In den letzten Jahren werden Psychiater und Psychotherapeuten zunehmend auch von onkologischen PatientInnen aufgesucht. Sie bringen dabei Fragestellungen und Problemkonstellationen mit, auf die die derzeitige Weiter-/Ausbildung nicht vorbereitet: Im Gegensatz zu körperlich gesunden Patienten mit Angsterkrankungen sind die Sorgen und Ängste von onkologischen PatientInnen meist gut begründet und realistisch. Einem Aufbau von positiven bzw. werte-orientierten Aktivitäten zur Behandlung depressiver Symptome stehen häufig Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit oder Verhaltensvorgaben der Onkologen entgegen. Und hinter einer gedanklichen Beschäftigung mit dem Tod kann nicht nur Suizidalität stehen, sondern auch funktionales Coping im Sinne von Akzeptanz, eine Identitätskrise bei neu aufgetretener Pflegebedürftigkeit oder vieles Andere mehr.
Dieser Workshop bietet eine Einführung in dieses spannende und bereichernde neue Betätigungsfeld für Psychiater und Psychotherapeuten. Nach einem kurzen Überblick über die Rahmenbedingungen und die bestehenden Versorgungsstrukturen in Deutschland werden häufige psychische Symptome bei onkologischen Patienten an Hand von Fallbeispielen präsentiert, und schließend ein Überblick über Behandlungsansätze und Interventionen gegeben. Es besteht auch die Möglichkeit, Fragen zu eigenen Fällen anzubringen. Der Workshop schließt ab mit Anregungen für weiteres Selbststudium und einem Ausblick auf die Zusatzqualifikation Psychoonkologie.
Der Workshop richtet sich hauptsächlich an klinisch tätige Ärzte und Psychologen während oder nach der Weiter-/Ausbildung. Medizinische Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Erste eigene Erfahrungen in der psychoonkologischen Arbeit wären hilfreich, sind aber keine Voraussetzung. Methodisch orientiert sich der Workshop an der Dritten Welle der Verhaltenstherapie, ohne jedoch dogmatisch zu sein. Die Workshopleiterin ist Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoonkologin und Palliativmedizinerin. Sie leitet die psychosomatischen Liaisondienste am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck.