischen Systems treten bereits im Prodromalstadium auf und müssen daher frühzeitig mituntersucht werden, um die Behandlung optimal anzupassen.
Daniel Müller aus Toronto (Kanada) wird neueste Studien und Empfehlungen zum Einsatz von pharmakogenetischen Markern für die Steuerung der Antipsychotika-Therapie vorstellen. Während die durch genetische Untersuchungen messbare CYP2D6-Aktivität maßgeblich die Serumspiegel von verschiedenen Antipyschotika beeinflußt, legen ersten genomweite Untersuchungen durch Analysen der Polygenic Risk Scores einen Einfluss auf das Therapieansprechen nahe.
Sarah Kittel-Schneider aus Frankfurt wird schließlich aktuelle Daten zu Antipsychotikatherapie in Schwangerschaft und Stillzeit zusammenfassen und Empfehlungen zum peripartalen Management bei Patientinnen mit Psychoseerkrankungen in der Zeit um die Geburt geben.
Matthias Jäger wird über den informellen Zwang in therapeutischen Beziehungen reflektieren: Jenseits formeller Zwangsmaßnahmen kommen im klinischen Alltag Interventionen zum Einsatz, die in verschiedener Weise Druck auf Patient*innen ausüben können. Diese Interaktionen werden oft bewusst oder unbewusst angewendet, um formelle Zwangsmaßnahmen zu vermeiden und die Entscheidung der Patient*innen zu lenken. Bei unreflektierter Anwendung können unerwünschte Folgen für den Behandlungsverlauf auftreten. Lieselotte Mahler stellt einen Leitfaden zur Nachbesprechung von Zwangsmaßnahmen vor, der eine Möglichkeit darstellt nach Eskalationen und Zwangsmaßnahmen die therapeutische Beziehung aufzubauen bzw. zu erhalten. Sie wird dabei sowohl Praxisbeispiele vorstellen, als auch Studienergebnisse über die Effekte der Nachbesprechung auf Traumafolge Symptome, die therapeutische Beziehung, dem subjektiven Erleben von Zwang und Zwangsmaßnahmen darstellen. Christiane Montag wird über die Herausforderung des Beziehungsaufbaus mit Patient*innen in akuten psychotischen Episoden sprechen. Psychodynamische Konzepte wie das von Mentzos beschriebene Dilemma zwischen selbst- und objektbezogenen Tendenzen können für die Behandelnden eine Hilfe darstellen, um eine mögliche Funktionalität psychotischer Symptome zu verstehen und einen für die Betroffenen (er-)lebbaren, nicht-bedrohlichen, interpersonellen Kontakt zu etablieren. Gwen Schulz wird über den zentralen Wirkfaktor der Hoffungsvermittlung in therapeutischen Beziehungen sprechen. Insbesondere wird sie aufzeigen wie wichtig es ist Krisen zu enttabuisieren, und die besondere Möglichkeit die Genesungsbegleiter*innen in diesem Kontext darstellen. In therapeutischen Beziehungen werden sie als Menschen, die wissen, was das an Schmerz, Stillstand und Hoffnungslosigkeit in der Situation selbst bedeuten kann, mit ihren eigenen Erfahrungen spürbar und glaubwürdig, was eine hohe Wirkungskraft hinsichtlich Hoffnungsvermittlung darstellt.
Eine zunehmend kultur-, religions- und migrationssensible Psychotherapie prägt die psychiatrische Praxis in Deutschland. Das hat dazu geführt, klassische religiöse Themen wie Schuld und Vergebung stärker im psychotherapeutischen Kontext zu reflektieren. Exemplarisch am Schuldbegriff und seiner praktischen Verarbeitung werden in diesem Symposium mit Hilfe eines interdisziplinär-interkulturellen Denkansatzes säkulare wie religiöse Bewältigungsversuche vorgestellt.
Das Empfinden von Schuld gehört zum Mensch-Sein, begleitet das alltägliche soziale Miteinander und kann ein Indikator für Achtsamkeit, Empathiefähigkeit und soziale Intelligenz sein. Die Wahrnehmung kann aber auch in tiefe Krisen, quälende Selbstabwertung und eine Blockade für Selbstentfaltung und Kommunikation mit anderen führen. Schuld und ihre praktische Bewältigung spielt daher im therapeutischen Alltag eine zentrale Rolle. Parallel dazu gibt es eine Fülle von religiösen Bewältigungsansätzen.
In diesem vom Referat für Religiosität und Spiritualität der DGPPN organisierten Symposium wird es um folgende Inhalte gehen: M. Utsch wird über aktuelle, europäisch-psychologische Vergebenstechniken berichten; I. Ohls den Dialog aus christlicher Theologie und neuen geisteswissenschaftlichen Strömungen ( ‘medical humanities‘ & ‚healing arts‘) vorstellen; U. Anderssen-Reuster wird darlegen, wie Mitgefühl i.R. des buddhistischen Geistestrainings systematisch trainiert wird; und P. Kaiser in einer transkulturell-politischen Dimension von seiner Arbeit mit Geflüchteten im Bezug auf den Schuldbegriff und seine Bewältigung sprechen.
Im Rückgriff auf weltweites Kulturgut und verschiedene Behandlungsmethoden möchte dieses Symposium aufzeigen, wie die therapeutische Praxis von diesen Impulsen konkret bereichert werden kann. Säkulare wie religiöse Wege des Verzeihens und Loslassens können zu einer gelingenden Auseinandersetzung mit dem Schulderleben beitragen.
Einleitung
Qualitätsindikatoren sollen dazu dienen, die Qualität der Strukturen, Prozesse und Ergebnisse der Versorgung in Zahlenwerten abzubilden und Anreize für qualitätssichernde Maßnahmen zu schaffen. Modellprojekte und Vorschläge zu Qualitätsindikatoren gibt es in Deutschland inzwischen einige. Zukünftig sollen Qualitätsindikatoren in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung im Rahmen der externen Qualitätssicherung routinemäßig erhoben und öffentlich berichtet werden.
Methode
Dieses Symposium gibt einen Überblick über die Implementierung und Erhebung von Qualitätsindikatoren in der stationären psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung. Hierzu werden die routinemäßigen Qualitätsindikatoren-Auswertungen im LVR-Klinikverbund und in den Vitos-Kliniken dargestellt. Dabei wird neben der klinischen Sicht auch eine gesundheitsökonomische Perspektive eingenommen. Zudem wird am Beispiel der Schweiz gezeigt, wie Qualitätsindikatoren auf nationaler Ebene ausgewertet werden und welche praktischen Implikationen sich hieraus ergeben. Weiterhin wird über den aktuellen Stand der externen Qualitätssicherung in Deutschland berichtet, nach der das Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTiG) Qualitätsindikatoren für Personen mit Schizophrenie, schizotypen und wahnhaften Störungen entwickelt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung
Dieses Symposium gibt einen Überblick zu aktuellen Entwicklungen in der routinemäßigen Nutzung von Qualitätsindikatoren im stationären psychiatrisch-psychotherapeutischen Bereich und zeigt wie systematisch entwickelte Qualitätsindikatoren in die Versorgungspraxis implementiert werden können. Hierbei wird auch auf Fragen nach der Vergleichbarkeit, der Validität und Praktikabilität von Qualitätsindikatoren eingegangen.
Essstörungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Jugendlichen- und jungen Erwachsenenalter und haben weltweit an Bedeutung innerhalb der Versorgungssysteme gewonnen.
Das Symposium schlägt die Brücke von der Forschung zur Versorgung und präsentiert die für das Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie relevanten Erkenntnisse aus den letzten Jahren.
Verena Haas von der Charité, Berlin, befasst wissenschaftlich sich seit vielen Jahren mit der Wiederernährung von Patienten mit extremem Untergewicht. Sie erläutert, wie neuere Erkenntnisse derzeit zu einem Paradigmenwechsel bei der initialen Wiederernährung von Patientinnen mit Anorexia nervosa von „start low, go slow“ zu „start high(er), advance fast(er)“ führen. Mit engem medizinischen Monitoring kann eine raschere Wiederernährung zur Vermeidung von mit Untergewicht assoziierten Komplikationen auch ohne erhöhtes Risiko für ein Refeeding-Syndrom gelingen
Adrian Meule von der Universität Salzburg stellt die wichtigsten Ergebnisse eigener Studien zur Bedeutung von Impulsivität und Food Addiction bei Adipositas und Binge-Eating-Störung vor und legt die Bedeutung psychologischer und anderer Faktoren in der Genese der Adipositas dar.
Johannes Heßler aus der AG Psychotherapie und Versorgungsforschung an der LMU München berichtet über die Häufigkeit und Bedeutung psychiatrischer Komorbiditäten und ihrem Einfluss auf Schweregrad und Therapieoutcome anhand einer neuen Analyse eines Mega-Datensatzes von > 1000 Patienten mit verschiedenen Essstörungen aus der Routinebehandlung stationärer Einrichtungen.
Tabea Bauman von der Schön Klinik Roseneck gibt ein Update zur Pharmakotherapie von Essstörungen, zu der es bislang nur wenige Studien gibt. Anhand einer Analyse von Routinedaten wird der Zusammenhang zwischen Medikation und Therapieoutcome dargestellt und es werden die wichtigsten Leitlinienempfehlungen zu diesem Thema präsentiert.
Psychische Störungen kommen im Leistungssport wenigstens so häufig vor wie in der Allgemeinbevölkerung. Insgesamt wurden sie aber bisher, mit Ausnahme gestörten Essverhaltens und Essstörungen bei Sportlerinnen, nur wenig untersucht.
Die teilweise spezifische klinische Präsentation physischer Störungen im Sport, die in der wechselseitigen Beziehung sportspezifischer körperlicher und seelischer Anforderungen, aber auch der Persönlichkeit des Sportlers und seines Umfeldes mitbegründet liegt, müssen von in der klinischen Versorgung von Leistungssportlern tätigen Psychiatern berücksichtigt werden. In der Behandlung müssen weitere Besonderheiten Berücksichtigung finden, so bedarf es durch Training und Wettkämpfe oftmals einer hohen Flexibilität des Behandelnden und bei der Gabe von Medikamenten müssen die Dopingregularien beachtet werden.
In der Session «„Junge“ Sportpsychiatrie – über psychische Störungen im Leistungssport» sollen häufige, im Leistungssport auftretende psychische Störungen vorgestellt und diskutiert werden.
Bemerkungen: Alle Referenten befinden sich in Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich und haben sich, im Rahmen ihrer Tätigkeit in der Arbeitsgruppe und auch teilweise bereits der Spezialsprechstunde Sportpsychiatrie der Klinik, in die Thematik ihres Referats in den letzten Jahren gründlich einarbeiten können. Dies im Sinne beider, der Nachwuchsinitiative „Unsere Gesellschaft braucht junge Psychiater“ und dem Leitmotto des diesjährigen DGPPN Kongresses „Innovative Forschung für eine personenzentrierte Psychiatrie und Psychotherapie“, hier in Bezug auf die Sportpsychiatrie und psychische Störungen im Leistungssport.
Aktuelle Entwicklungen im Gesundheitswesen, bspw. angestrebte Veränderungen im Rahmen der pflegerischen Berufsausbildung, die Zunahme chronischer Erkrankungen oder die Entwicklung und Implementierung neuer Versorgungs- und Betreuungskonzepte stellen die Akteure im Gesundheitswesen, vor allem im Bereich der Pflegefachberufe, immer wieder vor neue Herausforderungen. Ein mit dieser Thematik eng verbundenes Phänomen ist die Schaffung unterschiedlicher berufsfachschulischer sowie hochschulischer Ausbildungsangebote im Bereich Pflege und Betreuung, welche folglich ein (zum Teil schwer zu überblickendes) Bild an pflegebezogenen Berufs- und Studienabschlüssen, Weiterbildungen und den dadurch erworbenen Kompetenzen mit sich bringt.
Auf Grund dieser Entwicklungen und den damit verbundenen Herausforderungen ist die Pflegepraxis zunehmend damit konfrontiert, Ideen und Konzepte zu entwickelt, um die Integration dieser vielfältigen Kompetenzen in den Alltag zu ermöglichen. Erschwert wird diese Integration insbesondere durch die in Deutschland überwiegend vorherrschende Praxis, keine Differenzierung der Pflege hinsichtlich unterschiedlicher Kompetenzen und daran gekoppelter Tätigkeiten vorzunehmen.
Vor diesem Hintergrund werden im Rahmen des Symposiums unterschiedliche, mit der Thematik in Verbindung stehende Perspektiven präsentiert und diskutiert. Nachdem zunächst die Hintergründe und erste Ergebnisse in der Entwicklung eines Qualifikations- und Kompetenzrahmens der psychiatrischen Pflege vorgestellt werden, wird in einem anschließenden Vortrag eine Verbleibstudie vorgestellt, in welcher mögliche Veränderungen des Aufgabenprofils nach absolviertem Bachelor-Studium sowie die mögliche Umsetzung der Studieninhalte in die Pflegepraxis untersucht wurden. Abschließend werden die Ergebnisse einer evaluativen Untersuchung zum Einsatz von akademisch ausgebildeten Pflegekräften und Assistenzkräften in forensisch-psychiatrischen Einrichtungen des LWL-Maßregelvollzugs vorgestellt.
Hintergrund:
Konflikthafte und gewalttätige Situationen stellen alltägliche und oft schwer zu meisternde Herausforderungen in der Akutpsychiatrie dar. Diese können nicht nur Gefahren für Patienten und Mitarbeiter mit sich bringen, sondern auch die Arbeitszufriedenheit und das therapeutische bzw. stationäre Klima, welches integraler Bestandteil einer erfolgreichen psychiatrischen Behandlung ist, negativ beeinflussen. Vor diesem Hintergrund empfehlen Leitlinien die Implementierung von Strategien, durch welche das Eintreten konflikthafter und gewalttätiger Situationen verringert bzw. verhindert sowie ihre negative Folgen abgemildert werden können: Eine in Großbritannien entwickelte Strategie ist das Safewards-Modell; welches empirisch erhärtete Zusammenhänge zwischen Aggression, Fluchtverhalten, Eindämmungsmaßnahmen sowie weiteren relevanten Einflussfaktoren zusammen bringt und zusätzlich neue Überlegungen zur Vermeidung konflikthafter und gewalttätiger Situationen sowie zur Reduktion von Maßnahmen, die in restriktiver Weise Konflikte begrenzen sollen (Eindämmungsmethoden) darlegen.
Problemstellung:
Safewards ist eine komplexe Intervention, für deren Einführung es eine praxisnahe Implementierungsstrtegie braucht.
Ziele:
Ziel des Symposium ist es den Teilnehmer_innen darzustellen, dass Safewards als komplexe Intervention in unterschiedlichen Settings der Psychiatrie umsetzbar ist.
Vorgehen:
Innerhalb des Symposiums werden 4 Vorträge gehalten, aus denen die Implementierungserfahrungen aus unterschiedlichen psychiatrischen Settings hervorgehen. Auch werden erste empirische Ergebnisse dargestellt. Folgende Referate (20 Minuten) sollen gehalten werden:
Neuroimaging research revealed the mechanisms involved in neuropsychiatric disorders during the last decade. The DSM-5 suggested incorporating biomarkers in diagnosing neuropsychiatric diseases. Although large amounts of imaging data have been accumulated to date, a decisive step has still to be done: Translating group studies’ results into individualized regimens. Early prediction of diagnosis and therapy are in particular relevant for neuropsychiatric disorders. Diseases shall be diagnosed as early as possible to predict their course and enable disease-specific treatment. The symposium will focus on predicting diagnosis and treatment in neuropsychiatric disorders with cutting-edge pattern recognition algorithms in neuroimaging data. The first part of the symposium will focus onto neurodegenerative diseases. Matthias Schroeter will show how pattern classification in multimodal imaging data can be used to predict the second most frequent dementia syndrome, frontotemporal lobar degeneration and its subtypes. Franziska Albrecht will discuss how machine learning in imaging data can separate atypical Parkinsonian syndromes and identify their symptoms. Juergen Dukart will present a novel approach of linking spatial alteration patterns in resting state fMRI to underlying neurotransmitter systems as an individualized biomarker of Parkinson’s disease. The second part of the symposium will extend the view to psychiatric disorders such as schizophrenia and mood disorders. Here, Nikolaos Koutsouleris will show what neuroimaging data can contribute to identification and prediction of treatment response in depression and schizophrenia. The symposium discusses the potential of pattern recognition algorithms / machine learning on the way to individualized treatment regimens in the framework of personalized medicine, and the importance of biomarkers for disease classification in new systems such as ICD-11.
Pflegende Angehörige sind allgemein einer erhöhten chronischen Stressbelastung ausgesetzt. Das gilt im Besonderen bei der Pflege von Menschen mit Demenz. Dabei können die Stressoren interindividuell und entlang des Krankheitsverlaufes sehr unterschiedlich sein. Schon bei den ersten Symptomen der Demenzentwicklung, zumeist zunehmende Vergesslichkeit im Rahmen eines klinischen Mild Cognitive Impairment (MCI), zeigten sich bei den Lebenspartnern deutlich erhöhte Depressionsraten von 23% (Seeher et al. 2013). Gerade in den frühen Erkrankungsstadien scheinen dyadische Therapieaspekte für die Aufrechterhaltung der Lebensqualität und der Stabilisierung der häuslichen Versorgungssituation eine große Rolle zu spielen (Wuttke-Linnemann et al. 2019). Psychotherapeutische Interventionen bei pflegenden Angehörigen können, neben der Behandlung von Depression und Anpassungsstörung, Resilienz fördernde und Erkrankungspräventive Ziele verfolgen.
Das Symposium präsentiert wissenschaftlich evaluierte, innovative Versorgungsansätze zur proaktiven Einbeziehung pflegender Angehöriger entlang des Krankheitsverlaufes.
Seeher K, Low LF, Reppermund S, Brodaty H.
Predictors and outcomes for caregivers of people with mild cognitive impairment: a systematic literature review. Alzheimers Dement. 2013 May;9(3):346-55.
Wuttke-Linnemann A, Baake R, Fellgiebel A.
Dyadic Wind of Change: New Approaches to Improve Biopsychological Stress Regulation in Patients with Dementia and Their Spousal Caregivers. J Alzheimers Dis. 2019 Mar 18. doi: 10.3233/JAD-181025.
Während die ambulante Regelversorgung mit psychiatrischen und richtlinienpsychotherapeutischen Angeboten für Menschen mit einem geringen bis normalen Bedarf an Behandlungsdosis gut aufgestellt ist, gibt es unbestritten eine Versorgungslücke für Menschen mit intensivem bzw komplexem ambulanten Versorgungsbedarf. Im Einführungsvortrag werden die gesetzlichen Vorgaben und die strukturellen Erschwernisgründe für die Entwicklung von Versorgungskonzepten zur Schliessung dieser Versorgungslücke dargestellt. Danach werden bereits bestehende Modelle, die sowohl aus dem vertragsärztlichen Sektor als auch aus dem stationären Sektor heraus konzipiert wurden, vorgestellt. Im letzten Vortrag werden die Zielvorstellungen zur Entwicklung hybrider Entgeltsysteme dargestellt, die einen entscheidenden Baustein zur Überwindung von Sektorengrenzen liefern können. Es wird erstmalig untersucht, inwieweit bereits bestehende Vergütungsmodelle, z. B. für die belegärztliche Versorgung, für Praxiskliniken oder für Psychiatrische Institutsambulanzen als Grundlage für die Entwicklung hybrider Entgeltsysteme im psychiatrisch-psychotherapeutischen Bereich als Grundlage dienen können.
Warum Gutachten? Möglichkeiten und Grenzen erkennen - Frage an Experten stellen.
Das ärztliche Sachverständigengutachten hilft, berechtigte Entschädigungen für Unfallverletzte und Rentengewährungen durchzusetzen und trägt zur Klärung bei, ob z.B. Unfallfolgen oder eine Schwerbehinderung aufgrund seelischer Beeinträchtigungen vorliegen. Gefragt ist zum einen ein hoher fachlicher Sachverstand mit Wissen und Gespür für die tatsächlichen Auswirkungen von psychiatrischen Krankheiten, zum anderen eine gute Mischung aus Einfühlungsvermögen und kritischer Distanz zum jeweiligen Beschwerdevortrag. Leider spielen Begutachtungsfragen seit Jahren in der ärztlichen Weiterbildung kaum mehr eine Rolle, so dass Ärzte nach Abschluß der Facharztweiterbildung selten in der Lage sind, die damit verbundenen komplexen rechtlichen Fragen inhaltlich und formal korrekt zu beantworten. Die Bundesärztekammer (BÄK) hat diesem Problem Rechnung getragen und 2014 mit der insgesamt 64 Stunden umfassenden "Strukturierten curricularen Fortbildung Medizinische Begutachtung" ein fachgebietsübergreifendes Fortbildungskonzept im Bereich der sozial- und zivilrechtlichen (nicht-forensischen) Begutachtung geschaffen. Die Deutsche Gesellschaft für Neurowissenschaftliche Begutachtung (DGNB) engagiert sich als assoziierte Gesellschaft der DGPPN (von Herrn Prof.Deister 2018 ausgesprochen) seit vielen Jahren in der Fortbildung und entwickelt bereits 2001 ein eigenes fachbezogenes Ausbildungscurriculum für neurologische, psychiatrische, neurochirurgische Gutachter. Die Begutachtung von psychischen Störungen wird immer bedeutsamer durch z.B. die Zunahme somatoformer Störungen mit den neuen neurobiologischen Erkenntnissen in der Schmerz- und Stressverarbeitung. Auch gewinnt die posttraumatische Belastungsstörung nach z.B. Unfällen etc. an Bedeutung zusammen mit ihren Folgestörungen. Geschäfts-und Testierfähigkeit, Einwilligungsfähigkeit, Fahreignung sind weitere bedeutsame Themen.
Der Anteil schwer psychisch erkrankter Menschen wird auf 1% bis 2% der Erwachsenen zwischen dem 18. und 65. Lebensjahr geschätzt (Gühne et al. 2015). In Deutschland wären somit ca. 500.000 bis zu 1 Million Menschen in diesem Alterssegment schwer psychisch erkrankt. Die Mehrheit dieser Personengruppe wird ambulant behandelt, viele von ihnen erhalten aber darüber hinaus eine Vielzahl weiterer Leistungen aus allen sozialrechtlichen Leistungsbereichen (Behandlung, Rehabilitation, Pflege, Eingliederungshilfe usw.).
Die regionalen Versorgungssysteme sind mit der Aufgabe einer SGB-übergreifenden Kooperation und Vernetzung überfordert. Die Folgen sind Über- und Unterversorgung und insbesondere gehäufte, bei optimaler ambulanter erhalten Versorgung unnötige Klinikbehandlungen.
Mit dem vom Innovationsfonds der Krankenkassen geförderten Modellvorhaben „GBV – Gemeindepsychiatrische Basisversorgung schwerer psychischer Erkrankungen“ (Laufzeit 2019 – 2023) wird in zwölf Regionen eine verbundförmige ambulant-aufsuchende Komplexversorgung über alle sozialrechtlichen Sparten hinweg erprobt und mit einer randomisierten multizentrischen Kontrollstudie evaluiert. Primäre Zielkriterien sind ein signifikant stärkerer Empowerment-Effekt, eine höhere Lebensqualität und Zufriedenheit von Patienten und Angehörigen und eine verbesserte Kosten-Effekt-Relation der eingesetzten Ressourcen.
In dem Symposium werden die Grundlagen und die Anwendungsrelevanz des „Funktionalen Basismodells gemeindepsychiatrischer Versorgung“ (Steinhart), seine Umsetzung im Rahmen des GBV-Modellvorhabens und dessen Evaluation (Greve), die Mitwirkung von Genesungsbegleitern bei der Umsetzung (Jahnke) sowie eine Einschätzung zur Relevanz aus Sicht der Angehörigen (Zechert) dargestellt.
Die Auswahl der "richtigen" Psychopharmaka stellt in der klinischen Praxis eine große Herausforderung dar. Auch wenn die Anzahl neuer Psychopharmaka in den vergangenen Jahren recht überschaubar geblieben ist, gibt es immer wieder wichtige neue Erkenntnisse zu bereits bekannten Substanzen, insbesondere hinsichtlich unerwünschter Wirkungen und Wechselwirkungen. Dieser Workshop gibt einen aktuellen Überblick über Antidepressiva, Antipsychotika, Stimmungsstabilisatoren und Stimulanzien sowie über die Pharmakotherapie im Alter und bei Demenz und informiert über neue Erkenntnisse und Trends in der Psychopharmakologie. Dabei wird großer Wert auf den praxisnahen Einsatz gelegt, neben der patientenspezifischen Auswahl liegt der Schwerpunkt auf Kombinationsmöglichkeiten, Interaktionen und medikamentösen Strategien bei Therapieresistenz. In abschließenden Falldiskussionen können vorbereitete und eigene Fälle besprochen und Erfahrungen ausgetauscht werden.
