Die aktuelle Studienlage belegt den Nutzen von körperlicher Aktivität und Sport-/Bewegungstherapie in der Behandlung von psychischen Erkrankungen. Körper- und bewegungsorientierte Interventionen wirken über neurobiologische und neuroendokrinologische Effekte durch Anpassung des Körpers an körperliche Aktivität/Trainingsreize und über die spezifischen und unspezifischen Wirkfaktoren der Behandlung von psychischen Erkrankungen. Forschungsarbeiten zur Wirksamkeit liegen aus der Sportwissenschaft, der Psychiatrie und Sportmedizin, sowie der Tanztherapie vor. Für eine weitere Etablierung von körper- und bewegungsorientierten Interventionen zur Versorgung von Patienten mit psychischen Erkrankungen ist eine Zusammenarbeit der Referate Sportpsychiatrie und Gesundheitsfachberufe zielführend. Gleichzeitig soll im Symposium die Versorgungslage mit Sport-/Bewegungstherapie anhand von aktuellen Daten aus der Psychosomatik und der Psychiatrie diskutiert werden. Die Anpassung der Versorgung an wissenschaftlich begründete Empfehlungen stellt eine Herausforderung für das Gesundheitswesen dar.
Zur Integration sport-, bewegungs-, und körpertherapeutischer Interventionen bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen im stationären Setting
Karen Bausch, Waldenburg (Germany)
Adhärenz von psychosomatischen Patienten mit BMI > 35 an körper- und bewegungsorientierte Interventionen im Rahmen einer vierwöchigen stationären psychotherapeutischen Behandlung
Jannis Alexandridis, Köln (Germany)
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Autor:in:
Jannis Alexandridis, Köln (Germany)
Hintergrund:
Auch wenn die Adipositasbehandlung für psychosomatisch Erkrankte nicht im Vordergrund steht, sind Körper-, Bewegungs- und Sporttherapie für diese Patientengruppe indiziert. Adhärenz ist im Sinne einer langfristigen Aufrechterhaltung von körperlichen Aktivität während und nach dem stationären Aufenthalt von großen Bedeutung. Die Übereinstimmung von Verordnungen und tatsächlicher Teilnahme zu überprüfen, ist Gegenstand der Untersuchung.
Methode:
Bei 34 Patienten (♀=24; ♂=10, BMI >35) mit psychosomatischen Erkrankungen (Affektive Störungen 25; neurotische, Belastung- und somatoformen Störungen 23, Persönlichkeitsstörungen 3, Essstörungen 18) wurden Verordnungen und Teilnahmedokumentation der verschiedenen Bewegungstherapien retrospektiv aus dem elektronisch-medizinischem Organisationsprogramm erfasst und analysiert.
Ergebnis:
Verordnet wurden 1094 bewegungstherapeutische Einheiten (bE), von denen 462 bE in die Therapiepläne aufgenommen wurden. Zu einer aktiven Teilnahme kam es bei 349 bE.
Schlussfolgerung:
Eine Realisation von 75% der eingeplanten bewegungstherapeutischen Einheiten weist auf eine gute Adhärenz bei Patienten mit psychosomatischen Erkrankungen und Adipositas hin. Um die körperliche Aktivität dieser Patientengruppe zu steigern, bedarf es einer Analyse der Gründe dafür, dass weniger als 50 % der ärztlichen Verordnungen in die Therapiepläne aufgenommen wurden.