Was wäre, wenn wir Krankheiten behandeln würden, bevor erste Symptome entstehen und so verhindern könnten, dass sie überhaupt ausbrechen? Dank immer tieferer Einsichten in die biologischen Prozesse und neuer digitaler Technologien kann man heute bereits individuelle Veränderungen im menschlichen Körper nachweisen, bevor sich die Erkrankung in klinischen Symptomen manifestiert. Eine besondere Rolle kommt Biomarkern zu, die Vorstufen von krankmachenden Veränderungen anzeigen. Großunternehmen der forschenden Pharmaindustrie wie die Fa. Janssen glauben inzwischen an einen solchen Paradigmenwechsel in der Behandlung schwerer Krankheiten und nennen diesen Paradigmenwechsel „Disease Interception“. Prognose und Intervention sollen an die Stelle von Diagnose und Behandlung treten und dafür sind 3 Phasen vorgesehen:
1. Identifizierung von Menschen mit sehr hohem Erkrankungsrisiko
2. Aufnahme in ein individuelles medizinisches Monitoring
3. Initiierung einer gezielten Intervention zum richtigen Zeitpunkt („Interception Window“)
Das Symposium greift diese hochaktuelle industrielle Perspektive auf und beschäftigt sich mit ihren Anwendungsmöglichkeiten in der Psychiatrie.
Im ersten Beitrag wird deutlich gemacht, was „Disease Interception“ der Strategie „Indizierter Prävention“ entspricht, die auch in die Psychiatrie bereits Eingang gefunden hat und am weitesten auf den beiden Gebieten der Psychosen- und der Demenzforschung vorangeschritten ist.
Der zweite Beitrag stellt die 3 Phasen der „Disease Interception“ auf klinischer Ebene für die Psychosen dar und wird durch den dritten Beitrag hinsichtlich der Optimierungsmöglichkeiten der Risikoidentifikation durch Biomarker ergänzt.
Daran anschließend zeigt der vierte Beitrag die Anwendungsmöglichkeiten des Interception-Konzepts auf die Alzheimer Demenz mit ihrem heutigen Entwicklungsstand auf.