Man geht davon aus, dass Arzneimittelinteraktionen bei UAW-bedingten Krankenhausaufnahmen zu 25% und bei Aufnahmen auf Intensivstationen zu 50% mitverantwortlich sind (Hafner et al. Der Internist 2010;51: 359-370).
Die meisten unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die durch Wechselwirkungen bedingt sind, zählen zu den vermeidbaren Medikationsfehlern (Hiemke C, Eckermann G, Psychopharmakotherapie 2014; 21:269-279)
In diesem Workshop soll dargestellt werden, was die medikamentöse Kombinationstherapie an Risiken und Fallstricken bereithält. Und es sollen Signale erkannt werden, die auf die entsprechenden Risiken hinweisen.
Arzneimittelinteraktionen werden in pharmakodynamische und pharmakokinetische eingeteilt.
Pharmakodynamische Wechselwirkungen entstehen, wenn die kombinierten Substanzen an der gleichen Wirkstruktur oder an funktionell verbundenen Systemen gemeinsam angreifen. So können sich z.B. anticholinerge Wirkungen von Amitriptylin, Olanzapin und Tolterodin aufsummieren und zu einem anticholinergen „Hyperereignis“ führen, wie einer schweren Miktionsstörung.
Pharmakokinetische Interaktionen entstehen, wenn ein Medikament die Absorption, die Verteilung in den Kompartimenten, den Metabolismus oder die Exkretion eines anderen Medikaments verändert und damit dessen Konzentration am Wirkort erhöht oder senkt. Die meisten pharmakokinetischen Wechselwirkungen finden auf der Ebene der Metabolisierung statt und hier an Enzymen des Cytochrom-P450-Systems (CYP).
Substanzen, die nur unverändert renal eliminiert werden, sind in Bezug auf die metabolische Wechselwirkungsproblematik besonders geeignet, sie werden durch all die vielen Ereignisse, die an hochkomplexen, labyrinthischen Metabolisierungssystemen wie den Cytochromisoenzymen auftreten können, nicht beeinträchtigt.
Auch allgemeinmedizinische Medikamente wie die Antibiotika Ciprofloxacin, Clarithromycin oder das Antimykotikum Terbinafin oder das Antiarrhythmikum Amiodaron weisen starke Hemmeffekte auf und verändern die Bioverfügbarkeit der Komedikation u.U. erheblich! Das Rauchen senkt die Blutspiegel nicht nur von Duloxetin oder von Antipsychotika wie Clozapin oder Olanzapin, sondern z.B. auch von Antiparkinsonmedikamenten wie Rasagilin und Ropinirol klinisch bedeutsam.
In diesem Workshop wird auch das Wechselwirkungsgeschehen zwischen onkologischen Medikamenten wie z.B. Docetaxel, Vinblastin, Anastrazol und Letrozol und den ZNS-Medikamenten besprochen und an Fallbeispielen bearbeitet.
Außerdem wird das interessante Kapitel der sog. Prodrugs wie Tramadol und Tamoxifen aufgegriffen und es werden auch pharmakogenetischen Polymorphismen, sog. Poor bzw.
Ultra Rapid Metabolizer, diskutiert, solch ein Status kann erhebliche Behandlungsrisiken in sich bergen.
Und wir kümmern uns auch um die Probleme und Risiken der Selbstmedikation (häufig ein Hazard-Spiel), einige doch recht überraschende Ergebnisse werden vorgestellt.
Aktuelle elektronische Interaktionsdatenbanken vorgestellt: www.psiac.de. „PSIAC“ steht für „Interaktionscomputer in der Psychiatrie“. Die Datenbank bearbeitet die Interaktionen von psychiatrisch und neurologischen Medikamenten untereinander und auch Wechselwirkungen von ZNS-Medikamenten mit internistischer und allgemeinmedizinischer Komedikation. Ein analoges Programm, ist das schweizerische www.mediQ.ch
Wenn bei einer Kombination mit Wechselwirkungen zu rechnen ist, so muss dies nicht bedeuten, dass die Kombination vermieden werden sollte. Sie kann im Einzelfall sogar hilfreich sein. Durch Messung der Plasmakonzentrationen, durch das Therapeutische Drug Monitoring (TDM), ist es möglich, die Dosis individuell anzupassen.
Es geht natürlich in diesem Workshop auch um die Fälle der Teilnehmer, die diese diskutieren möchten. Alle teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen sind eingeladen, gern eigene Fälle mitzubringen, die sie als schwierig oder sehr komplex verstehen. Und dann bearbeiten wir diese Fälle gemeinsam nach dem Motto: „Was mache ich, wenn ...?“
Weiterführende Literatur
Benkert O, Pocket Guide Psychopharmaka von A bis Z, 5. Aufl. Springer Medizin 2019
Hiemke C, Eckermann G, Kombinationstherapie/Polypharmazie: Interaktionen von Psychopharmaka.
Psychopharmakotherapie 2014;21:269-279
Messer T, Schmauß M, Polypharmazie in der Behandlung psychischer Erkrankungen.
Springer Verlag Heidelberg, 3. Aufl. 2016
Wynn GH, Oesterheld JR, Cozza KL, Amstrong SC, Clinical Manual of Drug Interaction. Principles for medical practice, American Psychiatric Publishing, Washington DC (2009)
Aus demographischen Gründen nimmt die Zahl hochaltriger und multimorbider Menschen, die im (teil)stationären und ambulanten Setting psychiatrisch behandelt werden, deutlich zu und wird in Zukunft noch weiter steigen. Neben verschiedensten Begleiterkrankungen, die u. U. mehrere Organsysteme betreffen sind viele Patienten auch durch sog. geriatrische Syndrome beeinträchtigt. Die komorbiden somatischen Störungen interagieren regelhaft in verschiedener, häufig komplexer Art und Weise mit den psychischen Störungen und deren Behandlung. Somatische Prozesse können zum einen ätiologisch relevant für psychische Störungen sein (z. B. Delir ausgelöst durch Exsikkose) und vice versa ebenso (z. B. Exsikkose/Malnutrition in Folge einer schweren Depression). Zum anderen schränken Komorbiditäten psychopharmakologische und psychotherapeutische Behandlungs-möglichkeiten ein. Geriatrische Syndrome wie Sturzkrankheit, Malnutrition, kognitive Defizite und sensorische sowie motorische Defizite erhöhen die Vulnerabilität der betroffenen Patienten beträchtlich und müssen wegen der assoziierten Risiken bei der Therapieplanung, Therapiezieldefinition und Behandlungsdauer berücksichtigt werden. Dabei ist der Wiedererlangung bzw. dem Erhalt eines möglichst hohen Funktionsniveaus besondere Beachtung zu schenken.
Inhaltliche Schwerpunkte: Assessment und multiprofessionelle Behandlung bei ausgewählten in der Gerontopsychiatrie besonders bedeutsamen geriatrischen Syndromen und Problembereichen, wie Delir, Stürze, Gebrechlichkeitssyndrom (Frailty), Schmerzen, Polypharmazie, Malnutrition, Inkontinenz. Das Management internistischer und neurologischer Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Parkinson-Syndrom) bei Alterspatienten wird in exemplarischer Form und unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen mit psychischen Störungen besprochen.
Zielgruppe: ÄrztInnen in Weiterbildung, FachärztInnen für Psychiatrie und Psychotherapie, ÄrztInnen anderer Fachrichtungen.
Lernziel:
Vertiefung praxisrelevanter altersmedizinischer Kenntnisse, die insbesondere für die Behandlung hochaltriger Patienten mit psychischen Störungen bedeutsam sind.
Methode:
Im Fokus stehen die für die Gerontopsychiatrie besonders wichtigen Inhalte. Die Themen werden anhand exemplarischer Fälle und mit Bezugnahme auf ausgewählte theoretische Grundlagen in interaktiver Form besprochen. Handouts werden zur Verfügung gestellt.
Visualisierung aller relevanten Informationen und Schemata durch Wandprojektion. Es wird ein umfangreiches papiergebundenes Hand-out zur Verfügung gestellt.
Der Kurs stellt die wissenschaftliche Erkenntnislage zum Nutzen von Antidepressiva dar und zieht hieraus praktische Konsequenzen für den Behandlungsalltag. Aktuelle Leitlinienempfehlungen werden einbezogen.
Antworten auf folgende Fragen sollen gegeben werden:
• Wann sollen Antidepressiva eingesetzt werden, wann nicht?
• Wie unterscheiden sich die ca. 30 verfügbaren Antidepressiva, welches sollte ausgewählt werden?
• Welche Dosis soll gewählt werden?
• Wie sollten zeitlicher Ablauf und Wirküberprüfung einer Antidepressiva-Behandlung erfolgen?
• Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen das Antidepressivum zu wechseln?
• Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen das Antidepressivum aufzudosieren?
• Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen eine Serumspiegelbestimmung (TDM) durchzuführen?
• Ist es sinnvoll, Antidepressiva zu kombinieren, wenn ja welche Kombinationen?
• Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen zu augmentieren? Mit welchen Substanzen?
• Welche Therapiealgorithmen (antidepressive Stufenpläne) gibt es, um Therapieresistenz zu vermeiden oder zu überwinden?
Zielgruppe
Ärzte/innen in Weiterbildung und Fachärzte aus Klinik und Praxis mit Erfahrungen in der Depressionsbehandlung, Psychologen/innen aus Klinik und Praxis mit Erfahrungen in der Depressionsbehandlung und Grundkenntnissen der Pharmakotherapie
Didaktische Methode:
Strukturierung und Theorievermittlung durch den Referenten. An vielen Stellen des Workshops werden die theoretischen Inhalte anhand konkreter Patientenbeispiele, die von den Teilnehmern und vom Referenten eingebracht werden, in der Interaktion zwischen den Teilnehmern des Workshops illustriert. Zahlreiche klinisch hilfreiche Tabellen und Algorithmen werden vorgestellt. Aktuelle nationale und internationale Leitlinien zur Depressionsbehandlung werden den Zuhörern vertraut gemacht.
Die Erstellung psychiatrischer Gutachten ist nicht nur obligater Bestandteil der Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, sondern sie gehört auch zum Alltag der allermeisten klinisch tätigen Psychiater. Auch Psychologinnen und Psychologen haben im alltäglichen Arbeitsleben vielfach mit Gutachten zu tun.
In diesem Workshop sollen zunächst Aufbau und Struktur psychiatrischer Gutachten im Allgemeinen sowie die Herangehensweise an diese erläutert werden. Der Workshop ist als Einführung in die psychiatrische Begutachtung gedacht, so speziell im Bereich des Sozialrechts. Dementsprechend werden vor allem Grundlagen der Begutachtung und der Abfassung des Gutachtens vermittelt. Hierbei wird die Gutachtenserstellung an sich mit Aufbau und den entsprechenden Formalien thematisiert. Auch sollen Wesen und Inhalt der sozialrechtlichen Gutachten Darstellung finden. Zudem sollen häufige Fehler bei Gutachten aufgezeigt werden. Neben der Vermittlung rein theoretischer Inhalte geht es wesentlich um die praxisbezogene Anwendung dieser, weshalb Beispielgutachten und Fallbeispiele zum Einsatz kommen werden.
Ziel des Workshops ist es somit, Kenntnisse über die Erstellung psychiatrischer Gutachten im Allgemeinen und im Speziellen im Sozialrecht zu erwerben und Sicherheit hierbei zu erlangen, häufig vorkommende Fehler bei Gutachten zu kennen und diese zu vermeiden.
Zielgruppe:
Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung oder ggf. auch Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Psychologinnen und Psychologen, die für die alltägliche Praxis Gutachten im Rahmen der klinischen Tätigkeit erstellen und Grundlagen sowie „Handwerkszeug“ für die Erstellung psychiatrischer Gutachten sowie Wesen und Inhalt der Begutachtung im Sozialrecht erlernen wollen
Didaktische Methoden:
Die jeweiligen Themen werden anhand von theoretischen Grundlagen wie auch von praktischen Beispielen besprochen. Hierbei kommen Power-Point-Präsentationen ebenso zum Einsatz wie die Ausgabe von Fallbeispielgutachten.
Die Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT) wird wie die Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) zu den Verfahren der dritten Welle der Verhaltenstherapie gezählt. Während ein wichtiges Ziel in der DBT ist Emotionen zu regulieren und Gedanken zu verändern, fokussiert ACT auf einen völlig anderen Schwerpunkt. Das systematische Erlernen von „Akzeptieren“. Grundlage für diesen Ansatz ist die Erkenntnis aus der praktischen Arbeit mit Patienten, dass es nicht immer möglich ist blockierende Gefühle zu regulieren oder sich von bestimmten Gedanken ausreichend zu distanzieren um ein lebenswertes Leben zu führen. Nicht selten wird ein solches Leben über lange Strecken als unerfüllt, voller Angst und verbittert empfunden.
ACT ist ein therapeutisches Konzept das sich nicht auf komplizierte kognitive Modelle, sondern an den Werten des Betroffenen orientiert. ACT setzt dabei auf den geschickten Einsatz von einfachen Metaphern. Die Methode ist leicht erlernbar und sofort einleuchtend. Die Therapieform arbeitet direkt emotionsaktivierend und ist für eine sehr breite Klientel direkt und nachhaltig in allen Psychotherapieformen (TP, VT, systemisch und humanistisch) einsetzbar. Wie die Schematherapie besitzt ACT einen störungsübergreifenden Ansatz und ist für die Behandlung verschiedener psychischer Erkrankungen als wirksam evaluiert. Wirksamkeitsnachweise bestehen unter anderem für Angsterkrankungen, Abhängigkeitserkrankung, Persönlichkeitsstörungen und Depression.
Das übergeordnete Ziel dieser Behandlungsform ist es Vermeidungsverhalten mit hohen Kosten aufzugeben und durch ein effektives, funktionales Verhalten zu ersetzen.
In diesem Workshop erhalten Sie neben einer sehr unterhaltsamen und verständlichen Einführung in ACT (Bezugsrahmentheorie und funktionalen Kontextualismus) einen praktischen Einblick in die sechs Dimensionen der ACT, das Hexaflex einschließlich Patientenskills:
• Akzeptanz
• Kognitive Defusion
• Selbst-als-Kontext
• Achtsamkeit
• Werte
• Engagiertes Handeln
Nach dem Workshop sind die Teilnehmer darin befähigt das Gelernte im Patientenkontakt unmittelbar und professionell einzusetzen.
Literatur zur Vorbereitung für diesen Workshop ist:
Eifert, G. (2011) Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT). Göttingen: Hogrefe Verlag
Forsyth, J.P.; Eifert, G., Harres, A. (2010) Mit Ängsten und Sorgen erfolgreich umgehen: Ein Ratgeber für den achtsamen Weg in ein erfülltes Leben mit Hilfe von ACT. Göttingen:
Hogrefe Verlag
Wengenroth, M. (2012) Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Weinheim: Beltz Verlag
Mit einer Lebenszeitprävalenz von etwa 11 % ist Stalking in den Industrienationen ein weit verbreitetes Phänomen. Psychiaterinnen und Psychiater sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten aber auch Psychologen und Pflegekräfte müssen sich zunehmend mit dem Thema Stalking befassen. Es geht um Beratung und Therapie von Stalkingopfern, um Risikoeinschätzung, Begutachtung und Therapie von Stalkern. Darüber hinaus werden die Therapeuten selbst nicht ganz selten von behandelten oder begutachteten Patienten gestalkt. Da in dem Workshop die gesamte Bandbreite von Stalking behandelt wird, sollten die Inhalte grundsätzlich für alle, die in der psychiatrischen Therapie und Begutachtung tätig sind, von Interesse sein. Es werden grundlegende Kompetenzen im Umgang mit den unterschiedlichen Facetten von Stalking vermittelt.
Dabei werden systematisch die folgenden Aspekte besprochen:
1. Definition; Tatbestand Stalking (§238 StGB, Gewaltschutzgesetz)
2. Stalkingmethoden, Epidemiologie, Verlauf
3. Stalkertypologien
4. Auswirkungen von Stalking auf die Opfer
5. Praktisches Vorgehen bei einer Erstberatung eines Stalkingopfers
6. Spezielle therapeutische Interventionen für Stalkingopfer
7. Risikoeinschätzung bezüglich einer gewalttätigen Eskalation von Stalking
8. Behandlungsmöglichkeiten für Stalker
9. Praktisches Vorgehen bei der Begutachtung von Stalkern
10. Wohin mit den Stalkern: Gefängnis-Psychiatrie-Maßregel
11. Wie verhalte ich mich in der eigenen Praxis oder in der Klinik, wenn ich von Patienten gestalkt werde?
Zielgruppe: Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Psychologinnen und Psychologen, PJ-studentinnen und-Studenten, Pflegekräfte
Didaktische Methode: Impulsreferat, Praktische Übungen (Diagnostik, Risikoeinschätzung, Intervention) an Hand vorbereiteter Fälle, Möglichkeit eigene Fälle der Kursteilnehmer zu besprechen.
Der Workshop „Akutpsychiatrie“ behandelt die wichtigsten Themen akuter psychiatrischer Situationen und Konstellationen. Neben rechtlichen und ethischen Grundlagen der psychiatrischen Akutversorgung werden wichtige Krankheitssyndrome und Diagnosen wie Delir, Schizophrenie, Suchterkrankungen, affektive Erkrankungen, aber auch diagnoseübergreifende Probleme der akuten Versorgung wie Suizidalität und Aggressivität behandelt. Anhand von Fallbeispielen werden die Themen illustriert und die Lösungsansätze mit dem Auditorium gemeinsam diskutiert und erarbeitet. Der aktuelle Stand zu Diagnostik und Therapie wird dargestellt.
Zielgruppe:
Die Zielgruppe sind Assistenzärztinnen und –ärzte in der Facharztweiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie, Kolleginnen und Kollegen aus anderen medizinischen Fachrichtungen in der Akutversorgung und Berufserfahrene mit dem Wunsch nach einem update
Didaktische Methoden:
Es werden zu verschiedenen Schwerpunktthemen Impulsreferate gehalten. Dabei geht es darum, anhand von typischen klinischen Fallbeispielen die Problematik zu erläutern und das zu diesem Thema vorhandene theoretische Wissen zu vermitteln. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden auf diese Weise in interaktiver Form in die Lösung und Erarbeitung mit eingebunden und können auch eigene Fälle mitbringen.
Neurofeedback ist eine psychophysiologische Behandlungsmethode, die in den letzten Jahren für die Behandlung von Erwachsenen und Kindern mit verschiedenen Störungen entwickelt und evaluiert wurde. Erfolge in der Behandlung von Epilepsien und der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) konnten nachgewiesen werden. Auch andere Anwendungsbereiche wie z.B. Tinnitus, Tourette, Migräne, primäre Insomnie, Autismus oder Leistungssteigerung bei Gesunden werden zunehmend untersucht und/oder von Patienten nachgefragt. Damit ist in der Schnittmenge von Medizin und Psychologie eine Nachfrage entstanden, die weder Ärzte noch Psychologen in Ermangelung einschlägiger Ausbildung auch nur annähernd befriedigen.
Im Workshop werden die hirnphysiologischen und lerntheoretischen Grundlagen des Neurofeedbacks vorgestellt. Am Beispiel der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung werden Behandlungsprotokolle und ihre Einordnung in ein verhaltenstherapeutisches Vorgehen besprochen. Es werden Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit vorgestellt und ein Ausblick auf andere Anwendungen gegeben. Ein Schwerpunkt wird in der Einführung in die Technik liegen. Feedback-Geräte stehen zu Demonstrationszwecken und für eigenständige Übungen zur Verfügung.
Zielgruppe:
Psychiater, Psychotherapeuten, Pädiater, Neuropädiater, Psychologen, EEG-Assistenten
Didaktische Methode:
Vortrag, Demonstrationen und eigenständige Übungen am Feedback-Gerät
Der praxisnahe Workshop wendet sich sowohl an Neueinsteiger als auch an erfahrene Kollegen, die bereits psychiatrische Konsile durchführen oder sich gezielt in allen Bereichen der Akut- und Intensivmedizin darauf vorbereiten wollen.
Der Workshop vermittelt, wie Sie an ein Konsil herangehen, welche Vorinformationen nützlich sind und wie Sie ein Gespräch auch unter schwierigen Bedingungen und Zeitdruck aufbauen. Sie erhalten viele Tipps zur Bewältigung von Krisensituationen aus den langjährigen konsiliarpsychiatrischen Erfahrungen eines Maximalversorgers mit mehr als 1600 Betten. In kaum einem anderen Gebiet der Psychiatrie lässt sich in so kurzer Zeit ein so hoher Wissens- und Erfahrungszuwachs erzielen wie in der Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie. Der Schwerpunkt des Workshops liegt auf dem klassischen Konsultationsmodell.
Wir besprechen komplexe Konsilsituationen, in denen ein rascher Überblick, engagiertes Handeln und klare Entscheidungen erforderlich sind. Beispiele sind die Abklärung von Suizidalität auf einer Intensivstation, Gesprächsführung bei schwierigen oder aggressiven Patienten, Zusammenarbeit mit den Stationsteams, Umgang mit Kollegen beim Wunsch nach sofortigen Notfallkonsilen, Abklärung von Übernahmeindikationen in die Klinik für Psychiatrie und Management von psychiatrischen Akutsituationen im Umfeld einer somatischen Station. Die rechtlichen Themen betreffen u.a. das Betreuungsrecht, freiheitsentziehende Maßnahmen, Zwangsbehandlung nach §1906a auf einer somatischen Station, die Einwilligungsfähigkeit vor Eingriffen, bei plötzlichem Entlasswunsch oder bei Wunsch nach Behandlungsabbruch. Weitere Themen sind Sucht, Demenz, Delir, Depressionen und suizidale Äußerungen bei körperlich Kranken. Wir befassen uns intensiv mit den Grundlagen, Interaktionen und den häufigen Problemstellungen der Psychopharmakotherapie bei multimorbiden Patienten.
Der Kurs ist auf das DGPPN-Zertifikat "Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Konsiliar- und Liaisondienst" und als "Seminar Konsil- und Liaisonarbeit" entsprechend der WBO anrechenbar.
Gerne dürfen Sie eigene Fälle zur Diskussion mitbringen. Bitte laden Sie sich vor dem Workshop das Handout herunter.
Ziel des Workshops ist es, zu vermitteln, wie ein psychodynamischer Ansatz bei schweren Persönlichkeitsstörungen im ambulanten und stationären Setting und besonders auch in Krisensituationen eingesetzt werden kann.
Wir informieren über die Prinzipien der Diagnostik und Therapie, insbesondere über die Rahmenbedingungen mit Therapievertrag sowie über das therapeutische Vorgehen in der ambulanten und stationären Therapie.
Wir orientieren uns an der von Otto Kernberg entwickelten, auf der Objektbeziehungstheorie basierenden Methode der „Transference-Focused Psychotherapy (TFP)", einer störungsspezifischen, evidenzbasierten psychodynamischen Psychotherapie.
Primäre Therapieziele sind Reduzierung von Angst, Depression und Suizidalität, von gestörter Emotionsregulation, von aggressivem und selbstdestruktivem Verhalten und von Therapieabbrüchen.
Langfristige strategische Therapieziele sind Förderung der Reflektions-, Bindungs- und Integrationsfähigkeit und der Empathie sowie die Stabilisierung in interpersonellen Beziehungen, in Ausbildung und Arbeit unter besonderer Berücksichtigung von komorbiden Störungen.
Ein spezifischer therapeutischer Fokus liegt auf den in der Interaktion reaktivierten heftigen Emotionen, auf den dysfunktionellen und verzerrten Selbst- und Objektbeziehungen, den Identitätsstörungen der Patienten und insbesondere auf den Übertragungs- und Gegenübertragungsreaktionen in der Kommunikation zwischen Patient und Therapeuten.
Wir vermitteln die Grundzüge der Behandlungstechnik mit der Darstellung von Fallbeispielen, Videoaufzeichnungen von ambulanten und stationären Therapiesitzungen und Kriseninterventionen und üben die typischen Interaktionsprobleme im Rollenspiel auch anhand von Fallbeispielen der TeilnehmerInnen.
Zielgruppe:
Ärzte und Psychologen mit Erfahrungen in der ambulanten und stationären Behandlung von Patienten mit Persönlichkeitsstörungen.
