Stoffgebundene Abhängigkeiten stellen eine enorme Herausforderung dar und sind mit hohen Rückfallquoten nach der Entgiftung assoziiert. Umso nachvollziehbarer ist das Bestreben, durch ein besseres Verständnis der neurobiologischen Grundlagen, innovative und bisher nicht zugelassene therapeutische Optionen auf potentiellen Nutzen zu prüfen.
Das geplante Symposium soll unter Berücksichtigung neuerer Erkenntnisse zur Pathophysiologie von Abhängigkeitserkrankungen therapeutische Ansätze jenseits der Regelversorgung darstellen.
In diesem Kontext legen Bildgebungsstudien nahe, dass Appetenz- und Suchtverhalten nach Drogen, kalorienreichem Essen und Glücksspiel durch überlappende neuronale Netzwerke verarbeitet werden. Hamid Noori wird eine umfassende Meta-Analyse von publizierten Studien (n=5573) vorstellen, die den Grad der Überschneidung dieser Netzwerke identifiziert. Die Resultate zeigen, welche Gehirnregionen spezifisch auf Drogenreize u.a. Alkohol, Nikotin, Heroin, Kokain und Methamphetamin reagieren und können dazu beitragen, akkurate Ziele für die Suchtreduktion zu definieren.
Hieran anknüpfend wird Peter Kirsch darstellen, wie sich über direktes Neurofeedback Symptomdomänen der Abhängigkeit bei alkoholabhängigen Patienten beeinflussen lassen und so womöglich zu einem längerfristigen Therapieerfolg beitragen können.
Auf psychopharmakologischer Ebene wird Tom Bschor den von vielen Patienten positiv bewerteten Ansatz, Baclofen zur Abstinenzunterstützung einzusetzen, bezüglich seiner wissenschaftlichen Rationale und insbesondere seiner Evidenzbasierung hinterfragen.
Abschließen wird ein Vortrag zum potentiellen Nutzen der tiefen Hirnstimulation des Nucleus accumbens bei stoffgebundenen Abhängigkeiten. Basierend auf positiven Fallberichten und ersten Tiermodellarbeiten wurden kleine humane Studien aufgesetzt, die jedoch mit Rekrutierungsschwierigkeiten zu kämpfen hatten. Jens Kuhn stellt bisher gewonnene Daten vor und diskutiert Perspektiven und Herausforderungen.