Zu den neueren Entwicklungen der Verhaltenstherapie zählt die Metakognitive Therapie (MCT), die von Prof. A. Wells entwickelt worden ist. Sie wird zur Behandlung von Menschen mit affektiven Störungen, sowie Zwangs- und Angststörungen angewandt und geht davon aus, dass es nicht die Inhalte von Kognitionen, sondern dysfunktionale und für den Patienten schwer zu kontrollierende Muster des Denkens und der Aufmerksamkeitslenkung sind, die diese psychischen Störungen aufrechterhalten. Diese charakteristischen Muster werden auch als kognitives Aufmerksamkeitssyndrom (CAS) bezeichnet. Das CAS besteht aus einem exzessiven Grübeln und Sich-Sorgen-machen, Gedankenkontrollstrategien sowie einer ausgeprägten Lenkung der Aufmerksamkeit auf potentielle Gefahren. Den Hintergrund für den Einsatz dieser Strategien stellen positive metakognitive Überzeugungen dar, die ihren Nutzen für den Patienten betonen (z.B.: „Grübeln hilft mir, eine Lösung für meine Probleme zu finden.“). Über die Zeit bilden sich jedoch auch negative metakognitive Überzeugungen hinsichtlich der Unkontrollierbarkeit dieser Prozesse und ihrer Gefährlichkeit (z.B.: „Ich kann mein Sorgen-machen nicht kontrollieren!“). Sie tragen zu einer Aufrechterhaltung der obigen Strategien und dem Einsatz weiterer dysfunktionaler Bewältigungsstrategien bei (z.B. Vermeidung von Situationen, Substanzkonsum, etc.). Diese führen zu einer weiteren Verschlechterung der Symptomatik im Sinne eines Teufelskreises. Die metakognitive Therapie zielt auf eine Steigerung des metakognitiven Bewusstseins des Patienten und die Wiedererlangung der flexiblen Kontrolle über kognitive Prozesse und Prozesse der Aufmerksamkeitslenkung. Das CAS und dysfunktionale Bewältigungsstrategien werden abgebaut, die ihnen zugrundeliegenden metakognitiven Überzeugungen verändert und alternative Pläne der kognitiven Verarbeitung generiert. Aktuelle empirische Daten weisen darauf hin, dass ein großer Teil der Patienten auf diese Art der Behandlung respondiert und eine nachhaltige und klinisch bedeutsame Verbesserung der Symptomatik erreicht.