Methode:
Impulsreferate mit Diskussionen, Videoaufzeichnungen, Diagnostik, Behandlungstechnik, Interventionstraining mit Rollenspiel.
Literatur:
J.F. Clarkin, F.E. Yeomans, O.F. Kemberg (2001,2008, 2017) Psychotherapie der Borderline Persönlichkeit. Manual zur Psychodynamischen Psychotherapie, Schattauer, Stuttgart.
Doering S, Hörz S, Rentrop M, Fischer-Kern M, Schuster P, Benecke C, Buchheim A, Martius P, Buchheim P. Transference-focused psychotherapy v. treatment by community psychotherapists for borderline personality disorder: randomised controlled trial. Br J Psychiatry 2010; 196: 389–95.
Die Psychokardiologie ist eine junge Disziplin, die zunehmend mehr an Bedeutung gewinnt. Der Workshop wendet sich an behandelnde Berufsgruppen, deren Aufgabe es ist, kardiologische Patienten psychosomatisch/ psychotherapeutisch/ psychiatrisch zu betreuen als Arzt, Psychotherapeut und Pflegende. Ziel des Workshops ist die Erlangung von Fertigkeiten im Umgang mit Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie deren Angehörigen. Besonderes Augenmerk wird auf die Begleitung des Patienten in der individuellen Krankheitssituation unter Berücksichtigung der Gesamtsituation gelegt, sei es in der prophylaktischen oder therapeutischen Begleitung mit dem Ziel einer ganz individuellen Begegnung. Die Prognose kardialer Erkrankungen ist heute deutlich verbessert, komorbide psychische Störungen wie Depressivität, Angst und posttraumatische Belastungsstörung treten jedoch häufig auf und sind prognostisch ungünstig. Der Workshop gibt Ihnen Handwerkszeug zur Gestaltung des Einzel- oder Gruppensettings, Einblick in Entspannungstechniken und Medikation, sowie Zuweisungs- und Nachsorgemanagement in Einbezug des Aspektes der aussagekräftigen Dokumentation. Zur Erreichung des Ziels wechseln kurze Impulsvorträge mit interaktiven Einheiten ab. Ein Handout wird im Vorhinein den Anmeldenden bereitgestellt.
Die Behandlung von Essstörungen stellt wegen der hohen Komorbidität mit anderen psychischen Störungen, insbesondere Persönlichkeits- und affektiven Störungen, der hohen Chronifizierungsraten und der zum Teil lebensbedrohlichen somatischen Komplikationen nach wie vor eine große Herausforderung dar. Dabei kann essgestörtes Verhalten als dysfunktionaler Regulationsmechanismus in emotional belastenden Situationen bzw. bei Störung der Emotionsregulation gesehen werden.
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie stellt ein gut validiertes Behandlungsprogramm für Emotionsregulationsstörungen dar, das behaviorale, achtsamkeitsbasierte und Skillselemente vereint. Die KVT ist in der Behandlung von Essstörungen gut erprobt und evaluiert.
In diesem Workshop soll ein Konzept zur Behandlung der Essstörung vorgestellt werden, welches DBT–Techniken mit klassischen Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie kombiniert. Diese sind sowohl in einem (teil-)stationären Setting als auch im Rahmen einer Einzeltherapie anwendbar.
Dazu sollen nach einer kurzen theoretischen Einführung in das Krankheitsbild auch einzelne Therapiebausteine sowohl der DBT als auch der KVT intensiver bearbeitet und eingeübt werden (z.B. Bearbeitung von Verhaltensanalysen/ Essprotokollen, Beispiele für Reflecting Team, Bearbeitung von Pro/ Contra-Listen).
ÄrztInnen und TherapeutInnen, die Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit PatientInnen mit einer Essstörung erwerben oder vertiefen wollen.
Als TherapeutIn/ÄrztIn gerät man immer wieder in Situationen, in denen man sich „in der Klemme“ wähnt. Problematische Fallverläufe, ungünstige Teamdynamiken oder eine dysfunktionale Organisationskultur erschweren oft den Zugriff auf die eigenen Ressourcen. Gut, wenn jemand da ist, der/die dann eine Idee hat, für hilfreiche Gespräche zur Verfügung steht, mit nach einer Lösung sucht oder wenn es die Möglichkeit gibt, sich in der Supervision oder der kollegialen Beratung Rat zu holen.
Aber was tun, wenn es brennt und all diese Mittel stehen aus welchen Gründen auch immer nicht oder nicht rechtzeitig zur Verfügung?
Sein eigener Supervisor/Coach zu sein, mag zwar manchem befremdlich erscheinen, indes gibt es zahlreiche Methoden und Techniken, sich selbst beim Tun über die Schulter zu sehen, bzw. sich mit hilfreichen Interventionen zur Seite zu stehen.
In diesem Workshop werden anhand von Fallbeispielen der TeilnehmerInnen Möglichkeiten der Selbstsupervision, bezogen auf konkrete Schwierigkeiten im Arbeitsalltag (schwierige Fälle, schwierige Teamdynamiken) und des Selbstcoaching i.S. von Entwicklung der eigenen professionellen Rolle, auch und vor allem mit Blick auf die je unterschiedlichen Funktionslogiken innerhalb einer Organisation, besprochen und angewandt.
Es kommen u.a. kognitiv orientierte Techniken, analoge Methoden, körperorientierte Verfahren und hypnosystemische Interventionen zur Anwendung. Erarbeitet werden können, je nach Wünschen der Teilnehmenden, u.a. ein Metamodell zur Selbstsupervision, die Darstellung vernetzter Systeme im medizinischen und sozialen Bereich und ein Modell zur Klärung der eigenen Rolle bei komplexen Teamsituationen.
Es wird hierbei, s.o., differenziert zwischen eher fallorientierten (z. B. schwieriger Behandlungsverlauf), oder eher interaktionellen (z. B. Konflikt mit einer Kollegin, einem Teammitglied) Problematiken, ohne dass das eine vom anderen jeweils immer klar zu trennen ist.
Zudem gibt es Tools an die Hand, mithilfe derer jeder/jede für sich berufliche Disbalancen identifizieren und ggfs. korrigieren kann.
Der Workshop eignet sich sowohl für in Einzelpraxis arbeitende KollegInnen wie auch für solche, die in einem Team oder einem größeren Netzwerk arbeiten. Ein spezielles Vorwissen wird nicht benötigt.
Dieser Workshop richtet sich an ärztliche und psychologische Kolleginnen und Kollegen, welche bereits eigene, praktische Erfahrungen in der Diagnostik und Therapie psychischer Störungen und Verhaltensstörungen bei Menschen mit Intelligenzminderung gesammelt haben. Das Einbringen eigener Fälle ist ausdrücklich erwünscht.
Ziel dieses Workshops ist die Vertiefung eines praxisnahen Zugangs zum psychotherapeutischen Arbeiten mit Menschen mit geistiger Behinderung insbesondere nach der Ergänzung der Psychotherapie-Richtlinie durch Beschluss des G-BA aus dem Jahr 2018 mit zusätzlichen Regelungen für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Vermittelt werden der adaptierte und hypothesengeleitete Einsatz verschiedener Verfahren. Schwerpunkte des Psychotherapieworkshops sind die Kommunikation mit Menschen mit einer Intelligenzminderung, systemisches und familientherapeutisches Arbeiten, Möglichkeiten und Grenzen der Krisenintervention, Intelligenzminderung und Verhaltensauffälligkeiten sowie Intelligenzminderung und delinquentes Verhalten in unterschiedlichen Settings.
Im Bereich der Psychotherapie gab es in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte bei der Evidenzbasierung. Empfehlungen für Psychotherapie finden sich in S3 Leitlinien inzwischen auch bei psychiatrischen Erkrankungen, bei denen Psychotherapie bislang deutlich eher seltener zur Anwendung kam. Allerdings steht die Psychotherapieforschung vor zahlreichen Forschungsfragen:
Wie ist die Wirksamkeit von Psychotherapie angesichts von Placebo- und Erwartungseffekten, die früher zu wenig beachtet wurden, zu bewerten?
Wie sind der langfristige, d.h. nachhaltige Nutzen von Psychotherapie und auch deren Risiken im Vergleich zu Pharmakotherapie und Kombinationstherapie zu bewerten?
Wie kann der Transfer Evidenzbasierter Psychotherapie in die Versorgung und der Zugang zu Psychotherapie besser gelingen?
Professor Dr. Winfried Rief forscht seit vielen Jahren über die Bedeutung von Placebo- und Erwartungseffekten in der Psychotherapie und wird in seinem Vortrag den aktuellen Stand der Forschung zur Bedeutung von Erwartungen in der Psychotherapie darstellen. In Anbetracht der hohen Bedeutung von Erwartungseffekten werden Behandlungsansätze vorgestellt, diese systematisch zu einer erwartungsfokussierten Psychotherapie zu nutzen.
Prof. Dr. Ulrich Voderholzer befasst sich unter anderem mit Fragen der Versorgungssituation und Umsetzung von Leitlinien in die Praxis und wird in seinem Vortrag auf die Datenlage zu kurz- und langfristigen Effekten von Psychotherapie im Vergleich mit Pharmakotherapie und Kombinationstherapie bei den häufigsten psychischen Erkrankungen eingehen.
Professor Dr. Bernhard Strauß forscht seit vielen Jahren zu verschiedenen grundlegenden und versorgungsrelevanten Aspekten von Psychotherapie einschließlich Gruppenpsychotherapie und wird in seinem Vortrag darauf eingehen, wie Forschung in der Psychotherapie vor dem Hintergrund einer optimalen Versorgung der Bevölkerung künftig aufgestellt sein müsste.
Psychedelika, insbesondere Psilocybin, haben in den letzten Jahren eine Renaissance in der Anwendung bei psychiatrischen Erkrankungen erfahren. Erste kleine klinische Studien bei therapieresistenter Depression, Zwangsstörung oder Alkoholabhängigkeit liegen vor. In diesem Symposium soll der aktuelle Stand der Wissenschaft und der gesellschaftlichen Diskussion dargestellt werden. Gerhard Gründer, Mannheim, wird darstellen, was wir derzeit über die neurochemischen und pharmakologischen Mechanismen dieser Substanzgruppe wissen. Zudem wird er die Ergebnisse der wichtigsten neueren klinischen Studien diskutieren. Franz Vollenweider, Universität Zürich, der Wissenschaftler die größten klinischen und wissenschaftlichen Erfahrungen mit Psychedelika in Europa hat, wird die Brücke von den Wirkungen von Psilocybin auf grundlegende Prozesse der Emotionsverarbeitung und der Wahrnehmung des Selbst zur klinischen Anwendung der Substanz bei der Depression schlagen. Michael Koslowski, Berlin, wird die verschiedenen psychotherapeutischen Ansätze für die begleitende psychotherapeutische - sowohl verhaltens- als auch tiefenpsychologische – Intervention bei psychedelika-gestützter Therapie vorstellen. Diese bewegen sich zwischen ausschließlicher Gabe der Substanz in einem supportiven Setting bis zu manualisierter substanzgestützter Psychotherapie. Es sollen auch Perspektiven für eine integrative, auf die besondere Therapiesituation angepasste Intervention aufgezeigt werden. Die wissenschaftlich fundierte Bewertung psychedelischer Substanzen in der Psychotherapie sollte in eine evidenzbasierte Einschätzung ihres Nutzen-Risiken-Verhältnisses für die öffentliche Gesundheit eingebettet werden. Henrik Jungaberle, Berlin, fasst die internationale Literatur zur diesem Thema zusammen und vergleicht sie mit dem Risikoprofil anderer medikamentöser Therapieformen. Schlussfolgerungen zur professionellen Ethik und zur weiteren Entwicklung von Psychedelika-unterstützter Therapien werden formuliert.
In der Behandlung älterer Menschen spielt die Komorbidität von psychischen Erkrankungen und somatischer Multimorbidität eine entscheidende Rolle für die Behandlungsstrategie, das zu erwartende Behandlungsziel und den Behandlungseffekt und erfordert eine interdisziplinäre und multiprofessionelle Zusammenarbeit. Im Vordergrund stehen für den Patienten die Gefährdung seiner Mobilität, seiner Alltagsunabhängigkeit und seiner Selbstbestimmtheit im eigenen Leben. Das Symposium beleuchtete häufige klinische Konstellationen psychischer Erkrankungen und somatischer Multimorbidität, die in der Alterspsychiatrie eine große Rolle spielen: Depression und Funktionseinschränkung, Abhängigkeitserkrankung und äthyltoxische Folgeerscheinungen, Demenzversorgung und Delir und Gebrechlichkeit. Es werden Daten zur komplexen Interaktion zwischen Depression und Funktionseinschränkung präsentiert, die sich auf Ergebnisse großer deutscher Alterskohorten bei Studienteilnehmern über 75 Jahre basieren. Die Teilnehmer wurden längsschnittlich intensiv hinsichtlich Funktion, depressiven Symptomatik und Komorbidität untersucht. In einem weiteren Vortrag werden diese Daten durch aktuelle wissenschaftliche Empfehlungen für den klinischen Alltag ergänzt, wie das Erkennung depressiver Symptome nach einem Schlaganfall, sowie die Diskussion des Stellenwerts und der Wirksamkeit einer gezielten antidepressiven Behandlung, sowie auf die Prognose. Die aktuellen wissenschaftlichen Daten zu den häufigen Abhängigkeitserkrankungen von Benzodiazepinen oder/und Alkohol bei älteren Menschen werden zusammengefasst, sowie die Folgeerkrankungen im kognitiven und in den Organsystemen dargelegt. Bei rechtzeitiger Erkennung einer Abhängigkeitserkrankung sind Folgeschäden oft noch reversibel, das aktuell empfohlene klinische Vorgehen wird präsentiert. Das Innovationsfondsprojekt IdA wird interdisziplinäre Behandlungsstrategien in der stationäre Versorgung für kognitiv beeinträchtigte ältere Patienten m
Aus klassisch-psychopathologischer, aber auch aus kognitiver und neurowissenschaftlicher Sicht erscheint der Wahn in erster Linie als eine verzerrte Sicht auf die externe Realität, die auf Störungen der Informationsverarbeitung zurückgeht. Neuere, interaktionsbasierte Wahnkonzepte heben demgegenüber die Störung der Intersubjektivität und des Perspektivenabgleichs hervor, die sowohl der Entstehung als auch der Verfestigung des Wahns zugrunde liegt. Das Symposium untersucht diese intersubjektiven Aspekte des Wahns aus unterschiedlichen, philosophisch orientierten Perspektiven.
Der erste Vortrag gilt zunächst grundsätzlich dem interpersonalen Zugang zum Wahnkranken, dessen Besonderheit unter Bezug auf Kant, Fichte, Buber und Sullivan dargestellt wird. Er untersucht sowohl die Eigenweltlichkeit des Wahns als auch die mögliche indirekte Brücke der Kommunikation, die sich zum Patienten herstellen lässt. – Der zweite Vortrag analysiert die gemeinsame Konstitution der Realität insbesondere durch «joint attention» und Perspektivenübernahme und zeigt dann, wie dieser Aufbau einer gemeinsamen Wirklichkeit im Wahn misslingt. Dies erlaubt ein vertieftes Verständnis der typischen Unkorrigierbarkeit von wahnhaften Überzeugungen. – Der dritte Vortrag wendet sich der Besonderheit der sprachlichen Interaktion mit Wahnkranken zu, die auch für die klinische Diagnose des Wahns wegweisend ist. Als charakteristisch zeigt sich dabei, dass der Patient an bestimmten Punkten der Kommunikation auf eine Plausibilisierung seiner Position verzichtet, so dass seine eigenweltliche Sicht nicht mehr in Auseinandersetzung mit Zweifelseinwänden tritt. – Der abschließende Beitrag untersucht auf der Basis der Intersubjektivitätstheorie Wolfgang Blankenburgs, wie der Wahn in biographische und soziale Zusammenhänge eingebettet und damit zu einer eigenen Lebensform wird. Ein Verständnis dieser Lebensform ist besonders für den sozialpsychiatrischen Umgang mit Wahnpatienten bedeutsam.
The development of advanced neuroimaging techniques and their deployment in large cohorts has enabled an assessment of functional and structural brain network architecture at an unprecedented level of detail. Across many temporal and spatial scales, network neuroscience has emerged as a central focus of intellectual efforts, seeking meaningful descriptions of brain networks and explanatory sets of network features that underlie circuit function in health and dysfunction in disease. Especially interesting for psychiatric research is using this approach to bridge between preclinical and clinical models to map out neural systems implicated in psychiatric disorders through genetics and modulated by legacy and known drugs. For this, species-conserved (intermediate) phenotypes that can be quantified and compared across species offer important advantages for translational research and drug discovery. In this talk we will illustrate the utility of network science methods to assess the pharmacological alterations of the large-scale architecture of brain networks in rats and humans. We demonstrate that the application of ketamine leads to a topological reconfiguration of large-scale brain networks towards less-integrated and more-segregated information processing in both the species. We then describe recently developed techniques stemming from advances in complex systems and network science that show neurogenetic and pharmacological effects related to glutamatergic neurotransmission. Building on the Research Domain Criteria framework, highlighting the notion that mental illnesses can be conceptualized as dysfunctions of neural circuitry present across conventional diagnostic boundaries, this illustrates an approach using network-based methods to probe mechanisms of psychopathology and assess the effects with pharmacological, intermediate phenotype, genetic.
Das Symposium zu aktuellen Entwicklungen in der Konsiliar- und Liaison-Psychiatrie behandelt Themen aus dem Schnittstellenbereich der Psychiatrie mit der Kardiologie, der Schlafmedizin, der Inneren Medizin, der Suchtmedizin und der Onkologie. Die Referentinnen und Referenten stellen vor dem Hintergrund der jeweiligen Studienlage bzw. eigener Daten die sich aus den Wechselwirkungen somatischer und psychiatrischer Erkrankungen ergebenden Implikationen für die psychopharmakologische bzw. psychotherapeutische Behandlung dar. Der erste Beitrag (Katharina Hösl, Nürnberg) thematisiert den Zusammenhang von psychiatrischen und kardiovaskulären Erkrankungen vor dem theoretischen Hintergrund der Herz-Hirn-Achse. So erhöht beispielsweise eine psychiatrische Erkrankung das Risiko schwerer kardiovaskulärer Veränderungen um das etwa 3 bis 5-fache. Der Beitrag beschreibt die Konsequenzen dieser Komorbiditäten für die konsiliarpsychiatrische Versorgung im multiprofessionellen Setting. Ein zweites Referat (Christine Norra, Paderborn/Bochum) fokussiert den um das 3-fache erhöhten Zusammenhang von Suizidalität und schlafmedizinischen Störungen, vor allem Insomnie und Albträumen. Ein hoher Anteil der Patienten, die in der Notaufnahme oder im Konsildienst mit Suizidalität oder nach Suizidversuch vorgestellt werden, beklagt Schlafstörungen. Diese zu erkennen und diagnostisch richtig einzuordnen ist für den weiteren Verlauf von größter Bedeutung, zumal eine fehlende Identifikation und unzureichende pharmakologischer Therapie zu einer Verschlechterung des Zustandsbildes führen kann. Übersichtsartig wird die neuere Studienlage referiert und Handlungsempfehlungen für die Konsilpraxis abgeleitet. Der dritte Beitrag (Maike Wolf, Berlin) gibt zunächst eine kurze Übersicht über spezifische psychische Störungen bei Patienten mit Diabetes mellitus. So treten beispielsweise depressive Störungen bei diabetischen Patienten doppelt so häufig auf wie bei Personen ohne Diabetes. Ein bestehender Diabetes stellt auch vielfältige Herausforderungen an die Compliance der Patienten. Anhand eines praxisnahen Fallbeispiels sollen praxistaugliche Kurzinterventionen für den psychiatrisch/psychosomatischen Konsiliardienst vorgestellt werden. Das vierte Referat (Elisabeth Müller, Nürnberg) fokussiert rechtliche und organisatorische Aspekte der Substitution in Pflegeheim und häuslicher Pflege. So ist beispielsweise ein deutlicher Altersanstieg der abhängigkeitserkrankten Patienten zu verzeichnen (vgl. Europäischen Drogenbericht 2018), am Klinikum Nürnberg beispielsweise von 31 Jahren (2001) auf 47 Jahre (2016). Der Beitrag erläutert vor dem Hintergrund der damit einhergehenden Multimorbidität und des zunehmenden Pflegebedarfs wie die suchtmedizinische Behandlung in den Pflegealltag integriert und eine Vergabe außerhalb einer Ambulanz oder Praxis realisiert werden kann. Der Abschlussvortrag (Günter Niklewski, Nürnberg) behandelt die Symptome Tagesmüdigkeit und Erschöpfung, die im Konsildienst bei Patienten mit Chronic Fatigue - aufgrund der korrelierenden Symptomatik - zur Fehldiagnose einer Depression mit entsprechenden Konsequenzen für die Weiterbehandlung führen können. Vorgestellt werden die Möglichkeiten der differentialdiagnostischen Abgrenzung sowie therapeutische Ansätze bei Chronic Fatigue.
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine sehr häufige Komorbidität bei erwachsenen Patienten mit Alkoholabhängigkeit (ca. 20%). Dieses Symposium gibt im ersten Teil einen Einblick in die klinische Komplexität von Differenzialdiagnosen und weiterer Komorbiditäten. Im zweiten Teil werden Daten aus der Grundlagenforschung präsentiert, die in Zukunft eine gezieltere Diagnostik und/oder Therapie ermöglichen könnten.
Die Fetale Alkohol-Spektrum-Störung (FASD) wird durch mütterlichen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft verursacht. Die FASD ähnelt dabei klinisch oft einer ADHS, spricht jedoch auf die gängigen ADHS-Behandlungen weniger gut an. Möglichkeiten zur Abgrenzung der beiden Diagnosen und die klinische Relevanz werden diskutiert.
Liegt tatsächlich eine ADHS zusätzlich zur Alkoholabhängigkeit vor, bestehen oft weitere psychische Störungen, die eine Einordnung der Symptomatik erschweren. Dazu werden Daten aus einem großen Kollektiv stabil abstinenter Alkoholabhängiger präsentiert, bei denen eine ADHS zusätzlich noch mit einer erhöhten Rate an Traumatisierungen und Traumafolgestörungen assoziiert ist. Differenzialdiagnostik und Implikationen für die Behandlung sollen dargestellt werden.
In der funktionellen Bildgebung zeigten sich Unterschiede bei der Rekrutierung neuronaler Netzwerke zwischen Alkoholabhängigen und ADHS-Betroffenen. So aktivieren Alkoholabhängige in einem komplexen Inhibitions-Task präfronto-striatale Regionen, wohingegen bei ADHS vermehrt das fronto-parietale prämotorische Netzwerk aktiviert wird.
Die Verhaltensinhibition ist bei Alkoholabhängigen bei gleichzeitiger Präsentation alkoholbezogener oder neutraler Reize verändert. Wie diese Inhibition durch eine zusätzliche ADHS beeinflusst wird, wird derzeit in einer Multicenterstudie in der Schweiz untersucht.
Die personalisierte oder präzisere Therapie von depressiven Erkrankungen stellt eines der größten Versprechen für Patienten und Behandler in unserem Fachgebiet dar. Trotz jahrzehntelanger Forschung in diesem Bereich erfolgen Therapientscheidungen auch heute noch auf wenig bis keinen evidenz-basierten Kriterien. Auch die aktuelle Leitlinie empfiehlt eher breite als individualisierte Therapieverfahren. Das Symposium soll den aktuellen Stand der Forschung zur Prädiktion von Therapieverläufen vorstellen und Ausblicke für die personalisierte Therapie geben. Dabei wird im ersten Teil des Sympoisum primär die Pharmakotherapie beleuchtet, während im zweiten Teil die Behandlung mittels EKT im Zentrum stehen soll.
Klaus Lieb (Mainz) wird aktuelle Daten zur individuellen Prädiktion von Therapieverläufen anhand eines großen Samples von ca. 900 Patientinnen und Patienten vorstellen, die im Rahmen der EMC-Studie behandelt wurden. Zur Vorhersage von Therapieverläufen wurden Deep Learning-Verfahren eingesetzt, deren Ergebnisse im Vortrag vorgestellt werden. Durch die Kombination klinisch-demographischer und biologischer Daten gelingt es, die prädiktive Vorhersagekraft eines frühen Ansprechens auf eine Pharmakotherapie für eine spätere Remission deutlich zu erhöhen. Chancen und Grenzen für die Prädiktion individueller Therapieverläufe werden diskutiert.
