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Raum:
Saal A2
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 18: Stimulationsverfahren, internetbasierte Interventionen und andere psychiatrische Therapieformen
Format:
State-of-the-Art-Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Hirnstimulationsverfahren unter besonderer Berücksichtigung der Elektrokonvulsionstherapie
Michael Grözinger, Aachen (Germany)
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Autor:in:
Michael Grözinger, Aachen (Germany)
In den letzten Jahrzehnten wurden mehrere Methoden entwickelt, um im lebenden Menschen die Aktivität von Nervenzellen mit elektrischem Strom zu beeinflussen und so auf psychische Prozesse einzuwirken. Abgesehen von der elektrischen Stimulation des Gehirns haben die Verfahren wenig Gemeinsamkeiten. Die Historie, die Art der Anwendung und die Wirkmechanismen unterscheiden sich deutlich. Insbesondere ist die Stärke von Wirkungen und Nebenwirkungen verschieden. Zunächst wird ein Überblick zu den wichtigsten Methoden vermittelt. Danach wird ausführlicher auf die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) eingegangen. Diese zeichnet sich durch mehrere Besonderheiten aus:
1. Sie ist die älteste unter den Hirnstimulationsverfahren, ist jedoch durch kontinuierliche technische und nicht-technische Weiterentwicklung eine moderne medizinische Intervention geblieben.
2. Bei bestimmten therapieresistenten und bedrohlichen psychischen Erkrankungen ist sie deutlich wirksamer als andere Therapieverfahren (Alleinstellungsmerkmal).
3. EKT ist evidenz-basiert und wird weltweit angewandt.
4. Entgegen der häufigen Behauptung vom unbekannten Wirkmechanismus ist sie den anderen psychiatrischen Therapien diesbezüglich durchaus ebenbürtig.
5. Im Verhältnis zum Weiterbestehen der Erkrankung sind die Nebenwirkungen benigne.
Daneben wird auf neue Aspekte der EKT-Behandlung eingegangen.
Transkranielle Magnetstimulation – Grundlagen, Evidenz und klinische Perspektiven
Christian Plewnia, Tübingen (Germany)
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Autor:in:
Christian Plewnia, Tübingen (Germany)
Die repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) wird nun seit über 20 Jahren als Ergänzung des Arsenals psychiatrischer Therapieverfahren untersucht. Über elektromagnetische Induktion wird bei der rTMS die Aktivität kortikaler Hirnareale (des Präfrontalkortex bei Depression, des Temporoparietalkortex bei auditorischen Halluzinationen) nicht-invasiv, gezielt und über die Zeit der Stimulation hinaus anhaltend moduliert. Durch wiederholte Anwendung über mehrere Wochen werden neuroplastische Prozesse induziert die zu einer nachhaltigen Besserung der für die entsprechende Symptomatik charakteristischen Veränderungen neuronaler Netzwerkaktivität führen können. Aktuelle Metaanalysen zeigen die Wirksamkeit dieses Verfahrens in der Behandlung depressiver Störungen auf höchstem Evidenzniveau und eine mögliche Wirksamkeit bei auditorischen Halluzinationen. Trotzdem hat sich die rTMS zumindest in Europa noch nicht als klinischen Routinebehandlung etabliert. In diesem Vortag werden die methodischen und neurophysiologischen Grundlagen der rTMS dargestellt, die aktuellen Theorien zur Wirkweise erläutert, relevante klinischen Studien dargestellt und aktuelle Entwicklungsperspektiven präsentiert. Außerdem wird eine Weiterentwicklung der rTMS, die Theta Burst Stimulation anhand bisheriger klinischer Evidenz und aktuell laufender multizentrischer klinischer Studie vorgestellt. Abschließend werden die Perspektiven einer breiteren klinischen Anwendung dieses Verfahrens diskutiert.