Psychisch kranke Eltern haben oft psychisch kranke Kinder und umgekehrt. Das Symposium widmet sich den Mechanismen der Weitergabe psychischer Störungen über die Interaktion zwischen Eltern und Kindern, die neben (epi-)genetischen Faktoren einen wichtigen Übertragungsweg darstellt. S. Diop, L. Turmes et al. untersuchen soziale Kognition, Metakognition, Affektwahrnehmung und -regulation als mögliche Faktoren einer gestörten Mutter-Kind-Interaktion bei Patientinnen mit einer postpartalen Depression mit standardisiertem Video-Interview. Gestörte Affektwahrnehmung und -regulation beeinträchtigen die Interaktion J. Petzold präsentiert Ergebnisse einer Teilstichprobe (N=107 Mutter-Vater-Kind-Triaden) der prospektiv-längsschnittlichen MARI-Studie bzgl. des psychischen Befindens von Müttern und Vätern von exzessiv schreienden Babys, der Partnerschaftsqualität sowie der weiteren sozialen Unterstützung. Die Bedeutung von Vätern als wichtige Unterstützung von psychisch belasteten Müttern sowie als alternative Bezugsperson für (exzessiv) schreiende Babys wird aufgezeigt. E. Möhler und F. Resch zeigen anhand von Daten aus zwei longitudinaler Kohortenstudien an großen Stichproben über 10-15 Jahre, dass Early Life Stress während Schwangerschaft und früher Kindheit sowohl Risikoverhalten als auch Psychopathologie der Kinder im Alter von 10 und 14 Jahren negativ beeinflusst. Daher sind dringend therapeutische Ansätze erforderlich, die frühzeitig Eltern-Kind-Interaktion in den Fokus nehmen und Bindung verbessern. Als Beispiel hierfür wird von R. Oelkers-Ax und E. Wild das bindungsorientierte Behandlungsmodul „FaTZ-Borderline“, das für die tagesklinische integrierte familienpsychiatrische Therapie von Eltern mit BPS und ihren Kindern mit oder (noch) ohne psychische Störung entwickelt wurde, vorgestellt und evaluiert.
Störung von Affektivität und sozialer Kognition bei Patientinnen mit postpartaler Depression
Shirin Diop, Bochum (Germany)
Luc Turmes, Herten (Germany)
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Autor:innen:
Shirin Diop, Bochum (Germany)
Luc Turmes, Herten (Germany)
Georg Juckel, Bochum (Germany)
Paraskevi Mavrogiorgou-Juckel, Bochum
Soziale Kognition, Metakognition, Affektwahrnehmung u. -regulation als Faktoren einer gestörten Mutter-Kind-Interaktion bei postpartaler Depression
Mütter, Väter und exzessives Schreien: die Rolle von peripartaler Angst und Depression in der Familie
Johanna Petzoldt, Dresden (Germany)
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Autor:in:
Johanna Petzoldt, Dresden (Germany)
Verschiedene Studien betonen die Rolle mütterlicher Ängste und Depressionen bei der Entstehung von exzessivem Säuglingsschreien. Aber auch die Bedeutung väterlicher Angst und Depression rückt zunehmend in den wissenschaftlichen Fokus. In diesem Vortrag werden mütterliche und väterlicher Angst und Depression im Zusammenhang zu exzessivem Säuglingsschreien näher beleuchtet. Dabei werden auch die Partnerschaftsqualität der Eltern sowie die weitere soziale Unterstützung der Familie berücksichtigt.
In der prospektiv-longitudinalen MARI Studie wurden mütterliche und väterliche Angst- und depressive Störungen zu verschiedenen Messzeitpunkten vor und nach der Geburt mittels standardisierter Interviews untersucht (Mütter: N=306 CIDI-V, Väter: N=107 WHO-CIDI). Partnerschaftsqualität und soziale Unterstützung beider Eltern wurden anhand von Fragebögen vor und nach der Geburt erfasst (PFB, F-Sozu). Exzessives Schreien (≥3h pro Tag, ≥3 Tagen pro Woche, ≥3 Wochen) wurde für N=286 Säuglinge innerhalb der ersten 16 Lebensmonate erhoben.
Säuglinge, deren Eltern gemeinsam an der Studie teilnahmen, entwickelten mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit exzessives Schreien. Für diesen geringen Anteil wurden allerdings eine väterliche Generalisierte Angststörung sowie eine väterliche depressive Störung vor der Geburt als bedeutsame Risikofaktoren identifiziert. Nahm der Vater nicht an der Studie teil, zeigten sich zudem stärkere Assoziationen mit mütterlichen Angststörungen und die protektive Funktion einer guten sozialen Unterstützung sowie einer guten Partnerschaftsqualität aus Sicht der Mutter wurde deutlicher.
Väter, die sich bereits während der Schwangerschaft für die werdende Mutter und das gemeinsame Kind engagieren, stellen einen relevanten Schutzfaktor bei der Entstehung von exzessivem Schreien dar. Möglichkeiten zur Verbesserung des väterlichen Engagements und zur Intensivierung der Väterforschung werden diskutiert.
Early Life Stress – Langzeitfolgen und Behandlungserfordernisse?
Eva Möhler, Heidelberg (Germany)
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Autor:innen:
Eva Möhler, Heidelberg (Germany)
Johann Resch, Heidelberg (Germany)
Early Life Stress- Auswirkungen und Interventionsansätze
Einleitung: Dass aversive Kindheitserfahrungen langanhaltende Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit haben, wurde spätestens durch die ACE-Studie hinreichend belegt, welche dies retrospektiv anhand von Versichertendaten erhoben hat. Prospektive Studien hingegen existieren kaum.
Methode: Anhand von 2 longitudinalen Kohortenstudien wurde der Einfluss von Early Life stress prospektiv in Schwangerschaft und früher Kindheit erhoben mithilfe von Elternfragebögen und Cortisolmessungen. Im Alter von10 und 14 Jahren wurde neben der Allgemeinen Psychopathologie auch das Risikoverhalten gemessen. 2 ‚low-stress‘ Community-Samples a 101 bzw.108 Mutter-Kind-Paare wurden längsschnittlich nachverfolgt.
Ergebnis: Mit einer guten Retentionsrate (n=76 bzw. n=74) konnten wir die Stichproben in der Adoleszenz nachuntersuchen. Early Life Stress sagt das Risikoverhalten in der Adoleszenz mit einer 10prozentigen Varianzaufklärung vorher.
Diskussion: Angebote zur Minderung von Stress in der Kindheit wie Eltern-Kind-Tageskliniken oder Stationen scheinen dringend erforderlich und ausbauwürdig. Zudem sind weitere Studien vertiefende Studien, z.B. in high-stress Populationen erforderlich, da hier der Effekt noch pathogenetisch bedeutsamer erwartet wird.
„FaTZ-Borderline“: familienpsychiatrisches, bindungsorientiertes Behandlungskonzept für Eltern mit Borderline-Persönlichkeitsstörung und ihre Kinder im Familientherapeutischen Zentrum (FaTZ) Neckargemünd
Rieke Oelkers-Ax, Neckargemünd (Germany)
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Autor:innen:
Rieke Oelkers-Ax, Neckargemünd (Germany)
Elke Wild, (Germany)
Bindungsorientiertes Behandlungsmodul „FaTZ-Borderline“ für die tagesklinische familienpsychiatrische Therapie von Eltern mit BPS und ihren Kindern