Helge Frieling (Hannover) stellt den aktuellen Stand der, teilweise auch am EMC-Kollektiv validierten, Entwicklung eines Biomarkers zur Vorhersage des Nicht-Ansprechens auf Antidepressiva vor. Die Hypomethylierung des BDNF-Promoters geht mit einem Nicht-Ansprechen auf monoaminerge Antidepressiva einher, ein Befund, der bereits mehrfach repliziert werden konnte. Welche physiologischen Hintergründe es dazu gibt und wie dieser Befund in der Praxis angewendet werden kann, soll im vorgestellt und diskutiert werden.
Im zweiten Teil des Symposiums steht dann die Prädiktion des Ansprechens auf EKT-Behandlung im Mittelpunkt:
Trotz der hohen Wirksamkeit von EKT bei insbesondere therapieresistenten Depressionen sprechen nicht alle Patienten auf EKT an. Weiterhin ist die rasche Zuweisung zu verschiedenen antidepressiven Verfahren wichtig um eine lange Krankheitsepisode mit Entwicklung eines chronischen Verlaufes zu verhindern.
Aktuell bestehen nur wenige klinische und EEG-bezogene Parameter mit welchen die Response auf EKT eingeschätzt werden kann. NN (Münster) stellt aktuell Befunde zur Nutzung struktureller Bildgebungsdaten für die Therapiesteuerung vor, welche mittels maschineller Lernverfahren ausgewertet werden. A. Neyazi (Hannover) berichtet Ergebnisse zur epigenetischen Analyse von neurotrophen Faktoren und ihren Signalwegen sowie den aktuellen Kenntnisstand zur Biomarkerforschung bei EKT.
Kurzfilme über das Sterben, über Abschiednehmen und Beerdigen und über Trauern und Erinnern. Sie können Gedankenanstöße sein für Zwischendurch oder als Impulse und Bildungsangebote für Kitas, Schulen, Jugendclubs oder Seniorengruppen verwendet werden.
Die aufsuchende Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen geschieht weitestgehend in einer 1:1 Situation. Der Therapeut oder Behandler ist in der Gastrolle und damit nicht in der angestammten Rolle, die ein Beruf oft mit sich bringt, bzw. die vor allem in institutionalisierten Settings, z.B. Krankenhäusern, aufrecht erhalten werden. Stattdessen erfüllt man neben der Gastrolle vielfältige andere, u.a. die des Beraters (z.B. psychoedukativ), des Helfers (sozialpraktisches Training), des Vermittlers (systemisches Arbeiten) oder des Zuhörers (supportive Psychotherapie). Diese Rollen erfüllt man meist unabhängig vom ursprünglichen Beruf, da in der aufsuchenden Tätigkeit der schnelle Rückgriff auf andere Berufsgruppen selten möglich ist.
Durch die Stationsäquivalente Behandlung (StäB) verändern sich Rollenzuschreibungen und Arbeitsplatzbeschreibungen auch in der institutionalisierten Psychiatrie deutlich. Was eben im Krankenhaus noch galt, kann draußen kontraproduktiv oder dysfunktional gerade auch für den Betroffenen sein. Hier kann der Arzt zum Einkaufshelfer und Beikoch werden, wenn es die Situation erfordert. Auch wenn dies sicher die Ausnahme sein wird, gehören vermeintlich berufsferne Tätigkeiten oder Delegationen an andere Berufsgruppen zum Alltag in der aufsuchenden Patientenversorgung.
Das Diskussionsforum soll Chancen und Risiken dieser Entwicklung aus der Sicht der verschiedenen Berufsgruppen und insbesondere der Betroffenen beleuchten. Auch vor dem Hintergrund eines zunehmenden Mangels an Arbeitskräften bei verschiedenen Berufsgruppen.
Schlaf und psychische Gesundheit stehen in einem engen Zusammenhang. Das Symposium folgt der Idee, dass eine Berücksichtigung von Schlaf in der Diagnostik und Behandlungsführung den Verlauf von psychischen Erkrankungen über Diagnosegrenzen hinweg verbessern kann. Zunächst werden durch das Referat Schlafmedizin neu überarbeitete Empfehlungen für eine polygraphische beziehungsweise polysomnographische Abklärung vorgestellt. Anschliessend werden ausgehend von aktuellen Daten zur hohen Prävalenz von atembezogenen Schlafstörungen bei stationären Patienten Behandlungsempfehlungen dargestellt. Weiterhin werden Entwicklung und Implementierung eines integrativen (ärztlich, psychologisch, pflegerisch) verhaltenstherapeutischen Schlafprogramms für stationäre Patienten besprochen. Abschliessend werden neue Entwicklungen zu nicht-invasiven Hirnstimulationsverfahren, einschliesslich transkranieller Gleichtstromstimulation und closed-loop auditorischer Stimulation im Schlaf, diskutiert. In der Gesamtheit gibt das Symposium eine Übersicht über neue Entwicklungen im Bereich Schlaf und Psychiatrie und schlägt einen Bogen von grundlagenwissenschaftlichen Aspekten zur Relevanz für die Praxis.
Seit einigen Jahren ist ein veränderter Umgang mit religiösen und spirituellen Erfahrungen in Psychiatrie und Psychotherapie zu beobachten. Weil religiöses oder spirituelles Erleben in der Psychiatrie meist durch wahnhaftes Denken getrübt wird, ist eine angemessene Beurteilung schwierig. Nach einem Rückblick über 90 Jahre Religionspsychopathologie (K. Schneider 1928) kommen zwei Psychiatrie-Erfahrene zu Wort, die heute als „Genesungshelfer“ arbeiten. Klaus Nuißl schildert seine religiöse Identitätssuche vor dem Hintergrund psychotischen Erlebens. Thelke Scholz stellt spirituelle Ressourcen in ihrem Genesungsprozess vor. Schließlich erläutert Uwe Gonther den Umgang mit spirituellen Inhalten in der Psychosen-Therapie vor dem Hintergrund seiner klinischen Praxis.
Ausgehend von den neuen Erkenntnissen zu den antikörpervermittelten Gehirnentzündungen der letzten Dekade hat sich zwischenzeitlich eine rege Forschungstätigkeit zur Frage einer möglichen Immungenese psychotischer, schizoaffektiver und schizophreniformer Störungen entwickelt. Dabei weisen nicht nur klinische Beobachtungen sondern auch genetische Studienergebnisse und Beobachtungen aus der Grundlagenforschung darauf hin, dass gestörte immunregulatorische Prozesse durchaus eine große Rolle bei der Entstehung verschiedener neuropsychiatrischer und psychotischer Zustandsbilder spielen könnte. Diese Thematik ist auch deshalb für Kliniker von hohem Interesse, weil sich nicht nur das Krankheitsmodell und verbunden damit das Selbstkonzept betroffener Menschen mit Psychose tiefgreifend verändern könnte, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf die klinische Diagnostik und Therapie haben könnte.
Diesem Themenfeld widmet sich das vorliegende Symposium, wobei das besondere Potential translationaler Forschungsansätze durch die Auswahl der konkreten Vortragsinhalte illustriert werden soll.
In einem ersten Beitrag aus der Grundlagenforschung wird gezeigt, welche Auswirkung eine mütterliche pränatale Immunaktivierung im Kontext von Infektionen auf die folgenden Generationen haben kann. Darauf aufbauend werden neue Erkenntnisse zum Mikroglia Netzwerk, dem wichtigsten immunmodulatorischen Systems des ZNS vorgestellt.
Die komplexe funktionelle Bedeutung auffälliger neuronaler Antikörper steht im Mittelpunkt des dritten Beitrags, während sich der abschließende Vortrag mit Liquor Befunden und deren Bedeutung in der klinischen Diagnostik psychotischer Störungen auseinandersetzt.
Insgesamt soll ein über aktuelle neuroimmunologische Forschungsbemühungen und ein Einblick in die konkreten Forschungsergebnisse von der Grundlagenforschung bis hin zur klinischen Forschung präsentiert werden.
Psychiatrische Professionelle sind im klinischen Alltag häufig mit ethischen Fragen konfrontiert, jedoch in der Regel nicht spezifisch darin ausgebildet, diese systematisch zu analysieren und zu beantworten. Das interdisziplinäre Symposium verfolgt vor diesem Hintergrund das Ziel, Medizinethik und Psychiatrie stärker zusammenzubringen, um die ethische Entscheidungsfindung in der psychiatrischen Praxis zu verbessern. In den Vorträgen werden hierzu unterschiedliche ethische Fragestellungen aus den Bereichen Allgemeinpsychiatrie, Psychotherapie und Forensische Psychiatrie vorgestellt, normativ analysiert und mit den Teilnehmenden diskutiert.
Die Wichtigkeit von beruflicher Tätigkeit als stabilisierendem und sinnstiftendem Element in der Behandlung psychischer Erkrankung findet breiten Konsens bei Behandlern und wird auch als therapeutisches Element immer häufiger eingesetzt. Die Integration in Arbeit wird somit zunehmend zum zentralen Behandlungsziel erklärt.
Dies deckt sich mit den Zielen von Kostenträgern und den Erwartungen einer sich rasch entwickelnden Leistungsgesellschaft.
Zeitgleich haben sich die Ausfälle im Arbeitsleben durch psychische Erkrankungen in den letzten zehn Jahren verdoppelt und die Einflüsse moderner Arbeitswelten als Auslöser von psychischer Dekompensation sind nicht zu übersehen.
Im Symposium soll der Wert von beruflicher Tätigkeit und die Interaktion mit psychischer Gesundheit aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln beleuchtet und in einer diskursiven Auseinandersetzung bewertet werden.
Unterschiedliche Beiträge aus dem aktuellen Teilhaberecht und der ICF, der betrieblichen Sicht, der beruflichen Rehabilitation und einer klinischen Perspektive ermöglichen eine differenzierte Auseinandersetzung mit einer komplexen und widersprüchlichen Thematik.
Wir wollen uns in diesem Symposium mit Themen beschäftigen, für die es bisher wenig Evidenz gibt, die aber immer wieder zu kontrovers geführten Debatten führen und zu denen es auch in der Fachgesellschaft und unter Experten keine einheitliche Meinung gibt. Alle Referenten sind sich der Zwiespältigkeit der Konzepte in hohem Maße bewusst und stehen nicht als Protagonisten einer einseitigen und eindeutigen Position. Herr Dr. Schwink wird über die Gründe berichten, die zur Einführungen eines privaten Sicherheitsdienstes führten und auch Daten über die Entwicklung von aggressiven Übergriffen und Polizeieinsätzen präsentieren. Herr Dr. Fani wird über den Einsatz des Posey-Betts in der Klinik Klingenmünster sowohl qualitativ als auch mit empirischen Daten referieren. Die S3-Leitlinie spricht sich gegen den Einsatz von Netzbetten und Varianten aus. Dennoch werden auch bedenkenswerte positive Erfahrungen geschildert. Elektrokrampftherapie unter Zwang ist ein Thema, das in längeren Debatten in deutschen Fachzeitschriften behandelt wurde. Frau Dr. Jäpel fügt einen neuen ethischen Aspekt an mit Berichten über Patienten, die nach einer gerichtlich genehmigten Zwangsbehandlung anschließend eine Patientenverfügung verfassten, dass sie im Fall eines erneuten Zustandes psychotisch bedingter Einwilligungsunfähigkeit wieder in ähnlicher Weise behandelt werden wollen. Im Hinblick auf sog. „Intensivstationen“ wurden bei der Erstellung der S3-Leitlinie zur Verhinderung von Zwang so gegensätzliche Positionen deutlich, dass man sich bei ohnehin fehlender Evidenz nicht auf eine Leitlinienempfehlung in die eine oder andere Richtung einigen konnte. Herr Dr. Schwärzler hat im Oktober 2018 eine derartige Station eingerichtet und wird bis zum Kongress neben Erfahrungen auch Daten über die Entwicklung von Zwangsmaßnahmen, aggressiven Übergriffen und Türschließungen auf den übrigen Stationen berichten können.
Psychiatrie braucht zusätzliche und andere Zugangswege zur Psychotherapie als die Richtlinien-Behandlung im Rahmen des Gutachterverfahrens. Die psychiatrische Kurz-Psychotherapie PKP wurde zu diesem Zweck entwickelt. Systematische und kontinuierliche Behandlung des Patienten im 20-Minuten-Setting der Sprechstunde oder Klinikvisite findet mithilfe von Sprechstundenkarten statt. Eine erste kontrollierte Studie verglich die Therapiegruppe mit einer Wartelistengruppe mit depressiven Erkrankungen mit sehr guter Feldstärke. Eine zweite Studie verglich PKP mit 24 Sitzungen mit einer Langzeitbehandlung im Umfang von 45 Sitzungen. Beide Therapien erbrachten gleich gute Ergebnisse. In einem großen psychiatrischen Krankenhaus wird PKP als störungsspezifische Gruppentherapie der Depression eingesetzt. Die neuen Ergebnisse mit über 1000 Patienten zeigen ebenfalls auf stabile Weise die Wirksamkeit dieses alternativen psychotherapeutischen Vorgehens in der Psychiatrie. Außerdem wird darüber berichtet, wie PKP in der Behandlung des chronischen Alkoholismus, bei Angst-und Zwangsstörungen und bei chronischem Schmerz eingesetzt wir.
Das Ministerkomitee des Europarats verabschiedete 2006 die dritte Version der European Prison Rules. Darin heißt es, dass beim Vollzug von Freiheitsstrafen und bei der Behandlung Gefangener Erfordernisse der Sicherheit und Disziplin berücksichtigt, gleichzeitig aber auch Vollzugsbedingungen garantiert werden müssen, welche die Menschwürde nicht verletzen und die den Gefangenen sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten und Behandlungsprogramme bieten, damit sie auf ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft vorbereitet werden. Weiter wurde als ein Grundprinzip formuliert, dass das Leben in der Justizvollzugsanstalt den positiven Aspekten des Lebens in der Gesellschaft so weit wie möglich anzugleichen ist. Gleiches gilt so auch für den deutschen Maßregelvollzug, welcher unter Zwang für psychisch kranke Straftäter Therapie anbietet. Vor diesem Hintergrund wurden anhand von mehr als 255 Maßregelpatienten einzelne Bereiche, die sich auf die Menschenwürde auswirken, identifiziert und quantifiziert. Zum Einsatz kam dabei das Instrument Measuring the Quality of Prison Life, das für den Maßregelvollzug adaptiert wurde. Die Erfahrungen mit Restriktionen werden anhand eines neuen Fragebogens berichtet und die Bedeutung der Tabuthemen Suizidalität und Sexualität in Unterbringung werden diskutiert. Zusammenfassend gibt das Symposium einen umfassenden Überblick über eine Maßregelbehandlung, die neben dem Zwangscharakter die positiven Aspekte des Lebens ebenso wie das Wohlbefinden mit einschließt.
In der Psychiatrie der Uniklinik Köln wurde 2014 das Gezeitenmodell von Poppy Buchanan – Barker und Phil Barker eingeführt. In der Tagesklinik, auf allen offenen und teilweise auch auf den geschlossenen Stationen fungiert das Modell seitdem als Basis für die Arbeit der Be-zugspflege. So wurde die Qualität der pflegerischen Betreuung/Behandlung verbessert und die Recovery Orientierung in der Haltung der Pflegenden gestärkt.
In DGPPN Workshops der vergangenen Jahre wurde das Modell vorgestellt: Die vier Be-standteile (Wertegrundlage, Metapher, Gezeitengruppe, Assessment), die praktische An-wendung und die Evaluation aus Sicht der Pflegenden waren die Schwerpunkte der jeweili-gen Veranstaltungen. Die systematische Evaluation aus der Sicht der Nutzer fehlt aber bis-lang.
Besser als quantitative Skalen können offene Fragen ermitteln, welche Aspekte der Behandlung bei Patienten zur Zufriedenheit oder Unzufriedenheit führen. So werden relevante In-formationen gewonnen, damit die Behandler in einem bestimmten Kontext wirkungsvoll handeln können (Priebe u. Migliatta, World Psychiatry 18:1, Feb. 2019).
Im Rahmen der Pilotphase der Einführung der „stationsäquivalenten Behandlung“ in der Uni-klinik Köln wird jetzt eine solche, auf offenen Fragen basierende Untersuchung durchgeführt. Ziel dieser qualitativen explorativen Studie ist, die Bedürfnisse und Prioritäten der Nut-zer, sowie die Wirkfaktoren der Zuhausebehandlung genauer kennen zu lernen. Da die Pflege den weit überwiegenden Teil der Kontaktzeiten im häuslichen Umfeld leistet, wird die Untersuchung auch Aufschluss darüber geben, wie die Patienten innen die praktische Arbeit mit dem Gezeitenmodell erleben.
Neben den Ergebnissen der Untersuchung wird anhand von zwei Fallbeispielen die Wirkung des Modells aufgezeigt. Exemplarisch wird deutlich, wie sich die Selbstwirksamkeitserwartung Schritt für Schritt gesteigert hat. Abschließend wird diskutiert, ob und in wie weit sich wirksame Anteile des Modells in pflegerische Arbeit integrieren lassen, ohne das Modell in seiner Gesamtheit einzuführen.
In dem Workshop geht es um die Frage, wie recoveryorientierte Beziehungsarbeit im psychiatrischen Kontext möglich ist. Nicht nur für Ergotherapeuten gehören Resilienz, Salutogenese und Empowerment mit zur Ausbildung und teils mit zur täglichen Arbeit. Auch andere Gesundheitsberufe sind bereits auf die genesungs- und ressourcenorientierte Haltung in der praktischen Arbeit mit chronisch psychisch erkrankten Menschen aufmerksam geworden (s. Gezeiten-Modell). Doch wie gestaltet sich ein recoveryorientierter Wandel in der praktischen Arbeit? Der Beruf der Genesungsbegleiter bietet einen Ansatzpunkt. Genesungsbegleiter oder Ex-In-Mitarbeiter (Experienced-Involvement) sind Psychiatrie-Erfahrene mit einer zertifizierten Weiterbildung, in deren Verlauf die Teilnehmer ihre eigenen Erfahrungen verarbeiten, voneinander lernen und praktische Konzepte für die Arbeit entwickeln. An dem Beispiel eines sozialpsychiatrischen Trägers in NRW wird gezeigt, wie ein Team aus Ergotherapeuten, Pflegern, Sozialarbeitern und Pädagogen mit Genesungsbegleitern zusammenarbeiten können. Welche Strukturen müssen geschaffen werden, damit Genesungsbegleiter ihr Potential entfalten können? Welche Angebote können Ex-Inler begleiten, damit auch langjährig erkrankte Menschen erreicht werden können? Nicht zuletzt stellt sich die Frage, wie ein professionell Tätiger mit einem Genesungsbegleiter im Tandem arbeiten kann und wie sich daraus eine Teamarbeit entwickelt. Auf der Grundlage aktueller Literatur von Utschakowski, Amering und Schmolke, Knuf, Becker, Boden und Feldt, entwickelten wir ein Konzept und eine Haltung, um unsere Arbeit zu verändern, ohne alte Strukturen zu brechen. Die ergotherapeutischen Manuale „Action over inertia/Handeln gegen Trägheit“ und „Recovery Through Activity/Genesung aktivieren und Teilhabe fördern“ beeinflussten unser Konzept ebenso.
Bei vielen psychischen Erkrankungen tritt die erste Krankheitsepisode im jungen Erwachsenenalter auf, so dass betroffene Frauen die Familienplanung oftmals noch nicht abgeschlossen haben. Durch die Weiterentwicklung therapeutischer Möglichkeiten und nebenwirkungsärmerer Medikamente hat sich die soziale Prognose für viele erkrankte Frauen verbessert, so dass sie und ihre Partner sich immer häufiger bewusst die Frage stellen, ob und unter welchen Bedingungen sie ein Kind bekommen können. Bei ungeplanten Schwangerschaften unter einer Medikation tritt dagegen häufig die Frage auf, ob durch die verwendete Medikation Risiken für das ungeborene Kind entstanden sind.
Durch die Erfassung und wissenschaftliche Auswertung von Schwangerschaftsverläufen unter Medikation gibt es einen ständigen Wissenszuwachs zu möglichen Auswirkungen von Psychopharmaka auf das ungeborene Kind; im Mittelpunkt des Interesses steht häufig das Risiko für kindliche Fehlbildungen. Allerdings ist der Erfahrungsumfang zu den einzelnen Wirkstoffen recht unterschiedlich und funktionelle Störungen sowie Langzeitauswirkungen sind noch nicht abschließend zu bewerten.
Der zweite Fokus bei der Beratung und Betreuung erkrankter Frauen betrifft die psychische Stabilität während der Schwangerschaft und in der Postpartalzeit. Da speziell bei bipolaren Störungen in den ersten Tagen und Wochen nach der Entbindung eine hohe Rückfallgefahr besteht, muss der postpartalen Rezidivprophylaxe besondere Aufmerksamkeit gelten. Deshalb werden geeignete Maßnahmen des peripartalen Managements vorgestellt.
Während Schwangerschaft und die Nachgeburtsphase oft mit vielen positiven Emotionen einhergeht, bedeutet sie auch einen drastischen Wandel im Leben der Frau und späteren Mutter sowie ihrer Umgebung. Während die hormonellen Veränderungen sehr gut bekannt sind, sind die Effekte der Schwangerschaft auf Stimmung, soziale Kognition und auch das Gehirn weniger gut untersucht. Besondere klinische Relevanz kommen diesen Veränderungen aber in Hinsicht auf psychische Erkrankungen, allen voran der post-partum Depression, zu. Aktuelle Schätzungen gehen von einer Prävalenz von 10-20% aus, wobei anzunehmen ist, dass die Zahlen höher sind. Bisherige Studien lieferten schon Hinweise auf soziale und biologische Risikofaktoren, dennoch ist die Ätiopathogenese dieser Erkrankung nicht verstanden. Besondere Relevanz haben die Erkrankungen während Schwangerschaft und post-partum aber, weil sie nicht nur die Frau/Mutter sondern auch das (ungeborene) Kind betreffen.
Im Rahmen dieses Symposiums möchten wir einen vielschichtigen Einblick in dieses Thema liefern und das neugegründete Netzwerk Post-partum Stimmungsstörung vorstellen. Startend mit einem Überblick über die Effekte der Schwangerschaft auf Stimmung, Kognition und Gehirnstruktur als auch –funktion (Derntl), wollen wir im zweiten Vortrag auf die klinische Versorgung und Behandlung von psychischen Erkrankungen in und nach der Schwangerschaft eingehen (Walter). Diese einführenden Vorträge dienen als Grundlage für zwei Berichte aktueller Forschung zu post-partum Depression. Hier werden einerseits erste Ergebnisse einer umfangreichen Studie (n=400) zur Prädiktion post-partaler Depression vorgestellt (Chechko) bzw. andererseits die zugrundeliegenden neurochemischen Mechanismen dieser schwerwiegenden Erkrankung und mögliche Präventionsstrategien präsentiert (Sacher).
Aktuelle Forschung bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) rückt die lange vernachlässigte interpersonelle Dysfunktion dieser Patientengruppe in den Mittelpunkt. Die bisherige Datenlage verweist auf folgende Problembereiche: Eine Hypersensitivität gegenüber sozialer Bedrohung, v.a. sozialer Zurückweisung, tiefes Misstrauen sowie ein Gefühl von tiefer innerer Einsamkeit. Diese spielen mit einer mangelnden Fähigkeit zur Emotionssteuerung ungünstig zusammen mit der Folge von konfliktträchtigen sozialen Beziehungen bis hin zur offenen Aggressivität oder/und sozialer Isolation. Dieses Symposium widmet sich mit vier Vorträgen der Diagnostik und Therapie dieser Problembereiche. Katja Seitz aus Heidelberg führte eine Eye-Tracking Studie durch, die auf soziales Bedrohungserleben fokussiert, Janina Botsford aus Berlin hat sich mit einem innovativen Ansatz typischen autobiographischen Erinnerungen von Patienten mit BPS im Zusammenhang mit interpersonellem Vertrauen genähert. Corinne Neukel widmet sich mittels Interview und der Methode des Momentary Ecological Assessment Alltagserfahrungen von Patienten mit BPS, die zu Triggern von Gereiztheit und Aggressivität werden. Christian Paret aus Mannheim rundet dieses Symposium zur BPS mit der Vorstellung einer neuen Methode zur Behandlung der Affektdysregulation, dem Neurofeedback, ab.
Diskutiert werden auf Basis neuester Befunde diagnostische und therapeutische Methoden, die zur optimalen Versorgung in der Adoleszenz als Schnittstelle zwischen Jugend- und Erwachsenenalter beitragen. Psychische Störungen können den gesunden Entwicklungsverlauf unterbrechen und zum Scheitern altersentsprechender Aufgaben führen. Unbehandelte Betroffene zeigen Langzeitfolgen wie persistierende psychische Probleme, die langandauernde Behandlungen erfordern. Frühzeitige diagnostische Maßnahmen, sowie störungsspezifische, leitlinienorientierte Therapien fördern eine altersentsprechende Entwicklung und beugen der Chronifizierung psychischer Störungen vor.
Frau Prof. Philipsen wird Daten aus der BMBF-Studie sowie aus dem ESCA-late Projekt berichten, sowie Versorgungsstrukturen für eine erfolgreiche Transition von ADHS vorstellen.
Herr Prof. Kölch präsentiert aktuelle Entwicklungen bei der Behandlung von Angststörungen im Jugendalter.
Frau Prof. Sevecke wird die Frage diskutieren, ob die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung im Jugendalter bereits valide ist.
Frau Dr. Naab stellt aktuelle Behandlungsergebnisse sowie Prädiktoren für langfristigen Therapieerfolg bei der Behandlung von Essstörungen bei Jugendlichen vor. Es werden neueste Daten einer größeren Katamneseuntersuchung berichtet.
Menschen nehmen sich in der „Zeit“ und ihrer „Zeitlichkeit“ wahr. Und sie können am Vergehen der Zeit wie ihrem Nichtvergehen, an ihrer Beschleunigung wie an ihrem Stillstand leiden.Unser ganzer Alltag ist bestimmt durch Zeitrelationen. In der Geschichte unseres Faches gibt es eine lange und lebhafte Tradition mit der „Erfahrung und Wahrnehmung von Zeit und Zeitlichkeit“ bei psychisch Kranken. Jedoch hat diese wichtige Dimension bislang keinen Eingang -trotz mancher klinischer und wissenschaftlicher Befunde- in unseren psychopathologischen Befund gefunden. Veränderung der Zeitwahrnehmung und der Erfahrung der eigenen Zeitlichkeit spielen bei Patienten mit Depression und Schizophrenie eine große Rolle und dürften eng verbunden sein mit anderen Symptomen wie Denk- und Antriebsverlangsamung, Wahn, Halluzinationen usw. Vor allem die Phänomenologie in der Philosophie mit Husserl, Heidegger, Bergson bis hin zu Theunissen hat hier einen starken Einfluss auf die jeweilige Psychiatergeneration ausgeübt (z.B. von Gebsattel, Minkowski, Blankenburg, Ciompi, Fuchs usw.). In den letzten Jahren wurde auch aber verstärkt empirisch zu Veränderungen der Zeitwahrnehmung geforscht. Metanalysen legen z.T. deutliche Nosologie-spezifische Unterschiede nahe.
In diesem Symposium soll durch zwei mehr philosophische und zwei mehr psychiatrische Vorträge eine Standortbestimmung vorgenommen werden und die Frage gestellt werden,ob dieWahrnehmung von Zeit und Zeitlichkeitnicht in unseren AMDP-Befund aufgenommen werden sollte. Können uns hier Ansätze der Philosophie zum „guten Leben“ (Steinfath) und eine moderne phänomenologische Ausdifferenzierung (Kupke) weiterhelfen? Und wie können aktuelle empirische Befunden zu Zeitintervallschätzung, ihrer Neurobiologie (Juckel) bis hin zu Untersuchungen in der Virtual Reality (Vogel und Vogeley) dazu beitragen, die für das tagtägliche Erleben unserer Patienten so wichtige Dimension der „Zeit“ für Diagnostik und Therapie zu etablieren und zu nutzen?
Nicht selten schufen Komponisten bewunderte Werke, obwohl sie an psychischen Störungen litten. Die Vorträge stellen psychodynamische und psychopathologische Hypothesen zu bekannten Musikschaffenden vor und nutzen musikalische Werke als psychiatriehistorische Quelle.
1. Felix Mendelssohn-Bartholdy: Kurzes Glück und rätselhafter Tod
Mendelssohn-Bartholdy schien ein Liebling der Götter zu sein. Gesegnet mit überragenden musischen Talenten, erreichte er schon als junger Mann den Zenit seines künstlerischen Schaffens. Ab seinem 36. Lebensjahr zeichneten sich gesundheitliche Probleme ab. Der plötzliche Tod seiner ihm künstlerisch eng verbundenen Schwester Fanny stürzte ihn in eine schwere emotionale Krise, die in einer gesundheitlichen Katastrophe endete.
2. „Der letzte Riese der Musik“ – Max Reger und der Alkohol
Der deutsche Organist, Pianist und Dirigent schuf in nur 25 Jahren etwa tausend Tondichtungen, die sich durch die Kraft einer überwältigenden chromatischen Polyphonie auszeichnen. Weniger bekannt ist, dass sein unbändiger Schaffensdrang früh durchdrungen war von den dunklen Tiefen einer Alkoholsucht. Zwar befähigte ihn die Musik partiell zur Resilienz; sein Leben aber geriet zur Katastrophe.
3. Die Begegnung Gustav Mahlers mit Sigmund Freud
Der Dirigent und Operndirektor schien 1910 durch etliche „life events“ massiv überfordert. Als er die Untreue seiner Frau Alma entdeckte, suchte er Sigmund Freud auf. Die Begegnung führte zu einer deutlichen Besserung – durch eine Kurz-Analyse und die Wirkung von Freuds Persönlichkeit. Parallel dazu entstand die 9. Symphonie, welche die innerseelischen Kämpfe des Komponisten beeindruckend widerspiegelt.
Fazit: Immer sind die Beziehungen zwischen Lebensereignissen, psychischen Auffälligkeiten, somatischen Krankheiten und musikalischen Werken nur annäherungsweise auszumachen. Dennoch bleibt das Aufspüren dieser Verknüpfungen eine faszinierende Herausforderung.
Der Nutzen klinischer Ethikberatung im Krankenhausalltag ist vielfach belegt. In somatischen Krankenhäusern kann ein solche Beratung in moralisch schwierigen Entscheidungssituationen, zum Beispiel am Lebensende, bereits als Standard gelten. In psychiatrischen Kliniken hingegen ist bisher wenig über die Verbreitung, den Anwendungsbereich und die Grundlagen klinischer Ethikberatung bekannt, obwohl dort viele und durchaus sehr spezifische Anwendungsmöglichkeiten denkbar sind. Wir möchten deshalb, ausgehend von den medizinethischen Grundlagen, erstmals Daten über die bundesweite Verbreitung solcher Beratungen und entsprechender Gremien präsentieren. Darüberhinaus soll ein Modell der standardmäßigen Anwendung einer Ethikberatung in der Entscheidungsphase über Zwangsbehandlungen vorgestellt werden.
Der Film über PTBS vermittelt Betroffenen und Angehörigen verständlich Wissen über die Krankheit und deren Therapiemöglichkeiten.
In den letzten Jahren hat sich in der Psychiatrie und Neurologie eine neue diagnostische Entität etabliert: Autoimmun-Enzephalitiden mit psychotischer Symptomatik durch spezifische antineuronale Antikörper wurden als seltene, jedoch potenziell behandelbare Ursache psychotischer Störungen identifiziert. Die schnelle und korrekte Diagnose ist für die Betroffenen von hoher Relevanz, da eine frühzeitige und ausreichend intensive Immuntherapie trotz schwerer Krankheit oft zu einer guten Prognose führt. Diese als entzündlichen Hirnerkrankungen diskutierten Entitäten wurden jedoch durch die bisherig gängige Routine-Diagnostik in der Psychiatrie nicht zuverlässig erkannt.
Alkomiet Hasan stellt zunächst den in der neuen S3-Leitlinien konsentierten allgemeinen differenzialdiagnostischen Algorithmus bei Patienten mit Psychosen und Verdacht auf eine Störung aus dem schizophrenen Formenkreis mit prägnanten Fallbeispielen vor. Johann Steiner präsentiert zwei von deutschen Experten publizierte Schemata für die klinische Praxis zur strukturierten Diagnostik und Therapie von Autoimmun-Enzephalitiden, das geleitet durch klinische Warnsignale eine schnelle und zuverlässige Behandlung ermöglicht. Danach wird Thomas Pollak den derzeitigen Konsensus einer internationalen Expertenkommission zur Diagnostik und zum Management von Psychosen mit mutmaßlicher Autoimmun-Pathogenese darstellen. Harald Prüß berichtet abschließend über derzeit etablierte Strategien der Immuntherapie bei gesicherter Autoimmun-Enzephalitis.
Wichtig ist uns in diesem Symposium eine ausgewogene und differenzierte Darstellung des inzwischen auch in den Medien „heiß“ diskutierten Themas, um eine Hilfestellung für die klinische Praxis zu geben.
B. Scheider et al. stellen im Beitrag „Medikamentenabhängigkeit und Suizid“ Studien sowie Reviews in einer Übersicht vor. Die Referenten schlussfolgern, dass im Sinne der erfolgreichen Suizidprävention sich Interventionen mit gemeinsamen Ursachen und Risikofaktoren befassen sollten, z. B. durch verbesserten Zugang zur Psychotherapie und der medikamentengestützten Behandlung von Störungen durch Opioidkonsum. U. Preuss zeigt auf der Basis des „National Survey on Drug Use and Health” aus dem Jahr 2017, dass Abhängigkeitserkrankung durch verordnete Medikamente signifikant mit Suizidversuchen korreliert sind, auch wenn für depressive Episoden und andere potenzielle beeinflussende Faktoren korrigiert wird. Suizidversuche in der Anamnese können wichtige Indikatoren für die Schwere von komorbid vorliegenden anderen psychiatrischen Erkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen sein. Bischoff et al. zeigen im „Beitrag Suizidalität und pathologisches Glücksspiel“ auf, dass pathologische Glücksspieler oftmals unter Komorbidität, insbesondere affektiven Störungen, substanzbezogenen Störungen und Cluster-B Persönlichkeitsstörungen - die alle drei als Risikofaktoren für Suizidalität darstellen, leiden. Überdies stellen sie jüngere Forschungsarbeiten vor, die nahelegen, dass Glücksspiel selbst ein potentieller Risikofaktor für Suizidalität darstellt. Erkenntnisse über eine sinnvolle suizidpräventive Arbeit in der Behandlung von Suchtkranken liegen vor. Inwieweit diese Kenntnisse und Fertigkeiten in der Praxis der Suchthilfe geläufig sind und wie PraktikerInnen ihre Rolle in Bezug auf die Suizidprävention sehen, untersuchten Milin et al. und stellen die Ergebnisse vor. Hier wird deutlich, dass bei für den im Umgang mit PatientInnen so wichtigen Berufsgruppen wie den Pflegekräften Defizite bei den Kenntnissen, den Fertigkeiten und hinsichtlich der selbst berichteten Sicherheit vorliegen und daher in der Psychoedukation entsprechend stärker repräsentiert sein sollten.
According to the UNHCR, by the end of 2017, more than 71.44 million people live in external or internal situation of displacement, the highest number since recording begun in 1951. Women and girls make up around 50 per cent of any refugee, internally displaced or stateless population. People travelling as part of mixed movements have varying needs and may include asylum-seekers, refugees, stateless people, victims of trafficking, unaccompanied or separated children, and migrants in an irregular situation. Women´ and girls´ stronger tendency to develop PTSD may also be related to the fact that the types of traumas to which they are more frequently exposed (e.g. sexual assault and rape) are socially stigmatised and so they do not therefore receive sufficient social support. Detecting women with common mental health disorders that are severe or life-threatening is essential so that they can be connected to what limited psychiatric care is available. Screening in post-conflict and post-disaster settings where resources are severely constrained, is particularly important to achieve reasonable specificity. In this symposium we will focus on women´s mental health in humanitarian crises. The first speaker will give an overview on “Mental health of women and girls in humanitarian crises“, the second speaker will talk on „Empowerment of women and girls in humanitarian crises", while the third speaker will focus on „Preventing suicide in women and girls in humanitarian crises“ and the last speaker will present „Women’s Leadership in humanitarian crisis“. All presentations will be discussed with the plenum.
Gesundheit und Lebensqualität können durch gezielte, ressourcenorientierte und Selbstwirksamkeit stärkende Interventionen gefördert werden. Eine theoretische Basis, sowie die Vorgehensweise verschiedener Fachtherapien wird dargestellt.
Das im Rahmen einer Bachelorarbeit entwickelte ergotherapeutische Konzept zur Stärkung der Selbstwirksamkeit ermöglicht die Behandlungsdauer und die Häufigkeit einer erneuten Behandlung langfristig zu reduzieren. Zudem kann eine neue Perspektive des ergotherapeutischen Handelns und der Zielfindung entstehen. Es vereint theoriegeleitetes Wissen ergotherapeutischer Bezugsdisziplinen zu einem Konzept mit vier zentralen Therapiebausteinen.
Der aktuellen Evidenzlage entsprechend, ergeben sich für die Behandlung der Klienten positive Veränderungen aus einer verstärkten Einbeziehung der Selbstwirksamkeit in die Therapie.
Auch im Rahmen der tiergestützten Therapie zeigen sich positive psychologische und physiologische Auswirkungen, sowie eine erhöhte intrinsische Motivation und Compliance. Im Umgang mit Tieren erleben sich Patienten kompetent, selbstbewusst, emotional und steigern ihre Selbstwirksamkeit.
Auch kunsttherapeutische Interventionen im Palliativbereich beeinflussen die Selbstwirksamkeitserwartung der chronisch kranken Patienten und deren Angehörigen positiv. Offene Begegnungen, professionelle Begleitung, sowie Möglichkeiten zum kreativen Ausdruck initiieren Heilungsprozesse. Bei der Gestaltungs- und Maltherapie erlebt und entdeckt der Klient bei der Arbeit am Werk die eigene Gestaltungskraft, stärkt die Fähigkeit, auf innere und äußere Umstände Einfluss zu nehmen und trägt somit zur Selbstwirksamkeit bei.
Das Erleben von Selbstwirksamkeit spielt ebenso in der Entwicklung eines Kindes bereits ab ca. dem 2. Lebensmonat eine bedeutende Rolle. Im Rahmen der Musiktherapie wird den TeilnehmerInnen durch das musikalische Spiel ein Raum eröffnet um Selbstwirksamkeit zu erfahren.
Die am 01.06.2016 in Kraft getretene Neuregelung der strafrechtlichen Unterbringung schreibt vor, dass nach drei und sechs und sodann alle zwei weitere Jahre externe Gutachten eingeholt werden müssen, ob die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus für erledigt zu erklären ist. Die Folge davon ist eine Vielzahl von solchen Gutachten. die Erfahrungen in der klinischen, gutachtlichen und rechtlichen Praxis werfen gewichtige Fragen auf, ob und unter welchen Umständen solche Gutachten, die mit erheblichen Belastungen für den Probanden, die Klinik und die Justiz verbunden sind, sinnvoll, unnütz oder gar schädlich sind.
New regulation of the right of psychiatric hospital order in criminal law - flood of expert opinions: necessary, useless, harmful?
The new regulation of der German Penal Code on forensic hospital order, which came into force on 01.06.2016, stipulates that after three and six years, and then every two more years, external expert opinions must be obtained as to whether the hospital order in a psychiatric hospital is to be declared settled. Experience in clinical, expert and legal practice raises important questions as to whether and under what circumstances such expert opinions, which are associated with considerable burdens for the test person, the clinic and the judiciary, are meaningful, useless or even harmful.
Psychische Erkrankungen haben erhebliche negative Auswirkungen auf die Arbeits- und Erwerbssituation. Sie sind die zweithäufigste Ursache von Arbeitsunfähigkeit (AU).
Ein beträchtlicher Teil der schwer psychisch Erkrankten in Deutschland arbeitet unter geschützten Bedingungen. Hieran zeigt sich, dass bestimmte Gruppen bisher zu wenig von beruflichen Rehabilitationsmaßnahmen profitieren. Insbesondere der methodische Ansatz des Supported Employments („first place then train“-Prinzip) scheint in Deutschland kaum verwirklicht. Auf Basis der internationalen Evidenz wurden Qualitätsparameter für Supported Employment definiert, um die Umsetzung im deutschen Versorgungskontext zu forcieren. Dabei wurden die in Deutschland laufenden Entwicklungen, die zuweilen unabhängig und meist ohne Bezug auf die internationale IPS-Forschung stattfinden, umfänglich einbezogen.
In dem Symposium soll einleitend ein kurzer Überblick des Anliegens und Auftrags der Task Force gegeben werden. Anschließend werden zentrale Ergebnisse aus dem gemeinsamen Positionspapier vorgestellt. In zwei weiteren Beiträgen werden die Ergebnisse aus den Perspektiven der Kostenträger kritisch gewürdigt und diskutiert.
Unsere moderne Welt ist eine Welt der Netzwerke: Twitter, wissenschaftliche Kooperationsnetzwerke oder Hirnnetzwerke – sie alle stehen für zunehmende Komplexität und gegenseitige Verbundenheit. Erst durch neueste Informationstechnologien lassen sich diese Netzwerke erfassen und analysieren und stellen so eine reichhaltige Quelle von Informationen („big data“) dar.
Die psychiatrische Forschung profitiert aufgrund ihrer Komplexität und Interdisziplinarität besonders von diesen neuen Datenquellen und Analysemethoden. In diesem Symposium beleuchten wir daher aus dem Blickwinkel unterschiedlichster Disziplinen, wie die Netzwerkperspektive neue und innovative Einblicke in Bezug auf psychiatrische Fragestellungen gewährt.
Im ersten Vortrag geht Prof. Fangerau auf frühe Modelle netzwerkanalytischen Denkens in der Psychiatrie ein und analysiert die theoretischen Auseinandersetzungen um zahlenbasierte Netzwerkmethoden in der Psychiatrie Anfang des 20. Jahrhunderts als „nützliche Fiktionen“ im Sinne des Philosophen Hans Vaihinger.
Dr. Grübner greift in seinem Beitrag das Potential von Netzwerken als Quelle von alltagsbasierten, zeitaufgelösten und georeferenzierten „Big Data“-Datensätzen auf: Er beschreibt, wie sich anhand von Daten aus sozialen Netzwerken, insbesondere Twitter, Rückschlüsse über die räumliche Verteilung von Emotionen nach Naturkatastrophen schließen lassen.
Dr. Braun stellt in seinem Vortrag dar, wie Netzwerkdaten aus verschiedenen Ebenen integriert werden können, nämlich Hirnnetzwerke (gemessen mit fMRT) und soziale Netzwerkdaten (erhoben mittels ambulatory assessment). Diese Integration ermöglicht zunehmend realistische, biopsychosoziale Modelle von seelischer Gesundheit und Krankheit.
Dr. Clemm beschreibt schließlich eine Metaperspektive auf die deutsche psychiatrische Forschungslandschaft: Ausgehend von Publikationsdatenbanken werden mit netzwerkanalytischen Methoden inhaltliche Zusammenhänge, kollaborative Strukturen und zeitliche Dynamiken untersucht.
Seit Februar 2015 werden in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekt im Rahmen des Forschungsnetzes zu psychischen Erkrankungen (German Center for Brain Stimulation – GCBS, www.gcbs.network) u.a. nicht-invasive Gehirnstimulationsverfahren systematisch untersucht. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der translationalen Forschung zur transkraniellen Gleichstromstimulation (engl. transcranial Direct Current Stimulation – tDCS), einer besonders nebenwirkungsarmen und leicht anwendbaren Stimulationsform. Christine Winter (Berlin) stellt Ergebnisse zum präventiven Einsatz von tDCS in der Entwicklung spezifischer Pathologie im Tiermodell mit Implikationen für frühe therapeutische Anwendung vor. Daniel Keeser (München) berichtet von neuen Ergebnissen aus Untersuchungen mit tDCS-MRT und diskutiert die Bedeutung von Hirnstruktur und induziertem elektrischen Feld für klinische Anwendungen. Michael Nitsche (Dortmund) spricht über neue Erkenntnisse zu Stimulationsparametern aus der präklinischen Forschung. Christian Plewnia (Tübingen) spricht über die Bedeutung und Perspektiven der Kombination von tDCS mit anderen Interventionen für die Therapie psychischer Erkrankungen am Beispiel depressiver Störungen.
Das Symposium widmet sich verschiedenen Aspekte der Psychiatrie in der DDR und ist eine Fortsetzung der in den letzten Jahren durchgeführten Symposien. Die interdisziplinäre Besetzung ermöglicht unterschiedliche Denk- und Forschungsansätze und versteht sich als Annäherungsversuch an eine vielschichtige Thematik. Zunächst wird untersucht, inwieweit sich psychiatrische Themen in der fiktionalen und dokumentarischen Literatur in der DDR der 1970er und 1980er Jahre finden. Solche persönlichen Erinnerungen und literarischen Illustrationen sind ein wesentliches Element einer „Gegenüberlieferung“ zu offiziellen, in modernen Diktaturen häufig anderslautenden Darstellungen. Im Weiteren wird der Frage nachgegangen, wie in der DDR mit dem Problem der Suchterkrankungen umgegangen wurde, wobei insbesondere auf die in den 1970er und 1980er Jahren vom Deutschen Hygienemuseum Dresden entwickelten und im Fernsehen ausgestrahlten Filme zum Thema Alkoholmissbrauch eingegangen wird. Analysiert wird, wie sich die Debatte um die Verantwortung des Einzelnen verschob und welche Formen der Einsicht von Betroffenen verlangt wurde. Ebenso wird auf die Erfahrungen von Menschen mit Alkoholabhängigkeit fokussiert und der Frage nachgegangen, wie diese stationär behandelt und in der ambulanten Nachsorge betreut wurden. Ziel ist es, die Erfahrungen dieser Patienten im Kontext des Gesundheitswesens und politischen Systems der DDR und der internationalen Entwicklung zu untersuchen. Abschließend wird die Rezeptgeschichte des Internationalen Symposiums über psychiatrische Rehabilitation beleuchtet, das 1963 in Rodewisch stattfand. Im Ergebnis dieses Symposiums entstanden die "Rodewischer Thesen". Doch bis auf die thesenhaften Zusammenfassungen wurden die einzelnen Referate und Diskussionsbeiträge nicht wie beabsichtigt veröffentlicht. Es werden die Gründe dafür untersucht. Nachdem diese Einzelbeiträge nun wiederentdeckt wurden, sollen sie in kommentierter Form zugänglich gemacht werden.
In dem Symposium soll die Breite der klinischen Forschung zur Alzheimer Krankheit am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) dargestellt werden. Anja Schneider wird über neue hochinnovative molekulare Therapieansätze berichten. Frank Jessen stellt Ergebnisse der DELCODE Studie vor, bei der es sich um eine multizentrische Biomarker-basierte Früherkennungsstudie mit dem Schwerpunkt auf Patienten mit subjektiven kognitiven Störungen handelt. Stefan Teipel wird neben Bildgebungsmethoden den aktuelle Stand digitaler Sensorik zur Erfassung von Therapieeffekten im häuslichen Umfeld von Patienten darstellen. Rene Thyrian berichtet Daten aus der Delphi-Studie zur fachärztlichen Diagnostik von Demenzen in der realen Versorgung. Durch die Beiträge wird der Bogen von cutting-edge molekularer Diagnostik- und Therapieforschung bis zur Translation in die breite Versorgung gespannt und die aktuellsten Daten aus dem DZNE hierzu präsentiert.
Die neue S3-Leitlinie zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) wird im Juni 2019 durch die Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) publiziert und erscheint im November 2019 im Springer-Verlag. Die Leitlinienarbeit erfolgte unter maßgeblicher Beteiligung und mit finanzieller Förderung der DGPPN. Insgesamt waren 18 Fachgesellschaften und Institutionen daran beteiligt. Die S3-Leitlinie spiegelt das aktuelle Wissen zur psychotherapeutischen und pharmakologischen Behandlung der PTBS wider, zum Einsatz adjuvanter Interventionen und zu den besonderen Bedarfen spezieller Patientengruppen. Unter anderem betrifft dies die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit psychiatrischen Komorbiditäten wie affektiven Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Psychosen und substanzbezogenen Störungen sowie, aufgrund der Einführung dieser neuen Diagnose in ICD-11, von Patientinnen und Patienten mit „Komplexer PTBS“. Schließlich widmet sich ein eigener Abschnitt der Leitlinie der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit PTBS. Im Symposium wird die neue Leitlinie der Fachöffentlichkeit präsentiert und ihre Inhalte werden zur Diskussion gestellt. Dazu stellt Prof. Dr. Ingo Schäfer, Hamburg, im ersten Vortrag die aktuellen Empfehlungen zur psychotherapeutischen Behandlung der PTBS vor einschließlich der Behandlung bei wichtigen Komorbiditäten. Es folgt ein Vortrag zur pharmakologischen Behandlung der PTBS durch Dr. Julia Schellong, Dresden. Im dritten Vortrag stellt Prof. Dr. Dr. Andreas Maercker, Zürich, die Befunde und Empfehlungen zur Behandlung der neuen Diagnose „Komplexe PTBS“ vor. Das Symposium schließt mit einem Vortrag von Prof. Dr. Rita Rosner, Eichstätt, zur Behandlung der PTBS bei Kindern und Jugendlichen.
Psychiatrie und Palliativmedizin haben mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Beide Fächer gehören zur sprechende Medizin, stützen sich auf biopsychosozia(spirituel)le Modelle und arbeiten multidisziplinär. Auch auf Seite der PatientInnen gibt es keine klare Trennung: Zum einen leiden Menschen am Lebensende (auch) unter psychischen Symptomen wie Angst, Depression oder auch einem Delir. Zum anderen wurde in den letzten Jahren ein palliatives Vorgehen vorgeschlagen für Patienten mit schwersten, nicht-heilbaren psychischen Erkrankungen, wie z.B. Demenzen und Opiatabhängigkeit. Dieses Symposium beleuchtet die Schnittmenge von Psychiatrie und Palliativmedizin an Hand einzelner Krankheitsbilder und versucht aufzuzeigen, wie die beiden Fächer voneinander profitieren und lernen können.
Die rasant ansteigende Urbanisierung stellt uns vor gravierende Herausforderungen. Für das Jahr 2050 prognostiziert die UN, dass zwei Drittel der Menschen in Städten leben werden. In Deutschland soll dieser Anteil sogar auf 83 % steigen. Grund dafür ist, dass das Stadtleben viele Vorteile auf sich vereint, wie den besseren Zugang zu Bildung, Kultur, Arbeit sowie zu Gesundheitsversorgung und die damit verbundene Aussicht auf einen höheren Lebensstandard. Stadtleben führt allerdings auch zu einer verstärkten Konfrontation mit diversen Stressoren, darunter sowohl soziale Isolation, Crowding, Armut und erhöhte Kriminalitätsraten als auch umweltbezogene Faktoren wie Luft- und Lärmbelastung oder Urban Heating. All diese Aspekte prägen das gesundheitsdeterminierende Umfeld von Stadtbewohnern. Neben einem erhöhten Risiko für die körperliche Gesundheit, beispielsweise durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, kommen psychische Erkrankungen, wie Depressionen, Angststörungen und Schizophrenie, häufiger bei Menschen vor, die in Städten wohnen oder aufgewachsen sind. Grünflächen gehören zu den gesundheitsprotektiven Faktoren in der Stadt und können nicht auf die körperliche sondern nach neueren Untersuchungen auch auch auf die psychische Gesundheit protektiv wirken. . Abhängig von der jeweiligen Wohnsituation und sozioökonomischen Faktoren, haben Stadtbewohner jedoch unterschiedlich guten Zugang zu Erholungsangeboten, wie Parks oder Grünanlagen. Mit steigender Urbaniserung und Verdichtung wird eine Ausgewogenheit von Risiko- und Resilienzfaktoren für die psychische Gesundheit wichtiger, was der Zusammenarbeit von Psychiatern, Psychotherapeuten, Neurowissenschaftlern und Stadtplanern bedarf.
Dieses Symposium identifiziert in einem interdisziplinären Ansatz umweltbezogene Schutz- und Risikofaktoren für die körperliche und psychische Gesundheit und Kriterien für die Gestaltung resilienzfördernder Städte.
Trotz wirksamer Behandlungsmöglichkeiten bei Zwangsstörungen mit KVT, SSRI und deren Kombination tritt meist keine Vollremission ein und ein chronischer Verlauf ist sehr häufig. Neue Entwicklungen im Bereich der Pharmakotherapie sind nicht in Sicht. Zudem ist die psychotherapeutische Versorgungssituation unzureichend. Die Weiterentwicklung psychotherapeutischer Konzepte stellt eine wichtige Herausforderung für die Zukunft dar. Darüber hinaus sind neurobiologische und neuropsychologische Korrelate der Störung von großem Interesse und könnte zu einem besseren Verständnis von Prädiktion und Wirkmechanismen der Therapie beitragen.
Prof. Dr. Steffen Moritz wird Ergebnisse mit einem metakognitiven Training für Zwangsstörungen vorstellen. Das Trainingsprogramm steht als Buch und E-Mental-Health Anwendung zur Verfügung und stellt ein niederschwelliges Angebot zur Verfügung.
Prof. Dr. Norbert Kathmann von der Universität Berlin hat mit seiner Arbeitsgruppe eine Reihe von Studien zu neurophysiologischen Korrelaten im Therapieverlauf nach KVT mit Exposition durchgeführt und wird über neue Ergebnisse aus diesem Forschungsbereich berichten.
Prof. Dr. Ulrich Voderholzer wird neue Studienergebnisse zu Wirkfaktoren intensiver stationärer Psychotherapie bei Patienten mit zumeist chronifizierten und therapieresistenten Zwangsstörungen vorstellen.
Prof. Dr. Cornelia Exner aus Leipzig befasst sich mit einem neuen metakognitiven Therapieansatz bei Zwangsstörungen und berichtet Ergebnisse einer Vergleichsstudie zwischen metakognitiver Therapie und klassischer kognitiver Verhaltenstherapie mit Exposition.
Sexueller Missbrauch von Kindern ist ein weit verbreitetes Problem. Am häufigsten findet der sexuelle Missbrauch von Kindern innerhalb von Familien statt. In den letzten Jahren gibt es aber zunehmend Erkenntnisse, dass auch Institutionen wie die Kirchen, Schulen oder Sportvereine Orte sind, an denen Kinder gefährdet sind. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, durch verstärkte Forschung auf diesem Feld und durch die Implementierung von Schutzkonzepten sichere Orte für Kinder zu schaffen. Im Symposium werden Ergebnisse einer in der Öffentlichkeit stark diskutierten Studie zur Einschätzung des Dunkelfeldes bei sexuellem Missbrauch im institutionellen Kontext vorgestellt. Der zweite Vortrag befasst sich mit der Thematik der Prävention und Unterstützung nach sexuellem Missbrauch im Kontext von Schulen. Zwei Vorträge berichten über neue Auswertungen der im Herbst 2018 der Öffentlichkeit vorgestellten MHG-Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche. Dabei wird an Hand der Strafaktenanalyse eine Tätertypologie des klerikalen Missbrauchstäters entwickelt. Der abschließende Vortrag befasst sich mit der Rezeption der MHG-Studienergebnisse und hierdurch initiierte Reformen.
Psychiatric neuroimaging has become a standard approach in the investigation of mental disorders. Many results have been reported,but a lot of them not been replicated. Some of this is due to underpowered sample sizes, some to statistical inappropriate approaches, and some just may be true negative findings. Currently, it is unclear, which results will stay or emerge that are reliable and valid. A recent move, similar as in genetics, has been made to big data approaches in either large, longitudinal cohorts or by collecting imaging data across studies and continents, combined with ecological momentary (mobile) assessment. This does create big data that have to be analyzed properly. Although new methods have been developed and rediscovered the community has not yet developed standardized procederus and pipelines within this domain and competence for these methods is still not widely available In this symposium we will assemble some of the leading proponents in big data neuroimaging approaches from Germany that will report on the state of the art, on their successes, but also failures, and which will present food for thought for the future prospects and challenges of big data approaches in and for psychiatry.
In der Praxis der psychiatrischen Versorgung existiert ein Spannungsfeld zwischen Evidenz- und Personenorientierung. Vor allem angesichts einer in den Ländern wieder und zunehmend erstarkenden Ökonomisierung des Gesundheitswesens und den bestehenden Herausforderungen z. B. im Hinblick auf das Thema der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung wird dieses Spannungsfeld sichtbar. Vor diesem Hintergrund wird in dem Symposium speziell auf die Rolle des Pflegemanagements zum einen im Hinblick auf die Förderung einer innovativen Forschung, besonders in dem für Deutschland, Österreich und der Schweiz noch jungen Bereich der pflegerischen Versorgung, und zum anderen auf die Ermöglichung sowie Unterstützung einer personenzentrierten Psychiatrie und Psychotherapie eingegangen. -Grundlegende Fragestellungen des Symposiums sind: Wie kann das Pflegemanagement innovative Forschung für eine personenzentrierte Psychiatrie und Psychotherapie unterstützen? Vor welche Herausforderungen stellt eine personenzentrierte Psychiatrie und Psychotherapie das Pflegemanagement? Die Betrachtung und Darstellung erfolgt aus der Perspektive der Schweiz, Österreichs und Deutschland. Zum Abschluss erfolgt ein gemeinsames Fazit für die drei deutschsprachigen Länder.
Lern- und Gedächtnisprozesse sind an synaptische Plastizitätsprozesse in neuronalen Netzen gebunden, und dabei wird dem Wachstumsfaktor Brain-derived neurotrophic factor (BDNF) eine bedeutende Rolle beigemessen. Ein Mangel an BDNF scheint in die Pathogenese von Stress-assoziierten psychiatrischen Erkrankungen wie der Depression und der Insomnie involviert zu sein. Anne Eckert (Basel) stellt eine Übersicht des derzeitigen Kenntnisstandes über die Verbindung zwischen der zellulären Verarbeitung von BDNF und der Funktion des Proteins bei Plastizitätsprozessen bei Depression und Schlafstörungen dar.
Die Expression von BDNF wird auf verschiedenen Ebenen reguliert, wobei epigenetischen Mechanismen wie der DNA-Methylierung eine besondere Bedeutung zukommt. Gerade die Beeinflussung der BDNF-Sekretion durch monoaminerge Antidepressiva scheint in erheblichem Ausmaß von der aktuellen epigenetischen „Einstellung“ des Gens abzuhängen. Der Beitrag von Helge Frieling (Hannover) beleuchtet die BDNF-Regulation im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen und zeigt mögliche klinische Implikationen auf.
Thorsten Mikoteit (Solothurn) geht der Frage nach, in wie weit periphere BDNF-Spiegel bzw. deren frühe Veränderungen als Biomarker prädiktiv sind für das Ansprechen auf eine Antidepressiva-Therapie. Weiter werden Zusammenhänge zwischen BDNF, subjektiver und objektiver Schlafqualität und kognitiven Funktionen dargestellt. Die Insomnie, die konsistent mit niedrigen BDNF-Serumspiegeln korreliert, scheint den Zusammenhang zwischen Depression und Neuroplastizität zu vermitteln.
Physische Aktivität hat sich als eine Möglichkeit erwiesen, BDNF Spiegel zu erhöhen, und damit mutmasslich die Neuroplastizität zu steigern. Christian Imboden (Münchenbuchsee) stellt die Ergebnisse einer randomisiert kontrollierten Sportinterventionsstudien bei depressiven Patienten vor. Die Effekte auf BDNF, kognitive Funktionen und subjektive Schlafqualität werden berichtet.
Der Dialog zur Weiterentwicklung der Hilfen für psychisch erkrankte Menschen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) will in den nächsten zwei Jahren Impulse zur Weiterentwicklung des psychiatrischen Hilfesystems setzen. Die Aktion Psychisch Kranke e.V. hat dabei die Funktion der Geschäftsstelle übernommen. Im Symposium soll die dahinter liegende Idee, die Vorgehensweise, bisherige Ergebnisse und zukünftige Erwartungen besprochen werden.
Im Diskussionsforum sollen die unterschiedlichen Bewertungen dargestellt und unter psychiatrischen, juristischen und ethischen Blickwinkeln betrachtet und mit den Teilnehmern des Forums diskutiert werden, etwa zu Aspekten eines langjährigen Freiheitsentzug versus potentieller Therapieerfolge.
Die Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker (AA) wurde im Jahr 1935 gegründet und stellt mittlerweile eine weltweite Bewegung dar. Der Alkoholismus wird bei den AA als chronische Erkrankung verstanden, gegen die es mit Hilfe eines 12-Schritte Programms anzugehen gilt. Spiritualität bzw. der Glaube an eine höhere Macht dürfen hier als das zentrale Element gelten. Des Weiteren kommt dem Leben in der Gemeinschaft bzw. dem Zusammenhalt in der Gruppe eine besondere Bedeutung zu. Die Effektivität der Arbeit der AA konnte mittlerweile durch zahlreiche Studien demonstriert werden – auch finden sich kritische Stimmen, die zu einem lebendigen Dialog beitragen. Welche Rolle kann die spirituelle Dimension im „professionellen“ klinisch-therapeutischen Behandlungsfeld spielen? Welcher Stellenwert kommt dabei dem Leben in einer Gemeinschaft zu? Wie können die Erfahrungen der AA zu einer Weiterentwicklung in der Suchttherapie bzw. des Umgangs mit psychischer Erkrankung generell beitragen? Diese und ähnliche Fragestellungen möchten wir in unserem Symposium auf der Basis von Erfahrungsberichten von Mitgliedern der AA bzw. gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse gemeinsam thematisieren.
Seit 2013 gibt es die Möglichkeit Verträge für Modellvorhaben nach § 64b SGB V mit den Krankenkassen abzuschließen. Das Symposium befasst sich mit den dadurch bedingten besonderen Gestaltungsmöglichkeiten für therapeutische Konzepte, z.B. einer flexiblen personenzentrierten Behandlung im häuslichen Umfeld im Speziellen und den bereits vorliegenden Ergebnissen laufender Evaluationsstudien im Allgemeinen. Darüber hinaus werden die Perspektiven beleuchtet, die sich aufbauend auf den bisherigen Erfahrungen für die Zukunft der Modellprojekte nach § 64b SGB V ergeben: Hierzu sollen insbesondere die Sichtweisen von Krankenkassen und der Aktion Psychisch Kranke auch im Hinblick auf den Dialog des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) zur Weiterentwicklung der Hilfen für psychisch erkrankte Menschen diskutiert werden.
Podcasts werden als on-demand Audioformat immer beliebter und dienen der Unterhaltung und Bildung. In Podcasts können komplexe Themen aus allen erdenklichen Bereichen in beliebiger Ausführlichkeit behandelt werden. Auch persönliche Perspektiven und Nebenstränge (off-topic) finden darin Raum, was der Hörerin / dem Hörer einen großes Indentifikationsangebot bieten kann. Im Bereich Psychische Gesundheit und Krankheit können dadurch Themen wie die Sensibilisierung Betroffener und des sozialen Umfeldes, Leben mit psychischen Erkrankungen, Umgang mit Vorurteilen und Hilfs/Therapiemöglichkeiten vorgestellt und einer breiten Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich gemacht werden. Podcasts sind ein sehr nahbares, informatives und modernes Medium, das die Produktion von Folgen aufgrund von Wünschen der Hörer und lebendige Interaktionen mit dem Publikum in Echtzeit möglich macht. Das Format erlaubt es, den Hörer auf Augenhöhe Einblick in die psychiatrische und/oder psychotherapeutische Arbeit zu geben und Verständnis für Menschen mit psychischen Erkrankungen und auch für die Herausforderungen des Fachgebietes und des Arztberufes zu schaffen.
Medizinstudierende und Ärzte, die einen großen Bedarf haben, sich mit ihren berufsspezifischen Belastungen und ihrem eigenen Gesundheitsverhalten zu beschäftigen, sind unseren Erfahrungen nach durch ein von Kollegen persönlich gestaltetes Medium wie ein Podcast besser zu erreichen, als durch Artikel zur mentalen Gesundheit.
Die Psychiatrie-Podcasts PsychCast und Jung & Freudlos klären über psychische Krankheiten auf, um so zum einen die Früherkennung zu fördern und die Schwelle des Zugangs zu Behandlungsangeboten senken. Zum anderen soll durch die sachliche Vermittlung von Informationen über psychische Krankheiten Stigmatisierung abgebaut werden. Die Podcasts werden erfahrungsgemäß von Betroffenen, deren Angehörigen, interessierten Laien und zu sehr großen Teilen Fachpersonen wie Medizin- und Psychologiestudierenden, Ärzten und Therapeuten gehört, die überdurchschnittlich viel über die Themen diskutieren und das Programm mitgestalten, was den eigenen Zugang zu Gesundheitsthemen fördert.
Im Symposium „Neue Medien: Psychiatrische Fortbildung per Podcast“ diskutieren wir, wie mithilfe von Podcasts auch die Gesundheit von Medizinstudenten und Ärzten gefördert werden kann. Wir besprechen, was Hörer uns seit Jahren zurückmelden und wie neue Wege des Lernens mit weniger Angst und Stress sowie die ärztliche Identitätsbildung Hand in Hand gehen können.
Vorgehen:
Dazu möchten wir eine gemeinsame Live-Episode beider Podcasts direkt während der Kongresszeit im City-Cube in einem der Seminarräume aufnehmen. Die Teilnehmer des Symposiums kommen selbst zu Wort und werden Teil der Diskussion über die Zukunft der ärztlichen Weiterbildung/Fortbildung und des Austauschs über Themen der Psyche und zugleich Teil der Sendung selbst.
(Später hier einreichen: https://klick.dgppn.de/info/ubqpz4ze72pzm04xwz1zz3z3)
Mitwirkende:
- Psychcast: Seit 2015 podcasten der Psychosomatiker Dr. Alexander Kugelstadt und der Psychiater Dr. Jan Dreher im PsychCast (www.psychcast.de) über Themen aus dem weiten Bereich der Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Dabei wechseln sich Folgen mit einem fokussierten Themenbezug, Interviews mit Gästen und aktuelle Themen ab. Der Podcast erreicht ein breites Spektrum an Hörern, darunter Ärztinnen und Ärzte, Psychologinnen und Psychologen, Betroffene psychischer Erkrankungen und Angehörige. Insgesamt wurden bereits mehr als 500.000 Folge geladen.
- Jung und Freudlos: Jung und Freudlos ist ein Audiopodcast aus der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik Freiburg, der bei Studierenden, aber auch allen anderen Interesse an psychiatrischen Themen wecken und über psychische Erkrankungen aufklären möchte. In den Folgen widmen sich Dr. Ismene Hermann, Sebastian Kromer und Moritz Prox-Ambil, zwei Ärzte und ein Medizinstudent zu dritt oder zusammen mit Experten verschiedenen psychischen Erkrankungen mit den Zielen (1) stigmatisierendem Halb- und Unwissen entgegenzutreten, (2) für das Thema psychische Gesundheit zu sensibilisieren und (3) Hemmungen bei der Inanspruchnahme professioneller Hilfsangebote abzubauen.
Freiheitsbeschränkende und –entziehende Maßnahmen stellen eine hohe Belastung für betroffene Patienten, ihre Angehörigen und die Mitarbeiter der entsprechenden Abteilungen dar. Die in den letzten Jahren verstärkten wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskussionen sowie mehrfache Anpassungen der juristische Rahmenbedingungen haben zu einer lange überfälligen Auseinandersetzung mit diesem schwierigen Thema geführt. Aufgrund der Komplexität klinischer, medizinethischer und juristischer Fragen im Kontext ärztlichen Handelns im Grenzbereich menschlicher Einsichts-, Entscheidungs- und Steuerungsfähigkeit steht nicht nur die Psychiatrie vor weiteren Herausforderungen.
Im diesjährigen Symposium der Sächsischen wissenschaftlichen Gesellschaft für Nervenheilkunde (SWGN) e.V. werden durch drei auf ihrem jeweiligen Gebiet erfahrene Referenten klinische Daten zur Praxis der Unterbringung, Fixierung und medikamentösen Zwangsbehandlung einer großen sächsischen Versorgungsklinik im Kontext zu gesetzlichen Neuregelungen der letzten Jahre dargestellt und diese klinischen Auswirkungen geänderter juristischer Vorgaben bzw. Entscheidungen, nicht zuletzt auch durch die Urteile des BVerfG vom 24.07.2018 (2BvR 309/15 und 2BvR 502/16) zur Fixierung, aus fundierten medizinethischen und psychopathologischen Positionen heraus diskutiert.
In der Diskussion werden Fragen einer besseren Differenzierung medizinischer Zwangsmaßnahmen im weitesten Sinne, die Notwendigkeit einer engeren begrifflichen Abstimmung der beteiligten Fachgebiete, nicht zuletzt durch gemeinsame Fort- und Weiterbildungen, und Zielstellungen der weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung des Themenkomplexes vorgeschlagen.
Zusammenfassend soll das Symposium auch daran erinnern, dass gesetzgeberische Maßnahmen ärztliche Expertise und psychopathologische Erkenntnisse nicht ersetzen oder gar verdrängen dürfen und das Wohl des psychiatrischen Patienten auch durch Nichthandeln bedroht sein kann.
Familien, in denen ein Familienmitglied psychisch krank geworden ist, haben oftmals große Probleme, diese Situation zu bewältigen. Für die Familien psychisch kranker Straftäter ist die Belastung besonders groß, da hier zu der Erkrankung die Straffälligkeit hinzugetreten ist. Eine enorme Stigmatisierung, die auch die Familien betrifft, kommt hinzu. Der Gang in eine Massregelvollzugsklinik ist sowohl für psychisch kranke Menschen, aber ebenso für Ihre Angehörigen ein schwerer Schritt, der mit vielfältigen Unsicherheiten und Ängsten verbunden ist.
Aus dem Grund ist es wichtig, dass sich Angehörige mit dem Thema zu vielen Fragestellungen beschäftigen, wie z. B. : Welche Rechte habe ich als Angehöriger in einer Massregelvollzugsklinik, was bedeutet die Einweisung in eine solche Klinik ( Dauer, Art der Behandlung, Besuchsregelung etc.) Wie gehen wir mit der Situation in der Familie und im sozialen Umfeld um, wie leben die in der forensischen Klinik untergebrachten Menschen, was machen sie den ganzen Tag, wie sehen die Entlassvorbereitungen aus etc.
Es soll versucht werden, auf viele Fragen eine Antwort zu finden.
Chronisch bzw. persistierend depressive Patienten können für PsychotherapeutInnen oder ein stationäres Behandlungsteam aufgrund der Schwierigkeit, mit ihnen in eine offene, vertrauensvolle, konstruktive Beziehung zu treten, eine große Herausforderung darstellen. Diese Patienten erscheinen im therapeutischen Kontakt häufig besonders verschlossen, zurückhaltend, ängstlich, misstrauisch bis hin zu passiv-aggressiv bzw. feindselig. Durch die Kenntnis ihrer frühen traumatisierenden Beziehungserfahrungen sind diese Verhaltensweisen oft erklärbar, jedoch behindern sie den Aufbau der Beziehung, Therapiefortschritt und lösen in Psychotherapeuten nicht selten negative Emotionen aus.
Das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) von James McCullough wurde spezifisch für diese Patientengruppe entwickelt. Ausgehend von der Psychopathologie dieser Patienten werden in CBASP schulenübergreifend behaviorale, kognitive, psychodynamisch/analytische und interpersonelle Strategien integriert. Als besonders innovativ und hilfreich wird die Beziehungsgestaltung durch umsichtige Selbstöffnung des Therapeuten betrachtet.
Im Workshop wird zunächst die spezifische Psychopathologie der chronischen Depression herausgearbeitet, die durch frühe traumatisierende Beziehungserfahrungen, eine Wahrnehmungsentkopplung von der Umwelt sowie interpersonelle Probleme gekennzeichnet ist. Im weiteren Verlauf wird praxisnah unterstützt durch Videobeispiele, Demonstrationen und Übungen gezeigt, wie die spezifischen CBASP-Strategien (Liste prägender Bezugspersonen, Übertragungshypothese, Interpersonelle Diskriminationsübung, Kiesler Kreis, Situationsanalyse, Diszipliniertes Persönliches Einlassen) direkt an dieser Psychopathologie ansetzen. Abschließend wird kurz die aktuelle Studienlage zur Wirksamkeit als ambulante und stationäre Therapie vorgestellt, wobei Möglichkeiten, Grenzen und Weiterentwicklungen diskutiert werden.
Didaktische Methoden: Kurze Einführung in die spezifische Psychopathologie der chronischen Depression und in CBASP; praxisnahe Vorstellung sämtlicher CBASP-Strategien unterstützt durch Videobeispiele, Live- Demonstrationen und Kleingruppen-Übungen mit Coaching; lebendige Diskussion mit TeilnehmerInnen über Indikation, Nebenwirkungen, Wirkungen, Möglichkeiten und Grenzen dieses Ansatzes
Literaturempfehlung
Brakemeier EL & Normann C (2012). Praxisbuch CBASP. Behandlung chronischer Depression. Weinheim: Beltz Verlag.
Brakemeier EL & Buchholz A (2013). Die Mauer überwinden. Wege aus der chronischen Depression. Weinheim: Beltz Verlag.
Brakemeier EL, Köhler S, Sterzer P (2013). Therapie der chronischen Depression mit CBASP. Themenheft: Depression. Psychotherapie im Dialog, 2, 34–38.
Brakemeier, E.L., Knoop., R., Spies, J. (2017). Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP). In: E.L. Brakemeier & F. Jacobi (Eds.), Verhaltenstherapie in der Praxis (S. 689–700). Weinheim: Beltz.
EMDR hat sich in zahlreichen Studien als wirkungsvolle Intervention erwiesen und erhielt 2006 die wissenschaftliche Anerkennung für einzelne Anwendungsbereiche vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP) in Deutschland. 2015 erfolgte die Zulassung als Richtlinienverfahren zur Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) bei Erwachsenen in Deutschland. In den USA ist EMDR bereits seit 1998 anerkannt (APA) und in Großbritannien seit 2001 (UK Dept. of Health). EMDR gilt als effektiver Weg in der Therapie der PTBS auch in schweren und chronifizierten Fällen sowohl im ambulanten als auch im stationären Rahmen.
Der Einführungskurs verfolgt das Ziel, anhand praktischer Fallbeispiele erste Kompetenzen zur Durchführung von EMDR in der Therapie der PTBS aufzubauen und einzuüben. Neben Indikationen und Kontraindikationen, werden vor allem die acht Phasen der EMDR-Behandlung (EMDR-Standard-Protokoll) ausführlich vorgestellt.
Die praktische Anwendung steht im Mittelpunkt. Im Workshop werden hierzu Therapievideos gezeigt, Rollenspiele durchgeführt und die Theorie anschaulich vermittelt. Zudem wird auf typische Probleme in der Therapieplanung einer posttraumatischen Behandlungsstörung eingegangen.
Aufgrund häufiger Krisen mit Selbstverletzungen, Suizidversuchen, Hochrisikoverhalten sowie multipler Komorbidität finden sich viele Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) in stationärer, psychiatrischer Behandlung. Da unspezifische Therapieangebote auf allgemeinpsychiatrischen Stationen dysfunktionale Verhaltensmuster und Grundannahmen bei BPS verstärken und die Anzahl der Wiederaufnahmen erhöhen können (Jerschke et al. 1998, Bohus 2007), empfehlen die S2 Leitlinien die Dialektische Behaviorale Therapie (DBT) als Therapie der Wahl für BPS (Evidenzgrad Stufe Ia). Für eine DBT-Therapie sollten Patienten ein Commitment für die Behandlung sowie ein hinreichendes Durchhaltevermögen aufweisen. Bei schwer kranken Borderline-Patienten in der Akutpsychiatrie fehlen diese Voraussetzungen jedoch meist. So kommt es zu einer rezidivierenden und oftmals hochfrequenten Inanspruchnahme von Notaufnahmen, allgemeinpsychiatrischen und anderen Stationen wegen der og. Krisen oder Komorbidität, ohne den Weg in eine effektive, ambulante DBT gefunden zu haben. Zur Behebung des aufgezeigten strukturellen Mangels wurde das multiprofessionelle Behandlungssetting einer DBT-zertifizierten Spezialstation um Module ergänzt, die eine Anwendung des DBT-Programms auch bei akuten bzw. schwer gestörten Patienten möglich machen. Im Workshop wird dieses Behandlungskonzept von geschulten Mitarbeitern (Arzt, Psychologe, Pflege) theoretisch und praktisch vorgestellt. Es umfasst 1) das DBT-Programm, 2) eine Krisen-Intervention auf DBT-Basis für akut bzw. notfallmäßig aufgenommene Borderline-Patienten sowie 3) eine akutpsychiatrisch-diagnostisch- stabilisierende Regelbehandlung mit modifizierten DBT-Elementen. Neben den Standard-Bausteinen der DBT wird der Umgang mit BPS-Akutpatienten ohne Commitment, ‚Dos und Don’ts‘ bei BPS-Krisen, Selbstschädigungen, Suizidalität und anderen dysfunktionalen Verhaltensmustern demonstriert. Anhand von Kasuistiken werden die Behandlungen einer Borderline-Patientin mit stationärer DBT und einer schwerkranken komorbiden, zunächst nicht-DBT-fähigen Patientin dargestellt. Dabei wird veranschaulicht, wie selbst bei schwer gestörten, komorbiden Borderlinepatienten im og. Setting eine DBT-Behandlung mit guten Behandlungsergebnissen möglich ist.
Zielgruppe:
Ärzte, Psychologen, Pflegepersonal, zumindest Grundkenntnisse in DBT sind vorteilhaft, aber nicht zwingend
Methode:
Handout, Präsentation, Demonstrationen, Übungen, Rollenspiele, Klinische Fälle, Diskussion
Zu den neueren Entwicklungen der Verhaltenstherapie zählt die Metakognitive Therapie (MCT), die von Prof. A. Wells entwickelt worden ist. Sie wird zur Behandlung von Menschen mit affektiven Störungen, sowie Zwangs- und Angststörungen angewandt und geht davon aus, dass es nicht die Inhalte von Kognitionen, sondern dysfunktionale und für den Patienten schwer zu kontrollierende Muster des Denkens und der Aufmerksamkeitslenkung sind, die diese psychischen Störungen aufrechterhalten. Diese charakteristischen Muster werden auch als kognitives Aufmerksamkeitssyndrom (CAS) bezeichnet. Das CAS besteht aus einem exzessiven Grübeln und Sich-Sorgen-machen, Gedankenkontrollstrategien sowie einer ausgeprägten Lenkung der Aufmerksamkeit auf potentielle Gefahren. Den Hintergrund für den Einsatz dieser Strategien stellen positive metakognitive Überzeugungen dar, die ihren Nutzen für den Patienten betonen (z.B.: „Grübeln hilft mir, eine Lösung für meine Probleme zu finden.“). Über die Zeit bilden sich jedoch auch negative metakognitive Überzeugungen hinsichtlich der Unkontrollierbarkeit dieser Prozesse und ihrer Gefährlichkeit (z.B.: „Ich kann mein Sorgen-machen nicht kontrollieren!“). Sie tragen zu einer Aufrechterhaltung der obigen Strategien und dem Einsatz weiterer dysfunktionaler Bewältigungsstrategien bei (z.B. Vermeidung von Situationen, Substanzkonsum, etc.). Diese führen zu einer weiteren Verschlechterung der Symptomatik im Sinne eines Teufelskreises. Die metakognitive Therapie zielt auf eine Steigerung des metakognitiven Bewusstseins des Patienten und die Wiedererlangung der flexiblen Kontrolle über kognitive Prozesse und Prozesse der Aufmerksamkeitslenkung. Das CAS und dysfunktionale Bewältigungsstrategien werden abgebaut, die ihnen zugrundeliegenden metakognitiven Überzeugungen verändert und alternative Pläne der kognitiven Verarbeitung generiert. Aktuelle empirische Daten weisen darauf hin, dass ein großer Teil der Patienten auf diese Art der Behandlung respondiert und eine nachhaltige und klinisch bedeutsame Verbesserung der Symptomatik erreicht.
Als Hauptfaktoren die zu der großen Variabilität bei Arzneimittelwirkungen beitragen gelten Alter, spezifische Krankeitsmerkmale, Wecselwirkungen mit anderen Substanzen und genetisch bedingte Eigenschaften. Die genetischen Faktoren spielen dabei in der Entwicklung einer personalisierten Therapie eine immer größere klinische Rolle. Durch den stetigen Wissenszuwachs, äußern bereits heute sowohl Therapeuten als auch Patienten zunehmend Fragen wie zum Beispiel: „Wie kann eine medikamentöse Behandlung besser auf individuelle Faktoren zugeschnitten werden?“ - "Wie nützlich sind genetische Tests in der pharmakologischen Behandlung?“ und „Wie lassen sich Wechselwirkungen in der täglichen Praxis und in Konsilen vermeiden“?
Im Workshop werden alle relevanten Grundlagen zu derzeit gängigen genetischen Testverfahren präsentiert und mittels Fallbeispielen wird aufgezeigt, wie in schwierigen Behandlugsfällen genetische Untersuchungen gewinnbringend eingesetzt werden können (Drs. Müller und Brandl).
Ergänzend wird Dr. Eckermann zahlreiche und höchst lehrreiche Fallbeispiele detailliert diskutieren, bei denen die Bedeutsamkeit von CYP-Enzymaktivitäten und Arzneimittelinteraktionen intensiv verdeutlicht werden.
Zusammenfassend werden in diesem Workshop die folgenden Lernziele angestrebt: 1) Grundlagen vermitteln, die bei Nebenwirkungen und Interaktionen von Arzneimittel hochgradig relevant sind; 2) Grundlagen genetischer Variabilität und personalisierter Medizin; 3) Präsentation von Fallbeispielen mit problematischen Arzneimittel-Nebenwirkungen/Wechselwirkungen und wie diese zu vermeiden sind; 3) Vorteile in der Anwendung von pharmakogenetischen Untersuchungen mit Fallbeispielen (insbesondere CYP2D6 und CYP2C19); 4) Einblick in die Zukunftsperspektiven pharmakogenetischer Forschung und der genomichen Medizin.
Zielgruppe:
Klinisch tätige Ärzte im ambulanten und stationären Bereich, wie auch interessierte Wissenschaftler aus Unikliniken und Industrie zu den Themen Psychopharmakologie, Wecheselwirkungen und Pharmakogenetik.
Didaktische Methode:
Ca. 75% Strukturierte Präsentationen, mit dem Ziel komplexes Wissen über die Ursachen der Variabilität von Psychopharmaka-(Neben-)Wirkungen zu vermitteln. Dazu werden zahlreiche Fallbeispiele und der Vorteil von angewandten pharmakogenetischen Untersuchungen erörtert.
Ca. 25% Interaktve Gestaltung mit Diskussion und Beantwortung von Fragen zu den Präsentationen sowie Einladung über eigene Fallbeispiele zu berichten und zu diskutieren.
Viele der aktuellen Therapiestandards empfehlen in der Behandlung psychischer Erkrankungen ausdrücklich eine psychopharmakologische Monotherapie. Im klinischen Alltag werden jedoch abhängig vom Krankheitsbild mehr oder weniger häufig Kombinations- oder Augmentationsbehandlungen durchgeführt, obwohl kontrollierte Studien, die ein solches Handeln unter dem Aspekt evidenzbasierter Medizin rechtfertigen würden, nicht immer vorliegen. Auch pharmakoepidemiologische Daten zeigen seit Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Polypharmazie. Wesentliche Ursachen für dieses Verordnungsverhalten dürften vor allem Therapieresistenz bei vielen Betroffenen, teilweise zu niedrige Empfehlungen für Höchstdosen der verordneten Psychopharmaka sowie empirische Befunde über klinische Vorteile einer Polypharmazie aus naturalistischen Untersuchungen sein. Den strikten Leitlinienempfehlungen für eine Monotherapie liegt meist die Befürchtung zugrunde, dass eine Polypharmazie die Nebenwirkugsinsidenz erhöht, was wiederum die Nonadhärenz verstärken könnte.
In dem Workshop sollen Nutzen und Risiken der wichtigsten Kombinations- und Augmentationsstrategien bei schizophrenen, bipolaren und unipolar depressiven Erkrankungen dargestellt und diskutiert werden. Einzelne Kasuistiken der Teilnehmer, anhand derer Pro und Kontra einer entsprechenden Behandlungsstrategie herausgearbeitet werden können, sind herzlich willkommen.
Zielgruppe:
Assistenz- und Fachärzte mit Interesse an differenzierten psychopharmakologischen Therapiestrategien
Didaktische Methoden:
Interaktive Gruppenarbeit auf der Basis der Darstellung von evidenzbasierten polypharmazeutischen Therapiestrategien und Kasuistiken
Sicherheit in der Basisdiagnostik der Demenz: Eine treffsichere und ökonomische Basisdiagnostik setzt auch heute noch eine sichere Klassifikation der häufigen demenziellen Syndrome voraus, eine hinreichende Kenntnis des diagnostischen Wertes neuropsychologischer Sceeningverfahren und deren Grenzen sowie das Wissen über Notwendigkeit und Nutzen weiterer Zusatzuntersuchungen. Diese Kenntnisse werden im Workshop anhand von Fallbeispielen vermittelt.
Aktuelle Konzepte der Demenzfrühdiagnostik: Neben dem klassischen Mild Cognitive Impairment sind gegenwärtig weitere Konzepte der prodromalen oder präsymptomatischen Diagnostik der Alzheimer-Erkrankung in der Diskussion. Neben der Vermittlung dieser Ansätze und Darstellung ihrer Rationalen und Evidenzen wird ihre Bedeutung für die heutige und zukünftige fachärztliche Diagnostik in niedergelassener Praxis und Gedächtnisambulanz dargestellt.
Zielgruppe: Fachärzte und Ärzte in der Weiterbildung, Neuropsychologen und Psychologen in neuropsychologischer Weiterbildung
Die Bearbeitung von Gutachtenaufträgen beinhaltet eine Reihe von Tücken. Zum einen gilt es, den Inhalt der Gesetze und der Rechtsprechung zu verstehen, die im Rahmen der Begutachtung seelischer Erkrankungen von Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang ist es für den Psychiater oftmals schwierig, das normative Denken der Juristen zu verstehen und dieses Beurteilungsraster mit dem in den psychiatrisch-psychologischen Wissenschaften üblichen Denken in Kontinuitäten in eine sinnvolle Übereinstimmung zu bringen. Weiter gilt es, die Sprache (und damit das Denken) der Psychiatrie so zu übersetzen, dass auch medizinische Laien verstehen, was gemeint ist. Der Workshop soll sich deshalb mit einigen ausgewählten Aspekten befassen, die bei der Begutachtung psychisch Kranker unabdingbar sind.
Methode: In dem Workshop werden zunächst die forensisch-psychiatrischen Grundlagen der Begutachtung vermittelt. Im Einzelnen die rechtlichen Voraussetzungen und die klinisch-psychiatrische Vorgehensweise bei der Beurteilung der Schuldfähigkeit, des Hangs und der Prognose. Die Grundkenntnisse werden anhand von einzelnen Kasuistiken vertieft erörtert. Hierzu werden Übungsgutachten vorgelegt, deren Beurteilung in Kleingruppen erarbeitet und im Plenum gemeinsam erörtert wird. Den Teilnehmern steht es frei, eigene Gutachten einzubringen und vorzustellen.
Lernziele des Workshops sind: Grundkenntnisse der juristischen und forensisch-psychiatrischen Rahmenbedingungen; die Durchführung der klinisch-psychiatrischen sowie der testpsychologischen Untersuchung sowie der Zusatzuntersuchungen im Rahmen der strukturierten professionellen Urteilsbildung; formaler und inhaltlicher Aufbau des Gutachtens; Kriterien zur Beurteilung der Schuldfähigkeit.
Zielgruppe: Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung. Fachärztinnen und –ärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychologinnen und Psychologen mit forensisch-psychiatrischer Erfahrung
Die Bewertung der Risikofaktoren einer psychopharmakologischen Therapie ist von unverändert großer Bedeutung bei der Behandlung psychiatrischer Patienten. Aus einem Jahrzehnte langen Erfahrungsgrund (AMSP Projekt) mit jeweils neuester wissenschaftlicher Begleitung werden hier die wichtigsten Risiken der einzelnen Psychopharmakagruppen aus der Sicht der täglichen klinisch-praktischen Anwendung vorgestellt. Die Risiken bei Kombinationen der Psychopharmaka untereinander als auch mit anderen Arzneimitteln - sowohl im Hinblick auf pharmakokinetische als auch pharmakodynamische Effekte - werden anhand von Übersichten und an Fallbeispielen dargestellt und gemeinsam bearbeitet. Sowohl Antidepressiva als auch Antipsychotika, mood stabilizer und andere in der Psychiatrie angewandte Pharmaka werden einbezogen. Besonderer Wert wird auf Aspekte der individuellen Risikoanalyse gelegt. Erwünscht sind Fallbeispiele aus dem Auditorium.
Zielgruppe: Nervenärzte, Psychiater, Psychotherapeuten, Internisten, Allgemeinärzte, Psychologen
Methode: Information im Vortrag, Fallbeispiele, Interaktion und Diskussion
Trotz aller Fortschritte in der Behandlung auch neuerer atypischer Antipsychotika schizophrener Störungen weisen auch heute noch 20-25% der Betroffenen persistierende Wahnsymptomatik auf und/oder hören chronisch Stimmen. Für Patienten, Angehörige und Therapeuten oft ein Grund zu resignieren. Dabei wurden in der jüngsten Vergangenheit eine ganze Reihe interessanter kognitiv-verhaltenstherapeutischer Ansätze entwickelt, die erfolgreich zur Behandlung eingesetzt werden können. Eine Vielzahl guter Studien und systematischer Reviews zeigen, dass sie neben der Optimierung antipsychotischen Medikation in diesem Indikationsbereich als evidenzbasierter Ansatz moderner Psychiatrie zur Verfügung stehen.
Aber welche Techniken wendet man wie an und wie baut man auch systematisch erfolgreiche Therapie auf? Anhand eigener und vorgestellter Fallbeispiele und Videos lernen Sie Praxisrelevantes für ambulante und stationäre Therapie. Dabei erfahren Sie auch wie man den Patienten überhaupt in verhaltens- und pharmakotherapeutische Behandlung bekommt und hält (engagement and disengagement, Compliance), d.h. moderne motivationspsychologische Verfahren gehören ebenfalls zum Interventionspaket effizienter Behandlung chronischen Wahns und persistierender Halluzinationen.
Literaturverzeichnis
Lencer, R. H., M.S.H.;Weiden, P.; Stieglitz, R-D;Vauth, R.: (Ed.). (2011). When psychopharmacology is not enough: Using cognitive behavioral therapy techniques for persons with persistent psychosis. Göttingen: Hogrefe International.
Vauth, R. (2012). Wirksame Konzepte in der multimodalen Verhaltenstherapie bei schizophrenen Störungen: Ziele und Strategien Psychodynamische Psychotherapie, 11, 51-62.
Vauth, R. (Ed.). (2007). Die umfassende Behandlung schizophrener Störungen als klinische Herausforderung. Göttingen: Hogrefe.
Vauth, R., & Stieglitz, R. D. (2007). Chronisches Stimmenhören und persistierender Wahn. Fortschritte der Psychotherapie. Göttingen: Hogrefe.
Vauth,R. &Stieglitz (2017). Behandlungsbereitschaft bei Menschen mit schizophrenen Störungen nachhaltig aufbauen. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie 65(2): 73-82.
In den letzten 30 Jahren konnten die Neurowissenschaften die Modelle zur Hirnfunktion deutlich verfeinern. Grundlegende Erkenntnisse zur neuronalen Plastizität als biologische Basis des Veränderungsprozesses im Rahmen der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung wurden gewonnen. Auch neuronale Mechanismen, die mit der subjektiven Erfahrung von beispielsweise Angst, Sozialverhalten oder kognitiven Fehlfunktionen assoziiert sind, sind auf unterschiedlichen Untersuchungsebenen der Hirnforschung zugänglich. Darüber wird der bessere Zugang zur Pathophysiologie für die komplexen neuro-psychiatrischen Erkrankungsgruppen geebnet. Die Vielfalt der Verfahren schafft so Brücken zwischen Erleben, Verhalten, Genen, Immunologie und Gehirn, und unterstützt den Weg zur Präzisionsmedizin, auch in der Psychiatrie. Im Rahmen des Vortrags sollen aktuelle Daten aus der neurowissenschaftlichen Forschung referiert und diskutiert werden. Neben klinischen Bezügen besteht die Möglichkeit, Grundlagen zur Genetik und Genomik, Hirnentwicklung, Neuanatomie und Neuroplastizität zu reaktivieren und zu vertiefen.
Die traditionelle, in erster Linie biologisch begründete Zweigeschlechtlichkeit ist im kulturellen Wandel der letzten Jahre ins Wanken geraten. Im Zuge dieser Entwicklungen sind Psychologie und Medizin aufgefordert, sich mit dem Thema Geschlecht, seinen Variationen und damit verbundenen Fragen zur Behandlung versus begleitender Entwicklungsförderung in einem im Spannungsfeld gesellschaftlicher Kontroversen auseinanderzusetzen. Geschlechtlich non-konform und transgeschlechtlich empfindende Menschen fordern eine menschenrechtsbasierte und bedürfnisorientierte Gesundheitsversorgung, die die Vielfalt geschlechtlicher und transgeschlechtlicher Identitäten individuell und problemorientiert unterstützt und fördert unter Verzicht psychopathologischer Festlegungen. Der Workshop möchte einen Einblick in die speziellen Probleme geschlechtlich non-konformer Entwicklungen geben verbunden mit einer kritischen Reflexion des mit geschlechtlichem Anderssein verbundenen "Krankheitswertes". Insbesondere wird in diesem Workshop auf die aktuellen Entwicklungen in der Transgendergesundheitsversorgung (S3 Leitlinien nach AWMF, veröffentlicht 9.10.2018) eingegangen mit folgenden Themenschwerpunkten
• Die zentralen Probleme transgeschlechtlicher Menschen im Konflikt mit zweigeschlechtlichen Ordnungssystemen
• Entwicklungen transgeschlechtlicher Menschen in den unterschiedlichen Lebensphasen
• Inhalte und Stellenwert der psychiatrisch-psychotherapeutischen Begleitung versus Entwicklungsförderung
• Somatische Behandlungstechniken
• Indikationsstellung für somatomedizinische Maßnahmen
• Die Kooperation der therapeutischen Disziplinen im interdisziplinären Setting
Zielgruppe: Psychiater_innen, ärztliche und psychologische Psychotherapeut_innen, Allgemeinärzt_innen, psychosoziale Berater_innen. Teilnehmer_innenzahl ca. 15 Personen
Methode: Vermittlung von Grundlagen über Power-Point-Präsentationen und Video mit ausreichend Raum zur Diskussion. Besprechung von Lebensbeispielen, gerne aus eigenen Behandlungen der Workshopteilnehmenden.
Das Konzept des Mentalisierens wurde ursprünglich für die Einzel- und Gruppentherapie von PatientInnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen entwickelt. Inzwischen ist eine Weiterentwicklung für die Behandlung verschiedener psychiatrischer und psychosomatischer Störungsbilder erfolgt. Mentalisieren wird inzwischen auch als allgemeiner Wirkfaktor in Psychotherapien konzeptualisiert.
Im Workshop erfolgt eine praxisorientierte Darstellung der mentalisierungsbasierten Haltung und Technik, u.a. anhand von Videomaterial.
Literatur: Euler S., & Walter M.: Mentalisierungsbasierte Psychotherapie (MBT). Stuttgart: Kohlhammer 2018.
Die Methoden und Techniken der kognitiven Umstrukturierung zählen seit der "kognitiven Wende in der Verhaltenstherapie" evidenzbasiert zu den effektivsten psychotherapeutischen Interventionen für ein breites Spektrum von psychischen Störungen. Neue Impulse für die Praxis ergeben sich aber auch aus aktuellen neurobiologischen und kognitionswissenschaftlichen Forschungsergebnissen, die zu einer Fortentwicklung und weiteren Fundierung beitragen. Sie liefern den Schlüssel dafür, dass kognitive Umstrukturierungen besonders effektiv sind, wenn die implizite und explizite Informationsverarbeitung bei psychischen Störungen simultan berücksichtigt wird.
Auf der Basis der einschlägigen Konzepte kognitiver Verhaltenstherapie (z.B. nach Ellis, Beck, Meichenbaum und Kanfer) wird den Teilnehmern zunächst ein grundlegender Überblick zu den drei wesentlichen Therapieschritten der kognitiven Umstrukturierung gegeben: I. Psychoedukation (Vermittlung des Ansatzes), II. Exploration (Aufdecken dysfunktionaler Gedanken in typischen Problemsituationen) und III. Intervention (Veränderung der dysfunktionalen Gedanken). Für jeden dieser Therapieschritte werden solche Methoden und Techniken der kognitiven Umstrukturierung vorgestellt und eingeübt, die sich in Praxis und Klinik besonders bewährt haben.
Vertiefend wird für einen längerfristigen Prozess der Intervention (Schritt III) ein modulares Konzept mit vier Stufen vorgestellt, das der impliziten und expliziten Informationsverarbeitung Rechnung trägt: 1. Kognitive Umstrukturierung bei der störungsspezifischen und biographischen Klärungsarbeit; 2. Neubenennung der Kognitionen durch aktive Problembewältigung; 3. Umstrukturierung der negativen Selbstreferenz; 4. Kognitive Umstrukturierung im Kontext von Selbstmanagement und Selbstkontrolle.
Am Ende des Workshops wird der/die Teilnehmer(in) einen praxisorientierten Leitfaden zur kognitiven Umstrukturierung in den Händen halten, der auch darüber informiert, in welcher Therapiephase welche Methode der kognitiven Umstrukturierung zur Anwendung kommt. Der Leitfaden wird den Teilnehmern und Teilnehmerinnen als Handout zur Verfügung gestellt und ist zusätzlich mit Materialien angereichert, die für die Arbeit mit den Patienten erfolgreich benutzt werden können.
An zwei Tagen werden Grundzüge der Psychiatriegeschichte, auch im Hinblick auf die Facharztprüfung, systematisch vermittelt und mit Hilfe von historischen Quellen anschaulich dargestellt.
Kernthema 1) Kompaktwissen Höhepunkte und Irrwege in der Geschichte der Psychiatrie. Schwerpunkte: von der Aufklärung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts; Tendenzen der Psychiatrie im 20. Jahrhundert; Psychiatrie im Nationalsozialismus; Psychiatrie in der DDR.
Kernthema 2) Ausgewählte Quellen: Texte und Kontexte. Kleingruppenarbeit, strukturierte Diskussionen, Raum für Fragen und Kommentare.
Kernthema 3) Was weiß ich? Eponym-Quiz
Zielgruppe: Kolleginnen und Kollegen in der Vorbereitung zur Facharztprüfung; alle in der Psychiatrie Tätigen, die historisch interessiert sind, ebenso aus psychiatrienahen Berufen.
Didaktische Methoden: PowerPoint-unterstützte Vorträge und Diskussionen (Tag 1); Kleingruppenarbeit, Textlektüre und Videos (Tag 2)
Das Interesse an der Ressource Dankbarkeit ist in Psychiatrie und Psychotherapie stark gewachsen. Besonders die Bewegung der „Positiven Psychologie“ hat die Wirkung von positiven Emotionen und Persönlichkeitseigenschaften für die psychische Gesundheit betont. Ebenso haben Konzepte aus spirituellen Traditionen und existenzielle Themen die Psychotherapie bereichert. Der Workshop möchte nun "Dankbarkeit" - als psychologisches/philosophisches Konzept - in seinen therapeutischen Möglichkeiten und ethischen Herausforderungen thematisieren. Wir werden uns fragen, ob Dankbarkeit in einer postmodernen, über Selbstbestimmung definierten sozialen Welt sich per se überlebt hat oder als anthropologische Grundgegebenheit weiterhin von Bedeutung ist. Wird Dankbarkeit angesichts von Leid und schwerer psychischer Krankheit nicht zu einer belastenden Herausforderung? Der Zusammenhang von Dankbarkeit und Wohlbefinden wird ebenso Gegenstand der Erörterung sein wie Überlegungen und Übungen zur Implementierung von Dankbarkeitsaspekten in die psychotherapeutische Praxis.
Eine Auswahl möglicher Themen:
• State of the art - Dankbarkeit als empirischer Forschungsgegenstand
• Psychologische und philosophische Perspektiven auf Dankbarkeit
• Dankbarkeit im religiösen und interkulturellen Kontext
• Der eigene Umgang des Therapeuten mit Dankbarkeit
• Dankbarkeit in der Therapie bei Menschen mit (schweren) psychischen Störungen
• Vorstellung eines Online-Trainingsprogramms zur Dankbarkeit
• Dankbarkeitsrelevante Situationen und Themen in der Psychotherapie nutzen
• Praktische Übungen zur Dankbarkeit
Zielgruppe: Psychiater, Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten, Pflegekräfte u.a.
Didaktische Methoden: Fokusreferate, Gruppendiskussion, praktische Übungen, Selbsterfahrung
Literatur: Freund, H. & Lehr, D. (erscheint im Herbst 2019). Dankbarkeit in der Psychotherapie: Ressource und Herausforderung. Göttingen: Hogrefe-Verlag.
Es scheint, als wäre eMental Health eine mögliche Antwort auf vermeintliche oder wirkliche Versorgungslücken auch im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie. Der Einsatz von Telemedizin in Deutschland – auch und gerade im Bereich der psychischen Gesundheit – wird immer intensiver diskutiert. Der sogenannte „Markt“ wächst schnell, pro Jahr um mindestens 10%. Schätzungsweise 30% aller Smartphone User greifen auf die Nutzung verschiedener Gesundheits-Apps zurück und versuchen, dadurch Informationen, supportive Unterstützung und Coaching oder sogar Behandlungsansätze zu finden. Dabei schwanken Qualität und Wirksamkeit der entwickelten eHealth-Lösungen stark, oft fehlt eine wissenschaftliche Evaluation oder die wissenschaftliche Basis in der Entwicklung ist nicht klar erkennbar. Und bei der schieren Menge an eHealth Angeboten ist es nahezu unmöglich, den Überblick zu behalten. Fragt ein Patient seinen Arzt oder Therapeuten also nach einem speziellen Angebot, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Arzt dieses Angebot kennt, eher gering. Gleichzeitig sind ohne Zweifel für einzelne Angebote im Bereich eMental Health auch positive Studiendaten verfügbar, sodass eine generelle Ablehnung der Telemedizin in Psychiatrie und Psychotherapie auch nicht angemessen erscheint.
Was also tun?
In diesem Workshop soll vermittelt werden, wie sich Qualität, Nutzen und Risiken von eMental Health Angeboten rasch und einigermaßen zuverlässig einschätzen lassen. Den Teilnehmern sollen gängige Wirkfaktoren und wissenschaftliche Modelle vermittelt werden. Es soll zudem ein „Tool“ erstellt werden, das die Bedürfnisse und Anforderungen aus dem Kreis der Teilnehmenden in diesem Bereich unterstützen kann. Auf dieser Basis werden gemeinsam Gütekriterien erarbeitet, anhand derer eine schnelle Einschätzung von eMental Health Angeboten möglich ist. Auch erhalten die Teilnehmer Praxistipps für den Umgang mit eMental Health Angeboten in ihrem Praxisalltag.
http://politik-digital.de/news/ehealth-der-wachsende-digitale-gesundheitsmarkt-150235/
Sitzung wurde auf Wunsch von Frau Holzhausen von Raum A1 in den Raum A8 am 28.11.2019 verlegt.
Sitzung wurde von A8 in en Raum A6 verschoben am 28.11.2019 von Frau Holzhausen gewünscht!
Seit Inkrafttreten des Cannabisgesetzes im März 2017 sind Cannabisblüten verschreibungsfähig. Eine off-label Behandlung Cannabis-basierter Medikamente kann zu Lasten der GKV dann erfolgen, wenn die im SGB V genannten Voraussetzungen erfüllt sind: 1) Vorliegen einer schwerwiegenden Erkrankung, 2) Fehlen von Behandlungsalternativen und 3) Bestehen einer nicht ganz entfernt liegenden Aussicht auf Erfolg. Aktuell ist eine Gesetzesänderung in Vorbereitung, um die Verschreibung zu vereinfachen und die Kosten zu senken.
In diesem Symposium soll ein umfassender Überblick gegeben werden über das Endocannabinoid-System, verschreibungsfähige Substanzen inklusive Aspekten zur Pharmakodynamik und Pharmakokinetik, die aktuelle Gesetzeslage, Indikationen und Nebenwirkungen.
Cannabis-basierte Medikamente entfalten ihre Wirkung überwiegend über eine Stimulation zentraler (CB1-) und peripherer (CB2-)Cannabinoid-Rezeptoren. Das Endocannabinoid-System gilt als wichtigstes Neuromodulations-System.
Derzeit können neben Cannabisblüten zahlreiche weitere Cannabis-basierte Medikamente verordnet werden wie Dronabinol (Tetrahydrocannabinol, THC), Nabiximols, Nabilon, Cannabidiol (CBD) und verschiedene Cannabis-Extrakte. Bis auf CBD sind alle vorgenannten Substanzen Betäubungsmittel pflichtig. Je nach Präparat erfolgt die Einnahme oral (als Öl, Mundspray und Kapsel) oder per Inhalation (bevorzugt mit Hilfe eines Vaporisierers).
Aktuell sind in Deutschland lediglich Nabiximols für die Therapie der Spastik bei Multipler Sklerose und Nabilon für die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen unter Chemotherapie offiziell zugelassen. Der CBD-Extrakt Epidiolex® hat eine Orphan Drug Zulassung für seltene Epilepsieformen. Vermutlich ist das Indikationsspektrum für Cannabis-basierte Medikamente sehr breit. Im Hinblick auf psychiatrische Indikationen werden u.a. folgende Erkrankungen diskutiert: Tourette-Syndrom, ADHS, Psychosen, Posttraumatische Belastungsstörung, Angststörungen und Abhängigkeitserkrankungen.
The emerging possibilities of machine learning, artificial intelligence, and mobile technology may substantially advance how we can measure and identify important mechanisms, predict mental health outcomes and personalize interventions in psychiatry. Machine learning methods can be trained to learn dynamic models that may uncover and predict risk trajectories that can be targeted in the early stages of mental disorders. The rapid rise and now widespread distribution of wearable and handheld devices has opened a broad range of possibilities for collecting vast amounts of temporally highly resolved and ecologically valid data. This, in turn, provides the basis for mHealth interventions such as ecological momentary interventions that allow for experience-, time- and context-specific targeting of underlying momentary mechanisms and for tailoring treatment to individual needs. As such, this reflects one of the best opportunities for personalized medicine in the digital space. However, these rapid developments also pose many challenges such as questions around data ownership and governance, engagement with digital interventions, digital exclusion, staff concerns, and ethical issues.
This symposium brings together researchers from various strands of digital mental health to showcase some of its enormous opportunities but also critically reflect on and discuss these rapidly evolving developments. Tim Hahn will discuss promises, problems and perspectives of automatized machine learning analyses in mental health research. Georgia Koppe will follow on from this to showcase the potential of deep learning methods in mobile sampling and intervention. Matthias Schwannauer will critically discuss the digital revolution and its impact on individuals in mental healthcare. Finally, Mary Rose Postma will report data on the role of self-esteem as a putative momentary mechanism and present a novel ecological momentary intervention for targeting this mechanism in early psychosis.
Bei steigendem Gebäralter nimmt der Anteil von Schwangeren mit chronischen Erkrankungen zu. Eine wachsende Zahl von Frauen im fertilen Alter steht unter Behandlung mit Psychopharmaka. Viele dieser Medikamente sind jedoch laut Fachinformation der Hersteller nicht für Schwangerschaft und Stillzeit geeignet. Manche Substanzen wie Valproat oder Lithium erfordern wegen erhöhter Fehlbildungsrisiken eine spezielle Diagnostik. Hohe Prävalenzraten psychischer Störungen und die hierdurch begründete große Anzahl von Schwangeren, die Psychopharmaka einnehmen, unterstreichen den besonderen Bedarf, den Nutzen einer Pharmakotherapie vor dem Hintergrund der mit dem Einsatz verbunden möglichen Risiken abzuwägen. Aber auch schon bei der psychopharmakologischen Behandlung von Frauen im gebärfähigen Alter oder Frauen mit Kinderwunsch müssen bereits grundsätzlich mögliche Risiken berücksichtigt werden.
Kenntnisse über den Einsatz von Psychopharmaka in Schwangerschaft und Stillzeit sind insbesondere vor dem Hintergrund einer hohen Arzneimitteltherapiesicherheit für Mutter und (ungeborenes) Kind dringend erforderlich. Die medikamentöse Behandlung psychischer Störungen während dieser Phase entspricht dabei einer klinisch komplexen Situation, die zudem durch eine veränderte Pharmakokinetik geprägt ist. Das Symposium verschafft einen breiten Überblick über den aktuellen Stand zum Einsatz verschiedener Substanzgruppen in Schwangerschaft und Stillzeit mit einem Schwerpunkt hinsichtlich eines individuellen Risikoassessments einzelner Psychopharmaka. Eigene Daten zum Therapeutischen Drug Monitoring von Psychopharmaka in mütterlichem Serum, Fruchtwasser, Nabelschnurblut und Muttermilch runden den Beitrag ab und geben hierdurch viele wichtige klinisch praktische Empfehlungen zur Behandlung dieser sehr vulnerablen Patientengruppe.
Bei der bipolaren Störung als chronische Erkrankung können im Langzeitverlauf verschiedene weitere gesundheitliche Probleme als direkte oder indirekte Folgen auftreten, die die Lebensqualität und das Funktionsniveau im Alltag in erheblichen Maße beeinflussen können. Somatische Erkrankungen treten gehäuft auf, werden jedoch unzuverlässiger diagnostiziert und behandelt als bei psychisch gesunden Vergleichsgruppen. Das ist verbunden mit einem schlechteren Krankheitsverlauf, einer erhöhten Morbidität und auch der Mortalität. Dabei sind krankheitsbedingte Faktoren (Selbstmanagement, Bewegung, Suchtmittelgebrauch etc.) sehr wichtig. Aber auch die Langzeitmedikation kann das Entstehen und den Verlauf von z.B. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes beeinflussen. Neu entstehende psychiatrische Komorbiditäten wie Suchterkrankungen können die langfristige Prognose bzw. den Verlauf der eigentlichen Grunderkrankung negativ beeinflussen. Aber auch eine zunehmend veränderte Selbsteinschätzung der eigenen „Normalität“ kann bei der Langzeitbehandlung der Bipolaren Störung eine therapeutische Herausforderung darstellen. Unentdeckt oder nicht ausreichend behandelt bleiben auch subsyndromal auftretende Veränderungen eine Belastung für die Patienten. Sie können Restsymptome oder gering ausgeprägte Symptome der Grunderkrankung sein, bei denen ein sehr differenziertes Therapiekonzept gefragt ist. Ein weiteres psychiatrisches Langzeitproblem der bipolaren Erkrankung stellen kognitive Störungen dar. Die kognitive Remediation bildet dabei eine wirksame Behandlung zur Verbesserung des Funktionsniveaus bei psychiatrischen Erkrankungen. Im klinischen Alltag ist der Therapieansatz jedoch noch nicht durchgängig etabliert. Aufgrund der erheblichen Bedeutung möchte das Symposium die unterschiedlichen Langzeitfolgen der bipolaren Erkrankung und ihre Bedeutung für die individuelle Lebensqualität wie auch die Gesamtmorbidität darstellen und diskutieren.
Es ist ein Grundprinzip der Psychotherapie, dass es sich um eine Interaktion zwischen zwei Personen handelt. Daher spielt nicht nur die Fachkunde des Therapeuten, sondern auch seine Persönlichkeit eine große Rolle. Unter dem Einfluss der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie gibt es wissenschaftliche Positionen, die sogar der Therapeutenpersönlichkeit einen größeren Wirkeffekt zusprechen, als technischen Interventionen.
In der Psychotherapieweiterbildung von Ärzten und Psychologischen Psychotherapeuten gibt es daher eine Reihe von Schulungsmaßnahmen, die explizit auf die Entwicklung der Therapeutenpersönlichkeit abzielen, wie die Lehranalyse, Selbsterfahrung, Balint/IFA-Gruppen oder Fallsupervisionen mit Bandaufnahmen.
Eine offene Diskussion ist, ob unabhängig vom jeweiligen Psychotherapieverfahren Methoden zur Entwicklung der Therapeutenpersönlichkeit in gleicher Art zum Einsatz kommen sollten, oder ob dies verfahrensspezifisch unterschiedlich erfolgen muß.
Im Referat Psychotherapie wird derzeit an Empfehlungen zur Durchführung der Selbsterfahrung in der Psychotherapieweiterbildung gearbeitet. In diesem Symposium soll auf diesem Hintergrund die Frage der Anforderungen an Therapeuten in den unterschiedlichen Psychotherapieverfahren zur Diskussion gestellt und empirische Studien referiert und diskutiert werden. Themen und Teilnehmer sind:
B. Strauß, Jena
Wissenschaftlicher Stand zum "T-Faktor" in der Psychotherapie.
F. Jacobi/T. Storck, Berlin
Nähe und Distanz in der verschiedenen Psychotherapieverfahren.
M. Linden, Berlin
First Impression Formation“. Die Bedeutung von „Äußerlichkeiten
S. Taubner, Heidelberg
Wie wird die Person der Psychotherapeutin und des -therapeuten in der Ausbildung berücksichtigt?
Im Juli 2018 hat das Bundesverfassungsgericht eine viel beachtete Entscheidung getroffen, die zumindest für 5- und 7-Punkt Fixierungen, falls sie länger als 30 min dauern, eine richterliche Genehmigung auch dann erforderlich macht, wenn ein Patient bereits richterlich untergebracht ist. Darüber hinaus hat das Gericht sehr klare Vorgaben dazu gemacht, wann solche Maßnahmen angeordnet werden dürfen und wie sie zu überwachen sind.
Diese Entscheidung hat ein geteiltes juristisches Echo gefunden, und ist auch in den psychiatrischen Kliniken kritisch aufgenommen worden. Einerseits wird eine rechtsstaatliche Kontrolle solcher Maßnahmen begrüßt, andererseits stellen sich eine Vielzahl schwieriger praktischer Fragen der Umsetzung von der logistischen Umsetzung der Benachrichtigung des Gerichtes bis zur Sicherstellung der grundsätzlich vom Gericht geforderten 1:1 Betreuung.
In diesem Symposium werden sowohl die rechtlichen, als auch die ethischen Implikationen dieser neuen Situation beleuchtet und zudem werden die ersten Erfahrungen aus der klinischen Praxis und mit der Umsetzung verbundenen Probleme von namhaften Experten dargestellt.
Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) ist das effektivste psychiatrische Behandlungsverfahren bei schweren affektiven und psychotischen Erkrankungen. Auch und gerade bei therapieresistenten Behandlungsverläufen stellt die EKT eine wirksame Behandlungsoption dar. Entsprechende Empfehlungen finden sich sowohl in den nationalen, als auch in den internationalen Leitlinien der psychiatrischen Fachgesellschaften. Die Nebenwirkungen sind, vor allem verglichen mit der häufigen Polypharmazie, meist gering und die gefürchteten Gedächtnisstörungen in der Regel vorübergehend.
Trotz des guten Wirkungs-Nebenwirkungsverhältnisses bieten nur etwa die Hälfte der psychiatrischen Kliniken ihren PatientInnen die EKT als Behandlungsmöglichkeit an. Studierende der Medizin bekommen im Rahmen ihrer Ausbildung meist nicht die Möglichkeit eine EKT zu sehen und sich mit der Effektivität vertraut zu machen. Auch in der Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer für das Gebiet Psychiatrie sind keine speziellen Kenntnisse zur EKT gefordert.
Unser Symposium richtet sich ausdrücklich an Studierende der Medizin und Assistenzärztinnen und -Ärzte in Weiterbildung, die bislang kein oder wenig Kontakt mit der EKT hatten und sich mit den Grundlagen dieser Behandlungsform vertraut machen möchten.
Im Rahmen der Symposiumsbeiträge soll zunächst die praktische Durchführung einer EKT mit Hilfe eines Videos demonstriert werden. Anschließend wird ein Überblick über die Evidenz bei den gängigen Indikationen gegeben. Nachfolgend wird sich ein Vortrag mit den ethischen Aspekten zur EKT beschäftigen. Abschließend soll die Wiedereinführung der EKT am Universitätsklinikum Eppendorf samt ihrer Möglichkeiten und Widerstände nachvollzogen werden.
Wir würden uns über eine Aufnahme des Symposiums in das Nachwuchsprogramm der Generation PSY freuen, sehen unser Symposium aber auch in einem anderen Kontext sehr relevant an.
In der Diskussion über die Entwicklung der psychiatrischen Versorgung spielen die Begriffe Autonomie, Teilhabe und Lebensweltbezug eine zentrale Rolle. Die UN-Behindertenrechtskonvention hat hierzu wichtige Impulse gegeben, die u.a. in die Neufas-sung des Bundesteilhabegesetzes eingeflossen sind: „Sonderwelten“ sollen künftig mög-lichst vermieden werden. Ambulante, integrierte und im Sozialraum verankerte Angebote erhalten ein stärkeres Gewicht. Im Akutbereich sieht das neue PsychVVG erstmals die Mög-lichkeit einer stationsäquivalenten Behandlung in Anlehnung an das sog. „Home Treatment“ vor. Diese Entwicklung ist nachdrücklich zu begrüßen. Dennoch wird auch in Zukunft die voll-stationäre Behandlung als einer von vielen Bausteinen der psychiatrischen Versorgung nicht vollständig verzichtbar sein. Der Workshop beschäftigt sich mit der Frage, wie ein stationä-res Milieu zeitgemäß so zu gestalten ist, dass auch hier ein möglichst hoher Grad an (Patienten-)Autonomie, Partizipation und Lebensweltbezug gewährleistet ist. Entsprechende Konzepte können nur im Austausch aller Beteiligten entwickelt werden, d.h. berufsgruppen-übergreifend und trialogisch. Deshalb fließen in die vier Impulsvorträge die ärztliche, pflegerische, Patienten- und Angehörigenperspektive ein.
Nach heutigem Wissen können biologische, lebensgeschichtliche und soziale Faktoren zur Entstehung von psychischen Krankheiten beitragen, wobei es häufig Kombinationen aus diesen Faktoren sind, die zum Entstehen einer Krankheit führen. Jede eindimensionale oder monokausale Theorienbildung muss daher als überholt gelten. Im klinischen Alltag ist weder die alleinige Beeinflussung biologischer, noch psychologischer oder sozialer Faktoren für die Behandlung ausreichend. Sozialpsychiatrie, biologische Psychiatrie und psychotherapeutische Psychiatrie haben daher in der klinischen Arbeit, in der Forschung und in der Lehre einen unverzichtbare Aufgabe, ohne die eine umfassende Behandlung und Betreuung psychisch Kranker nicht gelingen kann.
Psychosomatik wird in den meisten Ländern der Welt als integraler Bestand der Psychiatrie gesehen. Körperliche und psychische Erkrankungen treten gehäuft gemeinsam auf, weshalb im klinisch-psychiatrischen Alltag nicht auf die Behandlung somatischer Erkrankungen und umgekehrt im klinischen Alltag somatischer Fachgebiete nicht auf die Behandlung psychischer Krankheiten vergessen werden darf. Die Tatsache, dass biologische, lebensgeschichtliche und soziale Faktoren zur Entstehung von Krankheiten beitragen können, gilt selbstverständlich auch für alle Erkrankungen im Kontext somatischer Komorbidität. Psychosomatik als Teil des Fachgebietes Psychiatrie ist unseres Erachtens ein gutes Beispiel eines gesamtheitlichen Zusammenspiels von Sozialpsychiatrie, biologischer Psychiatrie und psychotherapeutischer Psychiatrie in Kooperation mit somatischer Medizin.
For a large portion of psychiatric disorders, the precise neurobiological mechanisms causing and sustaining the disorder remain elusive. Inflammatory mechanisms within the central nervous system (CNS) have been shown to interact with neurotransmitter systems and influence synaptic plasticity thereby affecting cognition, mood, sleep, appetite and other domains relevant to psychiatric disorders. Moreover, immunological dysregulation may be a shared mechanism crossing traditional diagnostic boundaries.
This symposium aims to illustrate the influence immunological processes exert on specific symptoms pertinent to a range of psychiatric disorders and depict the known or presumed underlying biological mechanisms.
Bernhard Baune will present an update on the current understanding of brain-immune interactions and introduce the transdiagnostic concept illustrated by inflammatory mechanisms that affect cognitive function across diagnostic categories. Philipp Ritter will present evidence from studies correlating cytokine levels and inflammatory activity of monocytes with symptoms such as altered sleep in patients with bipolar disorder. Hubertus Himmerich will explain the role of cytokines in the pathophysiology of anorexia and bulimia nervosa on the basis of a recent meta-analysis on cytokines in eating disorders, a cross-sectional pilot and a longitudinal study investigating the course of serum levels of cytokines in patients with anorexia nervosa. Josef Priller will discuss recent results from single-cell analysis of myeloid cells in unipolar depression and other neuropsychiatric disorders.
Overall, the symposium will help to provide a better understanding of the pathophysiological role of the immune system in major mental disorders.